[Meilenm.] | |
Nach Varennes zu Mittage | 6 |
la Palisse
dem Grafen de la Palisse, (so an itzo gouverneur im Bourbonnois ist) zugehörig. |
4 |
la Pacaudiere Nachtlager
Weil die meilen sehr groß <anfangen zu> werden, ist die heüttige Tagerayse noch die allergrößeste, vndt vnsern pferden die mühsamste gewesen. |
4 |
la Pacaudière ligt in dem ländlein Forest, vndt
haben einen bergichten bösen weg, auch hindter
Palisse durch einen vnsichern Straßenraüberischen
pusch gemust, so man la vallèe de la Palisse nennet,
vndt hat gar niedrig dichte holtz, daß man
sich gar leichtlich darinnen verbergen kan. Es
hat berge, korn, wey wiesewachs heütte gehabt, vndt
zur Rechten haben wir les montagnes d'Auvergne, liegen
|| [[Handschrift: 47v]]
laßen, Es gibt auch sehr schön vieh an Ochsen vndt kühen, in diesen
ländern, von Paris an biß hieher.
[Meilenm.] | |
Nach Roanne alda vber die Loire in einer fehre
Zu Roanne pflegt man sich aufzusetzen, wenn man die Loire hinundter will. |
4 |
Saint Saphorin | 3 |
Tarare
vnser Nachtlager. Böser bergichter weg. <Zu Roanne seindt ein par raysegeferten von vns abgeschieden.> |
4 |
[Dienstag, 3. Juni]
[Meilenm.] | |
<den
Junij> 3. ⁄ 13. Dienstag♂ vollends nach Lion
große meilen, böser weg, Man hat vnß wegen der eröfnung vnserer sachen gar bange gemacht. Es ist aber Gott lob, gar wol abgegangen. |
6 |
Renè Bayz der kaufmann zu Lion ist zu mir kommen.
Der wechßelbrief lauttet also:
Paris du 6. Juin 1634 pour livresL 4000 –
Monsieur a deux jours de veuë il vous plaira payer par cette
premiere & seulle de change A Monseigneur Christian Baron de Donaw1
quatre mil livres Valeur de mon dit Sieur, & mettèz les a mon conte
comme par l'advis de Vostre bien affectionnè Serviteur
Monsieur, Henri muysson manu propria
Monsieur Renè Bayz,
a Lion.
Vndt es war ein avisbrieflein vom Henry Muysson darbey, <an ihn.>
Der kaufmann Monsieur Dorat ist auch von vns geschieden heütte in Lion.
heütte hat sich der Conseiller mir recht zu erkennen gegeben. Er heist: Monsieur
de Valbelle Conseiller du Roy au Parlement de Provence demeurant a Aix.
Der Piemonteser, welcher von Paris auß, mitt her geritten,
heißet Angelo Senoncello, credenziere dj Sua Altezza di Savoya, ein guter
kerll. Sonsten habe ich mein lebetag, solche raysegeferten nicht gehabt,
das keiner dem andern recht getrawet, vndt auf manchen, ein vngleicher
schändtlicher verdacht geworfen worden, wiewol Sie vns deützschen, am
allermeisten getrawet. Gott lob, daß wir also <sicher> durchkommen sejndt, vndt wüntz-
schen dergleichen in posterum, <denn ich noch einen weitten weg, vndt große gefahr vor mir habe. Dieu nous conduyse par ses Saints Anges.>
Nota Bene[:] Henry Muysson hat zu viel aufgeldt genommen, zwischen Lion vndt
Paris in dem er 1½ pro cento genommen hette nur ½ pro cento nehmen
sollen. Darzu hat er mir die Pistolen, vor 8 Gulden (florenus)f: 10 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: gegeben, da er
mir doch moneta di banco, wechßelgeldt, vndt also zu 8 Gulden (florenus)f: 6 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St:
dieselbigen geben sollen.
J'ay accordè avec mes marchands vers Vienne pour 4 pour cent.
Matthieu Spon hat mich besuchtt.
[Meilenm.] | |
Von Lion ein Schif nach Orange oder Avignon vmb 12 Livres tournois₶ bedinget
heütte auf dem Rhodano, (welches ein strenges waßer ist) fort- gefahren nachmittags in sehr warmen wetter, auf Vienne zu eine Stadt im Daulphinè alda man sehr gute klingen macht. Jch bin alhier, als ich anno 1609 von Lion nach Avignon gefahren, auch gewesen, vndt dazumahl vber nacht gelegen. Zu Vienne hats eine steinerne brücke. |
5 |
Meilenm. | |
Von dannen nach Andance ein flegken, im Daulphinè
alda haben wir beyde brüder Messieurs d'Antrevar & de Lissare ge- laßen, zwey feine vom adel, die wir auß gutwilligkeitt, mittgenommen. |
7 |
[Donnerstag, 5. Juni]
Meilenm. | |
Zu Andance außgeruhet, vndt Donnerstag♃ den 5. ⁄ 15. Junij, frühe vor Tages,
wieder forttgeschift bey Pilatj Thurm vorüber, (welcher Monsieur de Fonta- gier2 zuständig,) im Daulphinè gelegen, auf die Stadt Tournon en Vivarez gelegen, dem Grafen von Tournon zugehörig. |
1a 3 |
Von dannen nach Valence im Daulphinè eine feine Stadt.
alda wir zween studiosos, 2 Frantzosen, 2 holländer (so mittge- fahren, mitt vnserer bewilligung) gelaßen, vndt fortt auf |
3 |
Ancone
Gegen vber ligt Montelimar. |
6 |
Bourg alda wir gegeßen, zur rechten handt des Rhodanj
die letzte Stadt in dem lande Vivarayz. |
2 |
Nota: der Delphinat3 lieget zur lincken, Vivaretz zur
rechten, <des Rosnestroms.> |
|
Ehe wir nach Valence kahmen, lief die Jsere ein schnelles
waßer in die Rosne, vndt macht den Strom desto stärcker. |
|
Pont Saint Esprit
im Languedocq gelegen zur rechten handt die schöne Steiner- ne brücke so alda vber die Rosne gehet ist sehr berühmbt. Wir haben nur 21 große Schwibbogen daran zehlen können, wiewol etzliche 22 bogen zehlen wollen. Die durch- fahrt ist gefährlich. |
4 |
Wir haben auch observirt daß die Schifleütte in ihrer
frembden Provinzialischen sprache das landt so zur lincken des Rhodanj gelegen l'Emperio id est kayserreich, so aber zur rechten lo Royaulme geheißen haben. Diß seindt alte vestigia Jmperij Romanj, <& Regnj Arelatensis.> |
|
|| [[Handschrift: 49r]] | |
heütte haben wir einen starcken Nordtwesten windt gehabt,
(welchen Sie la bise nennen) der ist vnß zuträglich gewesen, vndt war nicht so heiß als gestern. |
|
Meilenm. | |
Balthasar
ein zollhauß ins Fürstenthumb Vranien gehörig, zur lincken, alda wir angefahren, vndt mitt pawerpferden (so weder Sättel noch zäume nur halfter von stricken gehabt dergleichen |
4<3> |
Meilenm | |
Reütterey ich noch nie <zuvor> versucht) biß nach Vranien oder Orange
geritten, alda spähte ankommen, vndt in der vorstadt gelegen. |
1 |
<Summa> |
<34 Meilenm: von Lion.> |
Zu Orange aufs Castell gegangen, herren Christoff von Dona
den itzigen Gouverneur, meinen alten bekandten vndt Treẅen
Achatem anzusprechen, der mich auch mitt freẅden entpfangen,
wie auch hernacher seine Gemahlin.
Nach der mahlzeitt haben Sie mich zu kutzschen herümber
geführet. Das Castell ist sehr feste, hat dreyerley fortification
auf einem <hohen> berge gelegen, zwar mitt steinernen pasteyen
vndt rundelen nach gelegenheitt des orts versehen, aber weil
es aufm felsen gelegen kan man weder approchiren noch miniren.
Also hats 3 brücken vndt 3 gräben. Die eüßerste fortification
so Printz Moritz Seliger machen laßen, heißet man la Vignasse,
(weil weinberge vorzeitten drauf gestanden) die ander la cortine,
<so auch Prinz Moritz Seliger bawen lassen, der itzige Printz fortificirt nichts dran,>
die dritte vndt innerste le Donjon, darinnen ein fein wohn-
hauß mitt bequehmen losamentern gebawet <noch
von
dem
alten
herren
von
Chalon,>. Der herr von
Dona hat 5 Söhne, vndt 4 Töchter, vndt logirt mitt
Seiner familie (wiewol er einen Sohn nach hollandt geschickt,
hergegen aber einen vettern, herrn Fabian alhier hatt) aufm Schloß.
|| [[Handschrift: 49v]]
Seine Gemahlin ist der Princeßin von Vranien Schwester.
Jm Casteel logiren an itzo 200 Soldaten, weil kein feindt
vorhanden. Die Stadt ist auch mitt guten Mawren vndt
gräben auch zwinger vndt bollwercken all'antica etwas
feste hat ein 1500 feẅerStädte. Jst halb der Religion
zugethan, halb Päbstisch, vndt hat ein Parlement vndt
siege presidial in justitzien sachen mitt völliger gewalt vrtheil
zu sprechen, von 8 personen, so miparty sein, zusammen gesetzt.
Erstlich am felsen des berges im hinundter fahren, haben
wir viel öelbaẅme, mandelbaẅme, granaten, Jtem:
Timian, vndt Rosmarin gesehen, keine citronen noch pomerantzen:
dem sprichwortt nach: A Orange n'y a point d'Orange.
de tresnobles maysons quj reçoyvent leurs fiefs a genoux,
du Gouverneur au lieu du Prince de ceste souverainetè,
entre autres le Marquis de Caderousse. Elle est petite
ceste souverainetè, mais quj rapporte par an 30 mille escus de
revenu, dont deux tiers reviennent du peage au Rosne,
outre les Donatifs extraordinaires. Elle est quasi entourèe
Contad d'Avignon, & vers le Rosne du Roy de France,
lequel estime fort le Baron de Dona, & l'a tesmoignè personnellement
comme aussy Monsieur, & le Prince de Condè estants au voysinage. || [[Handschrift: 50r]]
Nous avons aussy veu aux Capuchins la belle allèe des arbres
Cyprez qu'il y a en leur jardin, & quelques peintures en leur Eglise.
Puis veu le nouveau Temple qu'on bastit pour ceux de la
Religion, outre celuy qu'ils ont, & justement estoit tombè
un artisan du haut en bas quj ne se fit point de mal.
De là vers le Tresorier general de Monsieur le Prince, en une
belle mayson bien meublèe de Monsieur de Laurent quj nous
y receut treshonnestement avec sa gentille femme, &
bonne Mere, nous faysant collation.
Hier Sigismundt Deẅerlin est allè a Avignon,
par mon commendement avec le batteau & deux jeunes
hommes, la ou il y avoit encores quattre lieuës
a descendre.
Je me suis fort resjouy de voir Monsieur le Baron de Dona,
mon ancien tresgrand amy, honorè & caressè de tout
le monde des moines & Papistes mesmes, en ceste sienne
fortune laquelle il jouit depuis 3 ans, apres avoir
souffert plusieurs adversitèz.
Nous avons souppè seuls, Madame de Dona, Monsieur le Gouverneur &
moy, ayants disnè en compagnie de ses enfants, nos gentilshommes,
& le gynecèe.
Jl y a une haute montaigne situèe vers le Soleil Levant,
a 7 lieues (Meilen)l. d'Orange quoy qu'elle semble tresproche quj s'appelle
le Mont Ventoux.
En Orange il y a aussy des Scorpions, & la maladie des es-
crouelles quj y regne fort, & est hereditaire en sursaut aux generations.
|| [[Handschrift: 50v]]
&cetera Monsieur de Laurent est beaufrere du Baron de Saint Julien quj
estoit Commissaire General du Duc de Fridlandt en l'armèe de l'Empereur
en Allemaigne.
Jl y a 60 Damoyselles quj habitent en Aurange & font sou-
vent la cour a Madame de Dona.
Vormittags des herren von Dona seine zween Söhne reitten
sehen auf der reitschule, vndt ein 4 oder 5 hüpsche pferde.
Darnach die antiquiteten des Circj, le circ genandt)[,] Jtem:
den arcum triumphalem Caij Marij, nach dem er die
Cimbros vndt Teutones geschlagen, Jtem: die alten
Stadtmawren, welche von selbiger alten ehrenpforte
sich anfangen, vndt ist die Stadt dazumal sehr groß
gewesen. Jch bin dahin geritten mitt dem herrn von Dona, <vnd andern.>
Nachmittags hinauß auf den Rosemarin bergk gefahren
welcher gantz mitt rosemarin bewachsen vndt bedeckt
ist, Jst wol zu sehen. Es hat auch etwas timian vndt
lavendel mitt darundter.
her nacher aufs pailmailspiel im zwinger der Stadt.
On apprend icy, a monter a cheval, pour une pistole ou au
plus haut deux, on dance pour un escu ou 4e. francs, on
escrime pour autant le mois, & quj veut porter le mousquet,
en peut tirer 4 escus, par mois. Nota Bene[:] pour Carl Heinrich de Nostitz on vit pour
4 ou 5 escus le mois, en pension.
Sigmund Deuerlin wehre beinahe im Rhodano, nach Avignon zu, ertruncken,
wegen des starcken windes, so Sie auf die felsen getrieben, <Jst
wiederkommen.>
Le Baron de Dona, tient 40 personnes, & entre jcelles, 14 sur la
solde du Prince d'Orange, en sa famille.
Predigt gehöret zu Orange in der Reformirten Stadtkirche, <des Pfarrers
herrn Silvij eines Schottländers,
vom adel.>
Gefrühestückt. Den Jungen herrn Fabian von Dona, mitt der
picke spielen sehen.
Das zeüghauß besehen, vndt in die 24 stücke darinnen.
Treẅhertziger abschiedt vom herrn von Dona vndt Seiner gemahlin.
An Meine gemahlin geschrieben.
herr von Dona hat mir das geleytte biß an die gräntze gegeben,
etwan eine halbe meile weges von Orange. Nachmahliger abschiedt.
Jn Gottes nahmen fortt, mitt lehenroßen, so man auf Marseille
gedinget, iedes vmb 5 kronen, iedoch des Messagers vndt seines
iungen mahlzeitt, auch so wol vndterhalt, als louage der
pferde mitt eingerechnett.
Corteson ein Schloß vndt Städtlein auf einer höhe zur lincken
handt gelegen, ins Fürstenthumb Vranien <noch> gehörig liegen laßen.
Darnach durch das waßer Sorgue auf etzliche örter, jm
Contad d'Avignon dem Pabst zustendig, zukommen, vndt zu
Entraigues collation gehalten.
Meilenm. | |
Let Au Thor ein Städtlein im Päbstlichen gebiehte, vnser
Nachtläger von Orange gelegen |
5 |
Meilenm | |
Nach Malemort zu Mittage
nach dem wir zweymal durch die Durance, ein geschwinder schneller fluß, so auch in die Rhosne kömpt, in einer fehre, durchgemust. |
5 |
Jn diesen gegenden der Provence haben wir gesehen,
ein schönes landt, bestellet an etzlichen orten mitt weitzen vndt haber, insonderheitt aber an den meisten örtern dichte voll Roßmarin im felde von sich selber wachsende, wie auch Timian, buchsbaum, wacholdern, vndt andere liebliche wolriechende kraüter als lavendel vndt dergleichen. Jtem: Nußbaẅme[,] feigenbaẅme, wein<weinwachs,> vndt olivenbaẅme, mandeln, granaten etcetera wie ein gelobt landt. Gestern sahen wir auch dergleichen, aber nicht in solcher menge wie heütte. |
|
Einen starcken windt haben wir auf dem rücken
gehabt welcher die große hitze gemiltert. |
|
Aix die haüptstadt vndt Sitz des parlements
in Provence |
5 |
Zu Aix die warmen bäder besehen, Jtem: die kirche zu
Saint Sauveur vndt die cappelle darinnen, Jtem: das rahthauß,
vndt den Palais du Parlement, worauf etzliche feine
gemächer, vnter andern eines, worauf die Rahtsherren des
Königs, in ihren rohten rögken vom præsidenten du Vair an,
alle abgemahlet stehen, vndt in einem andern alle der Könige
|| [[Handschrift: 52r]]
conterfecte vom Pharamundo an biß auf Ludovicum XIII.
den itzigen König, welcher neben Seinem herrn vatter zu pferde ab-
gemahlet, die andern seindt brustbilder.
Nach dem Conseiller Valbelle vergebens gefraget,
denn er nach Marseille verrayset.
Meilenm. | |
Nach dem Frühstück gen Marseille
einen bergichten weg, so mehrentheils gepflastert. |
5 |
Zu vnserm willkomb ist meinem kammerdiener
vor der herberge zun 3 Königen sein Mantel gestohlen
worden.
Vergangene woche, haben die Seeraüber viel Schiffe
weggenommen.
Wir haben auch heütte gersten, vndt rogken, vndterwegens
observirt.
Es ist heütte, ejne sehr große hitze gewesen.
Jch habe dennoch den port oder Meerhafen alhier besehen, derselbige
wirdt seiner situation vndt sicherheitt halben, (weil ihm kein
windt schaden kan) vor den schönesten vndt besten port <Nota Bene[:]
außer
Messina,
in Sicilien.> gehal-
ten im gantzen Mittelländischen Meer, oder marj Mediterraneo[.]
Es stehen an itzo, 13 galleren des Königs in Franckreich darin-
nen, davon wir la gallere Reale besichtiget, vndt die Sclaven
darauf, ihr Schulrecht thun müßen. Eines thejlß haben gar
lieblich mitt Trommeten vndt geigen musicirt, auch Dulcian. et cetera
Es seindt auch darnach partheyen zu vns in die herberge kommen, <vmb Allmosen.>
Jm herein reitten, haben wir große bünde roßmarin gesehen, die
man wie bey vns das holtz, in die backöfen stecket vndt verbrenne[t.]
Wir seindt perplex, wißen nicht wo hinauß, zu waßer seindt
die Seeraüber, (welche sich hinder den Steinklippen aufhalten,
vndt die Schiffe vberfallen, aber den Frantzösischen Schifpa-
tronen nichts thun, nur die passagers wegnehmen, vndt
in Barbaria wegführen) wenn man schon terra a terra
dahin nach Genua oder Livorno rayset) zu beförchten, Jtem: das
vnser geldt in Jtalia so viel nicht gelten will, als alhier,
Jtem: die große hitze, deren meine leütte vngewohnt, vndt
kranck werden möchten, Jtem: so vieler herren landt dadurch
wir in Jtalia müsten <vndt
tribulirung
wegen
der waffen,
vndt
bagage>, Jtem: alcunj altrj pericolj particolarj
ch'io temo in Jtalia, Jtem: daß wir auch den Marsilianern
nicht trawen, vndt viel verrähter vnter ihnen sein, die mitt den
piraten colludiren, vndt mitt den Türcken an der guten beütte,
selber participiren möchten, vndt daß ich gleichwol meine herzlieb(st)en ge-
mahlin vndt kindt, auch freünde, neben land vndt leütten, sambt
meinem Stande zu bedencken, vndt mich nicht in augenscheinliche
gefahr muhtwillig zu begeben, zu geschweigen, war vor schimpf[,]
spott vndt schaden, mir davon zuwachsen möchte. <Jtem
faute
de gens
quj
scachent
bien la
langue[,]
les mœurs,
& commoditè du
[p]ays
[d]'Jta[lie].> Anders theilß,
habe ich zu lande, die ferrne des weges, (weil ich albereitt
biß hieher gekommen,) da ich auf Genf wieder zurückb sollte,
neben den großen vnkosten, welche darauf gehen würden zu be-
dencken, Jtem: die vnsicherheitt zu lande, verdruß des vielen
reittens, enderung der müntzen, etcetera gleichsfalß die Sommerhitze zu
erwegen.
Jch habe einen Solicoffre einen vornehmen kaufmann alhier,
ob ich ihn schon nicht kenne, vndt nichts mitt ihm zu thun, vmb guten
raht bitten, vndt fragen laßen. Er ist von Sankt Gallen.
Er hat mir gar gutwillig sich anerbiehten laßen, vndt
Raht mittgetheilet, so gut als er gekondt, <zu lande oder zu wasser.>
Zu Marseille, Aix, Avignon[,] Orange, Arles, Nismes,
Montpellier, Pont du Gard, vndt diesen gegenden, in Provence,
vndt Languedocq bin ich anno 1609 auch gewesen, mitt meinem
vetter, Fürst Friederich Moritzen Sehliger, vndt vnserm damahligen
hofmeister, Peter von Sebottendorff, &cetera als wir von Lion nach
Avignon, auch damals die Rosne hinundter geschifft, vndt
erst von Genf nach Lion gezogen, vndt habe die vornehmsten
memorabilia dazumal auch besehen, <vndt aufgezeichnet.>
Solicoffre ist gar guthertzig gewesen, hat gerahten, zur rayse zu
lande, fast mehr, als zu der zu waßer, vndt man köndte von Sankt
Gallen, gar wol, in Tirol kommen.
Gulden (florenus)f: | Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St. | Jtem: die quart d'escu | |
Zu Calais galten die pistolen | 9 | – | so sonsten ordinarie 16 Stüber |
Zu Paris galten Sie | 8 | 10 | gelten, werden zu Orange vmb |
Zu Lion | 8 | 8 | 16½ Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: außgegeben. |
Zu M<O>range <auch wol 15 Stüber.> | 8 | 14 | |
Zu Marseille
auch wol 15 Stüber. |
8 | 6 |
wichtig<)> außgeschoßen, nun haben mir meine kaufleütte, fast alles
leichte pistolen gegeben, weil in Frankreich sie nicht gewogen werden,
würde Jch also schwehrljch damitt fortkommen können. Zu Genu[a]
soll 1 wichtige pistol, 34 Giulij gelten, ein gulio gilt 5 Stüber, es ist
aber andere müntze. || [[Handschrift: 53v]]
Mitt einem kerll alhier zu Marseille gedjnget, derselbige
beg hat sich endtlich verglichen, auf 9 kronen vor Mann
<iedes> vndt pferdt, biß nach Genf zu nehmen, wehren also
7ben pferde, das bagagepferdt vndt sein pferdt mitt
eingerechnet, wie auch sejn, vndt der pferde futter,
vndt mahl, also daß wir nur vns fünfe personen
vndterwegens verköstigen dörfen, thete 63 kronen,
So will er auch einen Tag zu grenoble stille liegen,
(weil wirs also begehren) vndt so wol die große car-
tauße, als den brennenden brunnen zeigen.
Der wirt alhier zun 3 Königen, nimbt von mir
vndt denen so mitt mir alleine eßen, von ieglichem, 25 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St:
die mahlzeitt, vndt vor einen diener: 12½ Stüber.
Sonst geben die frembden edelleütte, bey der ordinarij
malzeit 1 Gulden (florenus)f: Zu Paris gabe ich 2 Gulden (florenus)f: vor die person,
weil ich in meinem losament Tafel hielte, vndt vor
einen diener 10 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: die malzeitt, also haben wir d accor-
dirt, vndt gute tractation gehabt. Sonst haben mich vn-
dterwegens, insonderheitt in Provence, die wirtte
zur vngebühr sehr mittgenommen, weil Sie gesehen, daß
wir außländer, vndt ihnen frembde gewesen.
Die beyden wechßelbriefe, so ich zu meiner versicherung,
auf allen fall von Lion mittgenommen lautten mutatis
mutandis, also: A Messieurs,
les Sieurs Tobie [et] Henry Sollicoffres,
et Compagnie marchands et cetera
primo (Seconde) V. en A.c
|| [[Handschrift: 54r]]
A Lyon Ce 14. Juin 1634. Pour 1626 Reichstaler ⅔[.]
Au Vingtiesme du mois de Iuillet prochain, payès par ceste
premiere (seconde de change, ne l'ayant desja fait par la pre-
miere) de change, a Monseigneur le Prince Christjan d'Anhalt,
Conte d'Ascanye, Seigneur de Bernebourg et Zerbst, la somme
de seize Cents vingt et six Reichstalers, et deux tiers, pour
valleur receuë de par deça du Seigneur Reinè Bais pour le dit
Seigneur Prince. Dieu de mal vous garde.
Thobie [et] Henry Sollicoffre, et Compagnie[.]
vndt ein avißbrieflein darneben haben Sie mir auch mittgegeben.
Es kahmen heütte zur Mittagsmalzeitt, etzliche Schlaven <oder forçals> von
einer gallere, vndt musicirten wol, weil ich aße, <erst> mitt
pfeiffen, vndt<darnach mitt> haut bois, sungen auch darein, vndter andern, die
10 gebott auf Frantzösisch wie man Sie in vnsern kirchen zu
singen pfleget gantz auß. Jch ließe ihnen brodt vndt
wein, auch Tranckgeldt geben. Sie hatten 2 guardian[!]4
oder hüter bey sich, vndt waren ihrer 8 als par vndt
par, in ketten geschmiedet. Jst ein trawrig Specktakel,
vndt eine Jdea der alten heydnischen dienstbarkeitt.
Die alhiesigen Schklaven auf den galleren, seindt meisten-
theilß Frantzosen, so vmb mißethaten willen, mehren-
theilß durch vrthel5 vndt recht darauf condemnirt worden,
eines theilß auf ihr lebetag, theils auch auf gewiße Jahr,
nach dem Sie es grob verwircket oder nicht. Es sollen auch,
viel darauf kommen sein, vmb des handels willen, zwischen
dem König vndt Monsieur Seinem herren bruder. Es hat zwar
auch andere nationen darauf, aber nicht viel, doch etzliche Seeraüber, Türgk[en]
|| [[Handschrift: 54v]]
welche mitt niemandt weder mitt dem König in Franckreich,
noch dem Türckischen Kayser selber friede sollen halten.
Donnerstag♃ den 12. ⁄ 22. Junij.
Ein Baron de la garde, hat mitt vnß gegeßen auß Provence bürtig,
hinder Toulon, <der hat dörfen den port zu Toulon mehr loben, alß den zu Marsilien.
Da siehet man, was die affecten vermögen.>
Meilenm. | |
Nach der malzeitt im nahmen Gottes fortt auf Aix wiederumb: | 5 |
vndt dann biß nach dem dorf Venelle | 1 |
heütte im hinaußreitten vor Marseille in die 50 lusthaüser,
an den weingärten observirt vndt andere gärten.
Vor Aix cypreßenbaẅme observirt in gärten stehende.
Nota Bene[:] Es hat in dieser schönen gegend, keine Pomerantzenbaẅme in feldern
(in den gärten gibts ihrer wenig wann Sie nicht mitt sonderm fleiß culti-
virt werden) aber nach Toulon vndt Eres hin, soll es nach aller lust
auch in den feldern Pomerantzen vndt Citronenbaẅme geben.
Meilenm. | |
Nach Milargue | 1 |
Tiroles
getreydelandt, Schöner haber, kirschbaẅme, Nußbaüme, Roßmarin, etcetera das waßer der Durance zur linken vndt einmal <in> einer fehre paßirt. |
1 |
Saint Ottilie zur Mittagsmalzeitt | 2 |
Vaulx ein entzeln hauß | 2 |
Chasteauneuf, darundter das entzele hauß Gireaupèz6
vnser Nachtlager. <La Durance zur rechten.> |
2 |
l'On dit en Proverbe en France, Que trois choses font bien du mal a la Provence,
le vent, la cour, & la Durance.
Meilenm. | |
Cisteron Stadt zum Mittagsabstandt an der Durance
das Schloss ligt noch höher, <auf einem berge.> |
5 |
A la Caylane | 4 |
Meilenm: | |
lo Viváz ein einzelen hauß vnser Nachtlager.
<alda diese Nacht ein weib nahe bey vnserer kammer, ie<No>us croy<ons> an der pest, gestorben.> Nun haben wir angefangen recht in die berge zu kommen. |
1 |
Meilenm. | |
Saluce
Eine <vnversehene> resolution genommen auf Thurin zu ziehen, Gott gebe gnade darzu. Audaces Fortuna juvat. perge |
1 |
Talar ein Schloß au Conte de Talar
vndt flegken<Städtlein> darundter. Das Schloß hat so viel Türme gemächer Fenster als Monat Wochen, Tage Jm Jahr. |
½ |
Meilenm. | |
Auxerre
alda desjunirt. |
1½ |
Chiorge zu Mittage gegeßen
ligt im Daulphinè. Bergicht landt. Steinwege. Jedoch an den seitten wächst lavendel, Nußbaẅme et cetera vnserm neẅen brauch nach, collation vndterwegens gehalten. in der hitze. |
3 |
Nach Ambrun zu nacht, eine stadt im Daulphinè
alda viel Religionsverwandten sich aufhalten, vndt das exercitium in der Stadt haben. Monsieur de Bonne7 ist gouverneur alda, Jst auch der Religion.8 Diese Stadt ligt an einem berge, an dem fluß Durance, vndt das Casteel noch höher. |
4 |
[Meilenm.] | |
Saint Clement | 2 |
guillestre
Jst zwar vmb, weil eine brücke zerbrochen. Vignes[,] blèd, lavendel, Nüße, kirschen, Buxbaüm, |
1 |
Vber einen hohen berg gemust. Zu Darnach gen Saint Crespin
alda man gefüttert, ezliche mal vber die Durance gezogen, Ein wildes gemßgen so gefangen gewesen, lebendig vndterwegens gesehen. |
1 |
Meilenm: | |
la Bessiere
bergicht, lavendel, Stachelbeeren, korn, wein, Nußbaẅme, etcetera oft durch die Durance vndt vber brücken, geritten, Nota Bene[:] die letzte hatte einen schönen Schwibbogen. |
2 |
Briançon vnser Nachtlager, Stadt vndt Schloß
in einem Regenwetter. |
2 |
Ein pferdt von den vnserigen ist vmbgefallen, <im Stall, ist
aber nicht flugks gestorben, doch müßen
wirs stehen lassen.>
Zu Briançon auf der höhe ein fein Casteel gesehen, hat auß-
wendig alte pasteyen, innwendig einen Donjon. Die Stadt
ligt auch hoch aber das castell (wie gebraüchlich) viel höher.
heütte haben wir den berg in den Alpibus, Mont Genevre,
paßirt, vndt im hinauf vndt herab reitten, ein par stunden zu-
gebracht, Jst aber leicht vberzukommen gewesen, gegen dem Mont
Cenis zu rechnen, viel korn vndterwegens, auch an vngebähnten
orten, mitt verwunderung gesehen, welches gar schön gestanden. Es
ist aber großer fleiß darbey, dann die Männer vndt weiber
graben das landt mitt spahten auß, vndt Tragen die weiber
den dünger in körben dahin, (wie wir selber gesehen) wächßt
also schön getreydig an steinichten orten. Wir haben auch viel
Stachelbeeren, Sawerampf, vndt andere gute kraüter am wege stehen
sehen. Es hat auch hüpsche wiesen, wiewol das vieh so wir gesehen,
nicht allerdings so groß vndt starck als wie in andern landt-
schaften Franckrejchs vns vorkommen.
Nota Bene[:] heütte frühe starcker regen vndt donnerwetter.
Auch Narcissus blumen vndt gelbe rosen am wege gesehen.
Schnee auf den höchsten bergen.
Meilenm. | |
Sesane
<alda desjunè.> |
2 |
Meilenm. | |
Ours
Schlechte tractation, Wiesen, mancherley blumen, auch <wermuth vndt> gelbe rosen observirt, Jtem: viel castanienbaüm, sonderlich zwischen dem paß Essilles, so ein casteel vber einem dorf gelegen vndt chaumont. Wermuth, Nußbaüm, castanien, lavendel etcetera[.] Starcke bäche im grunde. Böser steinichter weg. <Schön> Korn vndt weinwachs, industria hominum, so sich schlechtlich mitt waßer behelfen, vndt fleißig sein. |
2 |
Meilenm. | |
Chaumont vnser Nachtlager, noch im Daulphinè
weil wir durch heüttigen<gestrigen> zufall zu Briançon, nicht heütte früher aufsein können. |
3 |
Jn dem dorf Chaumont haben die orthodoxj ihr exercitium.
Meilenm. | |
Von Chaumont auß, nach Susa in Piedmont
Jst eine Stadt vndt Schloß, dem hertzog von Savoya zustendig. |
1 |
hat ein festes citadell auf der höhe ligen, vndt verwahret
den ein[-] vndt außgang des paßes der gebirge an diesem ortt.
Wir musten ein wenig warten biß vns der Gouverneur
hindurch ließ.
Meilenm. | |
Von Susa nach Saint Ambroise vnser Mittagsmal
vndterwegens auf das Städtlein Bussolin, an der Dora ge- legen zukommen, Jtem: auf Saint Giüle alda ein doppelt casteel, auf der höhe zur lincken handt. |
5 |
Bey dem flecken Saint Ambroise liget ein hohes hauß vndt
kirche zur rechten handt auf der spitze eines berges, <Saint Michel genandt.>
Korn, wein, holtz, vndt fruchtbaẅme vndterwegens.
Meilenm. | |
Nachmittags nach Rivolj Nachtlager
Weinwachs, korn, wiesen, nußbaẅme vndt andere baẅme vndterwegens gesehen. |
2½ |
Donnerstag♃ den 19. ⁄ 29. Iunij.
[Meilenm.] | |
Von Rivolj, (auf Frantzösisch Rivoles genandt) nach
Turino, die haüptstadt in Piemont, vndt Residentz des hertzogs von Savoya Jn der roten rose eingezogen, vndt man hat fleißig nach meinem Nahmen gefraget, auch ein billet, wie zu Lion, an der pforten zum eintritt ingresso vnß gegeben, aber das bagage hat man vnbesucht durchgelaßen. |
2½ |
Zu Turin vndt in Savoya auch anderer örter des
Piemonts, bin ich anno 1617 auch gewesen, als ich dazu-
mal dem hertzogen Carolo Emanuelj im Spannischen kriege
aufgewartett.
Als ich zu Lion Turin eingeritten, heütte morgen, ist
vnser Maulesel mitt dem bagage vndt kasten in der Stadt,
in eine große kirche, als man eben Meße gehalten,
zum Thor hinein gegangen, hat eine gute weile<alle leütte zu lachen> ge-
macht vndt die andacht verstöret, biß der Treiber darzu
kommen, vndt ihm abgewehret, daß er das heiligthumb nicht
gar endtheiligen sollte.
Jch habe Schumann zum premier Secretaire d'estat de Son Altesse Realle geschickt
Monsieur Charon genandt, mitt einem handtschreiben an den hertzog darinnen
ich ihm meine ankunft, vndt daß ich gerne wollte vnbekandt sein <vnd ihn sprechen>, zu
erkennen gegeben. Abends spähte ist die antwortt erfolget, man
würde Morgen gebe gott vmb 2 oder 3 vhr nachmittags, (nach vnserer vhr)
|| [[Handschrift: 57r]]
gelegenheitt suchen, zur zusammenkunft, interim sollten wir
lustig sein vndt bonne chere machen. <Sigmund Deuerlin hat diesen abendt, zu des gouverneurs leütenampt9 gemust, vndt ist abermal eigentlich wegen vnserer nahmen, examiniret worden.>
Discorsj a tavola: daß Regenspurgk vom König in Vngern, starck
belägert wehre, vndt herzog Berndt hette 3 mille Mann hinein gebracht.
Daß der Cardinal Jnfante mitt 20 mille Spannischem volck an die Meyländischen
gräntzen, naher Deützschlandt zu, marchirte.
Daß es allenthalben in Italien, von wegen der banditen gar vnsicher.
Das der Frantzösische Abgesandte von Constantinopel wegge-
zogen, weil ihn der GroßTürck gefangen setzen laßen, auß
vrsach, das er durch anlaß eines Christen Jnnwohners alda,
welcher es seinem Secretario angegeben, in einem hohen
Thurn[!], ein fenster brechen laßen, welches in das Serraglio hinein
gegangen, darinnen des Türckischen Kaysers concubinen sein, vndt
er sich ie zu weilen, mitt ihnen recrejret, auch mitt hohen Mawren
verwahret ist, vndt bey leibesstraffe verbotten, weder hinein
zu sehen, noch zu gehen, auß dem hat der fürwitzige Secretarius
vndt sein herr der gesandte, zu viel gesehen, das hat man erfahren,
vndt den angeber in einem Mörsel zerstoßen, auch alle seine
habe vndt gut (welche sich auf 600000 Livres tournois₶: erstrecket) eingezogen,
der Secretarius ist strangulirt worden, der Gesandte hat
auß befehl des Türckischen Kaysers, auch sterben sollen, Er ist aber
durch die Venediger vndt andere loßgebehten worden, hat aber
müßen 200 mille Livres tournois₶: straffe geben, vndt der venedische Bailo 6000
Livres tournois₶: darümb daß er vor einen solchen mißhändler gebehten.
Der itzige Türckische Kayser, soll gar Tirannisch sein, vndt
nur 26 iahr altt, <Soll albereitt viel grawsamkeitten begangen haben.>
Die Stadt Turin hat ein 50 mille Seelen in sich haltende, Jst
nicht vbrig groß, aber sehr volckreich. Vor 4 iahren sollen
alhier, ein 18000 Menschen an der Pest gestorben sein, vndt
zu Meylandt 1<8>0 mille[,] zu Venedig 120000 vndt in der venezianer
lande, ein million Menschen, Verona wehre gantz verlaßen worden[,]
wüste vndt öde, vndt die Thore offen gestanden dazumal.
Mitt dem gift anschmieren, zu Meylandt vndt anderswo, wollen
Sie es vor eine fabel halten, vndt vor eine imagination etzlicher
zaüberer vndt zaüberinnen. Aber es ist revera geschehen.
Der Charon hat zu meinen leütten (so ich zweymal heütte zu ihm
geschickt) gesagt, vmb 2[,] 3 würde der hertzog iemanden zu
mir senden, wegen der audientz.
Der itzige Regierende hertzogk von Savoya heißet,
Victor<jo> Amadeo<Amedeo>, Seine gemahlin Madame Christienne,
des Königs in Franckreich Schwester, so vor ein 10 tagen, einen Sohn
auf die welt gebracht, welches numehr der ander Sohn des itzigen her-
tzogs ist, er hat auch eine Tochter, vndt also 3 kinder10, von sejner
königlichen gemahlin. Sein bruder der Principe Cardinal
(Mauritio) dj Savoya ist auch alhier, helt absonderlich hoff. Seine
drey Schwestern die Jnfantinnen seindt klosterfrawen11, al-
hier, iedoch mögen Sie außfahren. Der Jüngste bruder, Printz
Tomaso, jst in Flandern, Soll bey den Spannischen, general werden.
Jch habe alle drey herren brüder anno 1617 wol gekandt, wie
|| [[Handschrift: 58r]]
auch insonderheitt, ihren herrnvatter Seligen hertzog Carolum Emanue-
lem weylandt. Den itzigen hertzogk hat man sieder einem
Jahr hero das prædicat Vostr'Altezza Reale gegeben, wegen
einer prætension auf das Königreich Cypern, <wie man sagt> auß verordnung
des Pabsts. Der Cardinal Jnfante soll auch diesen Tittul
führen.
Monsieur Carel ein kaufmann, welcher mir vor iahren, einen wechßel
vbermacht, ist in vnserer herberge gewesen, vndt iemandes von
den meynigen nach mir vndt dem herrn von Dona gefraget, mich aber
vf dißmal, nicht gesehen, sonsten hette er mich kennen dörffen.
Diesen abendt vmb die erwartete zeitt, ist der alte Monsieur Charon
an einem stecken selber zu mir kommen, hat viel complimenten
wegen des hertzogs gegen mir gemacht, & que Son Altesse en avoit une
tresgrande mortjfication de ce que je ne me voulois donner a
cognoistre pour me faire autrement traitter & loger, afin de me
tesmoigner l'estime qu'elle fait de moy & de ma mayson,
wehre durch einen Frantzösischen præsidenten12 biß an itzo spähte aufge-
halten worden, das Sie nicht köndten (wie Sie <zwar> gerne
gewoltt) die ernandte Stunde mir halten, Stellten mir es
aber frey, ob ich Morgen früh, ohngefehr vmb 12 vhr (welches 9
nach vnserm Saiger mag sein) wollte zu Jhrer Königlichen Durchlaucht
an einen retiraten ortt kommen, So wollten sie iemanden zu
mir schicken, vndt mich abholen laßen, doch weil ichs also be-
gehrte, vnbekandter weyse, vndt nicht also solenniter,
wie mir es wol gebühren sollte. Nota Bene[:] Er hat auch bey mir
penetrirt, was ich beym hertzog anzubringen.
Vergebene vertröstung vom alten Charon daß ich heütte frühe, den
hertzog von Savoya sehen sollte, darnach nach dem eßen ebenmeßige,
vndt also den gantzen Tag vergebens gewartett, biß gegen
abendt des Charons kutzsche kommen, vndt mich abgeholet, vndt
hinder dem Schloß, an eine retirate gallerie geführet, alda
ich den hertzog gar hüpsch alleine angesprochen, vndt
große courtoysie bey ihm gefunden. Gott verleyhe
gute verrichtung. höfliche excuses daß er mich nicht auch
logiret, tractiret, vndt mir die ehre angethan, welche mir
gebühret, weil ichs selber nicht haben will. Offres zu allem,
worinnen er mir gratificiren kan. Schöne discours,
von itzigem statu Germaniæ. Lob des Kaysers, vndt
deßen vortrefliche qualiteten, wenn er nicht allzu gut,
Spannisch wehre, doch müste ihn sein hauß (insonderheitt Spannien)
sustentiren. Frankreich wehre auch gut, der Cardinal hette stadtliche
qualiteten, 1. la promptitude[,] 2. l'experience aux affaires,
3. l'eloquence merveilleuse a les produire, Jedoch wollte ein ieder
den frieden auf seine artt, a sa mode, machen, drüber bliebe er
stecken, vndt giengen die Thätligkeitten fortt. Der König in Vngern,
brächte ein 40000 Mann vor Regenspurg zusammen, dörfte es einbe-
kommen allem ansehen nach, hette albereitt viel schantzen vndt außer-
wercke erobert, wiewol herzog Berndt 2 mille Mann hineyn gebracht. Es
kähmen drey Schwedische armèen, auch darvor zusammen, dörfte harte
stöße setzen. Diese impresa, dörfte den frieden facilitiren oder
difficultiren. Francfurt an der Oder, hetten die Schwedischen
wieder inne. Räht mir zu waßer auf den Pò, will mir seinen
|| [[Handschrift: 59r]]
paßeport geben, auch einen vom Cardinal Jnfante zu wege bringen.
Zu lande wehre es vnsicherer als zu waßer. Die warheitt
dringe vberall durch, damitt erhielte man die freünde, vndt
betröge die feinde in ihrer falschheitt. Er sähe auch dahin, daß er sich
numehr, nach dem er mitt seinen Nachbarn<dem König in Frankreich> verglichen, auch mitt Seinen
Nachbarn friede vndt gut vernehmen hielte. hieße mich gar oft Votre
Altesse, vndt ich ihn wieder Votre Altesse Realle gar oft. Befahl
mir dem Kayser, seinen vnthertenigsten gehorsam vndt recommenda-
tions zu vermelden, auch seine inclination zum frieden, deren er auch Jhre Majestät
durch seinen abgesandten neẅlichst versichert hette. Er offerirt sich mu-
tatis mutandis gegen ChurSachsen[,] Dennemark vndt Engellandt, wiewol er
mich, damitt nicht gern beschwehren wollte, vndt hette es albereitt
durch gesandten gethan. Der Kayser hette eine alliantz vnlengst von
ihm begehrt vndt assistentz. Risposta[:] der Kayser (als sein Oberherr
vndt Kayser) hette ihn nicht zu bitten oder einzuladen, sondern zu befehlen,
das landt wehre sehr verderbt, auch von den Kayserlichen selber worden,
iedoch wollte er hergeben eine große anzahl getreyde vndt
proviandt, auch 100 mille Livres tournois₶: von den heyrahtgeldern die sein <her>vetter der König
in Spannien an 800 mille Livres tournois₶: von seiner des hertzogs FrawMutter wegen, noch
dem hause Sophoy schuldig wehre, mehr köndte er nicht thun, köndte sich auch
nicht füglich in ferrnere alliantz einlaßen, damitt er Frankreich nit offendirte
vndt also dem Reich vndt dem Kayser selber præiudizirte, iedoch hetten
Jhre Kayserliche Majestät nur zu befehlen, ob ers thun <noch> sollte. Der Kayser wehre aber wol
mitt seinem erbiehten, vndt antwortt zu frieden gewesen, vndt hette
nichts weitters von ihm begehrt. Pignarol hette er den Frantzosen
verpfändet, damitt Sie es ihm nicht vmbsonst wegnehmen. Wegen des
Printzen Tomass resolution in Brabandt zu ziehen, (da er doch auf vnge-
wißen fuß getretten, vndt noch kein generalat erhalten, es auch wol
mitt beßerer manier angreiffen, vndt gutem raht folgen mögen) wehre
|| [[Handschrift: 59v]]
er der hertzog etwas suspect bey Frankreich da er doch nichts darwiederköndte
vndt den prinzen Thomas in diesem vornehmen weder allzusehr Tadeln noch loben
kondte. Wegen Piacenza sagte er, der hertzog von Parma als
ein herr von geringer macht, würde sich damitt ruiniren, daß er
die Frantzosen hinein gelockt hette, deren ein 3 mille Mann darinnen
lägen. Er würde es in die länge nicht ertragen können. Die
Spannier hetten es auch nicht zu verhindern vermocht. Jn Casal lägen
4 Regiment Frantzosen, vndt die Spannier vndt Frantzosen trawe-
ten einander nicht allerdings. Der Cardinal Jnfante marchirte
itzt nach Como, mitt 20 mille Mann, alles naher Deützschlandt zu schicken.
Freẅete sich vber der glückwüntzschung zum Neẅgebornen iungen
Sohn, sagte die länder hetten sich gefreẅet daß sie noch einen landerben
haben sollen, einer wehre <wie> keiner. Printz Tomaß hette auch
kinder, vndt wehre darümb nicht allerdings zu verdencken,
daß er seine fortun suchte, weil er Sie bey Frankreich nicht haben köndte,
iedoch hette er es können mitt beßerer manier thun, sich erstlich
bey Spannien <recht> versicheren ehe er aufgebrochen, vndt hernacher es Frankreich
notificiren. Fragte mich auch ob ich kinder hette, vndt nach Meiner gemahlin,
freẅete sich auch vber des Königs in Dänemark begierde zum frieden, welche doch zimlich
erkaltet wehre, nach dem sein Sohn herzog Vlrich so schändtlich vmb-
kommen. Gedachte auch der <Stadtlichen> præparatifs so er zum beylager Seines
Sohnes machte, vndt wie er mitt ChurSachsen so wol stünde, der König in Dänemark
auch er der hertzog. Er offerirt sich auch gewaltig mir vndt meinem hause,
auch meiner person in spetie, wie er Sie so hoch æstimirte, vndt
solches in der That, zu erweysen begehrte. Bohte mir auch etzliche
Seiner lusthaüser an, ob ich darinnen eine zeitlang verbleiben
wollte, vndt war sehr höflich, freündtlich, ehrerbietig, vndt führte
Schöne vernünftige discours. et cetera <Darnach valedicirte jch ihm vndt fuhr
wieder nach hauss. Nota Bene[:] er fragte auch, nach den Pfältzischen kindern im hagen.>
Es hat diesen abendt spähte gewaltig gedonnert, geblitzt, vndt ge[r]egn[et.]
Eine Spannische pistole gilt alhier zu Turin 6 lire. 8 soldj, ist nach Französischer müntze
9 Gulden (florenus)f: 12 Stüber (flandrisch-burgundische bzw. niederländische Münze)St: 1 vngrischer ducat soll 3 lire, 6 soldj, vndt ein Zecchin 3 lire 8 soldj
gelten, vndt also fortheil am golde sein, Eine Italienische pistol oder
doppia gilt alhier 3<6> lire, 6<8> soldj, <wie eine Spannische, Man kan Sie
auch beyderseits noch höher ausbringen.>
Der wexelbrief von Lion lauttet also:
A Messieurs, Les Sieurs Tobie [et] henry Sollicoffres et compagnie marchands et cetera
<V. en A.d>
(Pre.) A Lyon Ce 14. Juin 1634. Pour 1626 Reich<staler> ⅔[.]
(Seconde) Au Vingtièsme du moys de Juillet prochain payès par ceste
pri<e>miere de change (payèz par ceste seconde de change ne l'ayant
desja fait par la premiere) a Monseigneur le Prince Christian
d'Anhalt Conte d'Ascanye, Seigneur de Bernebourg et Zerbst, la
somme de seizecents vingt et six Reichstalers et deux tiers, Pour
valleur Receuë de par deça du Seigneur Reinè Bais pour le dit Seig-
neur Prince, Dieu de mal vous garde.
Thobie [et] henry Sollicoffre et Compagnie[.]
<Abermahliger regen diesen abendt, welcher vns in der
großen hitze
sehr erquickt,
vndt in diesen landen,
in dieser
zeitt vngewöhnlich ist.>
Præsenten so ich außgetheilet,
von hatzgeroda[!] auß, ohne geldt verehrungen:
Einen gnadendenarium mitt ornament vndt hangperlen, dem Voppio Aisma
Stadischen residenten zu hamburgk.
Eben einen solchen, dem hofmeister Kniphausen beym Grafen von Ost-
Frißlandt, alda auch Vitzenhagen vndt Tesin schenckringe bekommen.
Eben einen vorgedachten gnadendenarium oder bildtnüß von golde mitt
zierrath wie obstehet, herrn Cantzler Stahlmann, im hagen verehrt.
Zu Paris dem iungen Erlach, vndt Strauben, auch Vannelly Schenckringe[.]
J'ay attendu tout le jour apres Monsieur Charon, que le Duc vouloit envoyer
hier au soir vers moy.
En fin, Monsieur Charon quj devoit venir hier au soir de la part du Duc,
& m'avoit promis de venir aujourd'huy, n'est point venu, disant
qu'il avoit beaucoup a escrire, & trois courriers a depescher
vers Milan, Lion, & Rome. Ainsy i'ay derechef attendu tout
le jour en vain.
Le Duc disoit aussy hier, que l'Empereur estoit perdu sans les deux
grandes fortunes, quj l'avoyent soustenu, l'une de la mort du Roy de
Swede, l'autre de celle de Fridlandt.
Que les jugements des criminels estoyent remis au conseil de guerre,
avec reserve toutesfois, de la grace de Sa Majestè, a quj elle la voudroit
ottroyer.
Que l'Electeur de Saxe, traittoit fort la paix, & estoit attend<t>if a cela.
Diesen Morgen, bin ich auß meinem losament entwischt, vndt habe
des hertzogs Stall vndt pferde, ein 32 vndt darnach auf dem
Tummelplatz, <ezliche> reitten sehen.
Der alte Charon nach dem ich zu ihm geschickt vmb 7 vhr
nach vnserm Seiger vormittags, hat mir sagen laßen, er hette so
viel vor den hertzog zu thun gehabtt, das er die gantze
Nacht nichts geschlafen, wollte ein wenig außruhen, vndt
etwan in 1½ Stunden zu mir kommen, Als ich in derselben zeitt
wieder zu ihm geschickt, hat er mir sagen laßen, er
müste noch eine Stunde schlafen, nach zween Stunden
wollte er zu mir kommen, werde ich also geäffet von
einer zeitt zur andern. Gott behüte mich, vor vnglück
vndt verrähterischer heimtückischkeitt.
Gestern abendt, als wir zu bette gewesen, ist ein zimlicher
Tumult vndt lerm in vnserm hause endtstanden, denn ein Piemonte-
ser Fendrich, <Catalan
ein vornehmes
altes adeliches geschlecht,> gar ein guter kerll, (der siehet zimlich deützsch
auß) ist vnversehens im Thor stehende, vorn kopf gehawen
worden, der Thäter ist alsobaldt außgerißen, Es hat ihm
aber Gott lob, nichts geschadet, denn der hieb nicht durchgan-
gen, <es> mag sich die klinge verdrehet haben in der handt des Schelms
zu des Fendrichs großem glück. Cape tibj hoc! heists. <An dem
hut war
noch ein
zeichen
des Streichs,
zu sehen,
am rande
wie die
klinge
abgeglitzscht,>
Der alte Charon hat sich endtlich bedacht (nach dem ich etzlich mahl
zu ihm geschicktt) vndt ist diesen Nachmittag zu mir <vmb 3> gekommen, mitt endt-
schuldigung seiner vielen geschäfte, vndt allerley guten vertröstungen.
Gott gebe es das deren effect erfolge. Gut ding, will weile haben.
Der hertzogk, jst heütte hinauß aufs Jagen, vndt hat an den
Cardinal Jnfante geschrieben, wegen eines paßbriefs.
Darnach bin ich außgegangen nach des hertzogs lustgarten zu,
welchen ich anno 1617 in flore gesehen, an itzo aber ist er gantz
verändert vndt sehr zerstöret, zum theil weil ihn der <itzige> hertzogk
renoviren vndt schöner machen laßen will, zum theil darümb
daß vor 4 iahren, als die große pest im lande gewesen,
die Kayserischen (welche alhier gelegen) ihn zimlich verwüstet,
daß es eine schande anzusehen, denn es sollen 2 mille Mann im Schloß
gelegen sein. Sie haben auch die antiquiteten darinnen zim-
lich zerstümmelt, Sonsten<vndt das> lusthauß. Sonsten stehen schöne
antiquiteten vndt grotten noch darinnen, Jtem: viel pomerantzen
vndt zitronenbaẅme, in Mjttelmäßiger größe nach
der länge, rings herümb. Von dannen nach der Jesuiterkirche,
welche nicht groß, aber hüpsch gebawet, vndt mitt schönem Marmel,
auch gemälden, vndt Stadtlichem kirchenornath gezieret ist. etcetera
|| [[Handschrift: 61v]]
Der eine Jesuiter, (welcher sich gar höflich gegen mich anstellete)
bekräftigte, daß es wahr wehre vor 4 iahren gewesen, mitt
dem gifft anschmieren, daro<an> den Thoren, an ihrer
kirche vndt convent wehre es aber nicht<nie> geschehen, ob es schon an vielen
andern kirchen, haüßern, vndt klöstern geschehen wehre, welches
mirakel er den cörpern der heiligen, vndt reliquien so in
ihrer kirche lägen, zuschriebe. Er hette viel leütte an
solcher pest sterben sehen, es wehren auch welche darüber eingezogen
worden. Vndter dem kirchenornat vndt sehr schönen meß-
gewande so in der Sacristey vnß gezeiget wardt, hatten
auch die Jnfantinnen Catharina vndt Maria (so
alhier an itzo ClosterJungfrawen sein) selber mitt eigenen
handen etwas gearbeitett, wie auch die Jnfanta Mar-
gueritha, wittwe von Mantua, welche itzt zu Pavia
sich aufhelt, vndt in einem schönen pallast, mitt fürstlichem
comitat vndt leibguardia vom König in Spannien stadtlich
vndterhalten wirdt. Sie ist die ältiste vnter des itzigen
hertzogs von Sophoy seinen Schwestern, die ander schwester hatte
den hertzog von Modena, vndt nach dem Sie gestorben, ist ihr
herr zum Capuziner Münch worden, die dritte vndt vierdte
heißen wie obstehett, vndt seindt freẅlein geblieben.
Der itzige hertzog von Savoya hat keinen Jesuiter,
sondern einen Dominicaner Münch13 zum beichtvatter, der
Printz Cardinal Mauritio, aber sein herr Bruder, hat einen
Jesuiter14 zum beichtvatter. Des regierenden hertzogs seine Gemahlin,
hat auch Silbergeschirr an leüchtern vndt crucifix, Jtem: schöne Meßgewandt,
hinein verehrt. Der hertzogk ist heütte hinauß aufs iagen, vndt vbet sich
|| [[Handschrift: 62r]]
oft mitt fleiß, zur stärckung seiner gesundtheitt, dieweil er
dem asthmatico affectuj sehr vnterworffen. Er ritte nur
mitt drey pferden, gleichsam vnbekandter weise vndt auf der
post hinauß.
Der printz Cardinal, ist auch an itzo alhjer, Jch mag ihn
aber nicht ansprechen, damitt ich niemandt offendire, weil ich
den König in Franckreich vndt die Hertzoginn alhier nicht angesprochen.
Der Paß des Königs in Franckreich lauttet also:
De Par le Roy:
A Tous nos Lieutenants Generaulx, Gouverneurs de Nos Pro-
vinces et Villes, Chefs & Conducteurs de nos gens de guerre, Bail-
lifs, Senechaulx, Prevosts, Juges ou leurs Lieutenants, Maires
et Eschevins de nos Villes, Gardes establis aux portes d'jcelles,
Et sur nos ponts et passages, et autres nos Officiers et subjects,
qu'il apartiendra, Salut. Le Baron de Donaw15 s'en allant
en Allemaine, Nous voulons, et vous mandons, que vous ayèz
a le laisser seurement et librement passer et sejourner par cha-
cun de vos pouvoirs et Jurisdictions, avec les gens, armes,
cheveaux, et bagage, sans luy faire, mettre ou donner, ni souffrir
luy estre fait, mis ou donnè aucun trouble nj empeschement,
ains toute la faveur et assistance dont il pourra avoir be-
soing, Car tel est nostre playsir, Prions et requerrons tous
Princes, et chefs de guerre nos bons amis, de donner audroit Baron de
Donaw, seur et libre passage, par leurs Estats et lieux, ou leur pouvojr
s'estend, Donnè a Fontaynebleau le IIIe. jour de Juing, 1634. (en lettres gauloises)
Loco Sigilli Regalis Louis
par le Roy
Bouthillier.
heütte bin ich hinauß in Thiergarten geritten vber die Dora,
habe der Stadt, vndt des hertzogs parc besehen, Es gibt hirsche,
Rehe vndt danhirsch darinnen, das lusthauß ist auch fein gebawet
vndt ein feiner garten, aber die grotten darneben, seindt von
der soldatesca vor 4 oder Jahren sehr verderbet worden, also
daß Sie itzt nicht mehr waßer geben, wie anno 1617 da
ichs mitt lust in flore gesehen, dann der alte herzog Carolus
Emanuel lieber im parc gewesen als dieser herr.
Von dannen, alla Vigna del Cardinal. Jst ein schöner
weinbergk, vndt ein schön lusthauß, vndt garten darinnen,
dem Cardinal von Savoya zustendig, mitt stadtlichen ge-
mächern, reichen Tapezereyen, vndt betten, vndt haußraht,
auch schönen kästlein, Jtem: gemälden vndt vhrwercken,
prächtig gezieret, vndt wol zu sehen, hat auch einen schönen
prospect auf die Stadt Turin, vndt gegendt vmbher. Jedoch
hat an etzlichen gemälden vndt gemächern der frost vndt
kälte vor diesem durchgeschlagen, vndt schaden gethan.
Von hinnen, noch höher, auf der Capuziner kloster,
darinnen, eine hüpsche runde kirche, künstlich gebawet,
stehett, Jst auch in den capellen mitt Marmelseülen gezieret.
Vndterm Chor, hats noch einen andern chor, in felsen gehawen.
Jtem: ein fein gärtlein, vndt einen sehr hüpschen prospect
auf Turin. Diß alles obbeschriebene<ligt ienseyt des> Pò, vber deßen brücke
wir am Borgo del Pò geritten et cetera[.] Aufm capuziner kloster,
siehet man noch andere lusthaüser, welche privatis zustendig.
Meilenm. | |
Von hinnen, in den flegken Montcallier zum Mittageßen, alda
es guten wein gibt, ligt von Turin <gerades weges, hinzuziehen> |
3 |
Nachmittags gen Millefleur, das schöne lusthauß vndt garten,
so der itzige hertzog so hoch liebet. hat auch schöne gemächer
wol meubliret vor den hertzog vndt die hertzoginn, auch hüpsche
gemälde. Wirdt noch immerzu dran gebawet, vndt ist sieder
anno 1617 (da ichs auch gesehen, wie auch die Vigna des Cardinals)
etwas verändert worden. Der garten ist zierlich außgethei-
let, mitt schönen blumen, vndt broderienwerck compartirt,
vndt hat ein hüpsch höltzlein mitt wildpret zur iagt,
darneben, auch drey schöne lange allèes in selbigem waldt,
darvor fleüßt ein waßer gar lustig. Jm garten,
wie auch in vorgedachten andern gärten, hats pomerantzen
vndt citronenbaẅme genueg, iedoch in Töpfen vndt in zim-
licher größe, müßen auch im winter warm gehalten werden,
denn zu Turin die Neapolitanische luft weitt abgelegen,
wiewol es zu Nizza dj Provenza gar warm sein soll.
Die grotten zu Millefleur seindt durch die vnbescheidenen
Kayserlichen Soldaten, (die das bley zu Mußkeetenkugeln ver-
goßen) mitt großem schaden, gantz verderbet vndt verwüstet
worden. Als ich hinauß auß dem garten gehen wollen,
ist mir der printz Cardinal am Thor begegnet, dem ich
zurücke gehende, entwichen, weil sichs nicht recht anderst
schicken wollen.
<Jch habe mich heütte innegehalten.>
Zum Secretaire Monsieur Charon abermals Sigmund Deuerlin geschickt mich zu er-
kundigen, wie ich mich doch am füglichsten gegen dem Printz Cardinal
möchte verhalten, damitt ich die gesterige incivilitet mitt einer
visite, wieder einbrächte, die alte kunde vndt freündtschaft
verneẅern köndte, mein devoir erwiese, vndt gleichwol
vnbekandt bliebe, vnser<vndt> niemandts ombrage zu vngleichen
gedancken gebe. Er hat vermeint, ich köndte am besten
raht bey mir selber nehmen, perge iedoch wollte er sehen, daß er
gelegenheitt suchte, mitt dem Printz Cardinal zu reden,
vndt alles zu endtschuldigen, Stellete mirs auch frey, ob ich ihn
besuchen wollte. Sonsten verhoffte er, es würde alß
heütte der courrier vom<n> Meylandt, mitt des Cardinals
Jnfante paßzettel wiederkommen.
Wir haben vnß gestern verwundert, vndt mitt be-
frembdung observirt, das wir gehört, es wüntzschten
die pawren vndt landleütte nichts mehr als den krieg,
in diesem lande, da sie doch vor 4 iahren noch (ohne
waß zuvor geschehen,) so treflichen schaden darvon gelitten,
<also> daß Sie auch heftig darüber klagen, vndt wißen was der krieg
mitt sich bringet, wie auch in andern landen darüber ge-
seüftzet wirdt (ohne in hollandt, alda man ihn aber sehr or-
dentlich führet) noch dennoch verlangen Sie darnach, vndt loben
|| [[Handschrift: 64r]]
den alten hertzogk Seligen Carolum Emanuelem wegen seines vielen
kriegführens, denn sie sagen, der itzige hertzogk wolle kein
korn vndt wein, (deßen Sie in Piemont die fülle haben) laßen
auß seinem lande führen, vndt habe so große imposten darauf
geschlagen wenn es im lande drinne in die Städte verführet
wirdt, das die auflagen höher sich belauffen, als der
proviandt an wein vndt korn selber werth ist, Müs vndt
es seye kein geldt im lande. Müsten drüber die leütte
verarmen, wüsten nicht wo sie sich geldes zu erholen, weil
der geldtmangel vmb vieler veränderung der Müntze willen,
vndt daß man (wie vorgedacht) nichts außer landes verführen
darf, auch vor diesem von den Frantzosen vndt Kayserlichen
viel geldt auß dem lande weggenommen worden, vndt
noch täglich von den wucherern eingewechselt vndt verschicket
wirdt, vber die naßen groß ist, wiewol sonsten darvor
gehalten wirdt, des itzigen hertzogs geldt so gepräget vndt
gemüntzet wirdt, seye viel beßer, als des alten herren
seine Müntze an doublonen, Ducatonj, vndt anderer Müntze.
Es vermeinen aber die vndterthanen, wenn etzliche Regimenter
ins landt kähmen, würden Sie ihnen ihr korn vndt wein, (so sonsten
in solcher menge verderben möchte) verzehren, vndt geldt darvor,
ihnen mittbringen. Jst zwar eine ratio, die sich bey so beschaffenen
dingen hören leßet, ist aber zimlich mißlich, wo die Soldaten keine
ordnung halten, vndt in keine rechte kriegsdisciplin gebracht werden.
Man möchte eine Taube fangen, vndt einen adler <davor> fliegen lassen. et cetera
<Songe: wie ich zu Dresen[!], Krosigk, hübener vndt Doctor
Müllern gefunden, die sich verwundert, daß ich meinen
grossen tour schon gethan, vndt Sie wehren noch nit expedir[t,]
Jtem: wie mich Schuman von einem hohen Tisch in einer kirche>
<herundter heben müßen, vndt da er mir doch auf 3 oder 4
schritt nahe gestanden, mich immer vbersehen, vndt <lange> nicht hören
können, von wannen ich ihm zugerufen, darüber ich sehr gelachet
biß es ihm Sigmundt Deẅerlin endtlich gewiesen.>
Jch habe vor die lange weile, die loẅinn so in einem Ställchen
im Schloß, an einer ketten lieget, besehen. Sie ist neẅlich erst
auß Barbaria kommen, vndt 14 Monat nur alt, aber doch zimlich
groß. Der wärter sagte, er müste ihr alle Tage 25 Pfund (libra)℔
kalbfleisch zu eßen geben. Es ist auch ein loẅ, Tigerthier,
leopardt, vndt Straußen alhier, vndt Theilß im parc
zu sehen gewesen, Sie seindt aber gestorben. Vndt ich habe
derselbigen anno 1617 alhier, vndt die straußen damals
im parc gesehen. Es sollen aber baldt wieder, loẅen, vndt
panterthier auß Africa anhero kommen.
Zum Seigneur Charon, abermals geschickt Sigmund Deuerlin zweymal, diesen Morgen,
das erste mahl, jst er nicht auf gewesen, das ander mahl, hat
er <ge>sagen<t><:> laßen der Courrier von Meylandt, wehre noch nicht
wiedergekommen, wollte nichts aber alßdann, wenn es geschehe,
wißen laßen. Der hertzogk wehre nicht anheimb, sondern
aufm Jagen, vndt der Printz Cardinal, auf seinem lusthause,
alla Vigna, also müßen wir noch, mitt langer weile,
in großer gedultt vorlieb nehmen, vndt was Gott mir
<zu>schicken möchte, in beßerer hofnung gewärtig sein. et cetera
Vber Tisch zu Mittagef habe ich zween <Französische> Papisten selber in einan-
der gehetzt, als Sie mitt mir disputiren wollen, denn einer
darvor gehalten, es müsten alle sü menschen ins purgatorium
dieweil geschrieben stünde, vndter seinen heiligen ist keiner
ohne Tadel, der ander aber, es kähmen die allerheiligsten, wie Ste-
phanus Protomartyr, vndt andere nicht jns purgatorium, Sie haben
starck gestritten, biß Sie endtlich ein <Frantzösischer> Carmeliter Münch endt-
scheiden müßen, welcher zimlich geprediget bey der weinkanne,
aber doch darvor gehalten, es wehren vndterschiedliche opiniones
in dieser sache. Sie hielten sonsten selber, diesen Münch vndt
seinen Gesellen vor vbel, das er in dem eßsaal aße,
vndt die Jtaliäner sagten, es stünde ihnen beßer an,
in ihrer andacht, daß Sie sich alleine speisen ließen, weil
es aber Frantzosen waren, meinten die Frantzosen, so
dabey waren, es hette nichts zu bedeütten, Sie zanckten
auch vndter sich selber die Papisten, so mitt vns aßen, vber der
Münche ihren nahmen vndt orden, weil sie in weißen rögken
gekleidet, vndt verkapt giengen. D Ejner sagt, es wehren
Fueillants, der ander Barnabiten, der dritte Carmeliten
vndt kondten sich nicht vergleichen. Der Münch sagte auch, es wehren
etzliche der meinung, es gienge mancher gar liederlich (fort legere-
ment) durchs fegfeẅer nur obiter hindurch, daß ihn die flamme nur
wie ein windt vbergienge, nach dem man viel gebüßet, vndt
opera Poenitentiæ in diesem leben, gewircket hette. Die Münche
so kaum vnlengst zu Tische <sich> gesetzt hetten lieber gegeßen als ge-
prediget, musten es doch ehrenhalben thun, also wie das spiel am
besten war, gieng ich darvon, vndt machte einen aufstandt.
|| [[Handschrift: 65v]]
nach dem ich auch meinen theil zur sache geredet, welche mir vndt den
meynigen billich vrsach zu lachen gegeben.
Den Nachmittag, wiederumb mitt karten spielen, vndt langer
weile zugebracht, auch mitt lesen, vndt vergebenem warten.
Der hertzog soll abermal, aufs iagen hinauß sein.
Vndter denen die auch mitt vber Tisch eßen, ist ein Graf Conte
Caprj genandt gar ejn feiner herr, Jtem: ein kaufmann von
gutem cervell, Pietro Martyre genandt, von Venedig kommende,
vndt etzliche Frantzösische vom adel, wiewol neẅe gäste ab vndt
zu ziehen.
Es hat heütte diesen abendt, starck gedonnert vndt geregenet, wie
auch der Regen vorige nacht angehalten, wieder den gebrauch dieses Monats,
in hiesigen warmen ländern. Kömbt vns aber wegen der kühlung wol zu statten.
heütte habe ich zum alten Charon nicht schicken mögen.
Eben wir vor 8 Tagen, mitt fischeßen vorlieb nehmen müßen, wie
auch am Sonnabendt geschehen ist, vndt geschehen wirdt. Patientia!
Einer von Meylandt kommende, berichtett, die gefahr wegen
der banditen cessire, weil der Cardinal Jnfante in die hun-
dert <auf>hencken laßen, vndt 4 compagnien perdonirt, doch
also daß sie sich im kriege in Flandern (dahin er Sie verschickt)
sollten gebrauchen laßen. Seindt sie also zimlich starck gewesen.
Sonsten soll deßelben Cardinals armèe, vber 14000 Mann nicht
starck sein, so nach Deützschlandt zu gehen.
Es ist diesen Nachmittag, abermals <gar> ein schwehr wetter gewesen,
vndt es hat starck geregnet, geblitzt, vndt gedonnert.
Jch bin diesen Morgen, etwas vmb die Stadt spatziren gegangen,
bin aber gewarnt worden, der Citadelle nicht zu nahe zu gehen,
hette mir sonst dörfen also vnbekandter weyse, ein Schimpf
von den Soldaten wiederfahren.
Vor dem eßen, habe ich Schumann zum alten Monsieur Charon geschigkt,
ihm einen guten Morgen zu vermelden, vndt daß ich gewiß erfahren,
es wehre der courrier von Milan gestern wiederkommen, etcetera[.]
Risposta gar höflich mir treshumble reverence thun laßen,
Sich mitt vberhaüften geschäften endtschuldiget, vndt bericht
daß er gewißen avis von Meylandt hette vom Savoyischen resj-
denten16 aldar, das der paß vom Cardinal Jnfante
erfolgen würde, wollte ich nun auf denselbigen
warten, so köndte ich alle beyde päße <zugleich> haben, vom herzog,
vndt vom cardinal Jnfante, doch stellete er mirs frey,
was ich vor eine resolution hierinnen nehmen wollte,
denn der Cardinal Jnfante, wehre schon fortt, nach Deützschlandt
zu. Er der Secretarius aber, wollte Nachmittags vor,
oder nach der abendtmahlzeitt, zu mir kommen.
Jch habe durch einen kaufmann von Nismes, Daniel Serain
genandt, ein eiferiger Religionsgenoße, an herren von Dona,
nach Oranges geschrieben, will hoffen, er werde es zu rechte
vberbringen.
Es ist starck heütte zu Mittage, vndt gestern auch öfters vber
Tisch von der Religion disputirt worden, vndt ich habe Gott lob,
meiner bekandtnüß keine Scheẅ getragen. Er stärcke vnß
gnediglich durch seinen heiljgen allein weysen guten Geist.
Abends an stadt daß ich des Charons gewiß erwartett,
hat er mir durch meinen kammerdiener (welchen ich zum vber-
fluß noch zu ihm geschickt) sagen laßen, er bähte gar höchlich
vmb verzeyhung daß er nicht zu mir gekommen, hette vber die
Tausendt briefe schreiben müßen, es schickte auch eben der
hertzogk einen kammerJuncker17 in Engellandt, (die Nieder-
kunfft seiner gemahlin anzukündigen, wiewol es vor 14
tagen geschehen) welchen Schumann gesehen abfertigen, er der
Charon aber, wollte Morgen gebe gott gewiß zu mir kommen,
in hofnung es würde der ander Courrier von Meylandt, auch
inndeßen wiederkommen, vndt des Cardinals Jnfante paß
mittbringen. Den hertzog aber köndte ich sprechen, wenn ichs
begehren würde. Muß also abermal pacientz haben.
Bin diesen Morgen in diesem schönen wetter, abermals außgegangen
das noch restirende theil (darzu ich gestern wegen des cittadels,
nicht kommen können) der Stadt, von der andern seitte zu besehen,
vndt haben also befunden, daß 4 Thor[!] in der Stadt sein, vndt
ein bollwergk oder 10 vmb die Stadt. Sie seindt aber nicht alle
gleich, vndt eines theilß sehr verfallen. Die<as> Cittadell
|| [[Handschrift: 67r]]
aber, soll 5 bollwergk[!] haben, vndt wie das casteel zu Anto[rff]
gebawet sein. Die Stadt soll noch auch vergrößert werden, wie
dann albereitt mitt bawen vor der Stadt, ein anfang darzu gemacht wirdt.
Jch habe heütte zweymal zu dem alten Charon geschickt, vndt
so viel erfahren, daß seine wortt nicht allezeitt Evangelium
sein. Gleichwol hat er mich versichern laßen, er wollte vor oder
nach der abendtmahlzeitt gewiß zu mir kommen. Obs aber
geschehen wirdt, werde ichs sehen. Jnterim muß ich den gantzen
Nachmittag, auf ihn warten.
Gestern abendt hat sich nicht ferrne, vor vnserm losament,
ein großer lerm erhaben18, in dem der Conte Capra, einen
Frantzösischen capitain erstochen, etwan 30 schritt von vnserm hause.
Jch habe Sigmund Deuerlin vndt Johann Schumann außgeschickt, audientz beym
hertzogk, oder beym Cardinal mir zu procuriren.
Sie seindt aber beyde nicht zu hause, sondern außgefahren gewe-
sen, vielleicht zu meinem glück.
Baldt darauf ist der alte charon kommen, mitt vielen
excuses, seiner vielfältigen vom hertzog <ihm> anbefohlenen offt
geschwinden occupationen. Offerirt viel guts, wenn der effect
darauf erfolgen wollte. Jedoch sagt er, es wehre eine or-
donnantz so wol alhier, als in Frankreich gemacht, daß man keine ar-
rerages zahlen sollte, will die pension vor keine obligation
halten. Jch müste es allerdings in des hertzogs freyen willen
stellen, weil auch zu des alten hern zeitten, nichts wehre erhalten [word]en.
|| [[Handschrift: 67v]]
Sonst offerirt er mir barquen, vndt paß, vndt audientz
zu wege zu bringen, wenn ich ie fort begehrte, vndt des
Cardinals Jnfante paß, nicht ferrner erwarten wollte.
Es wehre doch keine ruptur zwischen Franckreich vndt Span-
nien, Jch würde an des Königs in Frankreich vndt an des hertzogs
seinem paß genug haben. <Nota Bene[:]> Si Son Altesse Royale fera peu & l'Empereur beau-
coup, Votre Altesse parviendra au bout de ses desseings. Den Cardinal
de Savoye, bedörfte ich nicht zu besuchen. Jch habe alles gebührlich
abgeleinet, vndt beantwortett.
Diesen abendt, ist der verblichene vndt abgeleibte cörper,
des capitain Roveres (also hat er geheißen, vndt ist Capitän
vndter des hertzogs leibregiment gewesen) mitt Päbstischen
ceremonien vndt gepreng, in einem sargk auß vnserm hause
getragen vndt begraben worden. Der hertzog hat befohlen
man sollte den Tädter beym kopf nehmen, er hat sich aber
in der Dominicaner kloster, salvirt. Es ist auch eine cita-
tion an vnsers hauses Thür angeschlagen gewesen, daß sich der Thäter
stellen sollte. <Solches kömbt mir Schimpflich vor.> <Vn'altra volta guardatevj meglio heists. et cetera>
Bin vergebens nach der müntze zu spatzirt.
An stadt des alten Charons vertröstungen, ist er vnversehens
verrayset, vndt weggezogen, welches mich vndt meine leütte,
sehr vngedultig machet. Huominj senza fede! wie die
Genoueser. <Nota Bene[:] Ein Frantzose hat neẅlich wieder Sigmund Deuerlin gesagt:
Comment! vous ne craignèz point la barque de Charon. Nota Bene[.]
[Cap]e t[i]bj hoc! cymba Charontis. Perrumpendum!>