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401214 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
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401214

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


Beantwortet durch Beil. I. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) berichtet F. Ludwig von einem nächtlichen Überfall auf die Bernburger Bergstadt durch eine starke Streifpartei. 30 Marodeure mit unter den Mänteln versteckten Gewehren hatten sich bereits über den Friedhof Zugang in die Stadt zu verschaffen vermocht, als sie gottlob durch einige beherzte und bewaffnete Bürger wieder vertrieben werden konnten. Es sei leicht zu ermessen, was sich für ein großer Schrecken insbesondere unter den Frauen verbreitet habe. Christian verfüge nur über eine Wache von kaum 40 Mann, die das beängstigend weite Areal zu sichern habe. Er bittet F. Ludwig um Rat und um Beistand durch Abschickung einer Hilfstruppe. Es wäre angemessen, wenn jeder anhaltinische Landesfürst (in seinem Teilft.) über eine eigene Leibwache von erfahrenen Soldaten verfüge, deren Unterhalt aus der Steuerkasse zu zahlen sei. An das Landes-Aufgebot sei vielleicht ebenfalls zu denken. Christian habe in dieser Sache auch nach Plötzkau geschrieben und um Rat gebeten. — Christian hatte F. Ludwig sechs Exemplare (seiner Drelincourt-Übersetzung) Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) zugedacht und hofft, Daniel und David Sachse werden sie F. Ludwig zugestellt haben. — F. Ludwigs Josefs-Dichtung in Versen und seine (Goulart-Übersetzung) Der weise Alte in Prosa gefallen F. Christian ausnehmend gut und sollten veröffentlicht werden, jene wegen ihrer Poesie und der beigefügten Erklärungen, die || [626] so klar in den beiden ersten Büchern Mosis nicht zu finden seien, diese wegen ihrer Neu- und Fremdartigkeit in Deutschland; beide aber wegen ihrer Erbauung in Lehre, Trost und Ermahnung.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl.138r–140v [A u. Eingangsvermerk: 139v][Handschrift: Bl.138r ], 139r Antwortkonzept F. Ludwigs, s. Beil. I; eigenh., A von Schreiberh.; schwarze Lacksiegel, tw. Trauerrand. — D: KE, 80f. und stark gekürzt in KL III, 103. — BN: Bürger, S. 238 Nr. 13.

Anschrift


A Dem Hochgebornen Fürsten, Herrn Ludwigen Fürsten zue Anhalt, Graffen zue Ascanien Herrn zu Bernburg vndt Zerbst etc. Vnserem freundtlichen gevattern Herrn vettern vndt Gevattern. Cöthen etc.
Eingangsvermerk v. Schreiberhand: Præsent ☽ 14. Decembr. 1640.

Text


Hochgeborner Fürst, gnediger geehrter herrvetter, vndt Gevatter. EG. mag ich nicht verhallten, wie diese Nachtt, als die Leutte im ersten Schlaf gewesen, eine starcke partey (vermuhtlich Dragoner) sich vndterstehen dörfen, am Gottsacker her, einzubrechen, Mannesstarcke pfähle auszuheben, vndt an einem vnvermuhtetem ortt, einzufallen. Hetten auch leichtlich, den gantzen berg1 plündern sollen, gestaltt dann ihrer 30 albereitt, mitt Mänteln vndt darundter verborgenen langen Röhren, drinnen gewesen, wann Sie Gott nicht durch gar wenig ermunterte bürger geschreckt, vndt abgetrieben. Dem seye davor Lob vndt danck gesaget. Was nun dieser Nächtliche v̈berfall2 vor schregken, sonderlich dem Fl. vndt anderem Frawenzim̄er, vervrsachet, ist leicht zu ermeßen. Nun habe ich vorm Berge kaum 40 bewehrter Mann, welches zu verwahrung alhiesiger, weittschüchtigen3 posten, sehr wenig ist, vndt man weiß, wie die Raüber, auf der Nachbarschaft gehauset haben. Gott verhüte dergleichen gnediglich. Nun besorge Jch, Sie dörften öffter wiederkommen, vndt da man nicht in guter verfaßung zur gegenwehre begriffen, ein vnglück anrichten. Habe derowegen, Meiner Schuldigkeitt zu sein, erachtett, E. G. in diesem Nohtfall, [138v] vmb guten Raht, vndt würckliche hülfe zu bitten,4 ob dieselbe etwas endtsatzes an bewehrter Mannschaft zu beßerer verwahr- vndt besetzung der allhiesigen posten, zuschicken köndten.5 Es wehre ia wol nicht vnbillich, daß ein ieglicher herr, bey gegenwärtiger gefahr, seine eigene Leibwacht hette, vndt daß man vnderhalt darzu verschafte. Aber bißhero ist man zimlich bloß geseßen. Ein6 25 oder 30 geworbener guter Knechte, würden verhoffentlich mehr ausrichten, als doppelt so viel andere des Krieges vnerfahrne. Vndt solcher vnderhalt, sollte billich auß dem Schatzungskasten7 den Kriegsleutten gegönnet werden. EG. wollen diesen dingen vnbeschwehrt nachdencken, vndt ob sie Nachrichtung von diesen Mausern hetten, mir dieselbe fr.a geben laßen. An Schleuniger hülfe, wehre wol gelegen, dann aus dem verzug möchte mehrere gefahr endtstehen. Jch habe auch wol an das aufbott8 gedacht, ob man daßelbe ergehen, vndt auf die vnnützen Reutter streiffen ließe, habe auch dergleichen in dieser stunde nacher Plötzkaẅ9 , dannenhero ich antwortt erwarte, gelangen laßen. Jch verschulde vndt vergleiche alles hinwider, bey vorfallenden begebenheitten.
  [140r] Jch hatte EG. Sechs bücher von der Beharrligkeit zugedacht, will hoffen, die Ern. Sachßen10 , werden sie deroselben haben zukom̄en laßen. Bitte freundlich damitt vor lieb zu nehmen. Des Joseps geschichte ist mir sehr anmuh- || [627] tig zu lesen vorkom̄en, vndt vmb so viel mehr, weilb schöne erklährungen darinnen enthallten, welche also klärlich nicht in dem ersten vndt andern buch Mose zu befinden, vndt haben EG. wol eine Nützliche holdsehlige arbeitt, hierinnen vollbracht.11 Der weyse, oder kluge, vernünftige Allte,12 gefället mir ebenmeßig so wol, vndt ist so erbaẅlich, daß ich mich erfreẅen würde, wann beyde diese Schriften, eine in gebunden- die andere in vngebundener rede, ans Tagelicht kähmen, vndt würde mir die wahl eine von der andern zu vndterscheiden, schwehr fallen. Die erste ist künstlicher außgemacht als die andere von wegen der reyme, hingegen ist diese Schrifft, neẅer vndt seltzamer in diesen Landen. Beyde seindt erbaẅlich, zur Lehre, zum trost, vndt zur ermahnung, vndt kein rechter Christ, wirdt sie können vngerne lesen. Stelle bloß deren v̈bereignung zu EG. freundvetterlichem gefallen, vndt verbleibe deroselben dienstwilliger vetter allezeitt,
  Christian, F zu Anhalttc
  Bernburg den 14. Christmonats, 1640.

I

Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 139r; eigenh. Konzept.[Handschrift: Bl.139r ]

Anschrift


A  Fehlt.

Text


Hochgeborner f. freundlich vielgeliebter herr vnd naher gevatter, aus El. gestrigen schreiben, so mir abends spat überreichet worden, habe ich ungerne den anfal auf den berg zu Bernburg vernommen, wiea den eben diese vögel zu klein Paschleben1 eingefallen, und pferde auch andre sachen weggenommen. Jch meines theils erkenne mich zwar schuldig und geneiget, El. nach aller mugligkeit mitt Raht und that beyzustehen; Alleine ist auf solchen entstehenden fällen, als El. selbst wißen, beßers nicht, als etwas verwahrung und gutte wacht; Und was die folge2 im lande betrifft, stehet es darauff, das El. nechst mir und Vetter f. Johann Casimirs L.3 in unsern Ämbtern, so dießeits der Sahle an einander stoßen, so wol durch unsere underthanen, als der von Adel die ihre gerichte haben untersaßen, und mitt ihren Ritterpferden eine richtige verfaßung gemacht vnd solche zu werck gestellet werde, inmaßen zwar etwas ein anfang zwischen Cöthen und Deßau mitt austheilung gemacht, aber noch nie zur wirckligkeitt gebracht worden. Stehet also zu El. gefallen, ob deswegen unsere beamptenb mitt einander notwendige unterrede was eines Ambt sich gegen den andern zu getrösten, haben sollen undc könte den darauf zwischen El. Stadt Bernburg, und was jehnseit der Sahla ist zwischen Nienburg und Warmsdorff4 auch eine verfaßung gemacht werden.d
  Die erhaltung gewißer soldaten aus der gemeinen Cassa der contribution5 zu nehmen, wird sich nicht schicken, sondern bey ieder residenz iede herrschaft mitt ihrene leuten aufs glimpflicheste ungezwungen undf leidlichste zug handeln haben, wie sie deswegen zur wache und vertheidigung beyh ihren hoflagern not- || [628] wendige sicherheit haben könne. Von einer residentzi zur andern einander etwas deswegen zu zu schicken, leidetj sichk nichtl , ist auch nichts bestendiges. El. werden aber hierunter fernerm den sachen reiffer nachdencken, und sehen was sie von Plötzkaun fur bedencken und anleitung erlangen6 , und do7 sie den mitt mir daraus sich weiter berahten wollen, wil ich es gerne vernehmen.

15. Christmonats 1640.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.
b Folgt <Ke>
c Folgen durch Ausriß umleserliche Buchstaben. Evtl. mpria

T I
a Bis weggenommen am Rand ergänzt.
b Folgt <deswegen>
c Bis gemacht werden am Rand ergänzt.
d Am Rand befindet sich hier eine unvollständig lesbare Ergänzung, die sich mangels Einschaltzeichen nicht eindeutig zuordnen läßt: Der[?] dorfschaften wehren an zu zihen zur folge
e Eingefügt für <seinen>
f undleidlichste am Rand ergänzt.
g Eingefügt.
h Bis hofelagern am Rand ergänzt.
i Eingefügt für <ortt>
j Eingefügt für unleserliche Streichung, evtl. als kan es zu lesen.
k Folgt unleserliche Einfügung, evtl. als auch zu lesen.
l Folgt <schicken>
m Eingefügt für <auch>
n Folgt <deswegen>.

Kommentar
K
1 Bernburg bestand damals aus der am Westufer der Saale gelegenen Talstadt (auch Unterstadt), die 1561 aus der Vereinigung der zuvor selbständigen Alt- und Neustadt hervorgegangen war. Jenseits der Saale erhob sich auf hohem Saalehang das fl. Schloß mit der vorgelagerten Siedlung „vor dem Berge“, die erst Mitte des 15. Jhs. eigene Stadtrechte erhalten hatte und diese bis 1825 wahren konnte (Berg- oder Oberstadt). Auch der Friedhof der Stadt („Gottesacker“) war 1551 „vorm Berge“ angelegt und 1611 „weiter hinaus geleget“ worden. Beckmann III, 120; vgl. 114ff. u. 122f.; vgl. HhS XI, 37ff.; Merian: Topographia Superioris Saxoniaæ, 29f.; Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Hg. Erich Keyser. Bd. II: Mitteldeutschland. Stuttgart, Berlin 1941, 430f.
2 Die Schilderung des Vorfalls in Christian: Tageb. XV, Bl. 410r (Montag, 14. 12. 1640): „Diese Nacht haben wir einen stargken Lermen gehabtt, in dem eine partie zu fuß, heimlicher weyse, am Gottsagker eingeschlichen, ihre röhre vndter den Mänteln gehabtt, vndt da die leutte im ersten Schlaf gewesen, Sie zu v̈berfallen vermeint. Gott hat aber noch gnade verliehen, daß man ihrer gewahr worden, vndt sie abgetrieben, wiewol meine bürgerschaft allhier, sonst zimlich faul, vndt träge ist. [...] Avis: daß die gestrige Nachtpartie 60. pferde Starck gewesen, davon 30 abgestiegen, vndt an der Sahle her, an den berg kom̄en, daselbst von innwendig, das verRam̄elte pförtlein mit großer gewaltt gegen meiner breitte am Gottsagker aufgemacht, vndt als die bürger in armis gewesen, sich wieder nach ihren pferden, darvon gemacht [...].“
3 Schüchtig, gleichbedeutend wie schüchtern (DW IX, 1828f.), auch „Schüchterig/ & Schüchtericht“ (Stieler, 1766), „schuchter, schüchter“ (Wachter, 1470). Hier wohl im damals noch möglichen aktivischen Sinne von Angst oder Zaghaftigkeit bewirkend. DW IX, 1824ff.; vgl. Adelung Wb. III, 1670.
4 Bestätigung in Christian: Tageb. XV, Bl. 410r: „Nach Plötzkaẅẅ, vndt Cöhten geschrieben, vmb guten Raht.“
5 In Beil. I wird F. Ludwig zurückhaltend auf F. Christians Ansinnen reagieren.
6 Ungefähr. Zahlwort, unbest. Art. u. Pron., bezeichnet im Fnhd. auch unbestimmte Kollektivsubjekte: nonnullus, einige. S. 310224 K 41 u. 380110 K 6; Mittelelb. Wb. I, 869ff., hier S. 871 Ziffer 3c.
7 Schatz und Schatzung, früher zusammenfassende Ausdrücke für direkte Steuern und Abgaben, hier also etwa Steuerlade. Haberkern/ Wallach, 551. || [629]
8 Aufgebot, d. h. die zur Landesdefension im Kriegsfall erfaßten Einwohner. Vgl. Haberkern/ Wallach, 141 („Defensionswerk“). Daß die Bürger der Stadt Bernburg eine Schildwache stellten, bestätigt Christian: Tageb., a. a. O., Bl. 410v. Überhaupt verstärkte Christian seine Verteidigungsanstrengungen, da die allgemeine Kriegslage mit dem erneuten Vorstoß der Schweden nach Süden auch im Anhaltischen unruhiger und bedrohlicher geworden war. Vgl. 401212 K I 2. Johan Banér (FG 222) war, nachdem sich seine Hauptarmee in westfäl. und braunschweig-lüneburg. Quartieren im Herbst 1640 etwas erholen und verstärken konnte, im November 1640 aus Bückeburg aufgebrochen und zunächst nach Erfurt marschiert. Über Neustadt a. d. Orla, wo sich die schwed. Armee mit der französ.-weimar. Armee vereinigte, Hof und Bayreuth sollte die Armada im Januar 1641 bis nach Regensburg vorstoßen, wo der Reichstag seit dem September 1640 tagte. Plötzlich auftretendes Tauwetter hinderte Banér zwar, wie geplant über die Donau zu setzen, die Stadt anzufallen und sich womöglich gar des Kaisers und anderer Gegner zu bemächtigen. Eine Artilleriekanonade auf die Stadt übertönte aber immerhin die von Banér verachtete „süße pfeiffe von Regensburg“ (AOSB SA VI, 792) und rief Kaiser und Ständen die Interessen und Ansprüche der Schweden unliebsam in Erinnerung. Die Schweden zogen danach ab, trennten sich von den „Bernhardinern“ unter Georg Christoph Taupadel, die nach Franken und ins Hennebergische zogen, und nahmen Quartier in Cham/ Opf., bis sie im März 1641 von einer starken ksl. Armee unter F. Octavio Piccolomini (FG 356. 1641) nach Sachsen zurückgetrieben wurden. Vgl. 410102 K 5; AOSB SA VI, 697ff. u. 807ff., ferner 600, 630, 631f.; Engelsüß (HAB: 441.19 Hist. [1]), 152ff.; Englund, 242ff.; Parker, 253; Pufendorf: Kriegs-Geschichte, XII. Buch, 547ff. u. XIII. Buch, 592; Theatrum europaeum, Tl. 4 (1643), 383–403; Wedgwood, 381. Angesichts gestiegener Unsicherheit durch schwed. Streifpartien kontrollierte F. Christian im Dezember 1640 sogar persönlich Posten und Schlagbäume und beriet sich mit seinen Räten „wegen der Kriegsverfaßung“. Christian: Tageb. XV, Bl. 408r (10. 12. 1640). „Meinem Stallmeister vndt Cam̄erJuncker Carll Heinrich von Nostitz, habe ich die aufsicht über die Kriegsverfaßung im Schloß dißeyt der Sahle, Meinem hofJuncker Augusto Ernst von Erlach aber, ienseyt in der Stadt anbefohlen.“ Ebd. Zu Carl Heinrich v. Nostitz (FG 360. 1641), den Christian im Juni 1639 zu seinem Stallmeister ernannt hatte, nachdem er ihm bereits acht Jahre gedient hatte, s. Christian: Tageb. XV, Bl. 169r u. Conermann III, 414; zu August Ernst v. Erlach s. Christian: Tageb. XV, Bl. 390v (2. 11. 1640), 392v (6. 11. 1640), 394v (7. 11. 1640) u. ö. Am 13. 12. 1640, also unmittelbar vor dem geschilderten nächtlichen Überfall, hatte Christian mustern lassen: „Jch habe die hofdiener neben der bürgerschaft vorm berge, aufführen vndt mustern laßen, durch Nostitz. Es seindt ein 68. Musketirer vndt 24 hellebardirer gewesen. Gott gebe, daß es wieder sicher werden, vndt man solcher defensioner nicht bedörfen möge. Vndter deßen, hat man sich, so gut man kan, vorzusehen, vndt nach müglichkeitt zu verwahren. Vndter den Musk. waren von der Hofpursche 24 vndt 44 bürger. Der iunge Petz gieng an den seitten, vndt hindter den Soldaten her, vndt half dem Stallmeister, die glieder vndt reyen, gleich stellen.“ A. a. O., 409v (13. 12. 1640). Georg Petz, der Vater des Genannten, war einst Christians Sattelknecht und Begleiter in der Schlacht am Weißen Berge, seit 1636 Musketier auf dem Schloß zu Bernburg. S. a. a. O., 100r u. ö. Der Name Georg Petz taucht in Christians Tagebuch mehrfach im Zusammenhang von Absendungen auf und scheint sich auf einen jüngeren zu beziehen, vgl. etwa a. a. O., 125v, 127v, 133r u. ö. Im Dezember erfolgte noch die Anstellung eines neuen Stadtmajors, Hans Albrecht v. Halck (FG 323), der der Bürgerschaft am 22. 12. 1640 vorgestellt wurde. Er führte fortan das Kommando in der Stadt und über das Landvolk, Nostitz führte es „vorm berge“. A. a. O., 416v, vgl. 409v, 411v, 412r u. 414v.
9 Sitz des damaligen Seniors des anhaltin. Gesamthauses, F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG 46).
10 Zu der F. Ludwig in sechs Exemplaren übermittelten Übersetzung Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) vgl. 400312 K 1. F. Christian II. scheint || [630] auf eine Empfangsbestätigung F. Ludwigs zu warten. Sie ergeht aber auch in Beil. I noch nicht. Die Übermittelnden sind F. Ludwigs reform. Hofprediger und Köthener Superintendent, Daniel Sachse (1596–1669), und F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg Hofprediger und Prediger zu St. Ägidien „vorm Berge“ (Bergstadt Bernburg), David Sachse (1593–1645). Zu Daniel vgl. 330920 K 2, zu Daniels Bruder David Beckmann III, 475; vgl. Graf: Anh. Pfarrerbuch, 405. „Ern“ bedeutet Ehrwürden. DW (Neubearbeitung) VII, 303f. u. 305f.; (Caspar v. Stieler:) Teutsche Sekretariat-Kunst (Nürnberg 1673), 422 (HAB: 35.1 Rhet).
11 Die Nachdichtung auf die Josefs-Geschichte in 1. Mo 37ff. hat sich weder handschriftlich erhalten, noch es zu einer Druckveröffentlichung gebracht, war aber Teil des großen poetischen Bibelprojekts F. Ludwigs, neben dem Psalter (vgl. 390115 K 1), dem Buch Hiob (vgl. 390110 K 1) und den Sprüchen Salomonis (vgl. 390115 K 1) auch die fünf Bücher Mosis (vgl. 371110 K 5) nachzudichten. In F. Ludwigs Nachlaßverzeichnis wird aufgeführt: „Manuscriptum deß Ertzvatters Josophats geschichten in Deutsche Reimen“ (IP, 333v). Das Manuscript, das tatsächlich nicht die Geschichte Joschafats, König von Juda im 9. Jh. v. Chr. (s. 2. Ch und 1. u. 2. Kö), sondern die des Patriarchen („Ertzvatter“) Josef, Sohn Jakobs, behandelt hat, ist später verlorengegangen. Vgl. Conermann:Ludwig und Christian II. von Anhalt, 416. Mit 401216 schickte F. Christian die Dichtung wieder an F. Ludwig zurück. Nur ein einziges Stück der Nachdichtung der Bücher Moses wurde kürzlich im NSTA Wolfenbüttel gefunden, s. 391217 K 2.
12 Fürst Ludwig: Der weise Alte (1643): [Simon Goulart de Senlis: LE SAGE VIEILLARD (zuerst Lyon 1605), dt. Übers. von F. Ludwig u. d. T.:] Der weise Alte/| Welcher | Durch geistreiche betrachtungen eines langen und | kurtzen Lebens/| Dessen beschaffenheiten/ art und ursprungs der Bäume/| des lebens/ und der wissenschaft/ darauf die leibs | und seelen beschwerungen | folgen/| Den Nutzen/| So die weisen Alten/ aus Philosophischen und tröstlichem Rahte | götlicher Schrift wider alle schwachheiten leibes und der seelen/| ja den tod selbst/ den man fürchten und nicht fürchten sol/| nemen können/| Wie auch | Eine rechtschaffene verfassung gegen den tod für iederman/| wes Standes und Würden er sey: von der leiber auferstehung/| und der seelen unsterbligkeit. | Und schlieslich | Eine ernste vermanung an alle | Alte und Junge/| Jn zwantzig Capitteln vorgestellet. | Aus dem Frantzösischen ins Deutsche vor Jahren versetzet/| und anietzo | Gedruckt zu Cöthen im Fürstentume Anhalt/| [Linie] | Jm Jahre 1643. HAB: 23. 3 Eth. (1) u. QuN 199 (3). Fürst Ludwig hat dieses Stück Weisheitsliteratur des Genfer Predigers Simon Goulart de Senlis d. Ä (1543–1628) bereits 1630/31 übersetzt, die in einer Handschrift überlieferte Übersetzung (HM Köthen: Hs FG 17) später aber nochmals sprachlich und stilistisch verbessert. Da der vorliegende Brief den Beginn einer fruchtbringerischen Gesellschaftskorrektur dieses Werkes zu markieren scheint, könnten sich auch die Korrektureinträge F. Ludwigs in der besagten Handschrift ungefähr auf das Jahresende 1640 datieren lassen. Vgl. 310411 u. I. F. Ludwigs Übersetzung erschien erst 1643 im Druck; F. Christian muß daher eine Handschrift vorgelegt worden sein. Vgl. im vorliegenden Band 401223.
K I Dieses Antwortschreiben folgt weder formal noch inhaltlich dem zu dieser Zeit bereits entwickelten Muster des Gesellschaftsbriefs. Es geht auch nicht auf die in 401214 erwähnten Werke ein, wie dies in der fruchtbringerischen Korrespondenz zwischen Fürst Ludwig und seinem Neffen F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) üblich war. Der Überfall auf Bernburg bzw. das politische Thema eines anhalt. Landesdefensionswerks ließen offenbar keine Zeit zu literarischem Austausch. Allein die Tatsache, daß der Brief 401214 beantwortet und sich zudem im Köthener Erzschrein der FG erhalten hat, führte zu seiner vollständigen Aufnahme im vorliegenden Band. Christian: Tageb. XV, Bl. 410v bestätigte den Empfang dieses Briefes noch am 15. 12. 1640.
1 Klein Paschleben im Amt Nienburg/ Ft. Anhalt-Köthen, zwischen Bernburg und Köthen gelegen. || [631]
2 Die Folge von Lehensleuten oder Untertanen zu einer Dienstpflicht gegenüber ihrem Lehnsherren, hier die Folge zum Defensionsaufgebot. Vgl. K 8; Haberkern/ Wallach, 203.
3 F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10).
4 Nienburg, am Zusammenfluß von Bode und Saale, im gleichnamigen fl. anhalt-köthnischen Amt; Warmsdorf, im gleichnamigen anhalt-köthnischen Amt an der Wipper (westlich der Saale), heute Ortsteil von Amesdorf.
5 Das Ft. Anhalt war nach dem Beschluß des Obersächs. Kreistages vom November 1638 verpflichtet, zur Unterhaltung der kaiserlichen und Reichsarmee seinen Anteil der bewilligten 120 einfachen Römermonate zu entrichten, monatlich insgesamt 1.624 Tl. Die regelmäßige Kontribution an die kursächs. Garnison in Magdeburg machte hier den Hauptanteil aus. Der Reichstag in Regensburg beschloß im November 1640 erneut einen 120fachen Römerzug binnen fünf Monate. Hinzu kam eine mit Johan Banér (FG 222) ausgehandelte, vergleichsweise gelinde allmonatliche Kontribution des Gesamtfts. Anhalt an die Schweden in Höhe von 600 Reichstalern. Vgl. 390504 K 4 u. 401212 K 4.
6 F. Christian II. hatte in dieser Sache auch den damaligen Senior des anhaltin. Fürstenhauses, F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46), am 14. 12. 1640 angeschrieben, s. 401214. Dessen Antwort wurde F. Christian noch am selben Tag (15. 12.) durch Caspar Pfau (FG 412. 1644; s. 401212 K 2) überbracht. S. Christian: Tageb. XV, Bl. 410v.
7 Do, adv., conj.; hier als Konditionalkonjuktion „wenn, sofern“. Vgl. 371110 K 15 u. ö.; vgl. jetzt auch Mittelelb. Wb. I, 643ff. (s. v. dā).
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