1 Weiterreise nach Celle, wohl zu Hz.
Friedrich v. Braunschweig-Harburg (1574‒1648). Aufgrund einer größeren
Überlieferungslücke in der Korrespondenz zwischen Christian Ernst (v.) Knoch (FG
268. Der Weichende) und F. Ludwig sind wir über das Ziel und den weiteren Verlauf
dieser Reise, deren Rückweg entgegen der ursprünglichen Planung nicht über
Braunschweig führte, zumindest nicht zum Hof Hz. Augusts (s. 400203), nicht
unterrichtet. Vgl. den Brief 391203, den F. Ludwig durch Knoch an Hz. August d. J.
v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) übergeben lassen wollte, der ihn jedoch
wegen des im vorliegenden Brief genannten Todesfalls (s. Anm. 2) nur dem
Hofmarschall Knesebeck (s. Anm. 4) aushändigen konnte.
2 Hz. August trauerte über den Tod seines am 1. 8. 1639
geborenen und bereits am 7. 12. wieder gestorbenen Prinzen Christian Franz. Vgl.
380320 K I 21 u. 391217 K 12; Monika Hueck: Gelegenheitsgedichte auf Herzog August
von Braunschweig-Lüneburg und seine Familie (1579–1666). Wolfenbüttel 1982, 70f.
Eine Sammlung von Trauerbriefen und -gedichten zum Tode des Prinzen erschien unter
dem Titel: MONVMENTVM Epistolicum & Poëticum, Ævit. Memor. S.
& beatis Manibus Illustriß. Principis ac D
omini D. CHRISTIANI FRANCISCI,
SERENISSIMI ... DN. AVGVSTI, DVCIS BRVNSW. ET LVNÆBVRG. Ipsis Calendis Augusti ...
Ex Diva Matre Illustrißima ... DN. SOPHIA ELISABETHA ... Nati: Dein ex Aquâ &
Spiritu XXIX. 7bris ipsâ die Michaeli Ar-
|| [
373]
changeli solemni, solemni festiviate ...
Renati: Patriæque damno perpetuo VII. Idus Decemb. Anno M. DC. XXXIX. Denati:
Positum & expositum ... ab Obsequiosißimis, Officiosißimis &
Subjectißimis. B
rvnsvvigæ, Typis
Balthasaris Grvberi, Anno (I) I) C XL. HAB (3
Ex.): Gn Kapsel 14 (2), 248. 6 Theol. (2) u. Da 581 (5). Unter den Beiträgern
erscheint mit einem lat. Brief auch der im vorliegenden Brief noch genannte engl.
Theologe John Durie (s. Anm. 11), d. d. „Brunsvvici ipsis Idib. Decembr. Anno M.
DC. XXXIX.“, der auch Hz. Augusts „sancto Christianæ concordiæ studio“ rühmt (Bl.
B v). Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) ist mit drei dt. Trostgedichten (Bl.
J ii rff.) vertreten. Die Gedichte erneut, teilweise leicht überarbeitet, in:
A
rbustum vel A
rboretum A
ugustæum,
Æternitati ac domui Augustæ
Selenianæ sacrum, Satum autem & educatum à
MARTINO
GOSKY (Wolfenbüttel 1650), Bl. 308v–344v. HAB: Gn 4° 766 und T 904.2°
Helmst.
3 F. Ludwig hatte in seinem Brief Hz. August d. J. wegen
einer Neuauflage des illustrierten Gesellschaftsbuchs angesprochen. S. 391203,
vgl. dort K I 0. Bei dem Buchgeschenk ist zu denken an den 1639 erschienenen
Druck:
Fürst Ludwig: Tamerlan (1639), s. 390901 K 4 u.
391203 K 3. Einen anderen Köthener Druck schickte F. Ludwig Hz. August erst
zusammen mit seinem Brief 391217:
Fürst Christian II.:
Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (1639), s. 390504 K 2. Zur
Geschichte der Bücherbestände Hz. Augusts s. Maria v. Katte: Die Bibliotheca
Augusta — Gestalt und Ursprung. In:
Sammler Fürst
Gelehrter, 287–293; dies.: Herzog August und die Kataloge seiner Bibliothek.
In: Wolfenbütteler Beiträge 1 (1972), 168–199; auch
Conermann:Fürst Ludwig und Christian II. von Anhalt, 460–469;
Conermann: Fürstl. Offizin.
4 Franz Julius v. dem Knesebeck (FG 396. 1642), Hz. Augusts
Hofmarschall.
5 Zu einem erneuten Besuch Knochs in Braunschweig kam es auf
seiner Rückreise nicht, s. 400203. Im August 1640 hielt er sich aber im Zuge einer
Reise erneut in Braunschweig auf, die ihn nach Magdeburg, Wolfenbüttel, im
Anschluß nach Hildesheim und Kassel führte. S. 400810 K 0, 2 u. 7.
6 Der schwed. Oberst Johan (Hans) Strick (Strijk, Strigk). Im
Rang eines Obristleutnants hatte er noch im September 1638 vor Wolgast gelegen und
war, inzwischen zum Obristen befördert, wohl im Januar 1639 zur Sicherung der
„correspondentzlini“ der nach Sachsen und Böhmen ziehenden schwed.
Hauptstreitmacht mit seinem Regiment als Besatzung in Gardelegen zurückgelassen
worden. Bis zum Januar 1640 blieb er in der Altmark. S.
AOSB SA VI, 553, 591 u. 714; vgl. 845 u. SA IX, 304, 308 u. 320. Die auch
gebräuchliche Ortsnamensform Gardeleben übersetzte die bis ins 19. Jh.
konkurrierende nd. Form Gardeleve ins Hd. Falsch in
AOSB SA
VI, 591 „Garleben“.
7 Die schwed. Regimenter Breleben[?] u. Meyer auf dem Weg zu
Hans Christoph v. Königsmarck (FG 515. 1648). Meyer (Mayer) hieß 1635 der Obrist
eines schwed. Dragonerregiments.
AOSB SA VI, 216 u. SA IX,
755. Er dürfte nicht zu verwechseln sein mit dem niedersächs. Obristen Anton Meier
(
Decken: Georg III, 158 Anm. u. 190 Anm.). Königsmarck,
der 1639 in Westfalen, Franken und im Eichsfeld streifte (vgl. 390903 K 1, 390909
K 17,
Theatrum europaeum, Tl. 4 [1643], 87f., 107f. u. 124)
und zunächst nur über 3000 Reiter und 1500 Fußsoldaten verfügte, war Klitzing (s.
Anm. 9), dem Generallt. der Welfenarmee, aus dem Wege gegangen, da der
niedersächs. Oberbefehlshaber Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) noch
seine bewaffnete Neutralität wahrte. Er neigte damals allerdings angesichts des
erwarteten Vormarsches Hatzfelds und Octavio Piccolominis (FG 356. 1641) und
aufgrund des ksl. Entzuges von Hildesheim der Idee eines Bündnisses mit Schweden
zu, während Hz. August noch an der Neutralität festhalten wollte, zumal er in der
beabsichtigten Vertreibung der Kaiserlichen aus seiner Residenz Wolfenbüttel nur
eine Einladung an schwed. Besatzer zu sehen vermochte. Vgl. 391005 I u.
Langenbeck, 12ff., 40ff. u. 48. Königsmarck und Klitzing
trafen sich etwa Ende Oktober 1639, jedoch führte ihr Gespräch zu keinem Ergebnis.
Decken: Georg III, 195. Königsmarck, aus Westfalen
kommend, zielte mit der Verstärkung seiner Truppen auf eine Unterstützung Johan
Banérs (FG 222) im Sächsischen und Böhmischen.
AOSB SA VI,
714; || [
374] vgl. 401212 K I 4; Ernst Samuel: Johann Baner als Ermattungsstratege in den
Feldzügen 1634‒1639. Phil. Diss. Gießen 1921, 66.
8 Bindfelde im Magdeburgischen? Der Angreifer war vielleicht
der ksl. Obrist Caspar Colonna Herr v. Völs (FG 211). Durch seine Familie in den
böhm. Aufstand verwickelt, hatte sich Völs in Schlesien und Preußen niedergelassen
und als Reiteroffizier unter Johan Banér gegen den Kaiser gekämpft. Vgl.
Opitz: BW 340519
ep K 1 u. 341000
ep. Nach dem Prager Frieden unterwarf er sich Ks. Ferdinand
II. Der Kaiser sandte Völs im Mai 1639 zur Übernahme geworbener Truppen nach
Danzig.
Conermann III, 220f.;
AOSB
SA VI, 635. In
Documenta Bohemica VI, Nr. 429 u. 816
fälschlich „Karl Freiherr zu Fels“ genannt.
9 Im November kam Hans Georg v. Arnim (FG 255) zwecks
Bildung einer antischwed. Koalition auch nach Braunschweig zu Hz. August d. J. v.
Braunschweig-Wolfenbüttel. Vgl. 391113 K 8, auch 390903 K 2. Hz. Georg v.
Braunschweig-Calenberg, der Befehlshaber der Welfenarmee und Kreisoberst des
niedersächs. Kreises, der persönlich mit einem Übertritt zu den Schweden
liebäugelte (s. Anm. 7), schickte seinen Generallt. Johann Caspar v. Klitzing (s.
390131 K 10) jedoch zu dem von den Schweden verfolgten Arnim. Als Arnim Hz. Georg
von der Entrüstung Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen über Georgs Intention
berichtete, beauftragte dieser Klitzing, dem Kurfürsten seine Gründe schriftlich
(am 27. 11. 1639) darzulegen. Der Kurfürst antwortete Klitzing etwas versöhnlicher
am 24. 12. 1639. Nachdem Arnim nach Hamburg weitergereist war, vermittelte er dem
schwed. Residenten Johan Adler Salvius den Eindruck, Hz. Georg werde sich sobald
nicht mit Banér verbinden. „Arnim ginge stark damit um, in Deutschland eine dritte
Partei zu Stande zu bringen, und hoffte, der Herzog Georg werde Theilnehmer seyn.“
Der Harburger Kanzler Johann Drebber reiste dennoch nach Stockholm, wurde dort
jedoch für Gespräche an Salvius zurückverwiesen.
Decken:
Georg III, 197, 199‒201 u. 339‒342. Auf der Rückreise von Hamburg traf
Arnim Diederich v. dem Werder (FG 31) zu Unterredungen in Wittenberg (um den 18.
1. 1640;
KU IV.2, 42). Erwähnenswert sind die Briefe Hz.
Georgs an Hz. August vom April 1640, in denen er August zu einer vertraulichen
Unterredung in wichtigen Angelegenheiten nach Peine bittet bzw. feststellt, die
Relation der schwed. Gesandten sei „viell zu weit gangen, vnnd wir vnnß gegen
dieselbige zu keiner Conjunction erklehret, noch erklehren können“. Als das
„Hauptwerck“ seiner und der welf. Politik betrachtete Georg damals offenbar noch
immer die Verbindung mit Hessen-Kassel. HAB: Cod. Guelf. 3 Noviss. 2°, Bl. 3r–6v,
Briefe vom 15. und 24. 4. 1640. Vgl. auch den Brief Hz. Augusts an Georg Calixt
vom 23. 4. 1640, in dem er mitteilt, er sei gestern von Peine nach Braunschweig
zurückgekehrt. HAB: Cod. Guelf. 84.9 Extrav., Bl. 86r–87v. Schon Anfang Mai aber
kam es vor Erfurt zur Vereinigung der schwed. mit den französ.-weimar.,
hessen-kassel. und braunschweig-lüneburg. Truppen, vgl. 390929 K 9.
10 Bernd v. Hagen gen. Geist (FG 236), Amtshauptmann von
Gröningen im Stift Halberstadt, Diplomat im Dienste Kg. Christians IV. v.
Dänemark. Er war Anfang Oktober durch Plötzkau gekommen, ohne daß sich die
Gelegenheit zu einem Austausch mit anhalt. Fürsten ergeben hätte. Vgl. Knochs
Brief an F. Ludwig vom 3. 10. 1639, a. a. O., Bl. 41v. S. auch 390903 K 2 u.
391005; vgl.
Conermann III, 257f.
11 John Durie (1596‒1680), der unermüdlich im protestant.
Europa um Harmonisierung besonders der reformierten und lutherischen Lehren und
Kirchen werbende Ireniker. Zu seinen Förderern gehörten auch F. Ludwig, die
Herzöge v. Sachsen-Weimar und Hz. Augusts Vorgänger, Hz. Friedrich Ulrich v.
Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38). S. die ausführliche Zusammenstellung von Duries
Bemühungen und die Erwähnung seiner vielfältigen Kontakte zu Förderern, die auch
der FG angehörten, in 330603 (K 0‒1); vgl. 330920. Zum intensiven Verkehr anhalt.
Fürsten und Theologen mit Durie 1632/33 s. 330603 K 2. Hz. Wilhelm IV. v.
Sachsen-Weimar (FG 5), getaufter Lutheraner und Mitstifter der FG, bat in 330920
die gelehrten Fürsten Ludwig und August (v. Anhalt-Plötzkau; FG 46) und F. Ludwigs
Hofprediger Daniel Sachse ‒ allesamt Reformierte ‒ zu einem || [
375] Religionsgespräch, da
er gerade Theologen, darunter Calixtus, beisammen habe. 1638 aus Schweden
ausgewiesen, reiste Durie nach Hamburg, Braunschweig und später ins lutherische
Dänemark. Am 12. 12. 1639 (n. st.?) hatte sich Durie mit einem latein. Schreiben
bei der Braunschweiger Stadtgeistlichkeit angemeldet, dem er den Abschied des
evangelischen Bundeskonvents in Frankfurt vom 1. 9. 1634 beilegte. Der irenisch
gesinnte damalige stadtbraunschweig. Superintendent Balthasar Walther (s. 391217 K
4) trug Duries Anliegen auch im Geistlichen Ministerium der Stadt vor, wo es zwar
allgemeine Belobigung, aber keine weitergehende Unterstützung fand, da man sich
auf (den Calvinisten) Durie nicht zu intensiv einlassen wollte. Vgl. Philipp
Julius Rehtmeyer: HISTORIÆ ECCLESIASTICÆ INCLYTÆ URBIS BRUNSVIGÆ PARS IV. Oder:
Der berühmten Stadt Braunschweig Kirchen-Historie Vierter Theil (Braunschweig
1715), 528 (HAB: Gn 9853: 3); Der zehnte Superintendens in Braunschweig M.
Balthasar Walther von 1636–1640. In: Braunschweigische Anzeigen 1760, 82. Stück
(11. Oktober), Sp. 1321–1324 (StA Braunschweig: H VIII A Nr. 1493). In den beiden
Akten des StA Braunschweig B IV 11 Nr. 20 u. Nr. 164 mit Akten und Colloquia des
Geistlichen Ministeriums der Stadt finden sich keine Aufzeichnungen und Dokumente
aus dem Jahr 1639. Dennoch ist nachweisbar, daß am 5. 12. 1639 Hz. August d. J.,
Georg Calixtus (s. Anm. 12), Durie und zwei weitere hochrangige Geistliche Hz.
Augusts zu dem von Knoch erwähnten Religionsgespräch in Braunschweig
zusammenkamen. Durie wies zu seiner Kreditierung den Versammelten Briefe und
Empfehlungen brit. und ir. Theologen vor, machte sodann Vorschläge zur
Vorbereitung und beschrieb einen möglichen Prozeß zur friedlichen Musterung der
Dogmen und der praktischen Vorgehensweisen in den Kirchen. Duries Unterscheidung
der heilsnotwendigen Glaubenssätze von den nichtfundamentalen Artikeln fand schon
wegen Calixts gleichgerichteter Vorgehensweise ebenso wie das Übrige (Gründung auf
die Bibel und die altkirchliche Tradition) durchaus Anklang bei den Anwesenden.
Man verständigte sich auf eine gemeinsame Beförderung der protestant. Einigung.
Calixt (und die theolog. Fakultät der U. Helmstedt) hatte bereits seit 1633
regelmäßig Kontakt zu Durie. S. Calixts Brief an Hz. August vom 1. 8. 1640, in dem
er erwähnt, daß Durie ihm in Sachen neuer theologischer Streitereien geschrieben
habe. HAB: Cod. Guelf. 33 Noviss. 8°, Bl. 57rv; vgl. Cod. Guelf. 84.9 Extrav., Bl.
588rv (Brief von Durie an Calixt, Bremen 17./27. 6. 1643; abgedruckt in: Georg
Calixtus’ Briefwechsel. In einer Auswahl aus Wolfenbüttelschen Handschriften. Hg.
Ernst Ludwig Theodor Henke. Halle 1833, 68f.); NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr.
197, Bl. 21r–37v; L Alt Abt. 37 Nr. 287; Christoph Böttigheimer: Zwischen Polemik
und Irenik. Die Theologie der einen Kirche bei Georg Calixt. Münster 1996, 47f.;
Martin Friedrich: Georg Calixt und die Leuenberger Konkordie. In: Theologie im
Dialog. Georg Calixt als Wegbereiter der Ökumene. Beiträge eines Studientags zum
350. Todestag am 30. Oktober 2006 im Predigerseminar Braunschweig von Inge Mager,
Wolfgang Sommer, Christoph Böttigheimer u. Martin Friedrich. Hg. Landeskirchenamt
Wolfenbüttel. Wolfenbüttel 2007, 75–85, hier 77;
Ernst L. Th.
Henke: Georg Calixtus und seine Zeit. 3 Bde. in 2. Halle 1853‒1860. II.1, 107ff.;
Inge Mager: Die Beziehungen Herzog Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel zu den
Theologen Georg Calixt und Johann Valentin Andreae. In: Pietismus und Neuzeit 6
(1980), 76–98, hier 94; Hermann Schüssler: Georg Calixt, Theologie und
Kirchenpolitik. Eine Studie zur Ökumenizität des Luthertums. Wiesbaden 1961, 95
(Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, 25). Kurz nach
den Braunschweiger Verhandlungen kam es bei Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg in
Hildesheim zu einem ähnlich einvernehmlichen Religionsgespräch. S. Duries Brief
(„Jean Duré“) an Hz. Augusts Kanzler Philipp Bohn, d. d. Hildesheim 16. 1. 1640,
in dem er von freundlichster Aufnahme dort durch Hz. Georg berichtet. NSTA
Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 197, Bl. 150r–151v.
12 Georg Calixt(us) (1586‒1656), Prof. der Theologie in
Helmstedt, philippistisch geprägter Ireniker, der durch die Fundierung der Kirche
auf die biblisch geoffenbarten Wahrheiten über Christus und auf die Dogmen der
antiken Kirche (bis zum 5. Jh.) Frieden || [
376] stiften wollte. Die luther. Orthodoxie
zieh ihn des Synkretismus, Kryptopapismus bzw. Kryptocalvinismus. Vgl. Theologie
im Dialog: Georg Calixt (1586–1656) als Wegbereiter der Ökumene (s. Anm. 11),
sowie die am Ende der Anm. 11 aufgeführte Literatur.
13 Johann Friedrich v. Veltheim (FG 314. Der Genesende). Vgl.
[Kupfertitel] Zwo Christliche Leichpredigten Die Erste Auf den 7. 8. vnd 9. v. des
116. Psal: Bei der Adelichen Sepultur des Weilandt WohlEdlen Gestrengen Vesten vnd
Mannhafften, Johann Friedrichs von Velthem auff Harbke vndt Ostraw Erbsassen etc.
Welcher den 19. Augusti Zu Hall im Herrn sanfft vnd seelig entshlaffen
[sic] vnd hernacher den 19 Novemb: Zu Ostrau ... in sein
ruhe Kammerlein versetzet. Gehalten ANNO 1641. HAB: Db 4893 (7). Der ersten
Schrift ohne Drucktitel folgt eine zweite mit dem Drucktitel: Die Andere |
Christliche Leichpredig[!] Frommer Gläubiger | Christen | ... Bey der angeordneten
Leichbegängnüß | Des ... Johan
n Friederichen | von Velthem/
Burchardts von Vel- | them S. Sohns/ vff Harbke vnd | Ostraw/ &c. | Welcher
den 29. Augusti zu Halle in Gott Seelig entschlaf- | fen/ vnd den 18. Novembris in
die Kirche zu Ostraw zur | Ruhstete ist gesetzt worden/ ANNO M. DC. XLI. |
Geschehen zu Harbke | Durch | M. V
alentinum M
ylium Pfarherrn | daselbst. &c.
Beiden Funeralschriften ist angehängt mit eigenem Titelbl.: IN IMMATURUM OBITUM |
G
enerosi J
uvenis, | DN. | IOAN. FRIDERICI | Von Veltheimb. | BURCHARDI F. ACHATI
N. | HÆ
reditarii I
n O
straw | E
t H
arbke. | EPICEDIA. | DECESSIT XIV. K. SEPT. ANNO
CHRISTI M DC XLI. | ÆTATIS XXVI. | [Zierstück] | H
allis S
axonum | Excudebat P
etrus
F
aber Ty- | pographus. Enthält lat. Trauergedichte, an erster Stelle (Bl. K iij
rv) jedoch ein dt. Gedicht seines Mitgesellschafters „Christianus Gueintzius. der
Ordnende.“, inc.:
„DEß Adels RitterSiz; der Tugend wahrer Tempel;
Der Trewe alter Stam; der Redligkeit Exempel“.
Das Gedicht erwähnt allerdings nicht Veltheims Mitgliedschaft, Gesellschaftsnamen o. ä.,
sondern preist nur das adlige Geschlecht und Wappen, tröstet seine Mutter Helena von
der Asseburg, Witwe des Burchard v. Veltheim. Über deren Sohn heißt es:
„Ach schade daß E
r ist in seiner besten Jugend
Genommen hin so bald/ im Wachsthumb aller Tugend/
Jn Hoffnung größrer Ehr/ bey Jhm mit macht ergoß/
Da sich Verstand vnd Witz in aller Mutter Schoß.“
Die Predigt wird der Mutter und den fünf Schwestern des Johann Friedrich gewidmet
von den beiden Pastören des Patronatsherren, M. Valentinus Mylius S., Pastor zu
Harbke, und M. Johannes Henne, Pastor in Ostrau. Nur die erste Leichenpredigt gibt
unter „PERSONALIA“ Auskunft über den Lebenslauf des Verstorbenen (Bl. D iijr[E
iv]v): Sein Vater hieß Burchard, Erbsasse auf Harbke und Ostrau. Der war der Sohn
Achaz’ v. Veltheim, eines Landrats des Erzstifts Magdeburg. Johann Friedrichs
Mutter war die Tochter des magdeburg. Landrats Ludwig v. der Asseburg, auf
Schermbke, Wallhausen und Hinnenburg. Burchard starb ungefähr im 9. Jahre seines
Sohns Johann Friedrich. Der Sohn lernte soviel Latein, „daß er mit grossen nutzen/
seinen begehren nach/ die Studia zu Continuiren, auff eine Universitet hette
können verschicket werden.“ Allerdings durfte er sich der Kriegsumstände halber
nicht von seinen Gütern entfernen. Mit 18 Jahren übernahm er in Ostrau die
„Haußhaltung“. Er hatte noch einen Bruder. „Wie offt hat Er die gefährlichsten
Reisen zu dieser vnd jener Armee auff sich genommen/ viel spesen vnd Vnkosten
auffgewand/ vnd dadurch nicht wenig Einquartierung/ Durchzüge vnd Contributiones,
wo nicht gantz abgewendet/ Jedoch dergestalt/ mit vieler verwunderung abgehandelt/
daß es den Armen nothleidenden Leuten/ nicht zu geringen Nutzen gedieen.“ Als er
im Winter 1640/41 bei Wulffsdorff einer streifenden Partie nachjagte, wurde sein
Pferd erschossen. Er erhielt einen Schuß durch den linken Arm. Veltheim las jeden
Morgen und Abend in der Bibel, empfing auch regelmäßig das Sakrament des
Nachtmahls. Er haßte das Fluchen. Am 12. 8. 1641 fand er sich schwach, begab sich
zu Doktor Oheim nach Halle, ließ sich zur Ader nehmen, empfand dennoch „grosse
Bangigkeit zum Hertzen/ vnd jnnerliche || [
377] Hitze,“ und starb am 19. 8. 1641. Jene
merkwürdige Helmstedter Strafsache wird nicht erwähnt.
14 Im Sinne von ,in Haftung nehmen’, in Beschlag nehmen; ,in
Haft nehmen’; arretieren. S.
DW V, 2593‒2596, vgl.
Stieler, 1551 „Kummerrecht/ jus arrestorum“.