Beschreibung der Quelle
Q HM Köthen: V S 545, Bl. 113r–122v, 122v leer; ungez., undat.,
eigenh. Da Buchner, wenn er einzelne Buchstaben bespricht, diese uneinheitlich und
inkonsequent hervorhebt, haben wir uns der besseren Verständlichkeit wegen
entschlossen, diese immer im Fettdruck wiederzugeben. Ferner sind alle Kritikpunkte
vom Herausgeber einheitlich mit neuem Zeilenbeginn herausgestellt worden.
A. a. O., Bl. 97r–112v, 111v u. 112rv leer; undat., ungez.; Abschrift von Schreiberh.
mit Marginalien von F. Ludwigs H.
[Handschrift: [Bl. [113r]] — Zit. als
R. Stark gekürzt
und vermutlich nach
R zit. in
KE,
234–236 Anm.
Buchners Gutachten bezieht sich auf eine handschriftliche Fassung von Gueintz’
Sprachlehre (vgl. K 1). Sie ist anscheinend nicht erhalten. Die Zitationen und
Seitenverweise Buchners nebst seinen Verbesserungsvorschlägen lassen im Vergleich mit
Gueintz’ Antwort (400301 I) auf Buchners und F. Ludwigs (400214 I) Stellungnahmen
sowie der späteren Druckfassung
Gueintz: Sprachlehre (1641) —
zit. als
D — Rückschlüsse auf die verschollene Vorlage zu
(vgl. K I).
Die im LHA Sachsen-Anhalt/ Dessau unter der Signatur Abt. Köthen C 18 Nr. 55
erhaltene Handschrift scheidet schon aufgrund ihrer abweichenden Paginierung als
mögliche Vorlage für Buchners kritische Annotationen aus. Es handelt sich um eine
ungezeichnete, undatierte und zu Recht zu den „Ratichiana“ gezählte frühere Arbeit,
„Die Deutsche Sprach-lehr zur Lehr-art <verfertiget>“. S. 391217 K 11 u.
Djubo: Gueintz’ Grammatik. Sie besteht nach dem Titelblatt
zunächst aus einer
— Inhaltsübersicht „ordnung Der Capittel“ (Bl. 1v; wohl von Gueintz’ H.). Eine
Inhaltsübersicht fehlt im Druck
D. Auch weicht die in der
Übersicht repräsentierte Ord-
|| [
419]
nung des Stoffes von der in
D ab.
Die Inhaltsübersicht zeigt zwar wie der Druck von 1641 eine Gliederung in zwei Bücher
weitgehend übereinstimmender Abfolge und Inhalte, untergliedert aber Buch I in 32
(Druck: 21) und Buch II in 19 (Druck: 17) Kapitel. Die Gliederung der
Inhaltsübersicht gibt tatsächlich die Ordnung der Kapitel in der Handschrift der
Sprachlehre (Bl. 11rff./ S. 1ff.) wieder. Sie stellt nach
Djubo:
Gueintz’ Grammatik eine genaue Übertragung der Kapitelordnung in [Nicolaus
Pompeius:] COMPENDIUM GRAMMATICÆ LATINÆ: AD DIDACTICAM (Cothenis Anhaltinorum 1620)
dar (HAB: 289.1 Quod. [7]; Alv.: Cc 344 [5]). Auch inhaltlich ist die Handschrift
diesem Werk stark verpflichtet.
— Der Inhaltsübersicht folgen von nicht identifizierter Hand kritische Hinweise und
Verbesserungsvorschläge unter genauer Angabe der Bezugsstelle (Buch, Kapitel, Seite),
gelegentlich mit lateinischen und deutschen Rand-Annotationen, bei denen nicht immer
die Hand F. Ludwigs zweifelsfrei zu identifizieren ist. Diese Blätter scheinen
nachträglich der hsl. „Sprach-lehr“ (Bl. 11rff./ S. 1ff.) hinzugefügt worden zu sein,
denn sie weisen eine jüngere Foliierung auf (Bl. 2r–10v). Die ältere Paginierung der
eigentlichen „Sprach-lehr“ fehlt hier. Die Handschrift war also nicht die Vorlage des
Korrektors, sondern ist eine spätere Abschrift, in die zudem jene
Verbesserungsvorschläge zum großen Teil bereits eingearbeitet sind. Es wundert daher
auch nicht, daß die Verweise des Korrektors auf die Seiten der Korrekturvorlage nicht
die Paginierung dieser etwas späteren Abschrift der Sprachlehre trifft.
— Diese beginnt als neuer Text auf Bl. 11r (mit durchgehender älterer Paginierung,
beginnend hier mit S. 1, fortgehend bis S. 171; die abschließende S. 172 ist eine
zusätzliche Liste von Verbesserungen bzw. Hinweisen) und zeigt eine im Vergleich zum
Druck
D insgesamt kürzere Gestaltung. Stellenweise wurden im
Druck aber auch Sätze, Abschnitte oder ganze Kapitel der Hs. getilgt bzw. verknappt
(z. B. Hs., S. 18, Abschnitt Ziffer 6, S. 47ff.: „Von dem Uhrsprung“ oder die im
Druck weitaus kürzer gehaltenen Beispiele im Buch II). Die Hs. weicht in der
Terminologie gelegentlich, in den Formulierungen, ja sogar in Text und Textordnung z.
T. erheblich vom Druck ab ( z. B. Hs., S. 17: „vielfältige Zahl“, Dr., S. 18:
„übereintzige zahl“ für Plural; vgl. etwa auch den völlig unterschiedlich aufgebauten
Abschnitt über die Konjugation der Verben, Hs., S. 57ff.; Dr., S. 68ff.). Zudem folgt
die Handschrift jener Untergliederung in Buch I mit 32 und Buch II mit 19 Kapiteln,
wie sie eingangs die Inhaltsübersicht „ordnung Der Capittel“ vornimmt. Beides,
Kapitelordnung und Inhalte, weist unmittelbare Abhängigkeit von dem bereits genannten
COMPENDIUM GRAMMATICÆ LATINÆ: AD DIDACTICAM von 1620 auf.
Das dem Druck beigegebene lat.-dt. Glossar der technischen oder „Kunstwörter“ fehlt
in der Handschrift ebenso, wie das gesamte Vorwerk mit Gueintz’ Widmungszuschreiben
an Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) und F. Ludwig, d. d. Halle,
24. 3. 1641, nebst Zueignungsgedicht, den drei Widmungsgedichten von C. Werner und
Augustus Buchner (FG 362) sowie Gueintz’ Vorrede „An den Leser“.
Die Hs. wurde wohl von einem Schreiber (oder mehreren?) niedergeschrieben, enthält
aber auch Korrekturen und Ergänzungen von Gueintz’ H. sowie eigenhändige
Verbesserungen und Randglossen von F. Ludwig, die allerdings, wenige Korrekturen
ausgenommen, nicht in den Druck von 1641 eingingen. Es handelt sich demnach um eine
frühere, in der Regel gröbere Fassung der deutschen Sprachlehre, die später dann von
Grund auf überarbeitet und vervollständigt wurde.
Gueintz:
Sprachlehre (1641) stellt also weder eine spätere Variante dieser
Handschrift, geschweige bloß „eine erweiterte und spezialisierte, im Ganzen
allerdings kaum verbesserte Auflage“ von Wolfgang Ratkes
Allgemeiner Sprachlehr: Nach Der Lehrart RATICHII (Cöthen 1619) dar (
Ising I, 79). So bleibt beispielsweise das 4. Kapitel im 1.
Buch (zur „Wortforschung“) ganz knapp, formal und unetymologisch, so macht etwa auch
der Abschnitt über die Verben in der Hs. insgesamt einen relativ unausgearbeiteten
Eindruck. Wie zu erwar-
|| [
420]
ten sind die Buchnerschen Anregungen nicht in ihr
wiederzufinden, wie dies im Druck von 1641 vielfach der Fall ist (vgl. beispielsweise
K I 35, 37, 39 u. ö.). Zudem stand die Kapitelgliederung der
Sprachlehre, wie sie uns im Druck von 1641 begegnet, schon zur Zeit der hier
wiedergegebenen Diskussionen um die Sprachlehre fest, wie Gueintz’ „Andwort auff die
Erinnerungen“ (400301 I) zeigt (vgl. dort etwa K I 47). Gottlieb Krause: Wolfgang
Ratichius oder Ratke im Lichte seiner und der Zeitgenossen Briefe und als Didacticus
in Cöthen und Magdeburg, Leipzig 1872, 95 Anm., wies auf eine — wir nehmen an: die
hier beschriebene — Hs. der Sprachlehre im Umfang von 171 Quartseiten hin. Das
Inhaltsverzeichnis zeige die Handschrift von Gueintz, zahlreiche Verbesserungen
rührten von Gueintz und F. Ludwig her. 1879 hingegen meldete Krause, es sei „an
hiesigem Orte [Köthen] weder Manuscript, noch Abdruck mehr vorhanden“ (
KL III, 169). Die Handschrift steht unzweifelhaft mit dem
Köthener ratichianischen Reformprojekt um 1620 in Zusammenhang, sie ist als dessen
deutsche Grammatik aufzufassen, wie Boris Djubo (s. o.) ermittelt hat. Von ihm wird
eine kritische Edition von
Gueintz: Sprachlehre (1641) unter
sorgfältiger Einbeziehung dieser Hs. vorbereitet. Wir können an dieser Stelle die Hs.
nur gelegentlich mit der Sigle
H und unter Angabe der
ursprünglichen Paginierung zitieren.
Text
Pag. 1. lin. 6. Rein Deutsch.) Es kann zwar dieses wol stehen bleiben, doch wolte ich
lieber sezen
a ,
recht Deutsch &c. allß
rein &c.b 1 Dann die reinligkeit der
Sprache kann nicht durch und durch auß der
Grammatica oder Sprachlehre erlernet
werden, allß wie derselben richtigkeit. Dann diese bestehet uff
c gewißen regeln und
sazungen, iene aber nicht. Und ist ein anders den regeln und der Sprachlehre
nachreden, ein anders, wie es die reinligkeit und eigene art der Sprache erfordert.
Allß wann ich sagte,
ein Pferd ernehren, da weren die wörter zwar alle Deutsch, Sie
wehren richtig geordnet oder gefügt, und dennoch were die rede nicht rein-Deutsch.
Dann der Deutsche sagt nicht,
ein Pferd ernehren; sondern,
ein Pferdt halten.
d Darvon
kann keine regel gemacht werden; Und darumb kann ich es auch nicht auß der
Sprachlehre, so ferne sie uff regeln bestehet, lernen.
Pag. 4 l. 8 Also werden auch noch.)2 Ob [113v] Sie noch gefunden werden, stell ich
dahinn, Daß Sie zu seiner zeitt gewesen, sagt
Tacitus
eigentlich nicht, Sondern nur, daß solches andere berichtet. Und scheinet, ob hette
er daran gezweiffelt. Denn er sezt alsobalden darauff:
quæ neque Confirmare
argumentis, neque refellere in animo est, ex ingenio suo quisque demat, vel addat
fidem.Pag. 7 l. 14. Wiewol in allene der verstandt nicht der beste.)f Die red an ihr selbst
auch ist offt nicht die beste und ziehrlichste.
3 Theilß, weill sie öffters allzu
frembd, theilß daß kein unterschied gehalten wird unter Poetischer art zu reden, und
waß der gemeinen und ungebunden art ziehmet. Waß aber nicht ziehmet, daß ziehret auch
nicht.
Pag. 14 lin. 4. Daß J &c.) Weill der theilung der Buchstaben
noch zur zeit keine meldung geschehen, auch von dem
U. welches
ebenermaßen zu zeiten ein Selb- zu zeiten aber ein Mitlaut ist, hier nichts erwehnet
wird,
g So bedunckets mich beßer sein, [114r] wann dieses hienab gesezt würde, da die
theilung der Buchstaben außgeführt, und des
Us auch ingleichen
gedacht wird.
4 || [
421]
Pag. 15. l. 23. Es wird auch &c.) Waß in Beylage
h Nr. 2
5 vom
V einem mitlaut, und
U, einem Selblaut, erinnert, gehet
mit den kleinen buchstaben wol an; Mit den großen aber (wie mann sie zwar biß anhero
gehabt, da mehr nicht allß einerley art, die geschloßene nemlich, zu finden gewesen)
will sich es dieses mangels wegen in etwas stoßen. Mann könndte aber leicht auch ein
offenes finden und einführen, alß
U,
U,
𝔘i , oder dergleichen, darzu ein guther Schreiber zum besten
rahten kann.
6 Daß
J belangend, kann bey den größern füglich- und
leichter ein unterscheid, allß bey den kleinern gehalten werd
en, Durch auslaß- oder einschiebung
j eines strichleins in der mitten.
k
Außgelaßen könndte es werden, wann es ein Selblaut
l (
J)[,]
eingeschoben (
Ɉ)
m wann es ein mitlaut were. Jn der kleinen
schrifft aber, würde es mei-[114v]nem
n wenigen ermeßen nach, die hand etwas seumen
und uffhalten; dann die Schrifft selbst auch zum theile verstellen, wann es abwarts
gezogen werden solte, daß es vorragte. Gewißlich leßet es sich nicht wol in einem
zuge verrichten, und mit dem folgenden zusammen hengen. Derowegen, und weill auch bey
den Lateinern nur einerley
i im brauche, könndte mann es bey
hergebrachter manier bewenden laßen, und
o dieses so genau nicht nehmen.
7 Pag 18. l. 3. Daß aber daß B und P. darzu gesezt.)8 Waß das wort
frembd belanget,
halt ich darfür, das daß
b neingerücket sey, wegen deß allzu
gelinden und weichen
ds, dann es ohne zweiffel von
fernn seinen
ursprung hatt; Bey denen andern aber acht ich es auß einer ohngefehr und
p außer grund
entstandener gewonheit herkommen sein, das daß
b oder
p eingeschoben werde. Binn dero wegen der meinung, es sey viel
rechter, wann mann von
kömmet,
kömmt, allß
kömpt; von
bestimmet,
bestimmt, allß
bestimpt; von [115r]
versammelen,
versammlen, allß
versamblen, schreibet. Dann daß
sich
q die buchstaben
ml,
mt nicht fügen
laßen wolten, kann ich uff meiner zunge zwar nicht befinden.
Lin. 19. So auff einen Punct folgen.) Jch halte darfür, daß diese worte hier wegk
sein solten. Denn wann nun eine meinung in der rede zu ende gebracht, und das zu
bezeugen ein punct gesetzt, So muß das folgende wort, weßener art es auch sey, mit
einem großen buchstaben angesezt werden. Die eigenen Nennwörter [Substantive, Hg.]
aber, und andere, welcher hier meldung geschicht, werd
en nicht
allein nach dem punct, sondern auch mitten in der rede, und überall, wo mann sie
braucht, anfangs mit einem großen buchstaben geschrieben.
9 Würden also hier zwey
Regeln von nöten sein, Derer die eine uff alle worte
r gerichtet were, die uff den
punct folgen; Die andere uff die eigene Nenn- und andere dieses ortes benahmete
s
wörter, Sie stünden auch wo sie wolten.
Pag. 21. lin. 12. Wann ein wort.) Hiervon ist oben schon erinnerung gethan ad pag.
18. l. 3.
10 lin. 17 Ablas.)11 Jch wolte lieber schreiben
Ablaß, weill es von
Laßen herkömmt; und
es lautet gedoppelt auch für sich selbst
en. [115v]
Pag 20. l. 21.) Obschon in beylage5 erinnert, das daß
wt nur ein
mittlaut, nicht aber ein Selblautender sey, und also kein doppellauter werden könne,
So scheinet doch selbiges, nach dem es geschrieben wird, auß zweyen
Uen, derer eines
|| [
422]
ein selblaut, und offen, daß andere aber ein mitlaut, und
geschloßen, zusammen gesezet zu sein, Und daß es also zuweilen, wann es einem
selblauter nachgesezt, deßen natur
u annehmen, und solcher gestalt noch einen
Doppellautenden geben könne. Halte auch diese art zu schreiben Lew, saw &c
. alt,
v und lengst herkommen zu sein, weill noch an etlichen
orten diese wörter von dem gemeinen volcke so außgesprochen werden, allß ob daß
w ein mitlaut
12 were.
w 13 Pag. 25. l. 22 Lieben.) Wird sollen
Liebe heißen, denn von dem worte
Liebe kömmt
lieben her.
14 Pag. 33. l. 20. Hauptmann.) Jch weiß nicht, ob es mit fleiß geschehen, daß dieses
wort zweymal mit einem harten
p, und leztens [116r] mit einem
weichen
b geschrieben worden, allß gielte es gleich viel, oder
ob es der Schreiber versehen. Jch halte es darfür, mann solle schreiben
Haubt,
Haubtmann.
x 15 Denn außer der aussprache, bekräfftiget solches auch daß wortt
haube,
item
hauben; welches sonder zweiffel auß diesem ursprunge fleußt.
16 Pag. 36. l. 10 Corn. Tacitus.) Daß Mannus des Tuiscons Sohn
gewesen, und er hinwieder drey andere gezeugt, sezt obbemeldter Geschichtschreiber
bald anfangs seines gutten büchleins von Deutschlandt, deßen Völckern, und Selbiger
sitten. Daß aber die Sonna seine Gemahlin gewesen, hatt er nirgend gemeldet.
17 Cæsar
im 6. Buche von den französisch
en Kriegen im 21. Cap.
berichtet ins gemein daß die Deutschen zuförderst die
q Sonn und den
q Monden geehrt
und für Götter
y gehalten, Aber von dem Mannus und dieser heyraht erwehnet er nichts.
Jch halte darfür, diese endung sey
z bey den Deutschen nur weiblichen Geschlechts.
Darumb wie ich sage, die
Wonne, die
Tonne, also sage ich auch die
Sonne. Nur sag
aa
ich, der
Brunne, welches mit ienen
ab ver-[116v]wandt. Hingegen ist daß wortt
Mond
mannlichen geschlechts, wie ich auch sage, der
mund, der
Schlund, der
grund, der
fundt &c., welche dergleichen sein.
18 lin 21. Der Rodan.) Also auch der Jnn, der Neckar.
19 Pag 37. lin 2. Daß Jnstrument.) Also, daß
krumbhorn, daß
hackebreth, daß
Brumeisen.
Welche aber alle zusammen gesezte wörter sein, solcher art, daß daß letztere allezeit
des unbenannten geschlechts sey, Welches erinnert werden könndte.
20 lin. 4. Der Schnuppe.) also auch der kalte brand, der Krebß, der Rieth (dann also
ward bey den alten genennt, waß wir ietzt fieber heißen)
21 Lin. 11. Die Lombardey.) also auch die
Türckey, die
Barbarey, die
Walacheyac , die
Moskau.
22 Pag. 38. lin 1. Außgenommen.) item, der Sinn, der gewinn.
23 lin. 14. Der gersten habe ich sonst nicht gehöret, allß neulich von einem Zerbster
bürger, da es vielleicht gebräuchlich sein mag.
24 [117r]
Pag 39. l. 8. Daß Pund.) wird sollen heißen daß
Pfund.
25 Pag. 45 l. 8. Deren, Denen, achte ich beßer, daß es ungeandert bleibe, damit der
unterscheidt der beyden Zahlen [Singular und Plural, d. Hg.] erhalten, und nicht
ad
der Schüler etwa geirret werde. Es ist gewiß, daß wie bey den Lateinern, also bey unß
auch, die
Articulj ursprünglich
ae Vornewörter
af [Pronomen, d. Hg.] sein.
ag Wie nun
bey ienen sie darumb nicht geendert werden, weill sie || [
423]
in etwas ihre natur zurücke
setzen; waß wolte manns hier für ursache haben, und es für beßer achten,
den, allß
denen;
der, allß
derer, zu sagen,
ah wie sonst die Vorneworte
ai in dieser zahl fallen,
und geendert werden? Wird es dort nicht zu lang gedehnet, so hatt mann sich deßen
hier auch nicht zu befahren. Jch gestehe gern, daß viel in denen überschrifften sich
Den, für
Denen gebrauchen. Es kömmt aber dieses auß der gemeinen rede her, da mann
dergleichen verkürzung umb mehrer fertigkeit willen sich offt und gerne gebraucht; da
doch im schreiben billich daß vollstendige [117v] gesazt
aj werden solte.
ak Doch
straffe ich ienes durch und durch nicht, und halte darfür mann könne sich beyder
gebrauchen, nach dem die wörter beschaffen, denen Sie vor, nach, oder zwischen welche
sie gesezt und gestellet werden.
al Fällt der
Numerus (ich weiß nicht wie ich dieß
recht und deutlich genug Deutsch geben soll, darumb ich daß Lateinische behalten)
26
beßer, wann ich
Den, seze, wolan so
am brauche mann deßen sich; fället er aber nicht
so wol, und lautet beßer, wann ich
denen, seze, warumb wolte ich deßen mich allß dann
enthalten? Gewißlich ist der
numerus gleich allß die Seele
einer rede. Seindt gleich die wörter nicht so ziehrlich und schön, So wird die rede
doch lebhafft und genehme, wo sie nur so geordnet, daß alles unter einander
wolklinget und fällt. Darumb dann die Lateiner und Griechen in einem und andern Jhnen
so viel zugelaßen, daß sonst kaum [118r] zuentschuldigen, und wieder alle geseze der
Sprachlehre lieffe, wie leicht erwiesen und außgeführt werden könndte, im fall es von
nöten.
27 Pag. 52 l. 21 Selbter, und Selbte.)
an Jch stehe an, ob es ein Barbarismus zunennen.
Selbter ist von Selber, und wird daß
t neingeschoben, daß es
desto mannlicher klinge und lautte.
ao 28 Pag. 56. lin. 7. Waß hier in beylage
N. 25 des
ees halben
erinnert, mit deme binn ich allerdinges eins. Es wird alles mit der zeit
außgearbeitet; und hatt nichts zugleich seinen anfang, und ist volkommen. Darumb muß
mann nicht nach den ältesten exempeln regeln machen, Sondern nach denen, die am
besten geredet, und solches nun in schwanck gebracht. Bey denen alten Lateinern, so
wol Poëten allß Redenern, ist viel zu finden, waß nach der zeit alles uffgehoben,
weill mann waß beßers haben können. Vnd eben auß diesem sindt nachmals regeln
gemacht,
ap ienes aber alleine nur angemerckt word
en, zur
wißenschafft, doch nicht zur folge. Und habe ich hier-[118v]von in meiner weinigen
Anleitunge zur Deutschen Poësie auch albereit etwas anführung gethan.
29 Pag. 68. l. 10. Jch kunte.) mann sagt auch ich konndte, ich habe gekonndt etc. Wie
dann unter den beyden buchstaben
o und
u,
offt eine verwechslung sich zuträgt und ereigenet.
30 Lin. 11. Jch tochte.) Dieses ist zwar fast gemeine. Rechter doch bedunckte mich sein,
im fall mann sagte,
er taugete nichts; er hatt gar nichtes getauget oder
getaugt.
31
Und ist dieses außer allen zweiffel daß rechte, ienes aber ein
Dialectus, da
o für
aq au
gesezt, und daß
g in ein
ch verwandelt
wird, daß es nicht zu grob klinge.
Lin. 15. Jch bekannte.) hier ist wieder der Meißnische
ar Dialectus alleine gesezt. Solte billich hierbey erinnert werden, daß ordentlicher
weise
as und vollstendig gesagt werden könnte,
Jch bekennete &c.32 || [
424]
Pag. 80. l. 8. Hieher gehören auch,
bevorab, zumal.
33 [119r]
Pag. 84. l. 18. Der heucheley.) Mann braucht zwar diese bewegwörter fast offt in
an[g]edeuteten
at Verstande, aber zugleich auch zur höhnerey, welches erinnert werd
en könndte. Und würde nicht schaden, wann mann exempel
beyderley arten, umb mehrer erklerung willen, mit anfügte.
34 Lin. 21 Pfuy dich, und Pfuy dich an, sindt mehr zusammengesezte (
composita) allß
zusammengefügte (
contracta) daß sie deßwegen runter uffs 96 blat geruckt werden
solten. Darumb wird ihrer hier mit beßeren rechte gedacht. Und findet mann
dergleichen zusammen gesezte bewegwörter auch bey den Lateinern.
35 Pag. 85. l. 3. Also sagt mann auch,
halt, oder
halt, halt; item
gelt. Allß, Gelt, ich
will dirs wieder einbringen. Halt, halt: ich will dich zu seiner zeit wol finden
&c.
36 Lin. 4. Die angeführten exempel werden auch im beklagen gebraucht; dahinn auch,
leider, gehört
au , welches übergangen.
37 [119v]
Lin. 11. Wortfügung.) Waß die Tischler eine fug, und
fügen nennen, ist bekanndt. Wann
mann nun dahinn sehen wolte, so würde
fügen kaum etwas anders sein, allß zwey oder
mehr stüc[ke]at also zusammen bringen, daß Sie wie eines würden. Allß wie mann zwey
breter zusammen füget, daß eine tafel darauß wird. Hier aber wird nicht eine solche
zusammenfügung verstanden, Sondern da die wörter also neben einander gestellt
av
werden, daß es eine
aw richtige ordnung und zusammen stimmung gebe, Nicht aber eines
das andere
q gleich allß wie hindere oder verstelle, dahinn dann daß Griechische wort
Σύνταξίς aller dings geht, welches von denen heer- und
Schlachtordnungen hiehergenommen
ax und wie entlehnet ist. Jn betracht dieses, könndte
mann daß Griechische Σύνταξίς, Eine
Wortzusammenordnung, eine
wortzusammenstellung,
ay
oder im fall dieses allzulang oder schwulstig [120r] scheinen wolte, Die
zusammenstellung der worte,
Die zusammenordnung der worte, nennen, dergleichen art
sich die Griechen nicht allein, Sondern auch die Lateiner gebraucht haben, bey
welchen iederzeit
Syntaxis nominum,
Syntaxis verborum etc. gesagt worden. Und weill
die Griechen selbst auch, welche sich
az sonst der Zusammensezung der wörter nicht nur
weit öffters, sondern auch kühner, allß die Lateiner, gebraucht, Dergleichen sich
hier enthalten, und lieber einer rede allß einziges worts gebrauchen wollen, So
würden wir umb so viel weiniger
ba zu tadeln sein, im falle wir ihnen hierinn
nachfolgen wolten, allß unsern ältesten Meistern in aller dergleichen Lehrart.
38 Pag. 86 l. 21. Waß auß dem Geßner
39 alhier erinnert, daß nemlich der anfang deß
Allgemeinen gebets,
Vater unser,
bb [120v] auch noch vor Luthers Zeiten im brauche
gewesen, darzu könndte noch auch gesezt werden, daß dieses dennoch zu keiner
nachfolg, oder
entschuldigung dergleichen gestelleten reden angezogen werden könnte,
noch solte.
Pag. 95. l. 25, an, und
weg, wird denen zeitwörtern in unendiger weise
40 allezeit
vorgesezt: allß,
ich binn oder war ankommen;
ich will oder werdebc weggehen; und
auff
bd solche weise,
ich binn oder war weggangen &c. wir musten anfahren, unßbe
wegmachen &c. Und wolte ich auch in einer ge-
|| [
425]
bundenen rede hiervon nicht leichte
abschreiten. Dann es geschehe gewißlich der Sprache gewalt. Darumb es anderswo noch
weit unverandtwortlicher sein wird. Jn denen geendeten weisen
41 aber, werd
en diese zwey Particul
bf allezeit nach gesezt. Denn also sage
ich,
ich gehe weg, ich ging wegbg , gehe du weg &c. daß geld geht unter den händen
[121r] weg; er stößt, er fährt an &c. Auß welchen diese regel in ihre richtigkeit
gebracht werden kann. Eben also ist es mit denen beschaffen, die mit
nach, und war
zusammen gesezt; allß da sindt,
warnehmen, nachgehen &c.42 Pag. 96 l. 24. Pfuy dich, ist wie ein wort, darvon auch droben albereit erinnert
worden ist, an selbigem orte, dahinn es eigentlich
bh gehöret. Unter diese Regel kann
es auch
q darumb nicht gebracht werd
en, weill es eine Klag-
nicht aber Gebendung bey sich hatt.
43 Wann ich aber sage,
Pfuy den unflat, Pfuy den
garstigen tropfen, daß gehöret zwar hieher, erfordert aber eine sonderbare Regel. Wie
wol mann auch sagt,
Pfuy deß unflats, &c.44 Pag. 106. l. 7. Wird bey den Deutschen nicht gebraucht.) Es könndte aber wol dahin
gebracht werden. Dann dieses bey den Lateinern auch eine neulichere erfindung ist.
Maßen mann in denen ältesten büchern, zumal die geschrieben, dergleichen nicht
findet. Nun aber ist es wegen seines nuzes, umb mehrer richtigkeit willen, beliebet
und angenommen worden. Dieses [121v] könndte und würde hier auch geschehen, wann nur
ein anfang gemacht, bey welchen mann allezeit furchtsam ist. Weill alle neuerung viel
urtheil außzustehen
bi hatt, und inß gemein getadelt wird, wie gutt und nüzlich sie an
ihr selbst sey
bj . Weill bey den meisten der wahn und die gewohnheit mehr thut, allß
die gesunde vernunfft und gutte gründe. Darumb were ich in denen gedancken, mann
solte in Gottes nahmen verfahren, und daß
semicolon auch bey unß einführen, nach art
der heutigenq Lateiner, also, daß ein strichlich
bk mit einem punct (;) solches
verrichte; und darauff dann ein kleiner buchstabe, wie dort,
bl folge.
45 Pag. 107. l. 18. Waß Buscherus erinnert, ist kaum in acht zu nehmen. Und daß
angeführte exempel giebt nicht so gar eine förmlich- und wolgeordnete rede. Es solte
billich also heißen: Der, so sich
waß düncken leßt, ist nichts.
46 Der Kunstwörter
halben
bm ist in bey-[122r]lage Num. 2.
5 wol und nüzlich erinnert, daß Sie, so viel
derer sindt, außgezeichnet, zusammen gebracht, und die Latein- oder Griechischen
wörter, die bey den Sprachlehren in brauch kommen, und hier ins Deutsche gebracht
worden, Jhnen beygefügt werden solten, Mann könndte, außer derienigen art,
bn welcher
in der erwehneten beylage gedacht wird, dieselbige auch nach dem Alphabet ordnen,
bo
und zwar uff zweyerley wege. Einmal daß daß Deutsche vor, daß Lateinische aber nach,
dann daß daß wiederspiel gehalten, und dieses vor, ienes aber hingegen nachgesezt
würde.
47 Daß man uff einen und dem andern fall daß, waß mann will, desto leichter und
eher finden, und deßentwegen bericht und erkundigung einholen könne.
Lezlich ist dieses noch zu erinnern, daß waß in denen beylagen
5 angeführt, und dieses
orts nicht berüret, gebillicht und für erheblich erachtet worden. || [
426]