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401117 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
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401117

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) sendet F. Ludwig (Der Nährende) dessen Sonett (auf die verstorbene Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg [AL 1617[?]. PA. TG 19]) mit seinen Verbesserungsvorschlägen zurück. Er würde gern selbst ein Gedicht auf diese Nichte F. Ludwigs aufsetzen und möchte sich diese Möglichkeit auch noch offenhalten, jedoch ist er zur Zeit durch Geschäfte und die Vorbereitungen zur Beisetzung seines Bruders Cuno Hartwig (FG 164. Der Gemeine) zu stark in Anspruch genommen, um eine verbindliche Zusage abgeben zu können. Das gilt auch für seinen Wunsch, zum || [612] (Übersetzungs-)Werk F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) ein Widmungsgedicht beizusteuern. F. Ludwig möge ihm eine Abschrift seines Widmungsgedichtes zu diesem Werk zusenden, damit Werder im Falle einer Abfassung eines eigenen Gedichts Wiederholungen oder Überschneidungen vermeiden könne.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 444r–446v [A u. Empfangsvermerk: 446v], 444v u. 446r leer; eigenh.; schwarzes Lacksiegel. Bl. 445rv eingelegter Zettel mit Gedichtkorrekturen von Werders H., 445v leer. Diese Verbesserungen wurden bis auf wenige, in T angemerkte Ausnahmen in F. Ludwigs Endfassung des Gedichtes (Beil. I) übernommen. [Handschrift: [Bl. [444r]]

Anschrift


A Dem Nehrenden. Cöthen zuhanden.
Darüber eigenh. Empfangsvermerk von F. Ludwig: 17. Wintermonats1 1640

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Dem Nehrenden wirdt das Klinggedicht2 mit etzlichen errinnerungen hiermit wieder zugeschickt: Es wolte der vielgekörnte auch gerne etwas zum lob des lobwürdigsten freuleins3 aufsetzen, wan er durch seine itzige geschäfte vndt bestellung des Gemeinen leichbegängnüs4 nicht dran verhindert würde, wil es aber hiermit nicht gantz abgeschlagen haben, sondern zusehen, ob er noch etwas darbey wirdt thun können. jngleichen wil er versuchen auf des vnveränderlichen buch von der beharrlikeit der Gleubigen5 . Doch alles vnter der bedingung.a Gott mit vns.

  Reinsdorf den 17. WeinMonats1 1640.
  Des Nehrenden dienstwilligster
  Der Vielgekörnte.

Der Nehrende wolle dem Vielgekörnten vnbeschwehrt eine abschrift des Klinggedichts über die gnadenwahl6 mittheilen, damit nicht eins dem andern, auf den fall, zugleich werde.

[445r]
2. — — — das manchem krancken hatt
3. — — — geholffen in der thatt.
  /genesen/ ist kein actiuum sondern neutrum

4. doch wahrt ihr auf das heyl der Seelen mehr befliessen
5. drümb hatt zum lebensquell euch Gott noch eh gerissen
11. Wir wollen denckenb stets, bey euch auch anzulangen
12. wan es des herren will’ in ewren freudenport

I

Trauersonett Fürst Ludwigs für Prinzessin Anna Sophia von Anhalt-Bernburg

Beschreibung der Quelle


Q  Beckmann V, 348. Beckmann ging richtig davon aus, daß nachstehendes Gedicht „eine Fürstl. Person/ und als ich vermuhte F. Ludwig“ aufgesetzt habe.

Text

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Ihr hattet Fürstin vor/ des Wassers zugeniessen1
  Zu Euerer Artznei/ das manchena Krancken2 hat
  Von vielen Ungemach geholfen in der That/
Doch war’t Jhr auf das Heil der Seelen mehr beflissen:
Drumb hat zum Lebens-Qvell Euch GOtt auchb eh gerissen/
  Alß Euch die Schwachheit hätt’ hier gäntzlich abgematt:
  Der rechten Labung konnt Jhr da nicht werden satt/
Nun diese Lebens-Ströhm in Euch stetswährend fliessen:
  Der Wechsel ist nicht klein/ und Euch zu gönnen wohl/
  Doch ohne Trauern man Jhn nicht betrachten soll.
Wier wollen dencken stets bei Euch auch anzulangen/
  Wann es des HErren Will in Euern Freuden-Port/
  Der wahren Seligkeit/ und zu dem Heilgen Ohrt/
Dahin ein Christen-Hertz soll setzen sein Verlangen.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Statt eines Punktes wäre hier ein Doppelpunkt zu lesen.
b Eingefügt für <trachten>

T I
a Werders Verbesserung hat manchem
b Werders Verbesserung hat noch

Kommentar
1 Zur Datierung: Da Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) ältester Bruder, der Rittmeister Cuno Hartwig v. dem Werder (FG 164. Der Gemeine), unerwartet am 21. 10. 1640 in Werdershausen gestorben war und im vorliegenden Brief von den Vorbereitungen zu seiner Beisetzung (die am 27. 11. stattfand) die Rede ist, muß Diederichs Datierung des vorliegenden Briefes auf den 17. Oktober ein Versehen, F. Ludwigs Empfangsvermerk vom 17. November richtig gewesen sein. Vgl. Anm. 4.
2 Es handelt sich um das Trauersonett F. Ludwigs (Der Nährende) auf Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?]. PA. TG 19), die am 1. 9. 1640 in Bernburg gestorben war, sich in den letzten Jahren aber für gewöhnlich am Hofe F. Ludwigs in Köthen aufgehalten hatte. Zu Anna Sophias Tod s. 400902 u. I–II, zu F. Ludwigs Trauersonett s. hier Beil. I. Werders Korrekturen dazu („errinnerungen“) liegen dem Brief auf einem Zettel noch bei, eine Abschrift des Klinggedichts jedoch nicht mehr. Dieses ist allein in einem postumen Druck überliefert (s. Beil. I Q). Wann F. Ludwig Werder sein Trauersonett zustellte, ist nicht bekannt. Auch F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) Trauergedichte auf seine Schwester Anna Sophia hatte Werder kritisch durchgesehen, s. 400902 Beil. II u. 401029.
3 Anhand der späteren Briefe kann vermutet werden, daß Werder noch ein Gedicht auf Pzn. Anna Sophia verfaßt und eingeschickt hat. Schon seine Nachschrift in 401215 läßt sich auf ein solches beziehen: „Es wirdt auch ümb verZeihung gebeten das die lob vndt TrostKlage nicht rein abgeschrieben worden, dieweil der abschreiber nicht einheimisch, vndt der Tichter nicht der Zeit gehabt.“ Der „Tichter“ kann sinnvoll eigentlich nur Werder selbst sein. Bestätigt wird die Verfasserschaft Werders an einer „Lob vndt Trost-Klage“ in 401216. Erhalten hat sich das Epicedium Werders allerdings nicht, weder handschriftlich im Erzschrein und in den einschlägigen Akten (s. 400902 Q), noch im Druck, zumal eine gedruckte Funeralschrift auf Anna Sophia offenbar nicht erschienen ist.
4 Am 21. 10. 1640 war Cuno Hartwig v. dem Werder (FG 164. Der Gemeine) gestorben; am 27. 11. fand die Beisetzung auf seinem Erbgut in Gröbzig statt. S. 401025 K 1.
5 Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641). Vgl. Anm. 6 u. 400312 K 1.
6 Zwei ungezeichnete und undatierte Gedichte in Fürst Christian II.: Von der Beharlig- || [614] keit der Außerwehlten (1641), das Sonett „Auf die Christliche Beharligkeit“ (Bl. a ij r) und „Eine andere anweisung Auff die Gnadenwahl und Beharligkeit der Glaubigen“ (Bl. a ii vf.) variieren die Prädestinationslehre reformierter Theologie und versuchen, daraus Trost in Anfechtung und Not zu spenden. Das erste stammt mit einiger Sicherheit von F. Ludwig, das zweite ist mit ebensolcher Wahrscheinlichkeit Diederich v. dem Werder zuzuschreiben. Vgl. 401025 u. 401215 u. II.
1 Anspielung auf die geplante, aber gescheiterte Reise Pzn. Anna Sophias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617[?]. PA. TG 19) zum Sauerbrunnen nach Eger, kurz vor ihrem Tod am 1. 9. 1640. S. 400902 K 0.
2 Nach Ausweis der Werderschen Verbesserungen müssen Zeile 2 und 3 ursprünglich gelautet haben:
„——— das manchen Krancken hatt | Von vielen Ungemach genesen in der thatt.“
Daß die Form „manchen“ in der Endfassung (s. Beil. I) stehen geblieben ist, mag sich daraus erklären lassen, daß F. Ludwig hier den Plural bevorzugte. Ein Kasusfehler dürfte bei ihm unwahrscheinlich sein. Die Pluralform „vielen Ungemach“ (statt heute allein richtigem Singular „vielem Ungemach“) in der 3. Zeile muß kein Fehler gewesen sein, da die Pluralbildung „ungemach“ bis ins frühe 19. Jh. belegt ist. S. DW XI.3, 758. Andernfalls wäre hier von einem Versehen des Setzers auszugehen.
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