Text

400810 Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [548]

400810

Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig


Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) berichtet F. Ludwig aus Braunschweig, daß er vor einigen Tagen in Magdeburg eingetroffen und den Boten mit dem Faß vorgefunden habe. Seine Bemühungen um einen Weitertransport des Fasses fanden jedoch beim (kursächs.) Kommandanten der Stadt (Frh. August Adolf v. Drandorff/ Trandorff) wie auch bei einem (Herrn) „Schultze“ keine Unterstützung: In der Erntezeit könne auf Pferde und Wagen nicht verzichtet werden, von der widerspenstigen Bürgerschaft sei Hilfe auch nicht zu hoffen. Bereitschaft zur Bezahlung des Transportdienstes sei mitnichten gezeigt worden. Für 30 Gutegroschen habe Knoch schließlich durch einen Helmstedter Fuhrmann den Transport bis Erxleben sicherstellen können. Der Magdeburger Wache und besagtem Boten habe er zudem 6 Gutegroschen auszahlen müssen. Von Erxleben habe er das Faß über Ummendorf und Schöningen nach Braunschweig bringen lassen können und dort Christian Abels Leuten ausgehändigt, die es weiter an die „gehörige orter“ zustellen werden. — F. Ludwigs Brief und ein Exemplar der jüngst erschienenen Gesamtausgabe der revidierten Saluste Du Bartas-Übersetzung Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere || [549] Woche (1640) habe er Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) ausgehändigt. Um eine Antwort des Herzogs werde er sich bemühen. — Die beiden feindlichen Hauptarmeen haben sich in Bewegung gesetzt: das ksl. Heer lagert nun um Fritzlar und Homberg (a. d. Efze), die Schweden sind von Kassel über die Fulda nach dem Hochstift Paderborn gezogen. Hessen dürfte kahl gefegt werden. — Der Angriff der Spanier auf das französische Lager vor Arras am 2. 8. wurde zurückgeschlagen. Es wuchern Gerüchte und seltsame Nachrichten allerorten, die Knoch mündlich vorbringen werde. — Der Kommandant zu Wolfenbüttel (Frh. Johann v. Rauschenberg) hat sich bereiterklärt, die schwed. Schutztruppen (sog. lebende Salvaguardien) in Warmsdorf, Gusten, Ilberstedt (alle drei im Köthnischen Amt Warmsdorf) und Sandersleben (dessauisches Amt) (alle Orte westlich von Bernburg) zu dulden. Von Rauschenberg wie auch von Drandorff habe Knoch für Diederich v. dem Werder (FG 31) mit Mühe Reisepässe erhalten können. — In Göttingen ist Johan Banér (FG 222) mit Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) zusammengetroffen. Ihr Beschluß nach zweitägigen Unterredungen ist noch nicht bekannt, allerdings distanziere sich Hz. August von der Übereinkunft. Dieser werde seine Antwort wie auch die (deutsche) Grammatik über Christian Abel zustellen und sich auch hinsichtlich der Neuauflage eines (aktualisierten illustrierten) Gesellschaftsbuchs erklären.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 56r–57v [A u. Empfangsvermerk: 57v], 57r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A A Son Altesse Monseigneur et tresillustre prince Monseigneur Monseigneur le prince Loysa prince d’Anhalt à Cotten.
Eigenh. Empfangsvermerk von F. Ludwig: Pres. 15. Aug. 1640.

Text


Durchleuchtiger Hochgeborner Gnediger Fürst vndt Herr:
Eflgn. vntertheniger gehorsamer diener werde ich sterben[;] berichte Eflgn. gehorsamb daß ich den botten beneben dem faß vergangnen Montagk zue Magdeburgk antroffen vndt ob ich zwar bey H. obr. Trandorf1 vmb fortbringungk solches fr. ersucht so hatt er doch solches angesehen die Erndtezeitt verhanden höflichen abgeschlagen. Vndt gebetten ihme solches zuvergeben, bevorab weil die bürger ihme ohne daß nicht wolgewogen.2
  Schultzeb 3 hatt viel weniger mitt dem faße ettwas wollen zue thun haben; auch vmb mitnahmeb ettlicher pferde sich nicht alhier nichtc bemühen. Besondern auch kein geldt zu vergnügungk der leutte außlegen vndt auszahlen wollen. Jch habe es dennoch einem fuhrman von helmstedt ausgedingett welcher es mir biß Erxleben mitt genomen vndt ihme davor 30 ggl. wied auch der Wache wie dem botten wißendt zue Magdeburgk 6 ggl4 zahlen müssen. Von darauf habe ich es vollends auf Vmmendorf Schoningen vndt so biß her bringen laßen, des Christian Abels5 leutten vberlieffern [lassen,] nicht zweifflende sie es schon an gehörige orter befordern werden.
  Das brieflein beneben dem Bartas habe ich Sflgn. Herzogk Augusto vnterthenigk eingehendigt.6 Jch werde vmb antwortt anhalten vndt nicht vnterlaßen Eflgn. solche vnterthenigk zue vbersenden. Beyde Armeen seindt aufbrochen die schwedische zue Caßel vber die fulde nach dem Stift Baderborn zuegangen, die Kayß. liegen vmb Fritzlar vndt Hombergk dorfte also das gutte heßen kal werden; werden also auf dieser Reyse wenigk verrichten.7 Den 2. August ist der Anfal vor Arras auf dase franzosische lager geschehen. Eß seindt aber die Spanier || [550] mit verlust 4000f man geschlagen vndt abgetrieben worden.8 Es gehen sonsten alhier wunderliche Consilia welche Jch Eflgn. wan ich nur ein wenigk zeitt weitlauftigk vnterthenigk zue hinterbringen nicht vnterlaßen werde. Bey dem Commendanten von Wulfenbuttel9 bin ich gewesen hat sich resolviret die schwedische SalvaGuarden zue dulden zue Wambstorf[,] Gusten[,] Jlberstedt vndt Schandersleben[.] habe auch demg Obristen Werder10 zue Magdeburgk vndt Wolfenbuttel wie wol es sehr hart gehalten den paß erhalten. J fl. gn. Herzogk Georg [56v] seindt zue Gottingen bey welchem H. Bannér 2 tage geweßen[;] ihr schluß[,] darmitt Sflgn. alhier nichts zuthun haben wollen[,] ist noch vnbewust.11 Dieses ich in hochster Eil Eflgn. vnterthenigk hinterbringen sollen. Befehle dieselbe des Allerhochsten gn. schutz zue allem fürstlichen Hochwesen Mich aber Eflgn. beharlichen hohen furstlichen gnade. Verbleibe Efgl. vntertheniger gehorsamer CEKnochemp.
  Sflgn. Herzogk August werden die antwordt beneben der sprachlehre12 schon Hn. Christian Abeln5 vberschicken. Wie sie sich dan auch wegen des geselschaftbuchs13 resolviren werden.

  Braunschweigk den 10 Aug. Anno 1640.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Von F. Ludwig gebessert in Louis
a Unsichere Lesung.
b Vermutlich versehentlich doppelte Verneinung.
c Eingefügt bis ggl
d Folgt <spanische>
e Unsichere Lesung (9000)
f Lies: für den

Kommentar

K Am 21. 7. 1640 hatte Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) F. Ludwig noch aus Plötzkau geschrieben und den Aufschub seiner beabsichtigten Reise um eine Woche entschuldigt. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 50r–52v. Im August 1640 hielt sich Knoch dann erneut in Braunschweig auf, wohin er über Magdeburg und Schöningen gelangt war. Die Reise führte ihn im Anschluß weiter nach Hildesheim und Kassel und sollte ursprünglich auch nach Hanau und ins Westfälische gehen, was aber aufgrund der Kriegslage aufgegeben werden mußte. S. Knochs Briefe an F. Ludwig vom 11. 8. (aus Hildesheim), 17. 8. (aus Kassel) und 22. 8. 1640 (aus Kassel). A. a. O., Bl. 54r–55v, 53rv u. 58r–59v. Vgl. Anm. 7 u. 391209 K 5.
1 Der kursächs. Obrist Frh. August Adolf v. Drandorff (Trandorff), Kommandant in Magdeburg. Vgl. 390807A K 1, 390814 u. 390903 K 2; auch schon 380608A K 7 u. 381006 K 4. Seine unnachgiebigen Forderungen für die Magdeburger Garnison waren von den Anhaltinern und ihren Gesandten im Herbst/ Winter 1639/40 als Diktat, sein hochfahrendes, ungeduldiges Wesen mitsamt seinen „exorbitantien“, „imputationen vnd bedrohungen“ als inakzeptabel befunden worden, worüber man am 2. 1. 1640 auch bei Kf. Johann Georg I. v. Sachsen und sogar beim Kaiser Beschwerde führte. KU IV.2, 26 u. 37, vgl. 24, 28, 30, 37ff. u. ö.
2 Der 8. August 1640 war ein Samstag, demnach wäre Knoch am Montag, 3. 8. in Magdeburg eingetroffen. Der Gegenstand des Transportunternehmens konnte nicht ermittelt werden. Vermutlich wurde es in Begleitung eines Boten auf der Elbe nach Magdeburg verschifft und mußte dann — mühevoll, wie Knoch schildert — auf dem Landweg nach Braunschweig gebracht werden. Wenn es sich um eine Büchersendung gehandelt haben sollte (Bücher wurden damals in Fässern transportiert), dann war sie wohl nicht für Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) bestimmt, da Christian Abel die Sendung weiterbefördern sollte. Zumindest ist die jüngst erschienene Gesamtausgabe der revidierten Saluste Du Bartas-Übersetzung Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und An- || [551] dere Woche (1640) Hz. August direkt von Knoch eingehändigt worden. Knoch spricht von „dem Bartas“, was hier „ein Exemplar“ bedeuten könnte.
3 Person mit Sitz in Magdeburg, nicht bekannt.
4 ggl., d i. Gutegroschen, eine seit Ende des 16. Jhs. v. a. in Norddeutschland gebräuchliche Silbermünze im Wert von 12 Pfennigen bzw. 1/24 Reichstaler. Vgl. Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet. Gesammelt u. bearb. v. Fritz Verdenhalven. Neustadt a. d. Aisch 1968, 26; Heinz Fengler, Gerhard Gierow u. Willy Unger: Lexikon Numismatik. 4. bearb. Aufl. Berlin 1988, 132 u. 172.
5 Christian Abel konnten wir nicht ermitteln, er scheint aber ein Kaufmann oder eine Art Faktor in Braunschweig gewesen zu sein. In Knochs Brief an F. Ludwig vom 17. 8. 1640 aus Kassel der eigenh. Zusatz zur Adresse: „H. Christian Abeln, Zur eilenden beforderungk nacher Cotten vnbeschwert einzuhendigen”. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 53rv.
6 Jenes an Hz. August d. J. ausgehändigte „brieflein“ ist 400731. Beim „Bartas“ handelt es sich um die nach den Sepmaines des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas von Tobias Hübner (FG 25) verdeutschte und von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) revidierte Lehrdichtung Hübner, Fürst Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche (1640). Die revidierte Gesamtausgabe der „zwei Wochen“ lag seit Anfang Juni 1640 fertiggedruckt vor. S. 400000 K 3.
7 Im März 1640 hatte sich die schwed. Hauptarmee unter Johan Banér (FG 222) aus Böhmen zurückgezogen und nach Norden abgesetzt, gefolgt von der ksl. Armee unter Ehz. Leopold Wilhelm und Piccolomini (FG 356. 1641), die mit bayer. Verstärkung Anfang Mai bei Saalfeld in einem großen und günstig verschanzten Lager stand. Im Anschluß an die große „Conjunction“ der schwed. Hauptarmee mit den französ.-weimar. (unter Longueville), hessen-kasselschen (unter Melander, der bald darauf seines hess. Oberkommandos entlassen wurde) und lüneburg. Truppen (unter Klitzing) am 6./16. 5. vor Erfurt zog die alliierte Streitmacht am 7. 5. dem Gegner nach Saalfeld entgegen, um sich zur Schlacht zu stellen — die größte Armee, die je unter Banér im Feld stand. Jedoch entzog sich Piccolomini der offenen Feldschlacht, so daß sich beide Armeen, von Hunger und Krankheit geplagt, vier Wochen lang gegenüberlagen, ohne daß es zu einer Entscheidung kam. Im Laufe des Juni zogen beide Armeen ab, verteilten sich in Thüringen, Franken, Hessen, bis sie sich im August erneut gegenüberlagen: die Kaiserlichen bei Fritzlar, die Schweden bei Wildungen. Vgl. 390630 K 0. Wieder kam es nur zu Scharmützeln, Rochaden und taktischen Geplänkeln, bis sich die Armeen im September weiter nach Norddeutschland, an den Niederrhein, ins Westfälische und Niedersächsische zogen. Im Oktober wollten die Herzöge v. Braunschweig u. Lüneburg die zw. Weser und Leine liegenden schwed. Truppen rasch wieder loswerden. Banérs Aufbruch im November zum Winterfeldzug vor die Tore Regensburgs und dann in die Oberpfalz und den Böhmerwald verschaffte die gewünschte Entlastung. Vgl. 390909 K 10 u. 401212 K I 2; Englund, 206ff. u. 234ff.; Langenbeck, 73ff.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 12. Buch, 536–549; Ritter: Deutsche Geschichte, 607f.; Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 276f., 381, 387ff. u. 394ff. Vgl. auch Knochs Brief aus Hildesheim, 11. 8. 1640: „[...] nachdem H feldmarschalgk Baner erfahren daß die keyß. bey fritzlar mit dem ganzen Corps ankommen vndt vnretranchirt gestanden, Er sich mitt der ganzen Armee die baguage zurügk lassendt erhoben drunder sich auch Gen. leut Klitzingk befindet vndt reitet auff fritzlar. Vergangenen Sontag avanciret[,] resolviret die Kays zue attaquiren [...]. Da es entweder wieder zum rechten lager, zur retraicte oder aber bataille kommen muß wirdt man bald erfahren.“ Ebd., Nachschrift: „Gleich izo kombt nachricht daß sich die kays. retranchirten vndt der feldmarschalgk eine meil weges von ihnen stundt.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 54r–55v. Knochs Brief vom 17. 8. 1640 an F. Ludwig, aus einem von Flüchtlingen überschwemmten, von Freund und Feind auf allen Seiten umlagerten Kassel: Die Kaiserlichen liegen bei Fritzlar, die Schweden bei Wildungen. Obwohl die Gegner einander in || [552] nächster Nähe gegenüberliegen, ist „auf beyden theilen [...] nichts Haubtsechliches vorgangen“ und eine „haupt occasion“ auch nicht zu erwarten, denn beide Armeen haben sich tief verschanzt. Streifpartien machen alles unsicher, jeder legt nur alles darauf an, sich in Gelände- und Versorgungsvorteile zu setzen und den Gegner von Unterhaltsmitteln abzuschneiden. „Weil nun die krigende partheyn so nahe an einander, die streiffenden partheyn sich nicht vermindern besondern tegklich vermehren und zue mehrern insolentien ie großer die nott wird angetrieben werden. Alß wirdt vor dißmal die westph[älische] so wol auch Hanauische Reyse wie woll mitt großen wiederwillen in den brun Verfallen[,] den in solcher zeitt ich solche schwere verantwortungk nicht auf mir nehmen werde. Alß derftten wir wol ehsten von hier wieder aufbrechen vndt unser Vatterlandt suchen[,] da doch noch ein wenigk beßrer Schuz alß hieroben. [...] Der fangende der Stadliche vndt Treibende seindt noch in guttem Zuestandt. Haben des Nehrenden gesundtheitt nicht allein treuhertzigk getruncken, besondern auch fr. dienst- vnd gehorsambst zue grüßen gn. v. fr. ersuchet.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 53rv. Gemeint sind Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231. Der Fangende), Lgf. Johann v. Hessen-Braubach (FG 326. Der Stattliche) und Friedrich Schenk v. Winterstedt (FG 325. Der Treibende). Bei der Reise nach Hanau und ins Westfälische ging es vielleicht um „der F. Hanawischen als auch der Bentheimischen Fraw Witwen“ Angelegenheiten, von denen Werder in einem Brief an Heinrich v. Börstel (FG 78), d. d. Reinsdorff 1. 7. 1640, sprach (BJ Kraków: Ehem. Autographensammlung der Preuß. STB Berlin: acc. ms. 1937. 51; nicht foliiert). Gemeint sind vermutlich die verw. Gfn. Anna Elisabeth v. Bentheim-Steinfurt, geb. Fn. v. Anhalt-Dessau, einst vermählt mit Gf. Wilhelm Heinrich v. B.-St. (FG 11), sowie die verw. Gfn. Sibylla Christina v. Hanau-Münzenberg, geb. Fn. v. Anhalt-Dessau, einst vermählt mit Gf. Philipp Moritz v. H.-M. (FG 144). Die unsichere und unübersichtliche militärische und politisch-diplomatische Lage sollte sich vorerst nicht ändern, s. Knochs Brief vom 22. 8. 1640 aus Kassel, da die wieder über Braunschweig führende Heimreise „vnverrichteter sachen“ bevorsteht (a. a. O., Bl. 58r–59v). Die Rückreise muß sich nach seiner Aussage strapaziös gestaltet haben, denn er hatte Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau, geb. Lgfn. v. Hessen-Kassel (TG 25) mit den Dessauer Prinzessinnen Eva Catharina u. Susanna Margaretha und Pz. Johann Georg II. v. Anhalt-Dessau (FG 322) samt ihrer Begleitung über Köthen nachhause begleiten müssen. Köthen hoffte er am 9. 9. 1640 gegen Mittag zu erreichen. S. seinen Brief an F. Ludwig, o. O. 8. 9. 1640 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 60r–63v). Von einer Station in Braunschweig auf dieser Heimreise erfahren wir nichts, ebensowenig, ob er die am 11. 10. 1640 aus Schöningen angekündigte (Weiter-)Reise nach Braunschweig antreten konnte; ihm selbst erschien dies wg. der unsicheren Lage im Lande als sehr zweifelhaft. In diesem Brief heißt es u. a.: „Jfgn. herzogk Augustus seindt in schlechtem zuestandt, Jhre in Helmstedt gelegne Volgker seindt auch fort zue den Schwedischen gangen vndt lest der Commandandt in Wolfenbuttel alles todtschießen was Braunschweiges vndt confisiren was vor renten vndt einkunften Jfgn. auß deroselben handt haben[,] wirdt also schlecht bestellet sein.“ A. a. O., Bl. 64r–65v. Am 27. 10. weilte Knoch bereits wieder in Plötzkau (a. a. O., Bl. 66r–67v). Mitte November finden wir Knoch erneut auf der Reise nach Hamburg, hinter Salzwedel (Schnega?), s. seinen Brief vom 18. 11. 1640 an F. Ludwig (a. a. O., Bl. 70rv). Am 23. u. 25. [11.] berichtet er aus Hamburg (a. a. O., Bl. 71rv u. 63rv).
8 Mitte Juni hatte eine starke französ. Streitmacht mit der Belagerung Arras im Artois/ span. Niederlande begonnen. Die span. Besatzung war schwächer als vermutet und auch die durch den ksl. Abzug Piccolominis auf den mitteldt. Kriegsschauplatz geschwächten Truppen des Kardinalinfanten Ferdinand vermochten den Belagerungsring nicht zu sprengen. Nachdem ein letzter Entsatzversuch gescheitert war, ergab sich die Stadt am 9. 8. 1640. Arras war, so Henri Pirenne, „nur die erste jener vielen reichen Provinzen Belgiens, die binnen kurzem, Stück für Stück, dem Allerchristlichsten König als Beute zufallen sollte.“ H. P.: Geschichte Belgiens. Dt. Übers. v. Fritz Arnheim. 4. Bd.: Von der An- || [553] kunft des Herzogs von Alba (1567) bis zum Frieden von Münster (1648). Gotha 1913, 384. Der Erfolg Frankreichs gilt als Wendepunkt in der Geschichte des französ.-span. Krieges. Vgl. Les articles de la reduction d’Arras à l’obéissance du Roy. La Haye 1640 (HAB: Gk 2192 [23]); Documenta Bohemica VI, Nr. 985, 1052 u. 1058; Krieg und Frieden I, Nr. 1112 (Kupferstich: Ansicht der Belagerung von Arras); Theatrum europaeum Tl. 4 (1643), 198ff. und den Grundriß der Belagerung zw. S. 204 u. 205. In Knochs Brief an F. Ludwig vom 11. 8. 1640 aus Hildesheim heißt es: „Arras ist den 10 dito vbergangen vndt seindt nicht mehr alß 600 man ausgezogen.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 54r–55v.
9 Frh. Johann v. Rauschenberg, ksl. Kommandant der Festung Wolfenbüttel bis zu ihrer Übergabe und Räumung 1642/43. S. Documenta Bohemica VI, Nr. 1214; Londorp (HAB: 2.5.2. Pol. 2°), 967ff. Vgl. 391005 I.
10 Nach seiner Gesandtschaft zu Kf. Johann Georg I. v. Sachsen und Johan Banér von Ende September bis Dezember 1639 (s. 390903 K 2) wurde Diederich v. dem Werder im Juli 1640 von den Anhaltinern erneut zu Verhandlungen mit dem schwed. General-Feldmarschall Banér abgesandt. Mit dem Rückzug der Schweden und dem Vorstoß der Kaiserlichen nach Norden war für Anhalt nämlich „pericula in mora“ (KU IV.2, 49), wuchs die Sorge, daß „wir den gantzen schwall in diese Lande herein“ bekämen (ebd., 43) — zunächst (seit Juni 1640) in Gestalt höherer Kontributionsforderungen des schwed. Generalkommissars Carl Gregersson in Halberstadt. Vgl. KU IV.2, 46ff. Werder verstand es, Banérs bisherige Schonung des Fts. Anhalt zu verlängern und die im März 1639 festgesetzte, vergleichsweise moderate monatl. Kontributionsquote von 600 Rtlern. (s. 390504 K 4) zu bestätigen. S. die Vereinbarungen und Banérs Schutzbrief für das Ft. Anhalt, d. d. schwed. Hauptquartier Wildungen, 1. bzw. 3. 9. 1640 (KU IV.2, 61ff.). Vgl. 401212 K 4 u. K I 2 sowie Knochs Briefe an F. Ludwig vom 11. 8. 1640 aus Hildesheim: „Werder steht in tractatus“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 54r–55v) und vom 22. 8. 1640 aus Kassel: „Ob. Werder geht morgen auch mit fortt etc.“ (a. a. O., Bl. 58r–59v).
11 Mit dem lange hinausgezögerten Entschluß vom 1. 5. 1640 („Peiner Rezeß“), den militär. Anschluß an Banérs Streitmacht (im Mai 1640 vor Erfurt, s. Anm. 7) zu suchen, hatte sich die riskantere Strategie Hz. Georgs innerhalb der Welfen durchgesetzt: seit dem Frühjahr 1640 hatte „die kriegerische Stimmung“ bei ihm allmählich die Oberhand gewonnen. Langenbeck, 53. Hz. August d. J. hatte eine neutrale, auf Verhandlungen orientierende Haltung bevorzugt und knüpfte auch jetzt noch das Zusammengehen mit den Schweden an Bedingungen und Vorbehalte — vgl. Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 264; Langenbeck, 224ff. — jedoch bewog ihn die Aussicht auf eine gemeinsame Vertreibung der ksl. Besatzung aus Wolfenbüttel, dem Peiner Rezeß zuzustimmen. In ihrer Apologie dieser „Conjunction“ (die einen offenen Bruch des Prager Friedens darstellte) an das in Nürnberg versammelte Kurfürsten-Kollegium bzw. die kfl. Abgeordneten vom 12. 6. 1640 rechtfertigten sich die Herzöge Friedrich v. Braunschweig-Celle (1574–1648), Georg und August d. J. mit ihrer Notwehrsituation und der Notwendigkeit eines Universalfriedens. Zwar widerstrebte August der offene Anschluß Braunschweig-Lüneburgs an Schweden, jedoch ließen seine beiden Briefe vom 8. u. 16. 10. 1640 an den Kaiser wachsende Erbitterung über die Vorenthaltung der Festung Wolfenbüttel und die Rücksichtslosigkeit der ksl. Garnison erkennen. S. 391005 I. Im Juli 1640 trafen sich die schwed. Generale mit Hz. Georg in Göttingen, wo dieser seine Armee konzentrierte; am 3./13. u. 4./14. 8. war auch Banér persönlich zu Verhandlungen in Göttingen anwesend. Vgl. Langenbeck, 58ff. u. 101; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 12. Buch, 545; Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 393; auch Decken: Georg IV, 60ff. Zur Unterredung Banérs und Hz. Georgs in Göttingen s. auch Knochs Briefe vom 21. 7. 1640 (s. Anm. 0) u. vom 11. 8. 1640 aus Hildesheim: „Zue Braunschweigk wil man gutt kays. hier aber neutral seyn. [...] Jfggn. Herzogk George seindt izo zue Minden vndt ist vor der marche der feldtm. Baner bey Jflgn. geweßen.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 54r–55v. Anfang Dezember 1640 || [554] wurde mit der Abschnürung und Belagerung der Festung Wolfenbüttel begonnen. Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 268.
12 Der Entwurf zu einer dt. Grammatik von Christian Gueintz (FG 361. 1641). Seine Sprachlehre wurde zwecks Begutachtung auch nach Braunschweig gesandt, wo sie Hz. August d. J., Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) und wohl auch Balthasar Walther in Augenschein nahmen. S. 390114 K 13, ferner 400323, 400528 u. I, 400605, 400731, 401109, 410208 u. 410714.
13 F. Ludwig erwartete eine Bestätigung der früheren Zusage Hz. Augusts d. J., sich finanziell an einer aktualisierten illustrierten Neuauflage des FG-Gesellschaftsbuches zu beteiligen. S. 391203 u. I u. K I 0.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/briefe/400810.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/tei-transcript.xsl