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391203 Fürst Ludwig an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
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391203

Fürst Ludwig an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel


F. Ludwig kündigt Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) den Besuch des aus dem Ft. Anhalt gebürtigen Oberstleutnants Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) an. F. Ludwig wünscht, über diesen Boten den hoffentlich guten Zustand Hz. Augusts zu || [368] erfahren. — Hz. August habe in seinem letzten Brief erwähnt, er beabsichtige die Herausgabe einer (revidierten Luther-)Bibel. Sollte ihm Hz. August Einblicke in diese Arbeit gewähren wollen, wäre F. Ludwig daran sehr interessiert. — Da Knoch Mitglied der FG sei, werde er Hz. August auch einige Vorschläge F. Ludwigs in Gesellschaftssachen unterbreiten. F. Ludwig hofft dabei auf Hz. Augusts Zustimmung.

Beschreibung der Quelle


Q HAB: Cod. Guelf. 3 Noviss. 2°, Bl. 56rv, Rückseite leer; eigenh. — Unter der Blattangabe der Beil. I („72“r) teilw. zitiert u. zusammengefaßt in: Sammler Fürst Gelehrter, Nr. 432. Erwähnt in Bircher: Merian, 677. — BN: Giermann, 2; Bürger, S. 946 Nr. 2.

Anschrift


A  Fehlt.

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Hochgeborner fürst, freundlicher vielgeliebter herr Ohemb und schwager, Der Oberste leutenant Christian Ernst Knoche aus diesem fürstenthum bürtig, wirdt eine reise bey El. durch nehmen, dem ich dieses briefflein mitt geben,1 und El. zustandes mich durch ihn erkundigen wollen; Verhoffe derselbe nach dero wuntsch sein werde, wie er meines orts erträglich:
  Es haben El. in ihrem jüngsten handtschreiben einer Bibell2 die sie wollen lassen ausgehen erwehnung gethan, da ich etwas darvon sehen kan, soll es mir sehr lieb sein:
  Weill vorgemelter Obr. Leutenant einen gesellschafter mitt giebett, wird er El. aus derselben unserer fruchtbringenden gesellschaft von mir etwasa mitt bringen,3 und etzliche vorschläge4 thun, daruber El. sich, ihrer gelegenheitt nach, bedencken können, und mir dan ihren guten willen wieder können wissen lassen.
Jch verbleibe El.

  dienstwilliger Ohemb und schwager
  Ludwig fzu Anhalt
Cöthen 3. Christmonats 1639.

I

Fürst Ludwigs Kostenvoranschlag für eine Neuauflage des
illustrierten Gesellschaftsbuches

Beschreibung der Quelle


Q A. a. O.,Bl. 72rv, Rückseite leer, Schreiberh. — Erwähnt in Sammler Fürst Gelehrter, Nr. 432. — BN:Giermann, 3.

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Es wirdt wegen des Geselschafftsbuchs, weil die alten Exemplaria1 nun alle weg, erinnert, das, wan solches wieder aufgelegt werden solte, man darzu haben müste bis auf gegenwertige zeit, dreyhundert und funfzig Platten,2 von deren ieden zumachen ohne das reißerlohn, weil sie schon gerißen,3 der Kupfferstecher von iedem stuck zween ReichsThaler begehret,
wehren siebenhundert Rth —————————————— th 700. ———
Zu 500 Exemplaren schreib Pappier
10 Pallen, den Paln zu 12 Rth ————————————th 120 ———
Truckerlohn von den Kupffern und || [369]
dem truck ohngefehr ———————————————— th 100. ———
hierzu Farben und andere costen mehr
ohngefehr ————————————————————th 30. ———
  Summa th 950. ———


Wan nun die helffte dieser Vncosten von einem oder mehr orten könten gewis gegen Ostern beysammen sein so ist man erböttig 250 Exemplar dargegen auf negstkünftigen Michaelis des 1640 Jhares abfolgen zu laßen. Es kan so ein Exemplar zum wenigsten ein fünf Rthlr4 gelten, daher der gewinst und der Vortheil an diesem verlag leicht auszurechnen
Cöthen 3 Decembris: 1639.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.

Kommentar

K
1 Zu dieser Reise Christian Ernsts (v.) Knoch (FG 268) an den Hof Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) nach Braunschweig und andere Orte s. seinen Bericht an F. Ludwig 391209.
2 Hz. August, der etwa vom 1. 1. 1635 ‒ 1. 2. 1638 in seiner Cramer-Ausgabe der Luther-Bibel von 1545 zahlreiche Stellen glossierte und vor allem sprachlich revidierte, beabsichtigte, diesen verbesserten Text zu veröffentlichen. S. 380320 u. I sowie 391217 u. I. Vgl. BIBLIA. Das ist: Die gantze heilige Schrifft Deutsch/ D. Mart. Luth. Mit außgehenden Versiculn/ Marginalien vnd Vorreden Lutheri/ Concordantzien/ Chronologien/ vnd vnterschiedlichen Registern der Historien vnd Hauptleren/ sampt den Summarien D. Danielis Crameri (Lüneburg: bey den Sternen 1634), s. 391217 I Q u. K I 0.
3 Fürst Ludwig: Tamerlan (1639), eine von Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108) und F. Ludwig verdeutschte historisch-politische Biographie von Jean Du Bec-Crespin. S. 370902 K 11, im vorliegenden Band 390901 K 4. Die beiden in der HAB vorhandenen Druckexemplare 295.1 Hist. und QuN 199 (4) zeigen aber keine Spuren eines Köthener Geschenks: keinen Köthener Einband (wie im Falle der Hz. August zuvor präsentierten Bände, s. 231210 K I 1 oder des GB 1629/30 für Opitz, s. Abb. in DA Köthen I.3, 505), keinen Geschenkvermerk, keine hsl. Widmung o. dgl. Erst als späteres Geschenk des Fürsten, das er zusammen mit seinem Schreiben 391217 übersandte, gelangte an den Herzog: Fürst Christian II.: Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (1639), s. 390504 K 2 u. 391100 K 3. Vermutlich überbrachte Knoch aus konfessionellen Gründen und wegen des nur sprachlich-übersetzerischen Zusammenhangs mit der FG nicht einen dritten Druck aus dem Jahr 1639: Église reformée de France: Confession de foy (1561) [verdeutscht u. hrsg. v. Fürst Ludwig?]: Glaubens Bekentnüß/ Der Evangelischen Kirchen in Franckreich. Aus dem Frantzösischen trewlich übergesetzet/ und Jn Druck gegeben (Cöthen 1639). Kein Exemplar in der HAB. S. 391100 K 3.
4 Vorschläge zur Finanzierung einer Neuauflage des illustrierten Gesellschaftsbuchs s. Beil. I.
Kostenkalkulationen für die geplante Neuauflage des illustrierten Gesellschaftsbuchs schickte F. Ludwig zu unterschiedlicher Zeit an verschiedene Gesellschaftsmitglieder. In 401228A, einem Schreiben an F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), nennt F. Ludwig als Empfänger neben F. Christian II. und Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) noch Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101). Erwähnt von Bircher: Merian, 677, dem jedoch 391203 I noch unbekannt war. F. Ludwig hatte sich die Finanzierung der geplanten Neuauflage seines Gesellschaftsbuchs || [370] so vorgestellt, daß er selbst ein Viertel der Kosten (und damit der Auflage) übernehmen würde, daß das übrige aber von den genannten beiden Herzögen und ihren Freunden und Verwandten getragen würde. Mit der löblichen Ausnahme von Hz. August hatte sich aber bis Ende Dezember 1640 niemand sonst dazu bereit erklärt, s. 401228A. — Eine aktualisierte Revision des vorliegenden Kostenvoranschlags in 400605 I. — Die letzte Ausgabe eines FG-GB, das GB 1629/30, enthält die Impresen, Devisen, Gesellschaftsnamen, Initialen der Taufnamen, Eintrittsjahre und Strophen der ersten 200 Mitglieder. Bis Ende 1639 waren 149 neue Mitglieder in die Akademie aufgenommen worden. Das nächste, allerdings nichtillustrierte Buch der Gesellschaft erschien 1641 und umfaßte die ersten 353 Mitglieder (GB 1641). Eine nichtillustrierte Erweiterung (GB 1641/44) erstreckte sich bis zum 417. Mitglied. Wie im Falle eines späteren Gesellschaftsbuchs (GB 1646) hat sich F. Ludwig bei Hz. August nach der Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung beim Druck des Gesellschaftsbuchs erkundigt. Vgl. zu den Plänen und zur Finanzierung des geplanten neuen GB 390514 K 2, 391209 K 3, 391217, 400203, 400218, 400323, 400605 u. I, 400622 K 1, 400810, 401007 K 1, 401009 K 2, 401025 K 2, 401116 K 1, 401216, 401223 K 5, 401228A u. 401229 K 1.
1 Zum mittlerweile vergriffenen ersten illustrierten Gesellschaftsbuch der FG (GB 1629 bzw. 1629/30) s. Anm. 2. Vgl. 390310, 390514, 390630 u. 390712A.
2 Kupferplatten für die Impresen und Reimgesetze der ersten 350 FG-Mitglieder. Bis Ende 1639 wurden 349 Personen aufgenommen. Mit Stichen Merians illustriert wurde erst wieder das GB 1646 (Nr. 1‒400).
3 Als Zeichner der Impresen für das GB 1629/30 und wohl noch vieler folgenden Sinnbilder (GB 1641) ist ein Christoph Rieck(e) (auch genannt: Christoph Ma(h)ler, Christoph v. Padua) 1637 bezeugt. Vgl. (210626 K 2), 231101 K 11, 280425, 280510, 280517, 370517 K 5, 371112 I, 371221 u. 380509 (?). Er starb am 5. 9. 1640, wie F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in Christian: Tageb. XV, Bl. 361v am 6. 9. 1640 bezeugt: „Avis: Das gestriges Nachmittags, gegen 4 Vhr, Christoff Rieck der Mahler, meiner allten trewesten Diener einer, den ich noch ao. 1614 von Padua mittgebracht, vndt trewe dienste auf raysen vndt sonsten von ihm genoßen, zu Cöhten am Fieber verblichen [...].“ Er ist bis heute unbekannt geblieben und fand auch jüngst keine Erwähnung in: Horst Dauer: Maler an anhaltischen Fürstenhöfen im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Quellenbericht. In: Sachsen und Anhalt. Jb. der Histor. Kommission f. Sachsen-Anhalt 25 (2007), 323–346. Desgl. Matthaeus Merian d. Ä. Briefe und Widmungen. Hg. Lucas Heinrich Wüthrich. Hamburg 2009. Die Visierungen für die Fortsetzung des GB 1646 (Mitglieder Nr. 401/468) und vielleicht auch für die späteren Entwürfe (FG Nr. 469/524) in den sog. Weimarer Impresen stammen von Christoph Steger. S. Conermann II, 114ff. u. Abb.
4 Merian (s. Anm. 2) verkaufte später das neue illustrierte Gesellschaftsbuch GB 1646 an Private zu 6, an Händler zu 5 Taler, die es ihrerseits mit 30–40% Gewinn weiterverkauften. Vgl. Bircher: Merian, 720.
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