Text
Was anderweitt bey der Sprachlehre
erinnert wirdt zum
nachdencken.a p[ag]. 14. l[in]. 19.
aw und
ew kan aus den
doppellautenden woll bleiben, weill man besser
au, und
eu schreibett als p. 20. mitt mehrern
b angezeigett.
c 1 || [
451] || [
452]
|| [
452] p. 15. l. 23. Das geschlossene
v solte nie als ein
u, sondern als ein mittlautt nur gebraucht werden.
2 Das
J mittlautt im anfang unten vorgehende als ein Selblautt
gleichstehende, also in dem worte mitlaut bejahen unten vorgehende, und Selblautt
nimmer,
c gleichstehend.
d 3 p. 20. l. 21. Das schreiben
aw,
ew, ahn
e
stadt
au und
eü in der mitten des worts
f
oder am ende, leufft darwieder[,] das
g das
w ein Mittlautt und
nicht ein selblautt ist, also kein duppellautt daraus gemacht werden kan, solt also
dasselbe billich geändert werden.
4 p. 22. l. 12. Es ist aber besser man schreibe so woll
h die zhalen, als die
verkürtzungen aus, ist allezeitt deutlicher.
5 p. 23. l. 21. und 22. wird heissen sollen in der dritten und vierdten silbe
i vom ende
an, inmassen die exempel ausweisen zusammen gesetzt zusammen gereimt.
6 p. 32. l. 21.
j Das lamb also geschrieben wird
k [,] hatt keine
l erhebliche ursache,
solte besser sein, lamm, lämmer.
7 p. 38. l. 14. Es wird die hirse und der hirse gesaget, wie auch die gerste und der
gerste
m .
8 p. 39. l. 4. Es wirdt gesagt die begiehr, die begierde, und die begiehrd’. also die
hulde, huld’. stehett in Reimen woll
h.
9 l. 17. Ein egell, ein bluttegell, ist was anders als ein buttegell.
10 p. 40. l. 8. Die
n Brosamen dürften woll der übereinzigen zhall alleine sein.
11 l. 9. Das Alraun und das Alraunchen
o : Der Alaun.
12 l. 10. Die Aglaster, oder Elster.
13 l. 17. Ein Otter oder der Otter ist ein vierfüssiges wasserthier. Die Natter
eigentlich
Vipera, wiewoll in der Biebel
[sic] Die Otter
darfür, oder sonsten für eine schlangenartt
p gesetzet worden.
14 p. 41. l. 12. Die hürden, seind worinnen man die schaffe zum düngen schlägett
15 p. 43. l. 13. Die Endungen, so sonst fälle,
Casus, gegeben, ist zu bedencken, ob
nicht das wortt zu weittleufftig in der bedeutung, und ob nicht
q ein anders dan
n an
statt der endung,
Terminationis, wie sie in der Poesie [vor]kommet, zu geben. Doch
weill der fall auch darbey ist, könte es woll so bleiben, und beyderley gebraucht
werden.
16 p. 45. l. 8. Jn der ubereintzigen zhal der geschlechtsendung und gebendung ist
gebrauchlicher im reden und schreiben, der tische und den tischen, als derer, und
deren
r , welches vornenwörter seind, die etwas sonderliches andeuten oder weisen,
Demonstratives . Als derer leute,
t die das oder jehnes hatten oder
u thaten, oder das
n
denen zustehet[,] die
etc. Jns gemein auch in den
überschrifften stehett es nicht woll, sondern scheinet zu sehr ausgedehnet
v , darumb
der tägliche gebrauch und die
n rede solches unterscheiden und die Regell machen muß.
Das schreiben mitt den zwey
rr derrer ist zu hartt, und kan
nicht ausgesprochen werden. Also will es fast nöttig sein, in allen abweichungen es
zuendern; Wolte man es aber nach der Ähnligkeitt,
analogicé, stehen lassen, so müste
doch der tägliche gebrauch darbey zugleich
w gemerckett werden.
17 l. 17. Jst das derer recht gebrauchett.
pag. 49. l. 9. Die endung in ein
umb, könte besser in etzlichen
bloß
um, ge-
|| [
453]
schrieben werden; Thumb, stehet woll zum unterscheid
thum. sonsten beweissthum, heiligthum, und dergleichen ist besser geschrieben, weill
man doch Thumb nicht woll lautend aussprechen kan: hierumb ist recht, darumb
etc.
18 p. 52. l. 21. Selbter, und Selbte, ist frembde, wo
x es gefunden wirdt,
Barbarismus in
reiner sprache.
19 [131v]
p. 53. l. 7. Derselbige, dieselbige, und dasselbige die werden gantz
verwandelt.
20 p. 56. l. 7. Das man das
e. soll auslassen, es geschehe dan, wan
ein Selblautt darauff folgett, und das
y Zeichen
’z darbey ist,
vornemlich in Reimen, will keine sondere regell geben, sondern ist einem mißbrauche
und faulheitt auch verzwick[ung]
aa sehr ähnlich, oder einer bösen gewonheitt. Mein
Seele
ab kan gar nicht stehen, und ist mehr für einen druckfehler zu achten, man wolte
dan die Sehle mänlich machen: Wie jehner im Frantzösischen den Engell wolte weiblich
setzen. Es hatt sollen
ac heissen meine Seel’
ad , oder meine Sehle[,] eure Sehle: Mein
Sehl, pflegt verzwickett ein schwur und übell auch bösse zu sein. Die beyspiell unser
hülff und schild[,] unser augen können zwar stehen, fornemlich weill der selblautt
und das
H. so nur eine Athemung ist, nachfolgen, und sonsten das
uns[er]
aa wie das vorangezogene der, und den
ae in dem geschlechtswo[rte]
aa oder
Articulo gebrauchlicher ist; Jn reimen aber stehet
af es mitt dem Oberhäcklein besser,
und in ungebundener rede ausgeschrieben der sprache am ähnlichesten
ag und
eigentlichesten
ah , als unsre hülffe, unsere augen; Euer kan auch eur in reime
ai
gesetzet werden! Ja es dürfften sich hier und dar noch wörter in der Bibell finden,
die der worttschreibung nach nicht am richtigsten gedruckett, welches dem verstande
aber nichts benimmet; Ja in des
Piscatoris Bibell ist in den Besitzendungen oder
fällen, die Sprachlehre gar nicht in acht genommen, sondern in der übereintzigen
zhall allezeitt die gebendung darfür gebraucht worden. Lobwasser hat in den endungen
und nachsetzung der beyständigen Nennwörter am meisten geirrett, wie auch in dem
angezogenen manigfalte eben so woll, als vielen gutten Kirchen
aj liedern geirrett,
weill man vermeinet es were im
ak Reimen alles zugelassen, und were zu wuntschen,
d[a]
aa man nun die wissenschafft hatt, man richtete solche bess[er]
aa ein, als auch
leichtlich geschehen könte. Manigfalte s[oll]
aa manigfaltiglich heissen: Himmelisch
und himlisch kan beydes stehen, löbelich aber nicht, woll löblich, man ha[tt]
aa sich
darbey der freyheitt zu weitt gebraucht; Je verstendtli[cher]
aa man redet, schreibet,
und reimet, ie mehr ehre thutt man unserer sprache und uns selbsten an.
Figuren kan
man einfhühren, wan sie gebrauchlich, wo aber nicht, und sie wieder der sprache
eigenschafft lauffen, so brauchet man sie falsch: Und seind sie eben so woll aus dem
gebrauch[e]
aa erst aufgezeichnet und in ordnung gebrachtt worden: D[er]
aa ursprung
der
al Regeln kommett aus dem gebrauche und der gewonheitt, und [nicht]
aa der erste
n
gebrauch aus den regeln her. Do unsere sprache nun n[och]
aa lebett und nicht
abgestorben ist, weill man sie nicht aus bü[chern,]
aa wie nunmehr
s die Hebraische
s[,]
Lateinische und Griechische
am lernen muß, sond[ern]
aa vom gehöre begreiffett, kan man
ietzo, und gebuhret uns die Regeln desto richtiger nach ihrer artt und ausrede zu
machen, also wird sie gebuhrlich ausgeubett, und [132r] bleibett
an man nicht bey der
alten ungegründeten gewonheitt.
21 p. 57. l. 3. Waser, soll doch besser gesetzt sein Wasserley was für einer, was für || [
454]
eine, was für eines, was für gestalt, welcher gestaltt, welcher massen, was massen,
und dergleichen. wiewoll
ao was für einer
etc. in die
worttfügung gehörett, auch aldar zu finden.
22 p. 59. l. 1. Wan ein selblautt folgett kann das
e. ausgelassen
werden: Sonsten stehet es besser ich bette zum Herren wan ich für gott bette, ich
bette gott an, das Oberhäcklein,
Apostrophe, kan nie zwischen zwey Mittlautenden
gesetzet werden.
23 l. 16. Durchdringend,
transitivum, solte durchgehend fast deutlicher sein. oder
ubergehende.
24 p. 62. l. 20. Solte man in der gebietungs- als
ap frageweise auch nicht setzen oder
aufzeichnen
aq können: Kanst du? Magst du? wilst du? Sollest du, oder solst du?
25 p. 66. l. 14. Jch backete, ich mahlte solte nach der ähnligkeitt besser stehen, aber
man muß sich nach dem gebrauche richten.
ar 26 p. 69. l. 20. Jch bellete, l. 22. Jch berstete, l. 24. Jch verderbete, Jch
verbergete.
27 p. 72. l. 1. Jch wurde geliebet, ist nicht Anhaltisch alleine, es wird an mehr orten
so geredett, die in Sachsen liegen, und auch eine gutte sprache haben, kan bey dem
ward zugleich
s woll stehen.
as Es werden auch viell sachen ins gemein in Meissen,
Leiptzig und Halle geredett, die man als die besten nicht ausgeben kan. Und
at hatt
au Rhenius das wurde in seine
av Grammatic mit gesetzet, und hart vertheidigett.
28 p. 95. l. 10. Kan heissen zu der mittelsten stuffen.
29 Bey den Kunstwörtern oder
Technicis werden sie noch nicht alle ausgezeichnet sein,
kan aber leichtlich geschehen, und were am besten nach der ordnung, so
aw das büchlein
hatt, und das die Deutschen
ax vorstünden, weill die Sprachlehre deutsch
ay ist.
30 [133r]
Augustus Buchnerus.
Poeseusaz et Eloquentiæ professor.