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401029 Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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401029

Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Beantwortet durch 401212. — Ein Bernburger Kammerjunker wird die versiegelten Kisten (mit dem Nachlaß der kürzlich verstorbenen Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg; AL 1617[?]. PA. TG 19) von Köthen nach Bernburg bringen. — Die Verse (F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg, FG 51) hat F. Ludwig (Der Nährende) Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) zur Korrekturdurchsicht zugeleitet, die aber noch nicht eingegangen ist. Sicher ist Werder durch den Tod seines Bruders Cuno Hartwig (FG 164. Der Gemeine) davon abgehalten worden, sonst hätte er sie schon mit nach Bernburg gebracht. — F. Ludwig sendet F. Christian auch eine Gebrauchsanweisung für Skorpionöl, bei dessen Herstellung die vorherige Reinigung der Skorpione wichtig ist. — Ludwig werde Christian vertraulich zu behandelnde, jedoch noch nicht eingetroffene Nachrichten aus Frankreich (auch im Druck noch) senden. Solche aus den Niederlanden schickt der Fürst hingegen bereits jetzt im Druck und bittet, wie zuvor, um ihre Rücksendung.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 5a-1, Bl. 199r–200v [A: 200v], 199v u. 200r leer; eigenh.; Papiersiegel.

Anschrift


AA Monsieur mon Tresaymé nepveu Monsieur Le Prince Cristian d’Anhalte etc. a Bernburg
En mains propres

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Hochgeborner furst, freundlicher vielgeliebter vetter, E. L. Kammerjuncker1 wird die versiegelte Kasten, wie sie jungsten hier gelassen, auffladen lassen, und mitt bringen. Wegen der dem Vielgekörnten eingelieferten reime2 , hatt der Nehrende an denselben geschrieben, und erwartet antwort, des Gemeinen ableiben3 wird ihn an der übersehung verhindert haben, sonsten hette er sie ungezweiffelt || [576] mitt auff Bernburg gebrachtt. Des gifftöhls zubereitung können El sich dergestalt, meines ermessens, aucha woll gebrauchen, wie es die darbey gesetzte bedingungen4 mitt sich bringen: Und wird wegen reinigung der Scorpionen woll das vornehmeste zu thun sein.5 Die frantzösische abgeschriebene Zeitungen wollen El nur allezeitt vertraulich bey sich behalten, ietzo kan ich sie, weil sie noch nitt einkommen, nicht mittschicken, sende aber die gedruckte Niederländische, die ich wieder zu [zu] senden,6 wie vormals, freundlichen bitte, und verbleibe

  El getreuer vetter Ludwig fzuAnhalt

  Cöthen den 29. Weinmonats 1640.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.

Kommentar
1 Christian: Tageb. XV, Bl. 389v (29. 10. 1639): „Rindorfen vndt Tobiaß, habe ich nach Cöhten geschickt, Meiner Schwester Sehliger Kisten und Kasten, von dannen abzuholen.“ Gemeint sind der Kammerjunker Abraham v. Rindtorf (FG 352. 1640; vgl. Christian: Tageb. XV, Bl. 40v, 46v, 145r u. ö.) und der Kammerherr Tobias Steffeck v. Kollodey (Štefek v. Kolodéj; vgl. Christian: Tageb. XIV, Bl. 367r, 420v, 421v, 583v; XV, 12v, 46v, 91r u. ö.). Rindtorf wurde am 31. 12. 1640 in Köthen von F. Ludwig (Der Nährende) und F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in die FG aufgenommen: „Abraham von Rindorff kahm in vnsere Gesellschaft der Kurtze genandt, & nous avons chopinè.“ Tageb. XV, 418v; vgl. auch 401229 K 3. Christians Schwester Anna Sophia (AL 1617[?]. PA. TG 19), die überwiegend in Köthen gelebt hatte, war am 1. 9. in Bernburg gestorben und am 24. 10. 1640 beigesetzt worden, vgl. 400902; Christian: Tageb. XV, Bl. 351v ff. u. 387r f. Der vorliegende Brief wird Rindtorf und Steffeck bei ihrer Heimfahrt nach Bernburg, die der Datierung nach noch am 29. 10. erfolgt ist, mitgegeben worden sein.
2 Es wird sich um Verse F.Christians II. handeln, die F. Ludwig Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) zur Durchsicht zugeleitet hatte. Vgl. die Verbesserungen F. Ludwigs und Werders in 400902 I u. II. Werder muß jüngst in Bernburg gewesen sein (ohne seine Korrekturen vorzulegen), jedoch finden sich dazu keine Nachweise.
3 Der Rittmeister Cuno Hartwig v. dem Werder (FG 164. Der Gemeine), ältester und einziger bis dahin noch lebender Bruder Diederichs, war am 21. 10. 1640 plötzlich in Werdershausen verstorben. S. 401025.
4 D. h. Gebrauchsanweisung.
5 Skorpione wurden, in Mandelöl eingelegt (mazeriert, Oleum Scorpionum simplex Mesuae) oder zerstoßen mit speziell zubereitetem Öl vermischt (Oleum Scorpionum compositum), bis ins 19. Jahrhundert als Mittel gegen Gallen- und Nierensteine, Fieber, Pest, Schlangenbisse und sonstige tierische Gifte eingesetzt. Die eingelegten Bestandteile, in diesem Falle Skorpione, mußten vor dem Einlegen stets gut gereinigt werden. Vgl. Valerius Cordus: DISPENSATORIVM PHARMACORVM omnium, quæ in usu potissimum sunt. Ex optimis Avtoribvs, tàm recentibus quàm veteribus, collectum ... Nunc cum aliis pluribus ad hanc rem pertinentibus, quæ sequentibus indicantur ... OPERA ET STVDIO Collegii Medici Inclytæ Reipvb. Noribergensis (Nürnberg 1598; Ndr. Grünwald b. München o. J.), 232f.; Wolfgang Schneider: Tierische Drogen. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Zoologie. Frankfurt a. M. 1968 (Lexikon zur Arzneimittelgeschichte, Bd. I: Tierische Drogen), 61f. (Freundliche Hinweise von Gabriele Wacker, Braunschweig).
6 Die niederländ. Zeitungen wurden wohl tatsächlich zurückgeschickt, sie liegen dem Brief jedenfalls nicht mehr bei. S. 401212 u. 401223.
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