Paß von Ballenstedt, nach Quedlinburg
1 wispel weitzen.
Thomaß Benckendorfer nach Bernburg.
Jch habe mitt den dreschern vmb den
20. Schefel (Scheffel)schfl: handeln laßen, darumb
sie dreschen sollen.
Meine leütte haben heütte drey
hasen gehetzt, vndt gefangen.
J'ay sceu aujourd'huy de ma compaigne,
que dernierement apres que nous
avions l'attacque avec l'archier
de Quedlinburg, l'Abesse ma
commere, a escrit une meschante
lettre a ma femme, se plaignant
de ce que moy mesme, ne permet-
tois seulement tels desordres, ains
les faisois encores en personne,
s'esbahissant de ce que nous ne
|| [[Handschrift: 183r]]
pouvions voir les pierres des frontie-
res, quj seroyent grandes assèz pour
voir, & qu'il estoit vray, qu'elle au-
roit commandè a son archier ou tireur
de prendre les levriers a tels chasseurs
quj outrepassoyent ses bornes ou li-
mites, etcetera etcetera etcetera[.] J'ay voulu
voir la lettre pleine de fascheuses
paroles, mais ma femme, (pour eviter
toute dissension,) l'a deschirèe en
mille pieces, & ne m'en a confessè
que cela, avec une singuliere
prudence, & discretion plus que
feminine. Quant a moy, ie
ne voudrois pas volontiers offencer
l'Abesse ma commere, & l'empescher
de faire du bien a ma femme, et a mon
enfant, ains plustost tenir bon voysj-
nage avec elle, mais aussy ie ne
veux pas ne laisser braver de personne,
nj quitter mes levriers quand i'y suis present
|| [[Handschrift: 183v]]
& ce quj a estè fait dernierement, s'est
fait par ignorance, de la frontiere,
ou je ne prins, qu'un petit levreau,
& renvoyay incontinent, un grand
lievre, au ministre de Quedlinburg,
a son instante priere, ce quj estoit
bien recompensè sans granmercy.
heütte habe ichs erst erfahren,
das das vorgestrige zeichen am
himmel kein feẅerdrach, sondern
ein wunderzeichen gewesen, denn
daßelbige alhier von vielen leütten
gesehen worden, als ein großer
bliz, vndt feẅerstrich in der
lufft, vndt hat denen zu Ballen-
stedt gedeüchtett, auch meinem
kutscher es stünde vberm schloß,
zwischen dem Stall vndt der hof-
stuben, denen zu Ermßleben, hat
es gedeüchtet, als erschiene es
|| [[Handschrift: 184r]]
vber Ermßleben, denen zu Aschersleben
vndt zu Quedlinburg auch also, e an ieg-
lichem ortt, als stünde das feẅer
vber ihnen, vndt endtlich ist es
wir ein Mann ohne hände vndt
füße worden. Jch halte es vor ein
Göttliches wunderzeichen, welches
nicht zu verachten, perge Gott behüte
vnß nur, vor ferrnerem krieg,
feẅersbrünsten, Mordt, vndt
rauberey, deren landtstraffen
prodromus oder omen dergleichen
sein köndte, wo Gott nicht ins
Mittel grjffe. Astra incli-
nant, non necessitant.1 perge
Paß von Padeborn
nach Quedlinburg
14 Schefel (Scheffel)schfl weitzen,
Mittwoch☿ den 2. September
Jch habe allerley nöhtige ge-
beẅde bestellett.
Der Ambtmann, Thomaß, vndt
Christof Maler seindt ankommen.
Zeitung daß Graf henrich von Bergk,
44 mille Malter getraydig, in
Amersfoort bekommen, hernacher
daßelbe städtlein, als die
Staden Wesel erobert, verlaßen,
die beütte vndt korn mittgenommen,
vndt Wesel wieder belägert.
Die in hertzogenpusch, halten
sich noch feste.
Wir haben avis von Bernburg das
Meinen Gnedigen herzlieben herrenvatter, das
asthma starck plagen soll, Gott
miltere Jhrer Gnaden dero schmertzen
|| [[Handschrift: 185r]]
gnediglich.
Nota Bene Leonardj Sutorij Pastoris alhier
sein judicium vom vergangenen feẅer-
zeichen, das man am himmel gesehen Sonntag☉ den 30. Augusti[.]
Chasma fuisse insolens non naturale
tantum, (quod Auctumno solenne) sed et
præternaturale quid, portendere
nullus dubito. Visum est cælo sereno
non in nubibus, a meridie ad Septem-
trionem, et desiisse in figuram protensj
serpentis colore puniceo sicque tandem
expirasse, referunt. Judicium de
vulgj de dracone volante fallit;
præconem vero judiciorum divinorum
fuisse, nullus inficias ierit cuj
hæc miserabilis rerum facies per-
specta est. Nisi me animus fallit,
jgneos colubros quibus olim Deus
ultum ivit, άχαριστίαν Israeliticj
populj in Eremo Numerorum XXI2 significat,
|| [[Handschrift: 185v]]
ignarium vocant pestem historicj, quæ
sevijt Anno M. XCII. quæ multos mor-
tales absumsit; nam alij instar car-
bonum nigrescentes, alij exesis morbo
visceribus tabescentes, pars truncatj
miserabiliter membris periere,
referente Jacobo Meyero Anna-
libus Flandricis, Liber 3: 3 Prodigiorum
ferax seculum, cuj scientiæ (proh
dolor!) multum, conscientiæ vero
parum, quod aut deficit penitus,
aut in deterius proficit claman-
te experientia. etcetera etcetera etcetera
Rindorff, hat sich ejngestellett,
dieweil ich ihn beschrieben hatte,
pour faire un voyage, avec moy.
J'ay fait retirer<contremander> le presche de
demaina.
Donnerstag♃ den 3. September
heütte habe ich mitt Meiner herzlieb(st)en gemahlin
ein rayselein, nach Plötzka gethan, zu
kutschen, mitt 13<2> personen, vndt 12 pferden,
vndt seindt bey herrvettern Fürst
Augusto, vndt seiner gemahlin gar
willkommen gewesen.
Freitag♀ den 4. September
heütte seindt wir zu Plötzka still
gelegen, vndt haben allerley recrea-
tiones, von angeln, Cartenspiel,
vndt erbaẅlicher conversation
gehabtt.
Samstag♄ den 5. September
Wieder hinüber nach Ballenstedt
gefahren in einem sehr bösem[!] wege
vndt wetter.
Bayern ist zu mir gestoßen, vndt
gestern zu Ballenstedt, ankommen.
Jch habe Mejner herzlieb(st)en gemahlin hofmeister,
einziehen laßen, wegen diebstalß.
Vndt herrvattern bericht thun.
Sonntag☉ den 6. September
Predigt angehörett.
Rindorff, vndt Bayern, seindt
wieder verraysett, nach der
malzeitt, co'l mio consentimento.
Vitzenhagen ist herkommen.
heütte seindt einer wittiben, im flecken,
von den streiffenden Crabahten, drey
pferde außgespannet worden, also
daß sie wieder anfangen außzureitten,
gleich wie vorm Jahre. Dobre Lude.
Proba von hoymb:
2½ Schefel (Scheffel)schfl weitzen auß 1 Schockßo:
4 Schefel (Scheffel)schfl rogken, auß 1 Schockßo:
1½ Schefel (Scheffel)schfl: gersten, auß 15 garben
Von Münchholtz.
1 Schefel (Scheffel)schfl ⅛ gersten, auß 15 garben, von
40 Morgen, am Frösischen weg.
1 Schefel (Scheffel)schfl gersten, auß 15 garben, von
18 Morgen, vber den froborn.
1 Schefel (Scheffel)schfl gersten, auß 15 garben, von
36 Morgen, am Radeßlebischen wege.
1 Schefel (Scheffel)schfl gersten, auß 15 garben,
von 26 Morgen, die Jeren.
¾ Schefel (Scheffel)schfl, auß 15 garben, von 30
morgen zu Zwelendorff.
4¼ Schefel (Scheffel)schfl haber, auß 30 garben.
1¼ Schefel (Scheffel)schfl: erbßen auß 30 garben.
Proba vom Frösischen zehenden.
¾ Schefel (Scheffel)schfl weitzen, auß 15 garben.
2 Schefel (Scheffel)schfl rocken, auß 30 garben.
5¾ Schefel (Scheffel)schfl gersten, auß 1 schock
4 Schefel (Scheffel)schfl haber, auß 30 garben.
Paß von Riedern, nach Quedlinburg:
1 wispel: 6 Schefel (Scheffel)schfl: gersten,
Paß von Radischleben vf Quedlinburg
vor | 2 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: | 6 Schefel (Scheffel)schfl: | weitzen, |
3 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: | 5 Schefel (Scheffel)schfl: | gersten. |
Montag☽ den 7. September
Thomaß nach Cöhten, Vitzenhagen
<aber,> mitt der kutsche, vndt kutschpferden,
nach Bernburg geschicktt, Meine
schwester, freẅlein Anne Sofien,
abzuholen. Gott geleytte sie.
I'ay failly ce mattin au lict a
crever un œil a ma femme
avec le doigt sans y penser, & ie
crains, qu'elle en perdra la veuë,
Dieu l'en garde; ainsy nous
sommes tousjours sujet aux malheurs.
Dieweil der Amptmann
den kopff auß der schlinge gezogen,
vndt mitt dem hommester nicht recht
|| [[Handschrift: 188r]]
dran will (wie es scheinett) Als habe
ich in seinem abwesen, Meinen hofmeister,
herren Reüßen, deputirt, jhn bey zu
verhören, noch einmal auf alle puncta,
da er dann, in etzlichen vbel bestanden.
I'ay leu au droict de Saxonie.
Jch habe meinen hopfen auß dem
hopfengarten abepflücken laßen. Es
ist keine von den früchten des landes
mir dieses Jahr, beßer gerahten,
als eben dieses gewächs, durch Gottes
segen vndt benedeyung.
Dienstag♂ den 8. September
Jch habe heütte abermals einen
verhörtag angestellt, d vndt den
schulmeister beynebens den zeügen,
eydtlich abhören laßen vorm
hofmeister, damitt die sache criminal
gemachtt, vndt nach Bernburg berichtett
werde, mitt gnugsamer information.
Päße von Reinstedt, vndt heimb,
Padeborn, nach Quedlinburg außge-
theilett, auf etzliche wagen mitt
getraydig.
Opposizionj a'miej disegnj,
la continouata pioggia.
L'huomo propone, Iddio dispone.4 Nota Bene[:] Je
croy qu'il y a du charme parmy, en
mon fait, que rien ne veut reüssir.
Schwester Anne Sofie vndt auch
schwester Gritgen seindt herkommen.
Brieffe von Leiptzig, von der
herzogin von husem beynebens einem
Gevatterngeschencke Meiner herzlieb(st)en gemahljn,
Jtem: ein schreiben vom <Erz>Bischoff
von Bremen, vndt noch eins, vom
hertzog von Gottorff.
Mittwoch☿ den 9. September
Meine leütte haben heütte sich so
zusucht[!], vndt keinen eintzigen hasen
im felde antreffen können, a
Paß 2 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: 20 Schefel (Scheffel)schfl gersten
von heimb nach Werningeroda.
Paß 5 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: 8 Schefel (Scheffel)schfl: von heimb
nach Quedlinburg[.]
Paß 1 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: gersten, von Froborn,
nach Blanckenburg.
Ceste apres disnèe i'ay baignè, &
ma compaigne m'a lavè la teste, pour la
bonne derniere.
Nota Bene[:] Ma femme, & la nourrice m'ont con-
fessè aujourd'huy, que mon fils avoit eu
Nota Bene du laict dans ses mammelles, le jour de
sa naissance & quelques jours depuis. Cela
j'ay trouvè bien estrange, combien qu'on
m'a voulu faire a croyre qu'en l'heure
de la naissance d'un enfant, une mere non
Nota Bene seulement ains aussy le Pere & l'enfant mesmes
avoyent du laict aux tetins. Mais ie n'y ay pas prins
|| [[Handschrift: 189v]]
garde.
Donnerstag♃ den 10den: September
Jch habe die predigt wieder meinen
willen müßen einstellen, dieweil die
kirche alle voller hopfen gepflückt gewesen.
Ie me suis preparè au voyage,
Dieuaydant.
Bayern ist ankommen, so wol auch
Vitzenhagen, welche beyde mitt mir
sollen, ob Gott will.
C'est un grand cas, qu'aussy tost,
que Bayern est arrivè il n'a tardè
qu'une heure a estre icy, qu'il est
devenu malade, contraint de se
mettre au lict. Voicy un nou-
vel empeschement de mon voyage.
Et i'ay desja eu, plusieurs obstacles.
Meines alten Friderichs kellerschrei-
bers sohn, Jacob Weyder, ein wackerer
iung von 12 in 13 Jahren, ist an der
Dyssentheria gestorben.
Freitag♀ den 11. September
Meilenm. | |
heütte nach genommenem abschiedt die rayse
vorgenommen: von Ballenstedt nach Eißleben. seindt aber große meilen vndt bergichter böser weg, in der Grafschaft Manßfeldt. Zu helfta vor Eißleben, den Kersten- broeck gehörig, gefüttert. |
4 |
Darnach Seburg, so Levin han zuge- hörett zur lincken handt liegen laßen. |
|
Darnach Schrapla so Manßfeldisch
zur rechten handt, vndt weinberge in derselbigen gegendt. |
|
K Schafstedt | 2 |
Ober Krickstedt vnser Nachtlager
Vnderkrickstedt, ligt nahe darbey, wie auch Schondorf, seindt drey dörfer fast in einem. |
1 |
Samstag♄ den 12. September
[Meilenm.] | |
Merßburg Chur Sächsische stadt vndt
Schloß |
1 |
Leiptzig
|| [[Handschrift: 190v]]
nach dem wir zu Sandberg gefüttert vndt einen vom adel, Christian von Lautterbach bey vnß gehabtt. |
3 |
Meilenm. | |
Eilenberg stadt vndt schloß
vnser Nachtlager. Ligt an der Mülde. Vndterwegens ist an einem hölzlein ein hirsch mitt drey<en> stücken wildt hergangen, vndt an denn wege hat wenig scheẅ vor vns gehabtt. |
3 |
Zeitung daß die gewaltige stadt
Nota Bene hertzogenpusch gewiß, von den
Staden eingenommen seye.
Sonntag☉ den 13. September
Meilenm. | |
Nach Torgaw, ChurSächsische Stadt,
vndt Schloß zue Mittage außgespannet. |
3 |
Es ligt diese stadt an der Elbe.
Jst größer, als Dresen[!]. hat
ein schönes schloß alda, darinnen
|| [[Handschrift: 191r]]
es noch eins so viel gelaß hat, als in
dem schloße zu Dresen[!], Jch habe es besichti-
gett vndt sehr schön befunden. hat
vier seytten, iedoch nicht q iust quadran-
gulariter, sondern etwas langlechter
gebawett. Ein vier wanderungen in
iederm stock vbereinander, ohne waß
noch vberm<vndterm> tach vndt vndten ist. hat
einen schönen langen Tantzsaal <darinnen
kayserliche vndt
Churfürstliche
conterfect,> vndt
einen schönen eßsaal darinnen zwey
große öffen vndt ein kamin, Jtem:
in allem ein 82 stuben vndt 82 kammern,
ohne die nebenkämmerlein vndt winckel.
Jn etzlichen gemächern seindt schöne gemählde
von allerley iagten, vndt freẅdenfeste,
auch conterfect vieler großer herren,
vndter andern auch, in einem die ganze
Churfürstliche Sächsische genealogie. Es pflegen
gemeiniglich, die Churfürsten alhier ihre
Beylager zu halten, wegen der vielheitt
der losamenter, vndt guten gelegenheitt,
zu bewirtung frembder herrschafften.
|| [[Handschrift: 191v]]
Es hat zwey gänge vbereinander
daß man nicht durch die gemächer
gehen darff, sondern außerhalb kan
herümb kommen. Der izige Churfürst,
Johann George leßet das schloß gar
zierlich aufs neẅe renoviren, vndt
mitt gemälden schmücken. Diß hauß
ist mitt eytel gibeln zierlich gebawett,
vndt hat einen lustigen prospect vndt
außsehen auf die Elbe, vndt stadt
ins feldt hinauß, insonderheitt auß
der Jungen herren, ihrem losament.
Die Tafelstube war 50 schritt lang.
Der Tanzsaal ist aber noch länger.
<Es hat auch eine große kirche zu Torga>
Meilenm. | |
Von Torga auß der herberge im Paradiß
(darinnen herzog Adolf Friderich von Meckelnburg, neẅlich ein halb Jahr durch gelegen) nach Kostorff vnser Nachtlager. |
2 |
Nota: Aufm schloß zu Torga hat es auch eine
kirche, vndt in der stadt, vor vnserer herberge,
eine große kirche.
Montag☽ den 14. September
Meilenm. | |
Von Kostorf nach Großen hahn
zue Mittage. Jst noch ejne Meiß- nische Stadt. Wir haben die kirche alda besehen, vndt daß monu- mentum so Churfürst Morizen zur ge- dechtnüß seiner Thaten, jst vndter seinem bildnüß, reymweyse aufgerichtett worden, welches etwas weittlaüftig aber wol zu lesen. Es hat auch in dieser stadt am Rahthause eine vhr. Wann die viertel stunden daran schlagen so reget sich ein gemachter drescher vndt drischt, wann aber die seygerstunden schlagen, so stoßen alßdann zween böcke mitt den köpfen zusammen, vndt ein Mannsgesicht als der Mond sperrt das Maul auf vndt schnapt nach einer kugel. |
3 |
Nachmittags, nach Königsperg
große meilen. |
3 |
Königsperg gehöret den herren von
Schellendorf zu[,] ligt in Oberlaußniz[,]
ist eine stadt. Vorm Thor da wir
eingezogen rinnet das waßer Pulz-
nitz vorüber, welches die grenze-
scheidung ist, zwischen Me dem lande
zu Meißen, vndt der Laußnitz. Es
hat einen schönen Marcktplaz
in dieser stadt Königsberg. <Nota Bene[:] Es
wirdt ins
gemein
Kinsperg
nicht Königsberg
genandt,>
Nota: von Torga biß hieher
seindt wir fast in eytelem sande
gereyset. hat auch vielerley holzung
vndterwegens gegeben.
heütte seindt vnß vndterschiedlich viel
Pollnische schöne Ochsen begegnett,
welche auf den künftigen Marckt
nach Budstedt getrieben werden sollen.
Meilenm. | |
Nach Camitz eine von den Sechs- städten in Oberlaußnitz zum Mittagsabstandt. |
2 |
Alhier hat vnß der wirtt erzehlet
daß von edelleütten, beyde geschlechter
die Gerstorff vndt die Noßtitz, die
stärcksten wehren, vndt er
hette anno 1613 ein 400 Ger-
storf, auf einer Tagesatzung,
beysammen gesehen.
Meilenm. | |
Von Camitz nach Bautzen
dieses ist die haüptstadt in gantz Laußnitz, vndt ein siz des landthaüptmanns, welcher an itzo, ein Gerstorff <von geschlecht> jst. Diese stadt ist bergicht ligt nicht vnlustig an dem waßer der spreẅ. Anno 1620 als sie der izige Churfürst von Sachsen belägert, beschoßen, vndt eingenommen, ist sie, (bevorab mitt feẅerwerfen, vndt feẅerkugeln sehr verderbt worden. |
3 |
heütte seindt vns ein 1000 Polnische ochsen
begegnett, vndt sollen noch 4 mille nachkommen.
Mittwoch☿ den 16. September
Meilenm. | |
Von Budißinn oder Bautzen (alda
vnß auch der wirtt erzehlt, das anno 1620 ein 1700 haüser, durch die Churfürstlich <Sächsische> feẅer kugeln abgebrandt worden vndt dazumal nur 130 haüser stehen blieben, auch allein 800 waysenkinder, welche meistentheils erfroren, vndt verhungert, gemacht worden) von Bauzen sage ich, nach Reichenbach alda wir malzeitt gehalten. |
4 |
Meilenm. | |
Von Reichenbach nach Görlitz
vnser Nachtlager. Jst eine von den Sechsstädten in Ober- laußnitz, eine hüpsche stadt, hat doppelte gräben, vndt Thor, gute Mawren, feste Thürne[!], feine gaßen, woler- bawete haüser. Wir haben daselbst das heilige grab außer der Stadt besehen. Jst neben einem kirchlein || [[Handschrift: 194r]] von einem bürger, mitt nahmen Georgio Emerich, welcher anno 1465 zu Jerusa- lem gewesen, vndt beynebens einem werck- meister daßelbige heilige grab abgemeßen, vndt also alhier nachmachen laßen auß lautter quadersteinen aufgebawet worden. Ligt vor der stadt Görliz gegen abendt. Erstlich wiese man vnß drey linden, (deren eine vmbgefallen, wirdt aber an deren stadt eine andere gezeügett) die sollen eben die distantz halten, von der kirchen Sankt Peter in der stadt an, biß dahin zu den linden, als der kreüzgang des herren Christi gewesen, vom Richthause Pilatj an, biß zu dem berg Calvariæ. J<A>m<Jm> kirchlein zeiget man vnß einen Riß, in der Mawer, soll die zerreißung der felsen<des vorhangs>, bey der kreützigung Christi bedeütten. Jm altar die gleichnüß des kastens, darein Judas die 30 silberling geworfen. Am kirchlein ezliche steine abge- fallen, die zerreißung der felsen anzudeütten. Ferrners in der kirche ein steinern Tisch, darauf die kriegsknechte vmb des herren Christi rock ge- würffelt. Jtem werden gewiesen 3 löcher im pflaster, wie weitt die 3 kreüze von einander || [[Handschrift: 194v]] gestanden, anzudeütten, nemlich 4¼ ellen eines vom andern. Jtem: ein ortt, wo die Jünger das Osterlämblein geschlachtett. Jtem: die größe des Täffelchens welches drey viertel lang vndt 1½ viertel breitt daran die vberschrift in drey sprachen vber dem haüpt Christi, am kreütz angezeichnet gewesen. Jtem: eine schrifft in stein gehawen, darinnen dieses Edelen Georgij Emerich, Rittern, des heiligen grabs, seiner rayse ged vndt gedächt- nüß, wol erwehnet wirdt. |
2 |
Jn einem andern <vergitterten> capellchen, nicht ferrne
von der kirche, sahen wir des herrn
Christi, vndt der Mutter Mariæ, wie
sie kniende ihn salbet, nach Jüdischer
weyse, beyde bildtnüß nach lebens
größe auß einem stein gehawen.
Folgends etwas darvon gegen Mitter-
nacht, ligt das heilige grab, da wirdt erstlich
gesehen die größe des steins, welchen
Sie vor des grabes thür geweltzett, vndt
ist derselbige 3 ellen 1½ viertel vndt
|| [[Handschrift: 195r]]
etwas drüber<ein halbes halbe> lang, die dicke des steins
22 zoll. Der vmbfang des grabes helt
10 klaftern hat oben ein 6 eckicht Thürmblein,
5 ellen hoch auf 6 Saülichen gebawett, die
Thür aber ligt gegen dem Morgen, vor dieser
ligt auf ieder seitten ein stein, bedeütten wie
die wächter davor geseßen haben.
Mehr wirdt gesehen, neben der Thür, auf ieder
seitten ein Riegel angehawen in stein, bedeü-
tett wie das grab verriegelt worden.
Vber den Riegeln werden 3 quadrat gesehen,
gleichsfalß in stein angehawen, soll das zeichen
sein, wie das grab ist versiegelt worden
von hanna, Pilato, vndt Caipha. Oben
auf dem grabe zu beyden seitten, auf beyden
ecken, wirdt gesehen, die form vndt gestaltt
der Salbebüchsen. Jnnwendig hat das
grab 2 vndterschiedliche gemach, beyde 4 eckicht
vnangesehen daß es von außen länglicht rundt ist,
das erste vorderste gemach, wie ein eingang
hat gegen Mitternacht vndt Mittag auf ieder
seytten ein fensterlein, durch welche das liecht
fället, durch dieses vorder gemach gehet zur
lincken handt, in winckel ein klein Niedriges
thürlein 6 Spannen hoch zum rechten grabe.
|| [[Handschrift: 195v]]
Vor diesem außwendig zur rechten handt,
lieget ein gevierdter stein, sol zeigen den
ortt wo der Engel geseßen, da die weiber
kommen seindt am OsterTage frühe den herren
Christum zu salben, dieses gemach oder
grab ist 3 ellen vndt 1½ viertel
lang, 3 ellen vndt ⅛ breitt, 7 ellen
weniger ¼ hoch. Endtlichen vndt zum
letzten, werden auch 2 aufgerichtete ca-
pellen, gesehen, eine welche stehet zu nechst
vor dem Stadtthor zur lincken handt,
wie man hinauß gehen wjll, nach dem
heiligen grabe, vndt die ander zu nechst dem
pförtlein, wie man hinauf gehen
will zum kirchlein vndt heiligem grabe,
welches soll sein die distantz wie
weitt der herr Christus zu seinem
leyden vndt sterben, hat müßen
das kreütz alleine tragen, nemlich
von der kirchen Sankt Peter vndt Paulj an,
auß der Stadt, biß zu dem Capellichen
zu nechst vor dem Stadtthor, welches
seindt gewesen 286 schritt, von dem
|| [[Handschrift: 196r]]
Richthause Pilatj. Darnach ist ihm begeg-
nett Symon von Cyrene vndt gezwungen
worden, daß er hat müßen helfen dem her-
ren sein creütz nachtragen, biß an den berg
Calvariæ sindt gewesen 647 schritte.
Endtlichen, hat es der herr Christus den berg
hinauff biß zu der Richtstadt alleine
getragen 37 schritt. Das also der kreütz-
gang des herren Christi, in einer summa
gerechnett, machet 970 schritte. Als
wir wieder in die stadt gangen, vndt
vber ein bächlein, darüber ein breitter
stein an stadt eines steiges lag, schritten,
sagten sie vnß es bedeüttete das
wäßerlein den bach Kidron, vndt
der steeg des steins, wehre ein gleich-
nüß einer ruhestädte da Christus ge-
ruhet, als ihm das kreütztragen zu
schwehr werden wollen.
Von dannen giengen wir, in die große
stadtkirchen zu Sankt Peters, Jst ein schönes
großes helles gebaẅde, ein 120
meiner schritt lang, gar hoch, hell vndt
licht, auch proportionirlich breitt.
Die Sechsstädte in Oberlaußniz
heißen: | 1. Budißina oder Bautzen, |
2. Görlitz, | |
3. Zittaw, | |
4. Lauben, | |
5. Camitz, | |
6. Liebaw, |
Die Sechsstädte in Niederlaußniz, heißen
mitt nahmen: | 1. Guben, |
2. Moßkaw5 | |
3. Forste, | |
4. Lieppen, | |
5. Kale, | |
6. Lucka. |
Nota: Ehe wir heütte nach Görlitz
kahmen, ließen wir einen hohen
berg alleine liegen, die Landskrone
genandt. Wir haben heütte
einen bösen steinichten weg gehabt,
vndt durch holtzungen vndterschiedlich
mahl gemust, soll nicht allzu sicher sein.
Es seindt vnß abermals ochsen vndt schaffe
begegnett. hat sonsten dörfer vndter-
wegens, vndt ackerbaw, auch feine
weyde vor das viehe.
Meilenm. | |
Von Görlitz nach Buntzlaw,
große meilen in 9 stunden, in einem futter gefahren. War sehr regenicht böse wetter. Vndterwegens viel gehöltze, vndt sandichter bodem[!]. Wir seindt vf ezliche dörfer zukommen, vndter andern auff Sigersdorff welches dem herren von Schöneiche zugehörig. |
3 |
Bunzlaw, ist eine feine stadt, mitt
graben[,] zwinger vndt Thürnen[!] zimlich
versehen. Sie ist aber bey weittem
so groß vndt so schön nicht als Görliz.
Man kan in ¾ stunden gar gemäch-
lich herümber gehen. Sie ligt, im
fürstenthumb Schweinitz, in Schlesien.
Jch habe vnangesehen des starcken regen-
wetters den berühmbten queckbrunnen
vor der stadt draußen besehen. Der-
selbige gibt helles klares waßer
|| [[Handschrift: 197v]]
der ganzen stadt, welches dahin
durch waßerröhren fast in alle
haüser geleittet wirdt. Dieser
brunnen hat viel quellen, ist im
sommer gar sehr eyßkalt, im
winter aber gefreẅert er
nimmermehr. Opiz der deütsche
poet, hat ihn reimweyse ge-
priesen.6
Die kirche zu Buntzlaw habe ich
auch besehen. Jch habe sie auf 68
schritt lang gemeßen. Nota Bene[:] der
Kayser hat alhier vorm Jahr,
reformirt7 vndt die Päbstischen
ceremonien einführen laßen.
Freitag♀ den 18. September
Meilenm. | |
Von Buntzlaw nachm hayn
alda zu Mittage gefüttert. Jst ein lignitzisches schloß vndt städtlein, vndt der herzogin so anno 1616 || [[Handschrift: 198r]] <anno 1616> verstorben, ihr leibgedinge gewesen, inmaßen wir, ihr epitaphium in der kirche gesehen. Sie hieß Anna geborne zu Wirtemberg. Das schloß ist zimlich eingegangen. Ligt sonst lustig, an einem hüpschen gärtlein. hat etwa ein 8 stuben vndt kammern, feine große gemächer, vndt zween Säle. |
3 |
Meilenm. | |
Vom hayn nach Ligniz
Jst eine schöne fürstenstadt vndt festung, die residenz hertzog Georgen Rudolfs zur Ligniz, meines vettern Liebden[.] Jhre Liebden seindt aber an izo nicht an- wesendt sondern zu Parchwiz, derhalben ich mich noch nicht, zu erkennen geben wollen, sondern vor einen herren von Dohna außgegeben.8 Vndt dieweil die stadt zugeschloßen gewesen, kurz vor meiner ankunft, so habe ich in der vorstadt vorlieb nehmen müßen. heütte haben wir heyden, holz, weydetrift, vndt ackerlandt || [[Handschrift: 198v]] gehabtt. |
2 |
Samstag♄ den 19. September
Meilenm. | |
Von der Lignitz nach Parchwitz
alda ich meinen freündtlichen lieben vettern, herzog Georg Rudolffen zur Ligniz vndt Brigk, angetroffen, vndt Jhre Liebden haben mich gar freundlich im platz willkommen geheißen. |
2 |
Sie hatten drey vom adel bey sich,
Engelhardtten, Lyttaw, vndt
haüptmann Sp<ch>indler.
Bey der mahlzeitt sprach ich auch Jhrer
Liebden gemahlin an, eine geborne herzogin
von Münsterberg, Sie hatte drey
Jungfern bey sich.
Nota Bene[:] die herzoge von der Ligniz kommen von
dem königlich Polnischen Stamm Piasto
(welchem der izige Jagellonische succe-
dirt im Königreich Polen)9 her, von
800 Jahren an, vndt seindt erstlich
Schlesische Polnische Fürsten gewesen,
|| [[Handschrift: 199r]]
hernach aber als sich die Schlesie von
der Kron Polen abgesondert, vndt
mitt dem Königreich Böhmen incorporiret,
seindt diese fürstenthümber, als
welche dazumahl in 12 theil getheilt
gewesen, auch darzu kommen. Jedoch
stehet es den Polen noch heütte zu
tage frey, wen sie zum König, in ihrem
wahlkönigreich erwehlen wollen.
Als Erzherzog Maximilian sehliger er-
wehlet worden, seindt auch viel stimmen
auf herzog henrichen zur Ligniz gegangen.
Die herzoge von Münsterberg aber
kommen auß Böhmen von dem hause Podiebradt
vndt König Jörgen auß Böhmen her. <von
180
iahren.>
Die herzoge von Teschen, welche eines
stammes, vndt nahmens, mitt den herzögen von
der Ligniz gewesen, vndt aber ihr
wapen vndt nahmen verändert von dem
hause Teschen, seindt numehr vor 5 Jahren
außgestorben, nach dem des vorigen herren
herrvatter Catohlisch worden, der da erste
Evangelisch gewesen. Es ist zwar die
|| [[Handschrift: 199v]]
letzte von selbigem hause herrn Gundackers
von Lichtenstain seine gemahlin, welche
daßelbige herzogthumb Teschen, als
ein erbguet an sich behelt, vndt
verwaltett. Nach ihrem tode aber
werdens ihre kinder ererben. Nota Bene[:]
herr Max vndt herr Gundacker
von Lichtenstain, beyde fürst Carlls
des verstorbenen gebrüdere seindt
auch in den fürstenstandt erhoben
worden.
An izo reformirt10 der Kayser
in dem hertzogthumb Schlesien, mitt
gewaltt, vndt wirdt daß Lichten-
stainische Regiment darzu gebraucht.
Jedoch ist bißanhero wegen der Päbstischen
reformation11 den fürsten in ihren
landen, nichts zugemuhtet worden.
heütte seindt zu Parchwitz, 70 Mann
kriegsvolcks durchgezogen.
Der herzog macht sich gefast auf
den angesezten bevorstehenden fürsten-
tag naher Breßlaw zu verraysen,
alda sie sich beförchten, vor enderung
der Religionseinführung, vor noch-
mahliger vnmäßigen contribution,
damitt sie ohne daß beschwehret
seindt, vndt vor einquartirung.
Nota Bene[:] der herzog muß Meinem Bruder Ernst an
stadt des hebronnischen Regiments re-
tardaten bey ein 100 mille Gulden (florenus)f geben. Ie
n'ay pas sceu cela. Nota Bene[:] Il me
l'a bien sceu ramentevoir, & qu'il
faut qu'il ayde & avance, a ses
pauvres sujets, du tout consumèz.
Es wohnet ein Ampt<Aptt,> von Leubuß, nicht
weitt von hier. Derselbige hatt 30 mille ThalerThlr:
iährliches einkommens. Jst kein gefürsteter Aptt.
Carolus Leopoldus[!] des Königs in Polen sein iüng-
ster Sohn12, ist an izo Bischof zu Breßlaw.
Der Jtzige König in Pohlen Sigismundus ist 70
Jahr altt, vndt hatt 45 iahr regiertt.
Die stadt Breßlaw, soll der stadt
Antorff mitt ihren geraden gaßen
gar ähnlich sehen.
Die Tartarn seindt neẅlich in Poln
eingefallen, haben großen schaden ge-
than, viel Menschen vndt viehes wegge-
führt. Der Kö GroßTürck soll
dem König in Polln, (wie man sagt,)
den frieden aufgekündigett haben.
herr Carll hannibal von Dona ist ge-
neral Oberster des Schlesischen Kayßerlichen
volcks.
Fridlandt, vndt Sagan, Jtem: das
schloß hohenelb, dabey die Elbe endt-
springett, (hörett alles, dem hertzogen
von Fridlandt zu,) liegen vber
zwey kleine Tagraysen, nicht von hinnen.
Es ligt auch ezlich volck, zu NeẅMarck,
zwischen hier vndt Breßlaw, soll die
straße sehr vnsicher machen.
Das waßer die Krazbach<Katzbach> laüfft alhier,
bey Parchwiz, als auch, bey der Lignitz, vorüber.
Parchwiz ist ein lustiges hauß, nicht
groß aber fein artig gebawet, mitt
großen hellen gemächern. Jst mitt einem
waßergraben vmbfangen, darauf es gar
viel wilde endten, vndt gänse gibtt,
die ganz nicht scheẅ seindt. Es hat
auch schwanen darauff. Bey Parch-
wiz, ist<hat es> auch einen feinen gartten.
Es hat heütte gewaltig geregnett, vndt
es werden die waßer sehr anlauffen,
auch die wege sehr böse werden.
Die hertzoge von der Lignitz, haben bey ein
500 vom adel, zu lehenleütten, vndter sich.
Capitain Spi<chj>ndler ist bey mir gewesen,
et m'a apprins, wann einer fest ist,
soll man dagegen die kugel, mitt einem
stainlein vom kirchhoff, vndt mitt venedischem
glaß in einer form vbergießen, doch nur gar
wenig, vndt zwey draetkugeln, aneinander
machen, so gehets durch, etcetera[.]
<Zedliz ist herkommen.>
Zum Brigk, hat der Kayser Meinem
vettern herzog Johann Christian, die frac-
tionem panis, inhibiren laßen ex
mandato Cæsareo. Jst auch in allen
kirchen eingestellt worden, die re-
formirte predigt aber nichtt.
herzog henrich Wentzel von Münsterberg
ist an izo Kayßerlicher Oberamptmann13 im
herzogthumb Schlesien, Jhme seindt aber
Päbstische rähte adjungirt, die
decretiren waß sie wollen, vndt
er muß es vndterschreiben.
Das Lichtenstainische Regiment,
werden die sehligmacher genennett
dieweil sie die deformation14
in allen Kayßerischen städten mitt
gewaltt einführen.
Nota Bene[:] Es beruhet die izige proposition
des Fürstentages, wie sie besorgen,
auf 2 puncten, 1. das die Fürsten
vndt Stände in Schlesien, sollen die
|| [[Handschrift: 202r]]
Catohlische religion einnehmen, 2.
das sie sollen, contribuiren, zu wieder-
einlösung der Laußniz, vom Churfürsten
von Saxen, welches auf ein 30 Tonnen
goldes, sich belauffen solle, welches
sie sich nicht auffzubringen getrawen,
vndt gantz exinanirt sein.
Der herzog in Bayern soll einen wolff
im leibe haben (id est: elephantiasis) der
ihn greẅlich außfreßett, vndt muß alle
tage viel rohe fleisch zu zehren haben.
Er will destwegen in ein kloster,
auch lande vndt leütte seinem bruder
resigniren, der beynebens der Chur, er
aber herzog Albrechtt, will die lande
zwar, die Chur aber nicht annehmen.
Sonntag☉ den 20. September
Jch bin mitt dem herzog in die kirche gefahren.
Mitt Nübelschitz (welchen ich anno 1609 zu Genf
gekandt) einem wackeren cavallier die alte
kundtschafft verneẅertt, Jtem mitt Zedlizen
auch einem wackeren Mann, bekandt worden
|| [[Handschrift: 202v]]
welcher Meines Bruders Fürst Ernsts,
gevollmechtigter ist, seine hebronnische
sollicitation, vndt retardaten ein-
zubringen, Jl m'a dit que celle-là
ne passoit 20900 ThalerThlr: darundter
3 mille gerechnett vor Meines bruders
raysekosten, vndt hin, vndt wieder,
schickungen. Jl me pria aussy de
ne croire pas que ma fortune
et bonne renommèe se reculast,
ains qu'elle commençoit main-
tenant a s'avancer a cause
de ma constance & pacience de-
monstrèe. Que ie trouverois en Sile-
sie plusieurs amis, lesquels a
s'esjouiroyent de me voir & servir. <etcetera>
comme luy particulierement.
Montag☽ den 21. September
Meilenm. | |
Von Parchwitz nach Breßlaw
vndterwegens zu Steffansdorff gefüttert. || [[Handschrift: 203r]] Jst ein feines edelmannshauß, dem Obersten leütenampt Kreiselwitz gehörig, wel- cher vnß alda gar wol tractirt hatt. Jch habe ihn in Jtalien anno 1613 gekandt, beym herzog Jörgen Rudolff, als ich mitt ihm geraysett nach Genua, vndt Siena, etcetera von Padua auß. Neẅmarck ein flecken ligt gegenvber. |
7 |
Den Zotenberg haben wir auch zur rechten handt,
liegen laßen. Jst ein der Schlesier ihr
kalender, wenn er hell oder trübe ist. Von
deme sagen sie: Wenn die Oder <eine> Milch wehre
vndt Breßlaw die semmel zum einbrocken
vndt der Zotenberg der leffel darzu, ich
mein ich wollte mich zueßen darinne.
Jtem: auf Lißa zukommen dem hörnick15 zuständig,
vndt daselbst vber das Schweidnizische waßer.
Von dannen nicht ferrne von Breßlaw auf drey
kreüze zu, deßen distanz biß zum Thumb, Christi
kreüzgang z soll bedeütten, es sollen auch 3
könige, als Matthias Corvinus auß Vngern,
König Vladislaus auß Pohlen, vndt ein König auß
Böhmen, daselbst zusammen kommen seyn. Es seindt
|| [[Handschrift: 203v]]
auch löcher in selbigen kreüzen, welche so man
dadurch ni mingirt pro fascinatione
Venerea gut seindt.
Breßlaw ist eine kayserliche vndt königliche Stadt,
eine von den schönesten in Deütschlandt,
von wegen ihrer langen schnurgeraden gaßen,
steinernen wolerbaweten haüsern, vndt
Antorff sehr ähnlich. Es ist auch eine
schöne festung. Alda hat mich mein
vetter herzog Johann Christian zur Lig-
nitz vndt Brigk, gar freundlich willkommen ge-
heißen in seinem hause, da er an izo, wegen
außgeschriebenen Schlesischen Fürstentages,
sich auffheltt. Jl se plaint de leur
ruine, enlogemens passèz, inondations,
contributions, descroissement du blè ceste
annèe, & disette en tout, estant contraint
d'ayder a ses propres sujets, & ne pouvant
avoir de sa noblesse, le 10me. de ce qu'ils
luy auroyent bien avancè autrefois, aussy
l'entretenement besoigneux de ses enfans, etcetera
|| [[Handschrift: 204r]]
das alles erschöpfft wehre.
Schreiben von Peter von Sebottendorf durch Rei den von Reyde-
burgk entpfangen. Mitt dem Brigischen
Marschalck Volmar kundtschafft gemachtt.
Jtem: mitt Schweiniz welcher mich willkommen
geheißen, von wegen des herzogs henrich Wenzels
von Münsterberg, Kayßerlicher Oberster haüptmann
des fürstenthumbs Schlesien, oder d des Ober-
amptts.
Der herr Schafgotsch, hat mich auch besuchen
laßen.
Drey herren des Rahts haben mich will-
kommen geheißen vndt beschencktt.
Die Schlesie ist ein herzogthumb, vndt soll 70
meilen lang, vndt 30 breitt sein. Jst in dreyerley
stände abgetheilt, alß 1. Jn der Fürsten vndt
herren standt, 2. Jn den Ritter[-] vndt adelstandt,
3. Jn die Städte. Vndter der Fürstenstimme,
da hatt, der König <in Böhmen> das erste votum, der
Bischof von Breßlaw das ander, der herzog von
Sagan das dritte, hernacher die herzoge von der
Lignitz, Münsterberg vndt Teschen (wiewol an izo
herzog henrich Wenzel, von wegen des Kayserlichen Ober- || [[Handschrift: 204v]]
amptts16 den vorzug hatt.) der König gibt sein
votum wegen der fürstenthümber Oppeln,
<Ratibor,> Jawer, vndt Glogaw. <Diese
4 hat ihm
der Kayser
geschencktt,
vndt es
wohnen
ein 1000
vom adel darinnen,> Vier herren haben
nur vota vndter der Fürstenstimme 1. der
herr von Dona wegen der herrschafft War-
temberg. 2. Der herr Malzan, 3. der
herr Schafgotsch, 4. der herr von Promniz.
Die andern Freyherren votiren nichtt.
Wenn also etwas geschloßen wirdt, so haben
die Fürsten vndt herren, die erste
Stimme, der adel die andere, die
Städte die dritte, vndt das Oberamptt17
concludirt, per majora.
Dienstag♂ den 22. September
heütte seindt die Schlesischen Fürsten,
vndt Stände, auf diesen angesezten
Breßlawischen Fürstentag, sich zu ver-
samlen, vndt die proposition anzuhören,
auffs rahthauß gefahren. Gott gebe
glück, zu allem gutem vornehmen.
herr Schaffgotsch ist bey vnß gewesen,
|| [[Handschrift: 205r]]
vndt hat sich als ein cortesano
per la vita, vber alle maßen höflich,
in verbis gegen mir erwiesen,
nach dem er mitt mir, vndt den herzogen
von der Ligniz, als sie außm raht
wiederkommen, taffel gehalten.
Er hat der herzogen von der Ligniz ihre
schwester, vndt ist ein sehr reicher herr,
hat ein 80 mille ThalerThlr: einkommens.
Den weittberühmbten besten Poeten, deütschen
landes, Martinum Opitium, habe ich
gesehen, vndt gesprochen.
<herr> Schafgotsch hatt diesen abendt, zu mir ge-
schicktt, vndt mich besuchen, auch sich gegen
mir endtschuldigen laßen, daß ich dem ge-
nommenem verlaß nach, Morgen frühe, nicht
würde außfahren können, sondern
erst Nachmittags. Voyla desja un changement[.]
Jch habe wiederumb zu jhm, alß auch zum
hertzog von Münsterberg geschicktt, damitt
man der stundenernennung halben ge-
wißheitt hette.
Mittwoch☿ den 23. September
heütte bin ich mitt herren Schafgotsch,
(lequel m'a accompagnè & servy
en cavallier tresaccomply, avec
son carosse, avec ses gens & ses chevaux,
treshonnorablement, & courtoysement)
vndt herren Promnitz, dem iungen herren,
welchen ich vor diesem in Jtalien, anno 1624
gekandt, herumb spaziren gefahren,
vndt haben der stadt Breßlaw, fortification,
an dem Oderstroom gesehen, da auch die
Olaw hinein fleüßett. Es seindt ein
sieben bollwerck, auf alt deütsch,
zimlich fein gebawet, jedoch vngleich,
dann eins ist größer, als das ander,
vndt meistentheilß mitt ziegelsteinen,
außgefüttertt, hat vndterhalb an stadt
der faussebrayen w bedeckte wege,
welche sie strade delle ronde nennen. <auch in den
flancquen
hin vndt
wieder,
casematten,>
hat auch viel große steinerne gewölbe,
an der einen pfortte, vber vndt durch
einander, welche viel geldes, müßen
|| [[Handschrift: 206r]]
vor alters gekostett haben, darinnen
auch ein brunnen voll waßers ist. Die
bollwerck seindt meistentheilß hol
gemachtt, <1.> zum abschnitt, jm fall der noht,
vndt <2.> wieder das miniren, auch <3.>
zu verhütung vielen vnkostens, im aufbawen.
Es sollen noch ein 7 bollwerck, vollends
vmb die stadt herumb, gemacht werden.
Die Oder fleüßt durch die stadt macht
drey<vier> arme vndt Jnseln, vndter andern,
die Jnsel, auf welcher der Thumb gele-
gen ist.
Von dannen bin ich mitt beyden Freyherrn,
stadtlich accompagnirtt, zum Kayserlichen
Oberampt, oder Obersten haüptmann
herren henrich Wentzeln, hertzogen zu
Münsterberg gefahren, vndt haben mich
Jhre Liebden alda gar freündtlich, vndten an
der stiege entpfangen, auch hernach-
malß droben mitt mir conversirtt,
taffel gehalten, allezeitt vber alle die
andern fürsten, die Oberstelle gelaßen,
vndt mich wieder biß an die kutsche hinundter
|| [[Handschrift: 206v]]
begleittet. An der Taffel, wahren
auch gesezt <Jhre
Liebden selber
vndt>, Jhrer Liebden herrbruder,
hertzog Carll Friederich von Münsterberg,
Pfalzgraf Johann Friederich, von Lautreck,
(Pfalzgraf Gustavi sohn) welcher mich,
gestriges abends, in meinem losament,
besuchtt, vndt ich ihn anno 1623<4> in Jtalien
gesehen habe, zu Padua, Jtem: Meine
beyde Freyherren, der eine Münster-
bergische Marschalck18, vndt mein hof-
meister Vitzenhagen. herzog hen-
rich Wentzel helt zur Bernstadt
seinen hoff, vndt herzog Carll Friderich
zur Ölse, beyde öerter liegen vber
eine halbe tagerayse nicht von Breßlaw.
J'ay parlè au Baron Schafgotsch
mysterieusement <de Saint George & Pasques 4 mille d'icy> en chemin avant
disner. Nach der malzeitt, hat mich
mein höflicher schwager (der herr Schaf-
gotsch) dann er hat der herzogen von der
Lignitz ihre Schwester zur ehe, wieder
|| [[Handschrift: 207r]]
nach hause geführett, stadtlich serviret,
vndt accompagnirtt, vndt hat hiemitt,
seinen abschiedt genommen, cortesissimamente.
M'hà promesso, di darmj a Santo Georgio,
overo a Pasqua, 4 mille Talarj, della mone-
ta corrente, (che 4 Reichstalarj, fanno
5 di questj Nota Bene) ch'io glj dovessi ren-
der la metà, cioè 2 mille in un'anno,
& l'altrj 2 mille in doj, anni, senza
interesse, come glj conveniva a un
Cavallier d'honore qual cercava
gloria a servir <degnamente> un bravo Principe
senza mercatanzia, che se le cose sue
fossero in miglior stato, e come per l'a-
dietro harebbe ben fatto molto più, ed
altre cose: etcetera senza aspettar glj miej
commandamentj.
J'ay mb chargè mon cousin le Duc George
Raoul pour telles choses, car mon credit,
m'est plus cher, que ma vie, & il periclite
grandement[.] O Dieu ayde & exauce moy,
|| [[Handschrift: 207v]]
par ton fils nostre Sauveur, en vertu
de ton Saint Esprit, Amen.
herzog Johann Christian, hat mich angesprochen,
vndt mir die zeitung gesagtt, daß
den herzogen von Mecklenburgk das
Königlich dänische volck, von Lübeck auß,
in ihre erblande zu führen, vbergeben
worden seye, vndt das zwischen Schweden
vndt Polen fried werde, auch der Schwede
v mitt gewaltt auf Meckelburg zu,
marchire.
Le Duc de Münsterberg, (Oberamptt19) m'a
Nota Bene dit que la proposition de ceste diete,
fürstentages zu Breslaw, consistoit aux
poincts ensuivants, 1. Qu'ils devroyent
contribuer a Sa Majestè Imperiale, 300 mille
Talers, de ceste monnoye icy, pour la
continuation de la guerre. 2. Que
Sa Majestè desiroit, 80 mille Talers, pour
la conservation & reparation des for-
teresses frontieres en Hongrie. <ces 2
poincts,
semel
pro
semper,> 3. Que
|| [[Handschrift: 208r]]
Sa Majestè desiroit 6000 Talers par an,
pour l'entretenement du conseil d'appel,
(appellationsraht zu Prage). 4. Que Sa
Majestè desiroit deux deniers, 2 deniers (Pfennige)d. sur
chasque livre de chair, pour payer les jn-
terests deüs a l'Electeur de Saxe.
<5. Einbringung der restanten vndt retardaten.>
Et encores d'autres petits poincts de peu
d'jmportance a ce qu'il me disoit.
Le Duc Georg Rudolf de Liegnitz m'a fait dire par Monsieur
Nübelschitz Capitaine du baillage de Volaw,
qu'il avoit bien pensè de faire quelque
chose, mail qu'il ne pouvoit rien faire
iusqu'a Pasques, a cause de l'infidelitè
de ses ceux, quj avoyent mesnagè son
argent, un temps en çá, & des molesties
de ce temps, debtes, etcetera que le pays luy
estoit redevable 400 mille DalersDal: qu'on ne pou-
voit rien retirer de cela, & qu'il avoit
fallu desbourser au Prince Auguste, pour un
present d'un bien qu'il avoit acheptè eu
en don de mon cousin le Duc, & luy re-
vendu puis apres.
Donnerstag♃ den 24. September
Jch bin heütte mitt Meinem höflichen
herren Schafgotsch, in die zeüghaüser
gefahren, da ich dann in beyden zeüg-
haüsern, einen schönen vorraht, von
stücken[,] büchsen vndt gewehr, gesehen,
habe, in vndterschiedlichen bödemen[!],
alte stücke zu groß vndt zu klein, <Jn beyden
zeüghaüsern
zusammen
seindt
bey
170
große
vndt
kleine stücke gestanden,>
neẅe gewehr vf 4 compagnien,
das vbrige alt wesen, von Armbrosten[,]
Tartschen, pfeilen, <Nota Bene[:] vndter
so vielen
tausenden
ist kein pfeil wurmbstichig,> <flegeln[,]> alten Röhren, <Schwerdtern.> etcetera etcetera
Jtem: Einen vorraht von 15 mille Malter korn.
Ein malter ist 12 Schefel (Scheffel)schfl hiesiges
maßes, id est bey vnß einen wispel.
Jtem: vorraht von korn, welches 151 Jahr altt
ist. <Jtem: vorraht von sehr vielem saltz, so hartt
worden, vndt sehr gut ist.>
Darnach die Thumbkirche <welche gar köstlich vndt dick ganz mitt kupfer bedeckt ist,> vndt den herrn
Thumbdechant Troilo besuchtt, da er
mir einen stadtlichen altar von
|| [[Handschrift: 209r]]
Silber vberlegt gewiesen, soll ezliche
20 mille ThalerThlr werth sein, wiewol er es
höher<nur auf 8 mille> geschätzt. Er hat mir auch
viel reliquien vndt silberne heylig-
thumb gezeigett in ihrem Thumb, auch
wie die stüle im Chor niederfallen,
wann einer sterben soll ein Thumbherr,
darnach hatt er vnß eine stadtliche
collation gehalten.
Der herr hanß Vlrich Schafgotsch aber, (welcher
mich allenthalben herumb geführett vndt
begleittet) hat mich heütte beynebens
dem Kayßerlichen commissario Schellendorf,
zu gaste gehabtt. Er<Derselbe herr von Schellendorf> hat meinen
herren vatter, vor Gülich, wol ge-
kandtt, <vndt ist vnlengst Päbstisch worden.>
Also schreibt ihm der Kayser: Dem hochwolgebornen
vnserm kammerern Bestellten Obersten vndt
lieben getreẅen hanß Vlrich Schaff, Gotsch ge-
nandt, Semper frey, von vndt auf Khinast,
Greiffenstein, vndt Kemniz, freyherrn auf
|| [[Handschrift: 209v]]
Trachenberg, herrn auf Preützniz,
Schmideberg, Girschdorf, hertwigs-
walde, vndt Raußke.
heütte, diesen abendt, ist starck ge-
truncken worden, davon der
herzog von Brigk vnpaß, & moy hors
des gonds worden. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Freitag♀ den 25. September
Vom herzogen vom Brigk, welcher bett-
lägerig gewesen, einen sehr freündt-
lichen abschiedt, genommen. Il m'a
dit entre autres, que l'on avoit
<une> nouvelle de la desfaitte entiere
de l'armèe Imperiale, du Conte Monte-
cuculj en la Velowe par le Conte
Ernst Casimir de Nassaw.
Jhre Liebden sagten auch, es wehren ein
400 mille ThalerThlr, vom Kayser, auf diesem
Fürstentage begehrt v an die
Schlesischen Stände, man köndte aber
kaum, die helffte erlegen.
Den herzog Jörg Rudolffen, (dieweil
er auch bettlägerig gewesen, vndt ge-
schlaffen) habe ich durch andere salutiren,
vndt valediciren laßen.
Der ältiste herr, herzog Johann Christian,
hat mitt seiner ersten gemahlin <vom>
<hause Brandenburg> vier söhne, als nemlich herzog Georgen,
welcher albereitt 18 iahr altt ist, Jtem:
herzog Ludwig, herzog Rudolff, vndt herzog Christjan,
Seine izige gemahlin ist eine vom adel
eine Setzschin von geschlecht, deren einer
vor Erzherzog Carllen leztverstorben,
Bischoff zu Breßlaw gewesen.
Wann der Des herzogs kinder von
dieser gemahlin sollen, in den herren-
standt erhoben werden, darein Jhre
Kayßerliche Mayestät albereitt consentirt
haben, vndt ist auch schon ein Sohn darvon
vorhanden. Der herzog hat biß hieher,
16 kinder, mitt beyden gemahlinnen
gehabtt, 13 von erster Ehe, 3 von der andern.
Meilenm. | |
Jch bin heütte weggefahren, von
Breßlaw, gen Neẅmarcktt ein feines städtlein, alda an izo 300 Mann fußvolcks, inne liegen, von dem Lichtenstainischen Regi- ment, welches man, wegen der gewaltthätigen reformation20 die Sehligmacher heißett. Dieses städt- lein gehörett ins fürstenthumb Breßlaw, dem bischoff zu. |
4 |
Meilenm. | |
Nach dem wir zu Neẅenmarckt
gefüttert, seindt wir vollends biß nach Parchwitz gefahren alda ich gar wol entpfangen, tractirt vndt bewirttet bin worden. |
3 |
Samstag♄ den 26. September
Brief von Peter von Sebottendorf[.] Jch habe ihm wieder ge-
schrieben, & au Duc George Rodolphe.
Nach deme ich von der hertzogin abschiedt
genommen, vndt von mitt Jhrer Liebden mal- || [[Handschrift: 211r]]
zeitt gehalten, bin ich nach Goldberg
gefahren — — — — 5 Meilenm.
ligt 2 meilen von der stadt
Lignitz, vndt vollends 3 Meilenm. von
dar auß, biß dortthin. Jch
bin durch die Ligniz durchgefahren.
Sie ist fein befestigett, vndt mag
so groß sein, als halberstadt.
herr Stamplin von Goldberg,
lignitzischer Raht ist mittgefahren.
Er wieß vnß zur lincken auf
1½ Meilenm: von Parchwiz den Cunizer
See, welcher lignizisch ist vndt
Meinem vettern, herzog Jörge Rudolfen,
zugehörett, alda sollen die besten
karpen in ganz Schlesien gefangen
werden. Er sagt vnß auch vom Wan-
derschen Teich21, daß derselbe mitt 1500 schock
sahmkarpen besezt wirdt, hat 3 stunden
gehens, im vmbfang, wirdt alle 3 iahr
beseet, vndt tregt alßdann ezliche 100 Schockßo: korn.
Er sagte auch vom Apt zu Leubus,
welches kloster vorzeitten, von den
Lignitzischen Fürsten gestiftet worden,
das es 30000 ThalerThlr: einkommens
hette, vndt dieses iahr 8 mille von der
Eichelmast zu genießen.
Ein Malter alhier, ist bey vnß
ein wispel. Ein Schefel (Scheffel)schfl ist bey
vnß, zwey Scheffelschffl, dann ein
Malter alhier, thut auch alhier
zu lande, 12 Schefel (Scheffel)schfl. Einen Schefel (Scheffel)schfl
alhier kan ein Mann tragen, vndt
nicht mehr, draußen aber gar
wol 2 Schefel (Scheffel)schfl:
Eine halbe meile vor Goldtberg
ließen wir Rochlitz das dorf
zur lincken handt liegen, vndt
nahe darbey, die kirche, da die
Heilige hedwigis, ihre andacht verrichtett.
|| [[Handschrift: 212r]]
Sie soll viel wunderzeichen gethan
haben, vndter andern auch die wilde
gänse von Rochlitz vertrieben. Es
ligt Rochlich gar lustig, in schönen<m>
Thalern.
Vor Goldberg, siehet man viel gru-
ben, da vorzeitten die goldtgruben
des bergwercks gewesen, welche
von den Tattern, anno Christj, 1400
vndt ezliche Jahr, durch endtlei-
bung aller bergknappen zer-
störett worden, dieselb vndt
liegen noch heüttiges tages wüste.
Dieselben Tattern aber, nach deme
Sie die Schlesie greẅlich ver-
wüstett, seindt dazumahl baldt
hernacher von herzog henrichen zur
Ligniz der Heiligen hedwigis sohn, ge-
schlagen worden, welcher den Thumb,
zu Breßlaw gestifftett.
Er sagte auch, des landes Schlesien
sein reichthumb, bestünde vornemlich
auf dem ackerbaw, fischereyen,
<wolle,> leinewandt, vndt spinnwerck,
auch auf dem handel der Röhte,
welches eine wurzel ist, welche
zerstoßen, vndt zur rohten farbe zu-
gerichtett wirdt, auch nirgends
anderstwo in Deütschlandt wächßt,
als in dieser landtschafft Schlesien.
Ein Steen wolle, würde vmb 6
ThalerThlr: verkaufft.
Wir haben heütte die lignizische
Festung Gretzberg auch zur rechten
handt auf einem berge liegen laßen,
Jtem zur lincken handt das Riesen-
gebirge, wo das gespenste Rü-
benzahl seine residentz haben
soll, vndt viel gauckeley da-
von erzehlet wirdt.
Sonntag☉ den 27. September
Zu Goldtberg hat mich Bürgemeister[!]
weißheitt, ein feiner Mann, im nahmen
des Rahts zum Goldberge, mitt wein be-
schenckt, vndt noch darzu außquittiren
laßen, welches beyderley zusammen, mir
noch niemalß in keiner stadt wieder-
fahren. Jch habe es von den guten leütten
zu danck angenommen, vndt ihn zu gaste
gehabtt, <weil ihr herr mich außzuquittiren vergeßen.>
Meilenm. | |
Nach dem frühestück, seindt wir wegge- fahren, in einem futter vom goldberge biß nach Kemnitz fünf großer meilen, in einem steinichten, bergichtem, abscheẅlichem, vndt gefährlichem bösem fahrwege. Goldberg ist zimlich feste, mitt doppelten gräben versehen, mag eine ½ stunde im vmbfang haben. Jst mittelmäßig fein gebawett. |
5 |
Anno 1608 ist eine grawsame waßer-
flut aldar endtstanden, welche ezliche 30
haüser weggeschwemmett, vber 40 personen,
|| [[Handschrift: 213v]]
vndt viel viehes ersaüfft, darundter
denckwürdig ist, daß eine Sechswöchnerinn
mitt ihrem kinde, in ihrem hause daher
schwimmende, auf dem dazumahl er-
goßenem waßer der Kazbach,
(welche so wol zum Goldberge, als
zur Ligniz vndt Parchwiz vorüber
fleüßt) dennoch mitt feẅer ver-
brandt worden, dann das feẅer oder
wetter des himmels, hat auf dem
waßer ins hauß geschlagen, vndt
die kindbetterinn sambt dem kinde
<aufm waßer> verbrandt, Jhr Mann aber hat
sich auf dem öbersteen gipfel des
hauses, zu salviren vermeint, ist aber
endtlich von einem ast herundter
in den stroom geschlagen vndt ertrenckt
worden. Dieses hat herr Stamplin,
Bürgemeister[!] weißheitt, vndt der wirtt
erzehlet. Jst eine denckwürdige geschichte.
Eine kleine viertel stunde vom goldberge
auß, seindt wir durch einen sehr schönen
|| [[Handschrift: 214r]]
steinbruch gefahren, vndt haben zur
rechten handt den brunnen liegen laßen,
darauß der weylandt gelehrte, vndt
in dreyen sprachen, hebreisch, Griechisch,
vndt latein, zu seinen zeitten der vor-
trefflichste Mann, Trotschendorfius
hat pflegen zu trincken, vndt iedes mahl
einen dreyer hinein zu werfen.
Die stadt Goldberg hat auch gar feine
holzungen, vndt vnser raysegeferte
herr Stamplin, fürstlich lignitzscher Raht, ist von
dannen bürtig.
Sonsten seindt wir baldt von Goldt-
berg auß, durch berge[,] holz vndt
steine kommen, wie vorgemeldt einen
rauhen vngeschlachten weg. Es hatte,
viel fichten: vndt Tannenbaẅme, wie
aufm fichtelberge gemahnet michs,
sonderlich auch wegen der Schindel-
dächer auf den dörfern. <Wir musten oft durch
das waßer Pober setzen.>
Kemnitz aber ist ein schön hauß den herrn
Schafgotsch zuständig, alda mich seine gemahlin
meine Muhme, geborne herzogin zur Ligniz et cetera mitt
ihren 5 söhnen, vndt einer Tochter, auch stadtlichem
comitat Sehr freündtlich entpfangen, vndt wol tractirt.
Montag☽ den 28. September
heütte bin ich zu Kemnitz stille
gelegen. Jst ein schön hauß in die
vierung mitt drey gibeln gebawett,
hat ein 12 oder 13 hüpsche losamenter.
Einen feinen waßergraben vmbher,
darinnen viel schwanen sich aufhalten.
Jm vorhof ist auch ein hauß gebawet
mitt 4 gibeln, die Canzeley genandt,
dem stalle gegenvber. Jm stall
habe ich ein 20 schöne haüptroß aller-
handt farben stehen sehen, vndt her-
nacher ezliche kutschenpferde. Der
herr Schafgotsch, helt in allem, bey
die 70 pferde, v darundter auch
seiner Junckern pferde mitteingerechnett,
ezlichen helt er s drey[,] ezlichen 2
pferde vndt helt ordinarie 6 Junckern22.
Jch habe auch seinen garten, vndt Jäger-
hauß beschawett. <Jtem
sein
reithauß vndt
Rennbahne,> Jst fein ordentlich
alles abgetheilett. Jm graben
|| [[Handschrift: 215r]]
seindt auch 2 artige gärtlein vor
die herzogin vndt das freẅlein Schaf-
gutsch gebawett.
Nachmittags, haben wir in dem Pober
angeln sehen, hernachmalß gespielet
mancherley spiele.
Auf den abendt abschiedt genommen. et cetera
von Meiner frawMuhme Barbara.
Nota Bene[:] zu Trachenberg hat herr Schafgotsch einen
Teich darein vber 2000 schock sahmkarpen,
gesezt worden, ia biß 2500 schock, <wie
Meine Muhme, vndt der hofmeister Kuhschlick erzehleten.>
Dienstag♂ den 29. September
Meilenm. | |
Von Kemnitz nach Lauben
eine von den Laußnitzischen Sechsstädten, alda sie mir den wein verehrt zu Mittage. |
4 |
Vndterwegens auf Greiffemberg
zukommen, welches eine stadt dem hern Schafgotsch noch zuständig, vndt zwey Meilenm: von Kemniz gelegen. |
|
Vor Lauben, scheidet das waßer Queiße die Schlesie von der Laußnitz. |
|
Von Lauben, gen Görlitz Laußnitz Vndterwegens auf Schleiberßdorf ein feines edelmannsguet, vndt hernachmalß, auf Trotschendorf, (dannenhero sich der Goldbergische gelehrte Mann Trotschendor- fius genennet) zukommen. |
3 || [[Handschrift: 215v]] |
Zwischen Kemniz vndt Lauben, hatten
wir bergichten vndt steinichten fichtel-
bergischen23 weg, meistentheils Tannen
vndt fichtenholz, <auch etwas acker vndt
weydetriften.>
Zwischen Lauben vndt Görlitz auch viel
fichtenholz, aber eben landt im sande.
Der Churfürst von Saxen leßt an beyden
ortten, an izo scharfe wacht halten, also
das wir gar schweerlich eingelaßen worden,
wiewol ich mich an izo zu erkennen ge-
geben, vndt nicht wie neẅlich, als ein
herr von Dona vnbekandt geraysett.
Biß nach Lauben hat mir Meine Muhme,
durch ihren hofmeister Kuheschlick, (einen
feinen alten vom adel) pferde mittgeben,
vndt mich führen laßen.
Mittwoch☿ den 30. September
heütte habe ich noch einmal die schöne
große helle vndt lichte kirche Sankt Petrj
Paulj zu Görliz besichtigett. Sie ist
<wie Sie heütte der iunge Röder, mein hofiuncker gemeßen,>
116 schritt lang vndt 61 schritt breitt.
So bin ich auch auf den Thurm gestiegen,
welcher in allem von den glocken an
biß in die vndterste kirche (welche vndter
der großen kirche gewelbt ist) ein
188 staffeln hatt. An der kirche hat
man 72 Jahr gebawett. Ein
bischof von Meißen24 hat sie gestiftett.
Sie ist gantz mitt kupfer bedeckett.
Aufm Thurm habe ich die berühmbtte
große glocke gesehen daran 16 Mann
an vier ortten ziehen müßen wann sie ge-
leüttet wirdt. Sie wigt 175 Centner,
hat im vmbfang <ihrem bericht nach> 13½ Görlizer ellen, ist
<fast> 1½ ellen<2 spannen> dick <etwas nach der höhe zu gemeßen> der kleppel daran, wigt
3½ Centner ist nicht in die 175 CentnerC. mitt ein-
gerechnett. Jch habe sie laßen in die weitte
vmbfangen, da hat sie 4½ klafter, gehabtt.
<Sie ist anno 1516 gegoßen.>
Die ander glocke darneben, welche
anno 1598 gegoßen, wigt 140 zentner.
Es seindt noch <mehr> andere kleine vndt
große glocken, welche auf demselbigen
Thurn[!] hencken, seindt aber gemeiner
gattung.
Wir haben einen schönen prospect auf
die stadt vndt landesgelegenheitt
auch auf das waßer Neiße, so
vorüber fleüßt, g alda gehabtt.
Die stadt ist zimlicher größe einer
stunde vmbfangen, ligt wie eine
birn et cetera nach Mittage zu[.] Es hat
hüpsche kirchen, feine haüser, feine
gaßen, vndt hüpsche landesgelegen-
heitt alda. Vom Thurm siehet
man die stadt als eine birn, gegen
Mittag zu, die Landeskron den
berg zur rechten, vndt die Laußniz,
[...]c gegen abendt, das waßer die
Neiße laüft dran her, gegen Morgen
auch theilß hindurch. Man siehet
|| [[Handschrift: 217r]]
hüpsche vorstedte rings herumb. Vndter
der kirchen, ein 31 staffeln hinundter,
stehet noch eine kleinere feine gewölbte
kirche gebawet. V
Meilenm. | |
Nach dem frühestück, von Görlitz,
gefahren biß gen Rakel alda ich meinen ehrlichen alten Obersten leütenambtt Wolff von Löben, auf seinem gut besuchtt, vndt ange- sprochen, dann ich ihn seidthero der schlacht <anno 1620 den 8. November> vor Prag, aufm weißenberge, nicht ge- sehen, alda wir auf der wahlstadt, voneinander kommen. Il a fort aydè a ma reputation, ayant l'authoritè, l'amour & la crainte aupres de ses soldats, & une bonne ame Allemande, courageux, vaillant, & expert, au mestier de la guerre. Il m'a main- tenant promis, de m'accompagner, & servir (nonobstant son aage) quand ie le demanderay, m'offrant de me livrer mille bons chevaux || [[Handschrift: 217v]] au terme de 4e. semaines. Il a refusè au general de Wallstein, au Duc Franz Albert de Saxe, au Seigneur de Prinzen- stain, au Baron Schafgotsch, a plusieurs grands Seigneurs de grandes charges, ayant son humeur particulier, & plein de jntegritè Allemande. |
4 |
Er hat mich gar wol tractirt, da
ich ihn doch vberrascht gehabtt.
Wir haben heütte durch viel tieffe
waßer gemust.