Geritten. Den fango gebraucht.
Spannische sprache.
Den Cavallier Spiegel, den bereiter
Jean Simon, vndt den Jüngeren
Hinike zu gast gehabt.
Es ist der Cavallier Salvatico zu
mir kommen vndt hat mich, wegen der
alten kundtschafft, besucht, auch etwas,
von wegen des Podestà, vndt Capitaneo
angedeütet, <Nota Bene[:] aber mit schlechtem Nachdruck.>
Geritten.
Den fango zum letzten mal gebraucht.
Nachmittags den Thumb, il Duomo besich-
tiget, welches die stifftskirchen, ist aber
schlecht, vndt mit Sankt Antonio, oder
Santa Giustina, nicht zu vergleichen.
Von dannen in des Cavallier Salvatico
hauß, welcher mich allda entpfangen,
in seinen garten geführet, das artige
grotten: vndt waßerwerck gezeiget,
vndt allerley mit mir conversiret,
<Wir haben auch selzame> Egyptische schwartz, vndt weiße
hüner, Pharaonis hüner1, genannt, allda
gesehen.
Donnerstag♃ den 3. ⁄ 13. Iulij.
Geritten, vndt wie gewöhnlich, zum
ring, gerennet.
Schreiben von Johann Löẅen, daß Meines gnädigen herzlieben
hernvatters außöhnung im werck, ent-
pfangen, auß vrsachen: 1. Dieweil alle
Churfürsten Geistliche vndt weltliche
darzu rahten. 2. Jhre Kayßerliche Mayestät
auch selbst die beschehene deprecation
vndt submission, die erfolgte verände-
rung vndt daß außgestandene elendt
zu gemüet geführet. 3. Meines hern-
vattern qualiteten bekandt, vndt viel-
leicht gar auff Jhrer Mayestät seitten zu
bringen. 4. So würde die acht, (welche
von vielen zweifelhaftig gemacht werden
wollen,) durch ertheilung des perdons,
Nota Bene bestetiget. 5. Jhre Mayestät hetten sich dem
<Friderico> selbst zu perdoniren auff gehaltenem
Chur[-] vndt Fürstentage allergnedigst
erkläret, vndt 6. dem Bischoff von
Halberstadt vndt Graffen zu Hohenloe,
dergleichen albereit wiederfahren laßen. perge
Schreiben von Adolff Börsteln, daß der
König in Franckreich, <wie auch Savoye vndt Venedig,> den Manßfelder in be-
stallung genommen, vndt ihme 4 mille Mann zuge-
schickt, entpfangen.
Jtem, von Rustorffen, daß der König, in
Engellandt mit meinen <danck>schreiben wol zu frieden.
An herrvattern, wie auch Fürst Lud-
wigen, Adolff Börsteln, vndt Ruß-
torffen, wieder geschrieben.
Auff den wall vndt große
pastey, spatziren gegangen.
[Meilen] | |
Nachmittags zu kutschen mit Börsteln,
Stam Hallweylern vndt Christof Riecken, von Padua nach Lezafusina seyndt 20 welscher meilen, in einem schönen lustigen weg, an dem fluß Brenta her, wegen vieler adelicher lust- haüser vndt gärten, so den venedischen Edelleütten meisten theilß, zuständig, durch die flecken Stra, la Mira, vndt Oriago, dahin vorzeiten, das Adria- tische Meer gegangen, an itzo aber, ist es 3 welsche meilen biß nach Lu- cefusin, zurücka gewichen. |
4 deutsche |
Zu Lucefusin haben wir vnß in ein schiff- lein gesezt, vndt seindt vollends in die weitberühmbte, beschriebene vndt be- schriene wunderstadt Venedig, (allda ich vorzeiten auch gewesen anno 1613 vndt 1614) in der lagun des Adria- tischen Meers oder Golfo di Venezia, gefahren, auf 5 welsche Meilenm. von Lucefusin. |
1 deutsche |
Venedig. Wir seyndt alla campana eingezogen
allda wir schon frische weintrauben
gegeßen welches sehr zeitlich im Jahr.
<Man verkaüfft auch albereit zeitige melonen.>
Auff den Marxplatz, piazza di Sankt Marco,
spaziren gegangen, seine schöne aufs
neẅe betrachtet, vndt allerhandt Orien-
talische nationen, als Griechen, Türcken,
Armenier, Persianer, Schlav<w>onier,
Albaneser, etcetera gesehen.
Es hat mich der Oberste Horneck angesprochen.
Nachmittags nach Muran spatziret,
die gläser machen sehen <vndt auch selbsten eines geblasen>, welches dann
die allerberühmbtesten in gantz Europa.
Nach verrichtung deßen haben wir eine
barque barca <mit zwey schiffleütten>, naher Palma zu fahren
gedinget, vndt seindt alleß neben den
schiffen her, so in der stadt Venedig in
großer anzahl liegen, vndt auß vielen
königreichen vndt landen Europæ herkommen
biß zur Stadt hinauß gefahren, vndt
auff daß Lido zu, durch den porto dellj
doj castellj hindurch, welches zwey feste
schlößer seyn, die gewaltsame einfahrt
zu verwehren, deren einfahrten hat es sieben,
<I portj, di 1. Brondolo, 2. di Chioza, 3. dj Malamocco, 4. dellj doj castellj[,] 5. dj Sankt Erasmo, 6. il
Lido Maggiore, & 7. i tre portj>
|| [[Handschrift: 48r]]
auß dem Golfo in die Lagun, vndt allezeit
Jnseln, einem Tamme gleich darzwischen,
welcher wieder den gewalt des vnge-
stümmen Meers zu erhaltung der stadt
venedig von Gott zweifels ohne, nicht
ohne wunder der Natur, geordnet.
Auf solchen Jnseln seindt nun vberall
Castell oder feste schlößer zu versicherung
der Schiffart vndt stadt Venedig.
Vndter denen aber ist Malamocco
der führnemste port vndt ein-
fahrt, es liegen auch die größesten
Schiff, so nicht in die Lagun können
allda.
Meilenm. | |
Nun von Venedig nach Lio, al porto
dellj doj castellj – ist |
1 deutsche |
seindt fünf welscher. | 5 welsche |
Von dannen auß der Lagune oder
sumpf ins Adriatische offenbahre Meer, oder in den Golfo di Venezia, biß an den ort, da daß waßer die Piave ins Meer fleüßt |
15 welsche <3 deutsche> |
Wir seindt bißweilen mit Rudern
bißweilen mit dem Seigel nach gele-
genheit des windes gefahren, vndt haben
allda wegen einfallender Nacht, auff dem
Schiffe das Nachtlager halten müßen.
Den Tag seindt wir meisten theilß zimlich
kranck worden.
Nota Bene[:] das waßer die Piave ist in dem
Meer, doch so süß gewesen, daß wir es
trincken können.
[Sonntag, 6. Juli]
<welsche: Meilenm:> | |
Sonntag☉ den 6. ⁄ 16. Julij. Beßern windt alß
gestern gehabt, vndt den von Mittag dall Ostro. Biß an den ort ge- seigelt, da der waßerstrom Livenza ins Meer kömpt |
20 |
Von dannen nacher Cahorle ein
lustiges städtlein, am vfer gelegen, so seinen eigenen bischoff vndt Podestà2 hat, doch mehrentheils nur von fischern bewohnet ist |
10 |
Porto Basilica ist | 8 |
der ort da der waßerstrom
Tagliamento ins Meer kömpt. <Vndt darnach den Tagliamento hinauff zum> Nachtlager darbey<allda auffm> schiff, nach dem wir im wirzhauß zu Bevazana <am Tagliamento,> gegeßen, vndt die guten fische Oraj genennet, gar wolfeil genoßen. |
7 |
Nota: diese drey ströme La Piave, la Livenza & il Tagliamento,
|| [[Handschrift: 49r]]
Friulj
oder
Friaul. kommen auß dem Friaulischen gebirge
herab.
Als der Tag angebrochen, fortgerudert
vndt bißweilen geseigelt, biß wiederumb
außm canal ins Meer, allda wir
die festung Maran in Friaul zur
lincken handt am Meer gesehen.
welsche Meilenm. | |
Vom Tagliamento biß nach Porto
Legnan seyndt |
5 |
Die<en> weitberühmte<n> st ort Aquile- gia <wegen seines alters, patriarchats, vndt zerstörung Attilæ>, an izo nur ein dorff, dem Reich gehörig zur seytten liegen laßen. Deßgleichen daß Friaulische gebirge zur lincken, die berge auß Histria Istria zur rechten. Von dar auß, den porto Sankt Andrea zur lincken, die stadt Grado zur rechten. |
|
Porto Buso
<Jm Meer gebadet.> |
5 |
Bocca della Fiumara di Cervignan. | 3 |
Cervignan villa dell'Imperio
alles in einem canal. |
16 |
Muscolj, ist venezianisch
allda wir vnsern Schiffleütten abgedanckt, || [[Handschrift: 49v]] Palma in Friul. vndt seindt zu lande auf einem karren mit einem heßlichen alten weibe vndt einem pferde darfür in vollem trab naher Palma zu lande gefahren. |
2 |
welsche Meilenm. | |
Erstlich auf einen flecken Strasoldo
genannt zukommen |
1 |
Von dannen nach Palma | 3 |
Diese soll die schönste real
festung in der Christenheitt
seyn. Ligt in einem schönen ebenen
lande des Friauls nella patria del
Friulj. Jst nirgends vberhöhet,
Hat die<as> gebirge nur von weitem.
Rings herumb ezlicher maßen Sumpf,
vndt das Meer auf der nähe. An
sich selbst ist es ein Sandiger bodem[!].
Wir haben den Proveditor General
della patria del Friulj, Pietro
Foscarij vmb erlaübnüß die festung
zu besichtigen ansprechen laßen, welcher
es auff Morgen zu verstatten bewilliget.
[Dienstag, 8. Juli]
Dienstag♂ den 8. ⁄ 18. Julij. Hat man vnß einen
Soldaten zu fortsezung vnsers beginnens
|| [[Handschrift: 50r]]
zugegeben, mit welchem wir erstlich,
auf den platz kommen, so recht Mitten
in der festung vndt einen dreyfachen
zugbrunnen <in der Mitte stehen> hat, von deme man auf
alle 9<sieben> gerade straßen <nach den bollwercken zu>vndt bollwer-
cke sehen kan, daß also dieser
brunnen wol mag das centrum oder
Mittelpunct der Festung genennet
werden, von dannen haben wir den
halben diameter innerhalb der
festung gefunden unserer schritt 700.
welsche Meilenm. | |
Der vmbkreiß oder circumferentz
der festung ist drey welsche meilen vndt ist Sie wol recht in die runde gebauet, dieweil der Dia- meter vberall gleich, hat 9 schöne bollwerck, von erden auffgeschüttet eines wie das ander, vndt vnten gegen dem graben zu mit steinen gefüttert, deßgleichen |
3 |
[Schritt] | |
Wir haben die Cortina au
gemeßen auff 2 vnserer Schritt. |
265 |
die flancquen auff | 29 |
die Spalla | 75 |
die faccia | 163 |
Friul. Die stücke stehen auff den flancquen
in casematten, auf ieglicher seytte
des bollwercks drey.
Vnten im graben an den Spalle der
bollwerck hat es vermauerte
verborgene Thüren, eine falsche vndt
eine gute welche man im Nohtfall,
volck einzulaßen, kan aufbrechen.
Der wall mag ohngefehr ein 60 schritt
hoch seyn.
Der graben – – – – – ein 40 [Schritt]
breitt, ist trucken, vndt hat
sein waßer gräblein oder cunette
in der Mitten. Er soll aber
noch tieffer außgeführet werden.
An Jeglicher cortine hat es
zwey cavallier oder katzen,
in einem langlichten viereck ge-
bauet aufgeschüttet. Es sollen
sechs stücke auf ieglichen Cavallier
kommen, an itzo aber haben wir nur
eineß gesehen.
Die Festung hat drey Thor, la Porta
d'Vdene, la Porta di Cividal, la
porta della Marina. Bey
|| [[Handschrift: 51r]]
der porta d'Vdene hat es einen
aquæductum waßer in die festung
zu leytten, wiewol ein bach mitten
durchrinnet, vndt es sonst hin vndt
wieder brunnen darinnen hat,
doch nicht allzu köstlich waßer.
Es liegen 9 fähnlein zu fuß, vndt
2 fahnen cappellettj an izo in
Palma, haben ihren gubernator
in der festung, welcher noch vnter
des Generals Foscarj, gebieth
ist. Sonst hat es noch zur zeitt
wenig andere Jnnwohner, als
Soldaten, welche bequemlich ein-
quartieret seindt.
Die festung ist nicht allenthalben voll-
kömlich noch außgebauet, doch seyndt
die streichwehren meistentheilß ver-
fertigett.
Die Thor stehen mitten in der cortine
seyndt doppelt, mit gehörigen zug-
brücken, gattern, vndt oben auf stehenden
Stücken, perge wol verwahret.
Daß zeüghauß in Palma haben wir
|| [[Handschrift: 51v]]
nicht können zu sehen bekommen, aber alleine
hat man vnß die rüstkammer gezeiget,
so da in ein par bödem[!] außgetheilet,
vndt zu außrüstung der besazung
genueg mag haben.
Die vrsach daß der graben mit steinen
gefüttert, soll seyn, dieweil das
erdreich an den bollwercken sandicht
vndt sonsten heraberschießen möchte.
Es ist sonsten auf den kazen ein
schöner prospect inß Friaul, auff
die Städte vndt Festungen, Gradisca,
<Goritia oder> Görtz, (Kayserische)[,] Vdene vndt Civi-
dal venezianische, vndt auch aufs Meer.
Anno 1594 ist diese Festung
wieder den Türcken zu des herzogs
Pascalj Cigognæ zeiten angefangen,
vndt anno 1611 vnterm herzog Leonardo
Donato zu völliger defens, außge-
führet worden.
Es hat keinen eintzigen Turn[!] in Palma.
Herumb hat es weinwachs[,] wiesen[,]
puschwerck, gesümpffe.
welsche Meilenm. | |
Frjoul. Forum Iulij lateinisch. Nachmittags seindt wir nach Vdene die haüptstadt in Friul in der venediger gebiet auf einem karren gefahren seindt von Palma auff Meret, Santa Maria Longa, vndt Sankt Stefano, zukommen, allda wir vberall, die fede von Venedig auß, welche auch an vielen orten vn- terschrieben vndt besehen worden (von wegen der einreißenden pest zu Gradisca, Görz, vndt Wien) zeigen vndt vnterzeichnen laßen müßen. |
10 |
Vdene ist eine feine große Stadt
anzusehen vndt hat ein hüpsch Schloß
auf einem berge. Als wir nun
vermeinet außzugehen vndt etwas
zu besichtigen, ist vnß der Signor Al-
fonso Antoninj allda wohnhaft,
<an izo commissario general della cavalleria veneziana>
vndt der mich in dem Böhmischen kriege
kennen lernen, ohngefehr vnversehens
begegnet, vndt hat mich gekennet, also
daß ich nicht länger vnbekandt seyn können,
sondern in sein hauß, mich einquartiert,
mit ihme gegeßen[,] den stadtlichen Rosacer
|| [[Handschrift: 52v]]
Friaul versucht, in seinen garten gegangen, vndt
viel gutes dinges mit ihme gespracht,
beynebens einer stadtlichen tractation
vndt gutem losament.
Daß landt herumb ist schön eben, hat
das gebirge nur von ferrne, schöne
wiesen, getreyde, holtz vndt weinwachs.
welsche Meilenm. | |
Nach genommenem abschiedt vom
Antoninj zu wagen <mit 2 pferden> nach Bessan |
5 |
Pantienin | 3 |
Cedean
flecken, vndt fede besichtigungen. |
3 |
Schön eben feldt biß an den Tagliamento
seindt allda haben wir in einer fähre vbergesezt vndt die fede zaigen müßen. |
2 |
Valvason
Mittagsfutter. |
2 |
Cordonoß | 7 |
Fontana fredda | 7 |
Sacil, Nachtlager <herrlich waßer.>
ein lustiges Städtlein. Zu Sacil seindt || [[Handschrift: 53r]] Marca Trevisana. wir im hinauß fahren zur vorstadt, vber die Livenza brücke kommen, welcher strom, daß Friul von der Marca Trevisana vndterscheidet. |
3 |
Donnerstag♃ den 10. ⁄ 20. Iulij.
welsche Meilenm. | |
Frata | 2 |
Fordignan | |
Cognan stadt au von Frata
lustiger schöner ort. <Allda gefüttert.> |
8 |
Von dannen zu dem strom Piave
nach dem wir das schloß Sankt Sal- vador zur rechten handt liegen laßen. |
|
Jn einer fähre vber die Piave, <gesetzt.>
Von dannen nach der stadt Treviso vberall scharf nach der fede inquirirt worden. |
7 |
<Nota Bene[:] Tentazione
per conto d'una
puttana, che cj
fù offerta, da
altrj Cavaglierj,
mà Jddio ce ne
salvò, nonostante
la sua impudenza.
Ed jo seppj dapoj,
ch'ella era
piena del mal
Franzese.>
Treviso ist eine lustige stadt in
einem schönen ebenen fruchtbaren,
wein[-] vndt kornreichen lande gele-
gen, hat einen wall mit baümen
besezt, rundel, vndt porticus in der stadt,
wie Padua, ist aber bey weitem nicht
so groß. Es gehet die landstraße auß
|| [[Handschrift: 53v]]
Padua. Deütschlandt gar haüffig dadurch.
welsche Meilenm. | |
Scorzè
<gefrüstückt beym deutschenb wirth.> |
9 |
Noval
gefüttert. |
3<4> |
Casellj, perge <vndt andere ville, als Noventa vndt Ponte di Brenta> | |
PADOUA
allda ich Stammern in schlechtem zustandt gefunden. |
12 |
Doctor Spiegel, zu mir kommen. perge
Es ist eine vbergewöhnliche grimmige
hitze ein tag etzliche hero, daß sich
die Jtaliäner selbsten darüber
verwundern.
Nach verrichtetem gebeht, vndt lection
in der Bibel, das Mellificium Historicum
zu lesen continuiret.
Den Doctor Spiegel zu gaste gehabt, vndt
mich ihme zu erkennen gegeben.
Mit ihme viel conversiret vndt
gegen 20 vhr in die Comedie gegangen.
Einer oration zugehöret, so die Medica
facultas, durch einen auß ihrem
Mittel dem podestà, Iulio Contarinj,
zu ehren vndt lob, wegen seines vorste-
henden abzugs, al Santo3 gehalten,
da<bey> er dann in der person beynebens
dem Capitaneo vndt andern Rähten
vndt vornehmen leütten sich befunden.
Mit dem Pfalzgrafen von Bir-
ckenfelß4 kundtschafft gemacht, <welcher
aber sich gantz nicht wollen zu erkennen geben.>
Jm ballhauß gespielet.
Dem Tantzmeister Piccot das Tantzen
vndt Mandorespiel, wegen meiner<s>
vberdrußes in dieser grimmigen
hitze dergleichen vorzunehmen, (nach
beschehener völlig Monatlichen bezah-
lung, vor iegliches zwey Zecchin,)
absagen laßen.
Nach gewöhnlichem Morgengebeht, in der
postille des Scultetj, eine Predigt
verlesen.
Weil der bereiter nicht zur stelle,
in zeitungen gelesen, die bringen
mit sich, daß bey ein 22 Cardinäle
vermeinen, ein ieglicher Pabst zu
werden, vndt weil der verstorbene
Gregorius XV. neẅe ordnungen
wegen der Pabsts wahl gemacht,
dörffte es noch wol lange anstehen.
<Es seindt in
die 55 Cardinäle schon beysammen vndt
müßen 38 stimmen zur Pabstswahl haben.>
Jtem, daß 8 galleren von Biserta
biß an Napolj hinan streiffen, Sper-
longa geplündert, vndt gar
auf den procaccio zwischen Rom
vndt Napolj <hinauff streiffende> gelauret, also daß der
Pabst ihrentwegen beynebens den
Spannischen in forchten stehen, <vndt
volck annehmen.>
Jtem: daß der primo vezier zu Constantino-
pel wieder angenommen worden.
Daß die Holländer, mit der Stadt Embden,
tractiren, sich derselbigen zu versichern.
Daß der Graff von Berg, Möers belägert.
Jtem: daß der König in Polen zu Dantzig
mit 20 mille Mann ankommen, den König in
Schweden zu bekriegen vndt ihme Lifflandt
wieder abzunehmen.
Daß es mit dem Feltlin noch eine lang-
weilige tractation werden wirdt,
sonderlich die weil der Pabst gestorben.
Daß man in Engellandt Päbstische kirchen,
vor die zukommende Jnfantin aufbauet,
vndt wirdt keinem von<auß> den räthen icht-
was von dieser heyrahtstractation
zu wißen gethan, sondern es gehet nur
durch des Königes handt alleine.
Daß 13 kriegsschiff auß Hollandt vermuht-
lich naher WestJndien abgeseigelt.
Daß Bethlem Gabor seine Vngern abgedanckt.
Daß herzog Christian 32 mille Mann starck, der
iunge Graff von Turn sein General leütenampt,
haben dem Tilly zu schlagen angebotten. Er aber
hat sich endtschuldiget, er könne solches nicht
annehmen biß ihme mehr volcks zukäme.
Landgraf Moriz stoße auch zu ihme mit 10 mille Mann.
Jtem der von Manßfeldt, sey auch deßwegen
aufgebrochen.
Daß es zu Paris in Franckreich stirbet.
Padua. Mit dem Morell, die Spannische
sprache gevbet, <welcher mit mir gegeßen.>
Jm Mellificio Historico vndt gewöhnlichem
Cæsare5 gelesen.
Weil heütte der Päbstler Jacobj
fest, haben wir nichts vorgenommen.
Doctor Spiegel, vndt der älteste Hinicke
seyndt bey mir zu gaste gewesen,
ein herr von Frauberg aber, welcher
zur vnzeit, vorgestern zu mir kommen
wollen, vndt ich ihme mit vnpaßlichkeit
abgewiesen, hat mir heütte als ich
ihne zu gaste bitten laßen, ebenmeßige
antwortt gegeben. <Es ist aber <sein> ernst gewesen.>
Zeitung daß es zu Rom treflich vnsicher,
vndt Täglichen Mordt vndt schläge-
reyen, nach des Pabsts todt vngestrafft
vorgehen.
Jch hab ein schreiben, vom Wendelino,
von Zerbst, entpfangen.
Jn die Comedie mit Doctor Spiegeln,
Hinike, vndt meinen leütten. et cetera
An den Signor Antoninj, vndt Pöb-
litzen geschrieben.
Wegen der Papisten Sankt Annæ fest
nichts vorgenommen, in der Spannischen sprache.
Nachmittags mit Doctor Spiegeln, Hallweylern,
vndt Stammern<Börsteln>, nach dem kloster Praglia,
ins gemein Praja genandt – – – 7 welsche Meilenm.
zugefahren. Jst gar ein lustiger
weg in dem korn vndt weinreichen
ebenem lande, immer, zwischen den
baümen hin, welche am weege ge-
pflantzet stehen. Erstlich auf
daß forwerck Brusegana den
Mönchen zuständig, zukommen, allda den
viehhof besehen, welcher gar fein.
Von dannen auf den lustigen flecken
Tenkaruola, welchen<r> auf halbem
wege zwischen Praja vndt Padua ligt.
Der fluß Bachiglione fleüßt dadurch.
|| [[Handschrift: 56v]]
Kömpt sonsten von Vicenza her, vndt
zu Padua in die Brenta.
Praglia. Zwischen Weiter hinauß haben wir
ein lustiges schlößlein Montecchio
genandt, dem Capo di Lista del
Cavallo zuständig, liege<zur> rechten handt,
liegen laßen. Nahe bey Praja
den roten berg Monte rosso zur lincken
handt gesehen, allda die besten Schlangen
der wipern zum venedischen Tyriack
gefangen werden.
Daß kloster Praja, ist an sich selbsten,
eines von den schönesten klöstern in
der Lombardia, hat drey höffe,
oder cortilj, alle in die vierung ge-
bauet, der eine mit roten Marmelseülen
die andern mit andern schönen seülen ver-
stehe in den gängen. Oben auff in den
creützgängen, seindt sie trefflich schön,
lang vndt lufftig. Es hat auch feine
gärten, schönen viehhof, ölbaüme herumb,
sonderlich an einem lustigen berge daran.
Es seindt in die 40 Mönch Benedictiner
ordens, vndt speisen in allem ordinarie
in die 300 personen. Haben bey die
|| [[Handschrift: 57r]]
30 mille Ducatj Venezianj einkommen.
Hin vndt wieder viel güter vndt
höf, auch zu Tenkaruola etliche Mülen.
Der Prior hat vnß gar höfflich ent-
pfangen, selbsten rümb geführet, vndt
auch andere Mönch zugeben. Wenn
die anderen Mönch im anfang dem
Prior Reverentz gethan seyndt Sie
auff die knie niedergefallen.
Die kirche ist gar ein fein gebeüde,
nicht vbrig groß, aber zierlich.
Sie dörffen zwar innerhalb des klosters
kein fleisch <eßen> Sie haben vnß aber zum
Nachteßen, mit köstlichen fischen, Salat,
zugemüse, Torten, Eyerkuchen welche
Sie frittate nennen, so niedlich
tractiret, die speisen köstlich
zugerichtet, vndt so herrliche <Melonen, Julep vndt> weine
darbey gehabt, daß wir des fleisch-
eßens gar leichtlich vergeßen können.
Jn der kirche hat vnß der prior daß
weyhewaßer auß höflichkeit selbsten ge-
geben, vndt wir haben, ein wenig ein
vatter vnser darinnen gebehtet.
Praglia. Außerhalb haben wir auch die kirche
vndt kirchhoff besichtigett, welches einer
platteform ähnlich siehet, vndt muß
man auf schönen treppen da hinauff
steigen.
Beym abendeßen, haben vnß drey
Patres aufgewartet, deren einer ge-
sagt: die Cardinäle fiengen des
Pabsts wahl ins Teüfels nahmen an
(dieweil sie vneins sein sollen) vndt
möchtens im nahmen des Heiligen Geistes, enden.
Derselbige ist geseßen, die andern
beyde seindt gestanden vndt haben
vnß bey Tisch gedienet. Wir haben
auß ihren reden gemuhtmaßet es
möchten wol ihrer etliche darunter
seyn, so die warheit erkennen theten,
daß also die kirche Gottes nicht alle-
zeit sichtbar ist.
Wir seyndt trefflich wol, ein ieglicher,
in einem absonderlichen schönen zimmer,
losieret gewesen.
Nicht weyt von Praja liegen die warmen
bäder zu Abano, vndt das heylsame waßer
zu Montorton.
Donnerstag♃ den 17. ⁄ 27. Iulij.
Padua. Nach dem wir wol außgeschlaffen,
vndt die Patres gesehen, daß wir ihrer
Meß wie sie vermeinet, nicht beywoh-
nen wollen, haben Sie vnß wiederumb
einen Mönch, biß Doctor Spiegel seine
Cur absolviert zugegeben. Derselbe
hat vns in den <schönen> keller den sie haben
geführet. Darnach aufs Fohrwerck
allda wir mit einem ganzen hauffen
pferden dreschen sehen. Jtem die
weinpreße. Sonsten auch auff
vndt ab spaziret vndt mit ihme von
vielen Politischen sachen, auch der Cardi-
näle seltzamen leben conversiret.
Darnach nach genommenem abschiedt vom
Prior vndt vielen Mönchen wieder
gen Padua zum Mittageßen gefahren.
Vndterwegens wächst auch vber gemeltes
getreyd vndt weyn, viel Schorgel, eine
frucht dem Röhricht gleich, davon die pau-
ren brot backen. Wir haben auch Melo-
nen gewächs im felde gesehen.
Man siehet vor Praja das gebirge, das sie Montes
Euganeos nennen, so vor alters vndt noch bekandt.
Padua. Den Doctor Spiegel zu gaste gehabt.
Es haben die zeitungen mit sich gebracht, daß
herzog Christian dem Tilly in einem
treffen 1500 Mann in einem andern
4 mille vndt noch in einem andern etzlich hun-
dert, soll abgeschlagen haben.
Dem Wendelino nach Zerbst, vndt
dem Cavallier Salvatico alhier, welcher
das zipperlein hat, <auch Fürst Ludwigen nach Cöthen,> geschrieben.
Die obengedachten zeitungen haben auch mit
sich ob gebracht, es hette der König in
Dennemarck 20 mille Mann beysammen[.]
Der Vicen Consulier Herbst (in abwesen
des Ranzow deütschen Consuliers) hat
beynebens vielen auß der Nation
dem Podestà zu seinem abzuge auch
glück gewüntschet.
Jn der Spanischen sprachen mich geübet.
Den Morell zu gaste gehabt.
Zeitung daß schon ein neẅer Pabst worden.
Bey meiner Taffel hat sich ein Musicant
hören laßen, welcher ein Frantzoß gewe-
sen, vndt auf einer<m> sonderlichen Jnstrument,
wie eine Sackpfeiffe gemacht, gar lieb-
lich gespielet, er hat aber nicht dareyn
gepfiffen, sondern nur, mit den armen,
ein druck gegeben.
Der Cavallier Salvatico so kranck, hat
mir auf mein gestriges schreiben, wiedrumb
geantwortett.
Den Creütz, den heßler, den Eysen, perge vndt
Morell zu gaste gehabt.
Jn die Comedien, <da sich Lavinio wol gehalten.>
Nach gehaltenem gebeht, gesang, vndt verle-
sener predigt, ins ballhauß gegangen.
Die gewöhnliche wochenrechnung vbersehen.
Es haben die Paduaner dem wegraysenden
Podestà Julio Contarinj, diese woche vber vndt
heütte viel freüdenfeẅer, vndt fest, wegen
seines wolverhaltens, vndt <vbergewöhnlichen> barmherzigkeit,
gegen den armen, gehalten. Der gemeine pöbel sonderlich
|| [[Handschrift: 59v]]
mit Ehrenporten, feẅer vndt dergleichen mehr
als in 20 Jahren, keinem Podestà wiederfahren.
Der alte hat den neẅen Foscarinj<Podestà Nany,> am
waßer heraußsteigende entpfangen vndt
ist viel gedrengs gewesen, wiewol ich
mich nicht in der person bey solchem Specta-
kel finden laßen.
Doctor Spiegel hat mich besucht, vndt zeitung von Genff
gewiesen daß sich die guten leütte alda, sehr
vor dem Savoyer förchten, dieweil der-
selbe auff der nähe etlich volck vnter
dem Printzen Tomaso haben soll.
Zeitung daß der Cardinal Capponj vndt Cardinal
Borghese miteinander vber der Pabstswahl
vneins worden, vndt im conclavj mit Maul-
taschen, einander gegrüßet.
Hinauß aufs landt spatziren geritten,
vndt erstlich das schöne hauß Cattajo
dem Signor Roberto Obicj zuständig be-
sichtiget. Es liegt auf einem hügell, hat
einen Thiergarten, auf ein 4 welsche Meilenm. in die
runde, vndt sonsten ein lustiges gärtlein
am hause. Die Brenta fleüßt darunter
|| [[Handschrift: 60r]]
<wegk,> vndt ist der flecken Battaglia auff eine
halbe welsche meile darvon entlegen.
Daß hauß an sich selbsten ist inn[-] vndt auß-
wendig mit Mahlwerck gezieret,
hat in die 40 gemächer, vielerley emble-
mata, conterfect der städte, vndt deren
vom hauß Obicj, vndter andern auch den Stamm-
baum dieses geschlechts, aufm Saal. Man
kan zu Roß biß auf den eßSaal der doch
zimlich hoch, kommen. Es hat auch Tische da-
rinnen von Marmel vndt probirstein,
feine Tapezereyen vndt bette, wie in den
welschen pallatiis braüchlich. Man rechnet
von Padua biß hieher – 7 welsche Meilenm.
Gedachter <Marchese> Roberto Obicj ein
berühmbter Ritterßmann sonsten
von Ferrara bürtig, <vndt an itzo des Großhertzogs zu Florentz hofmeister,> soll von dem
hauß vndt herrschaften in die 60 mille ducaten,
verstehe Ducatj Venezianj einkommens haben.
Von Catajo, nach dem vnß die anwesende
patronin des Signor Roberto haußfraw
einen frischen trunck reichen laßen,
seindt wir nach Battaglia geritten ½ welsche Meilem.
Jst ein lustiger flecken an der Brenta,
allda wir eine papiermüle besichtiget.
welsche Meilenm. | |
Von dannen nach Moncelese
ein <alt> schloß auf einem berge gelegen, daran es vnten ein städtlein hat. Jst berühmbt wegen seiner antiquitet, vndt einer schlacht die alda vor Jahren zwischen dem Ezzelino di Romans, vndt dem Marggrafen von Este, soll vorgangen seyn, darüber der Marggraf Moncelese soll verloren haben. |
3 |
Nach dem wir die Mittagsmalzeit zu Monce-
lese in der vorstadt gehalten seyndt wir in
die stadt gangen, des Procurator Nanj
(eines vornehmsten venedischen edelmanns,
als welcher in verschickungen viel gebraucht
worden, vndt wegen seiner Jahre verstands
vndt ansehens <auch vornehmen ampts als procurators di Sankt Marco,> zum herzogthumb6 einsmals zu
gelangen, würdig geschäzet wirdt) sein palla-
tium vndt lustgarten zu besehen.
Dieser garten nun, ist an vnten an einem hügel
oder abhang des berges, darauf das schloß
Moncelese ligt, gebauet, nicht vbrig groß,
aber so prächtig, mit schönen Staffeln, im
eingang zur perspectif, vndt Cypreßen-
baümen auf den seytten, daß er wol vndter
die ansehnlichsten gärten in dieser gegendt zu
rechnen. Es hat citronen[,] pomerantzen- || [[Handschrift: 61r]]
baüme, vndt andere schöne garten gewächse zur
genüge darinnen, sonderlich auch der lieblichen
wolriechenden Jensominblümlein, darauß
man auch wolriechende handtschuch zubereitet,
die izigerzeit noch in den gärten stehen, da
sonsten andere blumen meistentheils abgefal-
len. Dieser blümlein, hat es in allen gär-
ten in dieser Reffier, die fülle.
Der gemeldte procurator leßet noch, an der
grotten vndt waßerwerck arbeiten, deß-
gleichen an der kirchen.
Daß hauß an sich selbsten ligt auch gar lustig,
so auf einem hügel, vndt ist mit Tapezereyen,
schönen gemälden, sonderlich aber Türggischen
Persianischen Teppichen vndt bettgewandt,
reichlich gezieret.
<Nota Bene[:] Wir haben
auch durchsichtige
leichte vorhänge
an einem bette,
gar hüpsch gearbeitet,
vndt doch also
subtil verfertiget
gesehen, daß die mucken
oder Schnacken im
Sommer nicht
dadurch kommen
können.>
Jm keller haben wir köstlichen wein getrun-
cken vndt herrlich frisch obs in der hize
gegeßen.
Von dar auß zu den 7 kirchen, welches 7
kapellen lieber zu nennen wehren, dann sie
klein, vndt eine fast wie die ander, doch ist
seindt etliche oben rundt die andern vierechickt.
Es ist auf ein 10 oder 12 schritt eine von der andern,
vndt hat sie ein venedischer Edelmann Duodo genannt,
nach dem Muster deren zu Rom <welche aber gar große Sieben kirchen sein,> bauen laßen. So hat
|| [[Handschrift: 61v]]
ihnen der Pabst eben die indulgentzen vndt frey-
heiten gegeben wie denen zu Rom. Sie liegen
sonst fein prächtig auf der höhe auch an dem hang
des großen berges darauf das schloß Moncelese
gegründet ist. Der berg ist mit wein be-
bauet, vndt gehet die ringmauer, mitten
durch von oben herab, daß sie die stadt, darinnen
auch ein Podestà ist, mitt einschließen kan.
Sonst gibts auch viel ölbaüme <vndt feigenbaüme, der nußbaüme zu geschweigen, als welche nicht so seltzam,> darauf,
deßgleichen in der ganzen Revier.
Zu ende der sieben kirchen le sette
chiese genandt haben des Duodo erben
ein Pallatium. Dieweil sie aber <zu> nichts
anders als den wollüsten ergeben seyndt,
achten sie sich der civilitet, garten gebeü,
vndt zierung des Pallasts gar wenig.
Wir seindt so hoch hinaufgestiegen, als der
fischweyher auffm berge ist, <allda man sich schön kan vmbsehen.> Die grimmige
hize hat vnß auf das alte Schloß zu klettern
verbotten.
Die Mauer an dem fundament der sieben kir-
chen, ist mit kappernstauden bepflanzet,
daran die kappern nach aller lust aufwachsen.
welsche Meilenm. | |
Von dannen nach Arqua
|| [[Handschrift: 62r]]
auf einem lustigen wege, so da g meistentheilß mit granaten baümen bewachsen, dann der feigen vndt nußbaüme als welche gar zu gemein, wil ich alhier geschweigen. |
2 |
Es hat hin vndt wieder schlößer, oder pallatia,
flecken vndt dörffer, mit weinwachs
vndt getreyde, wie in der gantzen provintz,
Marca Trevisana.
Zur lincken handt die kalchgruben gesehen,
darauß sie den meisten kalck zu den
venezianischen, Paduanischen vndt vicentinischen
gebeüden zu nehmen pflegen.
Vmb Arqua herumb, ist es zimlich steinicht.
Arqua ist eine Stadt, die da wegen des
Petrarca eines hochberühmbten welschen
Poeten, nahmh so allda gewohnet, nahm-
hafft geworden, sonsten an sich selbsten schlecht
vndt altvätterisch.
Sein Epitaphium ist vor der kirchen, an einem
Roten Marmelsteinern sarck zu sehen, darauf
ein Metallen haüpt, mit dieser vnterschrifft:
Francisco Petrarchae Paulus Valdezucus Patavinus Poematum
eius admirator Ædis Agrique possessor, hanc
effigiem Posuit Anno M. D. L<X>LVII. Jdibus Septembris
Manfredino comite Vicario.
Hierunter stehet an dem Marmel:
Viro Insignj Francisco Petrarcae Laureato Franciscolus
de Broßsano mediolanensis gener individua
conversatione amore propinquitate
& successione memoria.
Darnach:
Frigida Franciscj lapis hic tegit ossa Petrarcæ[.]
Suscipe Virgo parens animam sate virgine <parce,>
Fessaque iam terris coelj requiescat in arce.
M. CCC. LXXIV. XIX. Julij.
Darnach haben wir des Petrarcha hauß be-
sichtiget, stehet an itzo dem Marc Antonio Ga-
brielj zu welcher es ein wenig anrichtet. Sonsten
ists an sich selbsten schlecht. Man hat vnß sein stu-
dierstüblein darinnen gezeiget, Jtem seinen Saal
darinnen allerhandt sonnettj angeschrieben stehen.
Vndt die gebeine seiner kaze mit diesen versen:
Etruscus gemino vates exarsit amore,
Maximus ignis ego, laura secundus erat.
Quid rides? divinæ illam si gratia formæ,
Me dignam eximio fecit amore fides.
Si numeros geniumque sacris dedit illa libellis,
Causa ego, ne sævis muribus esca forent.
Arcebam sacro vivens a limine mures,
Ne Dominj exitio scripta diserta darent,
|| [[Handschrift: 63r]]
Jncutio trepidis eadem defuncta pavorem,
Et viget exanimj in corpore prisca fides.
Diese kaze hat Franciscus Petrarcha gar lieb
vndt werth, wegen ihrer Treüe gehalten.
Sein des Petrarchæ <conterfect vndt> bildnüß haben wir
auch gesehen, deßgleichen seiner allerliebsten
der Madonna Laura. Jtem der
Lucretiæ vndt Cleopatræ ihre bildnüß gar
schön in stein gehauen. Es ist auch ein alter
gang in dem hause, da er hat pflegen auf vndt
ab zu spaziren vndt zu meditiren.
welsche Meilenm. | |
Von Arqua (allda herumb auch guten
wiewol steinichter wein vin sassoso wächßt) nach Monttortone, vndterwegens auf die flecken Val Sankt Gigljo, Galsignan, vndt Torreggio zukommen. das kloster Sankt Daniel auf der seytte liegen laßen. |
7 |
Zu Montorton ist eine trefliche walfahrt der
Papisten, wegen des heylsamen waßers so
vndter der erden neben der kirchen, darin-
nen ein Marienbildt, welches das waßer so
heylsam gemacht haben soll, mag sein gefunden worden.
|| [[Handschrift: 63v]]
Dieses waßer ist hell vndt lauter wie
ein ander waßer. Alleine hat es die eigent-
schafft, daß es etliche kranckheiten curiert, son-
derlich die verstopfung der Vrin, dann es also-
baldt, wie ein Sawerbrunn durchgehet,
ist aber am geschmack so süß wie eine Milch.
Vor den stein helt mans auch treflich gut,
vndt soll man 30 tage lang nacheinander
davon trincken <aber ein zwey drey tage zuvor wol purgieren.>, den ersten tag ein Ängster
voll, den andern zwey, den dritten drey,
(verstehe nicht in einem trunck sondern in
kelchgläsern) vndt darbey bleiben, biß die
zweit vmb ist, so soll es gar wol helfen.
Jtem: vor andere welsche kranckheiten soll
es auch gar gut seyn.
Jch halte dafür, weil die warmen waßer
von Abano nur auf 1 welsche meile
darvon, mag auch wol das waßer dannenhero
kommen, dann es schmeckt auch gar warm
oder lawlicht, <doch auf eine andere art als das zu Abano.>
Jn der kirche hat es viel gemälde von miracu-
lis welche diese Madonna soll gethan
haben, vndt seyndt die Münche Benedictiner
ordens, doch mit weißen kutten, vber schwarz,
dahergegen die Benedictiner von Praja schwartze
kleider vber weiß tragen.
Man hat vnß in dieser kirche zu Montorton
viel reliquien vndt gözen heyligthumb gezeiget,
vndter andern eine schöne arbeit von einem
silbern creütz, welches zwey Niederländer
<gar künstlich> vmbsonst gemacht. Man kan es alles zerlegen,
vndt bewegen sich alle figuren daran.
Es hat 366 stück <silbers> (der Mönche außage
nach) daran, wigt ohngefehr ein 50 oder
60 pfundt. Sonst war auch noch
ein klein hölzernen creüzlein, gar hüpsch
gearbeitet, vndt mit figuren künstlich auß-
geschnitten. Hinter dem altar
wiese man vnß auch der Madonna
ihren stecken, den sie gleich einem Scepter
in der handt getragen, vndt mußten wir die
augen darmit reiben. Soll klar gesicht
machen. Das obgedachte bildt vnserer
lieben frawen mit dem kindlein <so in dem heylbrunnen soll gefunden worden sein>, hat man
vnß auch an dem alltar sehen laßen. Meines
bedünckens aber ist es den alt andern
conterfecten der Mutter Gottes nicht ähnlich.
Alhier zu Monttorton, welches wie gedacht
ein kloster vndt wallfahrt ist, sonst aber
einen flecken darneben hat, seindt wir in
einem guten wirzhauß vber nacht gelegen.
welsche Meilenm. | |
Von Mont Tortone nach Monte Venda
Dieses ist der höchste vndter den montibus Euganeis, die da herumb liegen, vndt von alten Scribenten sonderlich dem Livio berühmbt seyen. |
8 |
Es ist auch ein Benedictiner kloster der
weißen Mönche, welches wann man es
gegen anderr[!] klöster ansehen will, schei-
net es gar schlecht zu seyn, wann manns
aber wegen der höhe des berges, vndt wie
viel mühe vndt arbeit, es gekostet so
viel steine hinauf zu führen, dergleichen funda-
ment vndt keller zu aufzuführen<zu bawen> <betrachten will>, wirdt
es der vnkosten vndt lagerstadt halben, nicht
schlecht seyn.
Der schöne prospect allda jst das führnemste,
dann man siehet gar bescheidentlich, die
städte Ferrara, Padoua, Verona, Vicentz,
<Rovigo,> auch wol Boloigna, Venedig, perge ia gar biß in
Istriam hineyn, wenns klar wetter ist, aber
heütte wie wir mit mühe hinauff komen, hat
sich eine wolcke vmbzogen vndt alles vertunckelt,
doch anno 1614 hab ich ihn in hellem wetter, be- || [[Handschrift: 65r]]
schauet, allda man eine sehr schöne landtschafft,
sonderlich mit den perspicilgläsern, welche ich da-
mals bey mir gehabt, endtdecken können.
Jtzundt haben vnß die Mönche daselbst alle
freündtschafft vndt ehrerbietung erwiesen,
das kloster sehen laßen, Jn der kirche, zellen,
höffen vndt keller herumb geführet, vndt vnß
ein angenehmes frühestück, von guten frittaten
oder Eyerkuchen, ieglichem einen, vber die maßen
stadtlichen schaffkäß, darinnen wir vnß wol
angefüllet, vndt guten Weinen, zugerichtet.
Darauf wir vnsern abschiedt genommen, vndt
hinunter, darnach wieder einen andern berg
hinauff nach dem kloster Rua zu geritten.
(Nota Bene[:] zu Venda auf der höhe droben, haben sie
einen ziehbrunnen, vndt innerhalb des klosters
eine Cisterne.)
Vndterwegens viel weinwachs, ejchstauden,
haselnüße, feigen. perge
Der Mönche seyndt 10 vndt z 2 <gemeine> diener,
vndter den 10 München aber müßen auch zwey
dienen. Auf dem einen hügel nicht weit
vom kloster hat man vnß ein creütz gezeiget,
daran die stange von dem wetter mitten
voneinander gespalten worden, <vndt das † gantz blieben.>
welsche Meilenm. | |
Von Venda nach Rua | 2 |
Dieser berg ist bey weittem so hoch nicht als
Monte Venda aber das kloster ist ansehlicher
vndt vmb ein guts schöner gebauet als Venda.
Die Mönche allda seyndt auch weiße Bene-
dictiner vndt also eines ordens mit denen
zu Venda <wiewol andere sie vor ordens Sankt Hieronymi hallten[,]> haben aber andere strengere sazungen,
vndt seyndt eigentlich Einsiedler. Die zu
Venda seyndt reich vndt wolhabendt, die zu Rua
blutarm, leben nur von Allmosen, inmaßen
das kloster von vielen treüherzigen leütten, vmb
Gottes willen erbawet ist. Die zu Venda
mögen mit den leütten kecklich conversiren
die zu Rua vndtereinander selbst nicht, vndt
nur zu gewißen tagen, nach erlangter dispenß.
Nun diese arme leütte zu Rua haben vnß nach
ihrer armuth williglich aufgenommen vndt allen
guten willen erwiesen. Erstlich durch zwey
vornehme Münch, deren einer ein Barozzj nobi-
le Veneziano herumb führen laßen, allda
wir zum denckwürdigsten gesehen daß alle
zellen sonderliche haüßlein zimlicher größe vndt
bey einer ieglichen ein gärtlein. Dieser
zellen seindt 20 wiewol der Mönche mehr seyndt,
Sie wohnen nicht aber alle auf die art wie
die 20 absonderlich. Der ein Cypreßen
|| [[Handschrift: 66r]]
baüme seyndt allda in großer anzahl vndt
machen dem ganzen kloster eine zierde.
Die kirche ist kleiner als die zu Venda,
aber mit schöneren altaren gezieret. Die
gemälde darinnen paßiren auch, was die
kunst anlanget, wie in allen Päbstischen kirchen.
Nach vollbrachter besichtigung, haben sie vnß
wolzugerichte frittaten, Sardellen, Sallat,
käse perge denn sie kein fleisch speisen dörffen,
nebens guten geringen weinen nach ihrem
vermögen, zur Mittagsmalzeit gegeben.
Der eine Mönch so aufgewartet bekandte,
er hette müßen 17 Jahr, (durch auferlegte
buß) ein Einsiedler seyn vndt mit niemandt
reden. <Vier hatten sich selbst vermawern laßen, vndt
kondten nur durch ein klein gelassenes loch speise vnd tranck
haben.>
welsche Meilenm. | |
Als wir zu Rua nach eingenommener Mittags- malzeit, auch einen guten Mittagsschlaff ge- halten <vndt den Mönchen ein Allmosen, das die zu Venda nit nehmen wollen, mittgetheilet>, seyndt wir herunter vndt nach Aba- no geritten, die warmen bäder daselbst herumb zu besichtigen, ist von Rua |
4 |
Diß seyndt nun warme bäder vor aller-
handt gebrechlichkeiten, wie die in Deütschlandt,
wiewol man sie vor beßer vndt kräftiger helt.
Es hat zwey heiße quellen daselbst, so baldt
man ein hun hineyn thut, ists gerupft, vndt wirdt
|| [[Handschrift: 66v]]
ein Ey, auf der Stundt darinnen gesotten. So
baldt ein Mensch hinein fellet muß er sterben.
Es hat ein offentlich groß badt, darinnen
männiglich vmbsonst kan baden, darnach
auch gar feine wolzugerichtete absonder-
liche kämmerlein. Dieses warme
waßer treibet auch eine gantze müle,
vndt haben wir vnß verwundert daß es
die müle nicht anstecket.
welsche Meilenm. | |
Von diesen bädern de' bagnj d'Abano, (welcher
flecken, auf eine halbe welsche meilen darvon entlegen, wie wol es bey den bädern herbergen hat,) nach dem gestrigen Nachtläger wiederumb Montortone |
1 |
Jn dieser gegendt haben wir viel schweine
an ketten vndt stricken vor den haüsern
wie die kettenhunde liegen sehen. Die
Schweine in diesem lande seindt mehren-
theilß Schwarz, vndt größer vndt schöner
als ins gemein bey vnß. So hat es auch
treflich schön Rindtvieh vndt Ochsen in diesem
lande, doch nicht in der menge dann Sie
viel auß Deütschlandt holen laßen.
welsche Meilenm. | |
Auf Sankt Martin flecken vndt alter
Turn[!], auch zu Ezzelinj des Tyrannen zeiten verwüstet |
7 |
Der fluß Bachiglion kompt von
vicenz herundter vndt rinnet dadurch. |
|
Von dannen durch die örter Salvarese,
vndt Montegalda auff den flecken Costoza zu |
7 |
Vndterwegens vber die gewöhnlichen landt-
früchte der Marca Trevigiana, viel
Mißpel, vndt Pfirschbaüme.
Sonsten wirdt der wein nicht gepflantzet
wie bey vnß, sondern wirdt vmb die nuß:
oder andre baüme herumb gewunden, vndt
aneinander mit den reben gehenget,
alles auf einer Reye, vndt das korn dar-
zwischen, daß es also einem großen schönen
waldt von weitem ähnlich siehet.
Alhier zu Costoza ist eines von den denck-
würdigsten stücken in gantz Jtalien
zu sehen, nemlich der windtfang.
Derselbige kömpt auß einer grotten
|| [[Handschrift: 67v]]
herauß, vndt wirdt durch hölen in ezliche
haüser geleitet die den Signori Trentj von
Vicentz zustehen. Jn dem vornembsten, stehet
vber der Thür, Æolus hic clauso,
ventorum carcere regnat.7 Darunter:
Æolia.
Es ist heütte, eine greüliche hitze gewesen, so
baldt wir aber, in die grotte darinnen
der windt gefangen, vndt von vnten auff,
durch steinerne gitter, in die obern gemach
(in deren einem wir taffel gehalten,) geleitet
wirdt, gekommen, ist vnß eine kalte lufft,
entgegen gegangen. Das Cobolo,
welches das kleinere genennet wirdt, dan-
nenhero, dieser lufftfang, herrühret,
ist von Natur also eine große runde
höle wie ein sehr groß gewölbe,
vndt hat vndterschiedliche keller darin-
nen, ist auch sehr kalt.
Daß große cobolo aber etwas weitter
davon gelegen, ist nicht von Natur sondern
von Menschen händen, in einen großen berg
durch steinfelsen gleich einer festung gear-
beitet, daß vber die 100 mille Menschen da-
rinnen wohnen können, Jnmaßen vorzeiten
|| [[Handschrift: 68r]]
beschehen, wir seyndt mit Strohwischen er-
leüchtet, zimlich weitt hineyn gegangen.
Sonsten ists ein 10 welsche Meilenm. auf einer straßen
vndt 10 auf der andern lang. Man siehet noch
darinnen <rudera> des Capitains behausung, vieler
kammern, Jtem das gefängnüß, den backofen,
karngleiße, zwey tieffe waßer vndt
fischlein darinnen, viel vndterschiedliche
wege, vndt præcipitia daß man ohne liecht,
darinnen verderben müste, Sie haben auch
mülen darinnen gehabt. Es hat viel Salpe-
ter drinnen. Eines menschen todtenbein
hat man vnß gezeiget, welcher sich verirret
mag haben. Jm eingang hat es ein rundt
loch einer porten gleich vndt noch schieß-
löcher zwischen den felsen, deßgleichen schieß-
löcher in des Capitäns behausung, vndt nur
den einzigen ein[-] vndt außgang, muß also
eine vnüberwindtliche festung, da sie provian-
tiret vor allters gewesen seyn. Wegen
der großen weite, hat man sie auch mit
rauch nicht außdämpfen können, wiewol
es soll versuchet seyn worden. An vie-
len orten ist es gar niedrig, daß man gebücket
|| [[Handschrift: 68v]]
gehen muß, an etlichen hoch, nach dem die
handwercksleütte fleißig den felsen
außgearbeitet vndt gehauen, inmaßen
dieses vielen zur straffe auferlegt worden.
Das kleine cobolo ist <viel> höher als das
große, vndt von Natur gemacht, mag
etwan eine welsche meile lang sein,
doch wegen des windfangs <der da herauß kömpt,> ist es sehr
denckwürdig. Es ist kälter als das große.
Der Signori Trentj gärten vndt waßer-
werck haben wir nicht können zu sehen
bekommen.
Das gemach darinnen wir gegeßen ist
vber der vorgedachten grotte da Æolia
drüber stehet, vndt entpfähet den windt
von vnten auff durch steinerne gitter.
Jst ein hüpsch hoch gemach, hat <innwarts> vber der
<einen> Thür zur vberschrifft Jn æstu tem-
peries8 vndter einem schlaffenden
Nackenden bildt. Vber der an-
dern Thür sub imagine Prudentiæ,
folgende wortt, Incognita Priscis,
sonst allerley figuren, vndter andern
wie der Kayser dem Pabst die füße
|| [[Handschrift: 69r]]
küßet, vndt von ihme die kron entpfähet.
Jtem der Actæon mit den Nymphen etcetera.
Oben auff an der decke, welche rundt ist
das gemach aber viereckicht, Haydnische Götter.
Sonst ist das gemach nicht rings herumb voll-
kommen außgemacht.
welsche Meilenm. | |
Nach dem eßen vndt Mittagesruhe, von
Costoza nach Vincentz, Vicenza Jst eine alte stadt, nicht vbrig groß, auch der herrschafft Venedig zuständig. |
6 |
Hat bloß schlechte mawren, dieweil
sie fast mitten im lande gelegen, vndt kei-
ner gefahr sich besorget.
Wir haben den gewöhnlichen lustigen
fruchtbaren ebenen weg, mit schönen
häusern hin vndt wieder zu schawen, gehabt.
Zu Vicenz das Theatrum besichtiget,
welches sehwürdig, vndt gar ansehlich,
zun comedien vndt schau<freüden>spielen, erbauet,
mit schönen seülen vndt statuen. Es können
ein 3 mille personen darinnen sitzen. Anno
1584 ist es von der Academia auf-
gerichtet worden.
Von dannen, zu des Conte di Valmarana
schönen garten, durch das pallatium, da-
rinnen vornehmlich ein lustiger <langer> gang, auf
der lincken seytten mit großen Citronen,
<stauden,> die sie Cedrj nennen, auf der rechten
mit pomeranzen, baü bepflanzet.
Sonsten im garten hat es allerley blumen
vndt gewächse zu seiner zeitt, viel anseh-
liche Cypreßen. Vndt einen Jrrgarten
von sehr hohem buchsbaum in meiner höhe,
<hin vndt wieder zu gehen,> einer welschen Meilem. groß. Neben diesem
schönen vndt großen garten hat es ein
groß feldt, Campus Martius ge-
nandt alda die Musterungen vorzugehen
pflegen. Die fraw die den schlüßel
zu obgedachtem garten gehabt ist kranck
gewesen, also daß man vnß nicht alles so
eigentlich gezeiget. Es hat auch gut
waßer, vndt eine hüpsche kleine grotte
darinnen.
Nota Bene[:] Waß wir Citronen nennen, heißen
sie Limonien die seyndt in diesem lande
schon fürüber. Nun aber kommen die selzam-
sten vndt größesten, die auch an wenig orten<nicht vberall>
in Jtalien wachsen, nemlich die großen
|| [[Handschrift: 70r]]
Citronen<at>, welche viel dickere haut schalen, vndt
weniger safft haben, aber lieblicher zu eßen als die
andern seyen, die werden im September recht
reiff vndt werden Cedrj genennet. Es
seindt etlich wenig vndter diesen vielen, schon
reiff gewesen deren wir auch genoßen.
Von dannen al Palazzo della Signoria
welches gar ein prächtig gebeü, mit kupfer
gedeckt, vndt ansehlich inn[-] vndt außwendig.
Der izige Podestà ist di casa Longo, deßen
conterfect vndt vielerley bildnüß vndt
mahlwerck wir in seinen zimmern gesehen.
Vorm pallast stehet eine hohe weiße
Seüle darauf der Marxlöẅ, venedisches wapen.
Des Conte Cavra pallast <draußen> vor der stadt
besehen. Er gehört 5 brüdern, deren einer
der Conte Martio vnß gar höflich ent-
pfangen, vndt herumb geführet. Dieser Pallast
ist stadtlich anzusehen, wirdt sonst la ritonda
genannt, dieweil er innwendig einen runden
<hohen> saal, mit einem fenster oben auff, dem Pantheon
zu Rom gleich, hat, mit vielen gemälden,
|| [[Handschrift: 70v]]
vndt schönen gemächern, rings herumb, deren
zimmer in die 24 seyn sollen. Der Pallast
hat 4 facciate daran vor einer ieglichen
ein altan mit 4 großen weißen Jonischen
seülen, gebauet, vndt weil es<r> auf einem
hügel gelegen ein schön außehen hat.
Jm garten hat es auch Cedern, in einem
lustigen gängelein, vndt Adamsäpfel,
deren ich zuvor nie keine gesehen, vndt
wirdt noch der Adamsbiß darinnen
gezeiget. der Jensomin blümlein,
hat es mehr als zuviel wie iziger
zeitt in allen gärten, <auch feigen vndt granaten[,]
lorbeerbaüm, etcetera[.]>
Jn dem stall hat der graff 3 schöne pferde
gehabt, ist auch vor diesem in Deütsch-
landt gewesen.
Vndter andern selzamkeiten haben wir
auch im garten einen Tannenbaum, mit
großem fleiß gepflantzet gesehen, ist wol
der mühe wert gewesen? <Quod rarum carum.>
Der keller ist hüpsch groß vndt frisch.
Der prospect auf die berge vndt
weinpüsche, wie oben erkläret, vndt
lustige haüser vndt gärten, ist allda
nicht vnanmuhtig.
welsche Meilenm. | |
Nachdem wir von diesem höflichen Grafen abschiedt
genommen, seyndt wir fortgezogen, vndt auf Montegalda, allda auch ein schönes hauß vndt garten, zukommen. Ligt von Vicenz Gehöret au einem Contarinj9 zu, wir habens aber nicht beschawet. |
10 |
Nach Arlesega einem flecken
zum Mittagsmahl. |
3 |
Alhier hat es einen schönen garten,
welchen ich anno 1613 jn flore gesehen,
an izo aber ist das schöne waßer[-] vndt grotten-
werck durch nachläßigkeit vndt träg-
heit der erben des<eines> Contarinj deme es zu-
gestanden, alles zugrunde gegangen. <Sonst ist der
garten noch fein vndt das lusthaüselein, <vndt kirchlein.>>
Wir haben heütte zu Arlesega, die ersten
pfirschen gegeßen.
Sonsten werden die Cedern, Pfirschen, feigen,
granaten, auf den herbst erst reiff,
vndt die Mißpeln zum allerletzten.
Wir haben auch heütte wie auch zu Vicentz,
der gar großen Melonen, so man Peponj
von Chioza nennet, gegeßen.
welsche Meilenm. | |
Von Arlesega, nach Padua wiederumb
allda ich schreiben, von FrauMuttern, herr- || [[Handschrift: 71v]] vetter Fürst Ludwigen, Heinrich Börsteln, Johann Löben, Obrist Verdugo entpfangen. |
7 |
Herzog Christian hat 20 mille zu fuß vndt
6 mille pferdt. Nachdem er in vnsern ämp-
tern Ballenstedt, Gernrode vndt Alßleben,
auf die 80 mille Reichsthaler schaden gethan, ist
er auf Nordheim zu, gezogen.
Der König in Dennemarck ist gar vbel
zu frieden, daß sich der Tilly ins landt
zu Braunschweig, einquartieret.
Der Churfürst von Saxen, helt gar gute corres-
pondentz mit vnsern fürsten von Anhaltt,
schreibt ihnen offt gar freündlich, vndt hat
Graf Georg Frizen von Hollach auch bey sich.
Mein gnädiger herzlieber herrvatter, ligt gar starck, am
podagra darnieder.
<Mein vetter
Fürst Casimir
hat seine
heyrath mit
Heßen Caßel,
vollzogen.>
Mein kleiner bruder Friz soll wieder
gesundt seyn, wie auch bruder Ernst.
Meines hernvattern perdon ist noch nicht
im Kayßerlichen geheimen Raht erlediget, <doch hoft
man in kurtzem.>
Herzog Christian, hat daß Sächsische Lawenbburgische Regi-
ment geschlagen, vndt des herzogs bagage be-
kommen. Der Churfürst von Saxen, hat ihme den
<Kayßerlichen> perdon angedeüttet, vndt zugeschicket,
|| [[Handschrift: 72r]]
nicht allein vor sich sondern auch alle Böhmische
Padua. herren, die ihme anhangen. Man weiß nicht
ob ers noch annehmen wirdt.
Der Tag von Franckfurt ist auf den 6. ⁄ 16.
Augustj nach Cölln verleget.
Es seindt 6 mille Cosacken auf der Brandenburgischen
gränze.
<Der herr Kurtz ist Kayßerlicher abgesandter an Türckischen
hoff mit vngewöhnlichen stadtlichen præsentes.>
Adolff Börsteln, dem Antoninj, perge geschrieben,
Nota Bene[:] Alles
vmbsonst. Mich auf die rayse naher Deütschlandt auß
dreyen vrsachen begeben, 1. wegen Meines gnädigen herzlieben hern-
vattern leibesschwachheit[,] 2. wegen einer
vertrauten intention oder vocation welche
mir vom <Cavallier Salvatico,> Doctor Spiegel anvertrauet worden,
3. weil ich beförchte, man möchte mir alhier,
als da ich sehr bekandt ehre vndt andere
dinge zumuhten darzu ich nicht staffiret.
Jtem an Heinrich Börsteln vndt den Cavalier Salvatico
geschrieben, <auch an Verdugo.>
Memorial für meinen hofmeister Hanß
Ernst von Börsteln, vndt Christoff Riecken
gemacht.
Ob ich zwar meine rayse fortzustellen ver-
meinet, so ist mir doch so eine vngewöhnliche
haüpt[-] vndt leibesschwachheit, vndt reißen im
gantzen leibe zugestoßen, daß ich solche einstellen
müßen. Darzu dann auch noch andere vrsachen
gestoßen, als 1. dieweil Gott lob Meines gnädigen herzlieben hernvaters
schwachheit nicht Tödtlich vndt Seine Gnaden mich nicht erfordert.
2. Jch alhier noch in generalibus versire vndt
keine gewißheit meinem herrenvatter würde bringen
können. 3. Auch der abschiedt also genommen,
daß ich mich biß auf Michaelis alhier aufzuhaltende,
meines brudern Fürst Ernsten, Adolf Börstels, vndt
vielleicht Pöblitzs denen ich zugeschrieben erwarten-
de. 4. Was die bezaigungen anlangett
stehen dieselben zu gewarten, vndt kan ich allezeit,
mich absentiren in diesen gegenden.
Vom Antoninj ein nachdencklich,
schreiben entpfangen.
Den ganzen tag wegen großen Schwindels,
vndt haüptwehes zu bett gelegen.
Wiedrumb etwas eingenommen.
Zeitung daß sie sich der Pabsts wahl halben
zu Rom nicht vergleichen können.
Daß die Holländer Spinola geschlagen,
vndt die Jnsel Terçera, ein vor-
theilhaftiger ort, zur OstJndianischen
flotte, eingenommen.
Daß der Prinz auß Engellandt sich gestellet
als wolte er aufm Meer spaziren
fahren, vndt sey also auß Spannien
darvon gewischt nach Engellandt zu.
Ob ich zwar vermeinet meine schwach-
heit mit gewallt zu vberstehen, so ist
mir doch vmb Mittageszeit ein solcher
frost ankommen, daß mir die zähne geklap-
pert, vndt der ganze leib gezittert,
ich auch zu bette mich legen müßen, vndt
dem Doctor andeütt holen laßen müßen. <Forse, che
ho havuto
qualche
veleno!>
Eine halbe stunde hat das kalte gewehret,
darnach die hitze fast vnaufhörlich biß
|| [[Handschrift: 73v]]
das sich die Natur ein wenig selber
resolvirt vndt ich zu schweißen vndt auch
zu schwizen angefangen.
Nach Mitternacht hat die hize nachgelaßen.