Der vorliegende Brief mitsamt der von uns hinzugefügten
Beilage ist nicht im institutionellen Zusammenhang der Fruchtbringenden
Gesellschaft entstanden. Daß er dennoch Aufnahme in diese Edition fand, erklärt
sich aus der Einbettung der in Brief und Beilage behandelten Sache — der
Bibelarbeit Hz. Augusts d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) — in die
fruchtbringerischen Bestrebungen einer Regulierung, Ausbildung und Verfeinerung
der deutschen Sprache und Literatur. Die 1640 erstmals erschienene
Passionsharmonie (s. Beil. I Q) verstand Hz. August von Beginn an nur als
Vorarbeit für sein größeres Projekt: eine vollständige sprachliche Revision der
Lutherbibel auf der grammatischen und stilistischen Höhe der Zeit. Dieses Vorhaben
beschäftigte ihn seit der 2. Hälfte der 30er Jahre bis zu seinem Tode 1666,
brachte ihn aber auch von Beginn an in Konflikt mit der lutherischen Orthodoxie
(vgl. 380320 u. 391217). In den Jahren 1639/40 wurden Hz. August und der (damals
noch in Braunschweig residierende) Wolfenbütteler Hof zu gefragten
Ansprechpartnern F. Ludwigs in sprachlichen und literarischen Anliegen. Mit der
Kritik des Wolfenbütteler Hofmeisters Justus Georg Schottelius (FG 397. 1642) an
der || [
597] deutschen Sprachlehre, die Christian Gueintz (FG 361. 1641) im Auftrag der FG
vorgelegt hatte (s. 400528 I), wurde Braunschweig/ Wolfenbüttel jetzt ein Zentrum
der fruchtbringerischen Sprachdebatte, was sich später auch in fruchtbringerischen
Literaturwerken, wie Franz Julius’ v. dem Knesebeck (FG 396. 1642)
Dreiständige Sinnbilder (1643), Joachims v. Glasenapp (FG
451. 1646)
VINETUM EVANGELICUM, Evangelischer Wejnberg
(erstmals 1647), Schottelius’
Fruchtbringendem Lustgarten
(1647) und schließlich in einem eigenen Werk über die FG, Carl Gustav v. Hilles
(FG 302. 1636)
Der Teutsche Palmbaum (1647), fortsetzen
sollte. Hz. Augusts Bibelkritik trifft sich zudem mit
Andreaes Abgrenzung seiner der praktischen Frömmigkeit gewidmeten Literatur von
der als weltfremd empfundenen Literarizität des älteren Humanismus — ein Ansatz,
den Andreae in seiner frühen Komödie
Turbo in der direkten
Gegenüberstellung von „praecepta“ und „usus“, „res“ und „verba“ und dem Plädoyer
für die Muttersprache propagierte und den auch die FG mit ihrer auf nützliche
soziale Praxis abzielenden Wissens- und Verhaltenskultur vertrat. S. Wilhelm
Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen
Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters. Tübingen 1982, 338f.
Andreaes „Parallelführung von wissenschaftlicher und religiöser Fragestellung“
(Kühlmann, 172) verband sich in der Bibelrevision Hz. Augusts zudem mit der Kritik
am unersprießlichen theologischen Gezänk und Doktrinarismus (s. oben Andreaes
Verdammung des lutherischen Ubiquitätsstreits) und einer auf die Gemeinde und ihre
praxis pietatis zielenden Verbesserung der geistlichen Verhältnisse im Lande. Auch
die Tatsache, daß sich Andreae um 1636 auf Wunsch Hz. Augusts und Hz. Ernsts I. v.
Sachsen-Gotha (FG 19), angestoßen von Johann Saubert, an eine Stellungnahme zu
Gutachten der Reformtheologen Johann Matthäus Meyfart, Sigismund Evenius und John
Durie setzte, von welcher aber nichts Näheres bekannt ist, belegt die Verankerung
Andreaes in Reformzirkeln der Zeit, an denen auch die FG partizipierte.
Hintergrund waren in diesem Falle Kritiken von Meyfart an Mißständen im
lutherischen Schul- und Kirchenwesen. Vgl. Ernst Ludwig Theodor Henke: Georg
Calixtus und seine Zeit. 3 Bde. in 2. Halle 1853–1860, II.1, 82–94; Martin Brecht:
Johann Valentin Andreae 1586‒1654. Eine Biographie. Göttingen 2008, 234, ferner
112, 117 u. ö.; Kühlmann (s. o.), 335 u. 338f.;
Herz: Palmenbaum
und Mühle. Zur Verbindung F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), der
Andreaes
Fama Fraternitatis 1612 drucken lassen wollte (was
dann aber erst 1614 in Kassel geschah), vgl. Carlos Gilly: Iter Rosicrucianum. Auf
der Suche nach unbekannten Quellen der frühen Rosenkreuzer. In: Das Erbe des
Christian Rosenkreuz. Vorträge gehalten anlässlich des Amsterdamer Symposiums, 18.
– 20. November 1986: J. V. Andreae 1586–1986 und die Manifeste der
Rosenkreuzerbruderschaft 1614–1616. Amsterdam 1988, 63–89, hier 75ff.
1 „Herrlichkeit“ als Anrede für den „Herren“:
„
etiam titulus seu salutatio honoratiorum“;
Stieler, 812. Der weitgereiste Augsburger
Philipp Hainhofer (1578–1647) war Handelsherr, Agent und Kunstsammler in seiner
Heimatstadt und mit Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) von
1613 bis zu seinem Tod 1647 als Bücher- und Kunstagent eng verbunden. Hainhofer
war seit 1629 Mitglied im Rat der Reichsstadt Augsburg und wurde 1632 unter den 18
sog. Schwedengeschlechtern ins Stadtpatriziat erhoben. 1635 verlor er jedoch wegen
seiner Zusammenarbeit mit den Schweden seinen Ratssitz. Er selbst hatte 1622 Hz.
August gegenüber klargestellt, daß die Hainhofer zwar von Ks. Karl V. und von Ks.
Rudolf II. nobilitiert worden seien und dem turnierfähigen Adel angehörten, nicht
aber dem Augsburger Patriziat, sondern der „numero civium nobilium, oder wie es
die Italianer haissen, gentil’huominj“. Brief vom 5. 5. 1622, zit. n.
Gobiet, 361. Vgl. zu Hainhofer
ADB
XXXXIX, 719–721;
NDB VII, 524f.; Hans-Olof Boström: Philipp
Hainhofer als Vermittler von Luxusgütern zwischen Augsburg und Wolfenbüttel. In:
Augsburg in der Frühen Neuzeit. Beiträge zu einem Forschungsprogramm. Hg. Jochen
Brüning u. Friedrich Niewöhner. Berlin 1995, 140–155 (zur Verbindung mit Andreae
s. S. 144); Leonard Forster: Weckherlin und Hainhofer. In: Chloe 6 (1987),
415–434; Ronald Gobiet: Zur Korrespondenz Herzog August d. J. von
Braunschweig-Lüneburg mit dem || [
598] Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer. In: Briefe
deutscher Barockautoren. Probleme ihrer Erfassung und Erschließung.
Arbeitsgespräch in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 10. und 11. März
1977; Vorträge und Berichte hg. Hans-Henrik Krummacher. Hamburg 1978
(Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 6 [1978]), 75–82; Barbara Mundt: Der
Pommersche Kunstschrank des Augsburgers P. Hainhofer für Herzog Philipp II. von
Pommern. München 2009; G. Nebinger: Die Patrizier Hainhofer in Augsburg. In:
Blätter des Bayer. Landesvereins f. Familienkunde 55 (1972), 429–450; Paul von
Stetten d. J.: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt
Augsburg. Augsburg 1762, 293f.
2 Hz. August d. J. hatte unter dem Pseudonym Gustavus Selenus
1616 in Leipzig sein
Schach- oder König-Spiel und 1624 in
Lüneburg seine
Cryptomenytices et Cryptographiae Libri IX
veröffentlicht. Vgl. 240319 u. ö. Das Pseudonym beruht auf einem Anagramm
(Augustus zu Gustavus) und geht auf die griech. Mondgöttin Selene zurück, dabei
auf das welfische Stammhaus Lüneburg (Luna-burg) anspielend. — Die dauerhafte
Verbindung Johann Valentin Andreaes (FG 464. 1646), Enkel von Jacob Andreae
(1528–1590), der die Konkordienformel (1577) maßgeblich ausarbeitete und
durchsetzte, mit Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel kam 1640 durch die
Vermittlung des Augsburger Handelsherren, Diplomaten, Kunstsammlers und -agenten
Philipp Hainhofer (s. Anm. 1) zustande, mit dem Andreae seit 1629 in beständigem
brieflichen Austausch stand. Es war Hz. August, der Andreae 1646 in die FG
brachte. Vgl.
Conermann III, 560ff.; Johann Valentin Andreä
1586–1654. Leben, Werk und Wirkung eines universalen Geistes. Ausstellung zum 400.
Geburtstag. Katalog. Bad Liebenzell 1986; Donald R. Dickson: Johannes Saubert,
Johann Valentin Andreae and the Unio Christiana. In: German life and letters 49
(1996), 18–31; Christoph Neeb: Christlicher Haß wider die Welt. Philosophie und
Staatstheorie des Johann Valentin Andreae (1586–1654). Frankfurt a. M. usw. 1999,
25ff.; Johann Valentin Andreae 1586‒1986. Die Manifeste der
Rosenkreuzerbruderschaft. Kat. e. Ausstellung in der Bibliotheca Philosophica
Hermetica, bearb. v. Carlos Gilly. Amsterdam 1986; dazu der Sammelband: Das Erbe
des Christian Rosenkreuz. Vorträge gehalten anlässlich des Amsterdamer Symposiums,
18. – 20. November 1986, Amsterdam 1988. — Obwohl Hz. August enge Verbindungen zu
Andreae unterhielt, sind sich die beiden niemals persönlich begegnet. Die
Verbindung zwischen dem Herzog und dem Stuttgarter Hofprediger blieb von Beginn
bis zum Tode Andreaes 1654 auf einen sich rasch verdichtenden Briefwechsel
beschränkt, der Ende 1640 im Zusammenhang mit der
Passionsharmonie anhob. Der erste erhaltene Brief Andreaes an Hz. August
stammt zwar schon vom 15. 6. 1630 und sollte allgemein der Kontaktaufnahme dienen
(NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 196, Bl. 4rv), jedoch geschah die folgenden 10
Jahre nichts. Im September 1640 sandte Hz. August seinem Augsburger Agenten
Philipp Hainhofer über Georg Forstenheuser schließlich zwei Exemplare der im
August 1640 erschienenen ersten Ausgabe der Passionsharmonie (s. o. Beil. I Q:
D1) zu. Hainhofer bestätigte am 29. 10. 1640, „2
exemplaria
deß
passional buchleins“ von Forstenheuser empfangen zu haben; eines davon werde
er „dise tag“ an Andreae senden. NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 177q, Bl.
19r–20v, hier 20v; vgl.
Gobiet, 690f. Mit 401111 dankte
Andreae Hainhofer für die Sendung, mit seinem Brief vom 26. 11. konnte Hainhofer
Hz. August bereits „ainen extract, auß Joh. Val. Andreæ, hofpredigers zu Stutgart
etc. schreiben über empfangenes passional buchlein“, d.
h. einen Auszug aus 401111, zuleiten (s. o. Q:
E1); vgl.
Gobiet, 692. In diesem Brief lobte Andreae Augusts
Passionsharmonie überschwenglich, desgleichen in seinem Schreiben vom 24. 12. 1640
an den Herzog selbst. Dabei sprach er den Wunsch aus, sich diesbezüglich in
einigen Punkten freundschaftlich mit Georg Calixt zu unterreden, und stellte,
ähnlich wie Calixt in seiner Vorrede (Beil. I), das an sich bescheidene Werk der
Passionsharmonie in den Kontext einer christlichen und sogar patriotischen
Friedensutopie: „[...] clementiæ Tuæ, et inexspectatæ propensionis, arrha mihi
illustris erit, Passio Christi harmonica, fervidæ pietatis, et eruditæ industriæ
specimen, in quo etsi sunt pauca || [
599] quadam, de quibus cum insigni Theologo Tuo, D.
Georgio Calixto peramanter conferre velim, tamen ausum planè heroicum, zelum verè
Christianum, studium in Principe miraculo simillimum, stilum citra D. Lutheri
iniuriam, politissimum, animum deniq
ue, iuvandæ rei
Christianæ, omni posterati celebrandum, suspicio, et veneror, ingentium gratiarum
debitor, cui sponte contigerit, quod omni ambitu humilis obsequii, demerendum
videbatur. Christus Te fortem et prudentem navis suæ nauclerum, incolumem servet,
ut flexo ad
Pacis seria consilia
Augustiss. Cæsare, Fides Tua, utiq
ue et undiq
ue probata, emineat, et
cum publica salute,
restitutæ Germaniæ, monumentum et trophæum ponat.“ HAB: 56
Extrav., Bl. 6r–7v; veröff. in: E. L. Th. Henke: Herzog August von Braunschweig
und Joh. Val. Andreä. Mittheilungen aus ihrem ersten brieflichen Verkehr in den
Jahren 1640–1642. In: Deutsche Zeitschrift f. christliche Wissenschaft u.
christliches Leben 3 (1852), 260–268, 273–275 u. 352–354, hier 263. Interessant
auch die Schlußformel in Andreaes Brief vom 6. 2. 1641, die Hz. August und seine
„
pia et conspicua studia atque officia in Ecclesiam Christi, als auch deroselben
salubria consilia reducendæ pacis et heroica acta servandæ libertatis Germaniae“
Gottes Segen befiehlt. HAB: 65.1 Extrav., 1r–2v; veröff. in: E. L. Th. Henke:
Herzog August von Braunschweig und Joh. Val. Andreä (s. o.), 264. Am 19./ 29. 1.
1641 beantwortete Hz. August Andreaes Brief vom 24. 12. 1640 und dankte, daß er
sein Passionsbüchlein „zu perlustrieren, und so weit durchzulesen gewürdiget“.
Gern möge sich Andreae „etzlicher Puncten halber, mit meinem geliebten D. Calixto“
besprechen, er wünscht aber auch persönlich von Andreaes „gedancken und
erinnerungen“ unterrichtet zu werden. HAB: 236.1 Extrav., Bl. 9rv. Dazu erklärte
sich Andreae in seiner Gegenantwort vom 6./ 16. 2. 1641 gern bereit und schickte
auch gleich einige historische Anmerkungen mit, begeistert, daß Hz. August das von
Andreae gewünschte Curriculum Vitae Jesu Christi aufzusetzen gesonnen sei. HAB:
65.1 Extrav., Bl. 1r–2v; veröff. in: E. L. Th. Henke: Herzog August von
Braunschweig und Joh. Val. Andreä (s. o.), 263f. Fortan arbeitete Andreae Hz.
August durch intensive kritische Durchsicht der ersten Ausgabe (bei der
Vorbereitung der Neuauflage des Passionsbüchleins im Jahre 1641; s. o. Beil. I Q:
D2) zu, ebenso wie auch Johann Saubert d. Ä. (vgl.
seinen Brief vom 14. 4. 1641, NSTA Wolfenbüttel: 1 Alt 22 Nr. 225, Bl. 127rv) und
wiederum Georg Calixt. Auch danach, besonders bei der Ausarbeitung der Evangelien-
oder Kirchenharmonie (s. Anm. 15), arbeiteten Andreae und Hz. August
kontinuierlich zusammen, verbunden in einem engen, seitens Andreaes fast
schwärmerischen Verhältnis. Seit 1642 war Andreae als hzl. Geistlicher Rat mit
einem Jahressalär von 400 Rtln. bestallt. Vgl. Martin Brecht: Johann Valentin
Andreae und Herzog August zu Braunschweig-Lüneburg. Ihr Briefwechsel und ihr
Umfeld. Stuttgart-Bad Cannstatt 2003, insbes. 77ff.; ders.: Andreae. Eine
Biographie (s. o.), 269ff.; Inge Mager: Die Beziehungen Herzog Augusts von
Braunschweig-Wolfenbüttel zu den Theologen Georg Calixt und Johann Valentin
Andreae. In: Pietismus und Neuzeit 6 (1980), 76–98.
3 Matthias Bernegger (1582–1640), seit 1616 Lehrer an der U.
Straßburg für Geschichte und Beredsamkeit. Zu seinen Schülern gehörten sein
späterer Schwiegersohn Johannes Freinsheim (s. 390800 K 1), Martin Opitz (FG 200)
u. Johann Michael Moscherosch (FG 436. 1645). Sein weitgespanntes Netz gelehrter
Verbindungen und Korrespondenzen umfaßte Johann Valentin Andreae, Daniel Czepko,
Samuel Gloner (s. 390800 K 1), Hugo Grotius, Johann Kepler, Wilhelm Schickard u.
v. a. Andreaes enge Verbindung zu Bernegger und den um ihn gruppierten Kreisen der
respublica litteraria dokumentieren verschiedene, bei
Reifferscheid auszugsweise zitierte Briefe der Jahre 1624–1633, in denen
es um literarisch-philologische und theologische Fragen sowie um Andreaes
Übersetzung von Salustes
Triomphe de la Foy (
Triumph desz Glaubens, 1627; s. 270429) ging. S.
Reifferscheid, 761, 789, 800, 801, 808, 811f., 819, 837,
884, 901 u. 905. Andreae hatte Bernegger schon 1606 in Straßburg kennengelernt,
eine Verbindung, die später durch Berneggers konfessionelle Indifferenz gegenüber
den Reformierten bei Andreae abkühlte, auch wenn dieser ein dezidierter Gegner
aller Streittheologie war und blieb. In seinem Brief an Hz. August vom || [
600] 27. 6. 1642
(in HAB: Cod. Guelf. 65.1 Extrav.) zählte Andreae Bernegger unter die Mitglieder
seiner i. J. 1616 noch in Tübingen gegründeten Societas Christiana. Auch Tobias
Adami (FG 181), der Herausgeber verbotener Schriften Tommaso Campanellas,
erscheint als Mitglied. Vgl.
Conermann III, 181; ders.:
Art. Adami in
Literatur-Lexikon2 I, 26f.; Johann Valentin
Andreae 1586–1986. Die Manifeste der Rosenkreuzerbruderschaft. Kat. einer Ausst.
in der Bibliotheca Philosophica Hermetica (s. Anm. 2), 121. Andreae hielt auch als
Diakon in Vaihingen und Pfarrer in Calw (s. Anm. 4) Kontakt zu seinen Tübinger und
Straßburger Freunden, auch wenn wir nicht wissen, über welche theologische
Initiative Andreae mit Bernegger gesprochen haben will. Vgl.
ADB II, 412f.;
NDB II, 106f.; Brecht: Andreae.
Eine Biographie (s. Anm. 0), 189, 191 u. 234f.; Johann Valentin Andreae:
Christianopolis. Introduced and translated by Edward H. Thompson. Dordrecht u. a.
1999, 13; Roland Edighoffer: Rose-Croix et Societé ideale selon Johann Valentin
Andreae. 2 Bde. Neuilly sur Seine 1982, 431f. u. 434; John Warwick Montgomery:
Cross and Crucible. Johann Valentin Andreae (1586–1654), Phoenix of the
Theologians. The Hague 1973, 70, 105 u. 176. Unergiebig in dieser Hinsicht blieben
Carl Bünger: Matthias Bernegger. Ein Bild aus dem geistigen Leben Strassburgs zur
Zeit des Dreissigjährigen Krieges. Strassburg 1893, und Edmund Kelter (Hg.): Der
Briefwechsel zwischen Matthias Bernegger und Johann Freinsheim: (1629, 1633–1636).
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Zeit des grossen Krieges. Hamburg 1905.
4 Nach der verheerenden Niederlage der schwed.-protestant.
Streitmacht in der Schlacht von Nördlingen am 25. 8. 1634 überschwemmten ksl. und
bayer. Truppen auch die württemberg. Territorien. Als die Stadt Calw sich nicht
sofort ergab, wurde sie am 10. 9. gestürmt. Gewaltexzesse, Plünderungen und am
Ende eine planmäßige Brandstiftung vernichteten die Stadt an der Nagold. Auch
Andreae, der von 1620 bis 1638 als Spezialsuperintendent in Calw wirkte und noch
gerade rechtzeitig mit seiner Familie in die Wälder fliehen konnte, verlor Hab und
Gut, einschließlich seiner Bibliothek. Vgl. sein Trauercarmen: JOHANNIS VALENTINI
A
ndreæ THRENI CALVENSES, QUIBUS URBIS CALVÆ WIRTEMBERGICÆ BUSTUM, SORS PRÆSENS
LAMENTABILIS ET INNOCENTIA EXPRESSA (Argentinae: Haeredes Lazari Zetzneri 1635),
HAB: 144.9 Eth. (4). Auszug in dt. Übers. in: Johann Valentin Andreä — ein
schwäbischer Pfarrer im Dreißigjährigen Krieg. „Ioannis Valentini Andreae theologi
q. Württembergensis Vita, ab ipso conscripta“; „Johannis Valentini Andreae Threni
Calvenses, quibus urbis Calvae Wirtembergicae bustum, sors praesens lamentabilis
et innocentia expressa“. Bearb. v. Paul Antony. Heidenheim a.d. Brenz 1970
(Schwäbische Lebensläufe, 5), 69–106. S.
Dünnhaupt:
Handbuch, 275 (Art. Andreae Nr. 52). Vgl. Brecht: Andreae. Eine Biographie
(s. Anm. 0), 205ff.; Weizsäcker: Des Calwer Präzeptors Christoph Luz lateinisches
Gedicht über die Zerstörung von Calw im 30jährigen Krieg. In: Württembergische
Vierteljahreshefte f. Landesgeschichte N.F. 13 (1904), 271–304; ferner
HhS VI, 110f.; Deutsches Städtebuch. Hg. Erich Keyser. Bd.
IV.2,2: Württembergisches Städtebuch. Stuttgart 1962, 336ff.; Paul Friedrich
Staelin: Geschichte der Stadt Calw. Calw u. Stuttgart 1888, 25ff.
5 Zum Helmstedter Theologie-Professor Georg Calixt und dessen
Vorrede zur Passionsharmonie Hz. Augusts s. Beil. I.
6 Vielleicht spielt Andreae an auf Georg Gilbert: S. Georgens
Reisebüchlein (o. O. 1620), UB Greifswald: 520/Ft 116 adn2; Cosmographia Cælestis,
Oder Erquickender abriß der andern Welt: In welchem gewiesen wird/ nicht allein/
das warhafftig ein Ewiges leben/ Sondern auch/ Was es für ein wunderliche
Landschafft sey/ was für wunderliche Herrschafft/ Speise/ Schmuck/ Gebäwde/
Geschöpff/ Sitten/ Geberden/ FrewdenSpiel/ Herrligkeit der Seelen vnd Leibs darin
anzutreffen: Item Wer/ vnd wie man hinein komme/ mit mancherley lieblichen
Historien/ und Geheimnussen der Natur/ gezieret ... verfertiget Durch Georgium
Gilbertum de Spaigniarth (Rostock: Joh. Hallervord 1623), HAB: 46 Astron. (11) und
G 580.4° Helmst. (10); ders.: Kriegs Religion, Darin des heuti- || [
601] gen und alten
Biblischen Kriegswesens beschreibung und vergleichung ... gewiesen wird (Hamburg:
Michael Hering 1628).
7 Bei Hainhofers Schwiegersohn könnte es sich um den Ehemann
seiner ältesten Tochter Barbara (1604–1647), Johann Martin Hirt (1588–1661,
vermählt 1636) handeln. Seit 1636 für wenige Jahre ksl. Forstmeister in Kirchheim/
Teck, vermutlich 1639 zurück in Augsburg, nach dem Tode seines Schwiegervaters
hzl. braunschweig-wolfenbüttelscher Rat und Agent in Augsburg. Der Ehemann der
Tochter Augusta, Johann Georg Anckel (um 1618–1676), war Schreiber und Gehilfe
Hainhofers, seit 1648 Schreiber und Kammerdiener Hz. Augusts in Wolfenbüttel, seit
1657 dessen zweiter Rat und Agent in Augsburg. Die Verlobung fand erst 1652, die
Hochzeit 1657 statt; er scheidet somit als der genannte Hainhofer-Schwiegersohn
aus. Vgl. Wolf-Dieter Otte: Johann Martin Hirt und die Augsburger Agentur
1647–1661. In: Augsburg in der Frühen Neuzeit (s. Anm. 1), 39–118; Helmar Härtel:
Herzog August und sein Bücheragent Johann Georg Anckel. Studien zum
Erwerbungsvorgang. In: Wolfenbütteler Beiträge 3 (1978), 235–282. — Bei dem in
diesem Passus genannten Herrn „Menderlin“ handelt es sich wohl um Petrus Meiderlin
(1582–1651), luther. Theologe und Philologe, ein Verteidiger Johann Arndts, seit
1612 Ephorus des evangel. Annakollegs in Augsburg. Er erscheint öfter in den
Briefen Hainhofers an Hz. August, zuletzt 1642, s.
Gobiet,
70 Anm. 5 u. ö., und gehörte bis 1649 auch zu Andreaes beständigen Kontakten.
Vgl.
NDB XVI, 637f;
DBA II 870, 63;
Brecht: Andreae. Eine Biographie (s. Anm. 0), 199 u. 263.
8 Hz. Eberhard III. v. Württemberg (1614–1674), seit 1633
regierender Herzog in Stuttgart, Andreaes Dienst- und Landesherr, der ihn im
Januar 1639 als Hofprediger und Konsistorialrat nach Stuttgart holte. Nach der
Schlacht von Nördlingen (25. 8. 1634) ins Exil nach Straßburg geflohen, war der
Herzog erst Ende 1638 in sein um die Hälfte verkleinertes, hochverschuldetes und
ausgesogenes Land zurückgekehrt. 1641 erklärte er sogar einen seiner Räte,
Ferdinand Geizkofler, zum Vizeregenten. Andreae nannte den Fürsten in einem Brief
„Princeps immaturus, succiplenus et deliciis suis dedicatus“. Wilhelm Hoßbach:
Johann Valentin Andreä und sein Zeitalter. Berlin 1819, 205. Vgl. Joachim Fischer:
Herzog Eberhard III. (1628–1674). In: 900 Jahre Haus Württemberg. Leben u.
Leistung für Land und Volk. Hg. Robert Uhland. Stuttgart u. a. 1984, 195–209; Das
Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Hg. Sönke Lorenz, Dieter Mertens,
Volker Press. Stuttgart u. a. 1997, 152ff.
9 Uns ist lediglich ein Rittmeister Georg Heinrich v.
Kanoffski bekannt, der aber bereits 1628 des württemb. Dienstes entlassen wurde.
Walther Pfeilsticker: Neues Württembergisches Dienerbuch. 3 Bde., Stuttgart
1957–1974, § 1610. Möglicherweise ist der weimar. Oberst Friedrich Ludwig Canofsky
v. Langendorf, 1638–44 Kommandant in Freiburg, gemeint. Hans-Helmut Schaufler: Die
Schlacht bei Freiburg im Breisgau 1644. Freiburg 1979, 54–71.
10 Die Lehre, daß der Mensch die flüchtige Gelegenheit beim
Schopfe ergreifen muß, wird in der Emblematik häufig dargestellt und
ausgesprochen. S.
Emblemata, 1809ff. (s. v. Occasio).
11 Ursprünglich das Einernten der Früchte, in den
Weingegenden noch heute die Traubenlese, daher auch die Herbstzeit, in die die
Erntearbeit fällt.
Stieler, 829: „Einen guten Herbst haben/
uberem messem aut vindemiam habere“, ebenso das Verb
„herbsten“: „
autumnescere, inde composita: Einherbsten/
vindemiare“ usw. Vgl.
Paul Wb., 467.
12 Schon in seinem Brief an Hainhofer vom 8. 9. 1640, mit dem
er das erste Exemplar der Passionsharmonie durch Georg Forstenheuser übersenden
ließ, hatte Hz. August diese nur als Vortrab („Prodromi loco“) bezeichnet, in der
Hoffnung, „daß das gantze Biblicum opus, endlich auch heraußkommen möchte“.
Gobiet, 690. Vielsagend auch sein Brief an Andreae vom 19./
29. 1. 1641: „Jch habe dieses
Loco prodromis, wollen heraußgeben, und mit dem
Apelle mich an den Weg stellen: umb, da Gott Zeit und gelegenheit dazu v
erleihen wolte, im Hauptwercke weiter vortzufahren; und
nebest dem ganzen wercke, auch
in- || [602] tegrum vitæ curriculum, Salvatoris nostri unici, gleichmässig zu pertexiren.“ HAB: Cod. Guelf.
236.1 Extrav., Bl. 9rv; veröff. in: E. L. Th. Henke: Herzog August von
Braunschweig und Joh. Val. Andreä (s. Anm. 2), 263; vgl.
Sammler
Fürst Gelehrter, S. 201 Nr. 401. Zum seit vielen Jahren vorbereiteten, am
Ende aber gescheiterten Projekt einer Revision der lutherschen Bibelübersetzung
vgl. hier v. a. 391217 u. K I 0.
13 Auch in der Zusammenarbeit an der Kirchenharmonie (s.
Anm. 15) brachte Andreae sprachliche Einwände vor. So mahnte er den Herzog, nd.
Sprache zugunsten des allgemein üblichen Kanzleistils zu vermeiden. S. etwa seinen
Brief vom 1. 1. 1643: „Hiebei auch etwas, weniges vom vnderscheid derer
dialectorum, nicht den Schwäbischen damit zu
legitimieren, oder dem
Braunschweigischen zu
competieren, Sondern gegen dem Luterischen Teutschen
phrasi,
quæ apud omnes Germaniæ provincis obtinuit, oder auf dem
Stilo Curiæ haben zu
vergleichen. Bei den gelehrten würt es wenig zu bedeuten haben, Der gemeine Mann
aber hindert sich bald hieran, bei deme iedoch dieses hochlöbliche werkh auch sehr
großen nutzen schaffen kan.“ HAB: Cod. Guelf. 65.1 Extrav., Bl. 46rv. Vgl. auch
Andreaes Brief vom 30. 4. 1647, ebd., Bl. 345f.; dazu Mager (s. Anm. 2), 86 u.
Brecht: Briefwechsel (s. Anm. 2), 219. Das änderte nichts daran, daß Andreae im
Gegensatz etwa zu Calixt, dem Celler Superintendenten Michael Walther und anderen
Lutheranern, die Evangelienharmonie einschränkungslos lobte und feierte, auch dann
noch, als sie 1646 per fl. Erlaß in den gottesdienstlichen Lesungen die
Evangelien- und Epistelperikopen ersetzen sollte. S. Brecht: Briefwechsel (Anm.
2), 220ff.; Wolfgang Sommer: Gottesfurcht und Fürstenherrschaft. Studien zum
Obrigkeitsverständnis Johann Arndts und lutherischer Hofprediger zur Zeit der
altprotestantischen Orthodoxie. Göttingen 1988, 266ff.
14 Martin Chemnitz (1522–1586), lutherischer Theologe,
Schüler Melanchthons, zu dem er später auf Distanz ging, 1567 Superintendent der
Stadt Braunschweig (1568 Beginn der Reformation im Hzt. Braunschweig-Wolfenbüttel
unter Hz. Julius). Vgl.
ADB IV, 116ff;
REThK (1896) III, 796ff.; Der zweite Martin der Lutherischen Kirche:
Festschrift zum 400. Todestag von Martin Chemnitz. Hg. Ev.-luth.
Stadtkirchenverband und Propstei Braunschweig. Red.: Wolfgang A. Jünke. Braunschweig 1986. Andreae bezieht sich auf Chemnitz’
unvollendete
Harmonia evangelistarum, das ist, Ein sehr schöne und eindrechtige
zusamenstimmung der heiligen vier Evangelisten: darin die wunderschöne ...
Historia, des gantzen lebens ... Jesu Christi (Magdeburg 1589; HAB: Slg.
Alv. V 410 2°). Von Polycarp Leyser (1552–1610) weitergeführt, erschien 1593
erstmals
Harmonia evangelica / conscripta à ... Martino
Chemnitio, ... Edita à D. Polycarpo Lysero, successore, nomine Haeredum
[Liber I–III] (Frankfurt a. M. 1593, HAB: 92.10 Theol.). Abgeschlossen und um
einen Kommentar von Johann Gerhard (1582–1637) ergänzt, erschien eine zweibändige
Ausgabe 1640 in Genf. HAB: X Film 1: 211. Diese Evangelienharmonie war am Ende ein
Kolossalwerk in drei Folianten, das die Zwänge Osianders (s. K I 1) vermied und
sowohl apologetischen als auch erbaulichen Interessen diente. Vermutlich kannte
Andreae auch Chemnitz’ dreiteilige, erstmals 1593 in Frankfurt a. M. erschienene
Predigtsammlung: Postilla oder Außlegung der Evangelien,
welche auff die Sontage, und fürnembste Feste, durchs gantze Jahr in der gemeine
Gottes erkleret werden/ Geprediget durch Martinum Chemnitium ... Sampt einer
vorrede Herrn D. Polycarpi Leyseri. Durch Melchiorem Newkirchen ... publicirt, Und
jetzt auffs neue ubersehen, auch mit mehr Predigten des Autoris ... verbessert
(Magdeburg 1594). HAB: 345 Theol. 2°, sowie die Historia Der Passion unsers lieben
Herrn und Heilands Jesu Christi, wie dieselbe von den Vier Evangelisten einhellig
beschrieben ist/ aus den Predigten des ... Martini Chemnitii ... zusammen gezogen,
Durch Melchiorem Newkirchen (Wolfenbüttel 1590; HAB: 709 Theol. [1]). Vgl.
TRE X, 633f.; Theodor Mahlmann: Bibliographie Martin
Chemnitz. In: Der zweite Martin der Lutherischen Kirche (s. o.), 368–425, hier Nr.
63, 66 u. 67.
15 Andreae bietet im folgenden seine Hilfe bei einem solchen
Bibelwerk an, wofür sich Hz. August in seinem Brief vom 19./ 29. 1. 1641 mit dem
Hinweis, die Passionsharmonie sei nur der Vorläufer einer geplanten
Evangelienharmonie, sofort bedankte (s. Anm. 12). || [
603] Tatsächlich ist Augusts
zweiteilige Kirchenharmonie, die alle Sonn- und Festtagsevangelien und Episteln
sowie sonstigen Lesungen des Kirchenjahres enthält, in enger Zusammenarbeit mit
Andreae entstanden: Evangelische KIrchen-Harmonie/ Das ist: Der hoch-heiligen
göttlichen Skrift unterschiedene Texte/ und Worte: Welche Von unsern gottseligen
Vorfahren/ aus den Geschicht-Büchern der Evangelisten/ und den Briefen der
Aposteln: So wol auch den Skriften des alten/ und ersten Bundes/ oder Testamentes/
vor vielen hundert Jahren/ herausgezogen/ und an gewissen Tagen des HErren/ und
der Festen/ in öffentlichen Zusammen-Künften/ und Versammelungen/ den Gemeinen der
Christen/ jährlich vorzulesen/ und zu erklären ... verordnet (Wolfenbüttel 1645, 2
Tle.). HAB: 508.16 Theol. 4°, s.
Sammler Fürst Gelehrter,
S. 203 Nr. 410 (seltener Privatdruck). Die aufwendiger gestaltete und mit
Illustrationen versehene 2. Ausgabe erschien ebd. 1646 (HAB: 548.8 Theol. 4°), s.
Sammler Fürst Gelehrter, S. 203 Nr. 411–413. Der dritten
Ausgabe von 1648 (HAB: 148.1 Theol. 4°) ist jener Erlaß des Herzogs an die
General- und Spezialsuperintendenten vom 4. 6. 1646 beigefügt, in dem August
anordnete, seine Kirchenharmonie offiziell in den Gottesdiensten der Landeskirche
zu verwenden. Als Motiv wird angegeben, daß die lat. und dt. Übersetzungen der
Bibel die „heiligen Grund-Sprachen in allem nicht recht treffen/ oder deren
eigentlichen Verstand/ und Nachdruck erreichen“. Um nun die „unordentliche
gestümlete Texte“ deutlicher und verständlicher zu machen, habe August selbst Hand
angelegt, etliche Jahre die evangelischen und apostolischen Texte „nach dem Grunde
der heiligen Sprachen/ und der gleich-lautenden Sprüchen/ und Texten des alten/
und neuen Testaments“ eingerichtet, um „den Grund-Text so viel müglich/ klar/ und
verständlich/ in unsere Mutter-Sprache“ zu übertragen. Zugleich habe er „jede
Evangelische Historie/ aus allen Evangelisten/ so derselben gedänken/ also
zusammen gefügt/ daß verhoffentlich kein Umbstand vergessen ist“ und mit
Sacherklärungen dem Verstehen der „Einfältigen“ aufgeholfen. S.
Sammler Fürst Gelehrter, S. 203 Nr. 414; Mager (wie Anm. 2), 86f. u. 95.
Calixt war an diesen Bibelarbeiten kaum mehr beteiligt, er kritisierte im März
1643 sogar die Gesamtkonzeption des Vorhabens und protestierte im Juni 1646
förmlich mit der gesamten Helmstedter Professorenschaft dagegen, die
Kirchenharmonie als „verbindliches Lektionar in den sonntäglichen Gottesdiensten
zu gebrauchen“. Hz. August ließ sich aber von dieser Kritik in seinem
„patriarchalischen landesherrlichen Kirchenregiment“ nicht beeindrucken. Mager (s.
Anm. 2), 95; Sommer (s. Anm. 13), 260. Vgl. auch Henke: Calixtus und seine Zeit
(s. Anm. 0), II.1, 66f. u. II.2, 49ff.; Johannes Wallmann: Herzog August zu
Braunschweig und Lüneburg als Gestalt der Kirchengeschichte. In: Pietismus und
Neuzeit 6 (1980), 9–32, hier 13–16.
16 In seinem Brief an Andreae vom 19./ 29. 1. 1641 war Hz.
August auf diese Hinweise eingegangen und hatte angeboten, die
Chronologia biblica seines (und Andreaes) Lehrers, des von 1584 bis zu
seinem Tod in Tübingen lehrenden Mathematikers und Astronomen Michael Mästlin
(1550–1631), im Lüneburger Verlag der Sterne erscheinen zu lassen: „Als ich auch
auß seines Schreibens
Extracte, vom 11./ 21. 9bris, 1640 an gedachten Hainhofern,
unter andern v
ernom
men, daß bey ihm
meines gewesenen
Præceptoris in Mathematicis, M. M. Mœstlini p. m.
Chronologia
Biblica mhs. vorhanden, die er mit einem so vortreflichen
Encomio angibt: Und es
unbillig wäre, daß
Posteritati, eine so gute nutzbare arbeit solte vorenthalten
verbleiben: So wil ich
quoad editionem, daß meine gerne mit hinzutragen, und
dieselbige
qvamprimum befodern helffen: Wan mir es nuhr wird an die hand gegeben,
auf welche
manier es zu
incaminieren seyn möchte. Wir haben alhie in unsern
Fürstenthumen, in der Stadt Lüneburg zweene erfahrne fleissige Buchtruckere, die
Sterne, mit dehnen würde etwa leicht zu handlen seyn.“ Während seines Studiums in
Tübingen hatte Hz. August 1597/98 sogar ein eigenes Studienheft mit Exzerpten aus
Mästlins Lehrbuch
Epitome Astronomiae (Tübingen 1588)
angelegt, auf dessen Vorderdeckel er sein eigenes, von August selbst gestelltes
Horoskop eintrug: HAB: 58 Astron. 8°; das Studienheft: HAB: Cod. Guelf. 48 Noviss.
8°; vgl.
Sammler Fürst Gelehrter, 53ff. Hz. August
unterstützte im soeben zitierten Brief auch Andreaes Vorhaben, dem geplanten Werk
einen || [
604] „
prægustum, Judicia Eruditorum zu
expiscieren“ im Druck vorauszuschicken.
HAB: Cod. Guelf. 236.1 Extrav., Bl. 9rv (s. Anm. 12). Andreae zeigte sich in
seinem Antwortbrief vom 6./ 16. 2. 1641 hocherfreut: „
M. Mæstlino, incomparabili
Mathematico, præceptori meo optimè merito, p. m. habe ich vnter der Erden zu
gratulieren, daß seine fleißige vnd nützliche Arbeit,
a tam illustris gratitudinis
summo Patrono, ab interitu, (deme sie sehr nahe gewesen) solle vindiciert, vnd an
das liecht befördert werden. Will demnach E. F. G. mit bewilligung der
hæredum das
Ms. ex
emplar zu Ehester gelegenheit, durch Herrn Philippum
Hainhofern (
cuius fidem et zelum in publicanda et ornanda Ill. Cels. Tuæ virtutis fama, et contestando obsequio prædicare satis
profecto non possum) vnterth
änig vbersenden, darüber haben,
nach dero hohem
iudicio zu
disponieren vnd g
nädig zu
befehlen. Entzwischen aber ein klein
indiculum calculi huius, a nonnullis alijs, cum magna ratione dissidentis, der
Eruditorum
iudicia zu
expisciren, vorhergehen laßen.“ HAB: Cod. Guelf. 65.1 Extrav., 1r–2v.
Am 2. 3. 1641 berichtete Andreae Hainhofer, daß „das
Opus Chronologicum ohnwißend
der Erben Maestlini, Durch einen
discipulum, so es excipiert, zum Truckh befurdert
worden, vnd auf nechstkunftige Ostermeß solle herauß kommen. Daß wir also
allerseits der Müh überhoben.“ HAB: Cod. Guelf. 74 Noviss. 2°, Bl. 11rv. Wie
Andreae nun weiter „mit den Chronologiis Mœstlini“ zu verfahren gedenke, wollte
Hz. August in seinem Brief an Andreae vom 16./ 26. 3. 1641 wissen (236.1 Extrav.,
Bl. 10r–11v). Die „Mæstlinische epitome soll furderlichst erfolgen, das ganze
werkh aber, so zu Tübingen getruckhet, würt in nechst kunftiger Ostermeß
herauskommen“, antwortete Andreae am 6. 4. 1641 aus Stuttgart (65.1 Extrav., Bl.
3r–4v). Am 20. 4. erzürnte er sich vor Hz. August über Matthias Hafenreffers
ungezogenen Sohn Samuel, „welcher gestalt mit vbereilter
edition Chronologiæ
Mæstlini p. m. sehr gefehlet worden, Von
Samuel Hafenreffer Medicus (optimo Patri multum dissimilis filius) hinderruckhs der Erben, ein
imperfect exemplar, so er in seines Vatters sehl.
Bibliothec gefunden,
pr
æcipitiert, vnd sie die Erben noch in seiner
Præfation, An E. F. G. von einem
andern gestellet, ob solten sie herrn
Mæstlinj arbeit vnd
famam nicht achten,
perstringiert, Da doch sie das völlige
exemplar schon vor 2 ½ Jahren mir
communiciert, vnd daß es an das liecht kommen möchte, fleißig gebetten.“ Andreae
beschreibt das Manuskript und empfiehlt eine Edition desselben (65.1 Extrav., Bl.
5rv). Am 4./ 14. 5. 1641 konnte August sodann den Erhalt des Manuskripts
bestätigen (236.1 Extrav., Bl. 12r–13v), und am 11./ 21. 5. 1641 lag ihm auch
Hafenreffers Ausgabe vor, die er ebenfalls als „ein
imperfectum opus“ befand, das
eine vollständige Ausgabe nicht ersetzen könne (236.1 Extrav., Bl. 14r–15v).
Tatsächlich erschien 1641 eine vom Tübinger Medizinprofessor Samuel Hafenreffer
(1587–1660) postum edierte Ausgabe der Chronologien Mästlins: Michaelis Moestlini
Chronologicae theses et tabulae breves contractaeque: Ad investiganda tempora
historiarum & epocharum potissimarum, praesertim sacrarum, a creatione mundi
ad ultimam Hierosolymorum vastationem, accommodatae; cum Exegesi quaestionum
chronologicarum/ Bono publico editae studio & cura Samuelis Hafenrefferi
(Tübingen 1641), HAB: 197.7 Hist. Der Herausgeber war ein Sohn von Andreaes
einstigem Tübinger Lehrer, dem Prof. der Theologie an der U. Tübingen, Matthias
Hafenreffer (1561–1619). Vgl. zu Matthias Hafenreffer:
ADB
X, 316f.;
DBA I 456, 308–317;
DBA
II, 508, 426–430;
NDB VII, 460f.; zu Samuel Hafenreffer:
DBA I 456, 318–320;
Hirsch III,
11;
NDB VII, 460; zu Mästlin:
ADB
XX, 575–580, XXII, 795 u. XXXXV, 669;
DBE2 VI, 663;
NDB XV, 644f. Im Jahr darauf gab Andreae bei den
Verlegerbrüdern Stern Mästlins
Chronologia Sacra in einer
Zusammenfassung („Synopsis“) im Umfang von 33 Seiten und im Duodezformat heraus
und widmete sie Hz. August: SYNOPSIS CHRONOLOGIÆ SACRÆ, MICHAELIS MÆSTLINI Qvondam
Mathematici Tubingensis celeberrimi. CUM HARMONIA VITÆ JESU CHRISTI. Accurante
JOH. VALENTINO ANDREÆ (Lüneburg: Johann u. Heinrich Stern 1642), HAB: T 194.8°
Helmst. (6). Vgl. auch Johann Valentin Andreä 1586–1654. Leben, Werk und Wirkung
eines universalen Geistes (s. Anm. 2), 40 u. 45f. || [
605]
K I || [
605] Die Zusammenarbeit von Hz. August d. J. v.
Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) und dem Helmstedter Theologie-Professor Georg
Calixt (1586–1656) bei der Gestaltung und Drucklegung der hzl. Passionsharmonie
dokumentiert ihr Briefwechsel, der sich in verschiedenen Handschriftenbeständen
der HAB erhalten hat. — Am 8. 4. 1640 übersandte der Herzog Calixt seine
Passionsharmonie, „wie wir sie in vorigen wochen zusamen getragen: worzu wir unter
andern auch seine Concordiam Evangelistaru
m, und des
Heinsii Exercitationes gebrauchet“. Gemeint ist zunächst Calixts
Evangelienharmonie
Quatuor Evangelicorum scriptorum Concordia,
quae in ijs occurrunt, difficilium ac dubiorum explicatio (Halberstadt
1624), HAB: 231.117 Theol. (1) u. 466.14 Theol. (1). Das Werk erschien verbessert
und vermehrt 1638 erneut in drei verschiedenen Goslarer Ausgaben, HAB: QuN 167.1.3
(1), QuN 167.11. 7 (1), C 152.4° Helmst. (1) u. ö., s. VD17. Sein Sohn Friedrich
Ulrich (1622–1701) gab das Werk 1663 in Helmstedt nochmals heraus, HAB: 278.5
Theol. u. ö. Sodann bezieht sich Hz. August auf Daniel Heinsius’ (1580–1655)
Sacrarvm Exercitationvm Ad Novvm Testamentvm Libri XX
(Leiden 1639), HAB: 399.4 Theol. 2°. Im genannten Brief hofft Hz. August, den
Verlauf der Ereignisse „so weit getroffen“ zu haben und ist gewillt, „dieselbige
für unsere liebe Kinder, in ein kleines format zu Lüneb
urg
trucken zu lassen“. Zusätze und Erklärungen des Verfassers sollen mit kleinerem
Schriftgrad vom biblischen Text typographisch abgesetzt werden. An Calixt ergeht
die Bitte um „Censur“ und eine „praefation“, er solle den Text kritisch „p
erlustrieren“. HAB: Cod. Guelf. 84.9 Extrav., Bl. 81rv u.
83rv (vollst. Abschrift in 149.6 Extrav., Bl. 191rf.; vollst. abgedr. in Henke:
Calixtus’ Briefwechsel [s. Q, unter
E 2], 52f.). Der
beiliegende Zettel 82rv trägt Calixts lat. Antwortkonzept, das ausgefertigt in
HAB: Cod. Guelf. 55.1 Extrav., Bl. 2r–3v vorliegt (vollst. Abschrift in 149.6
Extrav., Bl. 191vf.; vollst. abgedruckt in Henke, a. a. O., 53). Er habe Hz.
Augusts Sendung gleich nach ihrem Erhalt (in Helmstedt) am gestrigen Abend
durchgelesen, wünscht dies aber genauer und sorgfältiger zu tun und stellt, falls
sich dies als angemessen erweise, kritische Hinweise in Aussicht. Wegen der
Vorrede zweifelt er an Hz. Augusts Meinung, daß „Germanico scripto [Henke hat:
libro] Germanicam quidem praefationem addi decebit“, und möchte sich vergewissern,
unter wessen Namen sie veröffentlicht werden soll: „Non tamen existimo Ser
enitatem Tuam sub suo nomine illam [praefationem] velle edi.
Nescio tamen an sui et à se profecti laboris mentionem fieri velit; et an meum
nomen velit exprimi.“ In einer Nachschrift (fehlt bei Henke) kommt er auf die
Übersetzung „zu Tische liegen“ zu sprechen, die den Heutigen zwar befremdlich
erscheine, den alten Sitten aber tatsächlich entspreche. Es wäre gut, dies
bildlich darzustellen. Auch ein wahres Bild der Kreuzigung („vera crucifixi
imago“) zu bringen, wäre zu empfehlen. Am 13. 4. 1640 (55.1 Extrav., Bl. 4r–6v;
nicht bei Henke) kommt er genauer auf seine druckgraphischen Vorschläge zurück. Er
überschickt Hz. August seine Bemerkungen zur Hälfte des Passionswerks; der Rest
und sein Vorwort würden folgen. In das Ms. des Herzogs möchte er nicht eingreifen,
jedoch sollte es ergänzt werden um drei Bilder: 1. „discumbentis Christi, et à
Mariâ uniti“, 2. „cum discipulis discumbentis & Eucharistiam instituendis“, 3.
„in cruce rectè formatâ pendentis“ sowie um ein tabellarisches Diarium der letzten
Tage Christi, zu dem er einen Entwurf beilegt (Bl. 5, s. auch die hsl. Fassung in
Cod. Guelf. 33 Noviss. 8°, Bl. 53r–56v). Alle drei Bilder finden sich tatsächlich
als Kupfertafeln im Druck. Tafel 1 zeigt (nach Jh 12, 2ff. [u. Mt 26, 6ff. u. Mk
14, 3ff.]) Jesus im Hause Simons und Marthas im Kreise seiner Jünger, da Maria
Jesus mit Öl salbt und man zur Abendmahlzeit bei Tische
liegt.
Biblia (Luther 1545) hat: „[...] mit jm
[Jesus] zu tissche
sassen.“ (Unsere Hervorhebung). Die
Unterschrift erklärt unter Angabe biblischer Belegstellen, daß bei den Hebräern
„Accubationes in Conviviis“ gewöhnlich waren und daß die Zusammenkünfte „facta
sunt cum Decūbitu, decumbentibus scilicet Convivis in Lectis, super Latus
Sinistrum: non stantibus aut sedentibus, uti nunc fit“. Tafel 2 zeigt das Letzte
Abendmahl, zu dem sich die Jünger wiederum niedergelegt haben. Die Unterschrift
verweist auf die Anmerkung bei Tafel 1. Die 3. Tafel stellt die Kreuzigungsszene
dar. Am 15. 4. dankt Hz. August in großer Freude, daß Calixt das Ma- || [
606] nuskript so
fleißig „perlustrieren und so gute monita hinzutragen wollen“; August habe bereits
begonnen, Stellen wie Petri Verleugnung entsprechend zu überarbeiten. Er schickt
ihm die verbesserten Versionen wieder zu, damit Calixt prüfen könne, ob August
seine Anregungen richtig umgesetzt habe. Das vorgeschlagene Diarium möge Calixt
fertigstellen und „sub ipsius nomine, etwa teutsch mit herausgeben“. 84.9 Extrav.,
Bl. 84r–85v (vollst. Abschrift in 149.6 Extrav., Bl. 192rf.; vollst. abgedr. in
Henke [s. o.], 53f.). Schon tags darauf übersendet Calixt weitere Monita,
versichert aber, daß Inhalt und Anordnung des Werks insgesamt nicht zu beanstanden
seien. Sein Vorwort und das Diarium werde er demnächst schicken. 55.1 Extrav., Bl.
7r–8v. Am 20. 4. entschuldigt er sich: „Praefationem, qua sola adhuc forté
desideratur, mittere nondum potui“, dies werde er bei nächster Gelegenheit
nachholen. A. a. O., Bl. 11r–12v. Am 23. 4. bestätigt Hz. August den Erhalt
weiterer Anmerkungen, die berücksichtigt werden sollen. Das Diarium solle gleich
auf Calixts Vorwort folgen, das erwartet wird. Wenn alles beisammen und rein
abgeschrieben sei, werde es Calixt zur nochmaligen Kontrolldurchsicht übermittelt
werden, bevor es nach Lüneburg in den Druck gehe. Frontispiz und Kupfertafeln
könnten zuletzt gedruckt werden. Vgl. die gleichlautende Nachricht Hz. Augusts vom
25. 4. S. 84.9 Extrav., Bl. 86r–87v u. 88r–89v (vollst. Abschrift des Briefes vom
23. 4. in 149.6 Extrav., Bl. 192vf.; beide Briefe vollst. abgedr. in Henke [s.
o.], 54f.). Am 24. und 29. 4. verspricht Calixt, sein Vorwort nächstens bzw. am
morgigen Tage einzuliefern. 55.1 Extrav., Bl. 13r–14v u. 17r–18v (der Brief vom
24. 4. vollständig abgedruckt in: GEORGII CALIXTI AD AUGUSTUM DUCEM BRUNSVICENSEM
EPISTOLAE XII. EX AUTOGRAPHIS PRIMUM EDIDIT ERN. LUD. TH. HENKE. Jena 1835, 6f.).
Am 5. 6. teilt der Herzog mit, er fahre in seiner „Passions-arbeit“ fort, und legt
„einen Abdruck von der Creutzigung Christi“ bei (s. die 3. Kupfertafel im Druck).
84.9 Extrav., 90r–91v. Am 12. 8. schickt Hz. August anscheinend einen Probedruck
aus Lüneburg und fragt Calixt, „ob was dabey zu erinnern“. A. a. O., Bl. 92r–93v.
Die Akte HAB: Cod. Guelf. 33 Noviss. 8°, Bl. 57r–60v, enthält vier weitere lat.
Briefe Calixts an seinen Dienst- und Landesherren aus dem August 1640, in denen er
Hz. August in seinem Vorhaben unterstützt, Vorschläge macht, aber auch Bedenken
und Befürchtungen vorträgt, v. a. gegenüber leichtfertiger Veränderung der
lutherschen Bibelverdeutschung: „Lutheri uersio integra relinquatur, et in margine
apponatur, uel in annotationibus adijciatur noua, siue admonitio, quomodo locus
aliter verti siue poßit siue debeat. Vix calumnia os obstrui poterit, nisi ista
modo: et fortè ne vel isto quidem“. (Brief vom 1. 8., a. a. O., Bl. 57rv). Auch
ist er in Sorge über das Attribut Christi, „in titulo vocem gesalbter ab imperitis
perperam, ab improbis malignè acceptum iri“. Um zu vermeiden, daß dies als
Veränderung oder Neuerung angeklagt werde, sollten wenigstens stützende biblische
Belegstellen angeführt werden: Jh 1,41 u. Apg 4,27. Eben dies wurde auf dem
Titelblatt von
D1 ausgeführt. S. Calixts Briefe vom 13. u.
14. 8., a. a. O., Bl. 58rv u. 59rv. Auf dem Titelbl. von
D2
begegnet uns ein größerer Katalog biblischer Belege, s. dazu auch Hz. Augusts
eigenh. Belegstellensammlung auf S. 49 in Cod. Guelf. 32 Noviss. 8°. Am 9. 12.
1640 fragt Hz. August, ob Calixt weitere Exemplare vom „Passionalbüchlein“
wünsche, und legt seinem Brief einen Extrakt aus Johann Valentin Andreaes (FG 464.
1646) Schreiben an Philipp Hainhofer (401111) bei (s. o. Q, unter
E2). Auch im Jahre 1641 setzte sich die gemeinsame Arbeit an
der Passionsharmonie fort. Vgl. 84.9 Extrav., Bl. 100ff. Andreae sollte die 2.
Aufl. der Passionsgeschichte (s. oben Beil. I Q:
D2) 1649
unter dem Titel „Monotessaron Passionale Jesu Christi Salvatoris Mundi ...“ ins
Lateinische übersetzen. S. HAB: Cod. Guelf. 235 Extrav.; vgl. Die neueren
Handschriften der Gruppe Extravagantes. Teil 3: 220.1 Extrav. – 317 Extrav.
Beschrieben von Wolf-Dieter Otte. Frankfurt a. M. 1993, 43 (Kataloge der Herzog
August Bibliothek Wolfenbüttel, 19). Die Übersetzung blieb ungedruckt. — Calixts
besonnene Kritik des Manuskripts und seine gelungene Vorrede, die dogmatische
Subtilitäten umgeht und den Nutzen dieses eindrücklichen Bibelwerks für den
einfachen Gläubigen herausstellt, haben sehr zur Anerkennung des Werkes bzw. zu
dessen wiederholten Veröffentlichung beigetragen. F. Lud- || [
607] wig muß ein Exemplar der
Passionsharmonie von 1640 besessen haben, denn er hat es lt. 410106 auch seinem
Neffen F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) geliehen. Vgl. auch Christoph
Böttigheimer: Das Unionskonzept des Helmstedter Irenikers Georg Calixt
(1586–1656). In: Harm Klueting (Hg.): Irenik und Antikonfessionalismus im 17. u.
18. Jahrhundert. Hildesheim u. a. 2003, 55–70; Inge Mager: Georg Calixt — der
niedersächsische Unionstheologe. In: Vier Jahrhunderte lutherische Landeskirche in
Braunschweig. Festschrift zum 400jährigen Reformationsjubiläum der
Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche im Jahre 1968.
Wolfenbüttel 1968, 79–93. In dem von Martin Gosky besorgten großen Sammelband von
Gelegenheitsdichtungen auf Hz. August, ARBUSTUM vel A
rboretum A
ugusræum,
Æternitati ac domui Augustæ Selenianæ sacrum (Wolfenbüttel
1650; HAB: Gn 4° 766; T 904.2° Helmst. [1]), finden sich auf Bl. 172v–188v auch
lat. und dt. Gedichte auf Hz. Augusts Passions- und Evangelienharmonie von
Andreae, Georg Calixt, Johann Saubert d. Ä., Justus Georg Schottelius (FG 397.
1642), Georg Philipp Harsdörffer (FG 368. 1642), Christian Gueintz (FG 361. 1641;
Gedicht d. d. Halle, 26. 4. 1647) u. a. Nur ein Gedicht von Joachim v. Glasenapp
(FG 451. 1646) spielt dabei auf die FG an, nämlich den Gesellschaftsnamen des
Herzogs (Der Befreiende) und die Palmenimprese der FG:
„ [...]
Gesegnet sey das Werck: der Lorbeerkrantz und Krone
Sey von des HErrn Hand/ dem Befreyenden zu Lohne/
Der an dem Palmen Baum ein gülden fruchtbar Ast
Schau die gekrönte Seul wächst aufwerts unter Last/
Ob zwar SchneeWolcken/ Sturm den Himmel offt beziehen/
Doch unter diesem Baum Kunst/ Adel/ Tugend blühen/
[...]“
Ohne auf die Passionsarbeit seines Dienst- und Landesherren einzugehen, ließ
Justus Georg Schottelius im selben Jahr wie Hz. August eine eigene
Passions-Dichtung erscheinen: Die hertzliche | Anschawunge | Vnsers gecreutzigten
| Heylandes/| Sampt andächtigen Gedancken | Von seinem Leyden für | vns vnd seiner
Liebe gegen | Vns. | abgefasset | Von | Justo-Georgio Schottelio | Einbeccensi. |
[Zierstück] | Braunschweig/| Bey Balthasar Grubern/| Jm Jahr 1640. HAB: 1336. 10
Theol.; 608.3 Quod. (1); s.
Dünnhaupt: Handbuch, 3827 (Art.
Schottelius, Nr. 4), vgl. 400218 K 5. Das Büchlein wird durch eine lange Widmung
an die damals 11jährige Tochter Hz. Augusts, Pzn. Sibylla Ursula, eingeleitet. Der
Mensch erscheint hier grundsätzlich als Perlensucher, doch komme es darauf an, die
wahre, gute und nützliche Perle zu finden: die Gottergebenheit. Auch der
Fruchtbringer Wolfgang Helmhard Frh. v. Hohberg (FG 580. 1652) setzte ein
Passionsgedicht auf, das postum erst 1725 lat. und dt. erschien, die
Historia Passionis & Mortis Jesu Christi. Carmine heroico
delineata (Zerbst 1725; s.
Dünnhaupt: Handbuch,
2158 [Art. Hohberg, Nr. 14]). Erwähnt sei auch die Leben-Jesu-Dichtung von
Friedrich Greiff (1601–1668): Der vier Evangelisten vbereinstimmende Geschicht
Beschreibung CHristi Von seiner Heylsamen Geburt/ biß zu seiner Siegreichen
Himmelfahrt. Alles in Reimen verfasset (Tübingen 1647). HAB: 501.7 Theol. (1),
vgl.
Sammler Fürst Gelehrter, 231. Sie enthält ein hsl.
Gedicht Greiffs an Hz. August und eine Vorrede von Andreae, in der er Opitz (FG
200), Schottelius und die FG lobt.
1 Evangelienharmonien (und als Spezialfall:
Passionsharmonien) sind im engeren Sinne zusammenhängende Darstellungen des Lebens
Jesu, die aus den vier kanonischen Evangelien zusammengezogen wurden, sich aber
dabei textnah an die biblischen Worte halten. Sie sind zu unterscheiden von freien
Erzählungen des Lebens Jesu (ohne strenge Bindung an die Bibeltexte),
Bibeldichtungen (z. B. Otfrids v. Weißenburg
Evangelienbuch
und F. Ludwigs lehrhafte Dichtungen über die Bücher des Alten Testaments) und den
Evangeliensynopsen (s. u.). Sie zielen auf die Verdeutlichung des „consensus
evangelistarum“ (so der Titel einer augustinischen Programmschrift). Die älteste
klarer nachweisbare Version || [
608] einer Evangelienharmonie ist Tatians
Diatessaron (um 172 n. Chr.), wovon trotz der ehemals großen Verbreitung
kein Exemplar auf uns gekommen ist. Vom
Diatessaron leiten
sich (neben anderen späteren Textzeugen) eine nach der Vulgata bearbeitete lat.
Evangelienharmonie im Codex Fuldensis und von dieser wohl eine ahd. Übersetzung
her, die um 830 im Kloster Fulda geschaffen wurde und sich allein in einer
Handschrift in St. Gallen erhalten hat. Dieser „Althochdeutsche Tatian“ diente
Otfrids von Weißenburg endgereimtem, südrheinfränk.
Evangelienbuch und dem altsächs.
-, dem berühmten
religiösen Epos in Stabreimen aus dem 9. Jh., als Vorbild. Das ganze Mittelalter,
die Reformationszeit, das konfessionelle Zeitalter und noch die Moderne brachten
Evangelienharmonien hervor, zunächst auf Tatian fußend, später auch in neuen, eher
additiv-vollständigen statt extrahierend-glättenden Harmonisierungsversuchen wie
dem an Augustinus anschließenden
Monotessaron Johannes
Gersons (um 1420). Von den frühneuzeitlichen Passions- und Evangelienharmonien
seien hier nur genannt:
Der text des passions- oder lidens
Christi von Johannes Geiler von Kaysersberg (lat. 1506/ dt. 1522), Erasmus
Albers (1500–1553)
Euangelistarum harmonia von etwa 1532,
Johannes Bugenhagens (1485–1558) vielgelesene und immer wieder nachgedruckte
Passionsharmonie (lat. Basel 1524, nhd. zuerst Wittenberg 1526, in nd. Übersetzung
zuerst 1531). Wie Hz. August beabsichtigte auch Bugenhagen, sie zu einer
vollständigen Evangelienharmonie auszuweiten. Dieses Vorhaben konnte aber erst
durch Paul Crell(ius) (1531–1579) zum Abschluß gebracht werden:
Monotessaron Historiae Evangelicae Latino-Germanicum (Wittenberg 1566;
HAB: A 93. 4° Helmst.; Td 77) und
Euangelion Vnsers Herrn Jhesu
Christi, Aus allen vier Euangelisten, nach ordnung der zeit vnd Geschichte
einstimmig verglichen vnd zusamen gezogen (Wittenberg 1571; HAB: 604
Theol.). Andreas Osianders d. Ä. (1498–1552)
Harmoniae
evangelicae libri IV Graece et Latine, Basel 1537, oft nachgedruckt und
bearbeitet, war Ausdruck einer neuen, reformatorischen Evangelienharmonie, die im
Einklang mit einer strengen Inspirationslehre den biblischen Wortlaut wahrte und
diesen selbst in der Harmonisierung transparent halten wollte: Harmoniae
Euangelicae libri iiii graece et latine, In quibus Euangelica historia ex quatuor
Euangelistis ita in unum est contexta, ut nullius verbum ullum omissum, nihil
alienum immixtum, nullius ordo turbatus, nihil non suo loco positum: omnia vero
litteris et notis ita distincta sint, ut quid cuiusque Euangelistae proprium, quid
cum aliis et cum quibus commune sit, primo statim aspectu deprehendere queas. Item
annotationvm liber vnvs elenchvs harmoniae avtore Andrea Osiandro (Basileae 1537:
Officina Frobeniana). Des orthodoxen Lutheraners Martin Chemnitz unvollendete
Harmonia quatuor evangelistarum (s. K 14), die von 1593‒1611 von
Polycarp Leyser und Johann Gerhard fortgesetzt wurde, distanzierte sich von
Osianders strenger Form. Chemnitz teilte den griech., lat. übersetzten Text in
Abschnitte auf, stellte parallele Texte der Quellen hintereinander, fügte sie auch
wieder (griech. u. lat.) zusammen und bereicherte alles mit einem gelehrten
Kommentar. Die luther. Evangelienharmonien konnten sich auf Luthers Auffassung
etwa in seiner Vorrede zum
Newen Testament Deutzsch (1522)
berufen: „Also ist das newe testament, eyn buch [...] Also das man gewiß sey, das
nur eyn Euangelion sey, gleych wie nur eyn buch des newen testaments, vnd nur eyn
glawb, vnd nur eyn Gott“ (
Luther: Werke, Abt. 2, Bd. 6, S.
2) oder in der Weihnachtspostille von 1522, wonach das „Euangelium ist und soll
nit anders seyn denn eyn rede oder historia von Christo [...] Wie nu nit mehr denn
eyn Christus ist, szo ist und mag nit mehr denn eyn Euangelium seyn“.
Luther: Werke Abt. 1, Bd. 10.1, S. 9f. Von den seit Osiander
so bezeichneten Harmonien im strengen Sinne sind die Evangeliensynopsen zu
unterscheiden, die die Evangelientexte unverändert lassen und nur parallelisieren
und erklären, aber nicht zu
einem Text verschmelzen. Diesen
Weg einer kommentierten Evangeliensynopse ist z. B. Jean Calvin gegangen, als er
in 222 Sektionen die parallelen Bibeltexte der drei synoptischen Evangelien
zusammenstellte und sie mit einer Erläuterung begleitete: Harmonia ex tribus
Evangelisticis composita Matthaeo, Marco et Luca: adjuncto seorum Iohanne (O. O.
[Genevae]: Stephanus 1555). Vgl. Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift.
Neue Reihe. Hg. Ot- || [
609] to Weber. 12. u. 13. Bd.: Johannes Calvins Auslegung der
Evangelien-Harmonie. 2 Tle. Übers. v. Hiltrud Stadtland-Neumann u. Gertrud
Vogelbusch. Neukirchen-Vluyn 1966 u. 1974. Zur reformierten Evangelienharmonie in
Predigten von F. Ludwigs Hofprediger Daniel Sachse,
Sachse:
Einhelligkeit I–III (1641–43), s. 400104 u. I. Hz. Augusts
Passionsharmonie verschmilzt die Evangelienberichte zu einem fortlaufenden Text,
verzichtet auf Erläuterungen und Paraphrasen und bringt am Rand lediglich Verweise
auf die entsprechenden Bibelstellen. August hatte sich schon 1625 einer anderen
Form bedient, um den biblischen Text zu konzentrieren und leichter faßbar zu
machen: Biblischer | Außzug/ | Oder | Gründliche | SUMMARIA, | Vber die beeden
heyli- | gen Testamenta; Eines | vornehmen Teutschen | Theologi. | Durch | A. B.
L. der H. Bibeln | Liebhabern/ mit besondern | fleiß übersehen/ und in die- | ses
Hand-Büchlein zu- | samen geordnet. | Gedruckt zu Lüneburg (HAB: 1291.31 Theol.).
A. B. L., d. i. Augustus Brunsvicensis Lunaeburgensis, brachte hier die Summarien
des Stettiner Pastors Daniel Cramer zusammen und ergänzte sie. Luther hatte durch
seine
Summarien über die Psalmen (1531‒1533) den Weg
gewiesen (die Bugenhagen in seine nd. Bibel 1534 mitaufnahm), und Veit Dietrich
machte die Summarien als Inhaltsangabe in der Lutherbibel seit 1541/1545 heimisch.
Die lat. Bibel des württemberg. Hofpredigers Lucas Osianders d. Ä. enthält
Summarien, vor allem jedoch fortlaufende, den Vulgata-Text wie eine Paraphrase
durchwebende Kommentare und Textverbesserungen (Biblia latina, ad fontes hebr.
textus emendatus, cum brevi et perspicua expositione illustrata. 7 vol. Tubingae
1573‒1586). David Förters Verdeutschung auf der Grundlage der Luther-Übersetzung
(Biblia: Das ist: die gantze Heilige Schrifft / mit einer kurtzen Erkl. des Texts/
und Andeutung der fürnembsten Lehrpuncten. Auß Martini Luthers Dolmetschung
unverendert getruckt. Erstlich in Lat., durch Lucam Osiandrum beschrieben. An
jetzo in die teutsche Sprach gebracht und an Tag geben. Durch David Förter. Zu
Stutgarten: Fürster 1600‒1610) wurde mit Zustimmung Hz. Augusts in der Lüneburger
Ausgabe von 1650 übernommen (nochmals 1665 gedruckt). S. 391217 K I 0. In den sog.
Württemberger Summarien (1709) ließ Hz. Eberhard III. v. Württemberg zuerst bis
1669 durch Johann Jacob Hainlin, Jeremias Rebstock und Johann Conrad Zeller den
Inhalt der Heiligen Schrift im Zusammenhang einfach und klar ausdrücken. — Die
aufgeklärte Bibelwissenschaft des fortgeschrittenen 18. Jhs. bereitete der
Evangelienharmonie der Orthodoxie ein Ende. Darstellungen des Lebens Jesu kommen
nun der erbaulichen Unterrichtung nach; Evangelienharmonien aber verlieren ihre
wissenschaftliche Bedeutung. Auffällig ist, daß Hz. Augusts Passions- und
Evangelienharmonien, die in theologischer und sprachlicher Absicht Bibelkritik mit
landesväterlicher Frömmigkeitsfürsorge und einem autoritätsbewußten landesherrl.
Kirchenregiment verbinden, in der nachstehend angeführten Literatur nicht erwähnt
werden. Vgl. Johannes Bugenhagen: Historia Des lydendes unde upstandige/ unses
Heren Jesu Christi:/ uth den veer Euangelisten. Niederdeutsche Passionsharmonie.
Faks.dr. nach der Barther Ausg. von 1586. Hg. u. mit e. Nachw. vers. v. Norbert
Buske. Berlin, Altenburg 1985, Nachwort (S. 243ff.);
LThK
(1993) III, 1030;
RGG II, 770;
RGG4 II, 1692f.;
TRE X, 626–636; Wernfried
Hofmeister: Evangelienharmonie. In: Sachwörterbuch der Mediävistik. Hg. Peter
Dinzelbacher. Stuttgart 1992, 226f.; Petra Hörner: Zweisträngige Tradition der
Evangelienharmonie durch den „Tatian“ und Entharmonisierung durch Georg Kreckwitz
u. a. Hildesheim u. a. 2000; dies. (Hg.): Erasmus Alber: Evangelienharmonie.
Edition. Berlin, New York 2009, insbes. 4–18; Dietrich Wünsch: Evangelienharmonien
im Reformationszeitalter. Ein Beitrag zur Geschichte der Leben-Jesu-Darstellungen.
Berlin, New York 1983.
2 Irenaeus (ca. 140 – um 200, Bischof von Lyon): Adversus
Haereses, Buch II, Kap. 28, § 3: „Si ergo, secundum hunc modum quem diximus,
quaedam quidem quaestionum Deo commiserimus, et fidem nostram seruabimus, et sine
periculo perseuerabimus, et omnis Scriptura a Deo nobis data consonans nobis
inuenietur, et parabolae his quae manifeste dicta sunt consonabunt, et manifeste
dicta absoluent parabolas, et per dictionum multas || [
610] uoces unam consonantem melodiam
in nobis sentiet, laudantem hymnis Deum qui fecit omnia.“ Irénée de Lyon: Contre
Les Hérésies Livre II. Edition critique par Adelin Rousseau et Louis Doutreleau.
Tome II: Texte et Traduction. Paris 1982 (Sources Chrétiennes, 294), 276. —
Irenaeus verurteilte übrigens Tatian als Haupt der enkratitischen Ketzer.
TRE X, 628, vgl.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon II (1990), Sp.
1315–1326.
3 Hilarius (315–367), Bischof von Poitiers: De Trinitate,
Buch X, Kap. 70, Z. 27ff.: „Non per difficiles nos Deus ad beatam uitam
quaestiones uocat, nec multiplici eloquentis facundiae genere sollicitat. In
absoluto nobis ac facili est aeternitas.“ Sancti Hilarii Pictaviensis Episcopi
Opera, Pars 2.2: De Trinitate. Libri VIII–XII. Indices. Cvra et Stvdio P.
Smulders. Turnbout 1980 (Corpus Christianorvm. [1] Series Latina, Bd. LXIIA), 526.
Vgl.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon II
(1990), Sp. 835–840.
4 Domenico de’ Domenichi (1416‒1478), seit 1464 Bf. v.
Brescia. R. Aubert: Domenico de’ Domenichi. In: Dictionnaire d’histoire et de
géographie ecclésiastique XIV (1960), 584‒587; D. Quaglio: Dominicus de Domenicis.
In: Lexikon des Mittelalters III.1 (1985), 275f.; Hubert Jedin: Studien über
Domenico de’ Domenichi. Mainz usw. 1958, 177‒300 (Akad. der Wiss. u. d. Lit.,
Abhh. der Geistes- u. Sozialwiss. Kl. 5. 1957). Von einer Predigt eines Minoriten
angeregt, über die Domenico in Rom zu Gericht saß, verfaßte er anschließend
1462/63 den Aufsatz „De relationibus et necessitate fundamenti earum“, in dem er
die philosophische Frage der realen Grundlegung der Relationen in der
aristotelischen Kategorienlehre positiv beantwortete und daher die Auffassung des
Predigers zurückwies, die biblischen Worte hätten Johannes zum natürlichen Sohn
Marias und dieselbe zu dessen Mutter gemacht. Jedin, 269. In einem öffentlichen
Disput zwischen Vertretern der beiden Orden nahm Domenico im Dezember 1462 Partei
für die Dominikaner, während er im Januar 1463 in einem Traktat (De sanguine
Christi) die Meinungen über das Wesen des Blutes Christi vom Tode bis zur
Auferstehung eher abwägend behandelte. Jedin, 271.