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401204 Martinus Milagius an Fürst Ludwig
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401204

Martinus Milagius an Fürst Ludwig


Martinus Milagius (FG 315. Der Mindernde) bedankt sich für ein Schreiben F. Ludwigs (Der Nährende) vom 12. 11. 1640, das er gestern empfangen habe. Vom Inhalt habe er den (Herrn Johann Eberhard) von Eltz, der sich F. Ludwig empfehle, im Fürstenrat informiert. Eltz habe ihm berichtet, daß (Hennig) Jordan ihm wegen des Verlustes einiger Wertsachen (Bücher und bestimmte Urkunden) eine Bestätigung ausgestellt habe. Der Verlust betreffe, so Milagius Eltz gegenüber korrigierend, jedoch nur die Bücher, und man könne den ehemaligen Bestand mittels des Inventariums in Halberstadt rekonstruieren. Milagius versuche bei Gelegenheit, mit Jordan persönlich zu sprechen. — Milagius hat bei seiner Abreise leider zu fragen vergessen, ob das Testament (Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg [FG 198. Der Werte/ Le Digne]?) dem Kaiser geschlossen oder geöffnet zur Bestätigung überreicht werden solle. Er hat inzwischen in Regensburg erfahren, daß das eröffnete Testament verlangt werde. Milagius schlägt Überreichung der verschlossenen Verfügung mit dem von zwei Notaren vidimierten Auszug vor, jedoch solle man das Dokument gegebenenfalls geöffnet vorlegen. Die Vorgehensweise sei aber ganz in das Ermessen F. Ludwigs gestellt. — Milagius bedankt sich schließlich für F. Ludwigs Verbesserungen zum 104. Psalmlied von Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). Er sendet Ludwig eine veränderte Fassung (des Psalmlieds oder des Reimgesetzes des Zunehmenden). Er kennt des Zunehmenden Namen (Johann David Wies; FG 340. 1639) und Nachricht nicht, will aber die ihm übertragene Aufgabe fleißig erfüllen.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 7a Nr. 1, Bl. 42r–43v [A: 43v]; eigenh.; Sig.

Anschrift


A Dem Durchleuchtigen, Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Herrn Ludwigen, Fürsten zu Anhalt, Graffen zue Ascanien, Herrn zue Zerbst vnd Bernburg etc. Meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn etc.

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|| [615] Durchleuchtiger, Hochgeborner Fürst, E. F. G. seint meine vnterthenige, gehorsame Dienste trewestes fleißes zuvorn, Gnediger Fürst vndt Herr, E. F. G. gnediges schreiben vom 12. Wintermon1 habe ich gestern nach mittag mit vntertheniger ehrerbiethung empfangen, vndt heuthe deme von Elß2 in dem Fürsten Rath davona eröffnung gethan,3 welcher E. F G. sich hinwieder in vnterthenigkeit befiehlet, Berichtet Jhener Darbei, das Jordan4 , welcher auch allhier, ihme deßwegen einen schein ausgestellet, das er seiner sachen allen, vndt darvnter solcher Vhrkunden verlustig worden, Jch habe ihme aber hingegen vermeldet, das er nur die bücher verlohren, vnd das vbrige auff der Zetter5 stehen blieben, worüber das inventarium Zue Halberstadt noch vorhanden sein würde, Gibt es die gelegenheit, so werde ich mit Jordan selbst daraus reden,
  Sonsten habe ich hiebevorn, wie ich erinert werde, den einen punct, wie nemblich das testament6 zur confirmation zu vbergeben, auß eill vndt vnachtsambkeit mit stillschweigen vbergangen, Bitte deßwegen vmb gnedige verzeihung vnterthenig, vndt kan E. F. G. gehorsamblich [42v] nicht pergen, das in gehabter nachfrage ich ins gemein dahin berichtet worden, das das testament offen eingegeben, hernach aber zue ruck genommen werde, sonsten hette man die confirmation leichtlich nicht zu gewarten, Es stehet demnach zue E. F. G. gnedigem gefallen, was Sie hierunter verordnen, vnd ob die selbe anfangs einen versuch vermittelst vberreichung der verschloßenen disposition sambt angefugtem vonb 2 Notarien vidimirten extract, was den punct der Erben-einsezung, verordnung der vormunder, vndt erforderung, auch gegenwart der gezeugen anlanget alß welches die formalia eines gultigen testaments seint, thun laßen, endlich aber auff allen fall es geöffnet vbergeben laßen wollen, So viel alß ich, zue E. F G. gnedigem gefallen, hierunter thun kan, daran soll nichts erwinden,7
  Schließlichen bedanckt sich der Mindernde vnterthenig vor die selbsteigenhändige auffsezung des mangels, welcher in H. Opitzens8 104. psalm angemercket worden,9 vernimbt [43r] die erstattung gerne, vndt wunschet, das die vbrigen fehler auch möchten hinweg gereumet werden, Stellet doch dem Nehrenden zue seinem hochvernunfftigem nachdencken in vnterthenigkeit, ob angefugte vnvorgreiffliche enderung bestehen könne, Des zunehmenden10 Nahmen und nachricht, darauff der Mindernde gewiesen wirdt, ist ihm vor dismahlen vnbekandt, wil aber auch hiervnter seinen eigenen vnfleiß gerne erkennen und ins kunfftige beßern,
  E. F. G. sambt dero hochgeliebter Fl. Gemahlin vndt Herrlein11 ergebe ich Göttlichem schutz zue allem Fl. hochwesen, vndt verbleibe
  E. F. G.
  Vntertheniger, gehorsamer und getrewer Diener
  Martinus Milagius.

Regenspurg am 4. Decembris 1640.
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I

Quellen zum 'Hildesheimer Gastmahl' und zum Tode des
Werten

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Am 23. 11. 1640 schrieb Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) aus Hamburg an F. Ludwig und deutete dabei die kursierenden Gerüchte über einen Giftanschlag beim sog. Hildesheimer Gastmahl an: „der gutte graf Otto von Schaumburgk vndt landgraff Christian seindt alß sie von hildesheimb wieder nachher Pickeburgk [Bückeburg] kommen plötzlichen todes verblichen. man vrtheilt wunderlich hier von. Konigk May. in Dennemark haben daß Hauß Pinnebergk mit gewalt in besitz nehmen wollen, Der Trost [Drost Hans Zacharias v. Rochow (FG 303)] werett sich aber noch drauf vndt seindt vorgestern 6 stück davor geführett“. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 71rv. Vgl. auch F. Ludwigs Antwort auf Frh. Enno Wilhelms v. Inhausen u. Knyphausen (FG 238) Nachricht über den Tod Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg, FG 198. Der Werte/ Le Digne), d. d. Köthen 6. 12. 1640 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 17r). Im November 1640 hatte der schwedische Generalissimus Johan Banér (FG 222) zu einem Gastmahl in Hildesheim eingeladen, um vor seinem geplanten erneuten Vorstoß nach Süden und in die kaiserl. Erbländer Kriegsrat zu halten. Dabei soll von feindlicher Seite vergifteter Wein untergeschoben worden sein, dem der Legende nach Lgf. Christian v. Hessen-Kassel und Gf. Otto V. erlegen sein sollen; Banér soll mehrere Tage darnieder gelegen haben. „Hertzog George [v. Braunschweig-Calenberg. FG 231] und Baner/ denen es am meisten gelten solte/ waren etwas mäßiger/ und also verzog sich das Unglück mit ihnen biß auff künfftigen Frühling.“ Tatsächlich starben Hz. Georg und Banér im Frühjahr 1641. Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 12. Buch, 548; vgl. Theatrum europaeum Tl. 4 (1643), 268 u. 280; AOSB SA VI, 785f. u. 791ff.; Englund, 241f. Gf. Otto nahm an dem Gastmahl teil, um seiner Grafschaft bessere Behandlung im Krieg zu sichern. Ein auf Hamburg 25. [11.] 1640 datierter Brief Knochs an F. Ludwig (Knoch gibt als Monat den „Weinmonat“/ Oktober an. Er muß sich aufgrund Gf. Ottos Tod am 15. 11. 1640 hier versehen und und den Wintermonat: November gemeint haben) repetiert die juristischen Streitfragen insbesondere um das Erbe Pinnebergs ausführlich. U. a. heißt es: „Sonsten muß ich Efgn. vnterthenigk berichten daß ich in vornehmer geselschafft gewesen alda wunderliche Vrtheil wegen todtlichen Hintrits deß seell. Hn. Grafen von Schaumburgs vorgelaufen auch wie ettwa seine Grafschaft mochte vndt könte zertheilt werden: Da dan ettliche luneburgisch heßisch auch andre lehn sich befinden die auch schon von den lehnherren angenommen worden seyn etc. die Grafschaft Pinnebergk aber in 106 Jahren von keinem zue lehn gegeben worden besondern vor alliodal biß dato gehalten [...] worden. Nun hatt der Konigk in Dennemagk nescio quo Jure: mitt gewalt sie occupirt und eingenommen. Die Frau Grafin [Elisabeth] hatt zwar die possession deßelben wie auch des Schaumburgischen hoffes alhier [in Hamburg] 2 oder 3 tag zuvor genommen || [617] [...]; allein die grafschaft hett Dennemark mit gewalt erhalten vndt sie depossedirt.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 63rv. In seinem Brief an F. Ludwig vom 28. 11. 1640 bedauert Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen „les tristes nouvelles du trespas du feu Digne, la mort duquel m’a tellement affligé et troublé que ie ne le sçaurois suffisamment exprimer, L’Eglise Reformée a perdu un grand Chef et Patron, comme aussi les Subiets leur Seigneur et Pere [Gf. Georg Hermann (1577–1616)], Oultre cela Madame la Mere [Gfn. Elisabeth] est bien à plaindre n’ayant seulement perdu son fils unique, mais aussi ses pays et terres, un chacun en arrachant une partie selon son bon plaisir. En ceste Comtè d’Holstein elle a faict prendre apres la mort de son Fils l’entiere possession comme la plus proche heritiere des biens allodials, Mais trois iours apres le Roy de Dennemarque par le Comte Pentz [Gf. Christian (v.) Pentz (FG 281)] par main militaire et assisté des 800 Soldats s’est saisi du Chasteau de Pinnenberg en dechassé les Officiers de la Comtesse Vuefue, et faict prendre hommage des subiets de ce pays; Ayant de mesme tasché de deposseder la Comtesse de ce qu’elle a en ceste ville, tellement qu’icelle se trouve en grande affliction et peine. Mais i’espere que V. A. l’assiterà en ceste necessité de son bon Conseil, et qu’on ferà aultant pour elle à la Court de l’Empereur ou par l’intercession des Estats de l’Empire assemblez à Regensburg, ou par aultres voyes de iustice, qu’elle ne soit plus troublée en sa possession acquise, mais plustost restablie en son premier estat. Il semble que l’intention des Ministres du Roy est, de fatiguer et intimider Madame la Comtesse, pour ceder à Sa Majté son droict ou heritage pour une recompense de quelque somme d’argent, mais telles pieges, selon mon petit advis, sont inestimables[.] la presence de V. A. ou icy ou à Buckebourg pourroit apporter un grand soulagement aux affaires de la Comtesse, elle se trouvant presques tout abandonnée et despourveu de bon Conseil, il semble que le Danois ont apprehension que l’Empereur ne mette la Comtè en sequestration.“ LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 67r–68v. Vgl. auch Innhausens Brief vom 6. 12. 1640 mit Nachrichten zur dän. Besetzung der Gft. Pinneberg „contre tout droict“ usw., a. a. O., Bl. 17r; Conermann III, 201; Christian: Tageb. XV, Bl. 403r u. 407r.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Am Rande eingefügt.
b Eingefügt bis vidimirten

Kommentar
1 Der erwähnte BriefF. Ludwigs (Der Nährende) vom 12. 11. 1640 ist verschollen. — Der anhalt. Gesamtrat und Zerbster Kanzler MartinusMilagius (FG 315. Der Mindernde) vertrat Anhalt beim Regensburger Reichstag 1640/41, zu dem er Mitte Juli 1640 aus Anhalt abgereist war, nachdem der Aufbruch noch verschoben werden mußte. Am 7. 8. traf er in Regensburg ein. Vgl. Christian: Tageb. XV, Bl. 325v, 345r u. 346r; Bierther, 55; KU IV.2, 48; LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen B 3a Nr. 33 Acta, betr. den Reichstag zu Regensburg 1640/41, 307 Bll. Auch nahmen die anhalt-plötzkauischen Prinzen Ernst Gottlieb (FG 245) und Lebrecht (FG 321) an der feierlichen Eröffnung des Reichstages teil. S. 401212 K 4.
2 Der einfache Hinweis auf „den von Elß“ setzt Bekanntheit voraus, so daß hier an den einstigen Kanzler Wallensteins, den kurtrier. Lutheraner Johann Eberhard v. Eltz (1594–1655) zu denken ist. Eltz, ältester Sohn des Johann Wolfgang v. Eltz zu Bliescastel u. Rodendorf und der Maria, geb. v. Dalberg, war kurpfälz. Rat und nahm in dieser Funktion || [618] 1619 an der Kaiserwahl Ferdinands II. in Frankfurt a. M. teil. Er begleitete Kf. Friedrich V., den Winterkönig, nach Prag und 1620 auf seiner Flucht, die über Wolfenbüttel führte. Hier nahm ihn Hz. Friedrich Ulrich (FG 38) in seine Dienste auf. Eltz befreundete sich eng mit dem hzl. Statthalter Barthold v. Rautenberg (FG 45), der das Hzt. in der damaligen Kriegsphase an die Seite Dänemarks führte. Nach dessen Niederlage 1626 (bei Lutter a. Barenberge) führte Pappenheim Rautenberg und Eltz gefänglich in Wallensteins Hauptquartier nach Güstrow (das müßte also im Jahr 1628 geschehen sein). Der nahm Eltz als seinen Kanzler in dem von ihm umsichtig und gründlich reformierten mecklenburg. Regierungsapparat an. Übrigens soll Eltz Martin Opitz (FG 200) für eine Professur an der von Wallenstein geplanten Universität Sagan vorgeschlagen haben. Eltz blieb bei Wallenstein bis zu dessen Ende. Dass er nicht das Schicksal seines Herrn teilte, verdankte er dem Umstand, daß er am Tage vor der Mordnacht des 25. 2. 1634 von Eger nach Kulmbach zu Mgf. Christian v. Brandenburg-Bayreuth (FG 145) gesandt worden war, um ihn zu einer Zusammenkunft einzuladen, zu der auch Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) u. Hans Georg v. Arnim (FG 255) erwartet wurden. Bei seiner ahnungslosen Rückkehr wurde er am 1. März gefangengenommen und im April 1634 in Wien verhört. Da man ihm keine Beteiligung an der ,Verschwörung‘ nachweisen konnte, erlangte er im Mai 1635 die Freiheit, nachdem er am 1. 1. 1635 in Wien durch Konversion zum Katholizismus den ihm angebotenen ,Gnadenweg‘ beschritten hatte. 1635 wurde Eltz Rat u. Statthalter des kathol. Mgf.en Wilhelm v. Baden-Baden (1593–1677). Nach der Schlacht bei Nördlingen (Sept. 1634) wurde Mgf. Wilhelm 1635 (bis 1647) vom Kaiser die Mgft. Baden-Durlach des vom Prager Frieden und seiner Amnestie ausgeschlossenen, proskribierten Mgf. Friedrich V. (FG 207) zugewiesen. 1630 bereits ksl. Geheimer Rat, stieg Eltz 1652 zum Reichskammerrichter auf. Eltz blieb rund 10 Jahre in Diensten Mgf. Wilhelms. 1645 begegnet er als kurmainz. Geheimer Rat und Oberamtmann auf dem Eichsfeld. Vgl. zu Mgf. Wilhelm: AD VI, T. zw. S. 30 u. 31; ADB XLII, 697ff.; Documenta Bohemica V, Nr. 313, 332, 341, 395, 516, 543, 547 u. 832; EST I.2, T. 268; Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte. Bd. I.2. Hg. Meinrad Schaab u. Hansmartin Schwarzmaier. Stuttgart 2000, 159, 242 u. 707; Wolfgang Hug: Geschichte Badens. Stuttgart 1992, 136 u. 152.
3 Mgf. Wilhelm eröffnete den Regensburger Reichstag am 8./ 18. 9. 1640 im Namen des Kaisers mit einer Rede, der sich die ksl. Proposition anschloß (Londorp, 863 [HAB: 2.5.2. Pol. 2°]). Als Mgft. „Baden“ vertrat Wilhelm offenbar bad. Alleinvertretungsansprüche im Fürstenrat, einer Kurie des Reichstages. In dessen Sitzungen hat Eltz, so legt es der vorliegende Brief nahe, seinen Dienstherrn vertreten. Am 4./ 14. 12. fand tatsächlich eine Sitzung, die 41., des Fürstenrates statt, in der es erneut um Fragen der Winterquartiere, Kontributionen und Reichssteuern für die ksl. und Reichsarmee ging. Vgl. 401212 K 4 u. 401228A K 7; Londorp, 856f., 863ff. u. 1085ff. Die Angelegenheit, die im vorliegenden Brief angesprochen wird, bleibt dunkel. Vgl. Anm. 6. Zu Eltz vgl. AOSB SA VII, 51; BA NF II.8, 544 u. 575; II.10/1, S. *235; Georg Irmer: Die Verhandlungen Schwedens und seiner Verbündeten mit Wallenstein und dem Kaiser von 1631 bis 1634. 3 Bde., Leipzig 1888–1891, III, 354ff., ferner 303, 310, 315f., 328, 331f., 396f., 408, 418 u. 475; Alexander Jendorff: Verwandte, Teilhaber und Dienstleute. Herrschaftliche Funktionsträger im Erzstift Mainz 1514 bis 1647. Marburg 2003, S. 232 Nr. 107 u. S. 338 Nr. 106; Christoph Kampmann: Reichsrebellion und kaiserliche Acht. Politische Strafjustiz im Dreißigjährigen Krieg und das Verfahren gegen Wallenstein 1634. Münster 1992, 164; Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben erzählt von G. M. Frankfurt a. M. 31971, 583, 730, 1108, 1115, 1132f. u. 1149; Josef Pekar: Wallenstein 1630–1634. Tragödie einer Verschwörung. [2 Bde.] Berlin 1937, I, 152; II, 70 u. 127f.; Ferdinand Wilhelm Ernst Roth: Geschichte der Herren und Grafen zu Eltz. 2 Bde. Mainz 1889‒1890, I, 403–410. — Hochinteressant ist auch der Brief Diederichs v. dem Werder (FG 31) an Axel Oxenstierna (FG 232), d. d. Dresden 17. 2. 1634, aus dem seine hellsichtige Kenntnis der Vorgänge um Wallenstein und Arnim im Frühjahr 1634 hervorgeht. Irmer (s. o.) III, 305f. || [619]
4 Der ksl. Diplomat Dr. Hennig Jordan, der auch in die ksl. Sondierungen eines Separatfriedens mit Schweden im Herbst 1639 involviert war. S. Acta Pacis Westphalicae, Serie I, Bd. 1 (1962), 330; Bierther, 69.
5 Zeter/ Zetter, s. auch zitter/ ziter DW XV, 1681f. als „archiv“ verwendete Sakristei in den Kirchen. Da dieser Begriff nur im nördlichen Harzvorland, u. a. besonders aus Halberstadt bezeugt ist, liegt diese Erklärung nahe, jedoch sollte auch in Betracht gezogen werden: Zeter und Mordio; schon im Mhd. Interjektion: Klage- u. Hilferuf, auch vor Gericht das Wehgeschrei über den Missetäter und sein Vergehen; hier wohl: zur Klage anstehen. S. Adelung Wb. IV, 1694f.; DW 31, Sp. 808‒819; Paul Wb., 1200. Es kann dann nur vermutet werden, daß es um Besitztümer Johann Eberhards v. Eltz (s. Anm. 2) im Halberstädtischen ging, die ihm nach der schwed. Okkupation des Stiftes 1631, in deren Folge F. Ludwig zum kgl.-schwed. Statthalter wurde, wieder genommen wurden.
6 Die Rede ist möglicherweise vom Testament Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) betr. die Vormundschaft über seinen Sohn Gustav Adolph (FG 511. 1648) und die Regentschaft durch dessen Mutter. Allerdings wurde dieses bereits 1636 eröffnet und 1639 ksl. anerkannt. Vgl. 390908 K 1 u. 391005 K 7. Zu denken ist daher auch schon an den Erbschaftsstreit nach dem Tode Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198), der am 15. 11. 1640 unvermählt (durch Gift?) gestorben war. Vgl. schon 371226, 380125; 390909, 390929, 391125, 400104 I, 400714, 401025 K 3 u. 401228A K 7. Ein Testament des Grafen konnten wir bisher nicht ermitteln, möglicherweise könnten genauere Nachforschungen in den Beständen L 1 und F 3 (Fürstl. Hausarchiv) des NSTA Bückeburg Aufschluß erbringen. Akten zu den Erbregelungen liegen im Bestand F 1 (Abschnitt A X) vor (freundliche Auskunft von Herrn Dr. Stefan Brüdermann). Bekannt ist das Testament der Mutter, Gfn. Elisabeths (1592–1646), vom 3. 7. 1643. Vgl. Otto v. Zerssen: Die Familie von Zerssen. Adel und Patriziat in Schaumburg. Rinteln 1968, 83. Sofort nach Gf. Ottos Tod versuchten alle Interessenten — v. a. Braunschweig-Calenberg, Stift Minden, Hessen-Kassel, Lippe — ihren Ansprüchen Nachdruck zu verleihen, indem sie noch im Jahr 1640 die beanspruchten heimgefallenen Lehen einzogen und die Ländereien besetzten.
7 Als ehemaliger Vormund (seit 1626) hatte F. Ludwig Gf. Otto auch nach seiner Volljährigkeit und Regierungsübernahme am Ende des Jahres 1635 beratend zur Seite gestanden und geholfen, eine drückende Schuldenlast zu mildern und zu regulieren, so daß diplomatische Initiativen Anhalts auch im Zuge der Erbauseinandersetzungen plausibel erscheinen. S. Beckmann V, 486ff.; vgl. Lentz, 978. Allerdings fiel die im Brief genannte Testaments-Angelegenheit anscheinend unter die „negotia extraordinaria“ (Londorp, 854 [HAB: 2.5.2. Pol. 2°]), die hinter den Kulissen bearbeitet wurden und nicht zu den offiziellen Beratungs- und Verhandlungsgegenständen des Reichstages gehörten. Vgl. auch Hans Dieter Loose: Hamburger Gesandte auf dem Regensburger Reichstag 1640/41. In: Zs. d. Vereins f. Hamburgische Geschichte 61 (1975), 13–31, hier 25ff. mit Hinweisen auf die Aktivitäten der Hamburger Gesandten in Sachen holstein-schaumburg. Erbe auf dem Reichstag. Die Gft. Holstein-Pinneberg wurde nach Ottos Tod von Kg. Christian IV. v. Dänemark als erledigtes Lehen vollständig eingenommen, nachdem er sie bereits im März 1640 als „Pfandt-Schilling“ besetzen ließ. Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 179; vgl. 391125 K 7; dazu ferner in der Akte LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b (Innhausen-Korrespondenz) die Schreiben vom 26. 10., 14. 11. und 28. 11. 1640. Immerhin hat es Gf. Ottos Mutter, Gfn. Elisabeth, im März 1641 verstanden, sich den Verzicht auf die Gft. Holstein-Pinneberg im vorteilhaften Flensburger Vergleich mit 145.000 Rtl. von Dänemark abkaufen zu lassen. Auch Braunschweig-Calenberg konnte seine Ansprüche auf Lehensrückfall durchsetzen. Schwierig gestaltete sich die Austarierung der erbrechtlichen Ansprüche innerhalb der Gft. Schaumburg selbst, deren Eigengut oder Allodialbesitz der verwitweten und nunmehr kinderlosen Gfn. Elisabeth zustand. — Mit Gf. Otto V. erlosch das Haus der Grafen von Schaumburg, die seit dem frühen 12. Jh. auch Grafen in || [620] Holstein und Stormarn gewesen waren. Sein Erbe wurde nach jahrelangem Tauziehen im Münsterschen Hauptteilungsrezeß vom 9. u. 19. 7. 1647 zwischen der Lgft. Hessen-Kassel und der Gft. Lippe geteilt. Weitere Vereinbarungen folgten bis zum sog. Schaumburger Exekutionsrezeß vom 12. 12. 1647, der am 30. 6. 1648 ratifiziert und in das Westfälische Friedensinstrument von Münster und Osnabrück aufgenommen wurde. Demnach erhielt die Lgft. Hessen-Kassel die Ämter Schaumburg, Sachsenhagen u. a., die Gft. Lippe die Ämter Bückeburg, Stadthagen usw. Die Hft. Pinneberg wurde aufgeteilt zwischen Dänemark (Stadt u. Zoll Altona, das Amt Hartesburg mit Wedel a. d. Elbe) und dem Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorp (FG 388). Vgl. Johann Christian Lünig: Thesaurus juris Derer Grafen und Herren Des Heil. Röm. Reichs. Frankfurt a. M. u. Leipzig 1725, 66f., 125f., 227 u. 307 (HAB: Rh 4° 7). Vgl. auch Acta Pacis Westphalicae SerieII. Abt. A, Bd. 1 (1643–44), 161 (Pinnebergische Frage 1643) u. 390; Wilhelm Ehlers: Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg. Elmshorn 1922, 84ff.; ders.: Von der Verwaltung und den Beamten der Grafschaft Pinneberg 1601–1640. In: Jahrbuch f. den Kreis Pinneberg 1993, 35–58; Michael Greve: Die Teilungsgeschichte der Grafschaft Schaumburg 1640–1647. In: Schaumburg-Lippische Mitteilungen 31 (1995), 81–88; Carl-Hans Hauptmeyer: Souveränität, Partizipation und absolutistischer Kleinstaat. Die Grafschaft Schaumburg(-Lippe) als Beispiel. Hildesheim 1980, 78ff., 118f., 147ff. u. 194ff.; Walter Maack: Die Geschichte der Gft. Schaumburg. Rinteln 1950, 68 u. 71ff.; Heinrich Munk: Jobst Hermann (1593–1635) und Otto V. (1614–1640), Grafen von Schaumburg. In: Niedersächsische Lebensbilder IX (Hildesheim 1976), 37–44; Hans Gerhard Risch: Die Grafschaft Holstein-Pinneberg von ihren Anfängen bis zum Jahr 1640. Hamburg 1986, 305ff.; Gerd Steinwascher: Schaumburg und der Westfälische Frieden. Ein verwaistes Territorium als Spielball nicht nur benachbarter Kräfte. In: Schaumburg und die Welt. Zu Schaumburgs auswärtigen Beziehungen in der Geschichte. Hg. Hubert Höing. Bielefeld 2002, 412–429; Helge bei der Wieden: Schaumburgische Genealogie. Stammtafeln der Grafen von Holstein und Schaumburg bis zu ihrem Aussterben 1640. 2., überarb. Aufl. Melle 1999, S. 161 u. Abb. 17 u. 18; ders.: Die Grafschaft Schaumburg zwischen den Konfessionen in der frühen Neuzeit. In: Jahrbuch der Gesellschaft f. Niedersächsische Kirchengeschichte 100 (2002), 21–42, hier 38f.
8 Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200).
9 F. Ludwig hatte Opitz: Psalmen (1637) einer eingehenden Kritik unterzogen (380828) und dürfte nun Milagius Verbesserungsvorschläge zum Lied auf den 104. Psalm (s. 380828 I, Ps. 104 inc. „DU/ meine Seel/ erheb des HErren Ehr'/“) nach Regensburg gesandt haben. Der 104. Psalm ist als Lied nicht Teil des Werkes Milagius: Singender Jesaia (1646) (einschl. Anhang. HAB: Lo 5456). Vgl. dazu 371222. — Es gibt auch ein anderes, im Milagius-Anhang fehlendes Opitz-Lied auf diesen Psalm: s. Opitz: BW zu Opitz: CIIII. Psalm (1630) 260324A ep K 3, 300000A ded u. 310211 ep K 2. Dieses separate Lied lautet anders, inc. „ERwache meine Seel’/ vnd sage lob dem HErren. O GOtt/ wie bist du doch so rühmlich für vnd für!“ 35 Str. à 4 V. Es erschien in Martin Opitz | Vber | Den CIIII. Psalm. | [Linie] | Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum | Gründern. 1630. BU Wrocław: 355105; BL London: C.141.cc.22; STB Berlin — PK: Yh 9321. Auch in Martin Opitz | Vber | Den CIIII. Psalm. | [Linie] | Gedruckt zu Leipzig/ bey Johan Albrecht | Mintzeln. 1630, Bl. A ij r. StB Braunschweig: C 12713 4°; ebd. C 4559 4° (Doublette); HAB: 65.6 Poet. (5); P 485.4° Helmst. (18); Opitz IV.2, 590–592. Das Lied (wortgleich, nur in der Orthographie abweichend) auch in: Zehen Psal- | men Davids | Aus dem eigentlichen Ver- | stande der Schrifft/ auf anderer | Psalmen vnd Gesänge gewöhn- | liche Weisen gesetzt | Von | Martin Opitzen. | [Zierstück] | Leipzig/ | Jn Verlegung David | Mül- | lers Buchhändlers in Breß- | law. Jm Jahr 1634. [Kolophon: Leipzig/ | Jn verlegung David | Müllers Buchhändlers | in Breßlaw. | [Vignette] | Gedruckt bey Henning Kölern; | Jm Jahr 1634.] 12°; Bogen wechselnd zw. 12 u. 6 Bll.; 64 S., mit Noten (pro S. bis zu 5 Notenzeilen mit jeweils 1 Z. untergesetztem Text der 1. Str.); späterer Druck in Opitz: Geistl. Poemata (1638). || [621]
10 Anlaß zu F. Ludwigs Hinweis auf seine Korrektur des 104. Psalmlieds von Martin Opitz (FG 200) könnte die Abfassung der Imprese von Johann David Wies (FG 340. Der Zunehmende. 1639) gewesen sein, zu deren Verbesserung der Fürst Milagius vielleicht aufgefordert hatte. Die zuvor genannte Beilage einer von Milagius vorgeschlagenen Verbesserung liegt seinem Brief nicht mehr bei und fehlt auch im Köthener Erzschrein.
11 Fn. Sophia v. Anhalt-Köthen, geb. Gfn. zur Lippe (AL 1629. TG 38), die zweite Gattin F. Ludwigs, und der gemeinsame Sohn F. Wilhelm Ludwig (FG 358. Der Erlangende. 1641).
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