Ob ich zwar nach Rom zu ziehen, vorhabens, gewe
gewesen, bin ich doch des schändtlichen, beharrlichen,
wegverderblichen Regenwetters, halben, daran
verhindert worden.
habe deßwegen dem Giovan Maria abge-
schrieben den ich nach Boloigna bescheiden,
hatte, <vndt ihne hieher zu mir beruffen.>
Jch habe mein viertägig fieber gar starck gehabt,
vmb halb 24 ist mir das<ie> kälte ankommen vndt
hat gewehret biß vmb 2 vhr in die Nacht, da
hat die hize sich eraiget, biß vmb 4 vndt
groß hauptwehe.
Abrahamj Scultetj predigt gelesen.
Jtem: in einem buch so meine schwester freülein
Eleonora verdeütschet, Meditation de la
vanitè de la vie humaine, welches
neülich zu Cöhten gedruckt worden.
Mit meinem brudern, Fürst Ernsten, wie
gewöhnlich conversirt.
Ein schreiben von Georg Waltern von venedig entpfangen,
vndt ihme geantwortet.
Montag☽ den 3. ⁄ 13. November
Nach gewöhnlichem gebeht, vndt lesun
lesen in der Bibel, hab ich sonsten
im Seneca1 vndt Politica Lipsij gelesen.
Mit meinem freundlichen geliebten brudern Fürst
Ernst, in der carte picket gespielet[.]
Doctor Spiegel zu mir kommen, <am abendt.>
Auff dem Jnstrument gespielt. <wie ich
offtermals zu thun pflege.>
Dienstag♂ den 4. ⁄ 14. November
Zur ader gelaßen, ohne wißen vndt willen
des artztes.
Abends dennoch das viertägige fieber von
halb 24 an, biß vmb 4 vhr in die nacht
gehabt, die halbe zeitt hitze, die halbe
zeitt kälte, welche vor der hitze vorhergehet.
Die zeitt mit lesen im Cavalier Melzo,
von der Reütterey zu felde, zugebracht.
Jch hab mich in die trauer gekleidet,
wegen meines vettern, Graff Adolffs,
von Bentheimb, absterben.
Ein wenig vor eßens, spatziren gegangen.
<al Santo, das ist Sankt Antonio.>
Christoffen nach venedig geschickt.
Morellen zu gaste gehabt, zue Mittage.
Nota: Es ist alhier nicht der brauch daß
man zu abends gäste einladen thut, sintemal
es gar vnsicher auf den gaßen, wegen
insolentzen vndt der scolaren vndt
vielfältigen mordes so sonderlich bey der
nacht beschiehet.
Zu deme so pflegen die Jtaliäner, auch
gar wenig, zu nachts, zu eßen.
Donnerstag♃ den 6. ⁄ 16. [November]
Gelesen. Geschrieben. Conversirt.
Arzney gebraucht, damit
mich das fieber morgen wils Gott nicht zu
hart angreiffe.
Christoff ist von Venedig wiederkommen,
den ich wegen bestellung der
schiffarth außgeschickt.
Die zeitungen (dann ich keine particular-
brieffe entpfangen,) bringen mitt sich, daß die
vngern starck im felde, deßgleichen der
alte Graff von Turn albereit, zu
Deütschenbrodt, in Böhmen, soll angelangt
seyn, vndt daß man sich zu Wien, mit ge-
walt zur gegenwehr rüste, sonderlich des
Türcken halber auch also daß man der bür-
gerschafft ihre gewehr wiedergegeben.
Theils von dem volck so in den Nieder-
landen soll dem Kayser wieder die
vngern, zu hülff kommen.
Jch habe alle schulden heißen abzahlen, vndt
nebenMemorial gemacht vndt machen laßen,
damit ich die vorhabende rayse desto freyer
vornehmen möge.
Doctor Spiegel ist zu mir kommen vndt hat mir
Chinesische pomeranzen verehrt, welche man
mit schalen vndt allem ißet. Schmecken ein
wenig zerschnitten vndt in zucker getunckt
gar lieblich. Haben fast, kein weißes
innwendig. Des Vber diß hat er mir
große birn verehret, deren eine wol
ein pfundt wieget.
Jch habe mein viertägig fieber gar gelinde
gehabt.
Samstag♄ den 8. ⁄ 18. November
Bin ich mit meinem brudern nach venedig zu waßer
gefahren, vndt durch viel doppelte schleüsen
gemußt, als zu Stra, Dolo, la Mira, Oriago,
Morenzan. Zu Lucefusin die fede zaigen müßen.
Zwischen Dolo vndt Stra, ist eine andere barca
an die vnsrige, mit solchem vngestümm, durch vn-
vorsichtigkeit, der Schiffer, gestoßen, daß etzliche
bretter vornen an vnserm schiff entzwey gegangen, vndt
weil wir vns solches zufalls nicht versehen, vermeinende
die schiff würden einander außweichen wie sie
pflegen seindt wir eins theils oben bey dem Mastbaum
gestanden. Als nun dieser vnversehene stoß
Nota Bene Nota Bene Nota Bene kommen, bin ich gefallen, das der kopf vndt die
arme albereit dem waßer näher als dem schiff
gewesen vndt mich vberwogen. So hat mir Börstel
zwar geh helfen wollen, ist aber auch gefallen,
|| [[Handschrift: 122r]]
biß mich Stammer bey dem <angehabten> langen welschen
peltz noch erhalten, daß die füße nicht hernach ge-
gangen. Sonsten wehre ich entweder ersoffen, oder
hette mich an dem andern schiff in drümmern
zerklemmet vndt zermalmet, wo mich es
Gott nicht also gnediglich verhüetet hette, deme
billich dafür lob vndt danck zu sagen.
Jch bin allo Storione zu Venedig, mein bruder
aber zum schwarzen adeler eingezogen.
Hallweyl vndt Stammer, beynebens Christof
kammerdiener, vndt dem page Geyer, ziehen mit
mir, Börstel beynebens den vbrigen bleiben
bey meinem brudern.
Sonntag☉ den 9. ⁄ 19. November
Jst Giovan Maria Bissiny kommen, welcher
auch mitt auff die rayse soll.
Abschiedt von meinem brudern, vndt Börsteln
genommen.
Einen brieff von einem deütschen vom
adel auß Preüßen, Kreütz genannt,
entpfangen, in welchem er mir seine
dienste offeriret, vndt daß er meiner zu
Siena erwartet, ob ich die rayse nach Malta
noch thun würde, die ich ihme doch zu Padua in
meiner kranckheit absagen laßen. perge
<Nota Bene[:]
Dieser
Kreütz,
Achatius
genandt,
ist hernachmals kammerJungker des
Pollnischen Printzen Vladislaj Sigismundj worden,
vndt hat grosses ansehen (vnerachtet der reformirten Religion) bey ihm gehabtt.>