Jch habe Großfraw Muttern, vndt
freülein Magdalenen ihren geschmuck
gesehen.
Es haben die Kayserischen vndt Tillischen
Obersten, eine große Schazung vom lande
begehrt, nemlich 400 Tahler wochentlich,
von der Graffschafft Bentheimb alleine
ohne waß Steinfurt vndt Tecklenburg,
geben soll, vndt ohne die 400 Tahler,
wochentlicher contribution welche Sie
schon dem Obersten Galaaß ein 20
wochen her, schuldig seyn, vndt schweer-
lich erlegen werden können. Es ist aber
vermittelt, vndt in etwaß gemiltert
worden.
Mittwoch☿ den 17. May.
Jch habe meinen pferden lection gegeben.
Bäa Der kleine Bähringer hat wieder sein
fieber gehabt, oder seine Mattigkeit, recken
aller glieder, grimmen, vndt merckliches abnehmen,
|| [[Handschrift: 3v]]
welches er von seiner Tauffe an, bißheher
e
einen Tag vmb den andern bekommen, vndt also
schweerlich wirdt auffkommen können, oder bey
leben bleiben Gott erbarme es, da doch daß
liebe kindt vber alle maßen frisch vndt ge-
sundt, zur welt gebracht worden. Ezliche
vndt die meisten wollen diese vnverhoffte
Schwachheit der corruption der Ammen
n
zumeßen, welches ich festiglich glaube.
Jch bin ins abendgebeht mitt Großfraumuttern
gegangen, welc wie ich offtmals zu thun
pflege. Vndt daßelbige wirdt durch einen
predicanten verrichtett.
Donnerstag♃ den 18. May. T am auffahrtsTag
Jn festo Ascensionis haben wir pre-
digt angehöret.
Jch habe schreiben von Son Altesse bekommen, das
noch mehr Kayserisch volck ins fürsten-
thumb Anhaltt kömpt vndt alles ver-
derbt wirdt. Deßgleichen von Fürst Ludwig[,]
schwester Anne Sophien vndt dem Adriaan Spiegel[.]
Freitag♀ den 19. May.
|| [[Handschrift: 4r]]
Jch habe an Son Altesse vndt Fürst Ludwig auch Anna Sophia geschrie-
ben auf morgen datirt.
Bähringer hat leyder morbum solitum.
Von Otto Silmen habe ich ein kahl antwortt
schreiben bekommen wegen meines auffent-
halts zu Hamburg.
Montag☽ den 22. May.
Jch habe auf der reitschule die pferde
getummelt.
Wilhelm der lackay ist mitt dem Paße-
port von der Jnfantin ankommen,
N<n>ach deme <ist> Graf Fritz gen Neẅen-
hauß verrayset.
Der Paßeport von der Jnfantin lautet folgender
gestallt: von Sillben zu Syllben, auf alt Fränckisch:b
Jsabel Clara Eugenia par la gra[c]e
de Dieu Jnfante d'Espaigne, Ettcetera
A Tous Lieutenans, Gouverneurs,
Chiefs, Capitaines et gens de guerre, tant
de cheval, que de pied, ensamble a tous
Justiciers, Officiers et subiects du Roy
Monseigneur et nepheu, cuj ce regarderà
et ces presentes seront monstrèes, salut,
Comme nous avons donnè et donnons
par cestes congè et licence au Prince
Christien d'Anholt, de se pouvoir transporter
vers Amsterdam pour de là mener vers
Allemaigne quelques hardes & pieces
principales qu'il y a depositèes, Nous
vous mandons et commandons de le laisser
librement et franchement aller, passer
et retourner tant par eaue que par
terre avecq son train[,] bagage et les
dites hardes et pieces principales, sans
luy faire mettre ou donner, ny souffrir
estre fait, mis ou donnè aucun trouble,
|| [[Handschrift: 5r]]
destourbier, ou empeschement, au contraire,
ains toute ayde[,] faveur & assistance
requise, A durer le present passeport le
terme de quattre mois. Donnè a Brux-
lles soubs nostre nom & cachet secret
de Sa Majestè le vingtdeuxiesme de May,
mil sixcent Vingt et six.
Archiduchesse Isabel.
Locus
sigillj regij
Par ordonnance de
Son Altesse,
Senneyken<u>d[?]1
Dienstag♂ den 23. May
Vergangene Nacht ist der kleine Bähringer, heftig
kranck worden, hat schrecklich grimmen gehabt, vndt
sehr geschryen, wiewol alle leütte, sonst befinden,
daß sie ihr lebetage kein gedultiger vndt frömmer kindt
gesehen. Vndt solche pfleget Gott der herr, am liebsten,
zu sich zu nehmen.
Jch habe abschiedt von Großfraw Muttern vndt freülein
Magdalenen genommen, dieweil ich zu verraysen willens.
[Meilen] | |
Von Schüttorf nach Northorn, so noch Bentheimisch
ist, im klosterguet <bin ich> eingezogen |
2 |
Nach dem eßen gen Coevorden |
4 |
Jst eine schöne Stadische Festung, in der
Landschafft Drent gelegen. Der izige
gouverneur heißt Grin de Bla war eben
nun zu Löevarden. Es liegen 9 fähn-
lein in besatzung darinnen. Die
capitains Hettinga, Heringa vndt Schel-
tema, geborne Frißländer, seindt mitt
mir vmb die festung gegangen, auff dem
wall vmbher. Es hat die rechte
Festung Sieben regular bollwerck in rechter
distantz von einander liegend, alle von erden
aufgeworfen, beynebens ihren faussebrayen
vndt schönen gräben, auch contrescarpen
vndt ordentlichen ravelinen vor allen boll-
wercken. Dieselben bollwerck heißen,
wie die sieben provincien, Gellerlandt,
Hollandt, Seelandt, Vtrecht, Overyßel,
|| [[Handschrift: 6r]]
Coeva<o>rden. Frießlandt vndt Gröeningen. Daß
principal oder erste bollwerck, Gelderlandt,
scheidet durch einen abschnitt, die Stadt von dem
Casteel, welches auch noch ein 6 alte pasteyen,
vndt<oder> kleine bollwerck hat, vndt wirdt gedachtes
bollwerck Gelderlandt, auch des Casteells boll-
werck genandt. Man kan die festung
rundt vmbher, ins waßer setzen, verstehe
bey hohem waßer, oder wann die See anlaüfft,
vndt es hat viel Moraß ringsherumb, also das
schweerlich dieser ortt kan von einem feindt
belägert werden. So wirdt es auch
billich, von den Stadischen, wol verwahret,
dieweil sie es vor einen Schlüßel zu Frieß-
landt achten. Die stadt ist schlecht gebawet,
vndt wohnen mehr Soldaten als bürger da-
rinnen. Sie seyndt mitt 360 Mannen,
auf die wachtgezogen[!], nach deme sie von ieg-
lichem fähnlein, 40 Mann eine corporalschafft
genommen, vndt auf dem Marckt, die parade
gemacht. Die drey obgedachten Capitains
haben mitt mir zu nacht gegeßen, wie auch
Capitän Schelte Stellewerf ein alter hauptmann.
Es soll auch ein fein zeüghauß zu Coevorden,
haben mitt aller munition wol versehen,
wir habens aber, wegen vorgewendter abwe-
senheit des zeügmeisters nicht sehen mögen.
Sonsten stunden auf ieglichem bollwerck
zwey stücke, vndt hin vndt wieder
einzlichte in den fausse brayen, vndter
andern ein kleines, damitt Graf Wilhelm
von Naßaw, d ein stück, vom Schenckel,
war abgeschoßen worden. Es hat
auch hin vndt wieder, windtmülen auf
den bollwercken.
Donnerstag♃ den 25. May.
Meilem. | |
Als ich außgefahren, haben mir die Soldaten
eine weydliche salva zu ehren gethan, vndt bin ich auf Hardenberg in Sallandt zu gefahren. |
1 |
Daß ländlein Sallandt, Drent, vndt
Twente, wie auch andere mehr, als die
herrlichkeit Linghen[,] <Gröeningen,> vndt Breda etcetera
geben beyden kriegenden partheyen contri-
bution vndt werden von beyden wolgeschützt.
Nota Bene[:] wir sindt durch die Hardenberger heyde
kommen, darauf Graf Adolff von Naßaw2, vor
wenig Jahren geblieben.
[Meilenm.] | |
Von Hardenberg nach Arenshorst | 2 |
Schwoll | 2 |
Eine schöne stadt vndt festung in
Overyßel gelegen. Der gouverneur
heißt Jean von Ryswyck ein holländer.
Hat mich besucht vndt ist mitt mir
vmb die festung her gegangen. Sie
hat eylff bollwerck, die noch nicht
allerdings außgebawet, doch innerlich
fest genugsam seindt. An den außer-
wercken aber wird noch starck
gearbeitet. Es liegen 7 fähnlein
zu fuß, vndt 4 fahnen Reütter da-
rinnen. Die ganze garnison ist
meistentheilß von Schott[-], vndt Engel-
ländern zusammen gesezt. Man
kan die festung ins waßer sezen.
Die See lieget nicht weit darvon,
vndt kan man hineyn fahren zu waßer.
|| [[Handschrift: 7v]]
Ein platz von importantz, vndt wann ihn
die Spannischen haben sollten, würden Sie
Frießlandt von Hollandt sampt derselbigen
Schiffahrt abschneyden, vndt großen verlust
den Staden vervrsachen.
Wir haben die parade gesehen, von 7 corpo-
ralschafften zu fuß vndt einer zu pferde.
Von dannen in die große kirchen zu
Sankt Michaelis welche besehens werth,
vndt einen künstlich gearbeiteten
höltzernen predigtstuel hat.
Von dannen ins weinhauß allda
wir den wein versucht.
Von dannen ins gouverneurs hauß,
da wir auch wein versucht.
Bey der abendmalzeit hat mir
die stadt den wein verehren laßen,
vndt der leütenampt Iean de Wyck
hat mit mir gegeßen.
Schwoll ist eine Reichsstadt gewesen,
haben auch noch deßwegen das weinhauß,
vndt allerhandt andere freyheiten.
Freitag♀ den 26. May:
Meilem | |
Von Schwoll zu lande auf Campen
Jst auch eine Reichsstadt gewesen, Campen, Schwoll, Deventer. |
1 |
Campen ligt nach der länge an dem
Jselstrom, darüber wir auf einer
schönen höltzernen brücken paßiret,
vndt ist fein befestiget. Hat auch
garnison. Ligt in Overyßel.
Die Jsel fleüßt alsobaldt vor der
Stadt in die Zudersee.
Jch habe allda eine hüpsche kirche vndt
das rahthauß besehen, darinnen in der
Rahtstube ein feiner mitt bildern in
weißen stein außgehawener camin ist,
vndt des Prinzen von Vranien Wilhelmj,
auch Prinz Morizen, Prinz Henrichs, Graf Wilhelms
vndt Graf Ernsts bildnüße oder schildereyen,
nach lebensgröße, Jtem Prinz Morizen
Genealogia abgemahlet. An dem camin
ist vndter der charitas diese vnterschrifft:
|| [[Handschrift: 8v]]
Regna cadunt luxu, Surgunt
virtutibus vrbes, Publica res
crescit pace, Furore perit.
Es hat auch feine pläze in Campen,
aber so groß ist campen nicht als
Schwoll bey weitem.
Meilenm | |
Von Campen nach eingenommenem frühe- stück vndt Alsemwein oder wermuth- wein, nach Elborch ein fest städtlein in der Velowe gelegen, allda wir gefüttert. |
2 |
Von Elborch nach Harderwyck
einer stadt in Gelderlandt an der Sudersee gelegen. |
2 |
Alhier habe ich meines herrnvettern
Fürst Ludwigs <gehürtes> hauß vndt losamenter
besichtiget, auch das iehnige darinnen
sein Töchterlein gestorben.
Die schöne große gewölbte kirche,
darinnen ein Chor in oval wie eine
lanterne künstlich gewelbet besehen
|| [[Handschrift: 9r]]
mitt bürgermeister Brincken welcher
auch mitt mir malzeit gehalten.
So habe ich auch die Bibliothecam
besehen, vndt es ist ein gymnasium
in dieser alten stadt Harderwyck.
Den Seehafen oder anfuhrt des meers
habe ich auch besehen, vndt wegen
contrarie windes nicht zu waßer
fortgewollt sondern diese Nacht
still gelegen.
Das Rahthauß habe ich auch besehen,
vndt die schildereyen in der raht-
stuben.
Zeitung alhier erfahren, daß der König in
Persien soll nicht alleine Mesopotamien,
Hoc pri-
mum est
falsum. Syrien, vndt Babylonien eingenommen
haben, sondern auch Jerusalem, dadurch
er des Türcken reich, mächtig ge-
schwächet. Es soll auch ein Persianischer
abgesandter in Haagen ankommen
seyn. Vorm castell la mina in
Guinea haben die Holländer 1000 Mann
verlohren.
Samstag♄ den 27. May.
Meilenm. | |
Es haben mich drey Bürgermeister3 von
Harderwyck diesen morgen angesprochen, vndt mitt ihnen anzubeißen mich gebehten. Jch aber habe meine rayse fortstellen wollen, vndt bin also im nahmen Gottes zu schiff getretten, auf Amsterdam zu, seindt zu waßer auf der ZuderSee |
7 |
Wir hatten erst einen Sudwindt, dar-
nach einen westwindt, darnach SudSudwest,
darnach <einen> Nordtwindt, endtlichen, einen Nordost,
mitt welchen wir, in die Tye eingelauffen,
vndt zu Amsterdam eingelauffenfahren,
allda wir vmb 5 vhr vor abends ankommen,
nach deme wir zu Harderwyck, vmb 7
vhren des morgends, abgeseigelt.
Wir haben die städte, Amersfoort, Naerden,
Muyen vndt Wesip, zur lincken handt,
liegen sehen.
Vnser Schiff war von 18 lasten, kostete 2 Taler,
ohne das gutwillige tranckgelt, der Schiffer, heißt
Wilm Arendts, Jst in OstJndien gewesen, vndt
Sonsten von Harderwyck bürtig.
Herrvetter Fürst Ludwig hat ein gut
lob vndt nahmen zu Harderwyck, vmb seiner
Gottsehligkeit, gutthat gegen den armen,
<frömmigkeit,> vndt leühtsähligkeit willen.
Sonntag☉ den 28. May,
<stilo veterj, dann sonst hat man stilum novum in Hollandt vndt Seelandt, nicht aber, in allen Stadischen, provincien.>
Jn die alte kirche, aldar ich Predigt gehöret.
An Fridericum, den gew<n>anten König, von
Böhmen, geschrieben, nach<er> dem Hagen.
Monsieur Philip Calendrin einer von vnseren
kaufleütten ist zu mir kommen. Vnsere
drey kauffleütte heißen, Charles de latfeur,
Philip Calendrin, vndt Andrè vandermeulen,
seindt in einer gesellschafft, vndt partisans.
Jch habe an Adolf Börstel geschrieben.
An herrvattern vndt an Fürst Ludwig geschrieben.
Montag☽ den 29. May.
Jch habe an die Jnfantin geschrieben vndt ihr
vor ihren Paß gedanckt. <Datè le 12. Iuin, styli novi>
Den Medjcum, Doctor Garret, zu mir kommen laßen,
vmb meines edelknabens, Hanß Ernsts von Plato
willen der gestern, die tertianam, so ihne zu
Schüttorff verlaßen, wieder bekommen.
Amsterdam.
Monsieur Calendrin hat sich gegen mir endtschuldigen
laßen, daß er zu der versprochenen Mittagsmal-
zeit nicht erschienen.
Jch habe allerhandt sachen, alhier, eingekaufft,
vmb ein 100 vndt mehr Reichsthaler.
<Curdt von Bayern, habe ich, zum Calandrin geschickt. etcetera>
Dienstag♂ den 30. May.
Es hat mich Jacques d'Abelin ein kauffmann alhier,
so vorzeiten zu Bentheimb hoffmahler gewesen,
besucht.
Deßgleichen der Charles de latfeur, welcher
vom Waterlandt, wiederkommen. Das ist das
Purmerender ländtlein, so ein See gewesen an
dem Städtlein Purmerendt liegende, vndt nunmehr
gleich wie die Beemster, vndt dem Zypslandt,
mitt waßermülen außgeschöpfft, vndt zu einem
guten lande mitt großem fleiß, gemacht worden.
Hierinnen, ist der Holländer geschicklichkeit,
fleiß, vndt künstliche wunderarbeit, billich, zu loben.
Iacques d'Abelin hat mit mir gegeßen.
Latfeur ist wieder nach dem eßen zu mir
kommen.
Jch habe geldt entpfangen.
Graf Ernst von Naßaw ist am vergangenen
Sontag hierdurch paßiret vndt also nach dem Hagen
|| [[Handschrift: 11r]]
zu, nach dem ihn die Frießländer zu Löevarden
wieder loß gelaßen, allda Sie ihn in seinem hause
beschloßen hatten, dieweil Sie eigentliche
rechnung vber ihre beschwehrliche contributiones,
geleistet haben wollen. Vndt es scheinet, gedachter
Graff Ernst werde schweerlich wieder zu seinen
Stadthalter ampt in Frießlandt gelangen.
<Es seindt extraordinarij abgesandten von Venedig alhier.>
Mittwoch☿ den 31. May.
Charles de latfeur ist noch, zu mir kommen, vndt
hat abschiedt, von mir genommen. Jch habe ihme,
ein Silbern vergüldt pocal von 30 Reichstahlern,
præsentiret.
Die extraordinarij gesandten von Venedig deren
der eine, ein Contarinj ist, ziehen nach Engel-
landt zu, dem König glück zu wüntschen,
vmb seiner königlichen hoheit, vndt auch Französischen
heyrath<s> willen.
Jch bin hinauß spatziren gegangen, auf
die Börse vndt auf den Marckt. Es ist
zeitung kommen, alß sollten sich die Böh-
men wieder den Kayser, auffgelehnt,
vndt Pilsen eingenommen haben.