Donnerstag♃ den 1. ⁄ 11. May.
Somnia meticulosa & horrenda diese nacht alhier zu
Vlißingen gehabt, alß wehre hanß Reüß, mir zu
heidelberg vndt Sultzbach, mitt bloßem degen, jmmer
nachgelaufen, vndt hette wehre oft angefaßt, vndt
gefangen worden, wehre aber jmmer, alß ein Geist,
verschwunden, vndt hette sjch dann, vnß zum schrecken,
mitt bloßem degen oft wiedergefunden.
Sigmund Deuerlin vndt Schumann, nach Mittelburg zu dem medico, Doctor Peltier
geschicktt, vmb guten raht ihn anzusprechen, so wol
wegen des admirals, alß einwechßlung der pistoletten.
Der Viceadmiral der kriegsschiffe jn Seelandt,
hat mich besuchtt, vndt mir vertröstung gegeben, ich sollte
Morgen auf den abendt, oder vbermorgen frühe gewiß
fortt. Er köndte mir aber, weitter nicht helfen, als
biß nach Calais (es müste dann der windt sehr
gut sein) denn es legen etzliche Duynckercker Schiff,
in embuscade, auf dieselbigen hette er befehlich,
zu paßen, vndt destwegen alle Orlogsschiffe
zusammen zu führen.
Sigmund Deuerlin vndt Schumann seindt (re infecta) wiederkommen.
Jch habe artzney eingenommen.
Freitag♀ den 2. ⁄ 12. May.
Vormittags, vnser bagage aufs Schiff laßen trag[en]
vndt etzliche personen darbey gelaßen.
Nachmittags in einer schuytte hinauß ans große Schiff
geseigelt, damitt wir fort wollen. Es ist ein schönes
großes OrlogsSchiff mitt stücken, vndt gewehr, auch
volck vndt proviandt wol versehen. Soll das größeste
kriegsschif in Zeelandt sein, wenn wir nur guten
windt hetten. Der Schiffcapitain heist <Wilhelm Jost> Block, ein
diensthaftiger williger Mann, vndt man ist auf diesem
Schiff sehr wol accommodirt. Das volck ist
heütte gemustert worden, vndt es scheinet, daß etzliche krieg[s]-
schiffe, sollen mitt guter außrüstung, bey Calais zusamm[en]
kommen, (wie man sagt in die 30) dem Cardinal Jn-
fante auß Spannien in kurtzem ankommende, zu begegnen[.]
Er soll im nahmen seines herrn bruders, des Königs in hispanie[n]
gouverneur in den Spannischen Niederlanden werden, vndt alle
Duynckercker kriegesschiffe, sollen ihm entgegen gefahren sei[n.]
<Zwey> freybeütter, seindt heütte mitt 2 geladenen Schiffen,
auch etzlichen gefangenen Portugesen, zu Vlißingen einbracht
worden, das letzte fuhr nahe bey vnserm Schiff vorüber.
Als wir in der Schuytte zu dem<vnserm> Orlogsschiff außfuhren,
sahen wir einen Seehundt allernechst bey vns vorüber
schwimmen, wie auch einen Seebraßem sich vberwerfen.
heütte haben wir vor Vlißingen, auf Ancker still liegen
müßen, vndt hat das volck auf einem andern Orlogs-
schiff so auch mitt gesoltt, meutiniret, dieweil
Sie kein geldt entpfangen. <Es hat heütte starck gedonnert,
vndt gewittert, als wir schon aufm Schiff gwesen.>
Samstag♄ den 3. ⁄ 13. May:
Es hat diese Nacht, i<J>nsonderheitt gegen Morgen, gewaltig ge-
stürmet, vndt ist vnß der windt, sehr zu wiedergewesen,
also das wir nicht fortkommen können, biß nachmittags nach 3 vhren.
Somnium, das dje Jungfraw <Sofia> Dorothea von Lytsaw, mitt Tode
abgegangen, gar eigentlich, will es aber nicht hoffen. Besorge
viel mehr aliquid malj, von meinem kinde, zu vernehmen,
wegen reiterirter Traẅme vormals, Gott wende alles vnheyl gnediglich ab.
Vnser Orlogsschiff heist, der Seeländische Loẅe, hat
22 große vndt 4 kleine stück auff.
Wir seindt nur 3 meilen weges mitt dem getye oder Ebbe,
in contrary winde fortgeseigelt, haben darnach die ancker gegen
Blankemburgk in Flandern außwerfen müßen, vndt es ist sich wol
vorzusehen wegen der Sandtbäncke diesen gantzen wegk.
Es soll nur 20 meilen von Vlißingen nach Duynkirchen Calais sein,
wo sich aber der windt nicht beßert, (als wir durch Göttliche
verleyhung hoffen wollen) so wirdt vns der weg, ob nauseam ma-
rinam, weitt genug deüchten.
Sonntag☉ den 4. ⁄ 14. May.
Nach gehaltenem allgemeinen Morgengebeht, lection
in der bibel, gesang zweymal, vndt hernach das kirchenge-
beht, haben wir 3 große Schiffe von Duynkercken kommende
entdeckt, darauf man sich gar resolut erzeiget. Es
ist aber baldt gesehen worden, das es holländische Schiffe
(ob schon den flaggen nicht allemal zu trawen, weil viel
betrug damitt vorgehet) vndt der holländische Viceadmiral
Quast gewesen, mitt 3 Orlogsschiffen, vndt einem kleinen
kaufffahrer oder kopfardyschif. Wir haben vber das vnserige,
auch noch ein Orlogsschiff bey vns, das dritte so auch bey
vns kommen sollen ist gestern erst außgelauffen.
Meilenm. | |
Vor Ostende (welches von Vlißingen gelegen <vndt Spannisch>
seindt wir zusammen kommen, vndt haben neben der Stadt, wol ein 30 Schiffe liegen sehen. Wir grüßeten den Viceadmiral, mjtt 3 schüßen. Er beantwortete vnß, mitt einem. Er hat eine große flagge oder fahne auf den Mittelsten, mastbawm aufstecken laßen, darbey kandte man ihn. Wenn aber der Admiral (deßen vices er itundt vertritt) persöhnlich in der See ist, einer von Dort, so muß der Viceadmiral die große flagge, nicht also führen, sondern er. Sein Schiff war länger, aber nicht so hoch noch so || [[Handschrift: 32r]] breitt, alß das vnserige. Wir haben ihm müßen mitt proviandt außhelfen, sonsten hette er wieder auß mangel deßelbigen, in Zeelandt gemust. |
9 |
Auf vnserm Schiff können, noch 50 stück stehen, Es seindt
aber in allem nicht mehr vorhanden an itzo, als 26 wie
gestern vermeldet, vndt wir haben <dar>auf 20 Soldaten,
vndt 85 botsgesellen, gut volck, ohne meine 12 personen,
vndt andere wenig passagiers.
Es ist noch alß contrarie windt.
Bruck in Flandern haben wir auch heütte liegen sehen.
Vmb 10 des vormittags hat man ancker außgeworfen, gegen Ostende v-
ber, biß vmb 4 vhr nachmittags, alßdann daß getye wiederkömbt,
damitt können wir alleine fortkommen, weil wir keinen windt
haben, vndt es gehet gar langsam von statten, solcher gestaltt.
Diesen Nachmittag, ohngefehr gegen 3 vhren, haben wir vor
Ostende, ein holländisch Orlogsschiff, mitt einem Duynkerker
fechten sehen, vndt wol ein 20 schüße aufeinanderthun,
wie auch auß der Stadt, tapfer feẅer auf daßelbe ge-
geben worden, endtlich aber seindt Sie wieder voneinander
kommen, vndt es hat sich der holländer auf vns retiriret.
Wann wir ein wenig windt gehabt, hetten vnsere leütte, daßelbe
Schiff, gerne entsetzt. <Baldt hernacher ist daßelbe Schiff selber zu vnß kommen,
vndt hat vnsern Viceadmiral, (nach dem es hinter sein
Schiff vmbgeseigelt) mitt 3 schüßen vndt rührendem spiel
oder Trummelschlag begrüßet, Jst auch mitt einem schuß
vom Viceadmiral vndt seinen Trompettern beantwortett
worden, Es war ein Freybeütter, vndt schlepte ein
klein Schiflein mitt einem Mastbawm hinter sich, so es
vor Ostende mitt großer bravade den Spannischen abgenommen, vnangesehen Sie auß der festung vndt auß
einem Orlogsschiff, auf ancker <davor> liegende, scharf darauff
feẅer gegeben, auch die Seigel zimlich durchschoßen, vndt
etzliche löcher darinnen, zu sehen waren.>
Mitt lesen, schreiben, schlafen, reden, vndt spielen, wie gestern,
die zeitt im Schiffe vertrieben.
Numehr von Ostende auß, werden vns die Duynen oder
Sandtbäncke (wiewol das wortt Dünen indifferenter,
vor Sandtberge, vndt Sandtbäncke gebraucht wirdt)
nicht mehr hindern wie zuvorn, denn das Meer alhier tieff genueg,
<weil wir vns etwas weitter in die See, vom lande ab, begeben haben.>
Der windt aber, ist noch immer contrarie. Vnser capitain
hatte nicht böse lust darzu, das Spannische Orlogsschiff, auf an-
cker liegende anzugreiffen, weil Sie aber gewaltig in der
festung Ostende, scharf beschoßen sejn sollen, vndt das Schiff
nahe darundter lag, alß hette man, mehr schaden, als nutzen,
darvon haben dörfen.
Montag☽ den 5. ⁄ 15. May.
Mitt immer contrarywindt bey Duynkercken vorüber
laviret, vndt doch so allgemach fortkommen. Es hat
aber sehr gestürmet, die wellen ins schif geschlagen,
vndt daßelbe sehr beweget. Jch habe mich gar
vbel auf befunden, vndt fast der pacientz vergeßen.
Vnsere ancker auf dem Schif wägen 1800 in 2 mille Pfund (libra)℔
eysen.
Dienstag♂ den 6. ⁄ 16. May:
Noch alß mitt Sudwesten contrary windt,
lavirende, fortgeseigelt, auf Calais zu, wel-
ches von Vlißingen entlegen – – – – – 20 [Meilen]
wiewol der vmbschweif vmb der Sandt-
bäncke willen, vndt daß vielfältige lavi-
ren, den weg viel weitter gemacht, So
kan man auch, so eigentlich, auf der See, nicht
wißen, wie lang die meilen fallen, alß wie
auf dem lande, denn nach der windt gut
oder böse ist, fället der weg lang oder kurtz.
Dem Schifcapitain 20 ReichsthalerRthlr:[,] dem Schifvolck 5 ReichsthalerRthlr:[,]
den beyden Steẅerleütten 2 ReichsthalerRthlr:[,] dem koch 1 ReichsthalerRthlr:[,] dem
iungen des capitains so fleißig aufgewartett 1 ReichsthalerRthlr: auch verehrt.
Sie haben mir 3 canonschöße1 zu ehren gethan.
Mitt großer leibs[-] vndt lebensgefahr in einer schlechten
kleinen Frantzösischen chalouppe durch vngestümme
Meereswellen in den port zu Calais eingelauffen,
vndt alda das bagage mitt schimpf eröfnen laßen
sollen, welches aber durch mein wiederhalten,
(ob es schon viel andere Fürsten vndt abgesandten
thun müßen) vndt das ich zum gouverneur geschickt,
endtlich verblieben. <Dieser gefährliche Tag, ist nit zu vergessen.>
Zu Calais hat mich der kaufmann Friederich
Sweers, vndt nach der mahlzeitt, der Stadische re-
sident, Mandenmaker<Glargis,> besuchtt.
Ein gaugler, vndt seltzamer poßenreißer, jst ins
hauß zu vnß kommen, vndt hat artige künste gespielt.
Die Trommelschläger, vndt andere haben sjch auch gefunden.
Vmb 10 kronen zeücht man zu roß, nach Paris, vndt wjrdt
(ohne sorge) mitt eßen, trjncken, vndt lägerstadt accommodirt,
mitt dem ordinarij bohten. Jch habe aber 11 Livres tournois₶: müßen vor die
person zusagen, vndt versprechen.
Der iunge Knoche ist alhier, der Curdt.
[Mittwoch, 7. Mai]
Mittwoch☿ den 7. ⁄ 17. May. Abschiedt der Stadische resident Glargis
vndt Sweers von mir genommen, vndt mir einen paß vom
chevalier de Salesnes leüttenampt des gouverneurs zu
Calais zu wegen gebracht, damitt ich wegen meiner
gewehr vndt bagage nicht ferrner angesprenget werde.
Nach der mahlzeitt fortt in Gottes nahmen,
(wiewol iedermann von der großen vnsicherheitt,
zwischen hier vndt Paris sagen thut) mitt star-
cker compagny, zu roß nacher Paris zu raysen.
heütte nach Bouloigne, eine Stadt aufm berge etwas
feste, mitt doppelt so großen vorstädten vndterm
berge gelegen, vndt ein Meerhafen, ligt au Contè
de Boulonnois, ein ländlein, welches gleichwol etzliche
mitt zur landtschaft Picardie rechnen, alda ich wie
auch zu Calais vorzeitten zweymal gewesen.
Meilenm. | |
Bouloigne ligt von Calais, Frantzösischer meilen
Jch rechne [...]<2> Frantzösischen vor 1 deützsche Meilem: wiewol es vnmüglich allemal so gar eigentlich zuzutreffen. |
7 |
Der Messager so vnß führet, nimbt vor Mann
vndt pferdt biß nach Paris, 11 cronen, vndt
helt vnß zehrfrey die 60 meilen vber, das
wir vor nichts sorgen dörffen, als eßen,
Trincken, Schlafen, vndt reitten.
Donnerstag♃ den 8. ⁄ 18. May.
Meilenm. | |
Nach Montrueil in Picardie, eine feste Stadt
aufm berge gelegen. Vndterwegens kornlandt. Wir haben auch observirt, eine art von Thünger auf den äckern, den Sie Marle heißen. Jst eine art von weißer kreyde, so 10[,] 12 iahr lang dünget, vndt länger wie Sie sagten das man es nicht verändern darff. Es zergehet durch den frost, das es voneinander fället, vndt dünget desto beßer, sonsten ligts wie Steine auf den äckern, wirdt tief auß der erde gegraben. Es hat auch andere Steinbrüche in diesen gegenden, vndt ist holtzicht vndt bergicht, wie auch gestern. |
7 |
Nachmittags von Montrueil (da wir gefüttert)
auf Bernay, vnser Nachtlager Jst nur ein flecken, aber gar lustig gelegen, vndt hat vnß die Nachtigal mitt ihrem lieblichem gesang vor vnserm hause vndt im holtze sehr erfreẅet, <wiewol vnsere holländer baldt eine tragoedie angerichtett hetten.> Vndterwegens auf Nampon zukommen, vndt andere kleine örter. Es soll dieser weg, wegen der Straßenraüber, (welche in die 200 starck sein sollen) sehr vnsicher sein, ob man schon ihrer etzliche bekommen haben soll. Sie haben gute gelegenheitt, || [[Handschrift: 35r]] in den wäldern vndt bergen sich aufzuhalten, Sie sollen nicht allein auf den landtstraßen, angriffe thun, sondern auch, den leütten in die haüser fallen, sonderlich denen, die abgelegen auf dem lande wohnen, vndt Sie so lange martern vndt quelen, oft biß in den Todt, biß Sie ihnen ihre verborgene Schätze vndt geldt mittheilen. Binden Sie hernachmalß mitt allen den ihrigen feste an, damitt Sie es so baldt nicht nachsagen vndt vmb hülfe anruffen, noch die raüber verfolgen können. |
5 |
Wir haben heütte die violblawen Hiacinthenblumen haüffig
im holtze gesehen auch im felde <ge>wachsen, Jtem: gelbe wolriechende
nelcken auf der Mawer zu Montrueil.
Das Städtlein Rüe zur rechten handt liegen laßen.
Nota: die Patagons (Spannische Creützreichsthaler (Brabanter Taler)creützRthlr: gelten zu Calais 54 Stüber
vndterwegens alhier nur 52 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)st: vndt zu Paris nur 50 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St:)
die andern Reichsthaler, (welche doch beßer seindt,) nimbt man
fast gar nicht, oder doch sehr vngern. <heütte haben wir vnß vom
Meer, landwerts ein, abgewendet.>
Freitag♀ den 9. ⁄ 19. May.
Meilenm. | |
Von Montrueil<Bernay> nach Abbeville in Picardie
Baldt anfangs das Städtlein Saint Valery, zur rechten handt liegen laßen. Auf eine zerfallene <lustige> Abbaye hernacher zukommen. Les Abbèz en France, ont tout le bon temps de leur costè, vivent a leur playsir, <ne> des- pendent rien en edifices, mais vont a la cour. et cetera |
5 |
Abbeville ist eine große, aber vbelgebawete heßliche Stadt, wie
die Städte in Picardie meistentheilß, gar altfränckisch außsehen,
|| [[Handschrift: 35v]]
alda bin ich vor diesem auch zweymal gewesen.
Meilenm. | |
Nach der mahlzeitt von Abbeville nach Poix
ein Städtlein vndt hauß dem Mareschal de Crecquy, zu- ständig in einer lustigen gegendt, voller getreydigs, holtz, etcetera davon Sie das sprichwortt haben: Monsieur de Crecquy ne fut iamais saoul des poix, weil ihm dieser ortt so wol be- kombt, daß er ihn nicht vergeben mag, Soll ihn iährlich von 10 in 12 mille livres de rente eintragen. |
9 |
Diese Tagereyse ist vnß etwas weitt vorkommen, vndt den
pferden zimlich sawer worden, auch etzlichen Reüttern,
wiewol die beyden holländer Wolden, vndt Mandenmacker,
mitt ihrem geferten dem Schottländer Mongommery, durch ihre
Narrenpoßen vndt zimlich grobe schertze, etzlichen den weg ver-
längert, etzlichen verkürtzet. <Vnsicherheitt wehret noch.>
Samstag♄ den 10. ⁄ 20. May.
Meilenm. | |
Von Poix, nach der Stadt Beauvais en Beauvoysis
zu mittage abstandt, alda vnß der erste weinwachs in Franckreich vorkommen. Jst ein gut landt, an korn, weitzen, auch gehöltzen, vndt weyde, wiewol wir zimlichen Steinichten weg, vndt berge dahin gehabtt. |
9 |
Jch hatte kundtschafft darvon, daß zu Beauvois ein
großer greẅlicher backenzahn, von Sankt Christophoro
aufgehoben würde vndter den reliquien, vndt hette ihn
zum poßen gern gesehen, befragte destwegen einen
pfaffen vndt zween Mönche. Sie wollten mir ihn aber
|| [[Handschrift: 36r]]
nicht zeigen die Schälcke, sondern sagten, es wehre
etwas zweifelhaftig, vndt darümb verbotten, solch heilig-
thumb den leütten nicht mehr zu zeigen, ohne sonderbahres er-
laübnüß, So wehre es auch in der hitze gar weitt hinzu-
gehen. Endtschuldigeten sich derentwegen. et cetera Jch glaübe
daßelbige auch gar wol daß es zweifelhaftig seye,
weil wir darvor halten Sankt Christophorus seye nie in
rerum natura gewesen, sondern es seye nur von den
lieben alten eine pictura symbolica gewesen, damitt
anzudeütten, das ein ieder Christ, solle Christi träger (wie
dann das wortt Christophorus in Griechischen sprache also
heißet) sein vndt bleiben. Monsieur du Moulins setzet in
seinem Bouclier de la Foy, es würde alhier zu Beauvais
ein solcher backenzahn in reliquiis verwahret in solcher
größe, daß 6 solcher zähne, einen backofenschlundt
füllen möchten.
Sigmundt Deẅerlin, hat einen gefährlichen fall mitt dem
müden pferde auf seinen bösen schenckel gethan. Jedoch
ist er ihm Gott lob, wiewol es nahe gewesen, nicht
wieder zerbrochen.
Der Schottländer vndt Mandenmaker haben so grob mitt
einander geschertzt, daß sie mitt peitzschen angefangen
zu fechten, biß endtlich der holländer einen starcken Streich
ins auge bekommen, daß er hette mögen blindt werden, haben
|| [[Handschrift: 36v]]
darauf wollen ernst drauß machen, vndt eine weyle
innegehalten, Jedoch (weil es nicht gern geschehen) haben
Sie einander es endtlichen vergeben, vndt haben etwa
ein par Stunden hernach, ärger angefangen zu kälbern
als zuvor, wiewol der holländer großen schmerzen am auge
erlitten, vndt ihm der Balbirer zu Beauvais (ihn zu verderben
oder gelt abzuverdienen) destwegen zur ader in der hitze
vndt Mittagsstunde, nach so starckem reitten, vndt
ferrnerer vorhabenden rayse, laßen wollen, welches ich
ihm starck wiederrahten, er es auch vndterlaßen, vndt
davor frawenmilch vndt rosenwaßer zum auge gebraucht.
Meilenm. | |
Nach dem eßen von Beauvais nach Beaumont
eine Stadt an der Oyse gelegen, darüber eine hüpsche brücke. |
8 |
Die heüttige Tagerayse, ist die stärckste,
so wir noch gehabtt, Siebenzehen meilen.
Sonntag☉ den 11. ⁄ 21. May.
[Meilenm.] | |
Auf Saint Denis, en l'Jsle de France gelegen
darbey vorüber geritten. |
6 |
Paris die weittberühmbte Stadt
alda wir noch vormittags ankommen, vndt en la ville de Bruxelles eingezogen. |
2 |
Nota Bene[:] vnsicherheitt in einem großen walde auf zwo
meilen von Beaumont, so sich weitt hinauss erstreckt, vndt
|| [[Handschrift: 37r]]
haben die Raüber alda auf einen großen Stein,
selber geschrieben: Jcy prend on l'or sans peser, & l'argent
sans conter.
L'Jsle de France ist ein schönes korn[-], wein[-] vndt
weydelandt, hat die große Stadt Paris vndt andere
nebenstädtlein, lustige flecken[,] dörfer vndt haüser
in Sich, auch die schöne riviere der Seine. Jst in
vielen büchern beschrieben, wie auch die Stadt Paris
welche ich numehr zum dritten mal besehen.
Zu Paris habe ich mich von den <3> Jungen schwärmern
den holländern vndt Schottländer abgesondert (vndter denen
der Wolden der gröbste gewesen) habe aber meine leütte,
vndt den Jungen Erlach vndt seinen præceptorem bey mir
behalten.
Montag☽ den 12. ⁄ 22. May.
Alhier zu Paris, somnia terrifica gehabtt, vndt wie ich
mitt meiner Senfte zwischen den Spannischen vndt Stadischen
versuncken, auch mortaliteten in meiner familia[,]
meiner gemahl vndt kindern2 erlitten. Gott verhüte es.
Monsieur Vannelly, so numehr ins 74 iahr gehet, vndt
auf sein hohes allter, das falliment des Burla-
macchj erleyden müßen, mitt großem hertzeleydt,
hat mich besuchtt, wie auch Henry Muysson,
welcher mir meinen wechßel machett.
Der König ist an itzo zu Fontainebleau, hat gantz
Lottringen, biß auf La motthe durch den Maréchal
de la Force eingenommen. Cardinal Duc de Riche-
lieu ist nahe bey ihm zu Fleury, vndt ist
in höchstem ansehen beym Könige.
Dienstag♂ den 13. ⁄ 23. May.
Die zeitt zu vertreiben, weil mein bagage,
vndt wagen von Calais noch nicht angelanget,
bin ich in Paris spatziren gefahren. habe heütte
das Louvre wieder besichtiget, vndt des Königs schöne zimmer
darinnen auch der Königinn, Jtem: la gallerie des Tuilleries,
gemälde de la mayson de Bourbon, darnach les Tuilleries,
vndt den garten derselben, darnach L'Hostel de Luxem-
bourg, den die Reyne Mere stadtlich vndt prächtig
all'Jtaliana gebawet, in die 4 Tag<mitt 6 pavillons>a vndt 2
gallerien, vndt einem altan, Schöne vergüldete gemächer
darinnen, vndt gemälde insonderheitt auf der <einen> gallerie
darinnen, der Reyne mere ihre geburt vndt ganzes
leben, von dem berühmbten Meister Rubens zu An-
torff abconterfeyet, so 46000 Livres tournois₶: soll gekostet
haben.
Avis vom vnglück so vnser bagage zu Abbeville gehabt,
|| [[Handschrift: 38r]]
das es alda abgesezt worden, vndt der schelm der
Fuhrmann von Calais (vielleicht weil er das geldt
vor weg bekommen,) darvon gefahren, vndt einen
andern bestellen will, der erst aufn Freytag soll
hier ankommen, da wir vnß heütte des bagage
versehen.
Nota Bene[:] haben auch heütte das Templum<im antiquario> des Königs im
Louvre, eine Diana von Epheso3 gesehen, so vom Tür-
ckischen Kayser4, dem alten Könige in Franckreich
verehrt, Soll in<m> Frontispicio der kirchen zu Epheso
gestanden haben, ezliche sagen es seye ein oraculum
gewesen. Der ortt oder Saal da es stehett, ist schön
mitt Marmel geziert, aber der itzige Könige achtett
der antiquiteten vndt gebeẅde gar wenig. Sein
leben, jst nur der krieg vndt die iagt, Jst
numehr etwan ein herr von 33 iahren, wirdt
mitt der zeitt, wol stiller werden.
Nachmittags nach Nostre Dame gefahren, Jst eine gewaltige
kirche vndt anderswo in itinerariis beschrieben,
Bin auf den Thurn[!] gestiegen, daran ich 380 treppen
gezehlet, haben einen schönen prospect auf die
gantze Stadt Paris gesehen. Es hat große
glocken daroben so Sie eben geleüttet mitt starcken klang.
Von dannen auf die schöne place Royalle, so in
die Vierungb mitt 36 haüsern, eines wie das ander
königlich gebawet, vndt die Ritterspiel darauf
pflegen gehalten zu werden.
Von dannen au Pont neuf, vndt die kunstreiche Sa-
maritanerinn5 wieder besehen, so ein deützscher
gemachtt, das frische brunnenwaßer auß dem
Strom der Seine zu heben, vndt durch waßer-
künste an viel örter der stadt, vnvermenget
des Stromswaßer zu verleytten. Es ist in dem
hause dran eine perspectif, da sahen wir alle
wagen vndt[,] pferde vndt Menschen, so vber die
brücke fuhren, auf den köpfen gehen, gar seltzam.
Palais du Parlement, da musten wir die
sporen abthun, vndt hörten playdiren.
Als wir zur place royalle fuhren, fuhren wir
bey der Bastille vorüber.
[Mittwoch, 14. Mai]
Mittwoch☿ den 14. ⁄ 24. May. Vannelly wieder zu mir kommen. Mortificatio
res infecta. Schreiben a Madame.
[Donnerstag, 15. Mai]
Donnerstag♃ den 15. ⁄ 25. May: Jn festo Ascensionis nach Charenton incognu
zur predigt gefahren. Monsieur Drelincourt hat geprediget.
Es wahren auch 2 kleine hertzoge von Wirtemberg darinnen.
Nachmittags nach Saint Denis, 2 Meilenm: von Paris, den Schatz
vndt begräbnüß der Könige, aufs neẅe, mitt
lust besehen, wiewo
[Freitag, 16. Mai]
Freitag♀ den 16. ⁄ 26. May: Nach Saint Germain en Laye, das neẅe
königliche Schloß vndt garten, auch 5 schöne grotten,
vndt gethierte besichtigett, darundter auch Stein-
bögke, mas & foemina, Jtem ein Jchneumon, so
den Crocodill vmbbringet, 2 seltzame große rohte
Papageyen gewesen, vndt viel andere seltzame vögel[,]
Jtem: kleine Schweine auß Jndien, <ratten auss: barbaria etcetera
vndt ein Schwartz vndt weiss Schaf vom capo de buona speranza
so trächtig ist.>
Allda mitt großem vnkosten gefüttert.
Von dar nach Rüelle des Cardinals de Richelieu
schönen garten, fontainen vndt grotte besichtigett,
non senza licentiosa jnsolenza de'suoj paggij.
Von dar nach Madrill hat 140 kammern, 416 ca-
binets, wirdt verachtett wegen des Spannischen nahmens,
Jst sonsten ein schön hauß, wenn man es nicht ließe
eingehen. Sie sagen es solle vor Monsieur reficirt werden.
Ein lustiger pusch zur hasen[-], vndt füchße iagt ligt darbey.
[Samstag, 17. Mai]
Samstag♄ den 17. ⁄ 27. May: zeitung das des Churfürsten von Saxen volck Bautzen
wieder eingenommen. hingegen der general Glèen die
|| [[Handschrift: 39v]]
pässe an der Lippe[,] Nemen[,] Vtrup, etcetera wie auch andere
Städtlein als Camen, Vnna vndt Lünen, wie auch die
Schlößer Gemen Vndt Lummeg6. Den 4. May soll ein
hagel größer als hünereyer zu Saltza in Thüringen,
<gefallen sein, nach dem ein vngewitter erstlich> drey kirchen vbern hauffen geworfen, vndt großen schaden
gethan haben, auch eine compagnie Schw reütter im felde
beschädiget, vndt den Rittmeister biß an den Todt
verwundet. Zu Regenspurg wirdt starck fortificirt.
Zu frankfordt am Mayn tractiret man, Chur Sachsen will haben
man solle Dennemarck zum vndterhändler des friedens ge-
brauchen, Neẅburg begehrt das Schwedische volck abzuführen auss
seinem lande, vndt ihm die vnkosten vndt Schäden zu
erstatten, oder er will sich feindt erklären. Banner
will frankfordt an der Oder belägern. <general> Horn hat zween
stürme vor Vberlingen verlohren, vndt stöße gekriegt.
<König in> Engellandt, will den iungen Oxenstern, vor keinen gesandten
erkennen, weil er keine creditif von der Königinn vndt den
Reichsrähten hatt, auß Schweden, sondern nur von seinem
vatter, destwegen verzögert sich seine handlung, alda.
Je suis en appehension a cause des grandes despences,
que je fay icy a Paris, & voy que i'ay contè trop a moins.
Sonntag☉ den 18. ⁄ 28. May.
Jn die predigt nach Charenton, darinnen auch der
Alte hertzogk von Sully, vndt Mareschal de Chastillon,
mitt gewesen. Der
Nachmittags hinauß nach Saint Clou, 2 Meilenm: von Paris, alda
den schönen garten des Ertzbischofs von Paris, welcher
mir gar annehmlich vndt ordentlich abgetheilet,
vorgekommen, auch mitt 2 lustigen grotten, vndt
<etzlichen> lustigen fontainen vndt brünnlein gezieret ist,
vndt hüpsch puschwerck darneben hatt, besehen,
Jtem sein hauß, vndt die kammer, darinner<n>
der König, Henricus III. von einem Münch erstochen
worden, das hauß ist schlecht, der garten vndt die
grotten vndt brünnlein darinnen, seindt desto
schöner, vndter andern ist auch ein lusthauß mitt schönem
frischem waßer, wie ein vollbadt angerichtett,
dabey Tische stehen, darinnen im kühlen zu
eßen, vndt ist allezeitt, auch in hundstagen,
küle darinnen.
Jm rückwege haben wir auf der gaße zu
Paris, hinter vnserer kutzsche, zwey sich balgen,
vndt einen Niederstoßen sehen.
Montag☽ den 19. ⁄ 29. May.
Schumann zum cardinal, geschicktt avec <une> lettre, a iceluy.
Erfahren daß die Archers etzliche albereitt alhier <zu Paris> erstochen,
welche die silberne vndt güldene schnüre, auch die großen
spitzen, an vberschlägen, wieder des Königs ernstliches verbott
getragen, vndt sich destwegen zur wehre setzen wollen,
mitt ihren dienern vndt lackeyen, vber welche es am
meisten ergangen, weil Sie jhren herren zu dienste,
gar zu geschwinde mitt der wehre heraußer gewesen.
An itzo ist zu hof am angenehmsten, wer sich am schlech-
testen in kleidungen weiß zu halten, weil goldt[,]
silber, auch stadtliche spitzen an vberschlägen, ernst-
lich vom Könige, zu tragen verbotten, dann ohne vn-
dterscheidt der stände, iedermann zu hoch damitt
gepranget, vndt darüber das geldt verspildert.
Vannelly hat mich besucht, <& i'ay usè medicine.>
Le Duc de Guise, n'est plus icy, il y a plus d'un an. Il
est allè a Florence, avec toute sa famille; en disgrace
de Roy, comme est toute sa mayson. Le Maréchal de Bassompierre,
est depuis 4e. ans, prisonnier a la bastille, ne noceat. Il
y a peu de princes en cour. Le Cardinal est Toutpuissant,
& en grandissime grace auprès du Roy, aussy un homme douè
de belles qualitèz & vertus singulieres.
Avis: das der Cardinal Bicchi Nuntius Apostolicus,
in kurtzem verraysen, vndt ein ander an seine stelle
kommen werde. Sonsten soll der pabst, mitt dem Frantzösischen
gesandten Monsieur de Crecquy zu Rom starck geredet ha-
ben vndt vndter anderm <habe Crecquy> gesaget: Votre Sainte<tè> est plus
Espagnol que François, & ie l'escriray au Roy.
Darauf habe der Pabst geantwortett, er sollte
es dem König nicht schreiben, sondern selber hinziehen,
vndt es ihme ansagen. Der Pabst hat auch
ein groß Jubilæum außgeschrieben, deßen procession
künftigen Sontag auf Pfingsten angehen soll, zu wieder-
bringung friede vndt ruhe in Deützschlandt, per la
quiete <delle cose> della Germania, der scopus ist gut, wie-
wol dieses Jubilæum alhier, von etzlichen,
wieder ihren willen, wirdt gefeyret werden,
weil man zum kriege gar begierig jst.
Jch weiß nicht ob ich mich irre, aber vmb etzlicher circum-
stantzien willen, ominire ich nichts erwüntzschtes,
zu gewarten, von der nöhtigen conferentz, mitt dem Cardinal[.]
Doch Gott kan es wol außschlagen vndt gerahten laßen,
derselbige will darumb anzuruffen sein. La con-
giuntura è addesso cattivissima. Jddîo cj ajutj,
& dia miglior successo, che non si spera, Così sia.
Dienstag♂ den 20. ⁄ 30sten: May.
Nach dem alten zerfallenen Schloß, Bisestre gefahren,
in diesem schönen wetter, vndt gesterjgen medjcin,
Es ist nichts alda, als Rudera 2<z>weyer Thürne[!]
vndt etzlicher gemächer, alles von stein aufgeführt,
zu sehen, vndt ein alt zerfallen gemaẅer
rings herümb, in zimlicher circumferentz.
Der Teüfel soll vorzeitten alda schul gehalten,
vndt offentlich gelehret, auch alle Jahr
einen schüler geholt, vndt auf einem rade
haben vmblauffen laßen.
Zeitung, das des Kaysers Sohn der König
in Vngern, bey antrettung seines neẅen genera-
lats, mitt einem stügk erschoßen, vndt gewiß todt
sein soll, sed ego valde dubito, <non credo> an sit?
Nachmittags nach dem Schloß Meudon zu gefahren, ligt
2 Meilenm: von Paris, auf einem berge, hüpsch gebawet, darbey
es feine lustgärten, grotte, vndt püscher hatt, so der alte
Cardinal de Lorraine noch angerichtett. Jn der
grotte hat es feine kunstreiche gemälde, vndt
statuen, so gar hoch gehalten werden, Jst aber zimlich zer- || [[Handschrift: 42r]]
störet worden, in den kriegen. Der prospect an diesem
ortt, ist außerlesen schön, auf die Stadt Paris,
vndt vmbliegende gegendt, vndt hat es vndter
dem h garten dieses Schloßes, im grunde wol
ein halb dutzent andere gärten, welche privat-
personen zuständig. Jm Schloße hat es auch einen
Camin von Stahlgrünem mitt roht gesprengkeltem
Marmel darinnen man die stadt Paris, wie in
einem spiegel gar schön, neben dem waßer der
Seine vndt vmbliegenden gegendt, sehen kan.
Diß Schloß gehört der hertzogin von Guise zu, an
itzo aber wohnet die hertzogin von Elbœuf (des Königs
Natürliche, des hertzogs von Vandosme aber rechte
Schwester) darinnen, vndt ist gleichsam<alhier,> im arrest,
wegen ihres herren, welcher zu Brüssel bey Monsieur,
des Königs bruder, vndt auß Franckreich außgetretten
ist, wie dann ein exempt des gardes du Roy, alhier
zu Meudon ligt, vndt Sie nicht allzu weitt auß-
kommen leßet, gar ein wackerer vom adel, welcher
in Deützschlandt gewesen, auch andere raysen, jn die
Türckey nach Constantinopel, Egypten, vndt in das
gelobte landt gethan, vndt vnß gar höflich zugesprochen.
|| [[Handschrift: 42v]]
Jm lusthause Aldar, stehen va<A>llerley gemälde vndt
statuen, welche wol zu sehen, vndt künstlich ge-
macht seindt.
Antwortt vom Cardinal de Richelieu, an
mich, alß an einen Baron de Dona7, weil ichs
also begert, ich möchte kommen, wenn ich wollte.
Mittwoch☿ den 21. ⁄ 31. May.
Meilenm: | |
hinauß nach Fleury zum Cardinal mich zu begeben.
Bin heütte kommen, biß nach Plessy Vndterwegens einem begegnet, so einen bären vor vnß Tantzen laßen. |
8 |
Malum omen, alß ich von Paris weggewolt,
hat sich eine schlägerey, in vnserm hause erhoben,
vmb vnserer reitpferde eines willen, so
einen gebißen.
Meilenm. | |
Vollends nach Fleury
des Morgends zeitlich. Jst ein altvätterisch hauß, mitt einem graben verwahret, da- ran ein hüpscher garten ist. Der Cardinal Duc de Richelieu, des Königs fac totum wohnet an itzo darinnen, weil es nur 2 Meilenm: von Fontainebleau abgelegen. |
4 |
Er hat mich annehmen laßen. Jst vbel auf, hat
mich en qualitè de Baron <weil
Jchs also
begehrt>, iedoch sehr höflich tractirt,
vndt sich zu allem guten anerbotten, vndt gute
wortt von sich gegeben. Traittè de paix, Ascanie,
Debte <& espargne
de nostre pauvre pays>. 1. & 3. en suspens, le 2. acceptè tresbien,
<en paroles sans effect.>
Meilenm. | |
Darnach bin ich wieder auf Plessy gefahren
habe alda gefüttert, vndt vollends wieder |
4 |
Meilenm | |
auf Paris sejndt acht Frantzösischer meilen. | 8 |
<Nota Bene[:] allant a F<au> Cardinal me rencontra le jeune Duc de Mercure petit fils du renommè Duc, qui estoit jadis Maréchal de camp
en Hongrie.>
Weil mich der Cardinal an den Bouthillier Se-
cretaire d'estat, oder seinen vatter, den surintendant
des finances gewiesen, b habe ich hingeschickt,
Es ist aber weder vatter noch Sohn alhier gewesen,
werden erst nach dem pfingstfest von Fontainebleau
wiederkommen. <Gott lob, daß es mein rechter ernst, nicht ist,
alhier in Frankreich etwas rechtes zu sollicitiren.>
Die hertzoge von Wirtemberg haben mich besuchen
laßen, <vndt Bönnighausen.>
Schreiben außm hagen vom Leone d'Aisma, <dilatorisch.>
Vannelly bey mir gewesen, <Jtem: Muysson.>
Jtem der alte Bönnighausen Wirtembergischer
Raht welcher mir allerley gute Nachrichtung gegeben,
insonderheitt wegen Patris Josephi (so fac totum) beym Cardinal) Capuchin
|| [[Handschrift: 43v]]
Nota Bene vndt fleißig nach mir gefraget, Jtem: wegen der
Nota Bene kugeln so die Swedois etzlichen vnvermerckt schencken
Nota Bene laßen: Cape tibj hoc. Oxenstern der iünger wirdt
nicht vor einen legitimum abgesandten in Engellandt
erkandt. Der Kayser soll aber einmal gewiß
Todt sein, von Trier wirdt es geschrieben. Chur Saxen
hat die Kayßerliche armèe geschlagen auf den Schlesischen
gräntzen, gewonnen 22 stücke, vndt 13 fahnen
vndt 4 mille Mann niedergehawen.
Außm hagen daß die Spannier nach Diest marchire
darumb muß Stakenbruck der Stadische general leutnant vber die ca-
vallerie sich mitt der Reütterey auch fertig halten,
vmb zu sehen was die Spannischen attentiren werden.
Zwischen den Kayserlichen vndt heßischen wehre ein
treffen bey Ham vorgangen, darinn wehre das fuß-
volck der Kayserlichen gantz geschlagen, das geschütz vndt
bagage weggenommen, vndt der weg nacher Münster,
der Reütterey abgeschnitten. Der bundt mitt Franck-
reich vndt den Staden, ist geschloßen. Pinsen coniun-
girt sich mitt den heßischen, vndt 4 Spannische Regimenter
mitt den Kayserlichen wollen doch die neutralitet
nit brechen. <Staden seindt gut Magdeburgjsch.>
Der alte du Tuy, (so bey den hertzogen von Wey-
mar, vor diesem gewesen) ist zu mir kommen,
mich zu besuchen.
Zeitung das Horn noch vor Vberlingen lieget.
Jtem: das es vmb Basel herumb so vnsicher ist, daß Sie
auch mitt starcken trouppen reitten, vndt die stärcksten
convoyen angreiffen sollen.
Jtem: das der König in Vngern, numehr das generalat
angetretten. Der Churfürst von Saxen habe Bautzen einge-
nommen, vndt gantz verbrennet wiewol es nicht gern geschehen.
Hildeßheim soll auch eingenommen sein.
Jtem: das treffen continuirt auch, zwjschen den heßischen,
vndt Kayserlichen bey Ham vndt Olphen, <da die heßischen victorisirt.>
herrn Schafgotzsch gühter, sollen eingezogen sein.
herzog Frantz Julius, soll noch hin vndt wieder raysen,
wegen der friedenstractaten, zwischen dem Kayser
vndt Churfürsten von Saxen.
Zu Orange, haben Sie freẅdenfeẅer gemacht, wegen der
verneẅerten alliantz, zwischen Franckreich vndt den
herren Staden.
Vor La Motte liegen die Frantzosen noch.
König in Franckreich hat alle duel, rencontres, vndt particular
zwischt8 verbotten, aufs neẅe bey hoher straff, will auch keine
gnade mehr vnterschreiben, vndt hat auch die Secretarien drauf
|| [[Handschrift: 44v]]
schweren laßen.
Auß Jtalien, soll auch frisch volck, den Kayserlichen
von den Spannischen zukommen, vndt der hertzog von
Lottringen, zu Meylandt, mitt sejner Gemahljn, ankom-
men sein.
Regenspurgk jst von den Bayerischen belägert.
Zu Franckfurt, wirdt nichts sonderlichs tractirt,
als dilatoria, vndt es will der Kayser mitt gewaltt
darwieder gehen. Dennemarck wirdt zwar wegen
anerbottener jnterposition hoch respectirt.
Die Jungen vettern von Wirtemberg, hertzogs
Julij meines Schwagers söhne, herzog Roderich vndt herzog Sivlio
Nimrodt einer von 15[,] der ander von 10 Jahren altt,
haben mich in meinem losament besuchtt. Es seindt
gar feine herren vndt Mejner herzlieb(st)en gemahlin
Schwester Söhne, haben gut lob alhjer, vndt
<bey> den Könjg sejndt Sje wol angesehen. Der Ältiste
kan Frantzösjsch, vndt Spannjsch.
Du Tuy, jst auch bey mjr gewesen, vndt es wirdt
mjr numehr schwehr, mich länger vnbekandt, alhjer auf-
zuhalten. Bisogna pensar al nostro ritorno, se piace a
Dîo. <Quand Dieu voudra; mon temps sera.>
Nach Charenton in die predigt, vndt alda gegeßen.
Jn die Nachmittagspredigt haben wir nicht gekondt,
weil die stellen durch die vnsrigen versaümt,
vndt von andern schon eingenommen worden.
Bin derowegen, nach Bois de Vincennes gefahren.
Jst ein alt Casteel, mitt starcken Mawren
vndt runden Thürnen[!], auf die alte Manier
auch graben befestiget, Jnnwendig ist noch
eine burgk die sie Donjon hejßen, darinnen<mitt ein>
par guten Thürnen[!], <noch> einem graben, doppelten
Thoren, vndt hohen Mawren befestiget, darinnen
hat es feine gemächer, darauf der printz
von Condè, hertzogk von Vandosme, wie
auch der Ritter von Vandosme gefangen gehalten
worden, vndt andere große herren zu vndterschiedt-
lichen zeitten. Auf den einen Thurn[!] seindt wir ge-
stiegen, hat 305 Treppen, wie die Soldaten
vnß sagten, daß es oft vberzehlet wehre. Es hat
auch einen lustgarten vndt Thiergarten, bey diesem
Castell, vndt ein Stift oder kloster darinnen.
Dieser ortt ligt eine kleine Frantzösische meile von Paris,
vndt ligt an itzo kein gefangener darinnen, nur 13 mortes payes.
|| [[Handschrift: 45v]]
&cetera
Zu Paris habe ich Schumann wieder gefunden, der
hat mir gar ein freündtlich schreiben vom Cardinal
wieder gebracht 1. daß er den von mir begehrten
Paßeport des Königs, wollte verfertigen laßen.
2. Jhre Mayestät zu erkennen geben wie affectionirt
ich zu dero diensten bin, vndt wie leydt es mir seye,
daß ich solle wegziehen, vndt Jhre Majestät nicht sehen. Er vor
seine person der Cardinal offerirt sich auch gewaltig
zu meinen diensten, die er mir begehrt in der That
zu erweysen &cetera vndt nimbt abscheidt. 3. Weil keine
handtschriften vorhanden, ists vnmüglich in den finantz-
sachen fortzukommen. 4. Er will schreiben an Monsieur de
Fequieres wegen des Königes, damitt er vnser
bestes in acht nehme, wie wir es selber wüntzsche[n]
können. &cetera in der Aßcanischen sache, <vndt verschonung vnser gühter,
lande vndt leütte.>
Monsieur du Tuy, ist mitt vns, nach Charenton, vndt
<ins> Bois de Vincennes gefahren.
Zum Boutthilier den Dutuy geschjckt, mitt Schumann, wegen
des begehrten passeports. Man hat jhn aber nicht sprechen können,
biß gegen die Mahlzeitt, da hat er sich zu allem guten offerirt.
<heütte ist die Procession des Jubilæj angangen.>
Zeitung vom Obersten Bönnighausen oder Büwinghausen, daß auß
Deützschlandt.
heütte hat sich ein casus zugetragen, an der brücke, le
Pont aux doubles genandt, aldar hat das volck in der Pro-
cession des Jubilæj sich so starck gedrenget, daß die lehnen, an
der brücke entzwey gebrochen, vndt vber 25 bjß jn 30
personen hinundter gefallen, vndt ersoffen, auch ein 60
personen sollen beschädiget worden sein.
Vannelly hat mich besucht. Du Tuy ist den
gantzen Tag fleißig gewesen, <in meinen geschäften.>
Der Secretaire d'estat, Boutthilier, Ritter des königlichen ordens,
hat mir des Königs paß geschickt, naher Deützschlandt, sicher
zu raysen, <in optima forma gestellet, <versiegelt> vndt vndterschrieben.>
Meilenm: | |
Eilende resolution nehmen müßen, <von Paris> nach Lion, wegen des messagers geschw[indem]
abzugk, zu ziehen, auch Napierschky selb vierdte <Nota Bene> (wieder meinen willen <Nota Bene>) zu rüc[k] zu schicken <vber Meer> nach dem Fürstenthumb zu, ich aber gehe selb fünfte auf Lion, vndt geb[e] vor allen vnkosten mich zehrfrey vndt<zu> halten, vndt beritten zu machen, vor iede person, als Mann vndt pferdt 16⅔ Livres tournois₶: oder 50 francken, diese 100 meilen vber, Gott geleytte vnß allerseits. heütte seindt wir geritten, mitt dem Message[r], biß nach Milly en Gastinois, durch Essonne vndt andere flecken, thut nach gegebenem abschiedt zu Paris, dem Monsieur du Tuy, dem Jungen Erlach, vndt Strauben, habe auch Nostitzen alda gelaßen, etwas zu lernen. |
12 |
<Gott lob vndt danck das ich auß der Frantzosen klawen also
entrunnen bin. Strick ist entzwey, vndt wir seindt
frey, der nahme Gottes Stehe mir bey9, Jmmer nach Wien zu.>
Meilenm | |
La mayson Rouge – zu Mittage, vbele herberge | 6 |
Montargis Nachtlager | 6 |
Donnerstag♃ den 29. May ⁄ 8. Junij.
[Meilenm] | |
Briart sur Loire zu Mittage | 10 |
Cosne Nachtlager, heütte die größeste Tagerayse
An weinwachs, getreydig, vndt holtz, hat es von Paris biß hieher, nicht ermangelt. |
8 |
heütte bin ich von guten leütten, <ezlichen> Frantzosen vndt einem Pie-
monteser (welche in der gesellschaft sein) gewarnet worden, mich
vorzusehen, vor ein par<vier> Frantzosen, welche wol armirt auß
Paris, mitt vns geritten, kein bagage bey sich haben, wol montirt
sein, vnbestendige reden führen, nach allem curiose inquiriren &cetera[.]
Meilenm. | |
Nach la Charitè ein<e> Stadt an der Loire gelegen <zu Mittage>
Vndterwegens auf drey meilen darvon zu Pouilly, war extraordinarij guter wein, zu Trincken. |
7 |
Nachmittags biß nach Nevers, eine feine Stadt, auch an der Loire
dem hertzog von Mantua gehörig. |
5 |
Vndterwegens, 3 Meilenm: dißeit Charitè, zu Pouges den Sawer-
brunnen gesehen, vndt versucht, welcher alda getruncken wirdt.
Bey Nevers vndt Charitè hats vber die Loire steinerne
brücken.
Das landt ist gut, an holz[,] korn vndt weinwachs.
<Ein consiliarius<Procurator> regius, <vnd> drey kaufleütte haben in ihrer gestrigen
warnung fortgefahren, aber nur zweene beschuldiget, die
beyden Jungen leütte, vor ehrlich gehalten.>
Meilenm. | |
Von Nevers <vber
die
Loire
brücke,> nach Pierre le Moustier <zu Mittage.>
alda hat vnß der königliche Procurator Monsieur Milliault verlaßen, vndt einen Treẅhertzigen abschiedt von vnß genommen. |
5 |
Moulins en Bourbonnois
vnser Nachtlager eine feine Stadt, alda wir hüpsche schärchen10 vndt meßer gekauft. |
7 |
Jm Schloß wirdt an itzo die hertzogin von Montmorancy
verarrestirt gehalten.