1 Das vorliegende, undatierte Schreiben F. Ludwigs an Gf.
Wolrad IV. v. Waldeck-Eisenberg (FG 114) dürfte im Dezember 1639 abgefaßt worden
sein, da sich der Graf in 400127 für Ludwigs Geschenk zweier Bücher bedankte. Es
muß aber auch vor dem Empfang eines (uns unbekannten) Schreibens des Grafen vom
24. 11. 1639 abgesandt worden
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sein, da F. Ludwig erst in 400209 auf dieses
eingeht. Geht man bei diesem November-Brief wie im Falle 400127 von einer
Beförderungszeit von 10–14 Tagen aus (s. dort den Eingangsvermerk), so spräche
dies für den Dezember 1639 als Abfassungszeit des vorliegenden Briefes. Da die
Köthener Offizin von etwa 1631 bis einschließlich 1638 brach lag und erst 1639 zu
einer zweiten Blüteperiode ansetzte, kann F. Ludwigs Satz, er sende „ein par
büchlein, die vergangenes Jhar hier gedrucket worden“, auch auf das zeitige
Frühjahr 1640 als Termin der Briefabfassung hindeuten. Freilich dürfte zu
konzedieren sein, daß am Ende eines Jahres mit dem ,vergangenen Jahr‘ das gerade
zu Ende gehende gemeint sein kann. Bei den 1639 auf der Presse F. Ludwigs
gedruckten Büchern handelt es sich um:
Fürst Christian II.:
Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (1639);
Fürst
Ludwig: Tamerlan (1639); Glaubens Bekentnüß/ Der Evangelischen Kirchen in
Franckreich. Aus dem Frantzösischen trewlich übergesetzet (1639), s. 391100 K 3.
Dazu kommt eine Köthener Ausgabe von
D. v. dem Werder:
Friedensrede (1639), s. 390904 u. I. Anfang Juni 1640 erschien die
Übertragung der
Sepmaines des Guillaume de Saluste sieur Du
Bartas durch Tobias Hübner (FG 25), revidiert von F. Ludwig und Diederich v. dem
Werder (FG 31):
Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und
Andere Woche (1640), s. 400000 u. 400619. Vgl.
Conermann: Fürstl. Offizin, 133ff. u.
Dünnhaupt:
Druckerei, 913 u. 936f.
2 Wahrscheinlich ein alter französischer Alexanderroman, der
1640 auch zur Übersetzung gelangte. F. Ludwig wollte am 19. 6. 1640 das frz.
Original an den Früespaten (Gf. Wolrad IV. v. Waldeck-Eisenberg † 6. 10. 1640)
zurücksenden. S. 390701 (K 2).
3 Zum schwed. Obristwachtmeister Giacomo de Colombo vgl.
401212 K I 2.
4 Die Tauchfahrt- sowie die Greifenflug-Episode (s. Anm. 5)
sind konstituierende Textteile in den latein., französ., engl., italien., span.
und dt. Versionen des Alexanderliedes oder -romans, wie sie vom 12. bis 15. Jh.
verbreitet waren, ja gewannen damals sogar überragende Bedeutung: Beide Episoden
repräsentieren Alexander als
exemplum vanitatis, der
stolzen Selbstüberhebung. Die Tauchfahrt-Episode thematisiert Alexanders
Meeres-Erforschung mit Hilfe einer Tauchglocke („Kasten“). Vereitelt wird dieses
Vorhaben durch einen riesigen Fisch. Vgl. dazu Trude Ehlert: Deutschsprachige
Alexanderdichtung des Mittelalters. Zum Verhältnis von Literatur und Geschichte.
Frankfurt/ Main u. a. 1989, 63 u. 312–314 (Episodenregister); Hartmut Kugler:
Alexanders Greifenflug. In: IASL 12 (1987), 1–25.
5 Ebenfalls bis in das 17. Jahrhundert hinein weithin
bekannte u. im letzten Teil des mittelalterlichen Alexanderromans angesiedelte
Episode ist der erwähnte Greifenflug, der sich auf Alexanders großem Wunderzug
durchs ferne Indien ereignet. In dessen Verlauf faßt Alexander den Entschluß, zum
Himmel aufzusteigen. Zu diesem Zweck besorgt er sich einen Sitz, umgibt ihn mit
einem Schutzgestänge und läßt sich von zwei Greiffen in die Lüfte tragen (F.
Ludwigs „hinauffederung“). Jedoch hält ihn eine göttliche Macht (virtus divina)
auf, und er wird, unverletzt und einige Tagereisen vom Heer entfernt, auf die Erde
zurückgeworfen. Am Ende ist es gerade das Bild des Greifenflugs, in dem sich der
heroische bzw. überhebliche Wagemut Alexanders, an der Grenze des
Menschenmöglichen, ikonographisch verdichtete. Vgl. Kugler (s. Anm. 4), 7ff.