Text
Auf des Nehrenden schreiben wirdt hiermit wohlmeinendt geandtwortet, das die darbey
gewesene errinnerungen über das Sonnet
1 , itzt, auch zuvor erwogen worden
a . Die
substantiva oder
nomina allegorica seindt außer allen Zweifel besser als die
Epiteta
adjectiva. jch habe aber Falsch vndt stoltz für
substantiva gesetzt, ob sie gleich in
gemein für
adjectiva sonsten
a gebraucht werden. Mit dem wort Stoltz ist es ausser
Streit, das es ein
Substantivum sein kan, dan ich sage wohl: der Stoltz an statt der
Hoffart. Mit dem worte, falsch, aber helt es etwas härter, jedoch kan ich auch sagen:
lauter falsch für lautere falscheit. Dieweil ich aber wörter noch genug habe wil ich
dasselbe wort endern.
Die wort Kurtz vndt Endtlich habe ich mit fleis gesetzt, das sie im schlecht weglesen
wie
a adverbia genommen worden könten, vndt also zum beschlus anmutig stünden, jm
zehlen aber der wörter
a solten sie für
adjectiva vndt also auf beyde recht gebraucht
werden damit
b die zaal der 100 voll würde. jch kan aber v
erhoffentlich es endern, vndt lauter
substantiva machen. Dieweil ich aber noch
ein ander Sonnet
c 2 mit
d dergleichen endungen, auf vnser leben in Christo fertig
a || [
493] habe, vndt darinnen der
adiectivorum mehr sein, die zahl der nahmen auch auf 100
wiewohl mit mehr mühe gebracht, so wirdt es hart halten, das ich es auf lauter
substantiva werde bringen können, vndt die Zahl der 100 behalten. Dan das leben in
Christo
2 lest sich so vielfaltig nicht vergleichen, als das leben in Adam
3 vielleicht
aber finden sich mit der Zeit noch etzliche wörter das eins vndt andere in lauter
substantiva vndt an der Zahl 100 gebracht werden kan.
Hieraus nuhn würde folgen das man 200 Sonnet würde machen müssen: Dieweil nuhn der
liebe redliche Man
4 so den vorschlag thut ohne das bey seinen predigten vndt mit
auflegen seiner Schönen postille
5 viel müssige Zeit haben wirdt, so könte er die
mühwaltung mit auf[434v]setzung der 200 Sonnetten wohl vndt leicht über sich nehmen.
6 jch für meine persohn sage mich künftig von allen solchen geselschafter vndt
poesiesachen gantz auf, wil nichts mehr darmit zuthun haben, oder des
vnteraufseherampts in landtschaft sachen wieder benommen sein.
7 Die pünctlein so der Nehrende bey das Sonnet gemacht können mir
e ihre meinung nicht
andeuten, als das ein paar buchstaben zuviel geschrieben sein, die übrigen verstehe
ich nicht.
Habe dieses dem Nehrenden zur nachrichtlichen andtwordt nicht bergen sollen, vndt
verbleibe
Des Nehrenden dienstgeflissenster
Der Vielgekörnte
Reinsdorf den 20. Mertz 1640
jch verzweifele schier
a dran, das man ein Sonnet auf das leben in Christo mit lauter
substantivis auf die zahl der 300
8 bringen kan, jedoch wil ich
f der sache weiter
nachdencken.