Text

401215 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [631]

401215

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) entschuldigt sich, F. Ludwigs (Der Nährende) Schreiben vom kürzesten Tag des Jahres erst so spät zu beantworten. Geschäfte haben ihn an einer zügigeren Erledigung ebenso gehindert, wie sein Wunsch, die von F. Ludwig begehrten beiden Stücke einzuliefern. Sie wurden eilig durchgesehen bzw. aufgesetzt und liegen dem Brief bei. — Das Klagegedicht (auf Pzn. Anna Sophia v. Anhalt-Bernburg, AL 1617[?], PA, TG 19) sollte nicht ohne Vorwissen F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) im Druck veröffentlicht werden. — In zwei Nachsätzen erkundigt sich Werder, was F. Ludwig mit dem Gedicht „über die gnadenwahl vndt beharrlikeit der Heyligen“ beabsichtige und bittet um Nachsicht, daß (Werders) „lob vndt TrostKlage“ (auf die genannte Prinzessin) nicht sauber abgeschrieben worden sei: Der Dichter habe nicht die Zeit dazu gefunden; der Schreiber sei kein Einheimischer.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 450r–452v [A: 452v], 450v u. 452r leer; eigenh., schwarzes Lacksiegel. Eingelegtes Blatt 451rv s. Beil. I. [Handschrift: Bl.450r ]D: KE, 169f. — BN: Bürger, S. 1440 Nr. 47.

Anschrift


A Dem Nehrenden Cöthen zuhanden

Text


Der Nehrende wirdt hiermit dienstlichstes fleisses ümb verZeihung gebeten, das auf sein, vom kürtzesten tage diesesa jahrs1 abgangnes schreiben sob spaat ist geandtwortet worden. Die vrsache ist theils der eingefallenen geschäfte, theils, das man gerne mit beyden begehrten stücken2 erscheinen wollen, welche in eyl übersehen vndt aufgesetzt hierbey gefügt befindtlich sein. Eins wirdt errinnert, das || [632] man die Klage ohne vorbewust des Vnveränderlichen nicht drücken wolle. Gott mit vns.
  Reinsdorf am Hänsgens tage weiblichen geschlechts3 . war der 15. tag ChristMonats 1640.

  Des Nehrenden dienstwilligster geselschafter
  Der Vielgekörnte.

Man möchte gerne nachricht haben, wie es mit den wenigen reimen, über die gnadenwahl vndt beharrlikeit der Heyligen4 , gehalten wirdt.

Es wirdt auch ümb verZeihung gebeten das die lob vndt TrostKlage5 nicht rein abgeschrieben worden, dieweil der abschreiber nicht einheimisch, vndt der tichter nicht der Zeit gehabt.

I

Werders Korrekturvorschläge zu den Reimgesetzen der Mitglieder Nr. 249-348

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 451rv: eingelegtes Blatt in 401215, 451v leer; eigenh. [Handschrift: Bl.451r ]

Text

Gesetzvers
249 —1.ich finde hier keine construction
2.wächst durch die blätter aufa — — —
252 —7.dochb sein’ aufrichtikeit bringt endtlich ihn herfürc
253 —4.hatt auch keine construction
6.weil er beständig grüntd — — —
8.wil in Standthaftikeit auch immer grünen neud
254 —2.finde keine construction
255 —4.— — — im krieg’ hab’ ich erwiesene
  5. 6. 7. 8.verstehe sie alle nicht
256 —3— — — verZehret wirdt auch rechtf
4— — — im menschen, wan ihng kehreth
5— — — vndt prüft als seinen Knechti
6Rechtschaffen ihn darinj
259k8.Man findt doch nur allein bey tugendt fried’ vndt ruh.l
260m6.das es vom gutem werd’ ab nimmermehr geZogenn
261 —2.Gibt sieo den adern Kraft p
269 —1.wan doppelt voll vndt hoch hehrq die Granate blühtr
2.ist sie die schönste bluhms
279 —8.Dan Gott der herre wohnt der Zwietracht nimmer beyt
295 —2.Es findet häuffig sichu
4.— — — dan seinen dienst anwendenv
5.Man in dem vatterland vndt in der frembde kanw
|| [633]
297 —2.Bleibt rein vndtx Sauber stetsy — — —
4.— — — die man daraus erbawenz
5.Bedächtig hatt gewolt — — —aa
298 —1.Es treibet sehr wohl aus der Saam’ am wunderbaumab
315 —1.jst einem alzugros die Miltz, so mindert sieac
6.Die seinen, sondern das, was schaden bringet, hindertad
7.last vns in freudikeit des hertzens dienen ihm,ae
317 —6.Der thutt was Gott gefeltaf
320 —3.Aufhebend heiss ich drümb man soll in keiner Zeitag
4.Zum guten werden müd’ auch nicht beym schweren lebenah
335 —5.Er sey der freundtlikeit vndt sanftenai sitten vollaj
6.Dem hart erstarrtemak Sinn’ in Zeit Zuwiederstrebenal
339 —3.vom Frieden redt’ ich wohl vndt nicht schlecht oben hinam
4.Des güldnen Friedens wort ging mir gar wohl von Stattenan
5.Er bringt der Christenheit vndt aller welt gewinao
343 —6.— — — vndt lest sich nicht aussühnenap
348 —1.Weinrancken wan sie jung bindt man mit Binsen anaq
3.Dem nahmen Bindendt bin ich drümb wohl zugethanar

II

Fürst Ludwigs und Werders Widmungsgedichte in Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg Übersetzung Von der Beharligkeit der Außenwehlten (1641)

Beschreibung der Quelle


Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) (s. 400312 K 1), Bl. aij r und a ij v f.

Text


Auf die Christliche Behar-
ligkeit.

SEht die beharligkeit der wahren Christen an/
Die auf die gnadenwahl des HErren1 ist gegründet/
Wan ihre hertzen Gott durch seinen geist entzündet/
Da sonst der mensch für sich nichts gutes thut und kan:
Dan gehen sie getreü auf seiner ebnen bahn’/
Auf deren man gewiß die rechte warheit findet/
Und sich mit seinem Gott’ im grunde fest verbindet/
Dargegen hindert sie durchaus kein falscher wahn:
Standhaftig Christus sie erhelt in ihrem leben/
Das ewig’ ihnen drauf im himmel auch zugeben/
Es reisset niemand Sie aus seines Vaters hand/
Dan sie bewehret seind in ihrem rechten glauben/
Den ihnen nichtes kan aus ihren hertzen rauben/
O wie so selig ist der Außerwehlten stand!

|| [634]

[a ij v]
Eine andere anweisung
Auf die Gnadenwahl und Beharligkeit der Glaubigen.

HIer sehet wie die schrift von Gottes gnaden willen
Dem Christgeliebtem volck kan allen unmut stillen.
Wie sie so tröstlich sey/ wie sie auch Gottes ehr’
Und die barmhertzigkeit des HErren hoch vermehr’
An denen/ so im liecht des wahren glaubens stehen
Den wan sie auf dem weg’ und worte Gottes gehen:
So messen solches sie nicht ihren kräften bey/
Wol wissend/ daß es nur des höchsten gabe sey.
Sie wissen/ daß der glaub’ und ein bußfertig leben
Nicht sey der menschen werck/ von Gott wird es gegeben.
Darumb so dancken sie in tieffster demut ihm
Daß er nach ihrer schuld in seinem rechten grimm’
Auch sie verworffen nicht hin zu dem hellena grunde/
Da er sie eben so (gleich den gottlosen) funde
Darliegen in dem blut’/ in ihrem koht’ und schlamm/
Und sie in dessen doch in seine gnade nam.
Daher sind sie gewiß/ das standhaft sie verharren
Jm glauben werden stets/ Gott wird sie wol bewaren/
Und ihre Beylag’2 auch durch seine grosse macht/
Bis er sie haben wird an jenen tag gebracht.
Ob sie aus schwachheit auch wol oft in sünden wallen/
So leßt sie doch der HErr nicht gantz und endlich fallen/
Er richt sie wider auf/ bringt sie zur ebnen bahn’
Und nimmet sie zu letzt mit himmels ehren an.
Gib HErr mir deinem Knecht das ich ia nicht vernichte
Dein’ hohe gnadenwahl/ mich auch an dem gerichte [Bl. aiij r]
Der bösen ärgre nicht/ und die barmhertzigkeit/
Die du für vielen mir erzeigst/ insonderheit/
Jn demut buß’ und danck’ anbettend mög’ erkennen/
Versichert/ das mich nichts von Christi liebe trennen
Wird können ewiglich/ dieweil sie in der hand
Und rahtschluß dieses HErn [sic] hat ihren festen stand/
Und nicht in meiner kühr3 . Es wird sie keine blösse/
Verfolgung/ trübsal/ angst/ es wird sie keine grösse
Des hungers/ der gefahr/ anfechtung noch das schwert
Außtilgen können nie/ dahero sind (so wehrt
Und hoch auch engel sind) gewalt und Fürstenthümer/
Was gegenwertig ist/ und künftig sein wird/ nimmer
Mir nemen diesen schluß: Kein leben und kein tod/
Nichts hoch- nichts tieffes auch wird mich von meinem Gott’
Und seiner stetten lieb’ in ewigkeit nicht scheiden/
|| [635] Dan diese liebe hat mein Heyland durch sein leiden
Befestigt/ und sein Geist ins werck auf mich gebracht/
Dem sey preiß/ herligkeit/ ruhm/ ehre/ lob und macht.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a diesesjahrs am Rand ergänzt.
b sospaat eingefügt.

T I

Im Folgenden vergleichen wir Werders Korrekturvorschläge mit der in GB Kö. bzw. GB 1641 vorliegenden Fassung und merken die Abweichungen (ausgenommen orthographische Varianten) an.Es zeigt sich, daß die meisten Verbesserungsvorschläge Werders in GB 1641 aufgegriffen wurden.Im Folgenden vergleichen wir Werders Korrekturvorschläge mit der in GB Kö. GB 1641 vorliegenden Fassung und merken die Abweichungen (ausgenommen orthographische Varianten) an.Es zeigt sich, daß die meisten Verbesserungsvorschläge Werders in GB 1641 aufgegriffen wurden.
a GB Kö. Weilß durch die bletter wächst, vnd drumb bald wird erkennet. GB 1641 Das durch die blätter wächst/
b GB 1641 Dan
c GB Kö. Vers 6 Daß man aufrichtig sey, vnd so auch werd erkennet
d GB Kö. Vers 7 und 8 Den waffen vnd der Lieb’ in stetter grünen trew | Vnd in Standthaftigkeit Zu grünen stettig new.
e GB Kö. ‚Gepriesen’ Jch nun heiß vnd in der krieges ehr
f GB Kö. ‚Verzehrendt’ heiß ich drumb, vnd das verzehret werd
g Eingefügt für <vns>
h GB Kö. Des bittern Zornes gall im menschen auf der Erd.
i GB Kö. Jm Kreutze will der Herr vnß prüfen vnd bewehren
j GB Kö. Vnd durch viel trübsal einst Zu seinem willen kehren.
k Irrtümlich für 258. GB 1641 Weil tugend unbelohnt doch nimmer bleiben kan.
l GB Kö. Vnd so betreeten wörd’ der wahren tugend bahn.
m Irrtümlich für 259. das es vom wiederaufgehobene Streichung.GB 1641 Das es vom guten werd’ ab nimmer weggezogen/
n GB Kö. Daß man mein dienstlich hertz ob andern könne preisen
o GB 1641 so
p GB Kö. Thut wohl den adern gahr, das nicht leicht ihnen schade
q GB 1641 her (Die Homonymie her/ hehr hier zugunsten des Adverbs/ Präfix’ her entschieden).
r GB Kö. Die Schöne ‘dopple blüet’ der Stauden ‘Von Granaten’
s GB Kö. Pflegt Vnß in voller höh’ auch hier schön Zugerathen,
t GB Kö. Vers 7 Vnd Gotte wolgefält, eß ist die beste frucht,
u GB Kö. Man find eß häuffig auch ahn vielen kalten enden,
v GB Kö. Genennet bin, weil ihm daß wachßen nit ist schwehr,
w GB Kö. Man wächst vnd nimmer Zu sowohl in frembden Landen,
x GB 1641 auch
y GB Kö. Sich rein vnd sauber helt, man wird drahn nimmer schauen
z GB Kö. Die mit gewelbet sind, waß seine tugend kan;
aa GB Kö. Drumb bin Jch ‘Rein’ genandt von spinnen vnd von würmen,
ab GB Kö. Eß treibet sehr wohl auß deß ‘Wunderbaumes’ samen,
ac GB Kö. Die wurtzell ‘Seiffenkrauts’ die Miltz im leibe mindert,
ad GB Kö. Von Vnß erfordern thutt dem gutten nachzustreben
ae GB Kö. Dan wan wir haben nuhrt Zu ihm die frewdigkeit
af GB Kö. Jn dem waß himblisch ist, daß nimmermehr Vergehet.
ag GB Kö. ‘Auffhebend’ ich genant bin drümb die müdigkeit.
ah GB Kö. Zum guten müde man soll werden keine Zeit,
ai GB 1641 sanfter
aj GB Kö. Jn sanfftmuth v̈berahl am besten man verfähret,
ak GB 1641 erstarten
al GB Kö. Viel Vnheilß wendet ab, demselben steürt vnd wehret,
am GB Kö. Vom Frieden wurd ich auch Zureden außerwehlt
an GB Kö. Vnd wie der gülden ist, gekrönet, dargestelt,
ao GB Kö. Daß vielen hohen stands vnd andern seine klagen
ap Lies: aussöhnen GB Kö. (Weil durch die waffen doch kein’ Eintracht ist Zustifften)
aq GB Kö. Weinrancken wan sie Jung, man mit den ‘Binsen’ bindet
ar GB Kö. Den nahmen ‘Bindend’’ ich daher bekommen hab’ GB 1641 Dem Namen Bindend drumb bin ich wol zugethan:

T II
a Lies: Höllen

Kommentar

1 Im Erzschrein hat sich kein Konzept des genannten Briefes F. Ludwigs (Der Nährende) erhalten. Der auf der nördlichen Erdhalbkugel kürzeste Tag ist der 21. (oder 22.) Dezember (Wintersonnenwende), an dem die Sonne ihre größte südliche Deklination erreicht. Im julianischen Kalender galt der 25. 12. als Tag der Wintersonnenwende (weshalb Christi Geburt später auf diesen Tag gelegt wurde). Die Kalenderreform Papst Gregors || [636] XIII. korrigierte den kürzesten Tag des Jahres (auf der Nordhalbkugel) auf den 21. Dezember. Kalender Herlitz 1646 (HAB: Xb 6222) hat den 11. 12. a. St. und den 21. 12. n. St. als „Kützester Tag. Winters Anfang“. So könnte sich Werders Hinweis auf einen Brief F. Ludwigs vom 11. 12. 1640 beziehen.
2 Nur die Beil. I liegt heute noch dem Brief bei. Der weitere Brieftext könnte nahelegen, in den beiden von F. Ludwig begehrten Stücken eine „lob vndt TrostKlage“ Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) auf die am 1. 9. 1640 verstorbene Schwester F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche), Anna Sophia (AL 1617[?]. PA. TG 19), sowie ein Widmungsgedicht Werders auf F. Christians II. Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) zu vermuten. Vgl. schon 401025 u. 401117. Erstere ist nicht überliefert, falls sie tatsächlich aufgesetzt wurde (vgl. aber 401216), letzteres erschien ungezeichnet und undatiert in F. Christians genanntem Werk. S. Anm. 4. Da Werder im folgenden Satz indessen davon spricht, er habe beide Stücke eilig „übersehen vndt aufgesetzt“ könnte das erstere auch die Korrektur Werders an einer Arbeit F. Christians II. — seinen drei Trauergedichten auf die Schwester Anna Sophia (s. 400902; Werders Verbesserungen dazu s. dort Beil. II) — oder F. Ludwigs meinen, für welche das Trauersonett des Fürsten auf seine Bernburger Nichte — möglicherweise die im vorliegenden Brief genannte „Klage“ — allerdings ausscheidet, da Werder seine Verbesserungsvorschläge schon mit 401117 eingeschickt hatte (s. dort auch Beil. I). Zwar ließe sich auch an Korrekturen Werders zu F. Ludwigs Sonett „Auf die Christliche Beharligkeit“ (s. hier Beil. II) denken, wahrscheinlich aber sind doch die Verbesserungen Werders zur Neubearbeitung der FG-Reimgesetze durch F. Ludwig gemeint, die noch heute dem Brief beiliegen (s. hier Beil. I). Eine solche Sendung hatte Werder auch in 401116 angekündigt.
3 Werder scheint Schreibkalender von David Herlitz/ Herlicius benutzt zu haben, s. schon 371110 K 3. Kalender Herlitz 1646 hat für den 15. Dezember (im alten wie neuen Stil) „Johanna“. Kein Hinweis in Grotefend.
4 In 401117 hatte Werder F. Ludwig gegenüber seine Bereitschaft angesprochen, ein Widmungsgedicht auf Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) aufzusetzen. Vermutlich lag dieses als eines der beiden genannten überschickten Stücke dem vorliegenden Brief bei (s. Anm. 2) oder wurde sogar schon früher F. Ludwig zugestellt. Da das genannte Buch F. Christians bereits am 11. 12. 1640 ausgeliefert wurde (s. 400312 K 1), müßte im ersteren Falle Werders Widmungsgedicht (mitsamt dem Vorwerk) nachgedruckt worden sein. Dies erscheint durchaus möglich, da F. Christians „Ubereignungsschrift An den Nehrenden“ auf den 1. 1. 1641 datiert ist. Da beide Verfasser, F. Ludwig und Diederich v. dem Werder, die Korrekturdurchsicht des Werkes auf sich genommen hatten (s. 400312), ist ein weiterer Beitrag in Form von zwei Widmungsgedichten nur naheliegend. Werders Nachfrage im vorliegenden Brief bezüglich der Verse „über die gnadenwahl vndt beharrlikeit der Heyligen“ deutet jedenfalls auf den Titel des 2. Widmungsgedichtes im genannten Buch und damit auf Werder als Verfasser hin: „Eine andere anweisung. Auf die Gnadenwahl und Beharligkeit der Glaubigen“ (s. Beil. II).
5 Aus 401117, dem vorliegenden Brief u. 401216 läßt sich schließen, daß neben F. Ludwig auch Werder ein (nicht erhaltenes) Trauergedicht auf die verstorbene Pzn. Anna Sophia (s. Anm. 2) verfaßt und F. Ludwig zugeschickt hat. Es ist aber keineswegs auszuschließen, daß hier die Gedichte F. Christians II. auf seine Schwester (s. 400902) bzw. Werders Korrekturen dazu (400902 II) gemeint sind.

K II 401117 zeigt, daß F. Ludwig (Der Nährende) ein „Klinggedicht über die gnadenwahl“ für Fürst Christian II.: Von der Beharligkeit der Außerwehlten (1641) bereits aufgesetzt hatte. Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) erbat davon eine Abschrift zur Orientierung für sein eigenes beabsichtigtes Widmungsgedicht, das er entweder schon früher oder wahrscheinlich mit 401215 eingesandt hat. Vgl. K 2. In 401215 ergeht eine Nachfrage an F. Ludwig bezüglich der Verse „über die gnadenwahl vndt beharrlikeit der Heyligen“, worin wir einen (Verfasser-)Hinweis für das 2. Widmungsgedicht im Buch F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) erblicken, vgl. K 4. Das erste ist F. Ludwigs Sonett „Auf die Christliche Beharligkeit“, in dem der Terminus „gnadenwahl“ schon in der 2. Zeile begegnet, das zweite (Werders) „Eine andere anweisung. Auf die Gnadenwahl und Beharligkeit der Glaubigen“. Vgl. K 4. Beide sind ungezeichnet und undatiert und leiten das Vorwerk des Buches ein. Ihnen folgt u. a. F. Christians II. „Ubereignungsschrift An den Nehrenden“ (Bl. avj v – [aviij] v), die auf den 1. 1. 1641 datiert ist und darauf schließen läßt, daß das Vorwerk nach bereits erfolgtem Druck des Hauptwerkes erfolgt ist. Vgl. K 4 u. 400312 K 1. Die von Werder vorgenommene und von F. Ludwig überarbeitete Übersetzung eines nl. Erbauungswerkes D. v. dem Werder, Fürst Ludwig: Seelen Ancker (1641; s. 400619 K 7) kommt hier nicht in Frage. Zwar gibt es auch dort ein undatiertes und ungezeichnetes Sonett „Auf die Hofnung/ Der Seelen Ancker“, jedoch ohne Nennung der „gnadenwahl“; auch fehlt das in 401215 erwähnte Gedicht (Werders) „über die gnadenwahl vndt beharrlikeit der Heyligen“.
1 Beide Gedichte variieren wie auch F. Christians II. Von der Beharligkeit der Außerwehlten mit der Lehre von Prädestination und Gnadenwahl, Rechtfertigung (sola gratia, sola fide) und Beharrung in der Anfechtung usw. Kerndogmen protestantischer und hier speziell reformierter Glaubenslehre. Sie verzichten im Gegensatz zu F. Christians II. Paratexten auf jede Anspielung auf die FG und halten diese damit aus den konfessionellen Bekenntnissen und Auseinandersetzungen heraus. Vgl. Herz: Tagebücher F. Christians II., 995f. u. 1022ff.
2 Biblia (Luther 1545), 2. Tim 1,12: „ich weis/ an welchen ich gleube/ vnd bin gewis/ das er kan mir meine Beylage bewaren/ bis an jenen tag.“ Fnhd. die Beylage, seltener der Beylag, d. i. anvertrautes oder hinterlegtes Gut, auch Gnadengabe, Kleinod. Vgl. DW I, 1377; Fnhd. Wb. III, 916; Paul Wb., 150; Martin Luther: Studienausgabe. Hg. Hans-Ulrich Delius. Bd. 6: Frühneuhochdeutsches Glossar zur Luthersprache; Bibelstellenregister; Orts-, Personen- und Zitatenregister. Leipzig 1999, 29; Philipp Dietz: Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers deutschen Schriften. 1. Bd., Leipzig 1870, 241.
3 Die Kür, auch Kur/ Chur. Hauptbedeutung: Wahl. Stieler, 945; DW V, 2782ff.; Götze, 144; Paul Wb., 577.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/briefe/401215.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/tei-transcript.xsl