Für die stets kränkliche Pzn. Anna Sophia v.
Anhalt-Bernburg (AL 1617[?]. PA. TG 19) — „elle a estè fort martyrisèe de
maladies, la pluspart, & le meilleur temps, de sa vie“ (
Christian: Tageb. XV, Bl. 364r, vgl. auch 370517 K 2 u. K I u. 400312) —,
die seit Jahren am Hofe ihres Onkels F. Ludwig in Köthen lebte, war schon länger
eine Kur in Eger ins Auge gefaßt worden, die aber ebenso an knappen Finanzen
scheiterte wie die Reise ihres Bruders F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51.
Der Unveränderliche) nach Regensburg zum Reichstag und zum Kaiser. Vgl.
Christian: Tageb. XV, Bl. 336r, 339rf. (7. 8. 1640) u. 340v
(9. 8. 1640);
Beckmann V, 366f.; LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 10 Nr. 5a-1, Bl. 319rv, 322rv, 325f., 329f., 336f., 340rf. u. ö.
Darüber hatte sich Anna So- || [
563] phia „sehr betrübet“ (
Christian:
Tageb. XV, Bl. 340v; dazu Anna Sophias Brief o. O. u. D., LHA Dessau, a.
a. O., Bl. 357f. und die in der Akte folgenden Stücke) und ihrem Bruder vermutlich
in einem Brief am 3. 8. 1640 einen Vorwurf gemacht (s. Beil. III). Sie konnte aber
immerhin aus Eger herangeschafften Sauerbrunnen zu sich nehmen, nachdem sie am 21.
8. in Bernburg zu einem längeren Aufenthalt eingetroffen war. Freilich ließ die
Qualität des Wassers zu wünschen übrig, „weil die meiste Kraft vndterwegens auß
den Flaschen evaporiret ist“.
Christian: Tageb. XV, Bl.
349r, vgl. 346r, 347v u. 349r. Danach verschlechterte sich Anna Sophias Zustand
zusehends. „Meine liebe Schwester, Freẅlein Anna Sophia ist diese
Nachtt sehr kranck gewesen, vndt hat große bangigkeitt zum hertzen gehabtt“ (351r,
31. 8. 1640). Einer Tagebuch-Eintragung Christians noch vom selben Tag ist zu
entnehmen, daß man sich bereits auf das Schlimmste gefaßt machte. „Gott tröste,
vndt stärgke das Gottsehlige, tugendtsahme, fromme Mensch, vndt lindere ihr dero
schmertzen, dann Sie wol ein Spiegel aller Tugendt, sittsamkeitt, vndt
Gottsehligen wandels gewesen. Ja es hat eine heroische Großmühtigkeitt, alle
affecten, und eigene Liebe zu vberwinden inn vndt bey jhr gewohnet, vndt es wirdt
wol ihres gleichen, inn- vndt außerhalb des Röm. Reichs, wenig zu finden sein.“
351v. Ihr Tod trat schon am nächsten Tag, am 1. 9. 1640, ein: „Die gute Schwester,
A. S. ist diese Nacht sehr schwach vndt kranck gewesen“ (ebd). Anscheinend lähmte
ihr ein Schlaganfall die Sprache und den rechten Arm. Medizinische Hilfe erfuhr
sie vom Bernburger Hof- und Stadtarzt Dr. Brandt und vom fürstlichen Leib- und
Hofarzt zu Köthen, Dr. Matthias Engelhardt, geistlichen Beistand von dem
nach Bernburg entsandten Köthener Superintendenten Daniel Sachse. Auch Fn. Sibylla
v. Anhalt-Plötzkau (AL 1622. TG 23), der alte Bernburger Hofmarschall Burkhard v.
Erlach (FG 52), dessen Frau Ursula und andere Vertraute Anna Sophias standen ihr
in ihren letzten Stunden bei. „Nach dem der Schwester, Geistliche, vndt Leibliche
Medicamenta, nach vermögen, gebrauchtt worden, vndt man hierinnen, vngerne, etwas
verseumet, ist Sie vmb 5 Vhr, Nachmittages, sehliglich endtschlafen, vndt hat als
eine wahre Kämpferinn Christj, ihren Lauff Ritterlich vollendet, darumb wir
inniglich Gott angeruffen, vndt ihme hertzlich gedancket, daß er ihr endtlich die
quahl dieses mühesehligen Jam
merthals verkürtzet. So seye
nun Gott ergeben, du Christliches auserwehltes kindt Gottes, derselbe bewahre dich
als seinen theẅren schatz, in alle ewige ewigkeitt. Jch werde aber
wol diesen großen riß fühlen, so lange ich lebe [...] vndt vnser haus Bernburgk,
ist abermals zum Klaghaus gemacht word
en.“ A. a. O., 353r,
vgl. 351v ff. Wie heftig Christian diesen Verlust tatsächlich empfand, zeigen
spätere Tagebucheinträge, die der „so hoch geliebten Schwester“ gedenken. Vgl.
etwa a. a. O., 354v, 355r, 361r, 363vf., 364v, 391r u. ö. Sie habe ihr Ende
bereits geahnt und gesehen, „daß ihre Egerische vorhabende rayse, nach Bernburg
ins gewölbe der Kirchen gehen würde“ — „Solcher gestaltt, seindt ihr, als einem,
durch den H. Geist, wiedergebornen Menschen, die affecten, vndt passiones, so
andern Menschen anhengen, zu vberwinden, gar leichte worden“ (355r). Vgl. auch
401029, 401117 u. I, 401215 u. 401216.
1 Das Gedicht folgt den Abschriften, die F. Christian II. aus
dem Gebetbuch seiner verstorbenen Schwester Anna Sophia genommen hatte (vgl. Q).
Er schließt diese mit den Worten ab: „
Huc usq. [
bis
hierher] Meiner Sehligen Schwester abschriften, so ich in ihrem behtbuch
gefunden, vndt auf vndterschiedlichen eingelegten Zetteln geschrieben stunden,
darauß zu ersehen, wie auch auß den schönen tröstlichen vbungen, des
paradißgärtleins, alß auch der 12. andachten (so in obged
achtem behtbuch zusam
men gebunden) wie schon von
langen iahren hero, die sehlige Schwester mitt Sterbensgedancken vmbgegangen, vndt
sich alß eine Kämpferinn Jesu Christj, der weltlichen Eytelkeitt begeben,
standhaftig gestritten, vndt in ihrem Gott, ihre eintzige ruhe gefunden.“ (A.
a.O., Bl. 6v.) Gemeint sind hier Johann Arndts
Paradiß Gärtlein,
voller Christlicher Tugenden, das seit 1612 in zahllosen Ausgaben und
Auflagen erschienen ist (Ausg. Magdeburg 1612: HAB: Yv 950.8° Helmst.; verm. u.
verb. Ausg. ebd. 1615: HAB: 815.4 Theol.; vgl. 371124 K I 0 u. K I 1) und Philipp
Kegels
Zwelff Geistreiche Andacht, Darinnen gar schöne
Trostreiche Gebet || [564] begriffen, ebenfalls in verschiedenen Teilen und
Ausgaben erschienen (Ausg. Hamburg 1593: HAB: Yv 587.8° Helmst.).
2 Biblia (Luther 1545), Ps 103, 15f.: „Ejn Mensch ist in
seinem Leben wie Gras/ Er blüet wie eine Blume auff dem felde. Wenn der Wind
darüber gehet/ so ist sie nimmer da/ Vnd jr stete kennet sie nicht mehr.“
3 Christian: Tageb. XV, Bl. 355r f. (4. 9. 1640): „Als ich
ihr dinstags [1. 9., Anna Sophias Todestag, d. Hg.] (meines behaltts) kurtz vor
der Mahlzeitt zu Mittage ein püschlein blumen, von Nelcken vndt Majoran
præsentirt, nam sie es alsobaldt willig an, roche ein wenig dran, sahe mich
sehnlich, von der seitte an, vndt warfs wieder dahin, aufs bette, vndt wiederholte
daßelbige, als wollte sie sagen:
Des Menschen Leben, ist gleich einem grase,
Es grünt daher vndt blühet gleicher maße:
Als eine blum auff einer heyden breitt, etc. wie die wortt ferrner lautten.
Jn summa: ob sie schon fast zweene tage vndt Nacht sprachlos gelegen, so hat sie
doch bey so hochbegabtem gutem verstande bis an ihren letzten seuftzer, sich
beflißen alle ihre geberden dahin zu richten, daß sie vns, zur guten Lehre, vndt
rühmlicher nachfolge dienen sollten.“ — Am 13. 9. kam Christian erneut auf diese
Episode zurück: „[...]
Sic floruj!“
Christian: Tageb. XV,
Bl. 368r.
4 Pzn. Anna Sophia erlitt in der Nacht vom 31. 8. auf den 1.
9. 1640 einen Schlaganfall, der auch ihre Sprache lähmte und am Nachmittag des 1.
9. zu ihrem Tode führte. S. Anm. 1.
5 Jak 14ff. nach
Biblia (Luther 1545):
„WAs hilffts/ lieben Brüder/ so jemand sagt/ Er habe den Glauben/ vnd hat doch die
Werck nicht? Kan auch der glaube jn selig machen? So aber ein Bruder oder
Schwester blos were/ vnd mangel hette der teglichen Narunge/ vnd jemand vnter euch
spreche zu jnen/ Gott berate euch/ wermet euch vnd settiget euch/ gebet jnen aber
nichts/ was des Leibs notdurfft ist/ Was hülffe sie das? Also auch der glaube/
wenn er nicht werck hat/ ist er tod an jm selber. [...] durch die werck ist der
glaube volkomen worden“ usw.
6 Pzn. Anna Sophias „güldene gedancken“, eingetragen in ihrem
Gebetbuch, kreisten um „die rechte Sterbekunst“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 6 Nr. 11
1, Bl. 2v) und immer wieder um das Streben nach Ruhe des
Gemüts, Affekt- und Passionslosigkeit und Standhaftigkeit in allen Anfechtungen
(vgl. etwa ebd., Bl. 5vff.). Wenn wir den z. T. gequälten Ausdruck dieser inneren
Auseinandersetzung nicht nur als Repetition topischer Formeln und Bilder begreifen
wollen, dann muß man den hohen Grad an Selbstdisziplinierung hervorheben, mit der
diese intelligente junge Frau den Zwängen eines gefesselten Lebens in der Tat um
den Preis eines ,Sterbens vor dem Tod‘ nachzukommen suchte. Sie scheint ihre
Melancholie mit anderen Prinzessinen wie Eva Catharina v. Anhalt-Dessau
(1613–1679) geteilt zu haben, die sich zu „nichts nutz auff der welt“ fühlte. LHA
Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau A 10 Nr. 40, Bl. 7r (undat. Brief an den Bruder F.
Johann Casimir [FG 10]). Belesen, „der wahren Gottesfurcht gantz ergeben“ wie jene
sowie an Arzneikunde interessiert, hinterließ Eva Catharina eine eigene nützliche
Bibliothek.
Beckmann V, 233.
7 F. Christian notierte sich aus dem Gebetbuch seiner
Schwester u. a. den nachstehenden Zettel-Eintrag (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 6 Nr. 11
1, Bl. 3r; übereinstimmende Abschriften von Christians H. a. a.
O., Bl. 9r sowie in
Christian: Tageb. XV, Bl. 357r):
„Der Thron Salomon, bedeutett die 6 Stuffen der Demuht:
1. Sich im hertzen geringer hallten, als andere Leutte, vndt gerne gering sein.
2. Niemandt verachten, noch richten, sondern allezeitt, auff sich selbsten sehen.
3. Angebohrne ehre fliehen, vndt wann man die haben muß, darob trawren.
4. Verachtung gedultig leyden, Ja sich drob freẅen.
5. Mitt geringen Leutten, gerne umbgehen, vndt gerne gering sein.
|| [
565] 6. Gerne willig vndt gehorsam sein, nicht allein den großen, sondern auch dem
allergeringsten. [
Bl. 9r ergänzt hier: (in gesundem h.
verstande)]
Durch diese Stuffen, steigen wihr, biß zu der 7.bendten, in Thron des Himmlischen
Salomons, welches ist, der wahre Friede.“
Zum Thron Salomons s. 1. Kö 10, 18–20 nach
Biblia (Luther
1545): „Vnd der König macht einen grossen Stuel von Elffenbein/ vnd
vberzog jn mit dem edelsten Golde. Vnd der Stuel hatte sechs stuffen/ vnd das
heubt am Stuel war hinden rund/ Vnd waren Lehnen auff beiden seiten vmb das
gesesse/ vnd zwo Lewin stunden an den Lehnen/ Vnd zwelff Lewen stunden auff den
sechs stuffen auff beiden seiten/ Solchs ist nie gemacht in keinen
Königreichen.“
Anna Sophia, „Celidée“ in der PA (vgl. 231206 u. 240301), „die Gehorsame“ in der
AL (s. 310108 II) und „die Holdselige“ in der TG (s. 400917 I), war wie ihre
Schwestern literarisch interessiert und tätig. Am 1. 1. 1618 widmete sie ihrem
Vater, F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), die Übersetzung eines im
Original uns unbekannten Werkes
Arsenal Spirituel Contre les
intemperéz desirs tant de vivre que de mourir, die sich handschriftlich in
einem Umfang von 18 Bll. in der Anhalt. Landesbücherei Dessau: BB 3334 erhalten
hat. Vgl. dazu den Ausstellungskatalog: Ex Libris Christian I. und Christian II.
von Anhalt-Bernburg. Aus den Beständen der Anhalt. Landesbücherei Dessau. Bearb.
v. Ulrich Hecht mit e. Beitrag v. Hartmut Ross. Bernburg 1993, 19. Sie beteiligte
sich an der zwischen 1622 und März 1624 von F. Ludwig, seinem Sohn Ludwig d. J.
(FG 6) und sieben anhaltin. Prinzessinnen durchgeführten Übersetzung der
Cento Novelle Antiche. Vgl. die Edition: Die Erzehlungen aus
den mittleren Zeiten. Die erste deutsche Übersetzung des
Novellino aus den Kreisen der Fruchtbringenden Gesellschaft und der
Tugentlichen Gesellschaft. Mit e. reprogr. Abdruck der italien. Vorlage hg. u.
erl. v. Ulrich Seelbach. Stuttgart 1985. 1626/27 wechselte Anna Sophia Gedichte
mit ihrem Bruder F. Christian II., s. 260500 u. 270810 u. I), und übersetzte ein
weiteres literarisches Werk, dessen Vorlage und Übertragung uns jedoch unbekannt
blieben; s. 260703. Vgl.
Conermann TG, 589ff. Vgl. auch
Johann Rists (FG 467. 1647) Lobgedicht auf die hohe, universale Bildung Anna
Sophias, angegeben in 370517 K I.
8 Weisheit als Instrument und Ziel christlicher Lebensführung
begegnet uns leitmotivisch auch in Anna Sophias Gebetbuch-Notizen. So hielt sie,
Christians Abschriften zufolge, zweimal die Bibelsentenz fest: „Proverb. 2 Wo dir
die weißheitt zu hertzen gehet, daß du gerne lernest, So wirdt dich guter Raht
bewahren, vndt verstandt wirdt dich behüten, das du nicht gerahtest auf den weg
der bösen, noch vndter die verkehrten Schwätzer.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 6 Nr. 11
1, Bl. 2r, vgl. Bl. 3r u.
Christian:
Tageb. XV, Bl. 357r. S. Spr 2, 10ff. Ebenso notierte sie „Job. 28 Gott
sahe die weißheitt, vndt erzehlet sie, bereitet sie, vndt erfandt sie, vndt sprach
zum Menschen, Siehe, die furchtt des herren, das ist weißheitt, vndt meidten daß
böse, daß ist verstandt.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 6 Nr. 11
1, Bl. 5v,
Christian: Tageb. XV, Bl. 359r. S. Hi 28, 27f.
9 Am 2. und 3. 9. 1640 notierte F. Christian: „Die Leiche der
sehlig
en Schwester Ld. ist gar schön heute gewesen.“ „Zu
verwundern ists, daß bey solchen vorgangenen
symptomatibus,
der cörper der Sehlig
en Schwester so schön gewesen, vndt
geblieben.“
Christian: Tageb. XV, Bl. 354r. — In den
Schriftwechseln der oben genannten beiden Akten (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernbg. A 10 Nr. 5
a-1 bzw. A 6 Nr. 11
1 u. Nr. 11
2) und in
Christian: Tageb. ist verschiedentlich von der beklemmenden Finanzlage
die Rede, die ein angemessenes Begräbnis gefährdete: nichts sei heutzutage
„schwerer“, so heißt es etwa im Brief Caspar Pfaus (FG 412. 1644) an Christian vom
12. 9. 1640, „denn einen vorschuß bey andern an gelde zu erlangen“ (LHA Sa.-Anh./
Dessau: Bernb. A 6 Nr. 11
1, Bl. 15r). Umso erleichterter ist Christian, als sich
fl. Verwandte und eine „zimliche noblesse“ zu den Beisetzungsfeierlichkeiten am
24. 10. in Bernburg einfanden und „das Leichbegengnüß [...] Gott Lob, decenter“
und „mitt gewöhnlichen Ceremonien celebrirt“ wurde.
Christian:
Tageb. XV, Bl. 387rf.; vgl. auch
Beckmann V, 348.
Eine Liste der einzuladenden Personen im || [
566] Brief von Daniel Sachse an F. Christians
Sekretär Paulus Ludwig, d. d. Köthen 10. 10. 1640. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 6 Nr. 11
2, Bl. 53r.
1 In F. Ludwigs
Weiniger Anleitung zu
der Deutschen Reimekunst (1640) erscheint „abschnitt“ als die deutsche
Übersetzung für „
Cæsura“, die im 10- oder 11silbigen „
vers communs“ nach der
vierten Silbe, im 12- oder 13silbigen Alexandriner nach der sechsten Silbe
erfolge, s. 391119 I (6. Strophe). Tatsächlich bediente sich F. Christian II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) in seinem „Klage“-Gedicht und seinem
ersten Trauersonett des Alexandriners, in seinem zweiten Trauersonett des
„gemeinen Verses“. Auch Martin Opitz (FG 200) übersetzte den poetischen Terminus
Caesur mit „Abschnitt“, wenn es z. B. über den Alexandriner heißt: „Es muß aber
allezeit die sechste sylbe eine cæsur oder abschnitt haben“. M. O.: Buch von der
Deutschen Poeterey (1624). Studienausg. Mit dem
Aristarch
(1617) und den Opitzschen Vorreden zu seinen
Teutschen
Poemata (1624 und 1625) sowie der Vorrede zu seiner Übersetzung der
Trojanerinnen (1625). Hg. Herbert Jaumann. Stuttgart 2002,
53.
2 F. Ludwig leitete F. Christians Gedichte tatsächlich an
Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) weiter, s. 401029. Mit 401215
könnte Werder seine Durchsicht der Verse Christians F. Ludwig zugeschickt haben.
Zu F. Ludwigs eigenem Trauersonett auf Anna Sophia s. 401117 K 2 u. I. Vielleicht
hat auch Werder ein Trauergedicht beigesteuert, s. 401117 K 3.
In ihrem Brief vom 3. 8. 1640 an ihren Bruder F.
Christian II. (FG 51) hatte Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?]. PA.
TG 19) das zitierte Postskript hinzugesetzt. Die Vermutung bietet sich an, daß sie
damit Christian den Vorwurf machte, der habe Geld für die Du Bartas-Subskription,
nicht aber für ihre Kur und für andere wichtigere Zwecke. Das gemeinte Buch,
dessen Druck nur durch Subskription finanziert werden konnte (vgl. zuletzt 400714
u. 400810), enthält die nach den Sepmaines des Guillaume de
Saluste sieur Du Bartas von Tobias Hübner verdeutschte und von F. Ludwig und
Diederich v. dem Werder revidierte Lehrdichtung Hübner, Fürst
Ludwig, Werder: Die Erste und Andere Woche (1640). In dem erwähnten Brief
hatte Anna Sophia ihrem Bruder von ihren wenig erfolgreichen Versuchen berichtet,
durch Verkauf von Wein und Schmuck zur Finanzierung der Reise Christians nach
Regensburg (vgl. oben K 0) beizutragen. Christian hatte ihr schon zuvor
versprochen, den Sauerbrunnen für sie zu besorgen. Im eigentlichen Brief hatte
sich Anna Sophia dafür auch bedankt: „[...] wirdt mir der sawerbrunnen zutraglich
vndt nit schädtlich sein vndt sag ich EH. [336v] demüthigen dank für dero
forsorge[.] ich bin solcher nit Werht Gott segne EH. dafür [...] sonst wüntsch ich
in allem das EH. diese reiße ohne pediment thun mögen[.] EH. obligiren mich
gewislich zu hoch sich gegen mir so brüderlich zu erweisen vndt das sie doch vmb
meiner gesundtheit alles zurücksezen wollen. Vnser Herr Gott vergelt es EH. Ja
1000fältig[.] ich weis Gott wirdt es auch thun vndt ich begere EH. hinwider nach
allem vermögen zu dienen[.]“. Dennoch siegte Anna Sophias Verzweiflung über ihre
Bescheidenheit und sie bat Christian, sie doch auf seiner Reise nach Regensburg,
wenn er sie eventuell doch unternehme, nach Eger mitzunehmen: „[...] ist ein
grosser vnterscheidt wie EH. wissen wan man den brunnen an den ort selbst trincken
kan als wan man ihn hollen läst[.]“