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401025 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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401025

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) dankt F. Ludwig (Der Nährende) für die Beileidsbezeigung zum Tode von Werders ältestem Bruder Cuno Hartwig (FG 164. Der Gemeine). Er schließt den Wunsch an, F. Ludwig selbst, dessen Verwandte und fürstliches Haus mögen von Krankheit und Tod noch viele Jahre verschont bleiben. — Die von F. Ludwig überschickten (neugefaßten) Reimgesetze (auf die FG-Mitglieder) werde er seiner Korrekturdurchsicht unterziehen. — Da er noch keine angemessene Trauerkleidung hat, zweifelt Werder, Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194. Der Weiße) begegnen zu können; er erwartet aber diesbezüglich die Anordnungen F. Ludwigs. — Wegen des Werks (F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg, FG 51) Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) vermag Werder noch keine Aussage (Zusage eines Widmungsgedichts) zu treffen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 447r–448v [A: 448v], 447v u. 448r leer; eigenh.; schwarzes Lacksiegel. [Handschrift: [Bl. [447r]]D: KE, 168f.; KL III, 133. — BN: Bürger, S. 1440 Nr. 45.

Anschrift


A Dem Nehrenden Zu handen Cöthen.

Text


Dem Nehrenden wirdt hiermit für sein Christliches mitleiden, wegen tödtlichen vndt Seligen hintritt meines eltesten vndt noch einig übrigen bruders, des Gemeinen1 , als auch eines mitgliedes vnserer löblichen Fruchtbringenden geselschaft, aufs aller beste gedancket, mit dem wunsch, das der gütige Gott den Nehrenden selbst insonderheit, vndt dan auch alle dessen nahe vndt hohe anverwandten bey guter gesundtheit vndt gedeilichem wesen erhalten vndt für dergleichen hochbetrübten fällen lange zeit bewahren wolle.
  Die überschickte reimen2 werden übersehen werden.
  Der vielgekörnte weis nicht ob er dem Weissen3 wirdt aufwarten dörfen, die weil er noch nicht in trawer gekleidt ist, jedoch erwartet er des Nehrenden befehl. Wegen des büchleins von der beharrlikeit4 kan itzo nichts gemeldet werden.
Gott mit vns

  Des Nehrenden dienstwilligster
  Der Vielgekörnte.
  Reinsdorf den 25. Octob. 1640 || [574]

Textapparat und Kommentar

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Kommentar
1 Der Rittmeister Cuno Hartwig v. dem Werder (FG 164. Der Gemeine), ältester und bis dahin letzter überlebender Bruder Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), war am 21. 10. 1640 plötzlich in Werdershausen verstorben. Am selben Abend hatte sich Diederich v. dem Werder noch im Bernburger Gasthof zum „Schwarzen Bären“ mit anderen von Adel in Landschafts- und Finanzsachen beraten. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 5a-1, Bl. 243rv. Christian: Tageb. XV, Bl. 386r f. (22. 10. 1640): „Avis: Daß der Rittmeister, Cuno Hartwich von dem Werder, gestriges tages zu Werdershausen, jählingen verschieden, [...] Gott helfe, daß er Sehliglich gestorben seye, vndt verleyhe ihm vndt allen glaübigen, eine fröhliche aufferstehung zum ewigen Leben, Amen.“ Am 19. 11. 1640 erreichte F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) die Einladung Diederichs und dessen Neffen, Gebhard Paris’ von dem Werder (FG 386. 1642), zu den Beisetzungsfeierlichkeiten für den Verstorbenen. Christian: Tageb. XV, Bl. 399r. Am 26. 11. 1640 entsandte Christian seinen Hofmeister Heinrich Friedrich v. Einsiedel (FG 265) nach Gröbzig (sw. von Köthen), um sich durch ihn bei der Trauerfeier vertreten zu lassen, bei der „alles, gar ansehlich, abgegangen“. Am Abend des nächsten Tages kehrte Einsiedel nach Bernburg zurück. A. a. O., 401r f., vgl. 401029 u. 401117. Diederichs v. dem Werder andere Brüder waren Hypolitus Paris, der als Rittmeister 1620 in der Schlacht vorm Weißen Berge bei Prag ums Leben gekommen war, und der 1636 gestorbene Heinrich (FG 86), fl. anhalt. Land- und Kammerrat, Erbherr auf Gröbzig und Vater des o. g. Gebhard Paris. Vgl. Beckmann VII, 286ff. Eine Leichenpredigt auf Cuno Hartwig ist nicht bekannt.
2 Vermutlich die von F. Ludwig (Der Nährende) überarbeiteten und Werder zur Korrekturdurchsicht geschickten Reimgesetze auf die FG-Mitglieder für das geplante neue Gesellschaftsbuch. S. 401007 K 1. Werder übersandte seine Verbesserungsvorschläge mit 401116 u. 401215 (s. dort Beil. I). Zur Überarbeitung der Reimgesetze in Stanzenform vgl. 401223 K 6, zum geplanten neuen GB s. 391203 u. I u. K I 0.
3 Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194. Der Weiße), der sich um diese Zeit entweder schon bei F. Ludwig aufgehalten hat oder seinen Besuch angekündigt haben muß. F. Christian II. erreichte am 31. 10. eine Ankündigung des Herzogs aus Staßfurt, der sich auf seiner Reise zum ksl. Hof für den nächsten Tag anmeldete. Vgl. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 5a-1, Bl. 228r–229v. Er traf aber noch am selben Tage mit Gemahlin Christina Margaretha und Gefolge in Bernburg ein, und man hat „fast den gantzen tag mitteinander conversiret.“ Am 2. 11. setzte die hzl. Gesellschaft ihre Reise nach Plötzkau fort, am 4. 11. bat Christian den Herzog brieflich, „wegen meiner Landesruin dienliche vndterbawung beym Kayser, vndt bey ChurSaxen zu thun“. Christian: Tageb. XV, Bl. 390r u. 391v. Vom 7.–10. 11. hielt sich die Herzogin erneut in Bernburg auf, wo sie am 9. 11. die Hochzeit des fl. anhalt.-bernburg. Hofmeisters Heinrich Friedrich v. Einsiedel (FG 265) mitfeierte, vgl. a. a. O., Bl. 393v ff. — Hz. Franz Albrecht wirkte in diesen Jahren beim Kaiser als Vermittler für die verwitwete Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17), seine Schwiegermutter, im Vormundschaftsstreit mit ihrem Schwager Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) um ihren Sohn Gustav Adolph (FG 511. 1648). Vgl. 371009 K 0 u. 390908 K 1. — Eine abenteuerlich wandlungsreiche Karriere hatte Hz. Franz Albrecht im Heer Wallensteins zum ksl. Generalwachtmeister (1631) aufsteigen lassen, im Dezember 1632 auf den Rang eines kursächs. Feldmarschalls unter dem Generallt. Hans Georg v. Arnim (FG 255) geführt, mit dem er auch 1639/40 in Verbindung stand, bei dessen Plänen zu einer militär. Offensive gegen die Schweden und zur Organisierung einer sog. „dritten Partei“ im Reich. 1637–39 diente Franz Albrecht als Vermittler des Kaisers in seinem Bestreben, einen Separatfrieden mit Schweden zu schließen. 1640 erhielt er noch die ksl. Belehnung mit der Herrschaft Pinneberg, die ihm jedoch der König von Dänemark entriß. Vgl. 390909 K 10 u. 401204 K 6 u. 7 sowie Beil. I. Als Arnim 1641 plötzlich starb, beerbte er ihn als ksl. Feldmarschall, als der er im Jahr darauf in Schweidnitz starb. Seine Tagebücher 1625–1633 und 1638–1642 haben || [575] sich im NSTA Wolfenbüttel erhalten: I Alt Nr. 681–683. Vgl. Acta Pacis Westphalicae I.1, 222 (Übers. 284), 226f. (Übers. 287f.), 330 u. 379; ADB VII, 293ff.; Bierther, 71, 288 u. 297; Conermann III, 196ff.; Documenta Bohemica VI, Nr. 1161, 1203 u. ö.; Öhmann, 135–143; Jörg Hillmann: Das Herzogtum Sachsen-Lauenburg von 1500–1689. In: Herzogtum Lauenburg. Das Land und seine Geschichte. Ein Handbuch. Hg. Eckhardt Opitz. Neumünster 2003, 148–230, hier 218ff.; Hans-Georg Kaack: Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg. Begegnung und Konfrontation im 17. Jahrhundert. In. Aus tausend Jahren mecklenburgischer Geschichte. FS f. Georg Tessin zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. Hg. Helge Bei der Wieden. Köln, Wien 1979, 97–128, insbes. 101ff.; ders.: Die Herzöge Julius Heinrich und Franz Albrecht als kaiserlich Bestallte seit 1617. In: Eckhardt Opitz (Hg.): Krieg und Frieden im Herzogtum Lauenburg und in seinen Nachbarterritorien vom Mittelalter bis zum Ende des Kalten Krieges. Bochum 2000, 139–174, bes. 167.
4 Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641). Offenbar hatte F. Ludwig Werder auf diese Übersetzung angesprochen, die im Oktober 1640 noch im Druck war und im Dezember 1640 ausgeliefert wurde. S. 400312 K 1. 401117 zeigt, daß F. Ludwig damals sein Klinggedicht über die „gnadenwahl“ schon abgeschlossen hatte und Werder eine Abschrift davon erbat, um Überschneidungen zu vermeiden. D. h. er beabsichtigte, ebenfalls ein Widmungsgedicht für Christians Erbauungswerk aufzusetzen. Vgl. 401117 u. 401215 u. II.
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