Text

391217 Fürst Ludwig an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel
[Inhaltsverzeichnis]
|| [378]

391217

Fürst Ludwig an Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel


F. Ludwig bestätigt den Erhalt eines (unbekannten) Antwortbriefes von Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) vom 14. Dezember und drückt angesichts der darin enthaltenen Nachricht vom Tode des jüngsten Wolfenbütteler Prinzen (Christian Franz) sein Beileid aus. — Er dankt für die Zusendung des von Hz. August revidierten 1. Buchs Mose (der Luther-Bibel). Obwohl er ein kompetentes Urteil den der Hl. Schrift und ihrer Ursprachen kundigen Gottesgelehrten überlassen müsse, lege er doch seine darüber gefaßten Gedanken dem Brief bei, verbunden mit der Anregung, diese dem Braunschweiger (Superintendenten) Balthasar Walther diskret vorzulegen und um seine Meinung dazu zu bitten. Grundsätzlich sei das christliche Werk Hz. Augusts zu loben und ihm ein guter Fortgang zu wünschen. — Hz. August erhält ferner die begehrte Liste aller || [379] Eigennamen der FG-Mitglieder, nicht nur der ersten 200, deren Impresen und Reimgesetze (GB 1629/30) veröffentlicht und vom Fürsten Hz. August jüngst zugeschickt worden seien. Die Gemälde und Reimgesetze für die später Aufgenommenen seien noch zu verfertigen. Hz. August möge sorgsam mit der Namenliste umgehen und sie Nichtmitgliedern besser vorenthalten, die Namen auch nicht im gedruckten Gesellschaftsbuch eintragen und sich mit den dort erscheinenden Initialen der Eigennamen begnügen. Wenn sich Hz. August an den Verlagskosten beteiligen wolle und vielleicht schon einen Vorschuß leiste, könne der Kupferstecher umgehend seine Arbeit aufnehmen. — Was die Flexion der fremdsprachigen Namen von Personen, Völkern, Ländern und Städten im Deutschen betreffe, so gebe das Druckfehlerverzeichnis des mitgeschickten, im Sommer in Köthen erschienenen Buches (Fürst Christian II.: Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten [1639]) etwas Aufschluß hinsichtlich der griechischen und lateinischen Namen. Wie ein dem Brief beigelegter Zettel zeige, sollten fremde Kasusendungen in der Regel und bis auf Ausnahmen („Alexander“) beibehalten werden; im Hebräischen wäre auch die Verwendung deutscher Endungen denkbar. — Eine deutsche Partikular-Grammatik, die schon früher in Angriff genommen worden sei, werde jetzt hoffentlich ausführlich ausgearbeitet. Sie sei kürzlich von F. Ludwig zur Beurteilung nach Wittenberg geschickt worden. Falls Hz. August die Sprachlehre vor ihrer Veröffentlichung im Druck zu sehen wünsche, könne er sie gern erhalten. F. Ludwig wünscht sich auch eine Durchsicht der Sprachlehre durch Balthasar Walther. — In einem Zusatz lobt F. Ludwig den tapferen Auftritt des Standhalters (Hz. August) gegen seine Herausforderer in einem Braunschweiger Ringelrennen und dankt für die Übersendung des Cartel-Texts.

Beschreibung der Quelle


Q HAB: Cod. Guelf. 3 Noviss. 2°, Bl. 57r–58v [A: 58v]; eigenh.; rotes Lacksiegel. — BN: Giermann, 2.

Anschrift


A Dem Hochgebornen Fürsten, Herrn Augusto, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburgk &c. Vnserm freundlichen lieben Oheimb vnd Schwagern, Zu Sr Ld. handen.

Text


Hochgeborner furst, freundlicher viellgeliebter herr Ohem und Schwager; E.L. eigenhändige antwort vom 14. dieses, ist mir heutiges nachmittages woll eingehendiget worden, und betrübet mich der tödliche abgang E.L. kleinesten söhnleins,1 den ich daraus erst vernommen, nitt weinig, trage mitt E.L. daruber ein freundliches mittleiden, und wüntsche deroselben darentgegen freude und ergetzung nach gottes gnedigen willen.
  Gegen E.L. bedancke ich mich auch freundlichen für das jehnige, so sie mir von dem ersten buch Moisis vertraulich zuschicken,2 und das sie meine weinige gedancken daruber begehren wollen. Wiewoll ich mich nun in so einem hohen wercke etwas schwach befinde, und esa anderen, deren ampt es ist der heiligen schrifft, und dero grundsprachen recht kundig zu sein, anheim gebe, so habe ich doch, auff E.L. freundliches ersuchen, auff das uberschickete E.L. meine unvergreiffliche meinung in freundlichen vertrauen hiermitt wieder wollen lassen zukommen3 , mitt freundlicher bitte, E.L. solches nitt alleine woll auffnehmen wollen, sondern ich stelle ihr auch anheim, da sie kein bedencken darbey haben, ob sie nicht den vornehmen Mann h. Balthasar Waltern4 , den E.L. ietzunder, als ich berichtet, in Braunschweig haben, und der der Sprachen woll kundig, auch in geheim über dieses mittkommende vernehmen wollen. Sonsten ist E.L. Christlicher gutter fürsatz hierunter billich zu loben, und zu dessen gäntzlicher volstreckung ein glücklicher fortgang zu wüntschen. || [380]
  E.L. freundlichen begehren zufolge, schicke ich deroselben auch abschriftlich hiermitt zu, erstlich die eigene Nahmen der zweyhundert gesellschaffter,5 deren gemählde, wort und acht Reime ihr jüngsten in Kupffer gestochen und gedrucket seind übersendet worden. Wie dan auch der übrigen folgenden verzeichnus, ohne die gemählde und Reime, welche die Jehnigen seind, die noch zu den ersten kommen müssen, und man beyderley, wieder aufs neue, weill keine gedruckte mehr verhanden [57v] wirdb zu verfertigen haben: E.L. werden doch der geschlecht und Tauffnahmen verzeichnus nur für sich behalten, dan ausser den geselschaftern sie andern zuwissen nicht nöttig, viellminder wolte es sich schicken, dieselbe unter iedes gedruckete ausser den eintzelen ersten buchstaben zusetzen, und wan sich E.L. desto eher gegen mich erkleren können, auch etwas vom verlage an handen schaffen werden6 , soll mitt dem kupfferStechen, weill man den Meister7 noch bey handen haben kan, der sonsten was anders vornehmen dürffte, bald ein anfang gemacht werden. Doch stehett es alles zu E.L. guttwilligem belieben.
  So viell die frembden Nahmen der Personen, völcker, länder und städte betrifft, wie man die in unsere deutsche sprache, in die abweichung oder verwandelung8 , nach den fällen oder endungen setzen solle, darvon werden E.L. bey dem ietzo mittkommenden, alhier abgewiechenen Sommer gedruckten büchlein, so viell die Griechischen und Lateinischen angehet, hinden bey den druckfehleren auch etwas über die beste wortschreibung, gemeldet finden,9 daran sie verhoffentlich ein genügen haben sollen. Dessen ursache ist diese, weill unsere deutsche nahmen in den fällen deutsch verändert werden, so ist es billich, wen man der frembden sich gebrauchett, solche nach ihrer sprache artt und weise auch zu zulassen, da es sich doch sonsten nach der unserigen, oder im ersten falle alleine bey ihnen nicht schickett. Die Hæbræischen könten, meines ermessens, nach der deutschen artt theils woll gesetzet werden: Andere so deutsche endungen, als Alexander auch nach unserer weise. Frantzösische aber und Jtalianische, da sie zu gebrauchen, wie sie in ihren sprachen üblich, und ist dergleichen bey E.L. Zettlein hinzugeschrieben. [58r]
  Esc ist ietzunder eine deutsche sonderbahre Sprachlehre10 , die zwar für diesem auch auszuarbeiten angefangen worden,11 von mir nach Wittenberg zu übersehung an etzliche gutte leutte überschicket, die ich in kurtzen wieder erwarte, und verhoffe ich sie solle ausfürlich sein, auch nicht übell fallen. Hetten dan E.L. lust solche, ehe sie gedruckt würde, zu sehen, wolte ich sie ihr auch woll vertraulich zuvor zuschicken, und möchte insonderheitt gerne das sie h. Balthasar Walther auch noch erst durchlauffen möchte, dan ich denselben unserer deutschen land und Muttersprache woll kundig halte.
  Dieses E.L. ich hinwieder freundlichen nicht bergen sollen, und wüntsche ihr zum ausgange des zu endlauffenden, und anfange eines neuen herannahenden Jhares alle fürstliche, glückliche und friedliche wolfartt, verbleibe darbey

  E.L. dienstwilliger getreuer Ohem schwager und diener
  Ludwig fzuAnhalt

Cöthen den 17. Christmonats 1639.
|| [381] || [382] || [383]
[Auf dem Rand 58r]
Das der Standhalter bey jüngst gehaltenen Ringelrennen sich so tapffer gehalten, und den Abendtheuern genugsam zuschaffen geben, erfreuet sich mitt ihme der Nehrende, und bedancket sich wegen überschickung der gesetze, so bey demselben Ringelrennen fürgestellet worden.12

I

Herzog August revidiert Luthers Übersetzung des ersten Buchs Mose

Beschreibung der Quelle


Q BIBLIA. | Das ist: | Die gantze heilige Schrifft | Deutsch/ | D. Mart. Luth. | Mit außgehenden Versiculn/ Marginalien vnd Vorreden Lutheri/ | Concordantzien/ Chronologien/ vnd vnterschiedlichen Registern der Historien vnd Hauptleren/ sampt | den Summarien D. Danielis Crameri/ auch den vbrigen Büchern Esra vnd Maccabeorum/ Auff | solche Art noch nie gesehen. | Mit Churfürstl. Sächs. Privilegio. | ... Lüneburg bey den Sternen/ | Jm tausend hundert sechs/ vier vnd dreyssigstem Jahr/ | Da stoltzer Fried lieblich blüht/ ich gedrucket war. Bl. A ij v f. HAB: 519.4.1 Theol. 2° (von Herzog August revidiert); Bibel-S. 4° 46 (nichtrevidierter Druck mit Widmung an Augusts Sohn Pz. Rudolf August v. Braunschweig-Wolfenbüttel. FG 754. 1660). — Einen Abschnitt aus Hz. Augusts Revision und aus der nichtrevidierten Druckausgabe (1. Mos. 1, 1‒21) veröffentlichte Heimo Reinitzer: Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition. Wolfenbüttel 1983, 280f. u. Abb. Nr. 176‒177 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, 40).

Im Folgenden bringen wir im Paralleldruck den ursprünglichen Text des Druckes nach dem Exemplar der HAB: Bibel-S. 4° 46 (links) und die von Hz. August revidierte Fassung des 1. Mo 3, 14–24 nach dem Exemplar HAB: 519.4.1 Theol. 2° (rechts).

Text

[...][...] 14 DA sprach Gott der HERR
14 DA sprach Gott der HERR zu derzu der Schlangen: DieWeil du dieses
Schlangen: Weil du solches gethan hast/gethan hast/ so seye verfluchet füra
seystu verflucht für allem Vieh/ vnd fürallem Viehe/ vnd füra allen Thieren
allen Thieren auf dem Felde. Auff dei-auf dem Felde: Gehe Auff deinem
nem Bauch soltu gehen/ vnd Erden es-Bauche/ vnd friß die Erde dein leben
sen dein lebenlang. lang.
15 Vn̄ ich wil Feindschafft setzen zw-15 Vn̄ ich wil eine Feindschafft zwi-
ischen dir vnd dem Weibe/ vnd zwischenschen dir vnd dem Weibe/ vnd zwi-
deinem Samen vnd jrem Samen/ dersel-schen deinem vnd jhrem Saamen set-
be sol dir den Kopff zertretten/ vnd duzen/ derselbe wird dir den Kopff zer-
wirst jhn in die Fersen stechen.tretten/ vnd du wirst jhn in die Fersen
[...] stechen.
[...]
16 VNd zū Weibe sprach er: Jch wil dir16 VNd zū Weibe sprach er: Jch wil
viel Schmertzen schaffen/ wen̄ dudir viele Schmertzen schaffen/ wē du
schwanger wirst/ Du solt mit Schmert-schwanger wirst/ Du wirst mit
|| [384]
zen Kinder gebären/ vnd dein Wille solSchmertzen die Kinder gebären/ vnd
deinem Man̄ vnterworffen seyn/ vn̄ erdein Wille wird deinem Man̄e vnter-
sol dein Herr seyn.worffen, seyn/ vn̄ er wird dein Herr
seyn.
17 VNd zu Adam sprach er: Dieweil du17 VNd zu Adam sprach er: Dieweil
hast gehorchet der Stim̄e deines Weibes/du der Stim̄e deines Weibes gehorchet
vnd gessen von dem Baum/ davon ichvnd von dem Baume/ gegessen hast
dir gebot/ vnd sprach/ Du solt nicht da-davon ich dir gebot/ vnd sprach/ Iß
von essen/ Verflucht sey der Acker vmbnicht davon/ So sey der Acker vmb
deinet willen/ mit Kummer soltu dichdeinē willen verfluchet/ mit Kummer
drauff nehren dein lebenlang/wirstu dich darauff dein lebenlang/
ernehren,
18 Dorn vn̄ Disteln sol er dir tragen/18 Er wird dir Dornen vn̄ Disteln tra-
Vnd solt das Kraut auff dem Felde es-gen/ Vnd dub wirst das Kraut auff
sen.dem Felde essen.
19 Jm Schweiß deines Angesichts solt19 Jm Schweiße deines Angesichtes
du dein Brod essen/ biß daß du wiederwirstu dein Brod essen/ biß daß du
zur Erden werdest/ davon du genom̄enzur Erden wieder werdest/ darvon du
bist/ Den̄ du bist Erden/ vnd solt zu Er-genom̄en bist/ Dē du bist Erde/ vnd
den werden.wirst zur Erden werden.
20 Vnd Adam hieß sein Weib Heva/20 Vnd Adam nannte sein Weib He-
darumb/ daß sie eine Mutter ist aller Le-va/ darumb/ daß sie eine Mutter aller
bendigen.Lebendigen ist.
[...][...]
21 Vn̄ Gott der HErr machet Adam vn̄21 Vn̄ Gott der HErr machtec Adam
seinem weibe Röcke vō Fellen/ vn̄ zogvn̄ seinem weibe Rocke vō Fellen/ vn̄
sie an.zog sie ihnen an.
22 VNd Gott d. HErr sprach: Sihe/22 VNd Gott d. HErr sprach: Sehet/
Adam ist worden als vnser einer/ vndAdam ist geworden als vnserer einer/
weis was gut vn̄ böse ist. Nu aber/ daßvnd weis was gut vn̄ böse ist. Nu aber
er nicht außstrecke seine Hand/ vnd(ist zu verhüten)/ daß er nicht auß-
breche auch von dem Baum des Lebens/strecke seine Hand/ vnd auch von
vnd esse/ vnd lebe ewiglich.dem Baume des Lebens was abbre-
che/ esse/ vnd ewig lebe.
23 DA lies jn Gott der HErr aus dem23 DA lies ihn Gott der HErr aus
Garten Eden/ daß er das Feld bawet/dem Garten Eden/ daß er das Feld/
davon er genommen ist.davon er genommen ist, bawete:
24 Vnd treib Adam auß/ vn̄ lagert vor24 Vnd trieb den Adam hinaußd / vn̄
den Garten Eden den Cherubim mit ei-lagerte vor den Garten Eden den
nem blossen hawenden Schwerd/ zu be-Cherubim mit einem blossen hawen-
wahren den Weg zu dem Baum des Le-den Schwerdte/ den Weg zu dem
bens. [...]Baume des Lebens zu bewahren. [...]
|| [385]

II

Herzog Augusts Verbesserungen am Lutherdeutsch

Beschreibung der Quelle


Q HAB: Cod. Guelf. 31 Noviss. 8°, Bl. 110r–125v, eigenh., undatiert; hier 119r ff. (in Auswahl). Die Unterstreichungen, die lediglich die Zeilen/ Anmerkungen gliedern, wurden weggelassen. — BN:  Giermann, 93.

Text


[...]
Zerstossen, pro zustossen Ps. 18 [?]v. 43 * Ps. 44. v. 6.1
von dem Gotte/ Ps. 24. v. 5. pro von Gotte2
dieser elender, prò dieser elende/ Ps. 34.3
umb ein kleines. Ps. 37. v. 10. ist besser als Joh. 16. über ein kleines.4
gegen dem morgen, pro gegen morgen. Gen. 2. v. 8.5
Gotte, Ps. 49. v. 8a 6
dem Potiphar // des Pharao, Gen. 2. v. 8.7
des abends/ non simpliciter Abends/ Ps. 55. 18. Ps. 65. v. 9.8
Zerstrewet, nicht zustrewet. Ps. 60. v. 3/ Ps. 89. 11.9
auf der erden/ prò Auf erden, Gen. 4. v. 1110
die meer, Ps. 24. 2.11
zweyen meeren, Dan. v. 11. 45 hîc declinate.12
NB die meere, Nehem. 9. v. 6 NBb 13
Die himmele Ps. 69. v. 9./ Ps. 97. 6.14
Gotte/ Ps. 81. v. 1. Mich. 7. 1715
Ein psalm und lied/ Ps. 75. 1/ alibi Psalmlied, omisso, ob spacii defectum und.16
[119v]
[...]
immer, pro immerdar. ps. 119. v. 109. 112.17
die himmele, Ps. 136. 518
außgebreitet, Ps. 136. 6.19
Keinen, prò niemand/ Act. 8. v. 1620
Keiner, prò niemand/ Esaj. 41. 26. Jer. 44. 14.c 21
hinunter prò hinab. Prov. 5. 5.22
im anfange, non am anfange/ Esa 1. v. 26. Prov. 8. 22.23
zerfallen prò zufallen, Prov. 28. 17.24
Ich sage euch aber warlich
non warlich warlich ich sage euch Luc. 6. v. 18. Luc. 9. v. 27.25
durch die frembde/ non, frembden/ Esa. 1. v. 7. in f. [?]26
Also spricht der herr/ non so spricht der herr. Esa. 7. v. 7.27
[...]
[120r]
[...]
ländern, pro landen/ Ezech. 25. 728
des Juda. Ezech. 37. 16.29
des Josephs, ibid.30 || [386]
Petrus stimme/ pro Petri stim/ Act. 12. 14.31
[...]
im ersten Jahre Darius/ pro Darii. Dan. 10.32
[...]

III

Justus Georg Schottelius' Zusammenstellung einiger
grammatischer Regeln

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Wolfenbüttel: 2 Alt 3520, Bl. 19rv; eigenh. (die zahlreichen Unterstreichungen wurden i. d. R. fortgelassen). — BN: Schottelius, Nr. 153.

Text


Videtur, hanc regulam in linguâ Germanicâ universaliter stare posse, quam etiam ii, qvi aliquid regularitatis Grammaticæ dudum in eâ ipsâ adnotarunt, approbant, nempe:
Nominativum, Genitivum, Accusativum & Vocativum in omni plurali numero semper esse similes, distingvi autem invicem beneficio articulorum die & derer.

_______________________


proa oo nos oh | Sohn | hahn | Schahf | tohn, mahs1

Apparet sané in linguâ Germanicâ, productum illum, sive tractum tonum (Langlaut) exacté distingvi, et certâ regula mensurâ includi debere, 2Haas lepus Haß odium. Schaff Cura tu, Schaaf agnus. maas modus, mensura, maß metiebar Schlooß, claudebam, Schloß arx et sera. leer, vacus, meer, beer, Baar etc. At quænam et quot vocabula ad hunc productum tonum pertineant, id videtur nondum certo constare, qvia vocabularium approbatæ scriptionis adhuc nostræ linguæ deest. Belgæ in hoc puncto ubique excedunt, et creberrimé suas vocales ita combinant, ut notum est: at in omniâ superiori lingua posset forsan certus vocabulorum numerus ex veri usus authoritate tandem definire, qvi referendus sit ad hunc productum tonum.

_______________________


Procul dubio dicimus rectè et monosyllabicè Gott non Gotte, in nominativo. Thurhüterinn, est singularis,b apponitur interdum e huterinne, Schaferinne, Koniginne etc. Sicut aliis, hofnunge, Vergebunge, gleichniße, bildeniße etc.2 At terminationes derivandi sunt omnes infallibiter monosyllabicæ ex ipsa na- [19v] tura & fundamentis linguæ; numerus pluralis erit innen in omnibus casibus.
Meâ quidem opinione, scribi potest der iehniger, derselbiger3 , imprimis si absolutè aut sine substantivo adjecto ponantur:
Sic etiam Lutherus ponit der loser gräbt nach Vngluk4 . Der unserer. In iure nihil frequentius quam der beklagter &c.
Unterhalt, qvia est masculinus, genitivum procul dubio formabit, es, Dativum, e.
|| [387]
Darunter von anderer Hand:
Orthographica Schottelii

IV

Ein Notat Herzog Augusts zu Schottelius' orthographisch-grammatischen Regeln

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Wolfenbüttel: 2 Alt 3520, Bl. 20rv, v leer; eigenh.

Text


Quærite was recht geschrieben
Hohenpriester, Phariseer: oder Hohenpriesterer, Phariseerer.
goß oder gooß. | loß oder looß | blos oder bloos.
Nach der Armen unterhalt: odera unterhalte.
Junger, oder Jungerer. | diener oder dienerer.
Derselbige, oder derselbiger. | derJehnige oder derJehniger
Gott, oder Gotte
Heilige Geist, oder heiliger G.
der weltlichen Reich: oder der weltlichen Reichen.
der Sunder, oder der Sünderer: || der diener, oder dienerer
prugel, oderb prügele | essig oder essige
losungsZeichen oder loosungsZeichen
thurhuterin oderb tuhrhuterinnen.
Hof, oderb Hoof
fewer oderb fewere.
Osteropfer, oder osteropfere || Osteropfer oder Osteropferer
der kleider, oder kleiderer
der Sohne, oder der Sohnen
Beysitzer pro beisitzerer

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.
b Bis haben auch Kustode.
c Bis ietzunder auch Kustode.

T I

Gelegentliche unleserliche Streichungen oder rekorrigierte Verbesserungen werden nicht im Einzelnen angezeigt.Gelegentliche unleserliche Streichungen oder rekorrigierte Verbesserungen werden nicht im Einzelnen angezeigt
a Von Hz. August eingefügt für 〈vor〉
b Folgt 〈ißt〉
c Folgt unklare Einfügung vor (?), die grammatisch keinen Sinn ergibt.
d Unsichere Lesung.

T II
a Folgt <Mich. 7. 17>
b Folgt <Alle lande/ Ps. 66 [...?] NB>
c Folgen weitere biblische Belegstellen (in der Transkription fortgelassen).

T III
a Zeile von anderer H. eingefügt.
b Folgt unleserliche Streichung (zwei Wörter).

T IV
a Folgt ein unleserlich gestrichenes Wort.
b Gebessert aus pro

Kommentar

K
1 Einen Brief Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) an F. Ludwig vom 14. 12. 1639 konnten wir nicht nachweisen. F. Ludwig hätte die Nachricht vom Tode || [388] des Welfen-Prinzen auch aus Christian Ernst (v.) Knochs (FG 268) Schreiben 391209 erfahren können, jedoch erreichte dieses ihn erst am 31. 12. 1639. Pz. Christian Franz v. Braunschweig-Wolfenbüttel, der jüngste, am 1. 8. 1639 geborene und schon am 7. 12. desselben Jahres gestorbene Sohn Hz. Augusts und seiner dritten Gemahlin Sophia Elisabeth, geb. Hzn. v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629. TG 42b). Vgl. Anm. 12 u. 391209 K 2, ferner die Akte 1 Alt 22 Nr. 161 im NSTA Wolfenbüttel. Sie enthält keine Schreiben von dem oder an das Haus Anhalt, wohl aber Einladungen zu den Tauffeierlichkeiten ab dem 29. 9. 1639 (s. Anm. 12), Beileidsbekundungen (u. a. von der verwitweten Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow, Bl. 160rv), jedoch keine Leichenpredigt oder Epicedia, keine sonstigen Gelegenheitsdichtungen oder Cartell-Texte.
2 Nicht erhaltene Abschrift aus Hz. Augusts Revision der Lutherbibel, s. Beil. I, vgl. 391203 K 2. Interessanterweise hat F. Ludwig an den Herzog auch einen Auszug aus seinen poetischen Bearbeitungen des Alten Testaments geschickt, nämlich eben jene Lehrdichtung auf das 1. Buch Mose (1. Kapitel), dessen revidierte Übersetzung Hz. August an F. Ludwig geschickt hatte. Im Gegensatz zu anderen Stücken von F. Ludwigs Bibeldichtungen hatte sich für seine Bearbeitung der fünf Bücher Mose bislang kein einziger Textzeuge nachweisen lassen. Das genannte Stück wurde erst kürzlich im NSTA Wolfenbüttel aufgefunden, Akte: 1 Alt 22 Nr. 226: „Allerlei Pasquille und dergl. Jeux d’esprit, die bei den Zeitungen dem Herzoge August d. J. eingeschickt wurden, auch einige neuere“, Bl. 293r–295v (Schreiberh. mit einer eigenh. Korrektur F. Ludwigs). In ihrem Aufbau folgt dieses Stück demselben Schema wie die anderen Bibeldichtungen Ludwigs, Fürst Ludwig: Das Buch Hiob (1638) und seine Verse auf die Psalmen und die Sprüche Salomonis (s. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 411ff.). Der Austausch und die Zusammenarbeit der beiden Fürsten und Höfe war sicherlich viel intensiver als bislang angenommen.
3 Die Beilage mit F. Ludwigs Stellungnahme zu Hz. Augusts Probe seiner Bibelrevision liegt dem Brief nicht mehr bei.
4 Balthasar Walther (Gualtherus, 1. 5. 1586 – 15. 11. 1640). Nach Schulbesuchen in Allendorf, Frankenhausen und Gotha (Gymnasium, 1603–1606) im Februar 1606 Bezug der U. Jena, schon im September dort Magister der Philosophie. 1607 U. Gießen, 1608 wieder U. Jena, 1610 U. Wittenberg. Im Oktober 1610 Prof. der griech., 1612 zusätzlich der hebräischen Sprache an der U. Jena. 1619 Mitarbeiter an den ratichianischen Schulreformen in Köthen v. a. durch Unterricht des Hebräischen. 1621 berief ihn Hz. Johann Casimir v. Sachsen-Coburg (1564–1633) zum Pastor und Superintendenten von Stadt und Amt Gotha, das damals Sachsen-Coburg zugehörte (vgl. 390112 K I 5 u. K I 9). Walther wurde Mitarbeiter an den Schul- und Kirchenreformen im Hzt. Franken (um 1634) unter Hz. Ernst I. v. Sachsen-Gotha (FG 19) und an der „Weimarer Bibel“. Vom 20. 7. 1636 (Datum der Berufung) bis zu seinem Tod Superintendent der Stadt Braunschweig. Er war zweimal verheiratet, 1613 mit Barbara Hoffmann, die 1628 in Gotha starb, und 1629 mit Elisabeth Rupold, die ihn mit zwei Söhnen und einer Tochter überlebte. Sein Sohn Johannes Christian, Student der Theologie und Philosophie in Jena, starb am 18. 8. 1639. Vgl. EXEQVIÆ IOAN-CHRISTIANI [GVALTHERI] JENENSIS Theol. & Phil. Stud. Præstantiss. QVI Obiit Brunsvigæ medionoctij XIIX. Augusti Anno Messiæ (I) I) CXXXIX. Typis DVNCKERIANIS. HAB: J 119. 4° Helmst. (60); Matthias Briccius: Lamentum Pijs Manibus Juvenis quondam Præstantiß. & Literatiß. Dn. IOHAN-CHRISTIANI GVALTHERI Jenensis Studiosi humaniorum eminentis, & Amici sui familiariss. sacrum, quo præmaturam, attamen beatam ipsius ex hâc vitâ emigrationem ... ex animo deflet ... TYPIS DUNCKERIANIS M. DC. XXXIX. HAB: J 119. 4° Helmst. (61); Consolatio super Obitu IOHAN-CHRISTIAN GVALTHERI JENENSIS THEOL. ET PHIL. Stud. præstantiss. qui Obiit Brunsvigæ medionoctii 18. Aug. Anno (I) I) CXXXIX. Typis Dunckerianis Anno (I) I) CXXXIX. HAB: N 8.2° Helmst. (24). Walther galt als Ireniker, dessen Berufung von Georg Calixt dem Rat der Stadt Braunschweig empfohlen und von der kleinen hzl. Partei, die dem in der Stadt herrschenden Geist eines strengen Luthertums || [389] abgeneigt war, gefördert wurde. Zur Verbindung mit Calixt s. die zwischen 1624 und 1640 geschriebenen Briefe Walthers an denselben in HAB: Cod. Guelf. 84.10 Extrav., Bl. 235r–258v. Am 9. 3. 1640 bat ihn sein aus ratichianischen Reformtagen bekannter Freund Hieronymus Prätorius, den gerade vom Gymnasium Schleusingen zum Rektor des Johanneums in Lüneburg berufenen Magister Andreas Reyher zu unterstützen. HAB: Cod. Guelf. 84.11 Extrav., Bl. 108r–109v. Walther war der erste „Calixtinianer“ im stadtbraunschweig. Superintendentenamt — zumindest streitet er sich um diesen Titel mit Brandanus Daetrius (1607–1688) —, wurde aber natürlich auf das städtische Corpus doctrinae verpflichtet, welches die Konkordienformel einschloß, die in der Landeskirche des Hzt.s Braunschweig-Wolfenbüttel nach Ausweis des von 1576 bis um 1700 gültigen Corpus Doctrinae Julium nicht angenommen worden war. Vgl. zur Berufung Walthers die beiden Akten im StA Braunschweig: B III 15 Nr. 18, Bl. 186–203 u. Nr. 19; ferner Inge Mager: Das Corpus Doctrinae der Stadt Braunschweig im Gefüge der übrigen niedersächsischen Lehrschriftensammlungen. In: Die Reformation in der Stadt Braunschweig. Festschrift 1528–1978. Hg. Stadtkirchenverband Braunschweig. Braunschweig 1978, 111–122 u. 139–143. Walther versuchte, sich vorsichtig aus den konfessionellen Streitigkeiten herauszuhalten, woran auch eine ernsthafte Unterstützung John Duries scheiterte (vgl. 391209 K 11). Er empfahl sich in den Augen F. Ludwigs für eine Begutachtung der sprachlichen Revision von Luthers Genesis-Übersetzung durch Hz. August, weil er 1620, im Zuge der ratichianischen Schulreformen, selbst eine in Köthen gedruckte lat. Genesis-Übersetzung veröffentlicht und darüber hinaus auch eine Ausgabe der Genesis im hebr. Urtext erstellt hatte, die allerdings ungedruckt geblieben war. Vgl. 181023 K 8, 190324 K 1, 190424, 330920 K 3 u. 340604 K 2; ferner Conermann: Fürstl. Offizin, S. 131 u. 170 Anm. 128; Julius Lattmann: Ratichius und die Ratichianer. Helwig, Fürst Ludwig und Walther, Kromayer, Evenius und Herzog Ernst; auch Rhenius. Göttingen 1898, 98ff. Im Landeskirchlichen Archiv Wolfenbüttel hat sich keine Überlieferung zu Walther erhalten. Da auch im StA Braunschweig nichts aus dem privaten Nachlaß Walthers nachzuweisen ist, sind dort zu seiner von F. Ludwig vorgeschlagenen Heranziehung zu Hz. Augusts Bibelarbeiten bzw. einer Begutachtung von Gueintz’ Sprachlehre (s. Anm. 10) und Fürst Ludwig: Kurtze Anleitung zur Deutschen Poesi (1640; s. 400323) erwartungsgemäß keine Briefe oder Quellen vorhanden; vgl. aber 400605. Balthasar Walther starb in Braunschweig und wurde dort am 20. 11. zu St. Martini beigesetzt. S. Der wunderschöne Himmels Wagen Auff welchem Simeon vnd alle trewe Knechte Gottes gen Himmel fahren ... Bey Volckreicher Christlicher Leichbestattung ... Herrn BALTHASARIS GVALTHERI, Vornehmen Theologi vnd Wolverdienten Superintendenten der löblichen Stadt Braunschweig ... Erkläret Durch Jacobum Wellern/ der H. Schrifft D. vnd Coadjutorem daselbsten. Braunschweig/ Bey Andreas Dunckern/ 1640. HAB: S 334.4° Helmst. (2). S. dort den Lebenslauf Bl. K [i] rff. Die angefügten Epicedia wie auch die Sammelschrift PIIS MANIBUS BALTHASARIS GVALTHERI, Theologi & Eccles. Brvnsv. Superintendentis SACRUM (Braunschweig 1640; HAB: S 334.4° Helmst. [3]) führen unter den Verfassern der Beiträge keinen Fruchtbringer und auch keinen ehemaligen Kollegen der ratichianischen Unternehmung in Köthen auf. Vgl. zu Walther Anm. 10, 400122 K 7, 400323, 401109 u. 410208 K 1; ferner Johannes Beste: Album der evangelischen Geistlichen der Stadt Braunschweig. Braunschweig, Leipzig 1900, 15f.; ders.: Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche von der Reformation bis auf unsere Tage. Wolfenbüttel 1889, 256f.; Braunschweiger Prediger-Gedächtniß oder kurzes Verzeichniß Der Superintendenten, Coadjutoren, Senioren und sämmtlicher Prediger in der Stadt Braunschweig, welche vom Anfange der Reformation bis jetzt allhier gelehrt haben. Von August Stisser ... fortges. v. Wilhelm Müller. Braunschweig 1852 (StA Braunschweig: H III 7 Nr. 4 [8°], durchschossenes Ex. mit hsl. Nachträgen); Friedrich Wilhelm Freist (Bearb.): Die Pastoren der Braunschweigischen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche. Bd. 2, Wolfenbüttel 1974, S. 335 Nr. 4277; Philipp Julius Rehtmeyer: HISTORIÆ ECCLESIASTICÆ INCLYTÆ URBIS BRUNSVIGÆ PARS || [390] IV. in Walthers. auch Aug. Beck: Ernst der Fromme II, S.289. Oder: Der berühmten Stadt Braunschweig Kirchen-Historie Vierter Theil (Braunschweig 1715), 504ff., 528 u. 536ff. (HAB: Gn 9853: 3); Der zehnte Superintendens in Braunschweig M. Balthasar Walther von 1636–1640. In: Braunschweigische Anzeigen 1760, 82. Stück (11. Oktober), Sp. 1321–1324 (StA Braunschweig: H VIII A Nr. 1493).
5 Auch diese Beilage hat sich verloren. F. Ludwig schickte eine Liste der Eigennamen der bisher aufgenommenen FG-Mitglieder mit der Bitte, mit dieser Liste diskret umzugehen und sie keinen Nicht-Mitgliedern vorzulegen. Die ersten 200 Namen gehören zum GB 1629/30, von dem F. Ludwig „jüngsten“ Hz. August ein Exemplar (oder vielleicht auch mehrere) gesandt hatte. (Seltsamerweise hat sich im augusteischen Altbestand der HAB kein Ex. des GB 1629/30 erhalten.) Von den weiteren Mitgliedern sandte der Fürst nur eine Namenliste, die höchstens bis zum letzten 1639 aufgenommenen Mitglied (Erich v. Walthausen. FG 349) gereicht haben könnte. S. Conermann III, 400f.
6 Hz. August beteiligte sich tatsächlich an den Verlagskosten für das neue illustrierte Gesellschaftsbuch, s. bes. 391203 u. I u. K I 0, 400605 u. I sowie 400218 K 4.
7 Unbekannt. Vgl. 400203, wo von einem Kupferstecher in Wittenberg die Rede ist, ferner 400218, 400323 u. 400605.
8 Deklination.
9 Fürst Christian II.: Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten (1639), s. 390504 K 2. Im Vorwort zum ausführlichen Druckfehler-Verzeichnis (s. 391028 I) heißt es: „Für das dritte/ seind die endungen oder fälle der Lateinischen und Griechischen Nahmen nach ihrer sprach lehre (Grammatica) des wollautens wegen gesetzet/ und besser als wen̄ man sie in der Nennendung oder dem Nennfalle (Nominativo) allezeit stehen lassen.“ Vgl. 391028 K I 3. Hz. August scheint aber, allerdings nicht konsequent, eine Beugung fremdsprachiger Namen nach der deutschen Grammatik vorgezogen zu haben, s. v. a. Beil. II (K II 31, ferner K II 16, 29, 30 u. 32).
10 Gueintz: Sprachlehre (1641). S. 390114 K 13. Christian Gueintz’ (FG 361. 1641) Grammatik zirkulierte seit Ende 1638 handschriftlich inner- und außerhalb der FG. In Wittenberg wurden die Universitätsprofessoren Augustus Buchner (FG 362. 1641) und Jacob Martini in die Korrekturarbeiten einbezogen, s. 391028, 400301, 400313 u. 400323, in Danzig Martin Opitz (FG 200. 1629), s. 390514 u. 390807. Gueintz’ Reaktion in 400528 zeigt, daß das Gutachten von Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642), s. 400528 I, zwischen 400323 und 400528 erstellt und F. Ludwig zugesandt worden sein muß. Ob sich Balthasar Walther zu Gueintz’ Sprachlehre geäußert hat, ist nicht bekannt. Lt. 400605 hat sie ihm aber zumindest vorgelegen. Allerdings kamen ihm, ähnlich wie bei Opitz, Krankheit und Tod zuvor: Walther starb im November 1640. Vgl. Anm. 4 u. 401109.
11 Im Manuskript erhalten: LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen C 18 Nr. 55; mit Verbesserungen F. Ludwigs und Zusätzen anderer Hände. S. schon 381105 K 5, wo uns jedoch der im vorliegenden Brief gemachte Hinweis auf die frühere Arbeit an der Grammatik des Deutschen unbekannt war und wir die frühere Arbeit an der Grammatik des Deutschen Gueintz zugeschrieben haben. Vgl. 400122 I Q u. K I 1. Schon 1619/21 war lt. einer eigenhändigen Zusammenstellung von F. Ludwigs Korrektor Johannes Clericus (Le Clerq), die F. Ludwig durchsah, u. a. eine „Teutsche Sprachlehr“ (und ein „Deutsch Dictionarium“) für die Veröffentlichung vorgesehen. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen C 48, Bl. 9r. Das alte Manuskript „Die Deutsche | Sprach lehr | zur | Lehr art | <verfertiget>“ stellt nicht die Vorlage für den kleinen, tatsächlich in Köthen gedruckten Abriß vor: [Wolfgang Ratke: Grammatica universalis: Pro didactica Ratichii, hg. u. übers. v. Wolfgang Ratke, Everwin (v.) Droste u. Abraham Ulrich]: Allgemeine Sprachlehr: Nach Der Lehrart Ratichii (Cöthen 1619). Vgl. Conermann: Fürstl. Offizin, Anm. 35. Offenbar sollten etlichen der damals veröffentlichten kleinen Partikulargrammatiken für das Lateinische, Deutsche, Französische, Griechische und Italienische ausführliche Sprachlehren an die Seite gestellt werden. Davon konnte allein die lat. Grammatik von Nicolaus Pompeius erscheinen: COMPENDIUM | GRAMMATICAE | LATINAE: | AD | DIDACTICAM. | || [391] [Holzschn.-Vign.] | COTHENIS | ANHALTINORUM. | ANNO | [Linie] | M. DC. XX. 8°. HAB: 289.1 Qu. (7); Alv: Cc 344 (5). Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 398ff., bes. S. 402 Anm. 20. Vgl. Djubo: Gueinz’ Grammatik, 102 über das Verhältnis der Handschrift (Hs.) zu den Sprachlehren von Pompeius und Gueintz: „Die Hs. benutzte das Compendium nicht nur als ein Schema und als Anfangsgrund für die Grammatikdarlegung; Gueintz hielt sich auch bei der weiteren Arbeit an seiner deutschen Sprachlehre an dasselbe.“ In diesem Aufsatz wird Gueintz mehrfach als Autor auch der hsl. „Sprachlehr“ behandelt (z. B. S. 101 u. 103). Dies kann aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nachgewiesen werden, sondern bleibt Vermutung.
12 „Standhalter“: der Ritter oder die Partei von Rittern, die andere Ritter durch ein Kartell zum Kampf/ Wettstreit herausfordert. Erstere erscheinen als „Maintenatoren“, „Manitenatoren“, „tenants“, „soutenants“, „mantenedoros“, letztere als „Abenteurer“, „Avanturierer“, „aventuriers“, „assaillants“ „aventureros“ usw. Vgl. 250218A K V 1 u. K VII 1f.; Lucien Clare: La Quintaine, La Course de Bague et le Jeu des Têtes. Étude historique et ethno-linguistique d’une famille de Jeux Équestres. Paris 1983, 73. Hz. August d. J. hatte zu einem Ritterkampf im Braunschweiger Burgbezirk aus Anlaß der Taufe des neugeborenen Prinzen Christian Franz (s. Anm. 1) am 29. 9. 1639 herausgefordert. — In seinem Brief an Georg Calixt vom 15./ 25. 8. 1640 hatte Hz. August noch gehofft: „Der Allmechtige der auß der Triangel ein quadratum vätterlich vermehrend machen wollen, wolle die 4 ecksteine unserer Linien ferner feste und beständig erhalten“. Cod. Guelf. 84.9 Extravagantes, Bl. 79r–80v. Mit der Triangel waren die älteren Prinzen Rudolf August (FG 754. 1660), Anton Ulrich (FG 716. 1659) und Ferdinand Albrecht (FG 842. 1673) gemeint. Vgl. 380320 K I 21. — In Hz. Augusts Brief an seinen Augsburger Bücheragenten Philipp Hainhofer vom 12./22. 9. 1639 heißt es: „Anlangend die übersandte Carmina, dehnen das Cartell ohne Zweifel wird gefolget seyn, so vernehmen wir gerne, daß ihm daranne zu gefallen geschehen: haben einen kleinern Abtruck des Cartels hiebey übersenden wollen. Unser kleines Söhnlein, haben wir Christian-Frantz nennen lassen: Die Carmina seynd vor dem Tauffestin geschrieben: also haben sie den nahmen nicht ehe wissen mögen“. HAB: Cod. Guelf. 95 Nov., Bl. 432r–433v, hier 432r. Zit. n. Gobiet, 666. Die Carmina zu Geburt und Taufe des Prinzen sind wohl nur in Martin Goskys großer Sammelausgabe erhalten geblieben: Arbustum vel Arboretum Augustæum, Æternitati ac domui Augustæ Selenianæ sacrum, Satum autem & educatum à MARTINO GOSKY (Wolfenbüttel 1650), Bl. 143v–158r (HAB: Gn 4° 766; T 904.2° Helmst.). Sie geben keinen Hinweis auf das Ringelrennen, geschweige auf eine gedruckte Beschreibung desselben. Vgl. auch Monika Hueck: Gelegenheitsgedichte auf Herzog August von Braunschweig-Lüneburg und seine Familie (1579–1666). Ein bibliographisches Verzeichnis der Drucke und Handschriften in der Herzog August Bibliothek. Wolfenbüttel 1982, 70. — Das Cartell liegt in der HAB in einigen abweichenden Einblattdrucken vor: ALs der DVrchläuchtiger/ HOchgeborner Fürst vnd Herr/ Herr AUGUST, Hertzog zu Brunschwieg vnd Lüneburg/ &c. Vorhabens vnd entschlossen ist/ dieser Fürstlichen/ Gräfflichen/ Rittermässigen/ vnd hochansehenlichen Gesellschafft/ bey diesem Fürstlichen Kindtauffs-Feste/ zu sondern Ehren vnd gebührlichem Gefallen/ am künfftigen Diengstage [sic]/ am 1. Tage des Weinmonathes ... nach dem Mittage ein RJNGELRENNEN allhie in der vhralten Fürstlichen Burg/ anzustellen/ vnd darauff sich freundlich vnd günstig hiemit anerbieten thut/ der Verordnung die man jetzo ablesen wird/ gemäß/ mit einem jeden Abentheurer/ der bey dieser Zusammenkunfft sich befinden/ vnd seinem Stande nach (wie es von Alters hero/ biß auff diese Zeit löblich gehalten vnd beobachtet) eigentlich zulässig seyn wird/ drey Ritte wie ein Standthalter nach dem auffgehängeten Ringelein zu rennen: So haben S. F. G. wann etwa etliche vnter dieser Gesellschafft/ darzu belieben tragen möchten/ dieselbigen hiemit freund-dienstlich vnd günstig ersuchen wollen/ daß Sie bey dero HofMarschalcke sich Morgen Montags/ frühe anmelden lassen/ vnd darauff folgenden Diengstag/ zu obgedachter Zeit/ auff dem Burgkplatze in dieser S. F. G. Stadt Brunschwieg/ erscheinen vnd sich || [392] verfügen möchten ([Braunschweig] 1639). HAB: G3:B1, d. i. VD17 23: 668697U (s. Abb. S. 382). (Der im Titel genannte Hofmarschall Hz. Augusts war Franz Julius v. dem Knesebeck [FG 396. 1642].) Die Regeln dieses Ringrennens und der dreifache Preis („drey Däncke“) werden dann aufgeführt. — Eine zweite, in Text und Satzspiegel abweichende Druckversion „ANNO M. DC. XXXIX.“ HAB: G3:B2 (VD17). Hier werden Fremdwörter gebraucht, wie „Octobris“ anstatt „Weinmonathes“, „Cartell“ statt „Verordnung“, „Adventurierer“ statt „Abentheurer“, „Mantenitor“ statt „Standthalter“, „Randevous“ statt „Sammelplatz“, „Patrinen“ statt „Auffführere“, „Course“ statt „Ritte“, „Judicierern“ statt „Richteren“ usw. Die teilw. merkwürdigen Flexionen („​der DVrchläuchtiger“, „Auffführere“ [Akk. Pl.], „Richteren“ [Dat. Pl.]) folgen jenen Regeln grammatischer „Grundrichtigkeit“, die Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) aufgestellt hatte, vgl. hier die Beilagen I u. III‒IV, ferner 400528 I. Zwei weitere Einblattdrucke in je zwei, z. Tl. schadhaften Exemplaren HAB: G3:B3/B4 (VD17) bzw. G3:B5/B6 (VD17). — Das Nachlaßverzeichnis F. Ludwigs verzeichnet kein in Frage kommendes Cartell, es mochte denn in den Konvoluten „Etliche deutsche Cartel“ bzw. „Etliche Cartell“ (IP, Bl. 261v u. 263v) inbegriffen gewesen sein. Nur die Lebensdaten des Prinzen ohne Erwähnung der Tauffestlichkeiten in Philipp Julius Rehtmeyer: Des Braunschweigischen und Lüneburgischen CHRONICI III. TOMUS, in sich haltend Das Neue Haus Braunschweig-Lüneburg samt dem Anhang oder Nachlese, und Register (Braunschweig 1772), 1411 (HAB: Gn 4° 328: 3). Tauffest und Kartell von 1639 verdienen auch insofern Beachtung, als in Hz. Augusts Hofhaltung und Hofkultur Ritterspiele und Turniere praktisch kaum eine Rolle spielten. Vgl. etwa das Digitalisierungswerk „Festkultur online — Deutsche Drucke des 17. Jahrhunderts zur Festkultur des Barock“, das für Wolfenbüttel kein einziges Stück aufführt. Uns ist lediglich ein weiteres Kartell zu einem Ringrennen im Wolfenbütteler Schloß am 21. 8. 1654 bekannt, zu dem Hz. August aufgerufen hat und das in verschiedenen Einblattdrucken, mittlerweile auch digitalisiert, in der HAB vorliegt: G1:B1–B4. Ritterspiele in Braunschweig/ Wolfenbüttel blieben unerwähnt in: Sammler Fürst Gelehrter; Jörg Jochen Berns (Hg.): Höfische Festkultur in Braunschweig-Wolfenbüttel 1590–1666. Amsterdam 1982 (Daphnis, 10.4); Thomas Rahn: Festbeschreibung. Funktion und Topik einer Textsorte am Beispiel der Beschreibung höfischer Hochzeiten (1568–1794). Tübingen 2006 (darin: Chronolog. Verzeichnis, S. 185ff.); Pierre Béhar/ Helen Watanabe-O’Kelly: Spectacvlvm Evropaevm (1580–1750). Wiesbaden 1999 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 31); Sara Smart: Doppelte Freude der Musen: Court festivities in Brunswick-Wolfenbüttel 1642–1700. Wiesbaden 1989 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 19); Helen Watanabe-O’Kelly: Triumphall Shews. Tournaments at German-speaking Courts in their European Context 1560–1730. Berlin 1992.

K I Mit der hier vorgelegten Gegenüberstellung sowie der Beilage II soll die sprachliche Revision der Lutherbibel durch Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) exemplarisch dokumentiert werden. Vgl. dazu und zu den von Beginn an heftigen Vorbehalten seitens lutherischer Theologen 380320 u. I, 380417, 391203, 400218 u. 401111 u. I; ferner Sammler Fürst Gelehrter, 197ff.; Herzog August d. J. und die Revision der Lutherübersetzung im 17. Jahrhundert. In: Christian Heitzmann: Ganze Bücher von Geschichten. Bibeln aus Niedersachsen. Wolfenbüttel 2003 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, 81), 119–136, hier S. 127 (Nr. 44); Wolf-Dieter Otte: Herzog August und die Revision der deutschen Lutherbibel. In: Wolfenbütteler Beiträge 5 (1982), 53–82; Heimo Reinitzer: Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition. Wolfenbüttel 1983 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, 40), S. 280–304, hier v. a. Nr. 176 u. Abb. 183; Heimo Reinitzer: Auch in Psalmis ex Bubonis ranas gemachet. Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg und seine Revision der Lutherbibel. In: || [393] Was Dolmetschen fur Kunst und Erbeit sey. Beiträge zur Geschichte der deutschen Bibelübersetzung. Hg. H. R. Hamburg 1982, 42–69 (Vestigia Bibliae, 4); Norbert Richard Wolf: Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg und das Ende des Frühneuhochdeutschen. In: Grammatica Ianua Artium. Festschr. f. Rolf Bergmann zum 60. Geb. Hg. Elvira Glaser u. Michael Schlaefer u. Mitarb. v. Ludwig Rübekeil. Heidelberg 1997, 357–367. Ohne Hinweise auf Hz. Augusts Bibelarbeit: Virgil Moser: Zur Sprache der Lutherbibel im 17. Jahrhundert. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 47 (1923), 384–398 (Vergleich der Wittenberger Lutherbibeln von 1545 und 1622); Stefan Sonderegger: Geschichte deutschsprachiger Bibelübersetzung in Grundzügen; darin v. a. Abschnitt 6: Zu den neuhochdeutschen Bibelübersetzungen des 17. bis 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Traditionalismus, Revision und Neuübersetzung. In: Sprachgeschichte. Handbuch2, 1. Tlbd., 229–284, hier 271ff.; Wolfgang Stammler: Sprachliche Beobachtungen an der Luther-Bibel des 17. Jahrhunderts. In: Kleine Schriften zur Sprachgeschichte. Berlin 1954, 36–47. Nicht eingesehen werden konnte R. Schoeps: Zur Geschichte der Lutherischen Bibelsprache. Von der Ausgabe letzter Hand (1545) bis zum ersten Texte Aug. Herm. Franckes (1713). In: Festschrift zur zweihundertjährigen Jubelfeier der Franckeschen Stiftungen am 30. 6. u. 1. 7. 1898. Halle 1898, 81–103. — Bis heute liegt keine eingehendere Untersuchung oder wenigstens eine Quellensichtung, -zusammenstellung und -auswertung zur Spracharbeit und Religionspolitik Hz. Augusts vor. Auffällig ist dabei, daß er den grammatischen Konzeptionen seines Hofmeisters und -rats Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) auch dort folgte, wo das analogistische Prinzip grammatischer „Grundrichtigkeit“ dem Sprachgebrauch widersprach, s. K II 13, 14, 18, 23 u. 29; vgl. auch K 12. In dem von uns hier dokumentierten Genesis-Abschnitt der revidierten Lutherbibel sowie in den in Beilage II bzw. dem Kommentar dazu aufgeführten Korrekturen sind besonders die Änderungen in der Syntax markant, die im späten 16. Jh. bei der Modifikation der „Luthersprache“ im Gegensatz zu etlichen nachweisbaren graphematischen Neuerungen noch keine Rolle spielten. Vgl. dazu Klaus Meiß: Streit um die Lutherbibel. Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zur neuhochdeutschen Standardisierung (Schwerpunkt Graphematik) anhand Wittenberger und Frankfurter Drucke. Frankfurt a. M. usw. 1994, insbes. 71ff. u. 103ff. Beispiele für Hz. Augusts Änderungen in der Syntax liefern die prädikative Rahmenbildung der Sätze durch das Auseinanderrücken mehrerer zusammengehöriger Glieder des Verbkomplexes mit Endstellung der infiniten Formen (V. 15, V. 17 u. ö.), ebenso die stärkere Beachtung der Wortmorphologie einschließlich der regelgeleiteten Flexion (z. B. die konsequente Beachtung des e-Suffixes im Dat. Sg.), eine z. Tl. überdeterminierende Artikel-Verwendung (s. etwa K II 9, 16 u. 30), eine stärkere Verdeutlichung der Satzlogik durch differenzierteren Gebrauch von Konjunktionen (s. etwa K II 3) oder die textlinguistische Vereinheitlichung des Erzähltempus zugunsten des Präteritums (V. 21, V. 24). Vgl. Hartweg/ Wegera, 175f.; Wolf (s. o.), 358f. u. 365f. — Bemerkenswert erscheint außerdem, daß der links wiedergegebene Wortlaut der Lüneburger Bibel von 1634 noch genau dem der kommentierten Lüneburger Bibel von 1650 entspricht, die weiterhin den Text Luthers zugrundelegt, aber die Summarien und fortlaufenden Erklärungen der lat. Bibel Lucas Osianders d. Ä. (Tübingen 1573‒1586), die David Förter übersetzt hatte (1600‒1610), hinzufügt: [Drucktitel]: BIBLIA | Mit der Außlegung. | Das ist: | [Zierleiste] | Die gantze heilige Schrifft/ | [Zierstück] | Altes und Neues Testaments/ | Des | Hocherleuchten und theuren Mannes Gottes | D. Martini Lutheri. | Mit einer kurtzen/ jedoch gründlichen Erklärung des Textes/ | Andeutung aller gedenckwürdigen Sachen/ und der fürnehmsten Lehr-Puncten/ welche zu | mehrer Nachrichtung/ und ümb bessern Verstands willen in solche zwey [ ] Zeichen eingeschlossen/ auch mit | fürgesetzten verständlichen Summarien über alle Bücher und Capitel/ | Aus | Des Wol-Ehrwürdigen und Hochgelahrten Herrn/ | D. LUCÆ OSIANDRI, Senioris, | Weiland hochverdienten Würtembergischen Theologi, Lateinischem | Exemplar. | Auff vieler Gottsfürchtiger Hoher und NiederPersonen sehnliches Begehren/ männiglich | zu grossem Nutz/ in die Hochdeut- || [394] sche Sprache (daran zehen gantzer Jahr gearbeitet) hiebevor | gebracht/ und in der Fürstlichen Würtembergischen Hof- und Häuptstadt Stutgart / in Sieben Theilen/ auffs treulichste verfertiget/ und an Tag geben/ | Durch | Den Ehrnvesten/ Hoch- und wolgelahrten Herrn/ | M. DAVID FÖRTERN, Damals Fürstl. Durchl. zu Würtemb. Junger | Herrschafft getreuen Præceptorn und Registratorn. | Anitzo aber hohen Würde halben/ auff vielfältige/ sowol münd- als schrifftliche Nachfrage/ | Wündsch- und Begehren/ mit Approbirung hochgelahrter Theologen, von neuem zu einem Bande eingerichtet. Wobey auch auff der | Herren Theologen Gutachten ein hochnützlicher Zusatz geschehen; Als nemlich: Der Text mit richtigen außgehenden Versickeln unterschieden/ Die Randglößlein | Herrn Lutheri, sampt etlichen nohtwendigen Concordantzien/ auch mit den gewöhnlichen/ itzo aber wolverbesserten Biblischen Registern der Historien und Haupt- | Lehren/ so wol mit verschiedlichen Land-Taffeln/ übrigen Büchern Esra und Maccabeorum/ mit gantz von neuen eingerichteten drey außführlichen Registern | über die fürnehmsten Lehr-Puncten/ und andere gedenckwürdige Sachen/ durch Göttliche Verleyhung/ mit grosser Mühe und | Kosten/ in dem Deutschen Frieden-Jahre/ glücklich zum Ersten mahle in gegenwär- | tigem Format zu Ende gebracht. | Mit sonderlicher Chur-Fürstl. Sächsischer/ Fürstl. Braunschweig- und | Lüneburgischer Durchläuchtigkeiten PRIVILEGIIS. | [Holzschn.-Vign.] | Anno Christi M. DC. L. | Lüneburg/ | Gedruckt und verlegt durch Johann und Heinrich/ die Sterne. HAB: Bibel-S. 2° 67: 1‒2; unvollst. 5.1 Theol. 2°.K II Die hier in Auszügen wiedergegebene Hs. ist Teil einer umfassenden, viele hundert eng beschriebene, teilw. stark durchkorrigierte Seiten starken Überlieferung, die die über Jahrzehnte geleistete minutiöse Auseinandersetzung Hz. Augusts v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) mit der Bibel und ihrer Übersetzung ins Deutsche widerspiegelt, s. HAB: Cod. Guelf. 6 Noviss. 2° u. 31–44 Noviss. 8°. Die Auszüge können und sollen in dieser Edition — zumal eine Biographie Hz. Augusts bis heute schmerzlich vermißt wird — nicht mehr leisten, als diese bibelphilologischen Anstrengungen beispielhaft zu dokumentieren, da in ihnen theologische, sprachliche und sprachpolitische Absichten konvergieren, die diese Studien und Arbeiten an die genuinen Ziele der FG heranrücken. Auch der Briefwechsel der Jahre 1639 und 1640 behandelt regelmäßig dieses Thema, wobei stilistische oftmals in übersetzungshermeneutische Fragen und Probleme übergehen. Vgl. etwa den Brief Johann Sauberts d. Ä. an Hz. August vom 6. 6. 1639, in dem Saubert die Luther-Übersetzung von Ps 118, 27 verteidigt. NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 225, Bl. 133rv u. 137rv (Beilage dazu). Vgl. auch Sauberts Brief an den Herzog vom 11. 1. 1639 (a. a. O., Bl. 138r–138a v, mit Randnoten Hz. Augusts), in dem Saubert Luthers Übersetzung von Dan 9, 27 u. a. Stellen verbessert, oder seine Hinweise von Anfang Januar 1639 zu Genesis- und anderen Bibel-Stellen, a. a. O., Bl. 134rv. — Die sprachlich verderbten Nachdrucke der Wittenberger Bibel gaben schon zu Luthers Zeiten und nach seinem Tod Anlaß zu Streitschriften, etwa durch den Wittenberger Korrektor im Druckhaus Lufft, Christoph Walther (ca. 1515–1574). Bezeichnend genug, daß etliche der von Hz. August beanstandeten Wortformen sich gar nicht im Text der Lutherschen Bibel letzter Hand, der Wittenberger Bibel von 1545 Biblia (Luther 1545) wiederfinden, s. etwa Anm. 3, 5, 8 u. ö., aber auch nur ausnahmsweise (s. etwa Anm. 11, 14) in der von Hz. August systematisch durchgearbeiteten Lüneburger Cramer-Bibel von 1634, s. Beil. I Q (diese Bibel nachstehend zitiert als Biblia [Cramer 1634]). Diese Bibel weist häufig bereits die augusteischen Verbesserungen auf (vgl. z. B. Anm. 1, 3, 5 u. ö.). Auch bei anderen Sprachbeflissenen dieser Zeit läßt sich derartiges feststellen: Die sich explizit auf Luther berufende Teutsche Orthographi (Mühlhausen 1650) von Johann Girbert etwa bezieht sich bereits auf ein späteres, angepaßtes, keineswegs originales Lutherdeutsch. Vgl. Rolf Bergmann, Claudine Moulin: Luther als Gewährsmann der Rechtschreibnorm? Zu Johann Girberts „Teutscher Orthographi“. In: Beiträge zur Sprachwirkung Martin Luthers im 17./ 18. Jahrhundert. Hg. Manfred Lemmer. 2 Bde. Halle a. d. S. 1987, 62–82 (Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1987/10 [F 65]). Es bleibt also teilw. unklar, woher der Herzog die beanstandeten Formen bezogen hat. Ein Vergleich mit der Biblia (Cramer 1634) und den in dieser angebrachten Korrekturen des Herzogs (im Ex. der HAB: 519.4.1 Theol. 2°; nachstehend zitiert als Hz. August), mag immerhin Material für dessen Bibelphilologie liefern. Die Befunde zeigen ansonsten ein ähnliches Bild wie in Beil. I, vgl. K I.
1 Biblia (Luther 1545), Ps 18, 43: „Jch wil sie zestossen“; Ps 44, 6: „Durch Dich wöllen wir vnser Feinde zestossen“. Biblia (Cramer 1634), Ps 18, 43: „Jch wil sie zerstossen“; Ps 44, 6: „Durch dich wollen wir vnser Feinde zerstossen“. Hz. August, Ps. 18, 43: blieb hier unkorrigiert; Ps. 44, 6: „Durch dich wollen wir vnsere Feinde zerstossen“.
2 Biblia (Luther 1545), Ps 24, 5: „Der wird den Segen vom Herrn empfahen/ Vnd Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils.“ Biblia (Cramer 1634): „Der wird den Segen vom HERRN empfahen/ Vnd Gerechtigkeit von dem Gott seines Heyls.“ Hz. August: „Der ewiger wird den Segen vom HERRN Vnd die Gerechtigkeit von seines Heyls Gotte empfangen.“
3 Biblia (Luther 1545), Ps 34, 7: „DA dieser Elender rieff/ höret der HERR“. Biblia (Cramer 1634): „Da dieser Elender rief/ höret der HERR“. Hz. August: „Als dieser Elender rief/ da hörete es der HERR“.
4 Biblia (Luther 1545), Ps 37, 10: „Es ist noch vmb ein kleines“; Joh 16, 16: „Vber ein kleines/ so werdet Jr mich nicht sehen/ vnd aber vber ein kleines/ so werdet jr mich sehen“. Biblia (Cramer 1634), Ps 37, 10: „Es ist noch vm̃ ein kleines”; Joh 16, 16: „VBer ein kleines/ so werdet jhr mich nicht sehen/ vnd aber vber ein kleines/ so werdet jhr mich sehen“. Hz. August, Ps 37, 10: blieb hier unkorrigiert; Joh 16, 16: „Eine geringe (Zeit ist es) und jhr werdet mich nicht sehen/ vnd abermals Eine geringe (Zeit ist es) und jhr werdet mich sehen.“
5 Biblia (Luther 1545), Gen 2, 8: „VND Gott der HERR pflantzet einen Garten in Eden/ gegen dem morgen“. Biblia (Cramer 1634): „VNd GOtt der HERR pflantzet einen Garten in Eden/ gegen dem Morgen“. Hz. August: „VNd GOtt der HERR pflantzete in Eden einen Garten/ gegen dem Morgen“.
6 Biblia (Luther 1545), Ps 49, 8: „KAn doch ein Bruder niemand erlösen/ Noch Gotte jemand versünen.“ Biblia (Cramer 1634): „Kan doch ein Bruder niemand erlösen/ Noch Gotte jemand versönen.“ Hz. August: „Kan doch ein Bruder keinen erlösen/ Noch Gotte einen versöhnen.“ Vgl. K III 2.
7 Irrtümliche Belegstelle. Die Geschichte Potiphars und der Verführung Josephs durch dessen Frau wird in Gen 39 erzählt.
8 Biblia (Luther 1545), Ps 55, 18: „Des abends/ morgens vnd mittags wil ich klagen vnd heulen“; Ps 65, 9: „[...] Du machst frölich was da webert beide des morgens vnd abends.“ Biblia (Cramer 1634), Ps 55, 18: „Des Abends/ Morgens/ vnd Mittags wil ich klagen vnd heulen“; Ps 65, 9: „[...] Du machest frölich was da webert/ beyde des Morgens vnd des Abends.“ Hz. August, Ps 55, 18: „Des Abendes/ Morgens/ vnd Mittages wil ich klagen vnd heulen“; Ps 65, 9: „Du machest so wol des Morgens als des Abendes alles frölich das webert.“
9 Biblia (Luther 1545), Ps 60, 3: „GOtt/ der du vns verstossen vnd zustrewet hast“; Ps 89, 11: „Du schlehest Rahab zu tod/ Du zurstrewest deine Feinde mit deinem starcken Arm.“ Biblia (Cramer 1634), Ps 60,3: „GOTT/ der du vns verstossen vnd zerstrewet hast“; Ps. 89, 11: „Du schlegest Rahab zu todt/ Du zerstrewest deine Feinde mit deinem starcken Arm.“ Hz. August, Ps 60,3: „Du GOTT/ der du vns verstossen vnd zerstrewet hast“; Ps 89, 11: „Du schlägest das Rahab zu todte/ Du zerstrewest deine Feinde mit deinem starcken Arme.“
10 Biblia (Luther 1545), Gen 4, 11: „Vnd nu verflucht seistu auff der Erden“. Biblia (Cramer 1634): „Vñ nu verflucht seyestu auf der Erden”. Hz. August: „Vñ nu seye verfluchet auf der Erden”. || [396]
11 Biblia (Luther 1545), Ps 24, 2: „Denn er hat jn an die Meere gegründet“. Biblia (Cramer 1634): „Denn er hat jhn an die Meer gegründet“. Hz. August: „Denn er hat jhn an die Meere gegründet.“
12 Biblia (Luther 1545), Dan 12, 45: „Vnd er wird das Gezelt seines Pallasts auffschlahen zwisschen zweien Meeren“. Biblia (Cramer 1634): „Vñ er wird das Gezelt seines Pallasts auffschlagen zwischen zweyen Meerē“. Hz. August: „Vñ er wird das Gezelte seines Pallastes zwischen zweyen Meerē [...] auffschlagen“. Die Form Gezelte im Akk. Sg. widerspricht Schottelius’ Regel, wonach in der dritten Deklination, d. h. der Deklination der Substantive sächl. Geschlechts, der Akkusativ („Klagendung“) dem Nominativ („Nennendung“) gleich sei, Schottelius „Geschlecht“ im Nom. Sg. aber immer ohne ein Endungs-e verwendet. Vgl. Schottelius: Ausführliche Arbeit (1663), 312f., 261 u. ö.; 400528 I (K I 17).
13 Biblia (Luther 1545), Neh 9, 6: „HERR du bists allein/ du hast gemacht den Himel vnd aller himel himel/ mit alle jrem Heer/ die Erden vnd alles was drauff ist/ die Meere vnd alles was drinnen ist [...]“. Biblia (Cramer 1634): „HErr/ du bists allein/ du hast gemacht den Himmel vñ aller Himmel Himmel/ mit alle jhrem Heer/ die Erde/ vnd alles was drauff ist/ die Meere/ vñ alles was drinnen ist“. Hz. August: „HErr/ du bist es allein/ du hast die Himmele vñ aller Himmeln Himmele/ mit alle jhrem Heere/ die Erde/ vnd alles was darauff ist/ die Meere/ vñ alles was darinnen ist gemachet“. Die auffällige Deklination des Wortes „Himmel“ bei Hz. August geht auf Schottelius’ grammatische Vorschriften zurück, wonach Substantive auf -er und -el im Plural „das E an sich nehmen/ als Bürger/ Bürgere [...] Himmel/ Himmele“ usw. Schottelius: Ausführliche Arbeit (1663), 307, vgl. 305; s. auch K III 3 u. 400528 I (K I 11).
14 Wohl gemeint: Biblia (Luther 1545), Ps 68, 9: „DA bebet die Erde/ vnd die Himel troffen/ fur diesem Gott in Sinai“; Ps 97, 6: „Die Himel verkündigen seine Gerechtigkeit“. Biblia (Cramer 1634), Ps 68, 9: „Da bebet die Erde/ vnd die Himmel troffen vor diesem Gott in Sinai“; Ps 97, 6: „Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit“. Hz. August, Ps 68, 9: „Da bebete die Erde/ vnd die Himmele troffen vor diesem Gotte in Sinai“; Ps 97, 6: „Die Himmele verkündigen seine Gerechtigkeit“. Zu Hz. Augusts Form „Himmele“ vgl. Anm. 13 u. K III 3.
15 Biblia (Luther 1545), Ps 81, 2: „SJnget frölich Gotte/ der vnser Stercke ist/ Jauchzet dem Gott Jacob.“ Mi 7, 17: „Sie sollen staub lecken/ wie die Schlangen/ vnd wie das Gewürm auff Erden erzittern in jren Löchern/ Sie werden sich fürchten fur dem HERRN vnserm Gotte“. Biblia (Cramer 1634), Ps 81,2: „SInget frölich Gotte/ der vnser Stärcke ist/ Jauchtzet dem Gott Jacob.“ Mi 7, 17: „Sie sollen Staub leckē/ wie die Schlangen/ vnd wie das Gewürm auff Erden erzittern in jhren Löchern/ sie werden sich fürchten für dem HErrn vnserm GOtte“. Hz. August, Ps 81, 2: „SInget frölich Gotte/ der vnsere Stärcke ist/ Jauchtzet dem Gotte in Jacob.“; Mi 7, 17: „Sie werden den Staub leckē/ wie die Schlangen/ vnd erzittern in jhren Löchern/ wie das Gewürme auff der Erden/ sie werden sich fürchten für dem HErrn vnserm GOtte“. Für Hz. Augusts Form „das Gewürme“ dürfte das Gleiche gelten wie für „das Geschlechte“, s. Anm. 12.
16 Biblia (Luther 1545), Ps 75, 1: „Ein Psalm vnd Lied Assaph“. Biblia (Cramer 1634): „Ein Psalm vnd Lied Assaph“. Hz. August: „Ein Psalm vnd Lied des Assaphs“.
17 Biblia (Luther 1545), Ps 119, 109: „Jch trage meine Seele jmer in meinen henden/ Vnd ich vergesse deines Gesetzes nicht.“ 112: „Jch neige mein hertz/ Zu thun nach deinen Rechten jmer vnd ewiglich.“ Biblia (Cramer 1634), Ps 119, 109: „Jch trage meine Seele immer in meinen Händen/ Vnd ich vergesse deines Gesetzes nicht.“ Ps 119, 112: „Jch neige mein Hertz/ Zu thun nach deinen Rechten jmmer vnd ewiglich.“ Hz. August, Ps. 119, 109: „Jch trage meine Seele immer in meinen Händen/ Vnd vergesse deines Gesetzes nicht.“ Ps 119, 112: „Jch neige mein Hertz/ nach deinen Rechten jmmer vnd ewiglich Zu thun.“
18 Biblia (Luther 1545), Ps 136, 5: „Der die Himel ordendlich gemacht hat/ Denn seine güte weret ewiglich.“ Biblia (Cramer 1634): „Der die Himmel ordentlich gemachet hat/ || [397] Denn seine Güte weret ewiglich.“ Hz. August: „Der die Himmele ordentlich gemachet hat/ Denn seine Güte währet ewiglich.“ Zu Hz. Augusts Form „Himmele“ vgl. Anm. 13.
19 Biblia (Luther 1545), Ps 136, 6: „Der die Erde auff wasser ausgebreitet hat“. Biblia (Cramer 1634): „Der die Erde auffs Wasser außgebreitet hat“. Hz. August: die Stelle blieb unkorrigiert.
20 Biblia (Luther 1545), Apg 8, 16: „Denn er war noch auff keinen gefallen/ Sondern waren allein getaufft in dem namen Christi Jhesu.“ Biblia (Cramer 1634): „(Denn er war noch auff keinen gefallen/ sondern waren allein getaufft in dem Namen Christi JEsu.)“ Hz. August: „(Denn er war noch auff keinen unter ihnen gefallen/ besondern sie waren nuhr in dem Namen JEsus getauffet.)“
21 Biblia (Luther 1545), Jes 41, 26: „Aber da ist kein Verkündiger/ Keiner der etwas hören liesse/ Keiner der von euch ein wort hören müge.“ Jer 44, 14: „Das aus den vbrigen Juda/ keiner sol entrinnen noch vberbleiben/ [...] es sol keiner wider dahin komen/ on welche von hinnen fliehen.“ Biblia (Cramer 1634), Jes 41, 26: „Aber da ist kein Verkündiger/ keiner der etwas hören liesse/ keiner der von euch ein Wort hören möge.“ Jer. 44, 14: „Daß aus den vbrigen Juda keiner sol entrinnen noch vberbleibē: [...] es sol keiner wieder dahin kommen/ ohn welche von hinnen fliehen.“ Hz. August, Jes 41, 26: „Es ist aber kein Verkündiger alda, keiner der etwas hören liesse/ keiner der von euch ein Wort hören möchte.“ Jer 44, 14: „Daß aus den vbrigen in Juda keiner entrinnen noch verbleibē wird: [...] Es wird aber keiner wieder dahin kommen/ ohne die, welche von hinnen fliehen.“
22 Biblia (Luther 1545), Spr 5, 5: „Jre füsse lauffen zum Tod hinunter/ jre genge erlangen die Hell.“ Biblia (Cramer 1634): „Jhre Füsse lauffen zum Todt hinunter/ Jhre Gänge erlangen die Helle.“ Hz. August: Jhre Füsse lauffen zum Tode hinunter/ Jhre Gänge erlangen die grübe.“
23 Biblia (Luther 1545), Jes 1, 26: „Vnd dir wider Richter geben/ wie zuuor waren/ vnd Ratherrn wie im anfang.“ Spr 8, 22: „DER HERR hat mich gehabt im anfang seiner wege/ Ehe er was machet/ war ich da.“ Biblia (Cramer 1634), Jes 1, 26: „Vñ dir wieder Richter geben/ wie zuvor waren/ vnd Rahtherren/ wie im Anfang.“ Spr 8, 22: „DEr HErr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege/ Ehe er was machet/ war ich da.“ Hz. August, Jes 1, 26: „Vñ dir wieder Richtere geben/ wie die vorigen waren/ vnd Rahtesherren/ wie im Anfange.“ Spr 8, 22: „DEr HErr hat mich im Anfange seiner Wege gehabt/ Ich war alda ehe er was machete.“ Die auffällige Deklination des Wortes „Richtere“ bei Hz. August geht auf Schottelius’ grammatische Vorschriften zurück, wonach Substantive auf -er und -el im Plural „das E an sich nehmen/ als Bürger/ Bürgere [...] Himmel/ Himmele“ usw. S. Anm. 13, vgl. Anm. 29, K III 3 u. 400528 I (K I 6). Vgl. auch die Verbesserung von „die übeltähter“ in die „übeltähtere“ in der Liste der Corrigenda der zweiten Ausgabe von Hz. Augusts Passionsharmonie Historie und Geschichte Von Des HErrn Jesu/ des *Gesalbten/ Leyden/ Sterben und Begräbniß (Lüneburg 1641), Bl. [Kviij] r (s. 401111 I Q).
24 Biblia (Luther 1545), Spr 28, 18: „Wer from einher gehet/ wird genesen/ Wer aber verkerets weges ist/ wird auff ein mal zufallen.“ Biblia (Cramer 1634): „Wer from̃ einher geht/ wird genesen/ Wer aber verkehrtes weges ist/ wird auff ein mal zerfallen.“ Hz. August: „Wer from̃ einher gehet/ der wird genesen/ Wer aber verkehrtes weges ist/ der wird auff ein mahl zerfallen.“
25 Biblia (Luther 1545), Lk 6, 18: unzutreffender Beleg; Lk 9, 27: „Jch sage euch aber warlich/ Das etliche sind von denen“. Biblia (Cramer 1634): „Jch sage euch aber warlich/ daß etliche sind von denen“. Hz. August: „Jch sage euch aber warlich/ daß etliche auß denen sind“.
26 Biblia (Luther 1545), Jes 1, 7: „Frembde verzeren ewer ecker fur ewren augen/ vnd ist wüste/ als das/ so durch Frembde verheeret ist.“ Biblia (Cramer 1634): „Frembde verzehrē ewre Ecker für ewren Augen/ vñ ist wüste/ als das/ so durch Frembde verheeret ist.“ Hz. August: „Frembde werden ewre Äcker vor ewren Augen verzehrē/ vñ es wird so wüste werden/ als das/ so durch die Frembde [sic] verheeret ist.“ || [398]
27 Biblia (Luther 1545), Jes 7, 7: „Denn also spricht der HErr HERR/ Es sol nicht bestehen noch also gehen“. Biblia (Cramer 1634): „Denn also spricht der HERR HERR/ Es sol nicht bestehen/ noch also gehen“. Hz. August: „Denn also spricht der HERR HERR/ Es wird nicht bestehen/ noch also gehen“.
28 Biblia (Luther 1545), Hes 25, 7: „Darumb sihe/ Jch wil meine Hand vber dich ausstrecken/ vnd dich den Heiden zur Beute geben/ vnd dich aus den Völckern ausrotten/ vnd aus den Lendern vmbbringen/ vnd dich vertilgen/ Vnd solt erfaren/ das ich der HERR bin.“ Biblia (Cramer 1634): „Darum sihe/ Jch wil meine Hand vber dich außstrecken/ vnd dich den Heyden zur Beute geben/ vnd dich aus den Völckern außrotten/ vñ aus den Ländern vmbbringen/ vnd dich vertilgen/ Vnd solt erfahrē/ daß ich der HErr bin.“ Hz. August: „Darum sihe/ Jch wil meine Handt vber dich außstrecken/ vnd dich den Heyden zur Beute geben/ vnd dich aus den Völckern außrotten/ vñ aus den Ländern vmbbringen/ vnd dich vertilgen/ Vnd du wirst erfahrē/ daß ich der HErr bin.“
29 Biblia (Luther 1545), Hes 37, 16: „Du Menschenkind/ Nim dir ein Holtz/ vnd schreibe dar auff/ Des Juda vnd der kinder Jsrael sampt jren Zugethanen.“ Biblia (Cramer 1634): „Du Menschenkind/ Nim dir ein Holtz/ vnd schreibe darauff/ des Juda vnd der Kinder Jsrael/ sampt jhren Zugethanen.“ Hz. August: „Du Menschenkindt/ nim dir ein Holtz/ vnd schreibe darauff/ des Juda vnd der Jsraeliterer<er> mit jhren Zugethanen.“ Die auffällige Deklination des Wortes „Jsraeliter“ im Gen. Pl. bei Hz. August geht auf Schottelius’ grammatische Vorschriften zurück, wonach Substantive auf -er und -el im Plural „das E an sich nehmen/ als Bürger/ Bürgere [...] Himmel/ Himmele“, im Gen. Pl. entsprechend „Bürgerer“ usw. Schottelius: Ausführliche Arbeit (1663), 307 u. 305; vgl. Anm. 23 u. K III 3.
30 Biblia (Luther 1545), Hes 37, 16: „Vnd nim noch ein Holtz vnd schreibe drauff/ des Joseph/ nemlich das holtz Ephraim/ vnd des gantzen hauses Jsrael/ sampt jren Zugethanen.“ Biblia (Cramer 1634): „Vnd nim noch ein Holtz/ vnd schreib darauff/ des Joseph/ nemblich/ das Holtz Ephraim/ vnd des gantzen Hauses Jsrael/ sampt jhren Zugethanen.“ Hz. August: „Vnd nim noch ein Holtz/ vnd schreibe darauff/ des Josephs/ nemblich/ das Holtz des Ephraims/ vnd des gantzen Hauses des Jsraels/ mit jhren Zugethanen.“
31 Biblia (Luther 1545), Apg 12, 14: „Vnd als sie Petrus stimme erkandte/ that sie das thor nicht auff fur freuden“. Biblia (Cramer 1634): „Vnd als sie Petrus Stimme erkandte/ that sie das Thor nicht auff für Frewden“. Hz. August: „Vnd als sie des Petrus Stimme erkandte/ da that sie das Thor nicht auff wegen Frewde“.
32 Biblia (Luther 1545), Dan 9, 1: „JM ersten Jar Dariusdes sons Ahasueros/ aus der Meder stam“. Biblia (Cramer 1634): „JM ersten Jahr Darius des Sohns Ahasveros/ aus der Meder Stam̃“. Hz. August: „JM ersten Jahre des Darius des Sohnes des Ahasverus/ aus der Meder Stam̃en“.

K IIIK III Diese kleine Regel-Übersicht, wie auch die zugehörige Beil. IV, findet sich in einer Akte Schotteliana „Allerhand Schreiben an Herzog Augustum von Hof- und ConsistorialRath Dr. J. G. Schottelio“, 1643–1666 (Aktenumfang 298 Blatt). Die meisten der Schriftstücke, so auch dieses, sind undatiert. Während sich die Schreiben Bl. 25ff. einigermaßen verläßlich in den Zeitraum 1648–1666 einordnen lassen, sind die vorderen Stücke der Akte — Briefe, Notizen, Zettel, Gedichte — nicht sicher zu datieren. Das vorliegende Stück und die Beil. IV stehen aber gewiß mit Hz. Augusts Bibelrevision in Verbindung, wie das Thema Sprache ohnehin in dieser Akte stark vertreten ist. Zudem scheint sich Beil. IV unmittelbar auf Beil. III zu beziehen, behandelt sie doch die Markierung der Vokaldehnung, die Beugung des Wortes „unterhalt“ usw. Hier und in Beil. IV verweisen wir auf die weiterführenden Hinweise in K I und 400528 K I.
1 Schottelius: Ausführliche Arbeit(1663), 200‒202 unterscheidet zwischen einem nicht so langen, kaum gehauchten Mittelhauchlaut („der Vermengte Hauchlaut“), der keine || [399] Verdoppelung des Vokals erfordert, sondern die Länge durch nachfolgendes -h ausdrückt, und einem richtig langen, daher verdoppelten Selbstlaut oder Vokal. Schon in Schottelius: Sprachkunst (1641), 200 ist vom „Mittelhauchlaut/ oder den vermengten Hauchlaut“ (Vokallänge durch folgendes –h bezeichnet) im Unterschied zum „Langlaut“ (Doppelvokal) die Rede (a. a. O., 201).
2 Schottelius: Sprachkunst(1641), 263 „Gott“; „Hertzoginn“ und andere weibl. Hauptwörter auf –inn, a. a. O., 232f., 295 u. 322; „gleichniß“ u. a., a. a. O., 334f.; „hoffnung“ u. a., a. a. O., 341ff. Die Regel lautet S. 295, daß „Die abgeleiteten Wörter/ so Weibliches Geschlechtes sind [...] in der eintzelen Zahl gantz unwandelbar sind/ in der mehreren Zahl aber nehmen sie nur en überall an sich.“ Er setzt aber S. 296 hinzu: „nur ist von der Hauptendung niß ‒ ung/ zumercken/ daß man dabey durch den beliebten Gebrauch zuweilen ein e anhenge/ als die Hoffnunge/ Erkäntnisse/ &c. aber nach dem Grund der Sprachen gehöret eß nicht dabey [...].“ Zur Endung –inn bzw. –inne merkt Schottelius S. 322f. an: „Diese Hauptendung inn/ wird zuweilen/ krafft deß beliebten Gebrauches/ inne oder in geschrieben/ nach dem Grunde der Sprachen aber ist es nicht recht [...].“
3 Schottelius: Sprachkunst(1641), 399 gibt übereinstimmend ohne weitere Erklärung an „Derselbe oder derselbige oder selbiger“. Vgl. a. a. O., 290: „Alle Nennwörter/ welche auf er und el außgehen/ müssen in der mehreren zahl das E an sich nehmen/ als Bürger/ Bürgere; Thäter/ Thätere [...] Vornemlich darumb/ weil sonst der rechte Verstand bey uns verlohren wird/ als wenn Saxo in seiner Keyser Cronicen sagt: die Könige und Keyser hattens beschlossen/ woselbst man ansteht/ ob er Cæsarem oder Cæsares verstehe.“
4 Biblia (Luther 1545), Spr 16, 27: „Ein loser Mensch grebet nach vnglück/ Vnd in seinem maul brennet fewr.“ S. aber Schottelius: Sprachkunst(1641), 222f.: „Wenn das beystendige [erg. Nennwort, Adjektiv] allein [als substantiviertes Adjektiv] wird gesetzt/ also daß die Person oder das Ding darunter zugleich verstanden werde/ als: „[...] Der Loser gräbt nach Unglücke; und in seinem Munde brennet Fewr. [...] Er wird der unserer seyn. Luth.“
K IV S. oben K III 0.
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