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400502 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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400502

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Beantwortet durch 400506. — Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) sendet die beiden Sonette „Auf des Menschen Leben“ an F. Ludwig (Der Nährende) mit der Bitte, dieselben nach Gesetz und Usus der FG wohlwollend aufzunehmen. — Er sei derzeit mit der Lektüre der überschickten Dinge beschäftigt. Das Gespräch der beiden Hirten stamme wegen des Stils zweifellos aus der Feder Rudolfs v. Dieskau (FG 155. Der Niedrige). Auch der Pfarrherr von Eilenburg habe Werder etwas zukommen lassen, das er F. Ludwig künftig zur Lektüre übermitteln wolle. — In der Nachschrift bittet Werder um Rücksendung eines Futterals, das er bei seinen Reisen im Lande für die Aufbewahrung bestimmter Kleidungsstücke („Spitzenkraam“) benötige.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 436rv, 436v leer; eigenh. [Handschrift: [Bl. [436r]]D:KE, 165; KL III, 130; Krause: Werder, 48. — BN:Bürger, S. 1439 Nr. 38 u. 39.

Anschrift


A Fehlt.

Text


Dem Nehrenden werden hiermit die beyden Sonnette, auf des Menschen leben1 , zugeschickt, mit bitte solche, vnserer löblichen Fruchtbringenden geselschaft gesetz vndt gebrauch nach, zum besten zu deuten vndt aufzunehmen.
  jch bin itzo in belesung der zugestellten sachen; des gesprächs der beyden hirten2 ist ohne Zweiffel der von Diskaw3 ein Dichter, dan es seine art zu schreiben ist. Es ist mir auch etwas von dem pfarrherr von Eulenburg4 zukommen, so dem Nehrenden auch billich künftig zu lesen gegeben wirdt. Gott mit vns. Reinsdorf den 2. May, 1640.
  Des Nehrenden Dienstwilligster
  Der Vielgekörnte

[J]cha bittte ümb Zurücksendung des [f]utteralsa dann wan ich mit meinem [S]pitzenkraama im landt rümblauffe habe ich dessen von nöten || [499]

Textapparat und Kommentar


Textapparat
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a Textverlust im Falz. Konjektur in eckigen Klammern.

Kommentar
1 Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) verfaßte die beiden, vier Jahre später in Sachse: Einhelligkeit III veröffentlichten Sonette „Uber den Sündlichen Menschen“ und „Uber den Wiedergeborenen Menschen“, s. 400310 I.
2 [Christian Gueintz:]ECLOGA oder Gespräch zweyer Hirten/ nemlichen des Damons und Coridons/ Vom Krieg und Friede. Gehalten zwischen etlichen Eichen im Jahr 1639. S. 400314 K 4.
3 Rudolf v. Dieskau (FG 155. Der Niedrige). S. 400506, worin F. Ludwig vom „Niedrigen“ spricht, der jedoch offensichtlich nicht der Autor der „ECLOGA“ war. Dieskau hatte eine Prosaekloge u. d. T. Frühlings-Gedichte (Altenburgk 1637: Otto Michael 1637, u. ö.) verfaßt (s. 380220 u. ö.), weshalb er hier als Verfasser eines ebenfalls zeitkritisch-satirischen Hirtengedichts vermutet wird.
4 Martin Rinckart (1586–1649), der im sächs. Eilenburg zunächst als Kantor, dann als Diakon und schließlich als Archidiakon (ab 1637) wirkte, ADB XXX, 74–76. Das Kirchenbuch von 1639, in dem die Taufe seiner Tochter Regina angezeigt wird, bestätigt den Titel eines Archidiakons. Vgl. Martin Rinkarts geistliche Lieder nebst einer in Verbindung mit Heinrich Rembe aus Eisleben nach den Quellen bearbeiteten Darstellung des Lebens und der Werke des Dichters. Hg. Johannes Linke. Gotha 1886, 130f.; ferner Dünnhaupt: Handbuch, 3350–3373; Literatur-Lexikon2 IX, 473f.; NDB XXI, 626f.; Adolf Brüssau: Martin Rinckart (1586–1649) und sein Lied ‚Nun danket alle Gott’. Leipzig, Hamburg [1936] (Welt des Gesangbuchs, 10), 47; Wilhelm Büchting, Siegmar Keil: Martin Rinckart. Leben und Werk. Spröda 1996. — Zur Michaelismesse 1639 war ein Werk avisiert, das F. Ludwigs Interesse geweckt haben dürfte: „M. Martin Rinckarts Discurs von viererley teutschen ReimArten/ der 1. Jambischen. 2. Trocheischen. 3. Anapæstischen vnd 4. Dactylischen. Item; desselben viererley Gesang-Ringe: Jn dero 1. hundert Schrifft-Lieder. Jn der 2. hundert Christ-Lieder. Jn der 3. hundert Hertz-Psälmlein. Jn der 4. hundert Klag- vnd Frewden-Lieder. Bey Thomas Schürers Erben zu finden“ (s. in www.olms-online.de). Allerdings ist kein einziges Exemplar nachgewiesen, und auch in der Bibliothek F. Ludwigs (IP, Bl. 335v) fand sich einzig die Ausgabe von 1645: M. Martinj Rinckarts Summarischer Discurs undt durchzug in 8vo. 1645 Leipzig. Dünnhaupt: Handbuch, Art. Rinckart Nr. F 5, behandelt diesen Titel daher als Fehlattribution bzw. als bloße Vorankündigung der kleinen Poetik „Summarischer Discurs“, auf den er verweist (Nr. 68). Als von Werder empfangene Rinckart-Werke können mit größerer Sicherheit bestimmt werden: Die Meissnische Thränen-Saat, Leipzig [1637] und Des Irrdischen vnd Himlischen SALOMONS Hoch-weiser Prediger, [Leipzig 1637] (Dünnhaupt: Handbuch, Art. Rinckart, Nr. 42.II resp. 43). Letzteres befand sich auch in der Bibliothek F. Ludwigs, s. IP, Bl. 332r. Das von Werder dem Fürsten versprochene Werk war aus Zeitgründen wohl nicht eine Rede, die Rinckart erst am 24. Juni 1640 in Leipzig anläßlich des 200jährigen Jubiläums der Buchdruckerkunst hielt. Vgl. Dünnhaupt: Handbuch, Art. Martin Rinckart, Nr. 53.1–3. Im Kontext der zu vermutenden Beziehung Diederichs v. dem Werder zu Rinckart verdient dessen Lied ‚Nun danket alle Gott’ mit Werders Liedern „Wohlan so kommet hehr ihr frommen“ (371222 K 7 u. I) und „Gott lob“ (371226A I) verglichen zu werden.
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