K Zum anscheinend viele Monate währenden Stocken des
fruchtbringerischen Briefwechsels zwischen F. Ludwig (Der Nährende) und F.
Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) vgl. 390504 K 3. Die
in dieser Zeit von Bernburg nach Köthen entsandten sowie die aus Köthen
eintreffenden Briefschaften, die in F. Christians Tagebuch vermerkt werden, sind
augenscheinlich politischen Inhalts. Vgl. etwa 390903 K 2.
1 [Charles Drelincourt d. Ä.:
De la
Persévérance des Saincts, ou de la fermeté de l’amour de Dieu (Charenton
1625), ins Deutsche übers. von F. Christian II. u. d. T.:] Von der Beharligkeit
der | Außerwehlten. | Oder | Von Besten- | digkeit der Liebe Gottes. | Anfangs im
Jahre | 1625. | Durch Carlen Drelincourt, Pre- | diger und diener am worte Gottes/
in | der Reformirten Kirche zu Pariß Fran- | tzösisch geschrieben: | Nachgehendes
aber ihme selbst/ und den | Seinigen/ auch andern frommen Chri- | sten zu
nützlicher erbaulig-
|| [
481]
keit/ | Zusamt den letzten Stunden des Herren von | Plessis
Mornay, verdeutschet | Durch ein Mitglied der Frucht- | bringenden Gesellschaft. |
[Linie] | Gedruckt zu Cöthen im Fürstenthume | Anhalt/ | Jm Jahre unsers HErren/ |
1641. | Wer beharret biß ans ende/ der wird selig. HAB: 1293.11 Theol. (1); Lm
1133 (1). Auch VD17. Vgl. 370305 K 16, 380110 K 9; 400311, 400514 K 7, 401025,
401117, 401214, 401215 u. II, 401216, 401228, 401229 K 2 u. 410101 nebst Beilagen.
Hatte F. Christian II. in 380120 weitere mögliche Übersetzungsarbeiten
aufgeschoben —
Fürst Christian II.: Vnterweisung Eines
Christlichen Fürsten (1639) befand sich damals noch in der Korrekturphase
—, so muß er doch bald darauf mit der Drelincourt-Übersetzung begonnen haben, die
ja immerhin den Umfang von 12 Bl. u. 420 S. aufweist, einschließlich des Anhangs
„Die letzten Stunden des Herren von
Plessis Mornay“. Offiziell und laut Titelblatt
erschien die Übersetzung 1641 in Köthen, jedoch wurde die Druckauflage schon Mitte
Dezember 1640 ausgeliefert.
Christian: Tageb. XV, Bl.
408vf. (Eintrag vom 11. 12. 1640): „Meine Beharrligkeit der Außerwehlten, sampt
den Letzten stunden deß herren von Plessis, ist mir heutte von Cöhten in 500
exemplaren zugefertiget worden. Gott gebe daß sie viel frucht schaffen, vndt
erbawlich sein möge.“ F. Ludwig erhielt von Christian neun Exemplare (s. 401214 u.
401228), Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) eins (s. 401216), der
Bernburger Hofprediger David Sachse 50 Exemplare (
Christian:
Tageb. XV, Bl. 419r; 1. 1. 1641). Von der Drelincourt-Übersetzung hat sich
ein eigenh. Manuskript F. Christians im LHA Sa.-Anh./ Dessau erhalten: Abt.
Bernburg A 9b Nr. 15 (105 Bl.). Zwei ungezeichnete und undatierte Gedichte im
Druck, das Sonett „Auf die Christliche Beharligkeit“ (Bl. a ij r) und „Eine andere
anweisung Auff die Gnadenwahl und Beharligkeit der Glaubigen“ (Bl. a ii vf.),
variieren die Prädestinationslehre reformierter Theologie und versuchen, daraus
Trost in Anfechtung und Not zu spenden. Sie stammen nach Ausweis der weiteren
FG-Korrespondenz von F. Ludwig und Werder. S. 401117 u. 401215. Es schließt sich
eine „Vorrede an den Christlichen Leser“ (Bl. a iij v – a vj r) voller
Anspielungen auf den Nährenden, den Unveränderlichen und Anhalt an, sodann F.
Christians Widmungsbrief „Ubereignungsschrift An den Nehrenden“ vom 1. 1. 1641
(Bl. a vj v – [a viij]v) und Drelincourts eigene Widmung an „Carl von Harlay“,
Frh. v. Dolot, Paris, 7. 7. 1625, in dt. Übersetzung (Bl. [a ix]r – [a xii]v). Das
Vorwerk könnte auch insgesamt nach dem 11. 12. gedruckt worden sein, s. 401215 K
4. Ihm schließt sich die eigentliche Übersetzung (S. 1–377) an, gefolgt vom
„Anhang Von den letzten stunden des Herren von
Pleßis
Mornay“ (S. 378–418) nach Jean Daillé (1594–1670) mit Christians Widmung
„An den Nehrenden“ (S. 378–381), verfaßt „auf des Unverenderlichen Klaghause“ am
12. 11. 1640. Vgl. 410101 nebst Beil. I u. II; ferner
Conermann:
Ludwig und Christian II. von Anhalt, 479f.;
Herz:
Tagebücher F. Christians II., 988 u. 1021ff.
2 Weder die Mappe V S 448 (a–f, i) noch die Teile 1 und 3
dieses Bestandes (HM Köthen: V S 447 u. 449) enthalten eine Beilage Werders oder
sonst ein Gutachten oder eine Corrigenda-Liste zu F. Christians
Drelincourt-Übersetzung.
3 Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?], PA, TG 19)
war von schwacher, kränklicher Konstitution. Sie starb bald darauf am 1. 9. 1640.
Vgl. 390504 K 1 u. 400902.
4 S. schon 240319 K 3 u. 300718 K 6.
Schottelius: Ausführliche Arbeit (1663), 342 (Lib. II, Cap.
XI: Von der Ableitung des Nennwortes, 8. Hauptendung: -haft): Ehhaft, d. i. unter
Verweis auf das sächsische Landrecht „eine jegliche redliche Sache der
Entschüldigung/ oder aufrichtige Verhinderung“, „eine wichtige und ehrliche
Uhrsach/ die jemand als ein selbstredendes Gebot/ daheim verhaften/ und zu
gewisser Zeit und Orten zuerscheinen/ zurük- und abhelt.“ Vgl. auch
Stieler, 816 („legitimum impedimentum“);
Adelung Wb. I, 1644 („Die Ehehaft“);
DW III, 43;
Götze, 60; Kleines Lexikon untergegangener Wörter. Hg.
Nabil Osman. München
81994, 71 („Ehehaft, gesetzliches Hindernis“).
5 Der 12. März war der Festtag Papst Gregors I. (540–604),
des Kirchenlehrers, der sich um die Schulbildung verdient gemacht hatte und daher
als Schutzheiliger der Schule und der Schüler galt. Sein Todestag am 12. 3. wurde
seit dem Mittelalter im ganzen dt. Sprach- || [
482] gebiet als Abschluß der Winterschule, des
Wintersemesters bzw. des Schuljahres mit feierlichen Schülerumzügen, -gesang und
-aufführungen begangen. Auch die Protestanten übernahmen den „Gregoriustag“, der
sich eine lange Tradition z. B. in Annaberg, Freiberg, Altenburg, Chemnitz, aber
auch in Franken und Thüringen bewahrte. So ließ der späte Fruchtbringer Christian
Funcke (1626–1695; FG 873. 1677) in sämtlichen Stationen seiner Schullaufbahn —
den Gymnasien in Freiberg, Altenburg u. Görlitz — alljährlich Festdarbietungen zum
Gregoriustag aufführen, so in Altenburg 1661
Der Uhralten
Fürstlichen Sächsischen Residentz-Stadt Altenburg Ehren-Port (FB Gotha,
BSB München; VD17 12: 140403S). In Görlitz ließ er 1667 einen
Entwurf der Aufzüge bei seiner ersten Gregoriusfeier als Rektor des
dortigen Gymnasiums ausgehen und behandelte den Ursprung des Gregoriusfestes
gleich mit. S. Herbert Hoffmann: Das Görlitzer barocke Schultheater. Königsberg
1932, 20ff.; G. F. Otto: Lexikon der seit dem fünfzehenden Jahrhunderte
verstorbenen ... Oberlausitzischen Schriftsteller und Künstler. 3 Bde. Görlitz
1800–1803, Erg.bd. Görlitz 1821, hier Erg.bd., 103; vgl.
Bircher/ Palme II, 134f. Vielleicht hatten sich auch im Anhaltischen
Gregorius-Schulfeiern erhalten; Hinweise darauf liegen uns allerdings nicht vor,
genausowenig wie für das gut dokumentierte Breslauer Schultheater, s. Das
Breslauer Schultheater im 17. u. 18. Jahrhundert. Hg. Konrad Gajek. Tübingen 1994.
Vgl. schon 380312 K 8; ferner: Hymnologia Sacra, Das ist D. Heinrich Müllers
Weiland Superintendentens und Theologiae Professoris zu Rostock, Zehen andächtige
Betrachtungen Von Geistlichen Liedern, Nebst einer besondern Vorrede Von dem so
genannten Gregorius-Fest und Liedern/ Aufs neue heraus gegeben Von Johann Caspar
Wetzeln. Nürnberg 1728 (konnte nicht eingesehen werden); Samuel Traugott Mücke:
Vom Ursprunge des Gregoriusfestes. Eine Schulschrift. Neue Aufl. Leipzig 1797;
Bruno Kaiser: Aus der Geschichte des Naumburger Domgymnasiums. Naumburg a. d. S.
1920; Bernhard Michels: Der immerwährende, ganzheitliche Natur- und
Wetter-Kalender. München u. a. 1998, 115.
6 Vermutlich ist F. Ludwigs undatierter paargereimter
Alexandriner-Vierzeiler auf der Rückseite 22v älter als sein Briefkonzept auf der
Vorderseite. Er steht mit diesem jedenfalls in keinem ersichtlichen zeitlichen
oder inhaltlichen Zusammenhang, denn von FG-Trinksprüchen oder -sitten, dem
Hänselungs-Ritual u. dgl. ist im Briefkonzept keine Rede.
1 Vielleicht stammt die Zeichnung von Hz. Wilhelm IV. v.
Sachsen-Weimar (FG 5. Der Schmackhafte) selbst. Sicher sind ihm die beiden ersten
Verse in Zierschrift zuzuweisen und wohl auch das folgende Verspaar, das den
„Meister selbst der Vers“, d. i. F. Ludwig (Der Nährende), zur
gesellschaftsüblichen Korrektur der herzoglichen Verspaare auffordern. Vgl.
Bircher: Merian, 669f. Der das Trinkgefäß haltende Arm ahmt
ein Detail auf Peter Isselburgs Kupferstich eines Gesellschaftstreffens nach (s.
Abb. in
DA Köthen I.1, S. 86). Das Gefäß zeigt also den
(recht genau nach dem Kupfer gezeichneten) zeremoniellen Ölberger in seiner
charakteristischen Tazza-Form. Der Vorlage Isselburgs gemäß ist der Arm nicht als
der Hz. Wilhelms, sondern als der des Nährenden zu deuten.
2 Welcher Scherz oder welche Anspielungen sich hinter diesem
Austausch bzw. dieser Korrektur von Gedichten verbergen, bleibt dunkel, v. a. die
Parallelisierung von Verskorrektur und richtiger Haltung des Ölbergers durch F.
Ludwig ist auffällig. Ob auch zu F. Ludwigs Gedicht einst eine Zeichnung
angefertigt wurde — „Wie mans glaß halten soll auch dem Schmackhaften [d. i. Hz.
Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar] zeigtt“, — ist unbekannt. Wahrscheinlich nahm der
Schmackhafte eine von ihm geleitete Aufnahme eines neuen Mitglieds in die FG zum
Anlaß, die Zeichnung mit seinen Versen nach Köthen zu schicken. || [
483]