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401107 Vollmacht zur Aufnahme Graf Anthon Günthers von Oldenburg in die Fruchtbringende Gesellschaft
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401107

Vollmacht zur Aufnahme Graf Anthon Günthers von Oldenburg in die Fruchtbringende Gesellschaft


Vollmacht mit Siegel der FG anläßlich der beabsichtigten Aufnahme von Gf. Anthon Günther v. Oldenburg (FG 351. Der Unbetriegliche. 1640) in die FG. Beratung über die Imprese im Beisein F. Ludwigs (Der Nährende) und acht weiterer FG-Mitglieder: F. Johann Casimir v. Anhalt Dessau (FG 10. Der Durchdringende), Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte), Caspar Ernst (v.) Knoch (FG 33. Der Ausbreitende), Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69. Der Bequeme), Heinrich v. Börstel (FG 78. Der Eilende), Hans Ernst v. Freyberg (FG 140. Der Ausführende), Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268. Der Weichende) und Albrecht Georg v. Wulfferodt (FG 350. Der Graue). Die FG erteilt das Aufnahmemandat dem Weichenden. — Deutung des Dokuments im Kontext der Aufnahmeinstrumente der FG: Conermann: Aufnahmeurkunden.

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Oldenburg: Best. 20 Urk Landessachen 1640 Januar [sic] 7; Schreiberh., mit dem Palmen-Papiersiegel der Gesellschaft. Veröffentlicht in: Gerhard Anton Gramberg: Graf Anton Günther von Oldenburg, Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft. In: Oldenburgische Zeitschrift 4 (1807), 533–550, hier 547–549.
Erneute Veröffentlichungen: Abb. u. Beschreibung in: Graf Anton Günther von Oldenburg (1583–1667). Archivalienausstellung des Niedersächsischen Staatsarchivs in Oldenburg. Mit 16 Abbildungen. Göttingen 1967, Abb. 13 (S. 49) u. S. 65 (Kat.-Nr. 118); Abb. der Handschrift in: Anton Günther Graf von Oldenburg 1583–1667. Aspekte zur Landespolitik und Kunst seiner Zeit. Eine Gemeinschaftsausstellung von Landesmuseum, Stadtmuseum und Staatsarchiv anläßlich der 400. Wiederkehr des Geburtstages Graf Anton Günthers. Landesmuseum Oldenburg 10. 11. 1983 – 5. 2. 1984. Oldenburg 1983, Nr. 30, S. 33 u. Matthias Nistal: Der Unbetrügliche: Graf Anton Günther und die Fruchtbringende Gesellschaft. In: Oldenburger Jahrbuch 106 (2006), 100.

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Alß schon für langen Jaren ein Vornehmer alter Graff deß Reichs große Zuneigung und gewogenheit gehabt, sich in die Fruchtbringende Gesellschaft zu begeben, daher aber die einnehmung angestanden, daß der Schluß wegen nicht bedachten Nahmens, Gemähldes und Wortes ungenommen verblieben, Und solches an die fruchtbringende Gesellschaft wieder gelanget: So schläget dieselbe nach gehaltener berathschlagung, mit gebührender begrüßung, und dienstlichem anerbieten vorerwehntem Herrn Graven vor, zum Gemehlde die kleine Cipreße, sonsten weiße Eberutte1 genant, zum nahmen der Unbetriegliche, und zum worte Wan gifft verhanden, Und ist bey dieser gutten gelegenheit vorweisern2 dem Weichenden3 aufgetragen; diesen vorschlag obgedachtem Herrn Grafen zueröfnen, und daferne Derselbe ihme anstendig, solchen Krafft dieses in aufgetragener Vollmacht einzunehmen, Die andere aber gebräuchliche Feyerligkeit4 biß zu besserer gelegenheit vorzubehalten: Zu urkund ist dieses unter der Fruchtbringenden Gesellschafft Insigell außgefertiget5 , Jn beysein deß Nehrenden6 , Durchdringenden7 , Vielgekörnten8 , Außbreitenden9 , Bequemen10 , Eilenden11 , Außführenden12 , Weichenden13 und Grauen14 . So geschehen den 7. deß Winter Monats im Jahre 1640.
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I

Fürst Ludwigs Impresenentwurf und sein Reimgesetz für den
Unbetrieglichen

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Oldenburg: Best. 20 Urk Landessachen; 1 Bl. unfol. (Rückseite leer); undatiert, eigenh. — Leicht geänderte, spätere Fassung im GB Kö. S. Conermann III, 403f.

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Der Unbetriegliche. Die kleine Cipreße, oder Wan gift verhanden Weiße Eberutte


Cipreße welche klein den Menschen nicht betreugt,
Wan in und an dem leib’ ist etwan gift verhanden;
Dasa Unbetrieglich ich mein Nahme vor ietzt zeigt,
Der mir von dieser kraft ist füglich Zugestanden.
Wer Unbetrieglich ist, dem’ istb huld auch geneigt
Der frommen leute schar, und ihme komt zu handen
Die nie betrogne frucht, die rechten nutzen giebt,
Und wird von iederman gelobet und geliebt.

II

Chronologische Mitgliederliste mit Initialen und Impresenangaben bis Levin von der Schulenburg (FG 27)

Beschreibung der Quelle


Q NSTA Oldenburg: Best. 20 Urk Landessachen; 2 Bl. unfol.; Schreiberh.

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Der NahmeDaß gemähldeDaß Wortt
Die gantze ge-die fruchtbringede Ein Jndianischer Nus-Ales zu Nutzen.
sellschafft[sic] gesellschaft baum mit seinen früchten.
C. V. T.Der Mehlreiche Ein sack vol weizen kornHierin findt sichs.
[FG 1]1 zu mahlen sich einschüt-
tendt und das mehl außm
beütell fallend.
LFZA.Der NährendeEin woll außgebacken
[FG 2]brota in einer schüßell. Nichts beßers.
H.E.D.i.H.Z.S.Der KäumlingDas Korn in der erdengedrückt doch nicht
[FG 3]Käümendt teils ausge-erstickt.
wachsen.
F.H.Z.S.Der HoffendeEine halbe reiffe KirscheEs soll noch werden.
[FG 4]an den baum hangende.
W.H.Z.S.Der SchmackhafteEine birn am baum mitErkante güte.
[FG 5]der wespe und ihrem stich
hangende.
L.D.J.F.Z.A.Der Safftige Eine waßer melone aufge Vnausgesogen taugs
[FG 6]schnitten und inb stücken nicht.
getheilet.
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CVK.Der wollbeko-Sechs gersten ährn aus ei-Jm guten Lande.
[FG 7]m̄endenem Korn gewachsen
B.V.K.Der Reinliche.Eine außgeblüete weiseVnangerürt beste-
[FG 8] lilge.hets.
H.G.F.Z.A.Der wohlrichendeEin ausgeblüete May-Mit sues vermischt.
[FG 9]blum.
H C F Z.A.Der durchdringen-Ein Dattelbaum darauffBeschwert doch er-
[FG 10]de ein gezim̄er so ihn be-wehrt.
schwert.
W.H.G.Z. B.Der KräfftigeEine außgeblüete volleJm geruch und we-
[FG 11] Negleke [sic]2 . sen.
R.F.Z.A.Der Süeße Funff Stenglein von Zuk-Jm aussaugen.
[FG 12] kerrohr auff einen teller
H.V.K.Der gemästeEin scheffel voll bohnen. Hiermit.
[FG 13]
H.H.V.K. [sic]Der gerade Ein langer starcker ge-Winter undt Som̄er
[FG 14]rader Fichtenbaum grün.
H.E.A.D.K.Der außtheilendeEin Eichbaum vollerc Ei-Maß [sic] ohne Mühe.
[sic]cheln so reiff undt teils
[FG 15]abfallen, teils vnten am
baum liegen
W.V.B. [sic]Der RäucherndeEin angezündter wachol- Jn böser lufft.
[FG 16]derstrauch mit seinen
beerlin
A.H.Z.S.Der Vnansehnli-Ein beschnittener wein-Bringt den besten
[FG 17]che.stock. [sic] safft.
H.F.H.Z.S.Der Entzündete Die stoppeln aufm feldtVerderbet undt erhelt
[FG 18]angezündt halb uerbrantd .
E.H.Z.S.Der bittersues.Eine juden Kirsche mitAuff beide Recht.
[FG 19]ihrem Haußlein aufge-
machte.e
C.B.V.H.Z.D.Der Heilende.Der Dictam mit seinerVon natur und Kräff-
[FG 20]blumenf recht abgemahlet.ten.
F.V.S.Der Langsame.Ein grünenderg oder aus-Jn rechter Zeit.
[FG 21]schlahenderg maulbeer-
baum.
J.A.V.R.Der Leimende.Ein halb uerdorter apfel-Von angehencktem
[FG 22]baum deßen äste teils mitschmeis.
moß bewachsen undt uon
Kram̄ets Vogeln be-
schmeist, den mistel oder
Kenster halb auflegendt
undt halb herabhangendt.h
C.G.G.Z.S.Der VermehrendeTürckisch Korn mit un-Hundertfältigk.
[FG 23]terschiedenen aufgethanen
ähren.i
G.A.F.Z.A.Der AhnmutigeEin PommeranzenbaumJm geruch und
[FG 24]mit reiffen Pommeranzenschmack.
T.H.Der NuzbahreEin rubensaat Stengel mitJn vielfeltigkeit.
[FG 25]reiffer frucht.
C.F.Z.A.Der SehnlicheEin langer Stengel uonj Nach dir.
[FG 26]Sonenblumen sich nach
der Sonne wendende.
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L.V.D.S.Der LieblicheEin Rosenstock mit leibDurchaus.
[FG 27]farbenk rosen.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T

T I

a Der dritte Vers lautet in GB Kö.: Gantz Unbetrieglich bin ich, wie mein name Zeigt,
b GB Kö. folgt hold und

T II
Vergleich mit verschiedenen Gesellschaftsbüchern. Die Seitenzahl in Klammern bezieht sich, wenn nicht anders vermerkt, auf den Nachweis in Conermann III.
a GB 1622 Weitzen-Brodt (S. 7)
b GB 1622 Folgt stücklein abgetheilt (S. 11)
c GB 1622 Folgt reiffen Eicheln/ deren etliche abfallen/ etliche unten beym Baum liegen Ähnlich GB 1624. 1628. 1641. (S. 17)
d GB 1622 abgebrant (S. 20)
e GB 1622. 1624. 1628 (1641) auffgethan (S. 21)
f GB 1622. 1624. 1628. 1641 Gesellschaftswort endet hier (S. 22)
g GB 1622 Reihenfolge der Attribute modifiziert (S. 24)
h Conermann II, 85: GB 1622 Ein halb verdorrter Apfelbaum/ dessen äste theils mit Moos bewachsen/ und von Krammetvöglen beschmeist/ den Mißpel oder Kenster/ halb auflegend un(d) halb herab hangend/ trage(n) GB 1624. 1628 Ein halb verdorter Apfelbaum/ so den Mispel oder Kenster trägt. GB 1641 Ein halb verdorreter Apffelbaum/ so Mispel oder Kenster treget.
i GB 1622 Türkisch korn mit unterschiedenen auffgethane(n) ähren erwachsen. GB 1624. 1628. 1641 Türkisch Korn mit vielen ähren. (S.26)
j GB 1622. 1624. 1628. 1641 voll (S. 29)
k GB 1622. 1624. 1628. 1641 Folgt schönen Rosen außgeblüet (S. 31).

Kommentar
K Der Urkunde zu Ehren Gf. Anthon Günther v. Oldenburg (FG 351. Der Unbetriegliche. 1640) geht in der Akte des NSTA Oldenburg eine Aufstellung des Archivars Hunde voraus, die nicht nur [1] die Vollmacht für Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268. Der Weichende) und eine Mitgliederliste ([2], s. Beil. II), sondern auch den „Kurtzen Bericht von der fruchtbringenden Gesellschaft“ [3] aufführt. Darunter befindet sich von der Hand des Archivars Gerhard Anton Gramberg der Hinweis auf die Rücksendung der drei angegebenen Stücke. Gramberg entschlüsselte 1816 in einem angehefteten hsl. Verzeichnis die beteiligten Gesellschafter (1 Bl., Rücks. leer) nach Neumark: Palmbaum und fügt diese zusammen mit dem Impresenentwurf F. Ludwigs (Der Nährende, s. Beil. I) bei. Im NSTA Oldenburg hat sich ein Exemplar des GB 1641 erhalten (NSTA Oldenburg: Best. 20 – 6 D I, 2). — Die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Hause Anhalt stellte die Schwester des Grafen, Gfn. Magdalena v. Oldenburg, her, die mit F. Rudolph v. Anhalt-Zerbst (FG 12. Der Süße) in zweiter Ehe vermählt war. Ihr Sohn, F. Johann v. Anhalt-Zerbst (FG 398. Der Wohlgestalte. 1642), wird späterhin ebenso Mitglied der FG. Verwandt war auch Gf. Christian X. v. Oldenburg-Delmenhorst (FG 375. Der Vergüldete. 1642).
1 Details zur Gesellschaftspflanze des „Unbetrieglichen“ s. Conermann III, 403f.
2 Christian Ernst (v.) Knoch ist der Vorweiser, præsentans,des Kreditivs; vgl. Stieler 2485; s. auch Conermann: Aufnahmeurkunden, 106.
3 Christian Ernst (v.) Knoch hielt sich im Laufe des Herbsts 1640 u. a. in Niedersachsen auf, so schreibt er im Oktober und November aus Schöningen, Plötzkau und Hamburg.
4 Zum fruchtbringerischen Aufnahmeritual der Hänselung s. 390110 K 2u. Herz: Wältz recht, hier 374. Eine spätere Aufnahmezeremonie für den Grafen hätte im fürstlichen Saal des Köthener Schlosses stattgefunden, der u. a. mit Impresen- und Wappenteppichen und über hundert kleinen gerahmten Pergamentmalereien geschmückt war, vgl. Conermann: Nachlaßinventar, 75f. Einen der Aufnahmefeier dienenden Besuch Gf. Anthon Günthers in Köthen gab es nicht, wie das Fehlen seiner Eintragung im GB Kö. beweist. S. Conermann III, 403.
5 Zu den Urkunden u. Vollmachten, die bei der Aufnahme abwesender bzw. auswärti- || [581] || [582] ger Neumitglieder der FG eine Rolle spielten s. Conermann: Aufnahmeurkunden. Dort bereits Hinweis auf die für Knoch ausgestellte Ermächtigung, ebd., 105f.
6 F. Ludwig v. Anhalt-Köthen.
7 F.Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10).
8 Diederich v. dem Werder (FG 31).
9 Caspar Ernst (v.) Knoch (FG 33).
10 Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69).
11 Heinrich v. Börstel (FG 78).
12 Hans Ernst v. Freyberg (FG 140).
13 Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268).
14 Albrecht Georg v. Wulfferodt (FG 350. 1640).
K I
1 Die Initialen und Gesellschaftsnamen der FG-Mitglieder werden in der Chronologie der Aufnahme in die FG nach den FG-Nummern in Conermann III aufgelöst. S. dort.
2 Lies: Nelke.
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