Meilenm. | |
Von Deventer mit nach Harderwyck
wir seindt aber zwey meilen, irre gefahren, also wehrens siebene. |
5 |
Das bagage haben wir mitt zwey dienern
laßen auf die Jsel sezen, vndt also hinab
nach Campen zu fahren, von dannen es
zur See nach Harderwyck gekommen[.]
Diesen abendt seindt wir im gasthofe gelegen, es
wirdt auch noch wol, ein paar tage geschehen,
dieweil diese rayse so vnversehens fortgegangen.
Jch habe brieffe geschrieben, an herrvattern,
an Fürst Ludwigen, an Großfraw Muttern,
an Graff Fritzen von Bentheimb, an den
Baron de Monclè, zu Oldenseel, alleß
mit vnsern Schüttorffischen, vndt Bentheimischen
kutschern, vndt Tromptern, welche ich von hin-
nen auß wieder abgefertiget, vndt mitt
genugsamen paßporten versehen, das ich
verhoffe sie sollen wol wieder zurücka
kommen, mitt Gottes hülfe. Jch habe auch ab-
schrifft der Jnfantin paßport vom 22. May,
mitt beylegen laßen. Der Rentmeister,
von Schüttorff, Hohmuht genandt, so mitt
vnß biß gen Deventer gefahren, seinen bruder
alldar zu besuchen, ist alldar verblieben auf
die rügkkunfft der kutschwagen wartende.
Die pawerwagen aber, <so mein bagage geführt,> von Gröenaw vndt
auß der graffschafft Bentheimb seindt
heü gestriges morgends wieder zurückeb
mitt meinen paßporten, vndt sollen verhoffent-
lich keine noht haben, dieweil sie zum theil
auß der Twente, alß auß einem lande so
|| [[Handschrift: 27r]]
beyden kriegenden theilen contribution
gibt, her seyn, zum theil auch auß der
Grafschafft Bentheimb vndt Steinfurt, alß
neutral landen. Doch ists bey den Spannischen
vndt Stadischen verbotten, daß die neu-
tral personen, nicht mögen, in die städte,
in die vorstädte aber wol, kommen.
Jch habe auch an vnsere partisans latfeur[,]
Calandrin vndt Vandermeulen nach Am-
sterdam geschrieben, vndt mitt denselben du-
plicate an herrvattern vndt Fürst Ludwigen.
Jtem an Adolf Börstelln, vndt Otto Silmen.
Steffan Fürst Ludwigs diener ist zu vnß kommen,
vndt hat vnß vorgeschlagen, wir sollten Jhre
Gnaden hauß einnehmen, dieweil es ohne das ledig
stünde, vndt biß auf Ostern, müßte verzinset
werden, welcher vorschlag dann, vnß nicht v-
bel gefallen. Derowegen ezliche præpara-
toria gemacht worden, so viel als sich, am Son-
tage hat leyden wollen.
Jch bin diesen Nachmittag in die kirche gegangen,
vndt in herrvetter Fürst Ludwigs stuel ge-
seßen, den er hat bawen laßen.
Harderwyck. Die bürgemeister[!] haben zu mir geschickt,
vndt mich vormittags in die kirche begleiten
wollen. Sed frustra vmb meiner schreiben willen.
Gestern haben sie auch zu mir geschickt, vndt
mich befragen laßen, ob ich zu lande oder
zu waßer fortt nach Hollandt wollte
auf den lezten fall wollten sie mir ein
Schiff bestellen.
Steffan hat mitt mitt[!] mir malzeit gehalten,
Er ist ein kauffmann der mit sammet
vndt seydenen waren vmbgehet.
Jch bin in daß neẅbestellte hauß spatziren,
gegangen.
Die bürgermeister alhier, haben mir sagen
laßen, daß sie mich morgen in meinem
eigenen hause, nicht aber alhier in der
herberge vmb verhüetung vnkostens
willen, besuchen wollten.
Jch habe ein antworttschreiben, von vnsern
|| [[Handschrift: 28r]]
partisans, von Amsterdam, bekommen, daß
zu meinem glück, vnser Roanisch bagage,
noch nicht auff Hamburg geschickt gewesen.
Bürgemeister[!] Conradt <von> Dehlen<Dedem>, vndt Bürge-
meister[!] Brin Ernst Brinck, seindt zu mir
gekommen, <vndt haben sich alles guts erbotten.>
<Nota Bene[:] diese
beyde consules wollen
edelleütte
seyn.>
Jch bin in das neẅe hauß alhier eingezogen,
welches zwar von herrvettern, Fürst Ludwi-
gen, biß auff Ostern, gemietett ist, vndt sein
bagage ist darinnen, aber weil er abwesendt,
bin ich darinnen<ein gezogen,> mitt meiner herzlieb(st)en gemahlin,
<meim> kinde, vndt comitat, nach deme wir in der
herberge vber die 100 Reichstahler verzehrt.
Obgedachte bürgemeister[!] haben noch mitt
mir in der herberge zue Mittage gegeßen.
Abends, habe ich, in meinem hause, gegeßen,
vndt den kauffmann, Steffan, zu gaste gehabt,
welcher vns sonsten, sehr gute dienste thut,
vndt gar behülflich ist.
<Nota Bene[:] diesen
abendt habe
ich auß meinem
bette, ein
feẅerflämmlein gesehen.>
Jch habe an die partisans wieder geschrieben.
Jch habe den Studenten im gymnasio alhier, di-
mission, auff einen halben Tag erlanget vndt beym
Rectore erhalten.
Jch habe hanß lackay vnd gersten, in pflicht, genommen.
Jn die Predigt, seindt wir gegangen.
Obgedachter Hanß lagkay ist küchenschreiber,
vndt Kersten Silberknecht.
Jch bin hinauß spatziren geritten.
Donnerstag♃ den 6. ⁄ 16. Julij.
Jch habe das morgengebeht wieder zu halten ange-
fangen.
Es ist vergangene Nacht, eine Tolle fraw, auf
dem Margkt herumb gelauffen, hat auf ein
becken geklopfft vndt herumb getantzt, auch
wieder vnsere Thür gewaltig angeschlagen,
welches dann vnserem Frawenzimmer,
zimlichen lermen vervrsachet, <nach Mitternacht.>
An den von Wartemsleben, habe ich geschrieben,
durch mittel des latfeur zu Amsterdamb.
Die leütte alhier allhier, zu Harderwyck,
erzeigen sich an izo, noch zum Anfang, vber die
maßen diensthafftig, vndt leütsehlig, vndt scheinet
das Gott der herr vnsere rayse anhero gesegnet habe.
Der Superintendens, der<Der predicanten einer von dieser> kirchen alhier,
Elhardus <a Meyhing> genandt, welcher am vergangenen
Mittwoch, geprediget, hat mich besucht,
vndt mitt mir gegeßen zue Mittage.
<Nota Bene[:] Es hat
keine superintendenten
in Niederlandt,
sondern die
pfarrer seindt
gleich.>
Jch bin nachmittags zu bürgemeister[!]
<Dedem>Dehlen in sein hauß gegangen, allda
ich ihn vndt seine haußfraw, vndt seinen
Sohn angesprochen, vndt deßelben Sohns
bibliothecam besichtiget, auch etzliche bücher
herauß entlehnet. Baldt darauff, haben
sie vnß einen trunck weins gegeben.
Darnach ist gedachter bürgermeister Dehlen<Dedem>,
ein sehr diensthaftiger, vndt gutherziger
Mann, mitt mir hinauß vor die Schmi-
deporte in seinen garten spatziren gegan-
gen, vndt haben darinnen, vnter andern
sachen, auch schwartze stachelbeeren, (so ich
zuvor nirgends gesehen,) gegeßen, <auch schwarze
Johansbeeren.>
Von dannen zu bürgemeister[!] Brinckens garten,
welcher auch allda zu vnß kommen. Vndt derselbe
garten, ist hüpsch groß gegen den andern. Hat darin-
nen allerhandt seltzame gewächs, auch rote pfefferkörner,
|| [[Handschrift: 29v]]
welche so man sie ißet, einen sehr im halse
beißen vndt durstig machen. Kan einem so
zur schalckheit, vnter den Johannisbeerlein ein-
gegeben werden.
Von bürgemeister[!], Brinckens, garten, bin ich zu
herrvetter Fürst Ludwigs, bestandenen
garten gegangen, der auch hiesiger gelegenheit
nach, fein ist: dieses sein lustige spazir-
wege, da hinauß, zwischen den hecken.
Darnach durch die Lütkenporte wieder
zu meinem losament, biß dahin mich mir
beyde bürgemeister[!] das geleidt gege-
ben.
Harderwyck ist eine von den Geldrischen
Städten, die nechste nach Arnheimb, in
dem bezirck Veluwe gelegen, in welchem
bezirck auch vornehmlich Arnheimb, als der
Staden von Gelderlandt residentz, darnach
Harderwyck, darnach Wageningen, darnach
Hattem, darnach Elborg gelegen ist. Dann
Gelderlandt ist vertheilet in die Velow vndt in
die Betowe. Jn dem bezirck Betow ligt
|| [[Handschrift: 30r]]
die stadt Bommel mitt dem Bommeler-
wert, vornehmlich aber die stadt vndt
Ryck van Nieumegen, vndt Tiel.
Die andern plätze als Gelre, Rürmondt,
Venlo, Wachtendonck etcetera haben die Span-
nischen. <Die grafschaft Zütphen wirdt auch zu Gelderlandt
gerechnet.>
Harderwyck, hat drey pforten gegen dem
lande, alß die Große porte, die Lütken
porte, die Schme oder Schmede porte, vndt
zwey porten gegen der See, als die hohe
brücke, vndt legebrücke. Die See thut
offt großen schaden alhier, vndt schlegt in
die haüser, so daran liegen. Es sol ein
4000 Seelen, hierinnen haben, vndt ohn-
gefehr ein 700 haüser.
Wir haben des Bürgermeisters Del<d>en,<m>
haußfraw, zu gaste gehabt. Er ist einer
vom adel vndt seine haußfraw auch.
Diese Nacht ist vor vnserm hause eine liebliche
musica gebracht worden.
Heütte habe ich ein antworttschreiben vom latfeur
|| [[Handschrift: 30v]]
bekommen, welches zimlich schlecht ge-
wesen etcetera[.]
Wir seindt in die predigt gegangen.
Abends alleine geblieben von der malzeit
propter quintas.
Brieffe von Schüttorff, von großfraw-
Muttern, entpfangen, wie auch von graf
Friederich Ludolff, von Bentheimb, mitt
bericht, daß das Kayserische volck sich anfienge
in die graffschafft einzulägern, ce que je
leur ay prophetizè croyant qu'ils auroyent
de pires hostes que nous, aussy tost, que
nous sortirions, de leurs terres.
Jch habe an latfeur, vndt an schwester Sybille
Elisabeth geschrieben.
Nachmittags habe ich bürgemeisters[!] Brin-
cken sein cabinet, so er alhier hat, besehen,
darinnen, gar feine rareteten, von Jndia-
nischen vndt Türckischen sachen seindt, auch
sonsten schöne müntzen von den Niederländischen
|| [[Handschrift: 31r]]
Harderwyck. kriegen, vndt sonsten von Silber, vndt goldt,
müntzpfennige. Jtem feine bücher, so er alldar
beysammen hat.
Doctor Backofen ist zu mir kommen vndt hat den
kleinen Bähringer, vmb seiner colica willen
besucht daran dann daß kindt große schmertzen
<leidet,>hat. Gedachter Backofius, medicinae Doctor hat
auch mitt mir zu nacht gegeßen.
Jch bin zweymal in die predigt gegangen.
Jch habe einen iungen Preüßischen vom
adel, Finck genandt zu mir kommen
laßen, vndt derselbige, hat einen sehr feinen
pædagogum, Reichardt genandt, bey sich.
Jch habe an herren, Christoff, von Dona,
geschrieben, wie auch an Großfraw-
Muttern, vndt die Fraw Muhme von
Rudelstadt.
Jch bin hinauß spatziren geritten.
Die herren der Stadt, haben mir einen
reitplatz, verwilliget, mit vielen cere-
monien.
Vor[-], vndt nachmittags, bin ich hinauß spatziren
gegangen, in die gärten, vndt auch mitt der
bürgermeisterinn, in einer vom adel hauß,
welche eine weinbeer,<wynbergen,> von geschlechte ist,
vndt haben eine große menge vber alle maßen
guter, vndt großer kirschen, gegeßen.
Obgedachte bürgermeisterin, deß Bürger-
meisters Dil<d> Didem seine Fraw, so beyder-
seits, vom adel seyn wollen, beynebens
der weinbeerin,<Wynbergin,> vndt einer Jungfraw,
von Eßen, haben mitt vnß, Abendmalzeit,
gehalten. Jn gedachter Weinbeerin
hauß, seindt wir auch gewesen.
Jch habe schreiben vom Charles de latfeur,
vndt geldt bekommen.
Jch habe die Bürgermeister, Didem vndt
Brinck zu gaste gehabt.
Zeitung daß Printz Henrich von Vranien, zu
felde gezogen, vndt einen anschlag, endt-
weder, auff der Frißländischen festungen,
eine, oder auf Flanderen, haben soll.
Wir haben, die predigt, verschlafen.
Nach dem eßen habe ich mitt Curdt von
Bayern in der neẅgemachten klotzbahne,
gespielet.
Vnsere Junckern alle drey, Georg Hau-
boldt von Einsiedel bestellter hofmeister,
Curdt von Bayern Stallmeister, vndt
Johann von Münster kammerJuncker,
seindt auf den rahtskeller, zum trunck
von den Bürgemeistern[!], vmb vnsernt
willen gebehten worden, vndt ich habe ihnen
erlaübet, dahin zu gehen.
Jch habe den botten, nach Schüttorff abgefertiget
vndt lauffen laßen, mitt einem paßport.
Donnerstag♃ den 13. ⁄ 23. Julij.
Ob ich schon naher Amsterdam, vndt in den
Haagen zu ziehen, gantz endtschloßen gehen ge-
wesen, so habe ich doch vmb gewißer beden-
cken willen, vndt daß meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin
deßwegen schweere traüme gehabt, solches
vnterlaßen, vndt Curdt von Bayern, hin-
geschickt mitt schreiben, <auch Melchiorn, welche
vngewitter außgestanden haben.>
Diesen abendt, habe ich, mitt Münstern,
in der klotzbahne, gespielet.
Printz Henrich ligt zue Schenschen<cken>-
schantze. Man helt darvor, Sie werden
Linghen, oder Groll belägern, vndt
sehen, ob sie dieser beyde plätze, bey-
nebens Olderseel, können wegnehmen,
vndt dadurch Frießlandt befreyen
auch sich mitt der dennemerckischen
armeè conjungiren.
Schreiben vom Latfeur bekommen, vndt
zeitung, das Bayern vndt Melchior
gestriges tages wegen starcken win-
des zu Amsterdam nicht einkommen
können.
Wir seindt in die predigt gegangen, allda
wir angehöret den Elhardum außlegen,
Exodus 171 vom streit Josuæ wieder den
Amaleck, wie er durch Mose gebeht
erhalten worden, vndt wie der altar
Nißy 2, zum gedächtnüß gemacht worden,
dieweil Nißy ein panier heißet, vndt
Gott der herr, ihr rechtes panier, stendart,
vndt bende van ordonanzie gewesen.
Er applicirts gar fein auf den gegen-
wertigen vnvermuhteten feldtzug, welchen
Prinz henrich gegen den Spannier vorge-
nommen, dafür dann fleißig gebehtet
worden, vndt ermahnung geschehen, man solle
sich nicht auf Menschen sondern auf Gott verlaßen,
welcher mehr im Niederlande durch wenig als
durch viele offtermals scheinbarlich geholfen, & viceversa
|| [[Handschrift: 33v]]
die Staden verlaßen, wann sie auf ihre
Macht, vndt frembde potentaten alleine
vertrawet.
Zeitung daß Manßfeldt mit 4 mille Mann, zu fuß,
vndt 2500 pferden, naher Croßen, vndt
Schlesien zu, marchire, zue deme der
hertzog von Weymar, mit 1100 pferden,
vndt 5000 Mann zu fuß, stoßen solle,
vndt Wallsteiner, folge ihme, auf dem
fuße, nach.
Nach dem eßen seindt wir zu des
Bürgemeisters[!] Dedem seiner fraw
gegangen, vndt Sie hat vnß eine colla-
tion gegeben.
Von dannen zur buchdrückerey,
allda wir des Jsaacj Pontanj
sein neẅ angefangen opus nem-
lich die historiam Danicam
besehen vndt gelesen, wiewol es
noch nicht vollendet ist.
Es hat ein fischer<Schiffer> den andern mitt einem brodtmeßer,
beym rahthause erstochen. et cetera
Alhier hat es allezeit, 12 im Raht,
davon alle zwey Monat, zwey re-
gierende bürgemeister[!] gewehlet
werden, die andern, 10 werden Scheffen
genennet. Nota: Alhier w bleiben,
die Rahtsämpter, ad dies vitæ, vndt
werden a populo gewehlet, nicht also
wie in den andern städten, da die ämpter
nicht perpetuiren. Bürgemeister[!] Brinck<Dedem>
vndt bürgemeister[!] Brinck, regieren in diesem
Monat, vndt im vergangenen Junio, im
Augusto, vndt Septembri zukünfftig, wils
Gott, werden nun andere, von obgedachten
12, gewehlet werden, vndt so fortan.
Melchior ist von Amsterdam wiederkommen,
vndt hat vor ein 100 Taler sachen ein-
gekaufft, auch mir zwey schreiben von
Adolf Börstel mittgebracht.
Von Madame Desloges, habe ich auch ein
schreiben bekommen.
Jch habe an Adolf Börstel wieder geschrieben auf
Morgen gebe gott datiert, wie auch an Madame,
Desloges, vndt an Latfeur.
Jch bin zweymal, in die kirche gegangen.
Zeitung das Oldenseel, von Graff Ernsten, von Naßaw,
starck belägert, vndt das der gouverneur albe-
reit, mitt der flucht, darauß gewichen. <Diß letzte ist falsch,>
Steffan Schmidt hat mitt mir gegeßen. Er ist
ein seyden krämer, hat allerley waren, zum besten.
Zeitung das daß dänische läger, vndter dem commando,
des herzogs, von Weymar, auf ein 15 mille Mann,
starck, werde zu Graff Ernsten stoßen.
Vndt daß die pawren auf ein 200 mille Mann
starck seyen, sich des schloßes, vndt der stadt
Lintz, in Oesterreich bemächtiget haben, auch in
Böhmen den paß des güldenen steiges eingenommen.
So soll Bethlen Gabor mitt zwey läger in
Schlesien vndt in Oesterreich, einen einfall thun
gegen den Augustum. Der König in Schweden,
ist mitt 140 Schiffen naher Dantzigk, zu, geseigelt,
selbige stadt dem König in Polen, abzugewinnen,
Die Spannische flotte wirdt auch sehr starck zuge-
rüstet auff Jrrlandt zu. Jn Jtalien ist auch
noch mitt den Genuesern vndt Savoye krieg,
So seindt die innheimischen kriege, zwischen
Franckreich vndt den Reformirten nicht
noch allerdings gestillet, der Türck, vndt
Persianer seindt auch einander rechtschaffen
in den haaren, der König in Dennemarck,
hat Göttingen entsezt, vndt den Tilly zu
abzuweichen gezwungen, Manßfeldt vndt
ein herzog von Weymar seindt nach der
Schlesie zue machiret, denen, wirdt Wall-
stein auf dem fuße folgen, in deßen läger,
es starck an der pest bey hunderten auf
einen tag, wegsterben soll. Die Duynker-
ker vndt Stadischen schiffe, seindt auch frisch
aneinander, vndt ist den Spannischen ernst-
lich aufferlegt alles vber bort zu werffen.
Jst eine große Tyranney, vndt den Botsleütten
selbß zu entgegen. Jn WestJndien haben die
gesellschaffter die Jnsel Sankt Margarita ein-
genommen. Jst also ein recht seculum Martial[e]
vndt lermen, in allen landen. Deus ave[rtat]
mala.
Jch habe mitt meiner freündtlichen herzlieben gemah-
lin, in der klotzbahne gespielt. <Dieweil
dieses spiel
aber bey den Damen nicht
bräuchlich, haben wirs nit
öffter miteinander
gespielt.>
Darnach seindt wir in des predigers Elhardj,
hauß, spaziret, welches gar fein ist, darbey-
nebens in seinen garten, vndt er hat vnß,
<sampt seiner frawen,> eine feine collation, darreichen laßen.
Zue Mittage hat Steffan Schmidt, vndt seine
Mutter, mitt vnß gegeßen.
Zu abends aber, hat des bürgemeisters[!] De-
dem fraw, beynebens Doctor Backofen, mitt
vnß gegeßen.
Von Cöhten, seindt schreiben kommen, daß alles
alldar verheert, vndt verderbt, vndt voller
betteley ist.
Curdt von Bayern, ist auß dem Haagen, wie-
derkommen, vndt hat mir ein vber alle maßen
freündtliches schreiben von Jhre Mayestät dem König
auß Böhmen mittgebracht.
Jch habe wiederumb, geantwortett, an den König,
vndt auch an Doctor Rumpfen geschrieben.
<Die Fraw von Eßen, hat mitt vnß geßen. Jst eine vom adel.>
Jn die predigt, mitt Meiner herzlieb(st)en gemahlin.
Spatziren hinauß, zur See, vndt in
des bürgemeisters[!], Dedem, garten.
Des bürgemeisters[!] Dedem, seine haußfraw,
hat beynebens, den zweyen predicanten,
Rhodio, vndt Heetern, mitt vnß gegeßen.
Donnerstag♃ den 20. ⁄ 30. Iulij.
Jch habe hinauß spatziren zu reitten, im willens,
willens,<gehabt,> sed propter diarrhæam, ex nimio
esu cerasum, daran verhindert worden.
Zeitung daß Oldenseel, gar starck belägert,
vndt beschoßen wirdt, sich aber, mannlich,
zur gegenwehr stellet.
Jn die kirche gegangen.
Wir haben bürgemeisters[!] Ernst Brinkens,
seine kunstkammer besichtiget.
Darnach seindt wir mitt Bürgemeister[!], Dedem
seiner haußfraw, vndt B mitt bürgemeister[!]
Brinken, in seinen garten spatziret, vndt
von dannen, in Fürst Ludwigs, garten, allda
wir mitt obgedachten gästen, wie auch, mitt
Steffan Schmidt, vndt seiner Mutter, abendt-
malzeit gehalten.
Vxor habuit <hodie> menstruum muliebre, ubj credebamus,
esse prægnantem, post septem septimanas.
Jch bin auf die neẅe reitschule, geritten, allda
es sehr glat, zu tummeln, gewesen.
Brieffe von Amsterdam, & responsio.
Zweymal, predigt angehöret. perge
Zeitung daß die von Oldenseel, sich noch tapfer zur
gegenwehre rüsten.
Nota Bene Zue abends zeitung daß Oldenseel sich hat
Graf Ernst Casimirn ergeben.
Nach deme ich abschiedt von Madame ge-
nommen, bin ich mitt Einsiedelln vndt
Bayern verrayset, nach dem Hagen zu
auf meinen reittpferden selbsechse.
[Meilen] | |
Von Harderwyck nach Amersfoort
ist eine feine stadt, allda ich vormals gewesen. |
4 |
Von Amersfoort nach Vtrecht
Vtrecht ist eine schöne große stadt im Stifft Vtrecht, die vornehmste, welchs stifft, vndter die 17 provinzien gezehlet wirdt, allda ich anno 1617 auch ge- wesen, vndt sie beschrieben. Es hat viel Papisten, vndt gute Spannische darinnen. |
3 |
[Meilen] | |
Von Vtrecht nach Woerden | 3 |
Ehe ich nach Woerden kommen, habe ich
eine nicht geringe gefahr außgestanden,
in deme mein pferdt, nach andern tobende,
|| [[Handschrift: 37v]]
vnbändiger weyse, von einem sandt-
Tamm, darauf es sonsten zwischen
Vtrecht vndt Leyden, sehr lustig,
zwischen grünen baümen, am waßer-
canal meisten theilß her, zu reitten
ist, herundter gefallen, vndt mitt
mir in einen grabe graben kommen,
da es mich fast vndter sich gebracht,
vndt in das waßer geworfen hette,
in deme es vermeinet sich heraußer
zu arbeiten, aber Gott sey gedanckt,
es ist ohne schaden abgegangen.
[Meilen] | |
Von Woerden nach dem eßen, gen
Leyden welches eine schöne stadt, vndt academia in hollandt ist, allda ich auch anno 1617 gewesen, |
5 |
Von Leyden nach dem hagen
welches ich auch anno 1617 zu Printz Moritzen von Vranien sehliger || [[Handschrift: 38r]] zeitten, besichtiget vndt beschrieben. |
2 |
Es ist ein sehr schöner lustiger ortt,
offen, ringsherumb, wie ein dorff,
Bey dem pusch seindt wir eingeritten,
allda es allerhandt wildtpret gibt,
vndt schöne lustige <spatzir>gänge darinnen,
wie auch reigergestände, vndt ein
pallemaille spiel.
Es ist iziger zeitt, so gar große ge-
sellschaft nicht darinnen, dieweil
die lägers bef hohe vndt niedere be-
fehlichshaber abwesendt sein.
Es hat stadtliche haüser darinnen,
schöne kirchen, schöne gaßen vndt
plätze, theills mitt baümen bepflantzt,
vndt das hoff der herren von
von Hollandt, v des prinzen vndt der
general Staden, ist schauwürdig,
sonderlich der große Saal wie ichs
alles anno 1617 beschrieben vndt besehen.
Dieweil heütte der fast[-] vndt behttag
aus angestellt worden, habe ich zum
König Friederich, nach der p morgenpre-
digt geschickt, vndt mich bey Jhrer Mayestät
anmelden laßen. Dieselbe haben mich
zur Mittagsmalzeit einladen, vndt
mich mitt ihrer leibkutschen, auch ihrem
kammerherren Villarnou einholen
laßen, mitt mil mir sehr freündtlich
conversirt, vndt bey der malzeitt
mitt bedecktem haüpt, mitteßen
laßen. Die Königin welche nun
eine sechswöchnerin ist, hat mich
auch sehr cortesisch entp willkommen
geheißen, vndt beynebens ihrem herren
dem König sehr gnädig conversirt.
Diesen abendt hat Doctor Camerarius nunmehr
|| [[Handschrift: 39r]]
Schwedischer resident (vorzeitten Königlicher
vndt Chur Pfälzischer diener) vndt
Doctor Rumpf leibmedicus, mitt mir gegeßen,
nach deme sie mich besucht.
Den Nachmittag bin ich mitt dem
König, ob er mirs schon selbsten
wiederrahten, dennoch in die kirche
gegangen, vndt bey ihme geseßen,
dann ich kein præjudicium in meinem
exercitio religionis finden kan.
Man hat diesen abendt triumphirt,
vndt freẅdenfeẅer gemacht, wegen
der eroberung Oldenzeels, welches
geschleifft werden soll.
Es hat mich der König heütte morgends,
in meinem losament besucht, vndt ist
darnach mitt mir auß spatziren gefah-
ren. Da Endtlich haben wir deß prinzen
|| [[Handschrift: 39v]]
von Vranien schönen großen garten
besehen, welcher mitt schönen lustigen
gängen dermaßen gezieret ist, das
man deßgleichen, weitt vndt breit
nicht finden wirdt.
Jch habe heütte zweymal malzeitt,
mitt dem Könige gehalten, vndt er
hat mich auch, etlich mal, die Königin
ansprechen laßen, deßgleichen seine
sieben Jährige Tochter freülein Elisa-
beth, vndt den kleinen prinzen Edou-
ard welcher anderthalb iahr ist alt ist.
Die andern herren seindt zu Leyden.
Jhre Mayestät haben fünff Söhne vndt
drey Töchter bey leben.
Nachmittags bin ich ins Königs kutschen
außgefahren, wohin es mir beliebet,
vndt habe die Princeßin von Vra-
nien besucht. Sie ist eine geborne
Gräffin von Solms, vndt vorzeitten
|| [[Handschrift: 40r]]
meine maistresse gewesen.
Sie hat ein sehr schön losament nemlich
ihres herren Printz Henrichs von Vra-
nien der Staden generals, hoff,
vndt das hauß ist stadtlich Tapeziert,
auch mitt einem lustigen vergüldten
gemächern, vndt gängen, außgebawet.
Es hat auch einen lustigen kleinen
garten, (klein genandt zum vnter-
scheidt des großen) mitt lustigen
brunnenwercken darbey.
Der Französische abgesandte Monsieur d'Es-
plan vndt der Marquis de Rouillac,
wie auch der venedische abgesandter
G von nahmen vndt geschlecht ein Meister
George, Messer Zorzi de'Zorzj,
besuchten sie auch in meinem beysein.
Darnach bin ich zu der alten Gräfin, ihrer
Stieff fraw Mutter, eben in dem hause, wonen-
de gegangen, vndt habe sie besucht.
Von dannen wiederumb zum Könige
welcher mich rufen laßen, vndt haben
bey der Königin, obgedachten Französischen
abgesandten wieder gefunden, vndt
Graf Ernsts von Naßaw seine
gemahlin, welche eine geborne
herzogin von Braunschweig ist, die-
weil ich sie vergebens, in ihrem losa-
ment, suchen laßen. Jch habe sie bey
der Königin, angesprochen.
Darnach, bin ich mitt dem Könige auß-
gefahren, vmb die stadt herumb, vndt
es ist vnß eben der vnlängst ange-
kommene Persianische abgesandte be-
gegnet, welcher eine große starcke
person ist, vndt hat mir, nach dem
König, die handt gegeben, vndt
mitt einem starcken daumenring,
damitt er als ein Rittersmann, seinen
bogen pfleget zu spannen, die handt gedruckt.
Meilenm. | |
Dieweil ich gestriges abends abschiedt
genommen, bin ich mitt Monsieur de Villarnou vndt des Königs kutschen, nach Leyden gefahren allda ich die Prinzen des Königs söhne so allda studieren gesehen, besucht vndt mit ihnen gegeßen. |
2 |
Der ältiste v ist 12 Jahr allt,
designatus in regem Bohemiæ,
vndt heißt Friederich Henrich,
Der ander ist 8 Jahr allt vndt
heißt, printz Carll.
Der dritte, Printz Ruprecht,
der vierdte, Printz Moritz.
Diese 4 herren, studiren zu Leyden,
vndt profitiren nach ihrem allter,
sehr löblich, alß<so wol> in artibus liberalibus
<als> vndt<anderen> leibes exercitijs, als fechten, tanzen,
picke schwingen, vndt dergleichen, deren
profectus sie mir vorgezeiget.
Sie haben den von Pleßen zum hofmeister,
vndt noch ein<en> blawrer, wie auch einen
Englischen vom adel, beynebens dreyen
præceptoribus als Altingo[,] Colbio
vndt Dorvillio bey sich, vndt halten
einen hoff von 50 personen, vndt
8 pferden. Ein Junger Graf Henrich
von Naßaw studirt auch mitt ihnen,
vndt seindt alle sehr feine kinder.
Der König vndt die Königin halten
im Hagen ein vber 200 personen,
vndt ein 30 pferde. Auß Engellandt
bekömpt die Königin iärlich 200 mille Gulden (florenus)f.
vndt der König 60 mille Gulden (florenus)f. pension, vom
König in Engellandt.
Meilenm. | |
Von Leyden nach dem eßen vndt ab- schiedt von den prinzen, (welche sehr wol losieret sein,) gen Woerden allda bin ich vber nacht geblieben. <Zwischen Leyden vndt Woerden ligt Alfen.> |
4 |
Meilenm. | |
Von Woerden nach Vtrecht
allda ich zue Mittage gegeßen vndt auf den Thurn[!] gestiegen, welcher 462 staffeln, wie ichs gemeßen hoch ist. Man kan wenns helle wetter ist wie anno 1617 als ich damals auch darauf war ein 25 städte daroben sehen. |
3 |
Die Thumbkirche darbey ist auch
groß, hat 126 schritte in die länge,
vndt 35 in die breitte.
Meilenm. | |
VON Vtrecht nach Nieukerken
<nach dem ich> durch Amersfoort paßirt. |
5 |
[Meilenm.] | |
Von Nieukerken nach Harderwyck
allda ich Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin vndt Bäringer Gott sey gedanckt in gutem zustandt wieder gefunden. |
2 |
An König, Friederich, geschrieben.
Briefe von Otto Silm, Latfeur, zwey<drey> von
Adolf Börstelln, <Vom 25. May ⁄ 4. Iunij[,]
vom 1. ⁄ 11. Aprill,
vom 28. Aprill ⁄ 8. May,> herr Christoff von Dona, zwey
<von,> herrvatter <vom 16. Februar>, schwester Eleonore Marie,
Heinrich Börstelln, schwager Jochem Ernst, von
Monsieur de Langle, vom König Friederich.
Bürgemeister[!] Wenkuhm vndt bürgemeister[!]
Wynbergen, haben mitt mir zue Mittage
gegeßen.
Es seindt zwelff Rahtsherren
allhier, deren allzeit zwey bür-
gemeister[!] sein, vndt zwey Monat
regieren. Die anderen werden
alßdann scheffen genennet. Sie
heißen itziger zeitt:
1. Bürgemeister[!] Jacob Voedt.
2. Henrich von Möers.
|| [[Handschrift: 43r]]
3. Gerhardt von Wenkuhm,
4. Conradt von Dedem.
5. Wolter van Wynbergen.
6. Gerhardt von höckelum.
7. Dietrich Halewyn. (Dieser ist nun
als agent dieser stadt, im hagen.)
8. Albrecht Voedt.
9. Ernst Friederich von Brinck.
10. henrich von Adler.
11. Gerhardt Witt.
12. henrich Ganseneb, alias
Tengenagel.
Jch habe an Adolf Börstelln, vndt an die kauff-
leütte, nach Amsterdam, geschrieben.
Heütte haben sie alle glocken geleüttet,
dieweil heütte auff diesen Tag, alle
die gantze stadt, biß auf sieben haüser
einßmalß abgebronnen. Derwegen
haben Sie zur gedächtnüß, die glocken
geleüttet. et cetera Nota Bene[:] anno 1503 ist diser erbärm-
liche zufall geschehen.