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Prachtstammbaum des braunschweig-lüneburgischen Welfenhauses von Franz Algermann - Quellen und Kommentar

Franz Algermann

Franz Algermann, ein Sohn des Beedenbosteler Pfarrers Magister Johann Algermann und dessen Frau Maria, einer Tochter des Celler Reformators Urbanus Regius, wurde etwa 1548/49 in Celle geboren. Er arbeitete nach Studienaufenthalten in Wittenberg (1566) und Straßburg (1568) als Lehrer an St. Aegidien zu Braunschweig (1569) bevor er sich wieder nach Wittenberg und Frankfurt/Oder begab. Dort schloss er seine theologischen Studien ab, ohne sich jedoch für das Pfarramt zu qualifizieren. Inge Mager charakterisiert Algermann als "ein eindrückliches Beispiel für das durch die Reformation angeregte Laientheologentum, das im ausgehenden 16. Jahrhundert Hochkonjunktur hatte, danach allerdings schnell der theologischen Professionalisierung zum Opfer fiel" (Mager, S. 77).


Nach seinem Studium war Algermann zwei Jahre lang in der Brandenburger Neustadt als Kantor und anschließend als Schreib- und Rechenlehrer in Helmstedt tätig, wie aus seinem eigenhändigen Lebenslauf von 1575 hervorgeht. In diesem Jahr nämlich bemühte sich Algermann um eine Anstellung am Wolfenbütteler Hof und diente in den folgenden Jahren als Kantor und Bassist sowie als Kanzleischreiber. 1578 heiratete er die Tochter des Braunschweiger Organisten Thomas Kellner. Algermann wurde 1580 durch den Vizerektor der Helmstedter Universität zum Notar ernannt und 1581 durch Herzog Julius zum Fiskal bestallt. 1582 hatte Algermann zusammen mit dem Bauschreiber Paul Franke, dem Hofrat Abel Ruck und dem Görlitzer Formschneider Georg Scharffenberg das hier präsentierte Stammtafelwerk über das Welfenhaus anzufertigen das vom Wolfenbütteler Conrad Horn gedruckt wurde. Allerdings hatte er sich auch den Kommisssachen zu widmen und wurde mit Aufgaben der Landesprospektion sowie der Landesvermessung betraut, die ihren Niederschlag u. a. in der Beschreibung des Amtes Wolfenbüttel von 1584 false1 und in seinem Gutachten über die Lage der bäuerlichen Bevölkerung im Amt Wolfenbüttelfalse2 fanden. Nach dem Regierungsantritt des Herzogs Heinrich Julius fiel Algermann zeitweilig in Ungnade und bat 1590 um Abschied aus herzoglichen Diensten. In den Jahren nach 1590 veröffentlichte Algermann, der zeitweilig auch wieder zu herzoglichen Kommissionen herangezogen wurde, eine Vielzahl von Büchern: vor allem kirchenmusikalische und historiographische Schriften, von denen die Lebensbeschreibung des Herzogs Juliusfalse3 das Bild dieses Herzogs in Öffentlichkeit und Geschichtsschreibung bis in unsere Zeit nachhaltig prägt. Auch finden sich aus seiner Feder eine Reihe von Gelegenheitsschriften beispielsweise anlässlich von Hochzeitenfalse4 oder Beerdigungenfalse5 überliefert, in denen Algermanns historiographische Interessen ebenfalls deutlich zum Ausdruck kommen. Franz Algermann lebte bis zu seinem Tode 1613 in Wolfenbüttel und wurde auf dem heinrichstädtischen Kirchhof beigesetzt.


1 HAB 14.1. Aug. 4°: Franz ALGERMANN: Beschreibung des Amtes Wolfenbüttel. Um 1585 (vgl. Heinemann).
2 HAB 19.22.1. Aug. 4°: Franz ALGERMANN: Etzliche ursachen des verderbens der armen Leute im ambt Wulffenbuttel. Und einfeltiges bedencken, wie denselben widerumb zuhelffen und gleichwoll Illmo HI der schuldige dienst nicht abeginge. (vgl. Heinemann; s.a. Braunschweigisches Jahrbuch 84, 2003, S. 63-81).
3 HAB 19.22. Aug. 4°: Franz ALGERMANN: Leben, Wandel und tötlicher Abgang des Herzogs Julii zu Braunschweig und Lüneburg. durch Franciscum Algermann, Braunschw. Landesfiscalen und Diener anno 1598, und hernach wieder übersehen, corrigieret augiret etc. anno 1608. (vgl. Heinemann); dieses Werk wurde 1822 durch Friedrich Karl VON STROMBECK unter dem Titel "Leben des Herzogs Julius zu Braunschweig und Lüneburg" als Bestandteil der Gedenkschrift "Feier des Gedächtnisses der vormahligen Hochschule Julia Carolina zu Helmstedt" (S. 163-248) und erneut 1823 als selbstständige Publikation herausgegeben.
4 HAB 231.97 Theol. (20): Franz ALGERMANN: Spiegel // Erbarer vnd frommer Frawen: // vnd Böser vnartiger Weiber / // Auff den Hochzeitlichen Ehrentag / // Des Ehrnvesten Hoch- // gelarten vnnd Erbarn Hildebrandt-Giß- // lern Ruhman / der Rechten Doctorn vnnd Fürstlichen // Braunschweigischen Hoff: vnd KirchenRath: // Und der // Erbarn vnd Tugentreichen Jungfrawen / // Dorotheen Deß Edlen auch Ehrnvesten vnd Hochgelarten // Herrn Johann Jagemann zu Hardegsen vnd Göttin- // gen / etc. Fürstlichen Braunschweigischen Cantzlern / // freundtlichen lieben Tochter: zu Wulf- // fenbüttel den 23. April. celebrirt/ Anno 1598. Gestellet durch Franciscvm Algermann. Gedruckt zu Heinrichstadt durch Conrad Horn. [s. fol. B3r/v].
5 NdsStAWF M 121:8: Franz ALGERMANN: Grabschrift auf den tödtlichen Abgang H. Otten zu Braunschweig und Lüneburg, da derselbe den 20sten Octbr. 1603 zu Harburg im 36sten Jahre verstorben.

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