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400619 Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder
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400619

Fürst Ludwig an Diederich von dem Werder


Beantwortet durch 400620. — F. Ludwig (Der Nährende) hat wegen Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) landständischer Verpflichtungen eine Weile auf die Mitteilung fruchtbringerischer und muttersprachlicher Belange verzichtet. Um jedoch eine Verminderung des Interesses oder gar dem Vergessen vorzubeugen, habe F. Ludwig erstens Werder seinen Entwurf der ersten zwölf Stanzen zugesandt, nach deren Muster die achtzeiligen Reimgesetze (Huitains) auf den Gesellschaftsnamen, das Impresengemälde und die Devise (,Wort’) jedes Mitglieds der Fruchtbringenden Gesellschaft umgeschrieben werden sollen. Werder möge die Beispiele korrigieren. Dann würde langsam, aber stetig damit fortgefahren werden. — Zweitens liegt die Übersetzung der zwei Wochen von Guillaume de Saluste sieur Du Bartas nunmehr vollständig gedruckt vor. Werder möge die noch ausstehende Summe seiner Subskription an den Druckereiinspektor bezahlen, dessen Brief an ihn Ludwigs Schreiben beiliege. Er dürfe im Gegenzug nur 36 Exemplare erwarten, weil der Umfang des Werkes aufgrund der zusätzlichen Inhaltsangaben zugenommen und die veranschlagten Kosten vergrößert hätte. — Drittens wüßte F. Ludwig gern, ob Werder einen sicheren Weg kenne, den übersetzten großen Alexander mit dem alten französischen Original Gf. Wolrad IV. v. Waldeck-Eisenberg (FG 114. Der Frühespate) zuzustellen. — Viertens möchte F. Ludwig Werders Meinung über das niederländische Büchlein „von der auserwehlten beharligkeit“ und Chancen einer Übersetzung des Werks er- || [536] fahren. — In einem Nachsatz vermeldet F. Ludwig den Tod Elisabeth Juliana Banérs (Die Haltende) und ihre verwandschaftliche Beziehung zu Gf. Wolrad IV.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 440rv, 440v leer; eigenh. Konzept; Sig.[Handschrift: [Bl. [440r]]D: KE, 166f.; KL III, 131f. — BN: Bürger, S. 955 Nr. 123.

Anschrift


A Fehlt.

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Dem Vielgekörnten bey andern landesgeschäfften nicht beschwerlich zu sein, ist eine zeitlang in sachen die fruchtbringende geselschafft und unsere Muttersprache angehende theil nichts mittgetheilet worden.1 Damit aber dergleichen nicht gar in abnahme oder vergessenheit komme, weill es an deme, das etwa in kurtzen das gesellschafft buch wieder möchte auffgeleget werden, und zu besserera volkommenheit, in den reymenb zu gelangen, nöttig sein wolte, das die Acht Zeilenc in vier Reime, so auff iedes geselschafters Nahmen, gemählde und wort gestellet, ind ein acht Zeiliges geschrenktese gesetze gebracht wirdt, als ist der anfang undf versuch mit dem ersten Dutzend gemacht worden, und wirdt der Vielgekörnte gebuhrlich ersuchet, wo ferne er solche arbeitt gutt, Reimmessig, und nutzlich findet, dieselben seiner geschikligkeit nach zu durchsehen, undg seinem bekandten fleiße nache zu verbessern: Soll alsdan von Zeitt zu Zeitt mitt gutter gemächligkeitt drinnen fortgefahren werden, fur eines.2
  Furs andere, so seind nunmehr des Bartas3 zwey wochen mit dem drucken fertig, und wirdh wasi dere Vielgekörnte zu seinem theile des verlages noch hinderstellig, dem auffseher der druckerey4 , der beygefuget an ihme deswegen geschrieben, zweiffels ohne zuschicken, und dargegene sechs und dreissig stückej , weill es von wegen der inhalte, darauff der anschlag anfangs nicht mitt, sondern nur auff die blossen reime gemacht worden, mehr ins pappier gelauffen, gewertig sein.
  Drittens begehret der Nehrende, es wolle der Vielgekörnete ihme berichten, ob er gewisse und sichere gelegenheitt ink den fruespaten5 habe, damitt der aus dem alt-frantzösischenl verdeutschte grosse Alex6 mit dem Hauptstücke wieder könne überschickett werden.
  Viertensm verlanget der Nehrende zu wissen, wie dem Vielgekörnten das Niederländische buchlein von der auserwehlten beharligkeit7 gefallen habe, und was fur hoffnung zu dessen verdeutschung sey.
  Den Vielgekörnten nun mitt anderer weitleufftigkeit nicht zu behelligen, befhielet der Nehrende hiermitt in den schutz göttlicher obsicht, mitt wuntschung allerseitsn wan es Gottes gnedigere wille, eines hinwieder eintretenden gutten wetters, zur reiffung der Ackerfruchte, und verbleibet
  Des Vielgekörnten gantzwilliger geselschafter

  Cöthen am 19ten tage des Brachmonats im Jhare 1640.

Der fruespate ist der weiland haltenden, so vor weiniger zeit todes verblichen8 , und woll zu beklagen, bruder von der frau Mume her9  

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt für <Besser>[?]
b in den reymen eingefügt für <so viell in dieser welt geschehen kan, noch weiter>
c Am Rande ergänzt bis vier
d Folgt <auf>[?]
e Eingefügt.
f Folgt <erste>
g Folgt gestrichenes Wort.
h Folgt <bey der druckerey>
i || [537] Folgt <wan ihme>
j Folgt <, er statt der erst genannten dargegen>
k in den [dem?] fruespaten eingefügt.
l Eingefügt alt-
m Mit Einschaltzeichen unterhalb des Briefes eingefügt bis sey.
n Folgt <eines>

Kommentar
1 (Ironischer?) Bezug auf Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) Aussage in 400320: „jch für meine persohn sage mich künftig von allen solchen geselschafter vndt poesiesachen gantz auf, wil nichts mehr darmit zuthun haben, oder des vnteraufseherampts in landtschaft sachen wieder benommen sein.“
2 Vgl. zu den von Werder übersehenen neugefaßten Reimgesetzen für das geplante neue Gesellschaftsbuch 401223 K 6. S. auch 400622: Beiliegend sandte Werder seine Korrekturen auf die ersten 12 Reimgesetze an F. Ludwig zurück.
3 Die Lehrdichtung des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas Les Sepmaines, die von Tobias Hübner (FG 25) zwischen 1619 und 1631 erstmals übersetzt worden war. Danach wurde diese Übersetzung für die Gesamtausgabe Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche (1640) zunächst noch von Hübner, nach dessen Tod 1636 von F. Ludwig (Der Nährende) und Werder überarbeitet, s. 400000 K 3.
4 Dieser Brief liegt nicht bei. Vielleicht handelt es sich (noch immer u. wie in 340816) um den Druckereiinspektor und Buchhändler der ratichianischen Reform, Johann Le Clerq. Vgl. 210421 u. Conermann: Fürstl. Offizin, 125ff. u. 140ff. Da wir aus dem Briefwechsel Matthäus Merians d. Ä. mit dem fl. Kammermeister Peter Knaudt (1643ff.) dessen Zuständigkeit für das GB 1646 kennen, ist es auch denkbar, daß Knaudt schon 1640 die Aufsicht über die Druckerei führte.
5 Gf. Wolrad IV. v. Waldeck-Eisenberg (FG 114. Der Frühespate).
6 Gf. Wolrad IV. (s. Anm. 5) übergab F. Ludwig einen alten frz. Alexander, den dieser zur Übersetzung mit nach Anhalt nahm, s. Conermann III, 119 u. 390701 K 2. Die Übersetzung und ihre Vorlage, vielleicht eine Fassung des mittelalterlichen Alexanderromans, sind verschollen.
7 Ellardus van Mehen: Den ancker der ziele: Dat is Vande Perseverantie ofte Volherdinghe der Heyligen (Harderwijk 1611). F. Ludwig regte Werder mit der Sendung zur Übertragung des holländ. Originals ins Deutsche an und vollendete dann das Werk selbst: D. v. dem Werder, Fürst Ludwig: Seelen Ancker (1641). S. 400514 K 7.
8 Elisabeth Juliana, Gattin Johan Banérs (FG 222. Der Haltende), die am 29. 5. 1640 a. St. im schwed. Lager vor Saalfeld gestorben war und am 8. 7. 1640 a. St. in Erfurt bestattet wurde. S. Englund, 239; Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 383f. Sie war eine Tochter Gf. Georgs III. v. Erbach, verwitwete Gfn. v. Löwenstein-Scharfeneck (s. 320416 K 1) und in zweiter Ehe mit Banér verheiratet. In diesem Brief F. Ludwigs wird sie erstmals mit dem Gesellschaftsnamen ihres Mannes belegt. Vgl. zu diesem Usus, die Frauen von Mitgliedern mit den FG-Gesellschaftsnamen ihrer Männer anzusprechen, 390125 K 2. Christian: Tageb. XV, Bl. 311v: „Avis: Das des Banners gemahlin, solle mitt todt abgangen sein, welche billich zu beklagen“, „weil sie eine gühtige, mittleydige, tugendtsahme, vndt Christliche Dame gewesen“ (3. u. 4. 6. 1640). Sie sei sehr betrauert worden, was „die löbliche Dame [...] wol meritiret“ habe. (312r; 5. 6. 1640).
9 Bruder bezeichnet in dem vorliegenden Brief einen Schwager, nämlich Gf. Wolrad IV. (FG 114), weil dessen Schwester Juliana v. Waldeck-Eisenberg (1587–1622) mit Gf. Ludwig v. Erbach (gest. 1643) vermählt war, dessen Schwester, Gfn. Elisabeth Juliana (Die Haltende), Johan Banér (Der Haltende) geehelicht hatte. EST I.3, T. 328. || [538]
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