Text

400514 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [504]

400514

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) übermittelt F. Ludwig (Der Nährende) sowohl den französischen als auch den unbeanstandeten deutschen „Alexander“, Christian Gueintz’ (FG 361. 1641) Poetik, dessen „Gespräch Damons vndt Corytons“ sowie einen Brief desselben, das Büchlein „von der Eitelkeit“ und zudem die „Friedenswehklage“. Werder warte noch auf das Werk von der „beharlikeit der gläubigen“.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 439rv [A: 439v]; eigenh.; Sig.[Handschrift: [Bl. [439r]]D: KE, 166. — BN: Bürger, S. 1440 Nr. 42.

Anschrift


A Dem Nehrenden zu Handen. Cöthen

Text


Dem Nehrenden wirdt hiermit wieder übersendet
  Der frantzösische 
 }Alexander1 habe nichts darbey zuerrinnern
  Der verdeutschte 
  Quentzens deutsche Poesie2 .
  Damons
  Das Gespräch{vndt
  Corytons3 .
  Quentzens Schreiben4 .
  Das kleine büchlein von der Eitelkeit5
  vnt dan über dis
  des Friedens wehklage6 .
  Die beharlikeit der gläubigen7 hergegen erwartende.
  Gott mit vns8
Reinsdorf den 14. May jm jahr 1640.
  Des Nehrenden dienstschuldigster
  Der Vielgekörnte.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar
1 Gf. Wolrad IV. v. Waldeck-Eisenberg (FG 114) hatte F. Ludwig (Der Nährende) ei- || [505] nen alten frz. Alexandre geliehen, den der Fürst übersetzte. Vgl. zum Alexanderroman und der Rezeption in der FG 390701 K 2; zu zwei Episoden aus dem Alexanderroman s. 391200 K 4 u. 5.
2 Es handelt sich wohl um eine eigene Poetik von Christian Gueintz (FG 361. 1641) und nicht um seine Anmerkungen zu F. Ludwigs (Der Nährende) gereimter Poetik Kurtze Anleitung Zur Deutschen Poesi (1640). S. 400314 K 3.
3 [Christian Gueintz:] ECLOGA oder Gespräch zweyer Hirten/ nemlichen des Damons vnd Coridons/ Vom Krieg vnd Friede. Gehalten zwischen etlichen Eichen im Jahr 1639. Vgl. 400314 K 4.
4 Gueintz hatte seiner „Poesi“ein erklärendes (nicht erhaltenes) Schreiben beigelegt, das F. Ludwig Werder in 400506 mitschickte.
5 Der bereits 1637 verstorbene Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) übersetzte das Werk des Franzosen Puget de La Serre „L’entretien des bons esprits sur les vanités du monde“ (1629), das 1635 in Kassel erschien. Vgl. 370422 I Q u. K I 2. Eine zweite, vom Hofprediger des Landgrafen, Theophilus Neuberger, vorbereitete und kaum modifizierte Ausgabe erschien 1641 in Kassel, vgl. 370422 III Q. Die Vorrede ist von Neuberger gezeichnet und stammt vom 23. Juni 1640. Wir können annehmen, daß es sich bei dem genannten Werk um die alte Ausgabe von 1635 und die damit verbundene Diskussion einer Neuauflage der „Betrachtung der Eytelkeit der Welt“ handelte, die der ehemalige Hofprediger u. Superintendent Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel (FG 65) dann verwirklichte. — In Frage käme aufgrund des Titels auch die Übersetzung der Schwester F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), Hzn. Eleonora Marias v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17), die in jungen Jahren die Übertragung einer Erbauungsschrift Pierre du Moulins d. Ä. verfertigte: Heraclitus Oder Betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen Lebens ([Köthen] 1623). HAB: 584 Quod. (3). Da diese Schrift jedoch fast zwanzig Jahre vorher veröffentlicht wurde, dürfte Diederich v. dem Werder (FG 31) die erstgenannte Übersetzung an F. Ludwig übermittelt haben, auch wenn zumindest deren Umfang von rund 550 Seiten im Quartformat wohl nicht mehr als „klein“ gelten kann.
6 Zu denken ist wohl an Justus Georg Schottelius’ (FG 397. 1642) LAMENTATIO GERMANIÆ EXSPIRANTIS Der numehr hinsterbenden Nymphen GERMANIÆ elendeste Todesklage (Braunschweig 1640), für deren Übersendung sich F. Ludwig in 400218 bei Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) bedankte und zugleich, falls es gefällig sei, kritische Anmerkungen zu Sprache und Vers anbot. Dies würde zusätzlich erklären, daß er Werder Schottelius’ frühe Dichtung zugeleitet hat und nun zurückerhält. Vgl. dazu 400218 K 5. Wenig wahrscheinlich ist, daß es sich um die Friedensrede Diederichs (und Paris’) v. dem Werder handelte, möglicherweise die Weimarer Ausgabe von 1640. S. 390904 I u. K I 0.
7 Wohl nicht das ähnlich betitelte Werk Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641), das F. Ludwig und Werder etwa im März 1640 durchzusehen begonnen hatten. Das Werk wurde allerdings erst im Dezember 1640 ausgeliefert, so daß Werder hier erst ein korrigiertes Manuskript zurückgesandt haben könnte. S. 400312 (K 1). In 401215 spricht Werder bei der Erwähnung des Werkes von der „beharrlikeit der Heyligen“. Dies geschieht durchaus in Übereinstimmung mit der reformierten Glaubenslehre, die von einer Identität der von Gott zum ewigen Heil „Auserwählten“ (im vorliegenden Brief „gläubigen“, s. dazu 401215 II, 2. Widmungsgedicht) mit den „Heiligen“ ausgeht. S. Evangelisches Kirchenlexikon. Hg. Erwin Fahlbusch et al. Göttingen 1992, III, Sp. 1506. — Zieht man 400619 hinzu und die dortige Frage F. Ludwigs, wie Werder „das Niederländische buchlein von der auserwehlten beharligkeit“ gefallen habe und wie er die Möglichkeit einer Verdeutschung einschätze, so ist auch in 400514 eher an das nl. Erbauungswerk des Ellardus van Mehen (1570–1639) zu denken: Den ancker der ziele: Dat is Vande Perseverantie ofte Volherdinghe der Heyligen gegrondet op de eewighe ende onveranderlijcke Verkiesinge Gods: als ooc op de crachtige Beroepinge der Heyligen tot de || [506] salige ghemeynschap Gods in Christo Jesu (Harderwijk 1611: T. Hendrickzoon). Nach A. Wittop Koning: Harderwijker Boekdrukkers. Nieuwkoop 1985 (Bibliotheca Bibliographica Neerrlandica, 19), 319 (Unikat in: Verzameling Wittop Koning, Amsterdam). Im Katalog der nachgelassenen Bibliothek F. Ludwigs (IP, 331r) erfaßt als: „Der Seelen Ancker Holländisch. Harderw. 1611“. Alle Angaben nach Conermann: Ludwig und Christian II. v. Anhalt, 438f. Der Verfasser war Prediger zu Harderwijk und Teilnehmer an der Synode zu Dordrecht 1618/19, hatte zur Leichenpredigt auf Pzn. Loysa Amoena v. Anhalt-Köthen 1625 seinen Beitrag beigesteuert. LP Stolberg, 5457; vgl. 250413 II–IV; ferner BAB 455/ 177–180; BWN V, 163 u. NNBW III, 841f. Der ancker der ziele wurde von Diederich v. dem Werder in Kooperation mit F. Ludwig übersetzt und erschien 1641 in Köthen unter folgendem Titel im Druck, der dem Wortlaut in 400514 besser entspricht als die Übersetzung F. Christians II.: Der Seelen | Ancker/| Das ist/| Von der Beharligkeit oder Besten- | digkeit der Heiligen/| Gegründet | Auf die unverenderliche erwehlung | Gottes/ | Als auch | Auf die kräftige beruffung der Heili- | gen zu der seligen gemeinschaft | Gottes in Christo Jesu. | Vor etzlichen Jahren in Niederländischer | Sprache beschrieben/| An ietzo aber | Jn Hoch-Deutsch allen frommen glau- | bigen Christen zu troste | übergesetzet. | [Linie] | Gedrucket zu Cöthen im Fürstenthume | Anhalt/ Jm Jahre 1641. HAB 1293.11 Theol. (2), VD17; vgl. IP, 331v, 332v u. 334v; Kat. Dessau BB, Nr. 3380. Im HM Köthen hat sich das von Schreiberh. aufgesetzte und von F. Ludwig korrigierte Druckms. erhalten: V S 671. Vgl. schon 270115 K 5, wo wir allerdings irrig von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) als Übersetzer ausgingen, ferner 400620, 401215 K II 0 u. 410203; Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 438–440.
8 „Gott mit uns“, regelmäßige Grußformel Werders in seinen Briefen an F. Ludwig, war übrigens die Losung der Schweden und ihrer Alliierten in den Schlachten bei Breitenfeld und Lützen 1631 u. 1632. Vgl. etwa Barudio, 378 u. 414.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/briefe/400514.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/tei-transcript.xsl