Text

400317 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [486]

400317

Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) hätte F. Ludwig (Der Nährende) gern Naschwerk von der Krosigkschen Hochzeit zu Hohenerxleben mitgebracht, jedoch möge das beiliegende (Gedicht) für das Fehlende entschädigen. So zu „backen“ habe man dort den jüngsten Sohn der Familie angeleitet, zu Ehren von Braut und Bräutigam.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 433rv [A: 433v], eigenh.; Sig. [Handschrift: [Bl. [433r]]

Anschrift


A Dem Nehrenden zuhanden. Cöthen

Text


Dem Nehrenden wolte man etwas vom Hochzeitlichem Zuckerwercke zu Hohenerxleben1 mitbringen[,] wardt aber nichts dienlichers für denselben, als inligendes2 gefunden, Der Meister der des orts den jüngsten Krosigs3 solch oder dergleichen Zucker backen lehrt, hatt es im nahmen seines kleinen schülers brautt || [487] vndt braütgam4 zu ehren gebacken. Der Nehrende wolle darmit vorlieb nehmen. Gott mit vns. Reinsdorff den 17. Mertz 1640.

Des Nehrenden dienstwilligster

Der Vielgekörnte.

I

Ludolph Lorenz' von Krosigk Glückwunschgedicht zur
Hochzeit seiner Schwester Kunigunde

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 432rv, 432v leer; Schreiberhand. [Handschrift: [Bl. [432r]]

Text


Hochzeitlichea Ehrenwunzschung
in Dactylischen Versen gethan von
der Braudt Bruder Ludolff
Lorenzen von Krosigk den
15. Martij [1]640.


Frewe dich, liebe, den Gott dir gehegett
Frewe dich, schmugke dich, schikhe dich auch,
Heute zu halten besonderen Brauch!
Frewe dich, weill dir ein Ritter vermählet
Deßen Heerthattenb vndt guldene Kron,
Bringen dir Schwester viel frewden und wohnc
Schwager, laß heute dein Ritter-Spiel sehen,
Eia laß Music vndt lauten erklingen,
Laßet vns tapffer am Tanze rumspringen!
Mergke frey Ritters ich heute will gehend ,
Wann ich werdt’ höhren der Nymphen gesangk,
Auff, auff, Herr Schkölen, undt machets nicht lang!
Nichtes ist vbrig in meinem Gemüthe,
Daß ich euch wünzsche zue guten Glügk,
Alß das Braudt, Breudigamb, Gott stettig anbligk!
Der benedey ewer Adell Geblüthe,
Gebe gesundheit am Sälzischen orthe ,
Treibe daselbest die Brunnen fein fortt!1
Wann ihr außziehett, vndt wann ihr einkehret,
wolle der wohlstandt auch mit euch fortgehn,
wolle sich legen, vndt mit euch aufstehn!
Wann ihr euch legett, vndt wann ihr auffstehet!
Wann ihr werdt’ fahren, und reitten wohin,
wolle di wohlfarth sich wenden dahin.
|| [488]

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
T I
a Gebessert aus Hochzeitlicher
b Am Rand von Schreiberh.:  NB Stephan Herman
c Gemeint: Wonn’
d Verschreibung für sehen [?]
e Gebessert aus orthe

Kommentar

K
1 Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) war offenbar Gast bei der am 15. 3. 1640 gefeierten Hochzeit zu Hohenerxleben (a. d. Bode, nordwestlich von Bernburg), dem Stammsitz der von dem Lutheraner Gebhard Friedrich v. Krosigk (FG 81) begründeten Hohenerxlebener Linie des im Anhaltischen und Magdeburgischen begüterten Geschlechts. Ihre Vermählung feierten Kunigunde v. Krosigk, Tochter Gebhard Friedrichs, und Stephan Hermann v. Schkölen zu Großensaltza. Kunigunde lebte noch 1673 im Witwenstand. Die Schkö(h)len waren ein altes, urspr. meißnisches Adelsgeschlecht, das in Kursachsen, im Magdeburgischen, im Merseburgischen und anderswo begütert war. Eine der bedeutenderen Linien lebte zu Großensaltza und Staßfurt (vgl. K I 1). Gegen Ende des 18. Jhs. scheint das ganze Geschlecht erloschen zu sein. Vgl. Kneschke VIII, 180; Siebmacher VI. 6 (1884), 149 u. VI. 11 (1905), 53; Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Berlin 1856, 102f. (gibt als Heiratsdatum den 15. 4. 1640 an); 900 Jahre Krosigks. Festschrift zur ersten urkundlichen Nennung der Familie im Jahr 1103. Hg. Dedo Gf. Schwerin v. Krosigk u. Dedo v. Kerßenbrock-Krosigk. Berlin 2003, 49ff. (zu Hohenerxleben).
2 S. Beilage I.
3 Der damals dreizehnjährige, bei seiner verwitweten Mutter in Hohenerxleben lebende Ludolph Lorenz v. Krosigk (4. 2. 1627 – 13. 9. 1673; FG 607. 1653), jüngster Sohn Gebhard Friedrichs (s. Anm. 1) aus dessen 2. Ehe mit Brigitta, geb. v. Behr (†1667). Diederich v. dem Werder und dessen Freund, Nachbar und Kollege in der anhalt. Ständevertretung Cuno Ordomar v. Bodenhausen (FG 69) waren zu seinen Mitvormündern bestellt, nachdem er seinen Vater schon im Alter von drei Jahren (1630) verloren hatte. Vgl. den Lebenslauf in Daniel Müllers Leichenpredigt auf Ludolph Lorenz (s. u.), Bl. G [i] r. — Ludolph Lorenz hatte wie seine älteren Brüder Vollrad (FG 514. 1648), Matthias (FG 522. 1649) und Jacob Anton (1624–1704) eine gute Bildung erfahren, da der Vater „gäntzlich gewolt, daß Er [Vollrad]/ wie auch seine andere Brüder studieren/ und ihren Adel mit allerley Wissenschafften und guten Künsten zieren solten“. S. den Lebenslauf in der Leichenpredigt auf Vollrad: Georg Lautenschläger: MORS CHRISTIANORUM nunqvam praematura; Der Christen niemahl zufrühzeitiger Todt (Leipzig 1661), HAB: Xa 1: 18 (19); LP Roth I, R 821. Vgl. auch die LP von Johann Schlitte auf Jacob Antons Frau Bertha Sophia, geb. v. Alvensleben (1641–1663), HAB: Xa 1: 1 (5); LP Stolberg 23612. So hatte die Mutter „gelehrte und treufleissige Praeceptores“ angestellt. S. den Lebenslauf in Müllers Leichenpredigt auf Ludolph Lorenz (s. u.), Bl. G [i] r. Allerdings mußte die Familie oft vor Kriegsgefahren fliehen „und an verschiedenen öhrtern hin- und wieder sich auffhalten“ (ebd.). 1642 wurde der Heranwachsende dem Rektor Christian Gueintz (FG 361. 1641) zur Ausbildung am Gymnasium zu Halle a. d. S. übergeben; 1645 vertiefte er an der U. Jena seine Kenntnisse im Lateinischen, in der Philosophie und „andern Wissenschafften“ (ebd.). Wie seine drei Brüder trat auch der Jüngste in Kriegsdienste, gleich Jacob Anton in schwedische, nämlich 1646 bei dem Generalleutnant und späteren Feldmarschall (Gf.) Hans Christoph v. Königsmarck (FG 515. 1648). Die beiden älteren Brüder fochten zur gleichen Zeit im ksl. und Reichsheer. Auf seine Güter zurückgekehrt, begleitete er 1652 Hz. Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648) auf eine größere Reise in den Süden des Reichs, die ihn für längere Zeit auch nach Straßburg führte. Hier lernte er seine Frau Rosamunde Juliana, geb. Freiin v. Closen zu Heydenburg kennen. 1653 wurde er in die FG aufgenommen. In das WB Weimar, Nr. 80, trug er sich mit dem Spruch ein: „Ein beständiges Gemühte, | Das aus keiner furchte weicht, | Suchet ihm aus ein Geblühte | Eine Seele die ihm gleicht. | Sieht vor allen dingen an | Treu’ auf die es bauen kan.” 1653 trat er als Rittmeister in die franz. Armee ein. 1656 quittierte er diesen Dienst, ging || [489] nach Straßburg zurück, wo er am 3. 6. 1656 Hochzeit hielt und danach die Heimreise antrat. 1657 wechselte Krosigk in kurbrandenburg. Dienste (als Obristwachtmeister im Regiment F. Johann Georgs II. v. Anhalt-Dessau [FG 322], bald darauf als Generaladjutant der Armee), 1661 in braunschweig-wolfenbüttel. als Hofmeister des jungen Herzogs Rudolph August (FG 754. 1660), 1665 in braunschweig-calenbergische als Obristleutnant und dann Obrist Hz. Georg Wilhelms (1624–1705) in Celle. 1667 führte er braunschweig. Hilfstruppen in die Niederlande, 1668 reiste er nach England. 1671 ernannte ihn Kf. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (FG 401. 1643) zu seinem Kammerherrn, 1672 zum Kriegsrat und beauftragte ihn mit diplomatischen Missionen in die Niederlande, die Kurpfalz und nach Hessen-Darmstadt sowie 1673 nach Stockholm und Kopenhagen. Im August zurückgekehrt, erlag er im September 1673 seinen in einem Duell erlittenen Schußverletzungen. Vgl. Beckmann VII, 296f.; Zedler XV, 1980f.; Daniel Müller: Kurtzer Trauer-Sermon Von der Gebrechligkeit Menschliches Lebens Bey Beerdigung Des Weyland HochEdelgebohrnen/ Gestrengen und Hoch-Mann-Vesten Herrn HErrn LUdolph Lorentzen von Krosigk/ Auff Hohen Erxleben und Rathmannßdorff Erbherrn/ Chur-Fürstl. Brandenb. Hoch-meritirten Krieges-Raths/ Cammer-Herrn und Obristen ... (Köthen 1674). HAB: Db 4° 309; LP Stolberg 14721 (gleiche Exemplare; 2° 44 Bl. u. 2 Tafeln); Rudolph v. Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Berlin 1856, 109ff.; Th. Stenzel: Aus der Geschichte des Freiherrn-Geschlechts von Krosigk. In: L. Würdig’s Anhaltischer Volks-Kalender für das Jahr 1869 (Jg. 7, Dessau 1869), 6–18, hier 11f.; 900 Jahre Krosigks. Festschrift (s. Anm. 1), 53f. — Unter den zahlreichen Beiträgern von Epicedien zur Leichenpredigt (a. a. O., Bl. [K ii]r – T [i]v) sind viele Angehörige der eigenen und der verwandten, befreundeten und benachbarten Familien (v. Alvensleben, v. der Asseburg, v. Hagen gen. Geist, v. Krosigk, v. Schkölen und v. dem Werder) vertreten, darunter auch der Fruchtbringer Gebhard Paris v. dem Werder (FG 386. 1642). Der FG-Mitgliedschaft des Verstorbenen wird nirgendwo gedacht, dafür umso mehr das ritterliche Andenken des „Helden“ samt Mut, Ruhm und Tapferkeit gepflegt. Doch werden auch seine allem Betrug und aller Falschheit abgeneigte „Redligkeit“, seine Aufrichtigkeit und „Treu“, sein „weises Rathen/ Der Rede Witz und Zier/ der wache Fleiß in Thaten“ und seine ausgeprägte und gelehrte „Eloqvenz und Beredsamkeit“ herausgestrichen. Seine Beratungskompetenz in Krieg und Frieden als „verständig“ und „hochvernünfftig“, seine Karriere als nicht nur der „Gunst“, sondern ebenso der „Kunst“ entsprungen beurteilt (Zitate aus den Epicedien). Auch gilt er als ein allseits geschätzter Mann „wegen seiner guten Conduite und angenehmen Conversation“ (Lebenslauf, a. a. O., Bl. H ii r).
4 S. Anm. 1. Als Meister in Versen bezeichnete Herzog Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) in 400312 I F. Ludwig. Ludwig mag den jungen Krosigk zum Dichten ebenso ermuntert haben wie dessen Pate Diederich v. dem Werder. Hier dürfte mit „Meister“ allerdings ein (unbekannter) Präzeptor gemeint sein. Daß dieser allerdings ein Gedicht in Daktylen verfaßte, wird vielleicht angesichts der reservierten Haltung des Fürsten gegenüber diesem Versfuß als eine Kühnheit gewertet werden müssen.

K I Dieses auf allen Ebenen der poetischen Erfindung, Disposition und Ausgestaltung fast rührend anspruchslose und von Werder mit ironischer Nachsicht bedachte Gedicht stammt von dem 13jährigen Ludolph Lorenz v. Krosigk (FG 607. 1653), s. K 3.
1 „Saltza, kleine Stadt im Stifft Magdeburg, an der Grentze der Graffschafft Barby, da gut Saltz gesotten wird“ (Lexikon Geographie, 1043), sonst auch „Grossen-Saltza“ genannt, nach den dortigen Salzbrunnen (Merian: Topographia Saxoniae Inferioris, 209f.), häufig Versammlungsort der Landtage der erzstift-magdeburg. Stände. Nach der Zusammenlegung der Orte Salze (auch Groß Salze) und Elmen zur Stadt „Groß Salze“ (1894) und deren Umbenennung 1926 in „Bad Salzelmen“ wurde dieses heute Ortsteil von Schö- || [490] nebeck a. d. Elbe mit Soleheilbad und 800jähriger Salzgewinnungs-Tradition, die bis etwa 1800 in der Hand einer adligen Pfännerschaft lag. Vgl. HhS, 420–422; Inge Bily: Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes. Berlin 1996, 333 (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, 38); Deutsches Städtebuch. Hg. Erich Keyser. Bd. 2: Mitteldeutschland. Stuttgart 1941, 677ff.
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/briefe/400317.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000218/tei-transcript.xsl