Montag☽ den 1. ⁄ 11. September
Mit Monsieur Knesebecken, (welcher mit
meinem bruder gekommen, vndt seine
werbung abgeleget) geredet.
Er hat mir schreiben, von Meinem Gnädigen herzlieben hern-
vattern, FrauMuttern, vndt Fürst
Ludwigen gebracht, auch von Heinrich vndt Adolf Börsteln.
Wir seindt außgefahren vndt haben das
wachs, welches auß Vngern vndt Deütsch-
landt herkömpt, in der sonne bleichen
sehen. Es muß zweymal in die Sonne biß
es recht weiß wirdt, vndt wirdt zuvor
im waßer wol zerrieben. Man verführet
die weiße wachs liechter so alhier gemacht
werden, gar biß nach Rom.
Von dannen in des Vendramins eines Venedischen
Edelmanns garten. Jst einer, von den schönesten
auf der lagune, vndt hat allerley feine
gewächs, von Pomeranzen, Adamsäpfel,
Spannischen großen kirschen, feigenbaüme etcetera
darinnen. Auch haben wir frische außge-
blühete rosen drinnen abgebrochen, welches viel
seltzam zu itziger zeitt. Theils haben noch geblühet.
Auch kleine rote äpfel wie kirschen Lazaronj genennt
|| [[Handschrift: 92v]]
so gar gut zu eßen. Sonst hat es schöne
Cypreßen in diesem garten. Neben dem
eingang war ein vogelhauß vndt Stachelschwein.
Die Se venedische seiffe, welche so weit
berühmbt, machen sehen, so auß waßer
vndt oele.
Nachmittags, den zucker, machen sehen, welcher
anfangs gar schwartz, vndt durchs feüer ge-
sotten wirdt, darnach so offt durchsiebet
biß es ein schneeweißer schöner zucker
wirdt. Das vbrige, so durchtrichtert
worden, ist auch gut, vndt eines immer beßer,
als das ander. Darnach machen sie auch
zuckerkandy, allerhandt farben, als weiß,
blau, vndt gelb, daselbst. Jtem pasta dj
Genoua von pfirschen vndt quitten, einge-
machte Citronat, eingemachte Adamsäpfel
vndt dergleichen Schleckerey.
Von dannen a Lio, al porto dellj doj castellj
gefahren vndt das alte besichtiget, welches bey ein
3 welscher meilen im vmbfang, vndt ezliche
Rondel vndt pasteyen hat, auch der Juden
begräbnüß darinnen ist, das seyndt lauter
aufgerichtete steine mit Hebreischen buchstaben.
|| [[Handschrift: 93r]]
Diese Meer vestung hat auch ein zeüghauß,
vndt es werden allezeit etliche Soldaten
darinnen verwahret, damit sie nicht entlauffen,
nemlich die, welche auf die festungen,
in Dalmatien, vndt Griechenlandt sollen.
Zeitung von Monsieur Knesebecken, daß herzogs
Christian Niederlage meistentheilß das
fußvolck im Nachzuge betroffen, dieweil
herzog Wilhelms von Weymar Regi-
ment einen paß <auß gegebener falschen
ordinantz des
Obersten Kniphausen> verlaßen, den es hette
halten sollen, vndt also, mit der ganzen Reüt-
terey hinüber gekommen. Darnach als die
Avantgarde vndt Reütterey hinüber hat
vndt so baldt nicht wieder wenden noch ent-
satz leisten können, hat der feindt mit gan-
zer macht angesezt, das geschütz erobert,
vndt vndter sie gespielet also daß die Nieder-
lage sich auff 7 mille Mann erstrecket, doch
mehrentheilß gefangene, darunter auch
herzog Wilhelm von Weymar <(so> etwas geschä-
diget) vndt herzog Fritz von Altenburg vndt
der Oberste Frenck. perge Kniphausen soll mit dem
feindt heimlich practicirt <perge> haben vndt geviertelt werden[.]
Venedig Der König in Dennemarck, soll dem Nie-
derSächsischen Krayse assistiren, vndt
man hat ihm das erste votum gelaßen,
auf dem krayßtage.
Der Graff von Hollach, hat sich, am
Kayserlichen hoffe, gestellet.
Dienstag♂ den 2. ⁄ 12. September
Hab ich meine leütte, nach Padua, geschickt,
vndt Hallweylern, beynebens Christof Riecken,
vndt dem lackeyen, bey mir behalten. Mein
bruder, ist mit Monsieur Knesebecken, vndt ihren
beyden dienern auch bey mir geblieben.
Jch habe mich heütte, dieweil ich mich vbel
befunden, inne gehalten, vndt mit
meinem brudern vndt Knesebecken conversirt.
Mittwoch☿ den 3. ⁄ 13. September
Die rüstkammer l'armeria del Doge, besichtiget
welche im Pallatio ist. Man hat vnß 4
kammern gezeiget, darinnen vielerley gewehr,
|| [[Handschrift: 94r]]
nur zum gebrauch des Rahts, vndt der herr-
schafft, an Mußketen, picken, hellebarten, het-
schierbeyl, Tartschen, armbrust, bogen vndt pfeil,
schwerter vndt schlachtschwerter.
Vndter andern <in der einen> denckwürdig daß sie vns gesagt,
wann die pforte des großen Saals daran
aufgienge, so geben sich die picken vndt gewehr
die oben an der decke gelegt, von sich selbst
herunter.
Darinnen, seindt vndter andern, auch, die het-
schierebeyl die der Carrara ein Tyrann von
Padoua zu seiner leibguardy führen laßen.
(Nota: Weil die venezianer da gewesen, hat
man die schreibTaffel nicht brauchen dörfen, also
weil viel dinges zu sehen, gewesen, kan man so
eigentlich die kammern nacheinander nicht notiren.)
Viel Türkische gewehr vndt Hellebarten mit
halben Monden in der schlacht bey Lepanto
erobert.
Der Georgio Castriota sonst Scander-
beg genannt fürsten auß Albania schwerter.
Die <vergüldete> spitze von dem panier, des Aly Bassa, Tür-
kischen Generals bey Lepanto, darinnen der brief,
vndt befehl des Türkischen Kaysers, gelegt gewesen,
welchen sie nicht eher, aufbrechen dörfen, biß sie, so
vndt so viel meylen, aufs Meer gekommen, mit
|| [[Handschrift: 94v]]
Türkischen buchstaben: Jddio non hà altro
Dio, Maumetto Nuntio di Dio. Auf der
andern seytten: Daß ihnen Gott wolte glück
geben. perge
Eine schöne leüchte von Cristall so ein reicher
Mann Crasso genendt hineyn<der herrschaft> verehret, von
großem werth, <in> welches die Signoria, ein
Cristallinen becher machen laßen, vndt
vom blut <Christi> drinnen etwas sein soll.
Des Königs in Franckreich, Henricj, IV.
sein küriß, so er im kriege geführet, vndt
der herrschafft verehret[.]
Ein stadtlicher persianischer zeüg, so ein König
in Persien daher verehret perge vndt i beynebens
einer hüpschen Rondaße.
Eine Hellebarte, darauß man von vnten
kan vndt oben kan 14 schüße thun.
Das bildnüß in stein gehauen des Carrara.
Ein feẅerspiegel mit welchem man seigel
vndt alles in einer schiffarmada auch
die leütte anstecken kan. Wann man
mit einem dolch dargegen stößt, so stößt
es dem schein nach so weit wieder herauß.
Wann einer hineyn siehet stehet er auf dem
|| [[Handschrift: 95r]]
kopf, siehet er aber gantz in die nähe daran,
so macht es ihme ein greülich groß gesichte.
Viel schöne Polnische gewehr, so der Groß-
Marschalck auß Polen, einesmals
hineyn verehret haben soll, darunter ein
Sebell, deßen scheide gantz mit perlen versezt.
Ein bildt von Santa Iustina in einem schönen
lädlein von Jaspis[,] Corniol vndt lapis
lazurj versetzt, welches ein Spiegel <zum præsent> vor
die Türkische Kayserin <hat> werden sollen,
weil aber der krieg darzwischen kommen, ist
es verblieben.
Ein Modell mit welchem man kan so klein
als es ist 27 mille pfundt (ihrem vermelden nach)
aufheben.
Ein hüpsch lang, eisern feldstücklein, mit Me-
tallenen blumwerck gezieret, welches ei-
nes herzogs von venedig, sohn, gießen laßen, vndt
auf dem zündtloch ein bildt eines kerls der einen
Basilißken vmbgebracht, dad künstlich gemacht,
dadurch man das absehen, aufm stück, nehmen kan.
Vergüldte rüstungen, der herzoge, so vorzeiten
zu felde gezogen, vndt rote der Rahtsherren.
Die rüstung des Henrico Dandalo, welcher
Constantinopel mit<sampt> den Franzosen helfen
einnehmen.
Japponesische waffen.
Ein halßeysen mit stacheln so der Tyrann
Carrara von Padoua denen, die er
mit verheißung einer ketten an sich gelockt,
vmb den halß thun laßen, vndt sie
also erbärmlich vmbgebracht.
Jtem ein klein armbrüstlein, damit er die
leütte <denen er
nicht wol
gewolet> auf vndt abgehende, mit einem
pfeil, wie eine nehnadel groß, ohne einzig
getümmel durchschoßen. Darnach hat er die
Ärz<t>e denen er vbel gewollt, holen laßen,
vndt weil sie nichts an dem todten spü-
ren können, dieweil so eine kleine wunde
stracks zugefallen, er aber kurzumb
woran solche leütte gestorben <betrieglicher
weyse,> wißen
wollen, hat er sie auch erwürgen laßen.
Jtem, ein Jnstrument, darauß man 10 oder
12 schüße thun kan.
Ein pistole, darmit man stechen vndt schießen kan
so eine deütsche fraw soll gebraucht haben.
Adam vndt Eva in holtz geschnitten
gar künstlich, durch Albrecht Dürer.
Ein rüstung, eines iungen knabens,
von 9 oder 10 Jahren, so vndter den
Todten, in der schlacht, bey Marignan
gefunden worden.
Des Gattamelata bildnüß, auf einem
Metallenen pferde, wie zu Padoua,
vorm Santo.
Sehr große, alte, helmlin, auf die art,
wie man im scharfrennen, pflegt zu brauchen.
Des Attila helm ga mit einer<m> langen
schnabel, gar selzam gemacht.
Ein weiberschloß, der frawen keüsch-
heit, zu bewahren.
Des Sebastian Veniero, vndt Proveditor
Barbarigo, bildnüß in Metall.
Des Francesco Sforza vndt seiner frawen
brustbildt in Alabaster.
Des Marc Antonio Bragadins so in Cypern
nach eroberung Famagusta vom Türcken geschunden worden,
bildnüß in Metall.
Die Sala
Schreiben, von Fürst Ludwigen, entpfangen.
Nach vollbrachter besichtigung der rüst-
kammer, haben wir den großen Saal
des großen Rahts il gran consiglio ge-
nennet, besehen, welches ein schön groß
gebeẅ ohne Seülen, vndt kommen dareyn
alle die venezianischen edelleütte so
25 iahr vndt drüber allt seyn zusammen.
Nach dem der großcanzler den vortrag
gethan, gehen kleine büblein mit <zweyfachen,> Büchsen
herumb, an darauf stehet auf der einen
seytten Ja, auf der andern Nein, dadurch
sie ihre meynung vnvermerckt an tag
geben. Es seyndt schöne gemälde
in diesem Saal, ohne eines das vns zu spott
gereicht wie nemlich Kayser Fridericus
Barbaroßa vom Pabst Alexandro
auf den halß getretten worden, <<Nota Bene[:]> wo deme also.>
Jn die Sala del senato oder Consiglio de Pre-
gadj den raht der 120 haben wir nicht
kommen können, dieweil man <eben> raht gehalten.
Deßgleichen in den Saal del Consiglio de' Diecj
|| [[Handschrift: 97r]]
noch Collegio, allda ich vberall vor diesem gewesen.
Von bestellung dieses Regiments findet
man ganze bücher beschrieben.
Kürzlich wirdt es einer Pyramidj ver-
glichen, der fuß vndt breite vnten ist
das gran consiglio, da die piramis änger
wirdt ist der Senat oder Pregaj, (Pregadj)
denn außm großen Raht kommen<werden> die sachen
da hineyn referirt. Höher hinauf noch
ein geheimer vndt ängerer raht ist das
consiglio de' Diecj, welches wegen der
giunta vndt daß der herzog mit seinem colle-
gio dareyn kömpt auf 32 personen sich
erstreckt. Darnach ist das collegio, welches
zwar eher als die Diecj kan gesezet werden.
nemlich der herzog, 6 Consiglierj, vndt
16 Savij grandj, Savij di terra ferma[,] Savij
del mare oder deglj ordinj. Endtlich da
sich die pyramis zuspizet ists der<s> herzogs <person.>
Also ist Democratia, Aristocratia vndt
Monarchia gleichsam hierbey zu finden, wiewol es
in der that nichts anders, als eine Respublica
Aristocratica ist.
Will man die procuratorj di Sankt
Marco (so gemeiniglich herzoge werden)
wegen ihrer hohen würde mitt in die
pyramidem sezen, kan mans thun.
Darnach haben wir des herzogs
zimmer gesehen darinnen an fürst-
lichem pracht, nichts abgehet.
Das Pallatium ist wol ein königlich
gebeü, in die vierung aufgeführet,
doch hat es ein schöner ansehen gegen
einem finsteren Canal zu als gegen
Sankt Marxplatz von außen. Jnnwendig
aber ist es sehr prächtig. An der Treppe,
seyndt zwey, in stein gehauene bilder,
Adams, vnd Eva, so wegen ihrer kunst,
trefflich hoch gehalten werden.
Nachmittages, in der Procuratia, welches
der Procuratorj, di Sankt Marco, hauß,
die antiquiteten kammer gesehen, so auch
der herrschafft eigen. Es hat stadt-
liche kunststücke darinnen, vndter andern
|| [[Handschrift: 98r]]
die bildnüße alle miteinander in weißen
stein gehauen, der Veneris, des Apollo,
des Cupido, der<s> Iovis wie er sich zu in
einen Schwan verwandelt, vndt eine lieb gewon-
nen, zweyer gladiatorum, oder fechter, deren
einer, den andern, vmbgebracht. Ein
Hercules der hoch gehalten wirdt. Die
bildnüße, Marci Aurelij, Neronis, Vespasianj,
Titj, Römischer Kayser, Jtem des Alexan-
drj Magnj, daran sie doch zweifelhaftig. Ei-
nes nacketen knaben bildt, der ein hembde
vmb sich schlägt von einem stein, daran
doch die farben des hembdes, vndt der haut,
vndterschiedlich. Ein gestümmelt bildt
auch hoch geschätzet. Viel andere kunst-
stücke mehr.
Von dannen in die Bibliotheca darinnen
auf der rechten handt Griechische bücher auf
der lincken lateinische vndt rings herumb
auf den seytten welsche wie man vns beredet.
Jm hinau<Oben an der decke hat es gar schöne gemälde> dieweil es eine güldene kette ge-
golten, welcher das schöneste kunststück
mahlen würde, darumb sich die vornehmsten
Mahler bemühet.
Jm hinaußgehen, durch obgedachtes antiqua-
rium haben wir an der decke observirt,
das seülen gemahlt seyn, wann man sie
von der einen seytten ansiehet, scheinen sie
krumb zu stehen, vndt von der andern
gerade, deßgleichen Viceversa die Jehnigen
so gegen vber, gemahlet seyn.
Jch habe an herrvattern, FrauMuttern[,]
Fürst Ludwigen, vndt Adolf Börsteln
Nota Bene auf <vber>morgen datirt, vndt Adolf Börstel aufn
Sonnabendt datirt, geschrieben.
Von Venedig wiedrumb nach Padoua, mitt
sampt meinem brudern, vndt leütten.
Ein schreiben vom Antoninj, entpfangen.
<Allerhandt sachen eingekaüfft vndter
andern steine von pasta venturina.>
Freitag♀ den 5. ⁄ 15. September
Schreiben, vom Gioan Maria Bissiny.
Doctor Spiegel bey vns gewesen, vndt gegeßen.
An Fürst August[,] Fürst Ludwig[,] Heinrich Börstel[,] Wendelinum. perge
Schwester Louyse aufn Montag datirt, geschrieben.
Samstag♄ den 6. ⁄ 16. September
Jst Doctor Spiegel zu mir kommen.
Schreiben von Adolff Börstel vom 1. ⁄ 11.
August bekommen.
An herrvattern vndt Frau Muttern eben
mit dem dato, den 8. ⁄ 18. September geschrieben.
An Adolff Börstel vnterm dato den 12. ⁄ 22. September geschrieben.
Sonntag☉ den 7. ⁄ 17. September
Nach verlesener predigt, vndt gehaltenem
gebeht, ins ballhauß gegangen, allda ich doch
weil mir nicht wol gewesen nicht lange ver-
harret.
Doctor Spiegel ist den morgen bey mir gewesen.
Es hat Monsieur Knesebecka, Doctor Spiegelb, vndt Hinike <eines Thumherren> außm stift Magdeburg, Sohn,
vndt vnser guter bekandterc, deßgleichen
einer so in vnserm hause wohnet Eixen ge-
nandt mit vns ge so auß der Stadt Bremen istd,
mit meinem bruder vndt mir extraor-
dinarie, <zue Mittage> Taffel gehalten.
Padoua. Jch habe an Gioan Maria Bissiny, wieder
geschrieben.
Die Zeitung das 7 Cardinäle auf einmal
zu Rom gestorben.
Jch habe von Monsieur Knesebecken
diesen abendt gäntzlich abschiedt
genommen, als welcher zwey stunden, vor
tages, auff seyn will vndt zu meinem
Gnädigen herzlieben herrenvattern verreysen.
Montag☽ den 8. ⁄ 18. September
<Artzney eingenommen.>
An den Antoninj geschrieben.
Doctor Spiegel, zwey mal, bey mir, gewesen.
Den botten, an Giovan Maria, Bissiny,
diesen abendt, abgefertiget.
Das fieber, den abendt, wieder bekommen,
wie gestern auch vndt vorgestern aber gering.
Dienstag♂ den 9. ⁄ 19. September
Nach gehaltenem gebeht, ist Morell, zu mir
kommen.
Jch hab mich nachmittags inn früchten in
|| [[Handschrift: 100r]]
wachs zu gießen mit dem wachsposirer<gießer> der
ein pastetenkoch, ist gevbet.
Abends das fieber.
Mein bruder, vndt D Börstel, Hallweyl,
vndt Davidt der schreiber, wie auch die
köchin, seindt alle die nacht vndt
heütte morgen sehr kranck worden,
diewei<daß sie sich> [...] weil sie schwemme
welches eine gifft vndt vor iahren verbotten ge-
wesen dieweil viel daran gestorben, gegeßen.
Aber dieweil es durch den schweiß, vndt oben
vndt vnten nach vielem reißen außgangen,
seindt sie wiederumb genesen.
Mittwoch☿ den 10. ⁄ 20. September
Nachdem ich mit dem Morell geredet,
hab ich ihme abgesaget, vndt ihn abgefertiget.
Doctor Spiegel zwey mal bey mir gewesen.
Jn wachs früchte gegoßen.
Zu abends, brieffe, von Heinrich Börstelln,
vndt Johann Löben, entpfangen, vndt ihnen
beyden, geantwortet.
Donnerstag♃ den 11. ⁄ 21. September
welsche Meilenm. | |
Von Padua nach Vincentz durch das
<den weg auffs> Cobolo welches mein bruder besichtiget seindt 22 welsche Meilenm. sonsten nur |
20 |
<hofmeister> Börstel vndt Stammer seindt mitt-
gezogen.
Zu Vicentz hat mein bruder alle
was allda vornehmlich zu sehen
besichtiget. Jch hab das fieber gegen
abendt gar starck gehabt, vndt
mich endtlich salva venia gebrochen,
welches mir fast nie sonsten als auf
dem Meer zu geschehen pfleget.
Freitag♀ den 12. ⁄ 22. September
welsche Meilenm | |
Von Vicentz nach Villanova
vndterwegens zur rechten handt das alte schloß Montecchio, vndt dar- nach Montebello auf bergen liegen laßen. |
17 |
Von Villanova nach dem eßen auf
Verona zu deütsch Dietrichs Bern seindt |
13 |
Verona ist eine von den feinesten
städten so die Venediger in terrâ-
ferma haben. Ligt in der ebene an
den bergen, vndt hat 3 feste schlößer
auf der höhe in der Ringmawer
vmbfaßet, Castel Sankt Felice, Sankt Pietro
vndt Castel novo<vecchio>.
L'Adige oder Etsch, fleüßt mitten
durch die stadt welche zwar feine
haüser aber enge gaßen hat.
Wir haben das Amphiteatrum besehen
eine von den vollkommensten antiquiteten
in Italia, dann es innwendig gar gantz,
vndt sollen ein hundert tausendt
personen, auff den stuffen haben sitzen
können, vndt auch noch, dann an stadt der
alten, ihrer Monomachien, heütiges tages
turnier[,] vndt ring[-] vndt quintanrennen
darinnen gehalten werden, vndt spendirt
diese stadt iährlichen bey die 1000 kronen
zu erhaltung dieses Amphiteatrj. Jn-
maßen die Ritterschafft groß in dieser Stadt,
vndt zu Ritterspielen lust haben, auch zu die- || [[Handschrift: 101v]]
Veronasem ende zwey Academias eine
vor die Artes liberales die ander
zu Ritterlichen vbungen <Academia,
1. de' Philotimj
2. de' Philarmonicj.>, auf ihren
kosten erbauet, vndt mit billicher
zugehör versehen. Vor zehen iahren
hab ich solches auch <vndt ein
mehrers> besichtiget, vndt auf-
gezeichnet.
Samstag♄ den 13. ⁄ 23. September
Die begräbnüße der Scaligerorum
(Signori della Scala) welche vorzeiten
herren von Verona gewesen von außen
besehen.
Von dannen, zum schönen garten, des
Conte Augustin de' Giustj, welcher
voller schönen Cypreßen, schönen gän-
gen, auch ander gartengewächß hat[.]
Es ist eine grotte darinnen in welcher
16 spiegel, vndt doch wann man hi-
neyn siehet, nur ein gesicht machen.
Jn der höhe des gartens ist e ein lustig
außehen auf die stadt vndt das eine
Castell Sankt Pietro.
welsche Meilenm. | |
Nachmittags auf Cavalcaselle
ist nur ein dorff. |
15 |
Vndterwegens auf Cadecavra1, dar-
nach auf ein dorff Castelnovo ge-
nandt zukommen.
Von Verona auß etwan <auff> ein par welsche Meilenm.
haben wir zur rechten, das fruchtbare
weinreiche vndt wolbebauete thal
Valle Polisella genandt, liegen laßen.
Sonsten ist der weg auf Cavalcaselle
steinicht hat zwar korn, wein wachs
vndt wiesen, aber bey Verona ist
ein schönes weites feldt, allda
man vorzeiten hat schlachten vndt
treffen gehalten.
Sonntag☉ den 14. ⁄ 24. September
welsche Meilenm. | |
Auff die schöne festung Peschiera
am Lago di Garda oder Gardsee gelegen. |
1 |
Von dannen auf Desenzan
durch ein dorff Rovanella<ivoltella> genandt. |
8 |
Daß landt hat getreyde, weinwachs
vndt wiesen.
Desenzan ist ein lustiger flecken, auch
am See, gelegen.
Nach dem eßen, haben wir vnß auf
den weitberühmbten Lago dj Garda gee-
setzt vndt haben ein fein landt auch
fruchtbare berge, schöne haüser an
beyden vffern gesehen.
Dieser See soll 45 welsche Meilenm lang vndt 15 welsche Meilenm.
breit seyn, wiewol die breite
vngleich dann stracks im anfang des
Sehes sich ein vorgebirg ins Mee<den> See
herfür thut, da ligt ein vnbewohnet
Schloß Castel Sermion drauff.
Dieweil wie vnsere lettere dj fede
zu Desenzan schändtlich vergeßen,
haben wir heütte in die stadt Salo
nicht kommen, noch denselben berühmbten
strandt la Riviera dj Salo, sehen können,
sondern seindt gedrungen worden, in einem
lusthause <des Conte<Marchese>
Alessandro
Palavicinj> ein par<eine> welsche Meilem. außerhalb
Salo vmb herberge anzuhalten, welche
vnß endtlich verliehen worden, vndt hat
<man> vns der herr vndt sein frauenzimmer
Obs vndt einen herrlichen trunck –
Vernacer, welcher wein, nur hier he-
rumb, wächßt, raichen Laßen, <auch ist <das eßen
auß Salo
gefolget
worden.>>
Sonsten seindt<wehren> wir auf dem See, durch
|| [[Handschrift: 103r]]
die vnwißenheit deßen der am
Seigel gestanden, schier ersoffen,
<(>in maßen wir ein kleines schifflein
gehabt,<) wenn es Gott nicht sonderlich verhüetet hette.>
Montag☽ den 15. ⁄ 25. September
Dieweil ich vnpa Seindt wir in das
städtlein Salo, so auch am See lieget,
vndt der schönen gärten halben so in
derselben gegendt sein, berühmbt ist,
auch einen Podestà2 hat, vollends gefahren.
Dieweil ich vnpaß ist mein bruder hi-
nauß gefahren, bey Boiano, den carpionj
fang, zu sehen, vndt nach Maderno des
hertzogs von Mantua schönen garten,
auch andere gärten.
Nach dem ich außgeruhet, hab ich mich auch
in ein Schiff gesetzt, vndt ezliche schöne
gärten, darinnen die greülichen großen
Citronat<en> <wie kalbesköpfe groß> wachsen, an der Riviera
di Salo besichtiget, aber zu Maderno
auf 5 welsche Meilenm. von Salo allda der herzog von
Mantua sein lusthauß hat, vndt er vnß
eben zu waßer vndt landt begegnet daß er
spatziren gefahren mit seiner gemahel, hat man
|| [[Handschrift: 103v]]
mich nicht einlaßen wollen, in des herzogs hauß.
Die Riviera sonsten di Salo hat viel
gärten aneinander, schöne Citronat[,]
limonien[,] Pomerantzen, sonst an den
bergen viel ölwälde, weinwachs,
granatenbaüm, Pfirschen, Cedern<Citron> feigen
vndt dergleichen. Höher hinauf sollen
die Pomerantzen im felde wachsen.
Es ist auch eine treffliche schöne
bleiche an dem strande, daß die
lein wandt, schneeweiß wirdt, vndt
eine stadtliche handthierung ist.
Daß waßer des Sehes hat einen ab-
sonderlichen geschmack, ist law lecht, vndt
vor die krancken, gut zu trincken.
Jm rückwege, von Maderno, ist vnß, der
herzog, wieder begegnet, vndt ist mein
bruder auch wieder zurückf kommen, also
daß wir allesampt zu Salo vber nacht gelegen.
Es wachsen auch viel kappern
an gedachter Riviera, vnndt eine
frucht von Citronaten in form einer <kleinen> handt.
<Wir haben die Carpionj vndt foren dieses Sehes versucht vndt es ist ein zartes eßen.>
Dienstag♂ den 16. ⁄ 26. September
welsche Meilenm. | |
Von Salo wiedrumb zu waßer in
einem stillen schönen wetter naher Desenzan, Mittagsmalzeit |
12 |
Von Desenzan nach Peschiera | 8 |
Diese festung stößt gantz an den
See auff einer seytten. Wir
haben Sie mit licentz des Proveditors3
besichtiget. Sie hat fünf bollwerck
aber irregular. Jst mit casematten
<auf die alte art> versehen, vndt hat rings herumb <ohne
wo der See
dran stößt>, einen
schönen breiten waßergraben, einen
höhern wall als Palma (ohne vergleichung
sonsten mit derselben schönen festung)
viel Cavallier, hornwerck, vndt
Ravelin, doch ohne ordnung, gebauet.
<Nota Bene[:] Es ist den Venezianern so viel
an dieser festung
gelegen, als an
keiner, wegen
des ebenen landes
deßen meister
einer sein
würde, der
diesen posto,
einbekäme.>
Es seyndt zu weilen 10[,] zu weilen 8[,] 6 oder
9 fähnlin zur besatzung, von allerhandt
nationen darinnen.
Es ist auch ein alt Schloß la Rocca genandt
darinnen, auf welchem ein schön außehen sein soll.
Sonst ist die lufft gar böse zu Peschiera.
welsche Meilenm. | |
Wir seindt vollends biß nach Caval- casselle geritten von Peschiera |
1 |
Mittwoch☿ den 17. ⁄ 27. September
[welsche Meilenm.] | |
Nach Verona zu Mittage | 14 |
Von Verona nach alla Torre
Nachtlager, durch Villanova, vndt andere dörffer, hindurch |
17 |
<Diß alla Torre ist nur ein eintziges hauß, vndt
gefährlich, bey der nacht, der banditen halben.>
Donnerstag♃ den 18. ⁄ 28. September
[welsche Meilenm.] | |
Nach Vicentz Mittagsfutter | 13 |
Von Vincentz, nach Padoua | 20 |
Freitag♀ den 19. ⁄ 29. September
Den Consulier der deütschen Nation,
einen herren von Frawberg, zu gaste
gehabt, Jtem Monsieur Hinike, Jtem Doctor Spiegeln,
vndt Eixen.
Brieffe von Henrich Börsteln, Jtem, vom
Giovan Maria, Bissiny, entpfangen.
Adolf Börsteln, geschrieben.
Doctor Spiegel zwey mal bey mir gewesen.
Jch hab mich im bett innegehalten.
Diese vergangene Nacht eine starcke reci-
diff des fiebers wieder bekommen.
Doctor Spiegel zwey mal, bey mir ge-
wesen.
Jch habe diesen abendt den botten an
Giovan Maria Bissiny wieder-
umb mit einer antwortt abgefer-
tiget.
An den Antoninj geschrieben.
Jtem an Heinrich Börstel[.] Jch soll feb: cont:<febrim continuam> haben. perge
Es ist sehr kalt gewesen vndt ich habe
am Morgen die kälte vndt das fieber
bekommen.
Jch habe mich zimlich wol befunden.
Zeitung daß der Bethlen Gabor Filleck
eine festung in Vngern soll einge-
nommen haben.
Jch habe sonsten die zeit mit conversiren
mit meinem brudern, Börstelln,
vndt Doctor Spiegel zugebracht.
Der Bassa von Buda soll sich auch
gar starck wieder den Kayser
rüsten.
Jch hab mich angefangen etwas beßer zu befinden.
Doctor Spiegel zweymal bey mir gewesen.
Jch habe Börsteln, vndt meinen kammerdiener,
nach Venedig geschickt.
Nota Bene Es ist vergangene nacht ein starck erdbidem
alhier gewesen.
Doctor Spiegel hat mich besucht. Jch hab artzney eingenommen.
So sehr als mich Doctor Spiegel den morgen
getröst, ich sollte wieder außgehen, so
schlechte hofnung, vndt gantz wiederwertige
als einer starcken kranckheit, hat
er mir den abendt gegeben.
Predigt im Sculteto, gelesen.
Doctor Spiegel bey vnß<mir> gewesen.