K Diesen Brief machen nicht die mitgeteilten Inhalte, sondern
nur die Anrede mit den FG-Gesellschaftsnamen zu einem Gesellschaftsbrief, der
deshalb wohl auch in den FG-Erzschrein gelangte.
1 Mit 401029 hatte F. Ludwig (Der Nährende) seinem Neffen F.
Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) abschriftlich
französ. Nachrichten versprochen und gedruckte holländische mit der Bitte um
Rücksendung geschickt. Vgl. 401223.
2 Caspar Pfau (FG 412. 1644), seit 1630 anhalt. Gesamtrat,
Landrentmeister (d. h. „Obereinnehmer“ der Steuern und Abgaben) und Amtmann zu
Gernrode. Als solcher hat er „in continuirlichen Verschickungen an alle hohe und
niedere Generalspersonen auch an andere Kriegsofficiere von allerley Armeen, so
das Fürstenthum berühret, auch von Ferne etwas darauf prätendiret, mich gebrauchen
lassen, maaßen ich auch an Chur und Fürstlichen Höfen unterschiedene ambassaden
verrichtet“. Curriculum vitae des Caspar Pfau, wie er es anno 1655 den 21. August
eigenhändig aufgeschrieben hat. In: Anhaltisches Magazin. Wochenschrift, 1830 (Nr.
41, 9. Oct. u. Nr. 42, 16. Oct.), 165f. u. 169f., hier 165. Vgl. 401223;
Conermann III, 490ff.;
Christian:
Tageb. XI, Bl. 582v (Eintrag vom 24. 4. 1638) u. 607r (8. 6. 1638);
KU IV.2, 46, 47, 50, 56ff. u. ö.
4 Vermutlich eine Anspielung auf die seitens des Kaisers von
den Reichsständen geforderte allgemeine Reichsumlage zur Unterhaltung,
Komplettierung und möglichst auch Verstärkung der ksl. und Reichsarmee, für die er
im Herbst 1640 monatlich rund 1.280.000 Gulden veranschlagte. S.
Londorp, 953, vgl. 956f. u. 988ff. (HAB: 2.5.2. Pol. 2°). Für eine solche
Umlage oder Reichssteuer verständigte sich der in Regensburg tagende Reichstag auf
den Römerzug (vgl.
Fuchs/ Raab, 718). Das „Quantum“
desselben wurde aber seit der 30. Sessio am 12./22. 11. 1640 im Fürstenrat
kontrovers diskutiert, nachdem das Kurfürsten-Kollegium seine Bewilligung über 120
Römermonate, innerhalb von fünf Monaten zu erlegen, schon Ende Oktober 1640
beschlossen hatte. S.
Londorp, 999ff. Vgl. schon 390504 K
3. Da Bayern davon ausging, daß sowieso nicht alle Stände beitragen würden, schlug
es anfangs sogar vor, die eigentlich als notwendig veranschlagte Summe von 75
Römermonaten auf 150 heraufzusetzen. S.
Londorp, 1001. Nach
wiederholten Schilderungen des zerrütteten Zustandes der anhalt. Lande (vgl.
Londorp, 1007, 1030 u. 1044) bot der anhalt. Gesandte und
Kanzler Martin Milagius (FG 315) am Ende für Anhalt 60 Römermonate innerhalb
Jahresfrist an, gebunden an bestimmte Voraussetzungen (keine weiteren
Kriegsbeschwerungen usw.). S.
Londorp, 1044 u. 1056f.; vgl.
401204. Andere Reichsstände machten gar keine konkreten Zusagen. Das Conclusum im
Fürstenrat (s.
Londorp, 1046, vgl. 1071ff.) — die
entscheidende 35. Sitzung fand am 19./29. 11. 1640 statt — konnte nur mit
großzügiger Auslegung des Direktoriums als Mehrheitsentscheidung pro 120 Monate
Römerzug gewertet werden. Dieses Angebot ging mit der kurfürstlicherseits
vorgeschlagenen Laufzeit von fünf Monaten, wenngleich mit Vorbehalt, in die
gemeinsame, von || [
623] Kur- und Fürstenrat gebilligte Erklärung „in puncto militiae“ und
das endgültige dem Kaiser übergebene „Gutachten“ vom 21. 12. 1640 ein (s.
Londorp, 1091 u. 1101), bis es im förmlichen Reichsabschied
vom Oktober 1641 auch publiziert wurde. S.
Theatrum
europaeum, Tl. 4 (1643), 453ff., hier 454. Vgl.
Bierther, 283ff. Den Anhaltinern hatte diesbezüglich schon im Sommer 1640
Übles geschwant: „Der itzige Reichstag auch vnß gewiß mehrere beschwerung bringen
wird“. F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) an F. Ludwig, F. Christian II. und F.
Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24), d. d. Plötzkau 8. 8. 1640;
KU IV.2, 52. Übrigens nahmen die fl. anhalt-plötzkauischen
Prinzen Ernst Gottlieb (FG 245) und Lebrecht (FG 321) an der feierlichen Eröffnung
des ersten Reichstages seit 1613 teil und sollten dem Kaiser „gar angenehm
gewesen“ sein.
Christian: Tageb. XV, Bl. 354r, vgl. 335r
(Aufbruch der Vettern am 28. 7.); Außführlicher Bericht/ Wie es in deme zu
Regenspurg/ Anno 1640. angestellten Reichstag/ bey der Käyserl. Proposition, so
den 3 (13) Septembris beschehen/ gehalten worden. Neben einem Abriß/ nicht allein
deß Orts ... sondern auch wie jeder anwesende Stand deß Reichs seinen Sitz vnd
Stell gehabt (Nürnberg 1640), Kupfertafel am Schluß (HAB: 32. 37 Pol. [12]);
Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 314f.;
Paas VII, P-2083f. Am 6. 10. trafen sie wieder zuhause ein. Vgl.
Christian: Tageb. XV, Bl. 379v. — Von den Schweden blieb
Anhalt damals noch halbwegs verschont: Erneut hatte es Diederich v. dem Werder
verstanden, Banér zur Fortsetzung seines Entgegenkommens zu bewegen und die
drohende Erhöhung der Kontribution des Fürstentums abzuwenden, die vom schwed.
Generalkommissar Carl Gregersson — „ein grober vngehobelter Schwede“ (
Christian: Tageb. XV, Bl. 316v, Eintrag vom 28. 6. 1640) —
gefordert und deren Abwendung das Fürstenhaus seit Juni 1640 beschäftigt hatte.
Vgl.
KU IV.2, 46ff.; LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A
10 Nr. 5
a-1, Bl. 405ff. Es blieb aber zugunsten Anhalts aufgrund des zwischen
Werder und Banér ausgehandelten Vergleichs vom 1. 9. 1640 bei der am 31. 3. 1639
in Zeitz vereinbarten monatlichen Quote von 600 Rtl., erneut von Banér bestätigt
am 1. 9. 1640 (s. 400810 K 10) und bekräftigt in einem Brief an F. August, d. d.
Hof, 29. 12. 1640. Vgl.
KU IV.2, 61ff.; zur früheren
Vereinbarung vom März 1639 s. 390504 K 4.
K I Die eigentlichen Nachrichten liegen dem Brief nicht mehr
bei, sind aber dem Eintrag im Tagebuch F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG
51) vom gleichen Tage zu entnehmen, a. a. O. (s. Beil. I Q).
1 Märtin
[sic] Schmidt, F. Christians
II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) Amtmann in Ballenstedt.
2 Mit dem Rückzug der schwed. Hauptarmee unter Johan Banér
(FG 222) aus Böhmen seit dem März 1640, der Vereinigung der schwed. mit den
französ.-weimar., hessen-kasselschen und lüneburg. Truppen vor Erfurt im Mai und
den folgenden Zügen der Alliierten, gefolgt von den ksl. und Reichstruppen unter
Piccolomini, ins Westfälische, Hessische und Niedersächsische wuchs auch für
Anhalt die Gefahr, von wachsenden Kriegsbelastungen heimgesucht zu werden. Vgl. K
4 u. 400810 K 7. Der schwed. Obristwachtmeister Giacomo de Colombo war F. Ludwig
schon in 391200 bekannt: „Es ist unter den Schwedischen in der Nachbarschaft ein
Jtalienischer herr oder von Adell Obrister wachmeister, mitt nahmen
Giacomo Colombo“. Er war offenbar weitgereist und nicht ungebildet, wie 391200 ausweist.
Er dürfte zu jenen detachements und Besatzungen gehört haben, die Banér bei seinem
Vorstoß nach Böhmen im Frühjahr 1639 vornehmlich in der Altmark, im
Magdeburgischen und Halberstädtischen, in der Gft. Mansfeld usw. zurückgelassen
hatte. In der Altmark lag im Dezember 1639 der Obrist Carl Ruth mit seinem
Regiment, etwa im Januar 1640 wurde er zum Befehlshaber in Halberstadt ernannt.
Vgl.
AOSB SA VI, 685 u. 714. Auch Colombo, dessen
Beförderung zum Obristlieutenant im Juni 1640 anstand, muß unter Ruht in dieser
Region stationiert gewesen sein, denn F. Ludwig scheint öfter mit ihm zu tun
gehabt zu haben. So bedankte er sich im Februar 1640 für ein Schreiben || [
624] Colombos
vom 28. 1. und versicherte, „Des wenigen halben, so ihme [Colombo] in seinem
jüngsten Durchreisen alhier wiederfahren, hette es keiner großen Danksagung nicht
bedurft gehabt“. Im April finden wir ihn und seine Truppen in Aschersleben und
Quedlinburg. S. Christian Ernst (v.) Knochs Brief an F. Ludwig vom 14. 4. 1640,
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 48r–49v. Ansonsten scheinen
Colombo und F. Ludwig Nachrichten ausgetauscht und sich gegenseitig zu
kooperativem Verhalten angeboten zu haben.
KU IV.2, 43.
Auch zu F. Christian II. hielt der gebürtige Italiener Kontakt und pflegte die
Kunst, „große complimenten“ zu machen, wenn er nicht die Gegend mit seinen Reitern
unsicher machte und etwa erfolgreich die kursächs. Garnison in Merseburg überfiel.
Christian: Tageb. XV, Bl. 316r, vgl. 310v, 311r u. 315r.
Am 14. 7. 1640 werden Colombo und Ruth erneut in anhalt. Quellen greifbar, diesmal
geht die „Durchreise“ durch Bernburg: „Wir haben diesen abendt, noch vor Nachts
einen starcken alarm gehabtt, in dem der Ob.Wachmr. Columbo mitt 400 pferden
vnversehens, bey der Stadt vorüber passirt, vndt auf die fehre zu, gegangen, auch
mitt gewaltt den paß einnehmen wollen. Jch habe mich mitt protestationen vndt
remonstrationen dargegen gesetzet, so gut ich gekondt habe, vndt sie anderstwo
hinweisen laßen. Es hat aber gantz nichts bey dem Obersten Rutt, der die partie
geführet, verfangen wollen. Er hat harte droẅwort außgestoßen,
vndt ob schon Columbo meiner gerne geschohnet, dennoch die v̈berfahrt, par force genom
men, nach dem ich ihn fast vier stunden
abgehalten. Gott wolle mir doch aushelfen, aus diesem Labyrinth.“ Kurz darauf
glätten sich die Wogen, die erzwungene Saale-Passage per Bernburger Fähre
gereichte Christian nicht zu Schaden oder „praejuditz“; auch erwies sich Ruth in
der Folge als „gar höflich“.
Christian: Tageb. XV, Bl. 326v
(14. 7. 1640) u. 327rf. (15., 16. 7. 1640), vgl. 310vf., 315r, 316r, 371r u. ö.
Beckmann V, 366, gibt diese Episode so wieder: „Es hat
auch A. 1640 den 14. Jul. der Obr.Wachtmeister Columbo in S. Durchl. [F. Christian
II.] Anwesenheit die Stat [Bernburg] mit etlichen 100. Pferden angefallen/ darin
übel Hauß gehalten/ und hernach sich mit der Beute wieder fortgemacht“. Daß sich
Ruth kooperativ verhalten hat, zeigen auch zwei Briefe Caspar Pfaus (FG 412. 1644;
s. K 2) an F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), d. d. Bernburg 26. 8. 1640 u.
Halberstadt 23. 9. 1640. Im ersteren wird über ihn mitgeteilt, Ruth erbiete sich,
den streifenden schwed. Rotten Einhalt zu tun. Im zweiten heißt es, Ruth bedauere
es, erhöhte Kontributionsforderungen des schwed. Generalkommissars Gregersson (s.
K 4) nicht eigenmächtig mildern zu können. Ruth und Colombo, so Pfau, hätten zwar
einiges zur Hebung der Kriegsdisziplin geleistet, doch an der beschwerlichen
Gesamtsituation wäre von dort aus keine Änderung zu erwarten.
KU IV.2, 57f. Die Gesamtsituation stabilisierte sich am 1. 9. 1640 mit
Diederichs v. dem Werder (FG 31) Verhandlungserfolg bei Banér (s. K 4).
Christian: Tageb. XV, Bl. 380r (7. 10. 1640): „Der Oberste
Werder, ist diesen abendt von Plötzkaw allhier angelanget, nach dem er herrnv
etter F.
Augusto seine
relation deßen, was er beym
Banner
verrichtett, abgeleget, vndt alhier gleichsfalß durchpaßiren wollen. Er ist abends
spähte ankom
men, vndt hat mir von allem
Relation gethan,
hatt auch alles, (verhoffentlich,) nach wuntzsch vndt willen erhalten, ist Gott
darvor zu dancken.“ In den folgenden Monaten, vielleicht im Zuge der Krise der
schwed. Hauptarmee nach Banérs Tod am 10. 5. 1641, muß sich Colombo mit zwei
ganzen Regimentern „through the intervention of Octavio Piccolomini“ den
Kaiserlichen unterstellt haben, auch wenn er einen Teil seiner Truppe bald wieder
an die Schweden verlor.
Redlich I, 481; vgl.
Öhman, 157ff.; ferner 410102 K 10. Im Juni 1642 bis zum Ende
des 30jährigen Krieges sind er als ksl. Obrist bzw. ein ksl. Regiment „Colombo“
bezeugt, im August 1642 geriet er in Nordhausen in schwed. Gefangenschaft, aus der
er aber anscheinend rasch wieder freikam. Vgl.
Documenta
Bohemica VI, Nr. 1302 u. 1308;
Guthrie II, 240 u.
254;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 14. Buch, 14. Ruth
wiederum beteiligte sich im Dezember 1640 am Kampf gegen die ksl. Besatzung
Wolfenbüttels und erscheint noch im Frühjahr und Sommer 1641 als Kommandant der
schwed. Truppen „im stifft Halberstadt“.
AOSB SA VI, 831,
vgl. 803, 804 u. 853;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 10.
Buch, 455; 12. Buch, 549; 13. Buch, 601 u. 14. Buch, 19. || [
625]
3 Banér (s. Anm. 2), der auf seinem neuerlichen Marsch nach
Süden (Voigtland, Regensburg, Oberpfalz) Mitte Dezember 1640 tatsächlich Quartier
in Erfurt bezog (s.
AOSB SA VI, 800ff.), hatte seinen
Generalmajor Friherre Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649) „mit ezlichen
commendirten trouppen“ nach dem feindlich besetzten Heldrungen vorausgeschickt,
das dieser am 7. 12. mit Sturm eroberte.
AOSB SA VI, 803f.;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte, 12. Buch, 549.
4 Obwohl nur im Obristenrang, fungierte (Greve) Hans
Christoph v. Königsmarck (FG 515. 1648) 1639 als Oberbefehlshaber der schwed.
Feldarmee in Westfalen, wo er die Einfluß- und Kontributionsgebiete für Schweden
erfolgreich ausdehnte (vgl.
NDB XII, 360f.). Er wurde von
Banér häufig mit Sonderkommandos betraut und verstand es, auf seinen Diversionen
und Zügen ins Eichsfeld, nach Thüringen, Franken, Henneberg, Meißen usw. immer
wieder „den Meister“ zu spielen (
Theatrum europaeum, Tl. 4
[1643], 273) und diese Regionen als Verbindungskorridore und Einzugsgebiete der
Schweden zu sichern. Vgl.
AOSB SA VI, 618, 638f., 644, 655,
671, 685, 689ff., 709ff., 714, 727 u. ö.;
Theatrum
europaeum, Tl. 4 (1643), 275; George Hesekiel: Nachrichten zur Geschichte
des Geschlechts der Grafen Königsmarck. Berlin 1854, 11; Beate-Christine Fiedler:
Hans Christoph von Königsmarck. Ein brandenburgischer Junker in schwedischen
Diensten. In: Preußen und Preußentum vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Beiträge des Kolloquiums aus Anlaß des 65. Geburtstages von Ernst Opgenoorth am
12. 2. 2001. Hg. Jürgen Frölich u. a. Berlin 2002, 33–54, hier 39.
5 Die weimar. Truppen hatten ihre Winterquartiere 1640/41 in
Hessen und an der Weser bezogen, folgten dann aber unter Generalmajor Georg
Christoph Taupadel der schwed. Hauptmacht unter Banér nach Süden und vereinigten
sich mit ihm um den 23. 12. 1640 bei Neustadt a. d. Orla. Erst Mitte Januar 1641
erfolgte ihre Separation von der schwed. Hauptarmee, als Banér in die Oberpfalz
(Cham), sie in Richtung Main abzogen: Taupadels Korps nach Bamberg, das Korps des
Obristen Reinhold v. Rosen in die Gft. Henneberg.
AOSB SA
VI, 812ff.;
Engelsüß, 152f. u. 158ff.;
Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 267, 271ff. u. 396.