Dienstag♂ den 1sten: Aprill.
Noch grawsamer contrary windt, vndt die gantze
nacht in großen ängsten auf dem Schif geschlafen.
Weil ich dann gesehen, daß ich nicht kondte wieder den
Stachel lecken, vndt Gott es vielleicht nicht haben will,
alß bin ich zu lande von Schwefelvöer (wie Sie es
nennen, ist ein dörflein am hafen) nach Glückstadt ½ Meilenm:
darvon zurücka gefahren, vndt alda Doctor Stöckern
dem Medico des Printzen in Dennemark zugesprochen.
Meilenm. | |
Darnach nach dem Jmbiß, zu waßer, nach Staden
darvon. Wie wir auß glückstadt fuhren vom Blockhause auß, darauf etzliche hüpsche Stücke liegen || [[Handschrift: 13v]] vndt bey dem königlichen Orlogsschif so in der Elbe leyt vorüber segelten, sahen wir ein Schiff in vnsers vorigen Schifleins größe, ohngefehr von 8 oder 10 lasten, das war gestern durch den Sturmb also ver- derbet, daß das Steẅerruder zerbrochen, die ancker abge- rißen vndt das Schif ans landt gestoßen vndt vm gestrandet. Solch vnglück hette vnß leichtlich auch begegnen können, wo es Gott der Allerhöchste nicht gnediglich abgewendet, dem sey danck davor gesaget, der wolle ferrner recht helfen. |
2 |
Zu Staden sprachen mir ejn Schwedischer Major vndt ein Capitän
die höflichste Schweden, so ich bißhero gesehen, zu, vndt
hatten hüpsch volck, wol armirt, an Finnen in garnj-
son, nemlich 7 compagnien[.] Es war auch ein deützscher
Rittmeister alda, vndt gab allerley discours. etcetera
Meilenm. | |
Nach Bremerföerde, auf Rollwagen
des ertzbischofs residentz, so itzo abwesendt. |
3 |
Meilenm. | |
Von dannen nach Bremen auf Rollwagen
Der Capel Rahtsherr hat mir im nahmen des Rahts, incontinentj 10 große kannen weins verehrt. |
7 |
Donnerstag♃ den 3. Aprill. Grün donnerstag.
Meilenm: | |
Zu waßer auf der Weser, nach Fegesack
in contrary windt, mitt rudern, ligt zur rechten handt der Weser, im hinabfahren, alda der hafen ist, da die Bremerschiffe sicher liegen. Daselbst habe ich gefüttert. |
1½ |
Nach dem eßen vollends die Weser hinab biß
nach Elßvliet ist Oldemburgisch, vndt eine zollseüle mitt dem Oldenburgischen wappen stehet am vfer, es haben aber gleich gegenvber die von Bremen ein Orlogsschiff in der Weser stehen, abzuwehren, damitt der Graf von Oldenburg keinen zoll fordere<n> könne, dieweil sie prætendiren Henricus Auceps, habe Sie noch mitt der freyen navigation in der gantzen Weser begnadiget, Solch privilegium seye ihnen von Kaysern zu Kaysern confirmirt, vndt könne dem Grafen von Oldenburg in præjudicium tertij kein neẅes privilegium verliehen werden. Dargegen opponirt wieder der graf seine rationes, nemlich jus territorij, regalien, vndt begnadigungen vom Kayser mitt zuziehung der churfürsten auß Kayßerlicher macht vollkommenheitt. etcetera Beym Oldenburgischen zollwapen || [[Handschrift: 14v]] bin ich vor Elßvliet außgestiegen, vndt in die herberge gegangen zu pernoctiren. |
1½ |
Avis zu Bremen, das hanß Reüße der jmpostor
in Spannien solle sein gehangen worden.
Freitag♀ den 4. Aprill. Charfreytag.
Meilenm. | |
Von Elßvliet zu wagen nach Farll
<ein> flecken vndt Schloß dem Grafen von Delmenhorst. Es hat feine weyde vndt ägker hierherumb im Oldemburgischen. |
3 |
Märxen <ligt in OstFrießlandt,>
<zuvor> bey Terniemborg vorüber, so noch Oldemburgisch[.] |
2 |
Aurigk, residentzstadt vndt Schloß
des Grafen von Ost Frießlandt. |
3 |
Samstag♄ den 5. Aprill.
Wie der graf erfahren daß ich alhier, hat er
erstlich sejnen hofmeister Kniphausen <zu mir geschickt>, darnach
ist er selber gar höflich zu mir ins wirtzhauß ge-
kommen, vndt hat mich hienauf aufs schloß gebehten, vndt
hinauf begleittet zu kutzschen. Er heist Vlrich, vndt Seine
gemahlin Juliana eine geborne Landtgräfin von heßen Darm-
stadt, <meine anverwandtin.>
herr Stahlmann hat sich heütte von vnß abgesondert, <vndt
ist fortgezogen.>
Der contrary Sturmwindtb hat noch immerfortt conti-
nuirt.
Jch habe alhier zu Aurigk aufm Schloße wol außge-
ruhet, vndt mir laßen wol sein.
Sonntag☉ den 6. Aprill. heiliger Ostertagk.
Wiewol ich <im> willens gewesen, nacher Embden gestern
fortzuziehen, vndt zu communiciren, so habe ich doch verstanden
daß die communion erst vber 8 tage alda sollte gehalten
werden, habe derowegen desto lieber Stille gelegen zu Aurigk.
Aufs heütige Osterfest 2 schöne predigten, gehöret,
von der Sonne.
Darnach mitt dem Grafen, (welcher sich sehr cortesisch
gegen mir erweyset) in die gärten vndt ställe spatzirt[.]
Er hat wol ein 60 raysige vndt kutzschenpferde da-
rinnen stehen, deren die meisten schön vndt gut sein.
Die Fürstin meine Muhme habe ich auch in ihrem losa-
ment oft besucht vndt Jre Liebden <ehren>freündtlich zugesprochen.
Vnsere Junckern, vndt andere leütte haben starck
trincken müßen.
Montag☽ den 7. Aprill, OsterMontag.
Vormittags in die kirche, <da> wie gestern eine liebliche
musica darbey gewesen, <vndt von gärten geprediget worden.>
Nachmittags hinauß in den Thiergarten zu kutzschen, vndt das zahme
wildpret gesehen, auch mitt dem Grafen in der klotzbahne gespielt.
J'ay aussy veu les beaux cabinets de Madame,
<partie de> ses joyaulx, & peintures, &cetera fort riches, item de logis
du conte.
Dienstag♂ den 8. Aprill, Osterdinstag.
Vormittags wieder in die kirche.
Nachmittags hinauß aufs Reiger beitzen, haben einen
Reyher, gebeist, 2 Rehe gehetzt, vndt noch 1 Taube ge-
beißet.
Veu autres cabinets de Madame[.]
Avis daß die Fürstin von häringen, wollte in ein
par Tagen, herkommen.
Mittwoch☿ den 9. Aprill.
Meilenm | |
Von Aurick mitteinander nach Greetsil
<Jst das> Stammhauß der grafen zu Ost Frißlandt. Vor 300 Jahren seindt Sie herren vor sich gewesen, vnd haben sich darnach zu Grafen machen laßen, vndt dem Reich gutwillig vndterworfen. Den garten, Turn[!], prospect auf die See so allernechst mitt den watten dran lieget, Manßfelders fortificationen, wie er alda gelegen, vndt de schöne fahlgelbe kutzschpferde daselbsten besichtiget. <Sie heissen diesen ortt (vulgo) die Greete.> |
2 |
Meilem. | |
Von dannen alles in compagnie des cortesjschen grafen
vndt Seiner gemahlin, nach Bebesem || [[Handschrift: 16r]] Jst auch ein hüpsch lustiges haüßlein, in einem gutem feisten lande gelegen, von Elßvliet biß nach Aurick rauh landt vndt eytel heyde mehrentheilß, von Aurick aber hieher, gut korn[-] vndt weydelandt. |
1 |
Diesen abendt, habe ich von der Fürstin meinen
abschiedt genommen.
Donnerstag♃ den 10. Aprill
Meilem. | |
Diesen Morgen, ist die Fürstin fortt, die von häringen
zu entpfangen. Der Graf vndt seine leütte seindt noch meistenthejlß bey mir geblieben, vndt mitt mir gezogen biß nach de Knoke von Bebesem, alda haben wir mahlzeitt gehalten, vndt seindt etzliche bürgemeister[!] vndt Rahtsherren von Embden, auch alda gewesen, <allerley discourß gegeben.> |
1 |
Discorsi vndter andern auch daß 2 Ochsen ieder 2 mille Pfund (libra)℔: ge-
wogen so der Churfürst von Cölln bekommen. Jtem: 600 Gulden (florenus)f:
wehre vor einen Ochsen gebotten worden, Jtem:
manch kalb wüge 80 Pfund (libra)℔:[,] manche kuhe gülte 40 ReichsthalerRthlr:
Jst ein herrlich feist weydelandt. Die Schafe werfen
ordinarie 2[,] oft 3[,] ia 4 lämmer auf einmal, etcetera[.]
Meilenm. | |
Die courtoysie des Grafen, hat mich biß ans
waßer convoyiret, alda bin ich vor Knoke außm || [[Handschrift: 16v]] wagen in ein Schif geseßen, vndt mitt gutem winde nach Delfziel vbergesejgelt vber die Embß. |
1 |
Von Delfziel (in Westfrießlandt) nach Gröningen
zu wagen, <durch den Damm ein städtlein.> |
3 |
Zu Gröeningen, hat man mich am Thor, anmelden müßen.
Freitag♀ den 11ten: Aprill.
Meilenm. | |
Von Gröeningen zu wagen nach Aßen
durch die Drente, gereyset, weil numehr die Spannischen nit mehr dahin streiffen können. Jst ein rauhes heydelandt, iedoch hats dörfer. |
3 |
Beilen | 2 |
Rüne
<Jst> <vnser> Nachtlager, <gewesen.> |
2 |
Samstag♄ den 12ten: Aprjll.
[Meilem.] | |
Nach Meppel
ein Städtlein noch in der Drent gelegen. |
1 |
Von dannen noch zu wagen, gen Schwartzen- schluyß ligt in Overyßel, alda gegeßen, vndt zu Seigel gegangen vber die Suderzee |
1 |
|| [[Handschrift: 17r]] | |
Meilenm. | |
nach Amsterdam zu fahren
heütte so baldt ich aufs schiff kommen, da hat sich der gute windt geändert, ist erstlich Still, darnach contrary worden, vndt haben kaum heütte, auf drey meilen fortkommen können, haben auch auf dem Schiff, ohne proviandt, diese Nacht vor- lieb nehmen müßen, denn ehe wir zu Schiff getretten, guter windt gewesen, vndt man sich solcher gählingen enderung, nicht vermuhtett. |
14 |
Sonntag☉ den 13den: Aprill.
Diesen Morgen hat vnß Gott guten
windt beschehret, nach dem es fast
die gantze Nacht, contrary vndt
Stille gewesen, vndt seindt also
mitt vollen seigeln in gutem vor-
winde gegen 11 vhr vormittags gar
glücklich nach Amsterdam gekommen,
alda wir mitt 3 <grossiers> Engelländern, vndt 2 <courtoysen>
dennemärckern, dje mahlzeitt im König
von Dennemark der herberge eingenommen.
An der Suderzee sahen wir liegen, zur linken Campen
<vnd> Schwoll, darnach zur Rechten Vollenhoven, vndt andere örter,
wir paßirten auch bey dem Eiländlein, Ens,
vndt Emeloirt vorüber, Jtem: bey Harder-
wyck vndt Elburgk, von weittem zur linken liegen
laßen.
Zu Amsterdam habe ich in der Neẅen hochdeütz-
schen kirche, die heüttige Nachmittagspre-
digt angehöret, vndt derselben beygewohnet,
am heüttigen Sontage, Quasimodogenitj, des Thomas
Nachostern.
Vnser Schiff von hamburgk, jst auch heütte, ein par
stunden vor vnß, mitt dem bagage ankommen, vndt
hat viel wiederwertigkeitt, Stillager, vndt ver-
druß außgestanden, Jst aber, von den Duynkerckern vnbe-
leydiget geblieben, <aber im Sturm an ein ander Schif stoßende in höchster
gefahr gewesen.>
Zeitung alhier jn Amsterdam, daß der GroßTürck, wjeder Polen,
wjll zu felde ziehen.
Jtem: daß die Kayserlichen fast die gantze Oberpfaltz wieder
jnne haben, vndt sich mächtig stärcken.
Jtem: daß es noch zu des Printzen von Vranien feldtzuge, keine ap-
parentz nicht habe.
Erfahren, daß latfeur vndt Calandrinj nicht alhier noch sein dörffen, wegen
|| [[Handschrift: 18r]]
ihres nähermahligen falliments, so zwar nicht durch
ihre schuldt sondern durch den Burlamacchi in Engellandt
vervrsachet worden.
Jch habe zu dem kauffmann Jeronimo Hester geschicktt.
Ces gens icy sont fort grossiers, & n'entendent nulle ci-
vilitè, ou bien fort peu, comme c'estc l'ordinaire ès Demo-
craties, & gouvernements populaires.
Zeitung das der frankforter convent von den Schwedischen mehr
angesehen, den krieg mitt macht zu continujren, alß
den frieden zu stiften. Sic Mundus vult decipi?1
<m'Esbahy daß nichts von schreiben, mitt heüttiger post ankommen?>
Jeronimus hesters ist zu mir kommen, vndt hat mir wegen
des wechsels zugesprochen. Das goldt ist itzt gar hoch
alhier, da vorzeitten ein vngrischer ducat, 4 Gulden (florenus)f: 5 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: ge-
golten, gilt er an itzo 4½ Gulden (florenus)f:[,] da vorzeitten eine pis-
tolette gegolten 7½ Gulden (florenus)f: gilt Sie an itzo 8 Gulden (florenus)f: 6 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: auch wol
8 oder 10 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St:[,] in Paris aber soll sie gelten, 8 Gulden (florenus)f: 18 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St:
An Doctor Backofium nach harderwyck geschrieben, vndt artz-
ney 3 loht Manna eingenommen, die hat so wenig als nichts
operirt, da es doch eine starcke dosis ist, vndt fast zu
viel, Schadet aber nicht leichtlich, vndt es jst auch eine
manna stärcker alß die ander.
Es hat mir diesen Morgen alhier in Amsterdam getraẅmet,
es hette mein kleiner Erdtmann Gideon, sich gar lustig
erzeiget, geredet, gesungen vndt gespielet, vndt also
lange vor mir gestanden, wie ich aber recht zugesehen,
so wehren ihm die augen gantz zugethan gewesen,
vndt hette Sie nicht können aufsperren. Dieses Som-
nium will nichts gutes bedeütten.
Nota Bene[:] Avis daß daß Schif, mitt meinem schreiben, nach
harderwyck an Doctor Backofium nicht fortgekondt, vndt
durch Sturmwindt so diese Nacht endtstanden,
wieder zurückd gemust. Homo proponit, Deus dis-
ponit.2 habe destwegen das schreiben wieder zurücke nehmen lassen.
Sigmundt Deẅerlin in hagen geschickt, Gott
gebe zu beßerem glück vndt succeß, alß mir in
hollandt, nicht wiederfahren will, weil mir fast
alles iederzeitt darinnen wiederstanden.
Meine Rechnungen habe jch vbersehen.
Der kauffmann hesters ist abermals bey mir gewe-
sen, wollte gern resolution wißen, wegen außzahlung
der gelder, die er mir viel lieber, in Reichstahlern,
alß anderer Müntze, außzahlen wollte.
Augustus Erlach, vndt sejn præceptor Straub, (itzt nennet
man Sie hofmeister) seindt zu mir kommen, vndt haben mich alhier
in Amsterdam besucht, wollen weitter, jn Franckrejch,
durch Engellandt.
Jch habe Sje laßen zu Mittage, bey den Junckern
bleiben, vndt habe allejne gegeßen, wejl ich abermals,
die Manna Artzney ejngenommen.
Nach hause geschrieben, weil heütte die post
nach hamburgk, von Ambsterdam abgehet.
Der kaufmann, Jeronymus hesters, hat mjr
600 ReichsthalerRthlr: auff die 3 mille wechsels außgezahlet,
denn ich habe nicht mehr begehret, djeweil jch
resolution auß dem hagen, erwarte,
weßen jch mich noch, werde vnterfangen können,
oder nicht, weil mejne resolution von andern dependirt.
et cetera
[Donnerstag, 17. April]
<Donnerstag♃ 17. ⁄ 27. Aprill.> Melchior Oertel <ist> von harderwick her zu
mjr kommen, nach dem er gehört daß ich alhier gewesen.
Jtem: Bürgemeister[!] höckelumb, welcher alhier zu
Amsterdam in der Admiralitet ist, Jch habe ihn
mitt mir eßen laßen, Jtem: den Mensenium.
Schreiben von Sigmund Deuerlin de la Haye, que la froideur des
gens, en matiere d'argent, y est tresgrande, & que le
vent m'y est fort contraire. Et c'est un cas estrange,
qu'en Hollande je ne puis rencontrer aucun bonheur.
Nachmittags, auf die börse gespatzirt, vndt allerley
sächelchen ejngekaufft.
Freitag♀ den 18. ⁄ 28. Aprill.
Medjtationes, & soliloquia. <Nota Bene[:]> Angoisse questa notte
e mattina, per gli tormentj del Duca Franz Albrecht di Sachsen Lauenburg come
se mj dovesse arrivar il medesimo innocentemente.
Nachmittags hin alhier in der Stadt spatziren gegangen, auf
die herren Grafft3, vndt Kaysersgraft4, etcetera[.]
Abermahliger avis vom Sigmund Deuerlin daß sich alles leyder! gar vbel
schicktt, Regina Bohemiæ wendet vor die vnmüglichkejtt, nemlich
die große indigentz vndt geldtmangel, vndt daß noch keine hülfe auß
Engellandt, ankommen, mitt vorgeben, es wehren 3 agenten in dieser
geldtsache alda, worunter einer, welcher etwas hart pro Regina
Bohemiæ geredet, in Thurn[!] geworfen worden. Große herren vndt hohe
Personen laßen sich nicht zwingen. Graf Moritz von Naßaw,
ist zu Franckfurt beym Reichscantzler Oxenstern, vndt hat
niemandt von Seinen leütten, im hagen gelaßen. Es wirdt mir
gerahten, bey dem Printzen von Vranien, es mitt wenig wortten,
zu erinnern, dann man vermeint, ich habe das geldt entpfangen.
Samstag♄ den 19. ⁄ 29. Aprill.
Doctor Backofen, ist von harderwyck zu mir kommen. Ie luy
ay donnè des commissions, sed invita Minerva5, & frustra.
herr Keßlerus, der hochdeützsche Prediger alhier hat mich
besuchtt, vndt anleittung gegeben wegen der communion.
Doctor Backofen, vndt Messenius, seindt meine gäste zu
Mittage gewesen.
Avisen, auß Deützschlandt, daß Bönnighausen,
sollen bey höxter 28 compagnien Reütter, getrennet,
vndt abgeschlagen worden sein, also daß kaum 3
compagnien darvon gekommen, vndt man will dieses
vor gar gewiß außsprengen, alhier in Amsterdam.
Jtem: daß der Printz Tomaso von Savoya, nach
Brüßel gekommen, das commando alda mitt zu haben. <Jtem: daß herzog Frantz Albrecht von Sachßen,
zur Neẅstadt, stricte custodirt, vndt
scharf examiniret wirdt, auch seye
sein bruder hertzog Julius henrich im arrest,
herzog Frantz Julius aber Kayßerlicher gesandter nach Dresen[!],
wiewol er alda schlechtlich abgefertiget soll sein worden.>g
J'ay achevè de lire le Guicciardin Italien, que j'a-
vois commencè, en ce voyage de lire, & un temps
aussy aupravant, a la mayson.
Jn die præparationpredigt in die Alte kirche Oude
Kercke gegangen. Es ist Niederländisch alda geprediget
worden, dann die hochdeützschen halten kein sonderlich abendtmal,
wegen conformitet der sprachen vndt vermengung der nation.
|| [[Handschrift: 20v]]
<Die Engelländer vndt Frantzosen aber haben ihre eigene kirchen alhier>
Sonntag☉ den 20. ⁄ 30. Aprill.
vndt ob schon die hochdeützschen auch prediger alhier
haben, wie ich am vergangenen Sontag, einen gehört,
so wirdt doch auf Niederländisch, bey der communion gepre-
diget, vndt ihre cerimonien, mitt dem Sitzen an
der Tafel des herren, gebrauchtt.
Jeronymus hesters ist zu mir kommen, hat mir
eine <doppelte> lettre de change auf 2 mille Livres tournois₶: <oder 2400 ReichsthalerRthlr:> nacher P<aris> mittgebracht,
auf Henry Muysson addressirt, auf 5 tage nach
Sicht zu bezahlen, neben einem avißbrieflein. Dargegen
soll ich meine quittung vber die 600 ThalerThlr: vndt vndten
angehengte erklärung, wegen der 2400 ThalerThlr: (in wexel)
wieder <zu Paris finden vndt> einziehen, vndt eine general quittung, vber die 3 mille ThalerThlr: auß-
händigen, auch die wexelbriefe des Overbeecks, (so ich
noch in handen habe) von mir alßdann stellen. Gott gebe,
daß diese vorsichtigkeitt, gut gemeint seye, vndt
daß ich nirgends, durch falliment der leütte möge betrogen werden.
Doctor Backofen, ist wieder verrayset, nach harderwyck,
præsentirt mir nochmalß, seine leütt dienste,
vndt reẅet ihn, daß er die bestallung nicht angenommen,
die ich ihm vor diesem angebotten.
Sonntag☉ den 20. ⁄ 30. Aprill.
<Vormittags> Jn die predigt, vndt communion alhier zu Amster-
dam in der alten kirche, <alda eine schöne frequentz von leütten
gewesen.>
Nachmittags, in die hochdeützsche Predigt.
Es ist heütte in 5 kirchen communicirt worden,
Morge vber 8 tage, wils Gott, wirdt in den vbrigen,
das heilige Nachtmal gehalten.
(A Dieu ma mie, je m'en vay a mon Dieu.)
Es ist ein Pfund (libra)℔: flämisch 6 Gulden (florenus)f: alhier, 1 pfundt Sterlin,
gilt in Engellandt 4 ReichsthalerRthlr: oder 10 Gulden (florenus)f:
Nota Bene[:] Conseil pour s'addresser aux sollicitateurs, quj payent
les compagnies, a la Haye & a Delft. &cetera On leur donne de
chasque compagnie a payer, 60 a 80 florins (Gulden)f: dont le moindre
soldat porte sa quote.
Au soupper s'est trouvè un Danois, Capitaine Vlefeldt,
frere du Lieutenant Colonel quj logeoit a Bernburgk, &cetera[.]
Sigmund Deuerlin est revenu de la Haye, re infecta.
Jch habe ein sudoriferum eingenommen, sed frustra.
Die post auß Deützschlandt, hat abermal nichts mittgebracht,
von schreiben von hause.
Sigmundt Deẅerlin, vndt Schumann, voran geschickt, mitt Nostitzen,
vndt noch 2 dienern, zu waßer, nach dem hagen zu.
Meilenm. | |
Jch bin selb 6te: auff Haerlem zu durch die Neẅe fahrt,
|| [[Handschrift: 21v]]
geschifft, ligt von Amsterdam Dieser canal ist 4295 Ruhten lang, eine ruhte helt alhier zu lande, 12 fuß, ein fuß ist eylf daumen, diese 4295 Ruhten: werden gerechnet von der Amsterdammer pforte an, biß zu der harlemmer pforte, Solche neẅe fahrt, ist ohngefehr vor 2½ iahren, gemachtt worden, baldt nach deme der Printz von Böhmen, in der Tye, so vnglücksehlig er- truncken. Ein pferdt hat vnsere <eigene> Schuytte fortge- zogen, Sie ist hüpsch bedeckt gewesen, kostet vnß, 1 ReichsthalerRthlr: 4 Stüber, sonst gibt man nur, 5 Stüber von der person <auf gemeinen Schuyten>, Jtem: 2 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: wegegeldt, die fahrt zu erhalten, der canal ist von 6 in 8 fuß dieff, gehet schnur gerade, von Amsterdam nach haerlem, sehr bequehm vor die raysenden. Vor Harlem fiel ein vnversehenes donnerwetter, vndt platzregen ein, hörte aber hernacher wieder auff. |
2 |
Jch bin auf den Thurn[!] zu Haerlem gestiegen, der an der großen
kirche ist, vor vnserm losament, des güldenen vlüßes.
Er hat 316 Staffeln, die Stuffen, leyttersproßen, vndt
Schwellen, mitteingerechnet, wie ich es selber gezehlet,
vndt einen hüpschen prospect, auf die Stadt vndt landt, auch
auf die See vndt waßerrivieren, vndt canal, etcetera[.]
Dienstag♂ den 22. Aprill ⁄ 2. May. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Meilenm. | |
Von Haerlem, nach dem hage
auf wagen geritten, wie Sie es alhier in hollandt heißen. |
7 |
Vndterwegens zu Lisch, vndt darnach zu
Schouwen gepleistert, oder gefüttert. Zu Lisch
⅓ des weges von Harlem, hatten Sie die pferde
nur sauffen laßen. Zu Schowen <⅔ des weges> habe ich auch
malzeitt gehalten. Jst gar eine reinliche herberge,
auf holländische manier. Diß dorf ligt nicht
ferrne von Leyden, welches wir <darvon> kaum auf einen
canonschuß, zur lincken handt liegen sehen.
Jm hage, sonsten des Graven hage genennet, habe
jch, Sigmundt vndt die andern vorangeschickte
wol angetroffen, wiewol Sie nicht ohne difficulteten,
zu waßer fortgekommen.
heütte ist der Frantzösische Gesandte, Charnassè fortt,
nach Frankreich zu, vndt hat guten Ostwindt. Mitt dieser
occasion hette ich hüpsch können fortkommen. <Cunctatio <mihj> nocuit.>
Der Schultheß von der Baronnie zu Breda ein feiner vom adel
(so beym Printzen von Vranien, in großem ansehen) hat diesen
abendt, in vnserer herberge, der Stadt Gorcum, mitt vnß
gegeßen von frembden, vndt ein Bolsinger, quj n'est pas noble.
Zeitung daß dem Bönnighausen gewiß 6 Regimenter
zertrennet vndt geschlagen von den Schwedischen.
Jtem: daß alle Printzen vndt herren, jn den Spannischen
Niederlanden, in arrest genommen seindt, auch der
Duc d'Arschot in Spannien. Dörfte große seditiones vervr-
sachen.
Die herren Staden haben an itzo 40 mille Mann zu fuß, vndt
5 mille pferde so Sie können ins feldt bringen, Sonsten
mitt den garnisonen, halten Sie wol ein 100 mille Mann.
Der Spannier hat ein 10 mille pferde an itzo beysammen,
vndt ist stärcker, an cavallerie, hat aber nicht
so viel fußvolck, vndt dörfte (allem ansehen nach,)
diß Jahr schwehrlich zu felde ziehen, <der Prinz von Vranien.>
Mittwoch☿ den 23. Aprill ⁄ 3. May.
heütte Morgen, seindt etzliche Caleschen, bey meinem
losament, vorbey paßiert, die pferde waren ge-
schmückt, wie bey vnß, die Schlittengaüle, mitt
federn vndt zeügen, außer der Schellen, vndt saß
in ieglicher calesche, ein cavaglier, vndt eine Dame, vnter
andern, der iunge Prinz von Böhmen, vndt seine freẅlein
Schwester, in einer, vndt fuhren also in vollem drab,
eine Calesche nach der andern, <spatziren.>
Jch habe mich laßen bey der Königin in Böhmen,
anmelden, vndt vmb ernennung einer stunde bitten
zur audientz. Es ist hernacher ein Secretarius
Maurice gekommen, vndt hat mir die freẅde angezei-
get so die Königin vber meiner ankunfft hette, auch
mir frey gestellet, ob ich bekandt, oder vnbekandt,
allein, oder<vmb 3 oder 4> vhr nachmittags, wollte zu Jhrer Mayestät
kommen, vmb 3 würden Sie alleine sein, vmb 4 würden
Sie gute gesellschafft bey sich haben. Jch habe 3 vhr
erwehlet, vmb allerley consjderationen willen,
iedoch Jhrer Majestät hierundter nichts vorgegriffen. Jhre Mayestät
hallten sich noch gar retirat vndt eingezogen, vndt kommen
wenig auß, alß in die kirche, vndt sellten in die lufft.
Der Cantzler herr Stahlmann ist auch zu mir kommen,
vndt hatt mich besucht, auch allerley mitt mir con-
versirt, wegen seiner habenden instruction, in puncto der
Aßcanischen sache, vndt dann per se wegen der Magedeburgischen restitution,
denn die Schwedischen restituiren viel nomine non re ipsa,
Nota Bene[:] Jn der Grafschaft Aßcanien, haben Sie hatmarschleben
<general> Bannern, Schnedtlingen Secretario Gruben, vndt Gaterschleben
Steno Bielken gegeben, das heist nicht, vnß restitujren,
sondern destituiren, vndt den promissis nicht nachkommen,
ergo: etcetera etcetera etcetera Promissis dives quilibet esse potest.6
Alexander van der capelle hat mich auch visitirt. Jst numehr
auch einer von den herren Staden. perge perge perge Bons offres. &cetera
Avis von ihm: daß Hildeßheim vber ist,
Nota Bene daß nicht 60 6 Regimenter sondern nur 600 pferde geschlagen,
Jtem: daß die Spannischen den 24. huius zu felde gehen
werden, vndt alle große herren, (so nicht entrunnen,)
in arrest genommen haben, auch eine gewaltige ar-
mèe zu roß, vndt zu fuß, zusammen bringen.
Jtem: daß der Gallaaß nach der Schlesje zugehet, mitt
der Kayserlichen armèe, welche sehr starck sejn soll.
Nachmittags vmb drey vhr, bjn jch, (mitt herrn Stahl-
mann, dem Jungen Erlach, vndt andern, wol accompagnirt)
nach der Königin in Böhmen zu gegangen, welche mich gar hu-
maniter entpfangen, vndt die gewöhnljche leühtsehligkeitt
mir erwiesen.
Visite von Monsieur halewyn, so auch einer von den herren Staden
ist.
<Der Printz von Vranien, ist vor meinem losament vorüber
gefahren, mich salutirende.>
Donnerstag♃ den 24. Aprjll. ⁄ 4. May.
Gestern abendt, hat mich henrich Spon, von Lion
welcher itzt Fendrich vndter des generals Chastillon Re-
giment ist, besucht, vndt hat sich gewaltig aufgethan,
Jst iungen weise, als er nur 6 i<J>ahr altt war,
<anno 1610> in Franckreich zu mir kommen, vndt hatt mir
vndt meinem vetter, Fürst Geörge Aribertt, lange
aufgewartett.
Jch habe heütte Morgens vmb 9 vhr, meinen Cammer-
Juncker Röder nach <t> hoff <von hollandt>7 geschickt, (welches gar
nahe bey meinem losament ist) dem printzen von Vra-
nien, meine freundlichen dienste vermelden laßen, vndt
weil ich alhier in diese lande ankommen, nicht vor-
v̈ber gekondt Jhre Liebden anzusprechen vndt deroselben
meine dienste zu præsentiren, wann ich wüste
wo vndt zu welcher zeitt, daßelbige Jhrer Liebden möchte
gelegen sein, vndt wiewol ich zwar gerne vnbe-
kandter weyse, es gethan, vndt also (allerley ver-
dacht zu verhüten) verblieben wehre, so sähe ich
doch wol, das es nicht füglich geschehen köndte. Stellte
derowegen, zu Jhrer Liebden belieben, wie Sie es am bequ<rahtsamsten>
erachteten. Der Printz, (welcher eben erst
aufgestanden) hat durch Seinen CammerJunckern8, dem
meinigen, mir zu hinterbringen, viel schöner wortt,
vndt höfliche complimenten <freündtlich>, zuentbiehten laßen, wie
er Sich vber meine ankunft erfreẅen thete, vndt
dieselbe von hertzen gern hörete, auch sich schuldig er-
achtete zu mir ins hauß zu kommen, wann Sie nicht,
durch vielfältige geschäfte dran verhindert würden,
Stelleten mir derowegen anheimb, ob ich vmb ½ zwelfen zu dersel-
ben kommen, vndt Jhrer Liebden freündtlich zusprechen wollte.
Dem Cantzler herr Stahlmann geben Sie auch audientz vmb ½ eylfen.
Vmb 12 vhr fast bin ich hinden durch mein hauß,
zum Printzen von Vranien gegangen. Jch wartete
"eine weile in seiner antichambre, darnach wardt
ich zum garten geführet, darinnen war er, vndt
sprach mir sehr höflich vndt freündtlich zu, endt-
schuldigte sich gar viel vndt ofte, gar hoch, daß
er nicht gewust, daß ich alhier gewesen, sonst
wollte er zu mir kommen sein, hette vermeint,
es wehre meiner vom adel einer, so ihn ansprechen
wollen, etcetera <weil auch der cantzler eben zuvor bey Ihm gewesen>[.] Offerirte sich gewaltig zu meinen
diensten, etcetera etcetera[.] Er ließ mir allenthalben die
Oberstelle <billich>, ließ mjch mit sich eßen, da waren
bey der Tafel e Graf Wilhelms von Naßaw
gemahlin, ein freẅlein von Portugall, vndt
d Graf henrich von Naßaw, gouverneur von
Frießlandt, Graf hans Albrec<der general von der> cavallerie, Stakembrug[,]
Graf hanß Albert von Solms, gouverneur von Vtrecht[,]
der iunge Graf henrich von Naßaw, vndt andere
mehr zween offizierer, ein Jtaliäner, vndt ein Frantzose[,]
wie auch der herr von Brederode. Jl m'offrit
aussy, un navire de guerre, vers France. Er
ließ mir nach dem eßen, eine kutzsche fertig machen
vndt (nach dem er lange, mitt mir conversirt auf
einer hüpschen gallerie) begleittet er mich biß an
die kutzsche. Vber Tisch satzte iedermann auff. <Nota Bene[:] Ie ne
sceus voir Madame la Princesse a cause de son indisposition de ses couches.>
<Der Capitän Steinkallenfelß, so in WestJndien Obrist leutnant gewesen, hat
mich auch besuchtt, wie auch der fendrich Henry Spon[.]>
Nachmittags bin ich hinauß nach Ryßwick, in des
Printzen kutzsche gefahren, habe den Elefanten be-
sehen, welcher noch gar iung ist 6 fuß hoch, wirdt
noch 12 fuß höher werden, frißet heẅ, haber,
vndt alle tage 24 Pfund (libra)℔ brodt, seüfft bier vndt
brandtewein. Er kan<muß> alle tage, vor 5 Stüber
brandtewein haben. Jst 3½ iahr alt, Sie sollen
wol 300 Jahr alt werden, Er hat eine
glatte hautt, ohne haar, Sie ist aber gar hart
vndt dick, faßet alles erstlich mitt dem
rüßel, den kan er drehen wie er will,
vndt steckt eßen vndt Trincken mitt dem
< [p]roboscide, Trump oder> rüßel in den Mundt, Jst schwartzgraw
oder Ascherfarbe wie man die Elefanten
pflegt abzumahlen. Er ließ sich in gegenwart
seines hüters, gern angreiffen, auch darauf reitten,
kniete nieder, vndt scharrete auß mitt dem fuß
als er sich verneigen wollte, vndt wenn man
aufsitzen wollte kniete er auch nieder. Die zäne
ware nicht viel vber 2 spannen lang werden aber
noch viel länger wachsen, vndt innwendig im Maul
zimlich hinten, hat er auch große starcke eßzähne.
Er hat flache füße, große ohren, kleine augen, breite
|| [[Handschrift: 25v]]
Stirn, einen hohen rügken, die proboscidem,
vndt tieffes maul wie man sie pfleget abzumahlen.
Der hüter sagt dieses Elefanten (welcher ein weib-
lein ist) vatter hette in Jndien 200 mille Pfund (libra)℔: auf einmal
getragen, das ers gesehen. Nota: Coeunt, ver modo
retrogrado, obvertentes terga, sibj invicem. <Wann der hüter den Elefanten ins waßer
reittet, oder leittet, so senckt er sich ins
waßer gantz hineyn, vndt holet nur athem, mitt
der proboscide, hat fast ein geschrey wie ein esel
vndt wann er will so gehet er gar geschwinde fortt.
Mitt einem eysernen hawen an einem stecken regiert er die bestiam[.]>
Darnach einen leoparden alda gesehen.
Jtem: etzliche hüpsche beschäler, vndt fohlen des
Printzen, von Vranien.
Vndterwegens in rückwege, nach dem hagen zu,
habe ich dem Printzen von Vranien, auf einer andern
kutzsche fahrende begegnet.
Jm hagen, des Printzen Stall, darinnen
53 reysjge, vndt kutzschpferde stehen können,
auch meistenteilß Voll ist, mitt lust besehen,
dann gar schöne pferde von Barben, Spannischen
pferden, auch Frisons, darinnen gestanden.
Quant a mes affaires, & celles que sollicite
Monsieur Stahlmann pour nous, <Monsieur> le Prince a respondu fort
courtoysement de s'y vouloir employer, mais en
termes generaulx, (en mon affaire particulier) me remettant
a Messieurs les Estats, & au Conte Maurice. &cetera
Weil ich zu Ryßwick gewesen, ist einer
von Schömbergk, vom Jungen Churfürsten, hieher,
in mein losament gekommen, mich anzusprechen,
ich bin aber abwesendt gewesen. Der gouverneur
von Ostfrießlandt, wie au<sagt auch> er wehre in meinem
losament heütte gewesen, mich zu visjtiren. perge
Der Printz schickte Nachmittags einen vom adel
zu mir, mitt complimenten, vndt wenn ich wollte
außfahren zu spatziren, so sollte ich mich nur künlich
sejner kutzschen vndt pferde, wie viel ich ihrer haben
wollte, gebrauchen. Es war des Stallmeisters
Douchat sein bru Sohn.
Freitag♀ den 25. Aprill ⁄ 5. May:
Graf hanß Albrecht von Solms gouverneur von
Vtrecht, ist zu mir kommen, benebens graf henrich
von Naßaw, mich zu besuchen.
Darnach Schömbergk von wegen des Jungen Churfürsten,
mich willkommen zu heißen, vndt daß er begehrt mich zu
sehen vndt zu sprechen.
Nota: Es endtschuldigets der Graf von Solms des
printzen Schwager noch zum höchsten, das der Prinz
gestern nicht gewust hette, daß ichs wehre, vndt
wehre aller beschambt worden, da ich zu ihm in
den garten kommen. Es wehre ein mißverstandt
gewesen, daß der Cantzler Stahlmann, vnser Abge-
sandter, zuvor wehre zu ihm<bey> ihm gewesen, vndt
hette gemeint, man jeckte ihn, das Jch so baldt
darauff, selber kommen wehre, denn er es nicht
gewust. perge Es hette es der printz noch gestern, gar hoch
beklagt, daß man ihn nicht recht advertirt gehabtt. <Vormittags, hat der Printz von Vranien einen vom
adel zu mir geschickt vmb ernennung einer Stunde
gebehten. Jch habe es ihm frey gestellet, ob er in einer
viertel oder ½ Stunde, oder wenn er kommen wollte &etera[.]
Darnach ist er in mein losament gekommen wol
accompagnirt, vndt Sich gar höflich anerbotten.>
Meine gäste zu Mittage, der Cantzler Stahlmann,
vndt Leo von Aißma, Erlach vndt Straube, gewesen.
Nachmittags hat mich besucht, des Prjntzen, Raht
vndt Secretarius Junius, Jtem: der gouverneur
von Frießlandt, graf henrich von Naßaw,
benebens vielen cavaglieren, vndt einem herren
von Marquette, &cetera[.]
Gegen abendt, vmb ½ fü 4 vhr habe ich wiederumb der König[in]
aufgewartett, alda viel cavaglierj gewesen, vndt bin ein
par stunden, alda verblieben, der Junge Churfürst Pfaltzgraf,
Charles, hat mich auch alda angesprochen.
Alexander vander cappelle hat sich endtschuldigett, daß
er mich nicht angesprochen, weil man ihm nichts darvon
gesaget, Jst auch in meiner absentz, im hause gewesen.
henry Spon hat sich nach langem maulen diesen abendt,
post festum, wieder gefunden.
Samstag♄ den 26. Aprill: ⁄ 6. May:
Jch bin hinauß nach hundslerdyck, Ryßwick, vndt
Looßduynen spatziren gefahren, dieselben beyden schönen
haüser, vndt dann zu Looßduynen, die begräbnüß [der]
gräfin Margaretha von hollandt, vndt ihrer 365 kinder, [auch]
die <2> becken darinnen sie <1276> getaufft worden, (da dann die
Söhne Johannes, die Mägdlein aber Elisabeth genennet wor[den)]
zu besehen.
Als ich wieder in hagen kommen, hat mich, Monsieur van Capell[en]
vndt Leo von Aißma besucht, in meiner sollicitationsac[he.]
Darnach der Junge Printz von Landsperg, Pfaltzgra[f]
Friederichs Casimir sohn, ist zu mir kommen, ein
wackeres herrlein.
Secretarius Junius hat mir des Printzen schreiben geschickt,
eins an die gecommittirte rähte von der admiralitet zu Rotterdam,
vndt eines [an die herren Staden vndt ...]
Jch habe ihm dem Secretario zur dancksagung einen gna-
dendenarium geschicktt, vndt sonsten des Printzen kutzschern
so mich geführt, auf andern betteleyen, alß Trommel-
schlägern, Tromptern, bohten, mitt kalendern, Soldaten,
so einen Meybawm vor mein hauß gesetzett,
&cetera vndt hin vndt wieder, gute verehrungen außgethei-
lett.
Jn meiner sollicitationsache, habe ich mich resolvirt,
den herren Staden, durch Aisma ein memorial eingeben zu
laßen, vmb zu wißen, ob Sie Graf Moritzen die 8 mille Gulden (florenus)f:
alß ein gratial gegeben, oder ob es ihre meynung das er
[m]ir Sie lifern, vndt hingegen die handtschrift einlösen
solle, wehre es ein præsent, so stellete ichs dahin, ob
Sie von mir, die obligation einziehen<einlösen> wollten, wo nicht,
so würde ichs behalten, vndt die gantze prætension
<[vo]n den Staden> fordern. et cetera herr cappelle will mir in dieser sache verhülflich sein.
Sonntag☉ den 27. Aprill ⁄ 7. May.
Jn die hochdeützsche predigt vndt kirche gegangen, weil Sie nahe
bey meinem losament, der Junge Churfürst ist auch hineyn kommen.
Jch habe dem Cantzler Stahlmann vndt herrn Junio gnadendenarii
præsentirt.
herrn Camerarium Schwedischen Ambassator vor der kjrche angesprochen.
Resolution de mon soudain depart, afin de ne negliger le vent quj
|| [[Handschrift: 28r]]
est bon mais sujet a changement, de ne donner trop d'ombrage,
par mon long sejour icy, & (en segret) pour prejudicier trop aux
Princes de l'Empire par trop de visites &cetera[.] Je ne scay
si je le pourray ainsy executer. Dieu le vueille.
herr Camerarius hat zu mir geschickt, endtschuldiget sich,
daß er mich nicht eher visitirt, weil ich in cognito sein
wollen, weil er mich aber in der kirche gesehen, will er mich
besuchen, wie auch nach 11 geschehen, solenniter.
Obrist leutnant Steinkallenfelß hat mich abermals besucht, mitt an-
deütten, wie der iunge Churfürst vor der predigt, vor meinem los[a]-
ment vorüber gefahren, mich mittzunehmen zur kirchen. Jch wehre
aber kurtz zuvor schon hinweg gewesen.
Leo von Aisma, vndt der fendrich Spon, seindt meine gäste zu
Mittage gewesen.
Nach der mahlzeitt, bin ich eilends darvon gezogen auf Rotterd[am]
durch Delft, vndt habe laßen von der Königinn, vom Printzen von Vra[nien]
vom Jungen Churfürsten, abschiedt nehmen, vndt die güte des win[d]es
anziehen, die ich nicht gerne versaümen wollte, wie albereitt [2]
mal geschehen, einmal zu hamburg[,] einmal zu Amsterdam, perge
herrn Aisma habe ich meine sachen befohlen, damitt ich einmal
mitt den herren Staden oder graf Moritzen, auf ein ortt komme.
Avis daß der König in Spannien allen seinen vndterthanen, die mi[tt]
den Staden haben tractirt, perdon gegeben, außer dem Prinzen
d'Espinoy, dem Duc de Barbançon vndt Conte de Hennin. et cetera
Die gecommittirte rähte der admiralitet zu Rotterdam, haben
mir auß befehl des Printzen, ein Jagtschiff bestellet, darau[f]
ein Schiffcapitain, mitt 16 Mannen, auf Vlißingen zu fahren.
Montag☽ den 28. Aprill: ⁄ 8. May:
Meilenm: | |
Als die flut ankommen, nac vormittags vmb 9 vhr, mitt einer
wolaccommodirten Jagt (darinnen ich wie in einer herberge eine feine kammer gehabt) seindt wir im nahmen Gottes, fort- geseigelt auf Dordrecht, oder Dort zu von Rotterdam. |
3 |
Auf vnserer iagt <das Postpferdt genandt> waren 4 kleine eysenstücke, so ½
Pfund (libra)℔: pulver schießen, vndt 6 Metallene so 1 Pfund (libra)℔: schießen,
denn so viel sagten die Schifleütte, daß Sie müsten
zur ladung haben. Die 16 personen aber waren nicht
alle da, ob sie es schon erstlich also vorgaben.
Wegen stille vndt darnach contrary windes, auch das
daß waßer abgelauffen war, kondten wir nicht viel
weitter kommen, sondern lagen auf ancker, biß gegen Morgen[.]
Dienstag♂ den 29. Aprill: ⁄ 9. May:
Meilenm: | |
Da bekahmen wir guten windt, vndt fuhren bey hollandt<Sevenbergen>,
Breda, Wjlmstadt &cetera vorüber, vndt zwischen den Seelän- dischen Jnseln, oder Eylanden <Tolen[,] Duvelandt vndt Schouwen> hindurch, biß nach Veer, 15 <entlegen> von Dort. Veer ligt in der Jnsel Walcheren, alda ich vorzeitten auch gewesen, wie auch in andern Städten in Zeelandt, alß Middelburg, Vlissingen, &cetera auch Siericksee dabey wir auch vorüber fuhren, diesen Tag, bey der Jnsel Schowen, vndt habe alles vormals beschrjeben. |
15 |
Meilem. | |
Von Veer, nach Middelburgk zu fuß gegangen | 1 |
Von dannen, Melchiorn erstlich zu der herren
Staden in Zeelandt einem, darnach nach
Vlißingen, an den general der Schiffe ge-
schicktt, vndt des printzen ordre, ihnen
vorzeigen laßen, es hat aber nicht rutschen
wollen, vndt mag auch sonsten, an ichtwas
gefehlet haben.
Die 2 adler so alhier zu Middelburg sein h
vorm rahthause habe ich besehen, neben dem
rahthause selber, wiewol ich vor diesem auch
alhier gewesen. <Sehen vnsern grossen Gansegeyern,
nicht vnehnlich.>
Melchior Oerteln abgefertiget, mitt zehen
ReichsthalerRthlr: verehrung vndt 2 ReichsthalerRthlr: zehrung biß
nach harderwyck.
Dem Schifcapitain habe ich 9 ReichsthalerRthlr: deputirt,
alß 6 vor ihn, vndt 3 vor die bootsknechte,
außer was ihm vor etwas proviandt so er herge-
ben, bezahlt worden.
Mittwoch☿ den 30. Aprill ⁄ 10. May.
Meilem. | |
Von Middelburg, nach Vlißingen
alda der windt contrary, vnd keine fügliche commoditet, fortzukommen, <ergo: müssen wir Stille liegen.> |
1 |
Maugrè nous, Stillager. Es ist zwar ein Orlogsschjff
fertig abzulauffen, darauf ein Stadischer Gesandter sein
soll, (welcher kranck ist) weil aber eine große menge
volcks darauff, die einander zimlichh drengen, vndt
der Gesandte die cahütte eingenommen, so ists mir wie-
derrahten worden, mich nicht darzu zu nöhtigen, son-
dern vbermorgen (wils Gott,) ejner beßern occasion zu
erwarten. Sonsten sagen die leütte, wir sollen
vnß vor den Duynkirchnern nichts beförchten, denn
alle kriegesschiffe auß Duynkercken, wehren in
Spannien gefahren, volck von dannen abzuholen,
vndt würde an itzo kein Orlogsschiff, von den kleinen
chaloupen auß Duynkirchen, leichtlich dörfen attacquirt
werden, es müste denn ein groß vnglück zuschlagen,
welches aber Gott gnediglich verhüten wolle.
Nota Bene[:] Jch habe heütte Morgen von Mittelburg auß, mitt Melchiorn
ein schreiben an Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin geschickt, vndt es
wundert mich gar sehr, daß ich so gar nichts, von Jhrer Liebden
bekomme, ob etwan die schreiben aufgefangen werden,
oder wie es muß zugehen, daß ich nichts erfahren magk.
Envoyè a Mittelburg Sigmund Deuerlin & Straube, a cause de la navigation, die
hat doch nicht fortgewolt, wegen absentz der deputirten zur admiralitet[.]
<Charnassè gewesener Frantzösischer Ambassador im hagen, ist mitt vielen
freẅdenschüssen, vom Schiff, vndt von der Stadt, abgefahren.>