Wie in 400218 angekündigt, legt F. Ludwig Hz. August d. J. v.
Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) seinem Brief eine Reinschrift der (bereits in
Wittenberg kritisch durchgesehenen) deutschen Sprachlehre (von Christian Gueintz, FG
361. 1641) mit dem Wunsch bei, Hz. Augusts Urteil darüber zu vernehmen. Es empfehle
sich auch, eine Expertise des sprachkundigen und in grammatikalischer Arbeit
erfahrenen Balthasar Walthers einzuholen. Der Druck der Sprachlehre werde auf jeden
Fall bis zum Eintreffen der beiden Urteile aufgeschoben. — Desgleichen fügt F. Ludwig
seine
Kurtze Anleitung zur Deutschen Poesi (1640) bei. Der
Alexandrinervers der
Heldenart werde dort behandelt, nicht
aber der daktylische und anapästische Vers. Wenn Hz. August es wünsche, werde ihm F.
Ludwig auch || [
495] gern seine Mustergedichte zur
Anleitung in
Abschrift übersenden. Auch zu dieser Arbeit wäre F. Ludwig an Hz. Augusts und
Balthasar Walthers Urteil gelegen. — Hz. August möge sich noch zu F. Ludwigs
Schreiben 400218 (wegen anteiliger Finanzierung eines neuen, mit Impresenstichen
illustrierten Gesellschaftsbuches der FG) erklären, damit F. Ludwig dem Kupferstecher
den von diesem mit Ungeduld erwarteten Auftrag erteilen könne.
Text
Hochgeborner fürst, freundlicher vielgeliebter herr Ohem und schwager, der
vertröstung so ich EL. vom 18 abgewichenes monats in meinem schreiben gethan,
1
zufolge, überschicke ich E.L. hiermitt die deutsche Sprachlehre, so ich wieder
erlanget, ins reine abgeschrieben, und soll mir sehr lieb und angenehm sein, E.L.
hochverstendiges urtheil darüber zuvernehmen.
2 Wolte auch gebetten haben, wo ferne es
EL nicht zu wieder, das h. Balthasar Walter drüber möchte vernommen werden, deme dan
die beste aussprache und schreibens artt bekant, und er für diesem in dergleichen
sachen nicht weinig mitt ruhm gearbeitett.
3 Sie soll auch nicht ehe dem Drucke
untergeben werden, bis diese bedencken wieder einkommen.
Eine kurtze anleitung zu der deutschen Poesie oder Reimekunst habe El. ich zugleich
beylegen wollen,
4 darinnen die beste und nicht unbillich also genante Helden art mitt
begriffen; die
Dactilische und
Anapestische art, wie sie genennet ist, und von
etzlichen geübet wird, ist nicht darbey,
5 Aber dieser unterschiedene Muster seind
auch verfertiget, und können EL., da sie solche begehren, auch abschriftlich
überfertige[t]
a werden. Jch werde EL. hochvernunftiges urtheill gar gerne auch drüber
vernehmen, und soll mir lie[b]
a sein, das sie h. Walter auch sehen möge.
E.L. wüntsche ich nechst allen den fürstlichen angehörigen Gottes täglichen
beystandt, und alles ersprießliche wollergehen, erwarte ihre erklerung über
obgemeldtes mein schreiben, angehende das Kupfferstechen, weil der meister umb
gewisheitt anhelt,
6 und sonsten anderswo arbeitt annehmen will, und verbleibe
E.L.
Stets gefliessener treuwilliger Ohem, schwager und diener
Ludwig fzu Anhalt
Cöthen den 23. des Mertzen 1640.