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400313 Fürst Ludwig an Christian Gueintz
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400313

Fürst Ludwig an Christian Gueintz


Antwort auf 400301. Beantwortet in 400314. — F. Ludwig schickt Christian Gueintz (FG 361. 1641) den (ihm von diesem vordem gesandten) Gründlichen Bericht des deutschen Meistergesangs (von Adam Puschman) sowie Gueintz’ Entwurf zu Bibel-Anmerkungen zurück. Gueintz möge diese guten und nützlichen Anmerkungen ausarbeiten und sie dann wiederum einsenden. Bei den Meisterliedern glaubt der Fürst die Musik besser zur Geltung gebracht zu sein als die Sprache, die weder grammatisch noch metrisch den Regeln der Kunst entspreche, einst jedoch den Beifall der Zeitgenossen gefunden haben mochte. Ob die Beilage (F. Ludwigs Weinige Anleitung zu der Deutschen Reimekunst) nun ihrerseits bei den heutigen Ausübenden der Dichtkunst auf Verständnis rechnen könne, bleibe dem vernünftigen Urteil anheimgestellt. Auf jeden Fall könnten die Mustergedichte zu den Reimarten bequem (dieser Verspoetik) beigefügt werden. — Die (von Gueintz) aufgesetzte Sprachlehre wird nach seiner Korrekturdurchsicht derzeit sauber abgeschrieben und dann an einen Ort gesandt, da man sie zu sehen verlangte. F. Ludwig hofft, daß sich damit die Zustimmung zu diesem Werk steigern ließe und es umso leichter zum Druck gebracht werden könne.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 545, Bl. 89rv, 89v leer; eigenh. Konzept. [Handschrift: [Bl. [89r]]D: Leicht gekürzt in KE, 236 u. danach in KL III, 150f. (Adressat fälschlich Augustus Buchner). — BN: Bürger, S. 947 Nr. 12 (Adressat fälschlich: Augustus Buchner).

Anschrift


A  Fehlt.1

Text


Es werden die Meistergesänge2 , und der eigenhändige entwurff dera anmerckungen über die Bibel3 mitt grossem dancke wieder zu rücke geschickett[.] Bey den ersten magb die Music besser, als die eigenschaft der Sprache verstanden worden sein, dan keine rechte wortstellung nach der Sprachlehre darinnen, viell minder das rechte maß der Reime darbey zu finden, doch seind die zeiten ungleich, und mag es damals woll hochgehalten worden sein, ob nun auch beygelegtes zu dieser zeitt auff die ietzige ausübung verständlich, stehett zu vernunfftigem urtheill; Es werden der unterschiedenenc Reimarten musterd 4 gar leichtlich und fuglich darzu können gesetzett werden.
  Also werden auch mitt dancke wieder geschickett die obene angedeutete anmerckungen5 , da die arbeitt für gutt und nutzlich gehalten, und ein verlangen getragen wird, zu gelegener zeitt das ausgeschriebene zu sehen. Die Sprachlehre wird allhierf wieder reing abgeschrieben, und soll noch an einem gutten orte, wie es sonderlich begehret worden, überschickett werden,6 verhoffentlich man dadurch mehrere bekräftigung und einwilligung erlangen, und sie dan desto füglicher zum drucke werde befödern können. Cöthen den 13. des Mertzen 1640.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Bis Bibel am Rand ergänzt, dabei über die eingefügt für <in der>. Fehlt in KE.
b Folgt <zwar>
c Folgt <arten>
d Eingefügt für <muster> folgt <oder entwürffe>. Fehlt in KE, wo zuvor der Genitivartikel „der“ in „die“ („unterschiedenen Reimarten“) verwandelt wurde.
e KE vorn
f Folgt <geschri> und davor eingefügt <ab>
g KE wiederum statt wieder rein || [484]

Kommentar
1 Als Briefadressat wurde bisher fälschlich Augustus Buchner (FG 362. 1641) angenommen. Der Irrtum geht auf den anhalt. Archivar Gottlieb Krause zurück, der den Köthener FG-Erzschrein neu ordnete und dabei das vorliegende Schreiben den zwischen Buchner und F. Ludwig gewechselten Briefschaften zuordnete (HM Köthen: V S 545, ab Bl. 49r). Folgerichtig begegnet der Brief auch in KE, 236 und danach in KL III, 150f. als ein an Buchner gerichtetes Schreiben. Ernst Hellgardt machte die Verwirrung komplett, indem er ein Zitat aus 400214 fälschlich dem vorliegenden, vermeintlich an Buchner gerichteten Schreiben zuwies. E. H.: Die Rezeption des Annoliedes bei Martin Opitz. In: Mittelalter-Rezeption. Ein Symposion. Hg. Peter Wapnewski. Stuttgart 1986 (Germanistische-Symposien-Berichtsbände, 6), 60–79, hier S. 66 u. 77 Anm. 28. F. Ludwigs Bezug auf die „Meistergesänge“ und Gueintz’ eigenhändige, entwurfsweise Bibel-Anmerkungen zeigen, daß der vorliegende Brief Ludwigs Antwort auf Christian Gueintz’ (FG 361. 1641) Schreiben 400301 sein muß.
2 Gueintz hatte F. Ludwig mit 400301 eine Ausgabe von Adam Puschmans Gründlichem Bericht des deutschen Meistergesangs (zuerst Görlitz 1571) zugesandt. Vgl. auch 400314.
3 Ebenfalls eine Beilage zu 400301 waren Gueintz’ eigenhändige, nur entwurfsweise aufgesetzten Anmerkungen „in der Bibel“, die sich vermutlich auf Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) Bibelrevision (s. 391217 I u. K I 0) bezogen. Vgl. 400301 K 8, 400314 u. 400528.
4 Anscheinend übersandte F. Ludwig Gueintz seine in Verse gefaßte Poetik Weinige Anleitung zu der Deutschen Reimekunst eventuell ohne die Mustergedichte für die verschiedenen Versarten. Beides war zuvor Buchner auch getrennt zur kritischen Durchsicht geschickt worden (vgl. 390911 u. 391028). Ob Gueintz schon einen Tag später mit 400314 eine Kritik der Anleitung dem Fürsten senden konnte, mag bezweifelt werden. Dann hätte er Ludwig einen eigenen Entwurf einer Poetik gesandt. Vgl. 400314 K 3. Auch Buchner hatte dem Fürsten Einblick in seine damals noch nicht veröffentlichte Poetik gewährt, s. 390902 K 3.
5 Gemeint sind die oben erwähnten „anmerckungen über die Bibel“.
6 Reinschrift der von Gueintz verfaßten und nach der Kritik von FG-Mitgliedern revidierten Sprachlehre (1641),s. 390114 K 13, zuletzt 400301 u. I. Sie sollte an Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) gesandt werden. Vgl. 400218. Hz. Augusts Prinzenerzieher Justus Georg Schottelius (FG 397. 1641) sah das Werk durch und fertigte ein Gutachten darüber an. S. 400528 I.
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