1 Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) war
offenbar Gast bei der am 15. 3. 1640 gefeierten Hochzeit zu Hohenerxleben (a. d.
Bode, nordwestlich von Bernburg), dem Stammsitz der von dem Lutheraner Gebhard
Friedrich v. Krosigk (FG 81) begründeten Hohenerxlebener Linie des im Anhaltischen
und Magdeburgischen begüterten Geschlechts. Ihre Vermählung feierten Kunigunde v.
Krosigk, Tochter Gebhard Friedrichs, und Stephan Hermann v. Schkölen zu
Großensaltza. Kunigunde lebte noch 1673 im Witwenstand. Die Schkö(h)len waren ein
altes, urspr. meißnisches Adelsgeschlecht, das in Kursachsen, im Magdeburgischen,
im Merseburgischen und anderswo begütert war. Eine der bedeutenderen Linien lebte
zu Großensaltza und Staßfurt (vgl. K I 1). Gegen Ende des 18. Jhs. scheint das
ganze Geschlecht erloschen zu sein. Vgl.
Kneschke VIII,
180;
Siebmacher VI. 6 (1884), 149 u. VI. 11 (1905), 53;
Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und
Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Berlin 1856, 102f. (gibt als Heiratsdatum den
15. 4. 1640 an); 900 Jahre Krosigks. Festschrift zur ersten urkundlichen Nennung
der Familie im Jahr 1103. Hg. Dedo Gf. Schwerin v. Krosigk u. Dedo v.
Kerßenbrock-Krosigk. Berlin 2003, 49ff. (zu Hohenerxleben).
3 Der damals dreizehnjährige, bei seiner verwitweten Mutter
in Hohenerxleben lebende Ludolph Lorenz v. Krosigk (4. 2. 1627 – 13. 9. 1673; FG
607. 1653), jüngster Sohn Gebhard Friedrichs (s. Anm. 1) aus dessen 2. Ehe mit
Brigitta, geb. v. Behr (†1667). Diederich v. dem Werder und dessen Freund, Nachbar
und Kollege in der anhalt. Ständevertretung Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69)
waren zu seinen Mitvormündern bestellt, nachdem er seinen Vater schon im Alter von
drei Jahren (1630) verloren hatte. Vgl. den Lebenslauf in Daniel Müllers
Leichenpredigt auf Ludolph Lorenz (s. u.), Bl. G [i] r. — Ludolph Lorenz hatte wie
seine älteren Brüder Vollrad (FG 514. 1648), Matthias (FG 522. 1649) und Jacob
Anton (1624–1704) eine gute Bildung erfahren, da der Vater „gäntzlich gewolt, daß
Er [Vollrad]/ wie auch seine andere Brüder studieren/ und ihren Adel mit allerley
Wissenschafften und guten Künsten zieren solten“. S. den Lebenslauf in der
Leichenpredigt auf Vollrad: Georg Lautenschläger: MORS CHRISTIANORUM nunqvam
praematura; Der Christen niemahl zufrühzeitiger Todt (Leipzig 1661), HAB: Xa 1: 18
(19);
LP Roth I, R 821. Vgl. auch die LP von Johann
Schlitte auf Jacob Antons Frau Bertha Sophia, geb. v. Alvensleben (1641–1663),
HAB: Xa 1: 1 (5);
LP Stolberg 23612. So hatte die Mutter
„gelehrte und treufleissige Praeceptores“ angestellt. S. den Lebenslauf in Müllers
Leichenpredigt auf Ludolph Lorenz (s. u.), Bl. G [i] r. Allerdings mußte die
Familie oft vor Kriegsgefahren fliehen „und an verschiedenen öhrtern hin- und
wieder sich auffhalten“ (ebd.). 1642 wurde der Heranwachsende dem Rektor Christian
Gueintz (FG 361. 1641) zur Ausbildung am Gymnasium zu Halle a. d. S. übergeben;
1645 vertiefte er an der U. Jena seine Kenntnisse im Lateinischen, in der
Philosophie und „andern Wissenschafften“ (ebd.). Wie seine drei Brüder trat auch
der Jüngste in Kriegsdienste, gleich Jacob Anton in schwedische, nämlich 1646 bei
dem Generalleutnant und späteren Feldmarschall (Gf.) Hans Christoph v. Königsmarck
(FG 515. 1648). Die beiden älteren Brüder fochten zur gleichen Zeit im ksl. und
Reichsheer. Auf seine Güter zurückgekehrt, begleitete er 1652 Hz. Gustav Adolph v.
Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648) auf eine größere Reise in den Süden des Reichs,
die ihn für längere Zeit auch nach Straßburg führte. Hier lernte er seine Frau
Rosamunde Juliana, geb. Freiin v. Closen zu Heydenburg kennen. 1653 wurde er in
die FG aufgenommen. In das
WB Weimar, Nr. 80, trug er sich
mit dem Spruch ein: „Ein beständiges Gemühte, | Das aus keiner furchte weicht, |
Suchet ihm aus ein Geblühte | Eine Seele die ihm gleicht. | Sieht vor allen dingen
an | Treu’ auf die es bauen kan.” 1653 trat er als Rittmeister in die franz. Armee
ein. 1656 quittierte er diesen Dienst, ging || [
489] nach Straßburg zurück, wo er am 3. 6.
1656 Hochzeit hielt und danach die Heimreise antrat. 1657 wechselte Krosigk in
kurbrandenburg. Dienste (als Obristwachtmeister im Regiment F. Johann Georgs II.
v. Anhalt-Dessau [FG 322], bald darauf als Generaladjutant der Armee), 1661 in
braunschweig-wolfenbüttel. als Hofmeister des jungen Herzogs Rudolph August (FG
754. 1660), 1665 in braunschweig-calenbergische als Obristleutnant und dann Obrist
Hz. Georg Wilhelms (1624–1705) in Celle. 1667 führte er braunschweig. Hilfstruppen
in die Niederlande, 1668 reiste er nach England. 1671 ernannte ihn Kf. Friedrich
Wilhelm v. Brandenburg (FG 401. 1643) zu seinem Kammerherrn, 1672 zum Kriegsrat
und beauftragte ihn mit diplomatischen Missionen in die Niederlande, die Kurpfalz
und nach Hessen-Darmstadt sowie 1673 nach Stockholm und Kopenhagen. Im August
zurückgekehrt, erlag er im September 1673 seinen in einem Duell erlittenen
Schußverletzungen. Vgl.
Beckmann VII, 296f.;
Zedler XV, 1980f.; Daniel Müller: Kurtzer Trauer-Sermon Von
der Gebrechligkeit Menschliches Lebens Bey Beerdigung Des Weyland
HochEdelgebohrnen/ Gestrengen und Hoch-Mann-Vesten Herrn HErrn LUdolph Lorentzen
von Krosigk/ Auff Hohen Erxleben und Rathmannßdorff Erbherrn/ Chur-Fürstl.
Brandenb. Hoch-meritirten Krieges-Raths/ Cammer-Herrn und Obristen ... (Köthen
1674). HAB: Db 4° 309;
LP Stolberg 14721 (gleiche
Exemplare; 2° 44 Bl. u. 2 Tafeln); Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte
des Dynasten- und Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Berlin 1856, 109ff.; Th.
Stenzel: Aus der Geschichte des Freiherrn-Geschlechts von Krosigk. In: L. Würdig’s
Anhaltischer Volks-Kalender für das Jahr 1869 (Jg. 7, Dessau 1869), 6–18, hier
11f.; 900 Jahre Krosigks. Festschrift (s. Anm. 1), 53f. — Unter den zahlreichen
Beiträgern von Epicedien zur Leichenpredigt (a. a. O., Bl. [K ii]r – T [i]v) sind
viele Angehörige der eigenen und der verwandten, befreundeten und benachbarten
Familien (v. Alvensleben, v. der Asseburg, v. Hagen gen. Geist, v. Krosigk, v.
Schkölen und v. dem Werder) vertreten, darunter auch der Fruchtbringer Gebhard
Paris v. dem Werder (FG 386. 1642). Der FG-Mitgliedschaft des Verstorbenen wird
nirgendwo gedacht, dafür umso mehr das ritterliche Andenken des „Helden“ samt Mut,
Ruhm und Tapferkeit gepflegt. Doch werden auch seine allem Betrug und aller
Falschheit abgeneigte „Redligkeit“, seine Aufrichtigkeit und „Treu“, sein „weises
Rathen/ Der Rede Witz und Zier/ der wache Fleiß in Thaten“ und seine ausgeprägte
und gelehrte „Eloqvenz und Beredsamkeit“ herausgestrichen. Seine
Beratungskompetenz in Krieg und Frieden als „verständig“ und „hochvernünfftig“,
seine Karriere als nicht nur der „Gunst“, sondern ebenso der „Kunst“ entsprungen
beurteilt (Zitate aus den Epicedien). Auch gilt er als ein allseits geschätzter
Mann „wegen seiner guten Conduite und angenehmen Conversation“ (Lebenslauf, a. a.
O., Bl. H ii r).
Dieses auf allen Ebenen der poetischen Erfindung,
Disposition und Ausgestaltung fast rührend anspruchslose und von Werder mit
ironischer Nachsicht bedachte Gedicht stammt von dem 13jährigen Ludolph Lorenz v.
Krosigk (FG 607. 1653), s. K 3.
1 „Saltza, kleine Stadt im Stifft Magdeburg, an der Grentze
der Graffschafft Barby, da gut Saltz gesotten wird“ (
Lexikon
Geographie, 1043), sonst auch „Grossen-Saltza“ genannt, nach den dortigen
Salzbrunnen (
Merian: Topographia Saxoniae Inferioris,
209f.), häufig Versammlungsort der Landtage der erzstift-magdeburg. Stände. Nach
der Zusammenlegung der Orte Salze (auch Groß Salze) und Elmen zur Stadt „Groß
Salze“ (1894) und deren Umbenennung 1926 in „Bad Salzelmen“ wurde dieses heute
Ortsteil von Schö-
|| [
490]
nebeck a. d. Elbe mit Soleheilbad und 800jähriger
Salzgewinnungs-Tradition, die bis etwa 1800 in der Hand einer adligen
Pfännerschaft lag. Vgl.
HhS, 420–422; Inge Bily:
Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes. Berlin 1996, 333 (Deutsch-Slawische
Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, 38); Deutsches Städtebuch. Hg.
Erich Keyser. Bd. 2: Mitteldeutschland. Stuttgart 1941, 677ff.