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400104 Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
[Inhaltsverzeichnis]
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400104

Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen


F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourrissant) wünscht Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) ein glückliches und friedliches neues Jahr. Aus Innhausens Brief hat Ludwig erfahren, daß dessen Pflanzen gut angekommen seien und daß jener auch die Neuausgabe der Saluste Du Bartas-Übersetzung Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche (1640) subskribiere, die jetzt in Köthen in den Druck gehe. — Der Fürst legt den Prospekt für ein Predigtwerk seines Superintendenten (Daniel Sachse) bei, das wegen der gelehrten Behandlung des Gegenstands veröffentlicht zu werden verdiene. Er bittet Innhausen, in Hamburg und Ostfriesland für Vorbestellungen zu werben, so daß das Werk gleich nach der Saluste-Übertragung zu Ostern ein Jahr lang gedruckt werden könne. Die Hälfte der Predigten könnte dann vollendet sein und jeder Subskribent, der seine Zahlung leiste, würde seine Lieferung unter der Bedingung erhalten, daß er den Rest der Summe zu begleichen verspreche. Innhausen möge F. Ludwig so schnell wie möglich schreiben, auf welchen Erfolg man hoffen dürfe. — F. Ludwigs Gemahlin (Sophia), die Innhausen grüßen lasse, gehe es sehr gut, wie auch der Fürst nicht über sein Befinden zu klagen habe.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 1r; eigenh. Konzept.

Anschrift


A Fehlt.

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Monsieur, ie vous souhaitte de l Eternel un tres heureux et paisible nouvel an, avec beaucoup d’autres ensuivans. J’ay entendu tresvolontiers de vostre responce, que des plantes1 envoyéz avoyent este bien transportéz, et que de vostre costé vous vous estes resolus d’avoir part au Bartas2 qui est maintenant icy en voye d’estre imprimé: Pour le Singulier3 j’en attendray encores la resolution. Vous trouverez icy ioinct4 un autre projet d’un oeuvre d’aucunes presches5 qui se font icy d’un de mes ministres, qui est le surentendant des autres, digne d’estre publiéa , a cause deb la matiere a mon opinion assez doctement traictée;
  En cas quec pourriez pourchasserd en Hambourg et Ostfrise l’ayde de quelques uns sure les conditions proposéz, cela l’avançeroit en beaucoup, et le commencement se feroit a la Pasque plus prochaine incontinent assez que le Bartas seroit finy: De là a un an a sçavoir a la Pasque 1641. La moitie de ces presches pourroyent estre achevée, et chacun de ceux qui font la despence en avoir sa part, au terme qu’on auroit consenti de payer la reste d’icelle. Pensez y ie vous prie et m’en escrivez avec la premiere commodité, ce qu’en pourrons esperer. Ma compagne6 se trouve maintenant fort bien, elle vous salue avec la vostre tresf attentivement et moy a faute d’autre malaise, ie vous recommande t[r]estous en la sainte protection du Tout puissant, demeurant a iamais

  Monsieur Vostre tresaffectionné amy
  le Nourrissant

De Cöten ce 4. de Janvier l’an 1640. || [410]

I

Prospekt für die Evangelienharmonie des Köthener Superintendenten Daniel Sachse

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Bückeburg: Fl. Hausarchiv F 3 Nr. 351 (unfol.), 1 Bl., Rückseite leer; Schreiberh.; die Subskribentenliste von F. Ludwigs H.

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Der Predigten, so nach den Vier Evangelisten außgeleget1 und vermöge des abdrucks gedruckt werden sollen, seindt ohngefehr dreyhundert, und wirdt iedes Exemplar ein 500 bogen, oder ein Rieß Pappier groß werden, so in zwo bande zu bringen. Wann nun deren Siebenhundert aufgelegt und getruckt werden sollen, wird sich der kosten vff Sechzehenhundert thaler belauffen.
  Wer nun einhundert, oder Funffzig thaler darzu verlegen2 will, derselbe bekehme vor hundert thaler 42 Exemplar oder vor 50 thl. 21 Exemplar kehme eins vf 2 thl. 9 gr.
  Es wird sonsten von solcher schrifft der bogen vff drey pfennige gerechnet thut vf ein Exemplar 5 thl. 5 gr. oder vf zween pfennig 3 thl. 12 gr. ohngefehr.
  Der verlag würde halb Ostern 1640 und die andere helffte Ostern 1641 entweder zu Cöthen oder zu Hamburg Heinen und Claus Sylmen3 oder zu Leipzigk Georg Wincklern4 außzuzahlen sein.

Esa wird vorgeschlagen ob nachfolgende darzu zu bewegen das iedes funftzig thaler zu diesem verlag zu geben, die helffte alsb funffundzwantzig Rhtl. Ostern 1640. Die andere helffte Ostern 1641. Da dan verhoffentlich die helffte der predigten fertig können dagegen heraus gegeben werden.5

Graff Otto von der Lippe6 25
Die Gräffliche Schaumburgische witwe7 25
Graff Otto von Schaumburg8 25
Der herr von Kratzenstein9 25
Der Obriste Wulff(?)10 25


Und wen etwa herr Nappelius11 und doctor Stöcker12 hierzu mehr bewegen können.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Folgt <et lequel est>
b Folgt <sa doctrine>
c Folgt unleserliches Zeichen.
d Eingefügt bis de
e Eingefügt für selon
f Eingefügt bis attentivement

T I
a Ab hier von F. Ludwigs H.
b Bis Rhtl. am Rand ergänzt.

Kommentar
1 Zu F. Ludwigs (Der Nährende/ Le Nourrissant) Sendung von Pflanzen s. 391113 u. 391125.
2 Neubearbeitung von Tobias Hübners (FG 25) Übersetzung der Sepmaines des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche (1640). F. Ludwig hatte Frh. Enno Wilhelm v. Innnhausen u. Knyphausen (FG 238) in 391113 um Subskription gebeten. Vgl. 391125 u. 400000 K 3. || [411]
3 Es handelt sich wohl nicht um den gfl. holstein-schaumburg. Drost von Pinneberg, Ernst v. Wietersheim (FG 279. Der Einfache/ Le Singulier), sondern wahrscheinlich um Claus (v.) Sehested (FG 284. Der Sonderbare/ Le Singulier). Vgl. besonders 371112A. Falls Wietersheim gemeint war, hatte F. Ludwig zu diesem Zeitpunkt noch keine Kenntnis von dessen Tod — er war 1638 vor Glückstadt ertrunken — und erwartete Wietersheims Subskriptionsentscheidung für die revidierte Saluste-Übersetzung von 1640. Vgl. zu Le Singulier auch 391125, wo Innhausen F. Ludwig mitteilte: „Pour les fraix de faire imprimer le Sepmaines du Bartas ie suis content d’en fournir une partie sur les conditions proposez, et d’en escrire au Singulier pour faire le mesme, et en cas qu’il aye envie d’y contribuer, nous bailerons l’argent selon l’ordre de V. A. aux marchands Silmes demeurants en ceste ville.”
4 Eine Beilage ist in der Akte nicht enthalten, jedoch ist ein vielleicht inhaltsgleicher Prospekt erhalten. S. Beil. I.
5 Einhelligkeit Der Vier Evangelisten Vber Vnsers HErren und Heylandes Jesv Chrjstj Geburt und Leben/ Leiden und Sterben/ Auferstehung und Himmelfahrt/ Aus Jhren Vier Büchern in richtige Ordnung zusammen getragen/ und der Gemeine Gottes zu Cöthen erkleret: Von Daniel Sachsen/ Pfarrern und Superintendenten daselbst/ Erster [Ander/ Dritter und Letzter] Theil/ Jn Hundert Predigten verfasset/ samt zweyen [II dreyen/ III Zusamt Einer Zugabe aus den Apostolischen Geschichten/ von Der Sendung des heiligen Geistes. Mit beygefügten] notwendigen Registern. Cöthen 1641. [1643/ 1644]. HAB: 317.2 Theol. 2° (II: 317.3 Theol. 2°; III: 317.4 Theol. 2°); Kat. Dessau BB, Nr. 2765–67 (Kriegsverlust); ULB Halle: Jl 6441. 4°; Marienbibliothek Halle: J 1.110 Fol. Neuaufl. Franckfurt am Mayn: Götze 1662, HAB: Th 2° 14; mit dem Titelzusatz „Aufs Newe übersehen/ und zum andernmal gedruckt.“ Vgl. zu einem späteren Auszug und zu einem weiteren Predigtwerk Sachses über das Alte Testament 400320 K 5. — S. auch K I 2, vgl. 400310 u. I, 400311, 400311A, 400320, 400506, 400509 u. 420120, ferner Dünnhaupt: Druckerei, Nr. 86. — Daniel Sachse (1596–1669) war F. Ludwigs Hofprediger. Zu seiner Tätigkeit als Superintendent und Konsistorialrat in Köthen (seit 1632) s. Beckmann VII, 357ff.; Graf: Anh. Pfarrerbuch, 405. Der 1. Teil seiner Einhelligkeits-Predigten konnte 1641, anscheinend aufgrund erheblicher Leistungen der St. Jacob-Gemeinde in Köthen (s. 411128), erscheinen und ist vermutlich auch unter Fruchtbringern verbreitet worden, s. 420120, 420630. Mit der Fortsetzung des Werkes, das alle anhalt. Fürsten unterstützen wollten, tat man sich angesichts mangelnder Gelder aber schwer, s. 420712, 420730, 420804 u. 420916. Im LHA Sa.-Anh./ Dessau hat sich mit der Akte Abt. Dessau C 17 V Nr. 4a ein hsl., ungezeichnetes Compendium „HARMONIA EVANGELISTARUM Jncepta die 9 Maii 1644.“ erhalten, über dessen mögliche Verbindungen zum Predigtwerk Sachses eingehendere Vergleiche angestellt werden müßten. Jedoch stellt es eine (fragmentarische) historisch-kritische, keine homiletische Arbeit dar, die die Evangelienberichte vergleicht mit dem Ziel, zu einem gesicherten historischen Wissen über das Leben Jesu zu gelangen. Ob diese Arbeit eine Spur in den künftigen fruchtbringerischen Korrespondenzen hinterlassen hat, bleibt zu ermitteln.
6 F. Ludwigs zweite Gemahlin Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629. TG 38).
1 Sachse: Einhelligkeit I–III, vgl. Anm. 2 u. oben K 5. Zur Datierung der Beilage I vgl. Anm. 8.
2 Es handelt sich angesichts der großen Auflage und der vorgeschlagenen Anzahl der Abnehmerexemplare ursprünglich nicht nur um ein Subskriptionsangebot, sondern um einen Vorschlag für ein buchhändlerisches Verlagskonsortium. Die Bücher wären dann auch zum Verkauf, nicht allein zur Verteilung unter Fruchtbringern oder im höfischen und ständischen Kreis bestimmt. Dies wird bestätigt durch einen Blick in den Leipziger Meßkatalog Ostermesse 1641. Dort findet sich der folgende Eintrag: „Einfältigkeit [sic] der 4. || [412] Evangelisten über/ unsers Herrn und Heylands Jesu Christi/ Geburt und Leben, Leiden und Sterben; Aufferstehung und Himmelfahrt/ auß ihren 4. Büchern in richtige Ordnung zusam̄en getragen/ und der Gemeine Gottes zu Cöthen erkläret/ von Daniel Sachsen/ Pfarrhern und Superindendenten daselbsten/ Erster Theil./ in hundert Predigten verfasset/ sampt zweyen nothwendigen Registern/ ibid. in fol.“ Meßkataloge Leipzig online, Ostermesse 1641, Teutsche Theologische Bücher der Calvinisten, Bl. E r, www.olms-online.de, s. auch K 5. Übrigens beteiligte sich Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) durch käufliche Abnahme von 200 Exemplaren der Einhelligkeit maßgeblich an deren Finanzierung. Vgl. Conermann: Fürstl. Offizin, 138; Conermann: Anhalt, 36f. Zu Hz. Augusts Passions- und Evangelienharmonie und zur Evangelienharmonie überhaupt vgl. 401111 u. I (nebst Kommentaren).
3 Hein und Claus Silm, in Hamburg und andernorts tätige Tuchhändler und Bankiers. S. 371028 K 6 u. 390712A K 5.
4 Georg Winckler (1582–1654), Leipziger Kaufmann. S. 371208 K 1.
5 Wie das Titelzitat in K 5 zeigt, erschien Sachses Werk in drei Teilen von 1641–1644, s. auch Anm. 2.
6 Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121).
7 Gfn. Elisabeth v. Holstein-Schaumburg (1592–1646), Tochter Gf. Simons VI. zur Lippe, Witwe Gf. Georg Hermanns v. Holstein-Schaumburg (1577–1616), Mutter Gf. Ottos V. S. Anm. 8 u. 401204 K 6, 7 u. Beil. I.
8 Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198). Der zugehörige Brief an ihn ist uns unbekannt. Da F. Ludwig aber auch mit Innhausen über lippische und holstein-schaumburg. Dinge korrespondierte, ergibt die offenbar erste Erwähnung des Sachse-Projekts in 400104 einen chronologischen Anhaltspunkt für die Abfassung des Prospekts. Vom Tode Gf. Ottos V. am 15. 11. 1640 informierte Innhausen Ludwig am 28. 11. 1640 (s. 401204 I); vgl. das Schreiben vom 6. 12. 1640. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 67r–68v bzw. 17r. Und schon am 23. 11. u. 25. [11.] hatte Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) F. Ludwig die Todesnachricht übermittelt und die kursierenden Gerüchte über einen Giftanschlag beim sog. Hildesheimer Gastmahl angedeutet. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 63rv u. 71rv. Vgl. dazu 401204 I. Der obige ,Verlags’-Vorschlag muß also vorher geschrieben worden sein, d. h. bis spätestens Ende Nov. 1640, vermutlich aber aufgrund des vorliegenden Briefes schon Ende 1639 oder Anfang 1640.
9 Der reformierte, damals im Westfälischen und an der Weser eingesetzte schwed. Generalmajor Wilhelm v. Wendt Herr v. Cratzenstein (1603–1644). Er entstammte einem uradeligen westfälischen Herrengeschlecht, das 1419 endgültig in den Besitz von Schloß und Herrschaft Cratzenstein (heute: Crassenstein, Gde. Warendorf, Münsterland, nw. v. Lippstadt) gekommen war. C. wurde 1560 Stammsitz eines Familienzweiges der von Wendt (v. Wendt-C.). Von dem hier genannten Obristen ist nicht viel bekannt: Geboren auf dem Hause Cratzenstein verlegte sich Wilhelm v. Wendt nach nicht näher inhaltlich oder lokal bezeichneten Studien auf das Kriegswesen, um „Jnsonderheit für die wahre Evangelische Religion/ vnd Teutsche libertet“ zu streiten, so die Personalia in seiner nachstehend aufgeführten Leichenpredigt (Bl. a v). Diese verzeichnet seine miltär. Stationen und Leistungen, läßt gelehrt-literarische Interessen nicht durchblicken, betont aber seine tiefe Frömmigkeit, die zu einer Subskription des Sachseschen Predigtwerkes passen würde. 1621 nahm er unter Hz. Christian d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel Kriegsdienste an, 1628 trat er in schwed. Dienste über, nahm 1631 als Rittmeister an der Schlacht bei Breitenfeld teil, wurde 1631 Major, 1632 Obrist des kgl.-schwed. Leibregiments und war seit 1633 überwiegend im Westfälischen und an der Weser eingesetzt. In der für die Position des schwed. Kriegsstaats in Deutschland heiklen Situation bei und nach Abschluß des Prager Friedens blieb er schwedentreu und stieg 1636 zum Generalmajor in der schwed. Armee in Westfalen unter den Feldmarschällen Frh. Dodo v. Innhausen u. Knyphausen (s. Anm. 10) bzw. Alexander Leslie auf. Im Mai 1639 suchte er krankheitsbedingt um Verschonung im Feld- || [413] dienst nach und wurde daraufhin zum Kommandanten in Nienburg a. d. Weser bestimmt. Es sei ihm zwar, so Johan Banér (FG 222) am 28. 10. 1640, das Generalkommando über das schwed. Heerescorps in Westfalen zu gönnen, jedoch sei er „durch stetige melancholie und andere kranckheitszufelle also schwaches gemuhts worden“, daß er mit seiner Nienburger Kommandantenstelle ausgelastet sei. AOSB SA VI, 789. Vgl. Christliche LeichPredigt Vnd Ehrngedächtniß Bey hochansehnlicher Begräbniß Des Weiland Wolgebohrnen Herren/ Herrn Wilhelm von Wendt/ Herren zum Cratzenstein/ Assen vnd Schulenburg dero Kön. Mayt. vnd Reich Schweden verordneten GeneralFeldWachtmeisters/ OberCommendanten vnd Gouverneurs der Festung Nienburg/ Obristen zu Roß vnd Fueß. Welcher nach außgestandener langwiriger LeibsSchwachheit Anno 1644. den 15. T. Martij ... entschlaffen dessen entseelter Cörper am 28. T. Maij dieses Jahrs allhier zur Nienburg ... beygesetzet worden ... gehalten ... Von BERNHARD. FRIDERIC. Laßdorff (Rinteln 1644: Peter Lucius/ der Universität daselbst bestalter Buchdrucker), die Personalia im Anhang. HAB: QuN 277.2 (20). Vgl. ferner AOSB FA XV, 43, 44, 45ff., 53ff. u. ö.; SA I, 753f.; SA VI, 617f., 663 u. ö.; SA IX, 470, 471, 473, 476, 755, 935 u. 936; Engerisser, 610; GHdA CXXXVII, 76f.; GuthrieII, 69, 116, 120, 147 u. 148; Kneschke IX, 527f.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, (in den Büchern IV–XIII) S. 98, 164, 206, 207, 306, 307, 327f., 337, 352, 360f., 376, 448, 497, 559 u. 624; Zedler LIV, 1976ff. (Fam.); Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 12 (1862), 884f. u. 92 (1942), 607ff.; Hans Mahrenholtz: Der Grabstein des Wilhelm v. Wendt (†1644). In: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 57 (1969), 109–115; ders.: Der Grabstein des Wilhelm von Wendt in der St. Martinskirche zu Nienburg an der Weser. In: Jahrbuch des Heraldischen Vereins Zum Kleeblatt von 1888, Hannover 3 (1965), 42–68. Die Leichenpredigt, Bl. [a iv]r überliefert ein von Cratzenstein selbst in der schweren Krankheit vor dem Tode aufgesetztes, metrisch nicht unbedingt gelungenes Gedicht:
Der sonst glücklich stund in Schlachten/
Den hat der Tod alhie nichts thun achten.
Doch mitten in diesem Niederliegen/
Erst hat angefangen recht zu Siegen.
10 Der in schwed. Diensten stehende reformierte Obrist Wilhelm v. Lüdinghausen gen. Wolf (1596-1647), der wie Cratzenstein (Anm. 9) ebenfalls in Westfalen, hauptsächlich als Kdt. in Minden wirkte. Auch er entstammte einer ursprüngl. westfäl. Uradels-Familie (einstiger Stammsitz Lüdinghausen bei Münster), allerdings aus einem in Kurland niedergelassenen Zweig. Seit 1610 Edelknabe am Heidelberger Hof und danach Kammerjunker am Hof des duché de Bouillon, begann er seine militär. Laufbahn als Fähnrich im niederländ. und Leutnant im dän. Dienst (bis 1629). Danach war er Hauptmann im Defensionsregiment der Stadt Hamburg. Als Obrist Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen dessen Kommando übernahm, beförderte er Lüdinghausen „wegen seiner befundenen guten Qualiteten“ (so die Personalia in der unten aufgeführten Leichenpredigt, S. 39) zum Major. Mit dem Eintritt der Schweden in den Krieg wechselte er in schwed. Dienste, war zunächst Obrist in der Armee Dodos v. Innhausen u. Knyphausen (1583–1637), des älteren Bruders von Enno Wilhelm, wurde vom damals schwed. General Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) 1634 zum Generalmajor über die schwed. Infanterie in Westfalen und zum Kommandanten in Minden erhoben, wo er neun Jahre verharrte. Wenngleich er sich im Urteil Banérs (Ende Oktober 1640) der Nachlässigkeit und des Geizes schuldig gemacht haben soll (AOSB SA VI, 788f.), wurde er 1643 von dessen Nachfolger, dem schwed. Generalfeldmarschall Torstensson von Minden ab- und zum Kommandanten in Nienburg, wo er den todkranken Cratzenstein ablöste, sowie zugleich zum Vice-Gouverneur des kgl. schwed. Kriegsstaats in Westfalen berufen. Wie Cratzenstein hatte sich Lüdinghausen in der für Schweden heiklen Zeit unmittelbar nach dem Prager Friedensschluß zunächst heimlich, dann offen als treuer Gefolgsmann erwiesen und den Schweden den Stützpunkt Minden erhalten. 1647 berief ihn der Oberbefehlshaber der || [414] schwed. Armeen in Deutschland, Friherre (seit 1651 Greve) Carl Gustav Wrangel af Salmis (FG 523. 1649) mit seinem Regiment zur Hauptarmee. Vor Eger, kurz nach der Eroberung der Stadt, starb er am 26. 7. 1647 wohl an einer hochfiebrigen Infektion. Er war über die im Januar 1636 in Meppen vollzogene Heirat mit Eva Oriana (1613–1680) der Schwiegersohn Frh. Dodos v. Innhausen u. Knyphausen. S. EST VIII, T. 123; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 7. Buch, S. 302. Möglicherweise ist die Aufnahme Cratzensteins und Lüdinghausens in die obige Subskriptionsliste dieser verwandtschaftl. Beziehung zuzuschreiben. Die Leichenpredigt rühmt seine Frömmigkeit, er habe „die heilige Bibel vnd andere erbawliche Bücher vnd Schrifften fleissig gelesen“, war theologisch bis zur Disputationsfähigkeit gebildet, verabscheute aber „die Verkehrungen vnd Verdrehungen der Schrifft/ Calumnien das Bannen vnd Verdammen hat er höchlichen detestiret, vnd alleine/ was zu Erbawunge vnd zu Beforderunge Christlicher Liebe vnd Einigkeit dienlichen/ geliebet und gelobet.“ (LP, S. 44). Er unterhielt zeitweise privat zwei eigene Prediger, darunter den Verfasser der Leichenpredigt, Appelius (s. Anm. 11). Gottesfurcht und Demut, Wohltätigkeit und Geduld werden herausgestrichen. Im privaten Umgang sei er von „anmütigen Sitten/ holdseligen Gesprächs/ liebreichen Freundligkeit/ Willfährigkeit/ Leutseligkeit“ gewesen (LP, S. 47). S. Christliche Leich- vnd Trost-Predigt/ auß dem IV. cap. deß Buchs der Weißheit/ vber den Tödtlichen Abgang I. Deß Weiland Wolgebornen Herrn Wilhelm von Lüdinghausen genant Wolff/ Dero Königl. Maj. vnd Cron Schweden gewesenen General Majorn zu Fuß/ Vice Governeurn dero Estats in Westphalen vnd Ober-Commendanten der Vestung Nienburg. Welcher den 26. Iulij Anno 1647. in der Stadt Eger ... entschlaffen. Wie dann auch II. Vber deß Wolgemelten Herrn General Majors nachgelassene einige Tochter/ Fräwlein ANNA von Lüdinghausen genant Wolff/ Welche den 27. Augusti Anno 1647. zur Nienburg ... entschlaffen. Derer beyderseits verblichenen Leichnam von Embden auß ... naher Jenneld gebracht/ vnd daselbst den 7. Junii des 1648. Jahrs ... In der von Kniphausen Erb-Begräbniß/ in Jhr Ruhebettlein eingesetzt worden. Daselbst bey hochansehnlicher Leich-Begängniß gehalten/ vnd auff Begeren in Druck verfertiget/ durch JOHANNEM APPELIUM (Rinteln [1648]: Peter Lucius/ Universitäts-Buchdrucker). HAB: Da 580 (24); Db 2890 (11) (abweichendes Titelblatt ohne die rückseitige Widmung an die Witwe Eva Oriana. Personalia auf S. 31–56. S. auch VD17. — Vgl. AOSB SA IX, 476; GHdA CXIII, 98f. (Fam.); Kneschke IX, 597f.; (Fam.); Pufendorf: Kriegs-Geschichte, Buch VII u. VIII, S. 302, 306 u. 339; Buch XIIX u. XIX, S. 214 u. 374; Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 8 (1858), 866ff.; 58 (1908), 447ff. u. 92 (1942), 281ff.; zur westfälischen Herkunft und den dortigen Zweigen der Familie Max v. Spiessen: Die Familie von Lüdinghausen, auch Lüdinghausen genannt Wulff oder Wolf, Wolf genannt Lüdinghausen, bis zu ihrem Erlöschen in ihrer Stammheimath Westfalen. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik u. Sphragistik 1 (1894), 25–30.
11 Gemeint ist der reform. Pastor Johannes Appelius (1590–1668), der als Hofprediger, aus Güstrow kommend, in den Dienst Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg wechselte. F. Ludwig erinnert seinen Namen wohl nicht genau und nennt ihn, wie in 380423, Nappelius. Vgl. zu Appelius auch Anm. 10, 370902 K 7, 371009 K 13 u. 380210 K 2.
12 Der gfl. holstein-schaumburg. (u. fl. anhalt.) Leibarzt Dr. Johann Stöcker (FG 133). || [415]
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