[Donnerstag, 25. November]
aÖsterreich, Anno 1621. Donnerstags den 25en Novembris bin Jch von
der Neustadt aus meinem arrest naher Wien aus befehlch Jhrer
Kayserlichen Mayestät durch herrn Commissarium Maximilian Berchtold geführt
worden, vnd haben 50 Pferdt Conuoy biß naher Baden zum
Mittagsmahl gehabt, von dannen nach Wien, durch Rittmeister
Anthonj einem Wallohnen mit andern 50 Pferden begleitet worden.
Von Edelleuthen war bey mir, heuptman Caspar Ernst Knoch,
meiner Frau Mutter, vnd herrn Vattern Abgesandter, vnd
hartman von hallweil, mein CammerJuncker.
Der Prælat vom NewCloster zur Neustadt, ist aus guttem willen
mitgezogen, benebens dem Burggrauen zur Neustadt.
Als Jch zu Wien ankommen, Vnd in ein schön losament in der Cär[nt]-
ner gaße geführt worden, bin Jch kaum eine halbe stundt da[rin]
gewesen, so ist der herr Graff von Meckaw, vnd Graff von
Solms <von Jhr Majestät perge> zu mir abgeordnet worden, so mir im nahmen Jhrer May[estät]
angedeut, wie das Jhr Mayestät vf mein offtermahliges beschehenes
vnderthenigstes ansuchen vnd bitten, Auch anderer vornehmen herrn
Jntercession allergnädigst verwilliget, das Jch anhero aus meinem
arrest solte gelassen vnd erfordert werden. Vnd ob woln Jhr Majestät perge
vrsach gehabt, solches so leichtlich nicht einzugehen, Jedoch in ansehung
meines dapfern gemüts, vnd berühmten ansehenlichen qualiteten,
hetten Sie aus Kayserlicher mild vnd güte, sich resolviret, vf mein wort
vnd gegebenen handstreich, alle Wachten abzustellen, vnd mir
alle Freyheit in der Stadt zuuerwilligen, an end vnd ort, da es
mir belieben möchte, mich zubegeben, Doch begehrten Sie hin-
gegen allergnedigst, mich eingezogen zuhalten, allerley Practicken
vnd bössen verdacht zuvermeiden, auch nicht Jhderman zu mir
zulaßen.
Jch gab daruf zur Antwort, Jch thete mich der hohen Kayserlichen gnade, so mir
Jhre Kayserliche Majestät vnser allergnädigster herr, in dem Sie mich vf mein gehorsambs[tes]
ansuchen vnd bitten, anhero erfordern, vnd anizo durch solche ans[ehn]-
liche Abschickung beider herrn Graffen empfangen lassen wollen,
zum aller Vnderthenigsten vnd gehorsambsten bedancken. Vnd weil
meine Jntention furnemlich dahin gegangen, die große gnade vnd
ehre zuhaben, Jhre Kayserliche Mayestät aller Vnderthenigst vfzuwarten, Als hette
Jch billich mich, das Jch nuhnmehr zu solchem meinem Intent<zweck> zu gelangen,
gewunschte occasion vnd gelegenheit haben mag, zum höchsten zuer-
freuen, wolte auch nichts liebers wünschen, Als solche Kayserliche gnade, mit ge-
horsambsten danck zuerkennen vnd zuuerdienen, Bethe Sie wolten mei-
nes herzlieben herrn Vattern, vnd meine Person hochstgedachter Jhrer
Mayestät im besten recommendiren, verhoffentlich dieselbe würde Seiner Gnaden
vnderthenigste submission mit Kayserlichen gnaden vfgenommen, vnd dero
weitberümbsten hochlöblichsten mild vnd gütte nach, Seiner Gnaden allerge-
horsambsten Ansuchen stadt geben, Auch allergnädigst condoniren. Was
meine Person anlanget, hette Jch im Böhmischen Feldzuge, meinem Vattern
als ein gehorsamer Sohn billich folgen mussen, vnd were meine Jn-
tention gewesen, Als ein Auenturierer vnd junger Soldat etwas Recht-
schaffenes zulernen vnd zuuersuchen, damit Jch dem Vatterland, vnd
Jhrer Mayestät dermahl eins desto beßere vnd füglichere dienste zu aller
vorfallender gelegenheit leisten möchte, Wehre solches also aus keiner
bösen Meynung, oder v̈beln affection beschehen, wie Jch dann deßen
auch ganz keine vrsach. Bethe nachmahln die herrn Grafen wolten
die sachen vfs beste als müglich, offtermelter Jhrer Kayserlichen Mayestät
recommendiren, vnd die erlangung meines gedachten Jntents, dero aller
|| [[Handschrift: 2r]]
gehorsambst vfzuwarten, vnd vnderthenigste reverenz zuthun zubb[e]-
fördern helfen. Jm vbrigen verhoffte Jch mich, als ein Ehrliebender
Furst, der massen zuuerhalten, das Jhre Mayestät ob Gott will, ein
Allergnädigst belieben vnd gefallen darob tragen wurden, vnd zu keinem
vngleichen verdacht vrsach zu geben. Jn massen Jch dann erbötig, auch
mich schuldig erkendte, höchstermelter Jhrer Kayserlichen Mayestät befehlch nach-
zukommen, Vnd mein wort von mir zugeben, Jhdoch wolte Jch die
herrn Grafen ganz freundlich gebethen haben, Sie möchten darob sein, da-
mit Jch derer Freyheiten, so Jch vor diesem zu Brunn beim Obersten
Verdugo genossen, auch sonsten einem Jhdern Soldaten vf sein Wort
erleübet werden, sowol inn[-], als außerhalb der Stadt, mich zuge-
brauchen haben möchte. Bedanckte mich g auch gegen Jhnen ganz
freundlich der gehabten mühe vnd beförderung (sonderlich gegen dem
herrn von Meckaw) meiner erlassung halber, vnd bäthe, Sie wolten
mich Jhrer Kayserlichen Mayestät zu höchsten gnaden, vnderthenigst befolhen sein
lassen, welcher Jch mehr im werck, als mit worten begehrte meine
allergehorsambste devotion zuerweisen.
Daruf sich die Grauen erbotten, solches zuthun, vnd Jhrer Mayestät zure-
feriren, mir die hand geben, vnd Abschied genommen, mit den worten,
Verhoffentlich, Jch würde vf mein wort, vnd handstreich dem obigen
nachzukommen wissen, Woruf Jch dann das obgemelte replicirt, vnd
Sie also hinunder begleitet, da noch der Graff von Meckau gesagt,
Es würde sich alles nach vnd nach wol schicken, Vnd fragte, wie Jch das
vermeinte, Außer der Stadt, Da Jch geantwortet, Meine exerci-
tia zuhaben, etwas die luft zuuerändern, vnd wegen der infection biß- || [[Handschrift: 2v]]
weilen zu spazieren, Er aber, Jhre Mayestät verstündens in der
Stadt, doch wolte Ers fideliter referiren, vnd würde sich alles wol
schicken.
Als Sie weg gangen haben Sie Musquetirer vom losament weggeschafft.
[Freitag, 26. November]
Freitag♀. Den 26. November Jst mir vom gewesenen Commissario zur Neustadt
angedeutet worden, das Jch sehr wol würde thun, Auch Graf von
Meckau gut befünde, das Jch mich inner dem hause hielte, vnd nie-
mands besuchte, biß Jch Jhrer Mayestät vfgewartet hette.
Der Oberste herzog Rudolf von Sachsen hat mich besucht, vnd sich aller
assistenz erbothen, Auch abschied genommen, weil Er morgen naher
Franckreich zuuerreisen willens, auch abgedanckt, mit volliger be-
zahlung, verehrung 2 mille ReichsthalerRthlr, vnd eines schönen Pferds vom
Kayser, Auch bestallung 3 mille Thaler Jährlichen von haus aus. Er
hat heutte meinet wegen mit herrn von harrach geredet.
[Samstag, 27. November]
Samstag♄ 27. November Graff Bruno von Manßfeld, Kayserlicher Mayestät Oberster
Stallmeister Mich besucht.
herr Georg Kollonitsch zum Mittagsmahl zu mir kommen, wie auch Maximilian
Berchtold, welcher gestern auch zu mir kommen, Vnd ob Er zwar nicht
mehr mein Commissarius (derweil Jch mich selber tractire, vnd darzu vom
Kayser Monatlich 600 Gulden (florenus)f deputirt) hat Er doch vfsicht vf vns, vnd hat
mir heute von wegen des Grafen von Meckau angedeut, Jhr Mayestät
erlaubten mir ins Ballhauß vnd Lanntthauß perge daruf Jch replicirte, Jch
hette bereits die erlaubniß vorhin in der Stadt zusein, Wolte aber nie-
mands besuchen, ehe Jch Jhrer Mayestät hette die hende geküßet.
[Sonntag, 28. November]
Sonntag☉ 28. November <Morgends> herzog Julius von Würtemberg besuchen lassen.
herr Muschinger Kayserlicher CammerRath, vnd herr Berchtold, auch heuptman
|| [[Handschrift: 3r]]
Stammer, vnd heuptman Apfelman mit mir geßen.
NachMittags.
Ein Junger herr von hofkirchen Rudolf genandt, des alten (so General
vber die VnderOsterreichische Soldaten in der Böhmischen armada gewesen, Anizo
aber beyn Vngarn ist) Sohn hat mich besucht.
Jtem: Monsieur Cigogne, Verdugo Wachtmeisters Leutenambt.
Jtem Monsieur Rustorff, so beim Englischen Residenten.
Schreiben von Frau Muttern, Erlach vnd Heinrich Börstel.
[Montag, 29. November]
Montag☽ 29en. November Morgends. Der herr Einckel Kayserlicher
Rath mich besucht. Jtem der herzog Julius von Wür-
temberg, so sich erbotten, meinet wegen beym Kayser zu intercediren.
Nach Mittags.
Der Englische Resident Digby, des gewesenen Englischen Ambassadors Digby Vetter
Jtem Capitän Stammer, vnd Rittmeister Dain.
Meiner Frau Mutter, vnd Fürst Ludwig geschrieben.
herzog Julius von Wurtemberg mit mir zu Nacht geßen, so meinetwegen mit
Kayserlicher Mayestät geredet. Jtem der herr von Losenstein, so Kayser Matthiæ hoff-
Marschalck gewesen, wie auch herr Ernst Kollonitsch.
[Dienstag, 30. November]
Dienstag♂ 30. November Morgends.
herr Vlrich von hofkirchen hat mich besucht, Jtem: Capitän Stammer, Jtem Monsieur Cigogne.
Jhderman sagt herr Vatter sey in Schweden, Vnd ezliche laßen sich verlauten,
Er sey General des Königs in Schweden wieder Polen, habe auch Riga ein-
genommen, welches doch von Seiner Gnaden nicht beschehen. Dann sind deme, das Sie sich
Jhrer Kayserlichen Mayestät submittirt, haben Sie sich ganz eingezogen vnd retirat ge-
halten, Mit verlangen allergnädigste resolution erwartende.
Meiner Schwester Eleonore vnd Sibylle geschrieben, wie auch der
GroßFrauMutter von Bentheimb.