Vor die lange weile abermals vergebens zu der
Müntze zu, gegangen. Sie schnitten nur silber mitt kupfer
vermenget, zu ihren soldj prägeten aber nichts.
Jch habe einen Carlin beym Müntzmeister1 eingewechselt,
Jst ein goldtstück wie ein ReichsthalerRthlr: groß, mitt des
hertzogs bildtnüß, Tittul, vndt wapen, gilt 5
pistolen, oder 10 goldtkronen, die Goldtkronegoldt₶ zu 62 soldj
gerechnet <wie der Müntzmeister sagt>, es mag nun eine Frantzösische oder welsche sein.
So gelten auch alhier die Jtaliänischen doppie den
Spannischen pistolen gleich. <Nota Bene[:] Sonst wirdt eine goldtkrone
alhier, vor 64 soldj außgegeben.>
Weder der hertzog, noch der Cardinal noch der
Charon, seindt diesen vormittag, wiederkommen. Pacientia!
Nachmittags Schumann hinauß alla Vigna del Cardinale geschickt
mitt einem schreiben darinnen ich ihm zu erkennen gebe, daß ich
ihn gern sprechen, vndt die alte kundtschaft verneẅern
wollte. Der Cardinal hat eben geschlafen, vndt fast alle
die da gewesen. Endtlich hat er laßen heraußer sagen,
Morgen wils Gott, wollte er mir den ortt vndt die stunde
ernennen laßen, wo wir köndten zusammen kommen, also will
sichs nirgendt recht schicken alhier zu Turin.
Bis gegen abendt auf des Cardinals antwortt gewartett.
Es muß also zu Turin der gebrauch sein, das die expeditiones
langsam, vndt verdrießlich fallen.
Avis das der alte Charon kranck worden, gehet
also meine verrichtung auf steltzen, oder Matten füßen,
wiewol er auch ohne das hinckt, vndt sehr vbel zu fuß
ist. Gott gebe nur, daß der nahme Charon <mir> nicht omino-
sum seye, vndt mir mitt seiner cymba nicht vber
den Acherontem, in orcum helfe, (vielleicht seinen
gedancken nach) Jedoch in Deo, meliora spero & confido.
Der hertzogk jst noch aufm jagen.
Gegen 22 vhr, jst ein Apt (doch weltlich gekleidett) von
wegen des Cardinals zu mir kommen, hat mir viel guts
sagen, vndt sich endtschuldigen laßen, daß er mich diesen abendt
nicht gesprochen, weil er zur hertzoginn, kindtbetterinn
gemust, vndt itzt den hertzog zu abends, wann
er von der Jagt wiederkähme, sprechen müste, Stellte
mirs anheimb, ob ich ihn Morgen früh, oder auf den
abendt, auf der bastion vnbekandter weyse, ansprechen
wollte, oder vber morgen, alla sua vigna, wiewol er
Sich schämete, das es alda so zerstöret außsähe, wo- || [[Handschrift: 69r]]
ferrn ich anderst, so lange alda<alhier> verwarten wollte.
Jch habe meine complimenten wieder darauf gemacht,
vndt mich gebührlich bedanckt, auch die visite dem Cardinal
<allerdings> anheimb gestellett, im vbrigen wüste ich die zeitt
meines verraysens noch nicht, dieweil ich vom hertzog
noch nicht experdirt wehre. Er der Apt, war gar
höflich, hat auch zu meinen leütten, welche ihn hinab
begleittet, gesagt, Man dörfte mitt ihm so viel
ceremonien nicht machen, er wehre ein Jtaliäner.
Wie er weg gewesen, bjn jch mitt meinen leütten,
ein wenig in den Thiergarten hinauß, spatziren
gegangen, vndt die Sonne fängt an heiß zu stechen.
Donnerstag♃ den 3. ⁄ 13. Julij.
Diese nacht, haben diebe oder Mörder, in vnserer schlechten
herberge. ejnbrechen wollen, vndt albereitt ein zimlich loch,
in die Mawer gemacht. Sie seindt aber, durch ein weib,
so es inne worden, vndt ihnen zugeschrien, von ihrem vor-
haben, abgeschreckt worden, sonst hetten Sie lejchtlich, können
in saal kommen, vndt von dannen, zu den vbel verwahrten
gemächern, wie Sie gewoltt hetten, die leütte im schlaf
zu vberfallen. C'est le 3me. malheur, quj nous menace, tandjs
que nous sommes en ceste meschante hostellerie, & ennuyeux
sejour. Dieu vueille divertis<r>, tous desastres, & jnconvenients,
|| [[Handschrift: 69v]]
de nous.
Avis: daß hertzog Rudolf Maximilian von Sachßen Lawenburg
im<n> der Stadt Meylandt, vnversehens gefänglich angenommen
vndt in das castell daselbst auß befehl des Cardinals
Jnfante gesetzt worden. Man weiß alhier noch nicht,
auß was vrsach es geschehen seye.
Der gesterige edelmann vndt Apt, des Cardinals
von Savoye, ist vor meinem losament abends spähte,
(nach dem ich den gantzen tag, vergebens auf ihn gewartett)
vorüber geritten, vndt hat wieder meine leütte gesagt,
er wollte mich Morgen früh zur audientz abholen, Jch
halte aber, es dörfte wol Morgen aufn abendt, drauß werden.
Der Secretarius Charon, ist noch nicht ankommen, Soll
noch kranck sein, der hertzog ist auch noch<nicht> alhier, gehen
also meine sachen matthertzig von statten, weiß nicht,
was ich drauß gedencken, oder mir selber ominiren
soll. Die zeitten seindt sehr verdächtig, vndt argwöhnisch,
vndt es muß offt der vnschuldige mitt dem schuldigen leiden.
Ne me delaisse pas mon Dieu; afin que je ne te delaisse pas aussy.
Diese nacht hat mich der Alp hart gedruckt vndt sehr
geängstiget. Nach dem ich aber endtlich, durch zuruffen er-
wachet, habe ich vorm gemach auf der Treppe <gar> langsam
gehen vndt hart tappen hören, wie ein gespenst. Je crains,
que cela signifiera <quelque> mortalitè de quelqu'un des nostres.
Darnach bin ich auf die reitschule gegangen, weil
der Cardinal nicht zu mir geschicktt.
Charon ist wieder alhjer ankommen, Man hat ihm keine
kranckheitt angesehen, gibt vor, er wolle mich besuchen,
Jch glaübe es aber nicht, biß ichs sehe. Jch habe ihn wieder
durch Schumann besuchen laßen, er schickt aber niemals zu mir.
Gegen abendt, hat mich der Aptc
wiederumb von wegen des Printzen Cardinals besucht, vndt
mich auf den großen bastion geführt, alda der Cardinal
gantz allein meiner erwartett, vndt mich gar höflich
mitt vielen endtschuldigungen entretenirt, vber eine
halbe stunde lang ohngefehr. Er sagt, mein auffenthalt
vervrsachte der paß, so vom Cardinal Jnfante mir
sollte zukommen, vielleicht würde er heütte mitt dem
Courrier von Meylandt ankommen sein, doch wüste ers
nicht gewiß. Wenn es sollte gefahr haben, wehre
es beßer, ich nehme einen andern weg. herzog Rudolfs
|| [[Handschrift: 70v]]
Maximilians von Sachßen Lawenburg detention im
castell zu Meylandt, wehre gewiß, auß vrsachen, daß
er sehr vbel, von den Spanniern geredett, vndt
mitt dem hertzog von Parma vndt Frantzösischen Am-
bassator zu Venedig, wieder den stato di Milano,
etwas practizirt haben soll, darvon man auch
schreiben bey ihm gefunden. Er müste waß sonderlichs
verwirckt haben, weil es sonst nicht stylj oder
braüchlich, Reichsfürsten also zu tractiren.
Vndter andern gedachte er auch, Sie wehren nicht gewohnt,
von der Religion viel zu disputiren in diesen landen,
wie in Deützschlandt, hetten auch nicht so viel vndter-
schiedliche secten vndter sich wie wir, Jch würde
ia Catohlisch sein wie man vor diesem von Wien
geschrieben hette, Jch verneinet es, vndt gedachte
<inter alia> des Clösels opinion, die er vermeinet, würde
mitt <etwas> reservat geredet sein worden, sagte auch, es
wehre ein Capuziner alhier gewesen, der hette mitt
dem itzigen König in Engellandt, (da er in Spannien
gewesen) von der Religion vndt seiner glaubensbe-
Nota Benekandtnüß geredet, darinnen ihm er der damahlige
|| [[Handschrift: 71r]]
Nota Bene Nota Bene Printz von Galleß, große satisfaction gegeben.
Jch lobete auch vndter andern, den Kayser, wie er
mir so gar, wegen der Religion, [n]ie zugesetzt hette.
Es wurde auch des alterthumbs meines hauses,
vndt des hauses Savoya, wie auch der alten Könige
von Sachßen, (deren effigies eben an dem gang an der
seitten des gartens darinnen wir spatziren giengen,
in stein außgehawen waren,) auß welchem hause Sie
sich herschreiben vom Beroldo, mitt lust erwehnett.
Er endtschuldiget sich auch, daß er nicht zu mir gekom-
men, weil ich vnbekandt sein wollen, vndt saget, daß
sein herr Bruder, welchen er selber, einmal oder
drey, Son Altesse Royalle hieß, ein tag oder fünfe,
wehre auf dem iagen gewesen. Es wurde auch der
königlichen krone gedacht, welche die Venediger auf ihr wa-
pen machen laßen, Jtem: des Tittels Eminence vndt wie
andere sich hervor Theten, so hetten Sie auch die rechtmeßige
prætension des Tittuls Altezza reale vor den Regie-
renden herren wegen Cypern (insonderheitt weil ihnen
die venetianer die parità ihrer abgesandten, nach
erlangter præcedentz vnbefugter weyse, verfechten
wollen, wie auch die Kron Cypern) billich angenommen,
|| [[Handschrift: 71v]]
vndt wollten ihm die Venediger diesen Tittul biß
auf den heüttigen Tag noch nicht geben, da es doch der pabst
vndt die andern Potentaten in Jtalia theten. Der Spannische
Cardinal hette am ersten angefangen diesen Tittul
Altezza reale zu führen. Es wurde auch von
andern hohen haüsern geredet, wie Sie gegen Savoya
zu rechnen, so neẅ wehren, vndt hetten sich doch so
gewaltig hervor gethan, welches doch der Cardinal
mitt großem glimpf vndt sanftmühtiger bescheidenheitt
wuste vorzubringen. Er sagte auch, una mesata,
ein Monat, so man den Kayserlichen vndt Spannjschen, als
Sie im lande gelegen, geben müßen, hette mehr gekostet,
Nota Bene als etzliche 40 schöne pallatia zu Rom darvor
aufzubawen. Der hertzog attendirte itzt nicht
die verwüstete sachen zu reficiren, in lustgärten,
vndt lusthaüsern, sondern viel mehr festungen zu
bawen, sich wieder den gewaltt von außen zu
schützen, denn es ein wunder wehre, daß er sich zwischen
zweyen so mächtigen Potentaten, wie Franckreich
vndt Spannien wehre, manteniren köndte. Es wurde
auch des krieges gedacht, anno 1617 vndt des alten
|| [[Handschrift: 72r]]
hertzogs, wie auch der hüpschen occasionen die wir
dazumahl gehabt hetten, in selbigem kriege, vndt
wie mich der alte hertzog, so hoch geliebet hette, wie auch
den Marggrafen von Baden. Er redete meinstentheils
Frantzösisch mitt mir, vndt auch ein wenig Jtaliä-
nisch, Jch hieß ihn Vostra Altezza, ein par mal gab
ich ihm Vostra Altezza Serenissima im anfang, in der mitten, vndt zum
ende, er gab mir wieder Altesse, bißweilen vous.
Er erinnerte sich der alten kundtschaft, de anno 1617 vndt
ist ein höflicher wackerer herr, begleitete mich
zu letzt biß an das Thor des gartens am bollwergk
vor der Stadt, vndt hatte keinen Menschen bey sich, als
den Apt. <Jch endtschuldigte mich auch, wegen der jncivilitet zu
Millefleur begangen, er meinte aber es wehre also wegen des volcks, am
besten gewesen.>
Der alte charon hat sich diesen abendt zu mjr
zukommen, endtschuldigen laßen, weil er keine
kutzsche hette. Ergo: frustra abermals gewartett.
Der Cardinal sagte, er hofte auch, ich würde
ihm noch einmal zusprechen.
Er der Cardinal fragte auch, gar fleißig, nach
meinen raysen, vndt vermeinte jch hette gute lust zu
meiner libertet, vndt vnbekandt zu raysen, welches er
wol eher auch versucht hette.
Die gazetten von Venedig haben gebrachtt, wie auch von Meylandt
daß Regenspurg vom König in Vngern noch starck belägert werde,
die darinnen aber, sollen ostinatamente resolvirt sein,
keinen accord nicht einzugehen.
Daß der Türcke mitt 30 mille Mann, gegen Polen, im anzuge
gewesen, weil aber die Janitzscharen mutinirt vndt
nicht fort gewoltt, hette der GroßTürck zurückd weichen
müßen. Jnterim hette der König in Polen mitt dem Moß-
kowiter friede gemachtt.
Daß die ChurSächsische armèe abermal eine victory in Schlesien
gehabtt, vndt gleichwol zu Leutmaritz starck friede
tractirt werde, wiewol ChurSachsen starck drauf dringet,
man solle ihm 5 mjllionen gut machen, so er wieder die
Böhmen, im kriege, ins Kaysers diensten, spendirt.
Das der hertzog von Lünenburg Minden belägert,
vndt der Pfaltzgraf von Neẅburg sich neütral halte,
wolle auch seine armèe den Kayserlichen oder Spannischen,
nicht vberlaßen.
Daß die Stadischen bey Niemägen ihr heer versam-
let, die Spannischen aber bey Mächelen, beyderseits zu
felde zu ziehen.
Das der Cardinal Jnfante nach Deützschlandt zu,
marchire, wiewol ihm viel volcks entlauffe, ia die im
stato dj Milano, sich sollen außdrücklich verlautten laßen,
Sie wehren nicht schuldig, außerhalb des stats, sich im kriege
gebrauchen zu laßen. Er solle auch nacher Paßaw,
sich alda mitt seiner Fraw Schwester der Königinn
zu Vngern vndt Böhaimb, zu vndterreden.
Die Schweitzer ihre gesandten, derer 24 vndt von den
Catolischen orten gewesen, sollen sehr stadtlich, vom gedachten
Cardinal Jnfante, sein beschenckt, vndt tractiret
worden sejn, wejl mitt ihnen, ejn bundt geschloßen
worden.
Des Königs in Spannien Person ist vnlengst in gefahr
gewesen, weil man einen Menschen mitt degen vndt dolch
versehen, hinder der Tapezerey an des Königs bette, in
Seiner Mayestät kammer verborgen gefunden, welcher den König
hat vmbbringen wollen, aber durch Gottes schickung,
(welcher vber den Königen vndt seinen gesalbeten, sonder-
lich zu halten pfleget) ist der Thäter ertapt, vndt
torquirt worden. Man hat aber jn der tortur befunden,
das er ein wahnsinniger Mensch gewesen.
<Jtem: das ein großer brandt, in der Stadt Moßkaw endtstanden,
vndt viel millionen den schaden geschehen.>
Der alte Charon hat gestern abendt, zum andern mal, als ich
Schumann zu ihm geschicktt, sich endtschuldigen laßen, er
müste gleich zum hertzog, wollte aber Morgen frühe hoc est
heütte gewiß zu mir kommen, vndt des Cardinals Jn-
fante paß, vndt allen bescheidt mittbringen. Wie
er mirs nun heütte Morgen, wiederumb zu lange
machte, habe ich ihn durch Schumann abermals besuchen
vndt vmb beförderung meiner expedition anhalten
laßen. So hat er gesagt, er müste eben zum hertzogk,
es wehre eilends ein großes pacquet auß Franckreich
ankommen, wollte nach der mahlzeitt zu mir kommen.
Schumann sagt, es wehren gar vornehme cavaglieri in zim-
licher menge alda gewesen, vndt hetten die hüte in händen
gehabt, ihm fleißig aufwartende, also daß er muß jn
großem ansehen, beym hertzog sein. Er soll auch
zum hertzogk ins gemach gehen, wann er will,
welches andere nicht thun dörfen.
Es ist auch schon vor ein tag <4> oder 4<5> ejn Münch, wegen des
Cardinals Jnfante, alhier bey vnß in vnserm losa-
ment ankommen, welcher gestern beym hertzog audientz
gehabt. Soll des verstorbenen Duca dj Feria vetter sein. Er
hat aber albereitt, das losament verändert.
Gegen abendt, ist der alte Charon zu mir kommen, vndt hat
mir des Cardinals Jnfante paß mittgebrachtt, auch ge-
sagt, ich sollte wieder an dem nähermahligen ortt, beym hertzog
audientz haben vmb 23 vhr, etcetera[.] Als ich ihm von hans
Reüßen sagte, gab er mir eine seltzame antwortt. et cetera
Des Cardinals Jnfante Paß, lauttet also:
+
Don fernando Jnfante de Espanna Por la gracia de Dios, &cetera
Por quanto el Baron de Donaw2, Va a Alemania por servicio
de Su Majestad cessarea ordinamos y mandamos a los Ministros de
Su Majestad a nuestra Jurisdicion sugetos y a los que no los son en-
cargamos no le impidan su viage (a el ni a su Ropa[,] criados
Armas y vagaje) antes para hazerle le daran todo el favor
y ayuda que pidiere y huviere menester, que assi conviene
al servicio de su Majestad y es nuestra Voluntad. Dattj en Como
a 5. de Julio 1634.
El Cardenal Jnfante perge et cetera
Loco Sigilli
Don Martin de Axpe
Passaporte para Alemania al Baron de Donaw con su Ropa, criados, Armas, y Vagaje.
Wie es baldt vmb 23 war, vndt ich vermeinte, itzt
zur audientz zu fahren, ließ mir der alte Charon durch
einen pagen sagen, es hette des Pabsts Abgesandter<Nuntius>, beym
hertzogk audientz begehrt, die köndte er ihm nicht füglich ver-
sagen, wollte mir aber Morgen früh, gebe gott audientz geben, vndt
mich abholen laßen. Gott gebe, das es wahr werde.
heütte vormittag, ohngefehr vmb 9 vhr, nach vnserm
saiger, bin ich zur audientz berufen worden, dahin ich wje-
derumb, auf des alten Charons kutzsche, wie neẅlich,
eben an selbigen ortt, gefahren, vndt auf selbigem gan-
ge beym hertzogk audientz gehabtt. Der hertzogk
war zwar freündtlich gegen mir, aber doch befandt ich ihn,
viel kaltsinniger gegen mir als neẅlich, (ohne
zweifel durch vngleiche information des Charons
eingenommen)[.] Favor aulicus wirdt mir geschadet
haben.
Er discurrirte von allerley, sagte, es wehre zeitung
ankommen, alß wehre Regenspurgk, jm 4en. Sturm,
erobert, vndt alles darinnen niedergehawen worden,
aber wol 4 mille Mann, von der Kayserlichen vndt Baye-
rischen armèe darvor geblieben. Doch wehre es noch vngewiß
|| [[Handschrift: 75r]]
weil der avis, nur von kaufleütten herkähme.
Wir redeten auch vom Genueser kriege, da sagte er,
große Potentaten (als Frankreich vndt Spanien) vertrügen sich ofte,
darnach müste es vber mindere, die einer oder der andern
parthey geholfen hetten, außgehen. Er lobete die faction
vor Ottaggio, vndt daß er dazumahl die gantze Ri-
viera zwischen genua vndt Nizza eingenommen hette,
Sein herrvatter hette auch damals Genua wegkriegen
können, wenn er dem Maréchal de Lesdiguieres nicht allzu-
viel getrawet hette. Jtzt würde nun der friede
bestettiget, darumb dann der Cardinal d'Albornoz,
itziger gubernator zu Meylandt, in abwesen des Cardj-
nals Jnfante, des Duca dj Feria beichtvatter3 hette
hergeschickt zu tractiren, nicht alß ein königlicher gesandter,
vndt Oneglia sollte dem Hertzogk wiedergegeben werden.
Vom Cardinal Jnfante, sagt er, er wehre neẅlich, auf dem
lago dj Como, durch ein vngewitter, in leibs[-] vndt lebens
gefahr gewesen. Vom hertzog Rudolf von Sachßen Lawenburg
wollter er die rechte vrsach, seiner detention zu Mey-
landt nicht wißen. Er hette sonst vor diesem iährliche
pension vom König in Frankreich angenommen ein 5[000] oder 6000 Livres tournois₶: vndt
Nota Bene darauf anticipirt, wehre aber darnach in Kayserliche dienste
|| [[Handschrift: 75v]]
getretten, darüber hette sich der Frantzösische Ambassa-
deur zu Venedig sehr beschwehret. Jtzt schiene es, das er
Nota Bene wollte wieder variiren.
Er riehte mir zur rayse zu waßer, endtweder auff
Ferrara vndt Venedig, oder auf Mantua vndt Inspruck
<zu,> den geradesten weg, naher Wien, wegen der commoditet des
waßers. Will mir barq ein Schiff bestellen, vndt seinen
paßportt, auch mittgeben. Peut estre ay ie offensè aussy
le Duc, de m'estre donnè a connoistre au Cardinal de
Savoye, sans son approbation. Der abschiedt war höflich,
aber er wollte mir nicht selber sagen, welcher gestaltt, er
mir gedächte, auf mein ansuchen, satisfaction zu geben,
sondern Charon wu hette befehl es mir <nachmittags> anzudeütten,
nun endtschuldigte er sich gleichwol, daß er mir nicht
köndte contentement geben, wie er gern wollte, wegen
itziger zeitten, doch hofte er, ich würde in etwas
seinen guten willen verspühren, &cetera vndt wollte
nicht recht herauß. Mjch deücht, er excusjrte sich mehr,
vndt remittirts auf beßere laüften, als daß er soll
im wjllens sejn, sich jn etwas, gegen mir, zu erweisen.
Ergo: Muß ich auch beßere zeitt, vndt occasion erwarten.
Er erzehlete auch, wie er wehre mitt zweyen seinen
herren Brüdern, in Spannien gewesen, vndt wie der Printz
Philibert <Seliger>, hette ein 100 mille Livres tournois₶: an commenden, vndt sonsten
noch 50 mille Livres tournois₶: an pensjonen vndt bestallungen, vom König in
hispanien, iährlich einzukommen gehabtt, ohne das
Fürstenthumb Oneglia, vndt was ihm sein herrvatter
gegeben. Er gedachte wie es auf den kleinen
waßern per glj temporalj, wegen eilenden vngewjtters
so gefährlich wehre, vndt wie er einmal, auf dem
Lago di Garda, auch baldt ertruncken. Am Kayserlichen
hof, hat er itzundt keinen Gesandten, sondern daßelbige dem
Agenten von Modena, (welcher daselbst residirt) aufge-
tragen, also daß es scheinet, daß die<Seine> correspondentz am Kayser-
lichen hof so gar intrinseca nicht sein magk. Doch hat
er dem König in Vngern, durch einen extraordinarij gesan-
dten4 congratulirt, wegen der neẅgeburt seines Jungen herrens,
derselbige soll baldt wieder alhier zu Turin anlangen.
Es gieng der abschiedt gar kaltsinnig im vbrigen ab,
es wurde der neẅlichsten tractaten, wegen des friedens,
mitt keinem wortt, gedachtt, sonsten offerirte er sich
zwar gegen meine Person gar freündtlich auch ins
künftige bey vorfallenden occasionen. Honoris verba,
|| [[Handschrift: 76v]]
er erwehnte auch, wie er von den kriegen seines herrn-
vatters redete, die er wieder Spannien vndt Franckreich
geführet, vndt sich gleichwol darbey manutenirt, daß
vnnöhtige kriege, darinnen justitia causæ nicht præ-
dominirte, nicht gesegnet würden, vndt von Gott kein
glück darbey zu gewarten, also daß es scheinet,
daß er ein fautor justitiæ seye, wenn nur seine
leütte, vndt ministrj, auch also beschaffen wehren.
Es wurde auch von vnsern vorfahren, den alten hertzogen, Churfürsten
vndt Königen von Sachßen, geredet, vndt daß wir mitt dem
hause Sophoy von einem hause wehren, Jtem: von dem altSächsischen
wapen, dem Rautenkrantz, vndt dem Schwartzen pferde, so
zun zeitten Witekindj, in ein weißes verwandelt worden,
als er sich zu Carolj Magnj zeitten zum Christlichen glauben bekehret,
<der Rautenkrantz kähme von vns herr.>
Der alte Charon hat diesen Nachmittag wieder meine leütte,
so ich fleißig zu ihm geschjckt gesagt, itzt führe er zum
hertzog, wegen meiner sache, die kutzsche ist auch angespannt
gewesen, alß ich aber zwey stunden hernach vmb 24 vhr,
wieder zu ihm geschickt, hat er gesagt er hette nicht
können mitt dem hertzogk reden, also daß er seines herren
wortt vndt warheitt wenig in acht nimpt. Gott
helfe mir zu redlichen leütten. Jch sehe hierauß (wie in einem
spiegel) das elendt, eines gewissenhaften, verständigen,
|| [[Handschrift: 77r]]
frommen, aufrichtigen[,] redlichen Fürsten, wie der itzjge
hertzogk ist, vndt das lob von Männiglich hatt, wenn
er nicht von seinen ministris redlich vndt treẅlich secon-
dirt wirdt, denn dieselbigen können alles vnderschlagen
vndt supprimiren, auch ihren herren gar vnrecht
informiren, vndt also durch verdrehung der warheitt,
böse effecta vervrsachen, wenn Sie wollen, oder vielmehr,
wenn es ihnen Gott verhengen will. Da bedörfte man
wol Salomonis weißheitt vndt vorsichtigkeitt.
Alß ich heütte Morgen abermals zum Charon geschickt, ihn
fortzutreiben, ist er außgefahren gewesen. Gott helfe mir
doch von hinnen. Jch muß nur alles aufzeichnen, ob es
schon eines theils inutilia scheinen zu sein, damitt man
sehe heütte oder Morgen, wie ich meine sachen mitt mühe Vndt
sorgen tractirt<geführet,> vndt wie ich darneben, (wiewol vnbe-
kandter weyse) seye tractirt worden. Es gehöret ejne
große gedultt, zu solchen tractaten vndt beginnen,
vndt wer es nur von außen ansiehet, vndt nicht selber
in der heißen brühe steckt, findet leichtlich etwas
zu tadeln dran, kan es aber schwehrlich beßer machen.
Sapientj sat!5
Vmb 9 vhr ohngefehr vormittags, (ist nach welscher vhr,
dieser zeitt vmb 12) kam der alte Charon, war gar
höflich, vndt machte viel complimenten, wegen des hertzogs,
auch endtschuldigungen, daß er nicht schuldig wehre die pension
zu zahlen, etcetera welches ihm wehre durch seine rähte repræ-
sentirt worden etcetera[.] Weil er aber gehört de l'estat de Madame
schickte er mir hiemitt pour elle un beau joyaulx de Dia-
mants, me priant de recevoir sa bonne volontè &cetera[,]
Jtem: ein passeport sicher durchzukommen, Jtem: leßet
er mich außquittiren, vndt mitt einer barque auf Ferrara,
oder wo ich hin will, versehen. Jst mir also meine hofnung
wegen der pension zwar zu waßer worden, aber sonsten aller
guter wille wiedefahren, vndt das lange warten, jn etwas
vergolten worden, auch ins künftige gute offerten geschehen, <wo
mir der hertzog ins künftige willfahren köndte meiner nicht zu
vergeßen.>
Der paß des hertzogs, lauttet also:
Vittorio Amedeo per gratia di Dio, Duca dj Savoja,
Chiables, Auosta, Genevese, e Monferrato, Prencipe
dj Piemonte, Marchese dj Saluzzo, Conte dj Geneva,
Romont, Nizza, Astj, e Tenda, Barone dj Vaux,
e Faucignj, Signore dj Vercellj, del Marchesato dj
Ceva, Oneglia, e Marro, Marchese d'Jtalia, Prencipe
e Vicario perpetuo del Sacro Romano Jmperio, Rè dj
Cipro, &cetera[.]
|| [[Handschrift: 78r]]
Andando in Allamagna da Sua Maestà Cesarea Jl Signor Barone
Donaw6 l'habbiamo voluto accompagnare delle presentj
con lequalj commandiamo allj nostrj Luogotenentj generalj,
Mareschiallj generalj dj campo delle nostre Armate,
Governatorj dj Provincie, e Luoghj fortj, Colonnellj,
Capitanj, Vfficialj, et soldatj da piedj, et da Cavallo
dj qual si voglia nazione, Sindicj, Capitanj, e<t>
guardie de porte, Pontj, portj, e passj et a tuttj i
nostrj vassallj et sudditj, dj lasciarlo liberamente
passare, con suoj servitorj, gentilhuominj, et altrj,
Arme, cavallj, et robbe, senza darglj alcun disturbo
ne impedimento, anzj ognj agiuto e favore, senza
difficoltà, che così vogliamo; Preghiamo in oltre,
tuttj Signori Prencipj, Potentatj, e Republiche per
il cuj Dominio glj converrà passare loro Governatorj[,]
Ministrj, Vfficialj e sudditj, di voler a contemplatione
nostra, far il simile, offerendocj in ognj occasione al contra
cambio, Dato in Torino li 16. Luglio 1634.
Vittorio Amedeo
Loco Sigilli
Carron manu propria
Passaporto al Signor Barone Donaw Andando in Allamagna da Sua Maestà Cesarea[.]
Jch habe dem alten Charon einen eingefaßten gnaden-
pfennig, vndt seinem pagen eine pistole, auch andere ver-
ehrungen, hin vndt wieder præsentiren laßen.
Mich auch durch ihn beym Cardinal endtschuldigen vndt ab-
schiedt nehmen laßen, dieweil er nicht zur stelle,
sondern auf etzliche Tage soll verrayset sein.
Nota: der alte Charon hat meinen Nahmen vndt standt,
wieder meinen willen, selber außgebracht, in dem er gegen den
Carellj vndt andere gedacht, wer ich wehre, vndt wie mich
der hertzog von Savoya regalirt, vndt per conservar la
vecchia amicizia mitt einem stadtlichen kleinodt von 2 mille Kronen₶
(hat vielleicht 1000 sagen sollen) beschenckt hette.
Der venet<d>ische kaufmann, Pietro Martyre <Cernezze>, welcher
sonsten von Como vndt selbiger gegendt, bürtig ist, hat
mich auch durch obige außbreittung kennen lernen, vndt
mir in meinem gemach, als einem Fürsten zugesprochen.
Er ist gar ein ehrlicher guter Mann, vndt hat sich weil ich
zu Turin gewesen, gegen vns gar diensthaftig erzeigett,
vndt hat immer an der Tafel neben vielen andern guten
leütten Piemontesern, Meyländern, vndt Frantzosen, edel
vndt vnedel mitt vns in der herberge gegeßen.
welsche Meilenm: | |
Jn Gottes nahmen, nach genommenem abschiedt, vo mich zu Borgo
<del Pò> 1 welsche Meilem: von Turin, auf den Pò gesetzt in einem verdeckten Schiflein, so mir der hertzog biß nach Venedig mittgibt, vndt heütte gefahren biß nach Casal dj Sankt Vas, die haüptstadt im Montferrat dem hertzog von Mantua zusten- dig, darinnen vom Könige in Franckreich, Frantzösische garni- son vndterhalten wirdt, ligt von Turin Vndterwegens erstlich auf Chivas zukommen, ist eine Piemontesische Festung zur linken handt des Pò, gelegen von Turin zehen welscher meilen. |
36 |
Darnach auf Crescentino zur lincken, vndt dann
Verrua gleich gegen vber zur rechten, beyde festungen,
acht welsche Meilenm: von Chivas. Verrua hat vor wenig
iahren, eine denckwürdige belägerung außgestanden.
Darnach in die landtschaft Montferrat gekommen,
vndt das Schloß gabian auf einer höhe zur Rechten
liegen sehen. Darnach Trino im Montferrat,
auch itziger zeitt dem hertzog von Savoya zustendig, eine
festung, zur linken acht welsche Meilenm: von Cresentin gelegen.
Nicht ferrne darvon iedoch fürwarts die festung
Pontestura zur rechten ist mir aber gar schlecht vorkommen, zwey <welsche Meilenm:>
Casal Sankt Vas oder Casal dj Montferrato zur rechten acht welsche Meilenm:
|| [[Handschrift: 79v]]
Man sagt es liegen an itzo von 3 biß in 4 mille Mann in Ca-
sal meistentheilß Frantzosen, werden vom Könige in Frankreich
dem hertzog von Mantua zu gute vndterhalten, Jn der
Citadelle (welche sehr berühmt,) commendirt le Marquis
d'Avanes itzundt. Die Stadt ist mir nicht gar groß,
vndt kaum wie Turin vorkommen, das schloß oder
casteel, darauf der hertzog pflege zu wohnen, ist zim-
lich fein gebawet, hat feine losamenter, gemälde
vndt erlustigungen, so aber durch den krieg sehr zu nichte
gemacht worden, denn Casal in neẅlicher zeitt, zween
denckwürdige belägerungen, eine ein gantzes, die andere
ein halbes iahr, gegen die Spannischen außgestanden, vndt
Sie darvor abgehalten, Es ist auch nach alter Manier
mitt 4 rundelen, hohen Mawern, Tiefen gräben, zimlich
befestiget. Darnach habe ich also vnbekandter weyse, im
heraußer gehen den Marchese Trajano Guiscardj, Gran
Cancelliere des hertzogs von Mantua, in beyden Fürsten-
thümern Mantua7 vndt Monferrato, en passant in seinem
wol accommodirten hause angesprochen, vndt sein studiolo
welches ich gar sehr rühmen hören, zu sehen begehrt.
Jch habe aber keine rariteten, Sondern nur viel bücher, deren
|| [[Handschrift: 80r]]
ein 6000 sein sollen, von allerley wißenschaften,
darinnen gefunden, vndt wirdt diese bibliotheca
sehr hoch vor vielen andern in Jtalia gerühmet. Er hat
sich auch des herrn Christofs von Dona seines werthen,
wolbekandten freündes, vielfältig erinnert, vndt
gar fleißig nach ihm gefraget, aber wer ich wehre,
nicht gewust, vndt also ist dieser poße lustig angangen.
Dieser Großcantzler commandirt vber alles alhier, vndt
ist wie des hertzogs oberster Stadthalter, so wol vber die
Fr garnison als das vbrige, wie seine leütte vorgeben.
Er erinnerte sich auch, Adolf von Börstels. et cetera Erzeigte
sich sonsten <gar> höflich vndt offerirte mir sein hauß, mitt
allem dem, daß darinnen wehre, auch seine carosse.
Nach vnserer separation, bin ich zum Duomo zugangen,
ein fein gebeẅde hochgewölbet, vndt habe vndter andern
sachen, auch ein sjlbern crucifix vorm altar, in der höhe
darinnen gesehen, welches ein gedächtnüß, von einem
alten Alexandrinischen kriege do herrührende sein soll.
Der longobarden König Luitprandus soll haben angefangen
diese kirche zu bawen, welches vor vielen hundert
Jahren, geschehen sein soll.
Der Großcantzler hat mir abermals heütte <gar> früh vmb 9 vhr,
seinen Secretarium geschickt vndt eine kutzsche mitt 2 pferden
darneben, mich auf die Cittadelle zu führen, welche soweitt
berühmbt ist, Ein ajudant hat vnß herümber geführt,
<neben dem Secretario[.]> Sie hat 6 bollwercke alle mitt gebackenen steinen
gefüttert, vndt seindt große realbollwercken eines
wie das ander, mitt flancqen, vndt espaulen oder orec-
chionj versehen, hat feine brustwehren, vndt tiefe waßer-
gräben. Die bollwercke seindt nicht hohl, sondern massif,
sich zur noht desto beßer abzuschneiden, hat auch nohtwendige
parapettj, vndt an theils orten porte di soccorso mitt aller
zubehör an Stücken vndt andern, die cortinen seindt ohnge-
fehr ein 300 schritt lang, vndt nach advenant die facen,
flancquen vndt espaulen wie sichs in einer regular
haüptfestung gehöret. Jch habe wegen vieler discurßen,
nicht zeitt gehabt alles eigentlich zu meßen. Die
piazza d'arme, ist sehr groß, vndt kan man wol eine
armèe von 12 mille Mann, darauf in battajlle stellen. Es liegen
ein 2 mille Mann darinnen, in der Stadt vndt casteel zusammen,
gleichsfalß so viel, (in Summa 4000 meistentheilß Fran-
tzosen vndt Jtaliäner etzliche)[.] Jm casteel ist gouverneur
der Marchese dj Rivara <di casa Valberga> ein herr von 60 Jahren, so mitt einer
|| [[Handschrift: 81r]]
von Gonzaga verheyrathet ist, vndt albereitt 6 hertzogen
gedienet hat, alß dem Duca Guiglielmo, darnach seinem
Sohnen hertzog Vincenzo, vndt deßen 3 Söhnen, herzog Francesco[,]
herzog Ferdinando vndt herzog Vincenzo, vndt dem itzigen hertzogk. et cetera
Er ist zu mir kommen, gar cortesisch vndt hat mich helfen
geleitten, zum zeüghauß vndt muni kornhauß, nach dem
ich die festung besehen vndt die roßmühlen deren wol
ein 12 vndt mehr sein, vndt werden noch immer neẅe gemacht,
welche ein roß ziehen kan. Jm zeüghauß, hat es
fein gewehr von Mußkeeten, picken, harnisch, vndt kürißen,
ohngefehr von 3 in 4 mille Mann zu armiren, An einem andern
ortt, hat es feinen vorrath von lunten vndt granaten, vndt
petarden &cetera[.] Es hat auch drey pulfermülen, in der festung.
Auf das kornhauß darinnen ein großer vorrath von
weitzen, reiß vndt anderm, haben wir nicht kommen
können, weil der granaro oder besch kornschreiber nicht
zu stelle gewesen, mitt großem wiederwjllen des
Marggrafen, nicht kommen können. Es hat auch feine losa-
menter vor die Soldaten in dieser cittadelle. Man
hat vns gezeiget, wo es vor 4 jahren das erste mahl von<vnd>
<vor 3 iahren das ander mal vom Marchese Spinola vndt> den Spannischen mitt approchen vndt batterien attacquirt worden
auch ihre gallerien angesteckt worden, das erste mal ist der
Spinola nicht darbey gewesen, vndt die deützschen haben
|| [[Handschrift: 81v]]
allemahl die meiste arbeitt darbey gethan. Wir
haben auch, einen halben Monat, an derselben seitte gesehen,
welchen die Spannischen nicht erobern können, ob sie schon
im graben gelegen. Sonsten ist noch ein halber Monat8
förters zur rechten handt zu sehen. Der graben ist zwar
feüchte aber sehr mitt graß bewachsen, doch mangelts
ihm an cunetten nicht. Es hat keine contra scarpa
gegen dieser festung. Le Marquis de Tavanes oder d'Avanes
commandirt das Frantzösische volck so der König dem hertzog
zu gute vndterhelt. <Ein Ducaton gilt zu Turin: 46 soldj, des hertzogs gepräge aber 47 soldj, zu Casal aber 50 soldj, 1 pistole gilt zu Casal
70 fiorinj, oder 140 soldi.>
welsche Meilenm: | |
Nachmittags gen Breme, zur linken jst Spannisch | 7 |
(Zu Turin gilt 1 pistole 128 soldj, zu Casale aber 140 soldj
oder 70 fiorinj, wie sie es heißen, ieden zu 2 soldj, ein soldo
gilt 4 cavallottj zu Casal, vndt es hat in eines
iedern herren landt, andere müntze.)
Es wächßt guter wein vmb Casal, wir haben ihn aber nicht können
<so gut> zu trincken bekommen, wiewol die vbrige tractation sonsten
gut, aber sehr theẅer gewesen. Das obst ist auch schlecht
alhier vndt zu Turin auf dißmal gewesen, weil von
den kriegsgurgeln, viel fruchtbare baẅme vmb-
gehawen, vndt das obs auch sonst nicht mag gerahten sein,
dieses Jahr.
welsche Meilenm: | |
Nachmittags wieder auf gewesen, vndt gefahren,
erstlich auf Brema, einer Terra im Meyländischen, alda Spannische besatzung lage zur linken des Pò sieben welscher meilen von Casal entlegen. Sie haben vns <zwar> angesprochen, aber wie Sie nur gehört haben, daß ich einen paß vom Cardinal Jnfante Sua Altezza Reale hette, haben sie alsobaldt gesaget, wir sollten fortt vndt haben den paß nicht einmal zu sehen begehrt. <Malum omen, zwischen Casal vndt Bremen einen Todten Menschen cörper mittenauf dem waßer, an einem strauch liegende gesehen[.]> |
7 |
Poma zur rechten darnach Sartirana zur linken liegen laßen. | |
Valenza zur rechten eine festung, mitt Spanniern besetzt, welche vns
zimliche lange warten laßen, ehe sie vns durchpaßiren laßen, Sie lieget von Brema |
12 |
Porto di Basignana zur rechten
alda eine darvor vnß angesprochen, ob wir etwan gewehr mittwegführeten, denn viel Soldaten zu entrinnen pflegen. |
3 |
Salla zu rechten
Piè del Cairo zur lincken des Pò |
1 |
Gerola zur rechten von Salla entlegen <Nachtlager>
weil wir wegen contrary windes, vndt das wir zu Casal sehr langsam auff gewesen, nicht weitter kommen, auch in der nähe keine andere herberge <forwarts heütte> haben können. |
5 |
<Summa> |
<28 welsche Meilenm: heüte gefahren. et cetera> |
Es ist nur ein dorf Geróla, höret dem Conte de Bye zu, (des
alten Grafen von Boucquoy seinem Schwager,) den ich am Kayserlichen
hofe wolgekandt, darumb mir seine Gemahlin die Gräfin,
|| [[Handschrift: 82v]]
rinfrescamentj von herrlichen rohten vndt weißem wein, auch
von schönen großen pflaumen, Jtem: köstliche cerveladen oder
würste (als ich Sie mein lebetag noch nicht gegeßen)[,] Jtem kleinere weiße pflaumenf vndt rohte denn im wirtzhauß ohne daß
an rohten oder schwartzen pflaumen kein mangel gewesen, weil
die baẅme darvor stunden, Jtem: herrliche gute Schafkäse
vndt weiß brodt, auch etzliche stücker eiß, das trincken
<damitt> zu kühlen, mitt zweyen offizirern, vndt 3 dienern, geschickt
vndt viel complimenten darneben, machen laßen, daß ihr herr
abwesendt wehre, wiewol wirs anderst darvor hielten, vndt
von den pawren erfahren hatten. Jch kam ihm vielleicht zu
geschwinde vber den halß, So hat er auch große feindt-
schafft mitt einem andern herren, Rò genant, welcher
im stato dj Parma sich an itzo aufhelt vndt destwegen
helte er, etzliche wol armirte diener, vndt trawet sei-
nem feinde nicht. Bin also auf sein hauß nicht kommen,
wie gern ich es hette thun mögen, wegen so gar vbel accommo-
dirter herberge, doch haben die rinfrescamenti das beste
gethan, vnd ich habe Sje billich, zu dancke angenommen. Sonsten
habe ich von dieser feindtschaft nichts gewust, vndt dörfte
wol einer also querfeldt vbel<r>, vnversehens mitt ins spiel
kommen. Der Conte de Bye ist sonsten feudatarius dello
stato di Milano, vndt hat noch andere gühter hier herümb
liegen. Sie ließ mir auch sagen die Gräfin, Sie hofte der
|| [[Handschrift: 83r]]
graf würde aufn abendt wiederkommen, alßdann würde er nicht
manquiren mir reverentz zu thun, er ritte oft auß, daß man
nicht wüste wo er hin ritte, vndt kähme denn vnversehens
wieder. Er blieb mir aber außen. Bin doch mitt seinen, vndt
der seinigen, höflichen bezeigungen, gar wol zu frieden.
Donnerstag♃ den 10. ⁄ 20. Julij.
welsche Meilenm. | |
Desto früher auf gewesen, (darzu vnß die böse anfechtende
lägerstedte wol geholfen) vndt erstlich gefahren, auf Sankt Nazar, lieget zur lincken handt des Pò, von Geròla Wir haben heütte noch stärcker contrary windt als gestern, welcher vnsere Schifleütte im rudern, vndt vn- ser Schiff, sehr aufhelt, vndt verhindert. |
3 |
Weil der Pò gestern vndt heütte etzliche krümmen
machet, werden die Tageraysen, auch, desto verdrießlicher,
vndt länger. Es hat auch von Turin auß, vndter-
schiedliche Jnseln im Pò gegeben.
Nota: von Saluzzo auß, hinder Turin 25 welsche Meilenm: gelegen,
wirdt der Pòstrom schon navigable oder Schifreich, vndt ie näher
er den bergen vndt seiner quelle zu, ist, ie stärcker gehet
der Strom, sonderlich zwischen den bergen, wo er aber anfänget sich
außzubreitten in der Lombardy, wie heütte vndt forwarts
hinundter, da gehe laüft er bey weittem nicht so starck,
als wie im Piemont.
welsche Meilenm | |
Von geròla Sankt Nazar nach la Bastia de Pancarano
zur rechten des Pò gelegen, ein flecken. |
9 |
Soma auch ein flecken, zur lincken
alda wir wegen wiederwertigen starcken windes, damitt er vns nicht, vndter die mühlen iaget, (deren es auf dem Pò viel gibt, vndt destwegen zu weilen mitt der Schiffarth gefährlich ist) still liegen müßen. Es haben auch vnsere Schif- leütte nicht fortrudern können. |
1 |
Wie wir also stille gelegen vndt den Nachmittag
verliehren müßen, ist eine corporalschaft querfeldt
vber, von Pavia ankommen, vber den Pò zu setzen,
haben vorgeben Sie müsten alda auf einem fehrschiff
wache halten, vndt vns zimlich zugesprochen, sich auch
in die wehre gestellet, vermeinende wir wehren
Frantzosen, vndt vnß vnser gewehr abzunehmen, oder
sonst beütte zu machen, es hat vnß aber endtlich, die
warheitt des paßports vom Cardinal Jnfante,
daran sie erstlich gezweifelt weil er nacher Deützsch-
landt zu, gegangen, bey einem discreten corporal,
ob vns schon etzliche Soldaten gern zu leibe gewoltt,
durchgeholfen.
welsche Meilenm. | |
Gestern abendt, wieder starcke Sturmwindt, vndt wellen,
auch das starcke donnerwetter vndt regen, sich geleget, seindt wir etwas fortgefahren, auf Cantalon zu, lieget zur rechten handt des Pò von Soma |
1<2> |
Darnach al Thou zur linken handt
ein entzelen schlecht wirtzhauß, wiewol auf einen Mußkeetenschuß darvon andere haüser liegen sollen. <Jst wol eine vnannehmliche[,] böse vndt vnsichere herberge gewesen.> |
5 |
<Summa> |
<20 welsche Meilenm. heütte.> |
welsche Meilenm: | |
Früh aufgewesen vndt geschift, vom Thou auß,
alla bocca del Tesin der fluß so von Pavia kömbt, darhinder auf 4 welsche Meilenm: <im lande> Pavia die Stadt, liegendt gesehen. |
2 |
Portalbera ein flegken zur rechten | 5 |
Arena auch zur rechten
alda wir Mittagsmahlzeitt gehalten. |
2 |
Parpaneso zur rechten
die meilen seindt zu waßer, wegen der vielen krümme vndt girj viel weitter. |
3<1> |
Nota: Caneva dj Piemonte vndt lino dello
stato dj Milano, nachen das waßer trübe
diese 2 Monat Julium[,] Augustum Vndt vngesundt
zu trincken, im Pò, weil es haüffig hinein geworfen,
|| [[Handschrift: 84v]]
wirdt.
Vor Parpaneso lagen zwey Spannische Bregantinj,
oder wachtschiffe nacheinander, mitt wenig Soldaten,
vndt gewehr versehen, das eine lauret auf die
außreißende Soldaten, vndt andere so auf dem
Pò das gewehr entführen, <auch das korn ins Piacentinische oder Parmesanische
gebieht denen alda liegenden Frantzosen, vndt andern
auß dem stado dj Milano, wieders verbott zuführen,> das ander auf den zoll,
damitt er nicht verfahren wirde. Wir haben
Sie, mitt wenigem Tranckgeldt abgewiesen.
welsche Meilenm. | |
Piacenza die Stadt | 13 |
Summa hodie |
25 welsche Meilenm: |
Es ist so kühl wetter ein tag oder drey her, in diesen
angehenden heyßen tagen, darzu alhier in Jtalia,
so vngewöhnlich gewesen, daß wir vns darüber verwundern.
Piacenza ist eine schöne große Stadt, dem hertzog von Parma
zuständig, alda ich anno 1613 auch gewesen, vndt Sie besehen.
Eine halbe <welsche> meile vor der Stadt musten wir außsteigen, vndt
zu fuß hinein spatziren. Jst nur ein kleiner, lustiger,
spatzirweg. Am außtritt außm Schiff, lag ein
Parmesanisch wachtschiff oder Bregantin. Der capitain vber
|| [[Handschrift: 85r]]
selbige, nach dem er vns seinem obligen nach, genugsam
außgefraget, riehte vns Treẅlich, wegen der zusammen gerot-
tirten banditen, nicht weitter den Pò hinundter vnß
zu wagen, denn Sie wehren zu 50[,] 60 in einem hauffen
starck, hielten gute kundtschafften, vndt griffen die
leütte mitt schiffen vndt von den Jnseln an, da die
herrschaften, Parma, Cremona, Modena, Mantua,
Guastala, Bozzolo, so viel herren, sjch scheideten, vndt
hetten noch neẅlich, barquen geplündert.
Zu Piacenza erfuhr ich, daß vor 10 Tagen etzliche herkommen,
insonderheitt einer in einem Frantzösischen kleidt, ein langer
kerll, 35 iahr ohngefehr altt, mitt einem schwartzen bärtlein,
der hatte gesagt ein herr auß Deützschlandt würde
baldt nachkommen, <cape tibj hoc.>
Nota Bene[:] zu Valenza hat ein Spannier wieder Sigmund Deuerlin von Falkengrund
gesagt, als wir vorüber fuhren, O wir habens schon
vor drey Tagen gewust, eẅere ankunfft. Guarda la gamba.
Der Colonel Seraphina, Ein Jtaliäner, welcher alhier
mitt einem Regiment des hertzogs von Parma lieget,
der hats vns auch treẅlich wiederrahten, als wir ihn vmb
die abfolgung vnsers <ober>gewehrs, ansprechen ließen.
Es ligt auch noch ein Regiment Frantzosen alhier.
Zu Piacenza in die Fortuna eingezogen, alda man
vns am ersten die rayse zu waßer, wiederrahten.
Jch habe in gantz Jtalien niemals eine prächtigere vndt
so stadtlich erbawete herberge, als diese ist, einem könig-
lichem pallast nicht vnehnlich, gesehen.
Es hat zu Piacenza ein casteel, so fest ist, Jtem eine
citadelle heißen Sie es, die ist nicht feste, sondern ein stadt-
lich pallatium des hertzogs hauß wenn er Alhier ist.
Jtem: eine stadtliche kirche vndt kloster Sankt Augustino
besehen.
Auf dem Marckt, stehen zwey stadtliche statuæ zu
pferdt von Metall, des alten <Spannischen> Generals hertzogs Alexandrj
Farnesij, vndt nicht ferrne darvon, des vorigen hertzogs
Rainutij, mitt subscriptionen, darinnen ihre benemerita
kurtz gefaßet, vndt an den seitten ihre<am> piedj<e>stall in kupfer-
nen platten ihre vornehmsten res gestæ eingeschnitten.
alß bey der ersten statua: Alexandro Farnesio Placentiæ[,]
Parmæ etcetera Ducj IIIo. Sacrae Romanae Ecclesiae Gonfalonerio perpetuo, Belgis devictis Bel-
gico, Gallis obsidjone levatis Gallico, Placentia Civitas,
ob amplissima accepta beneficia, ob Placentinum nomen
suj nominis gloria ad ultimas usque gentes propagatum Jn-
victo Domino suo, equestrj hac statua, sempiternum voluit
extare Monumentum.
Bey der andern, stehet diese subscription:
RAjnucio Farnesio, Piacentiæ[,] Parmæ &cetera Ducj IVo. Sacrae Romanae Ecclesiae
Gonfalonerio perpetuo, Custodj justitiæ, cultorj æquitatis,
fundatorj quietis, ob opifices allectos, populum auctum,
patriam jllustratam, Placentia Civitas Principj opti-
mo equestrem statuam Dedit Dedicavit[.]
Diese statua ist nicht so hüpsch gegoßen, noch so wol
gerahten, als die erste. Seindt aber beyde etwas
größer, als nach lebensgröße gemacht.
Wir haben eine Mietkutzsche alhier zu Piacenza,
biß nach Parma zu fahren, dahin es 35 welsche Meilenm: sein soll,
vmb 6 ducaton bedungen, vndt besprochen.
1 pistol gilt alhier wie zu Venedig 26 lire.
1 Ducaton gilt alhier 9 lire.
Zu Piacenza macht man die besten Parmesankäse. Es hat
hüpsche gerade gaßen vndt zimlich wol gepflastert al-
hier, daß es wol eine lustige Stadt zu nennen, vndt auch
hin vndt wieder feine Pallatia von vornehmen herren gebaw-
et, wiewol voriger hertzogk Rainatius die herren,
wegen etzlicher conjurationen zimlich gedemühtiget vndt
gedempfet haben soll, auch ihrer viel hinrichten laßen.
Mich anderst nohtwendig resolviren müßen, vndt
zu lande gefahren nach Parma.
welsche Meilenm. | |
Von Piacenza nach Borgo Sankt Donin
alda gefüttert. |
20 |
Von dannen nach Parma <im weißen creütz zur herberge.>
alda ich so wol alß zu Piacenza anno 1613 gewesen. |
13 |
<Summa> |
<35> |
Es ist gar ein lustiger weg vndt landtstraße von
Piacenza nach Parma, ein fruchtbar landt, an
korn, wein, hirße, (miglio) vndt sorgo, auch obst-
baẅmen.
Nota Bene[:] Wir haben gestern zu Piacenza reiffe weiße wein-
trauben gegeßen, wiewol es seltzam gewesen. Darneben,
hatten wir große vndt kleine pflaumen, haselnüße,
birn groß vndt klein, vndt langlechte Mußkatellerbirn,
welche noch eines so groß, als die gemeinen Mußcka-
tellerbirn gewesen, gegeßen, Jtem: die köstlichen
tartuffolj eine art von schwämmen.
Zu Sankt Donin hatten wir alle diese sachen, außer
der tartuffolj (etzliche nennens tartuffj) vndt der
frischen weintrauben aber an Stadt derselben herrliche
große feigen, vndt sehr guten weißen vndt
rohten wein, auch köstlichen Pi<l>acentiner käse, wie zu
|| [[Handschrift: 87r]]
Piacenza, alda der beste Parmesankäse gemacht wirdt.
Vor Parma begegneten vnß etzliche püffelochßen, welche
denen, so dergleichen zuvor nie gesehen, frembde vorkahmen.
Jn Es laüft durch die Stadt Parma, das waßer
Parma, darüber wir drey brücken, nebeneinander
sahen, vndt vber die eine fuhren. Zwey seindt
steinern[,] eine <ist> von holtz gebawet, nach des hertzogs
pallast zu.
Des hertzogs hauß oder pallatium ist außwendig schön
gemahlt, mitt hertzogs Alexandrj kriegesthaten.
Es werden noch 2 schöne neẅe pallatia darzu ge-
bawet, welche fast fertig seindt. Des hertzogs
hofmeister il Conte Fabio Scoto begegnete mir,
sprach mich gar höflich an, vndt ließ mir den Stall
zeigen, Jn dem einen langen können 92 pferde
stehen, in dem andern bey die 50 in dem dritten stehen
auch poledrj, vndt waren die stelle mehrentheilß
voll.
Jn den garten, kondten wir nicht kommen, weil eben
die hertzogin des vom hause Florentz, mitt dem<hinein sich> tragen
ließ, vndt fuhr der kleine printz wie auch das Frawen-
zimmer hernach, nicht ferrne von vns vorüber. perge
Etzliche 14 kutzschen des hertzogs besehen, darundter
eine der hertzogin, mitt gantz Silbernen platten beschlagen,
so daran 24 mille ducaton das macherlohn soll gekostet haben,
ohne das silber, rohter sammet vndt goldt so dran
ist, kähme also vber 50 mille ducaton zu stehen. Jch habe
mein lebetag keine schönere kutzsche gesehen. Es stehen
darneben noch etzliche gar schöne <gestickte vndt verbremte> kutzschen, mitt aller-
ley fornimentj vndt libereyen vber alle maßen
stadtlich versehen. Wir haben ein 14 schöne kutzschen gezeh-
let allerhandt farben, auch eine schöne Senfte gestickt.
Darnach den fohlen Stall besehen, darinnen bey
die 38 aufgestellte fohlen, zu 3 iahren gestanden,
vndt <es> soll der hertzogk in die 300 Mutterpferde
auf seinen Stühtereyen haben. Alhier zu
Parma aber, hat er in die 200 raysige vndt kutz-
schenpferde stehen.
Von hinnen zum lusthause vndt garten. Erst-
lich einen loẅen, eine löẅinn <von 4 Jahren>, vndt ein iunges
löbjchen von 4 wochen alt, besehen. Die loẅinn, soll
schon 14 iunge gehabt haben, auf manchen wurf 2[,]
3 hat Sie aber alle verschmachten laßen vndt nicht
|| [[Handschrift: 88r]]
aufziehen wollen, daß man auch vermeinet, es wehre in die-
sen landen vergebens, biß Sie endtlich dieses alleine gewor-
fen vndt gesaüget, welches eine schöne raritet ist, dergleichen
in Europa ich noch nicht gesehen, vndt war das löbichen auch
eine foemina, in der größe eines kleinen niederstemmigen
<Stöber>hundes, hatte noch keine zähne, vndt war gar zahm an-
zugreiffen. Darneben in einer andern custody war
ein vn d schönes großes Tigerthier. Es hat auch
weiße Fasanen vndt andere vögel nicht ferrne hier-
von zu sehen. Von hinnen zum Pomerantzen garten,
darinnen nichts, als lautter schöne große Pomerantzen:
vndt zitronen[-] auch ezliche citronatbaẅme in feiner ordnung
vndt gestellet zu sehen, dergleichen schwehrlich ein ander Fürst
(meines wißens,) weitt vndt breitt haben wirdt. Jm winter,
wirdt es bedeckt, vndt geheitzt<mitt feẅer warm gehalten>, vmb der limonien, vndt
citronaten willen, denen es alhier, noch fast, zu kalt sein will.
Darvor hat es ein vortreflich lusthauß des hertzogs,
mitt schönen, cammern, Sälen, gemählden vndt erhaben<em>
gipswerck, auch schönen Tischen vndt bettwergk,
gar reichlich gezieret, Es hat auch gar köstliche gemäl-
de darinnen, vom Albrecht Dürer, Michel Angelo Bona-
rottj, vom Parmigiano vndt andern, wie auch schöne conterfecte,
|| [[Handschrift: 88v]]
des itzigen hertzogs vndt seiner vorelltern, als des
Pabsts Paulj III. vom hause Farnese, darnach seines
Sohns Pier Louys Farnese, des ersten hertzogs alhier
so zu Piacenza vmbgebracht worden, Jtem: Octavij Far-
nesij, Jtem: Alexandrj des berühmbten Generals im Nieder-
lande, Jtem: Rainucij des nechst verstorbenen, vndt
des itzigen hertzogs Odoardo genandt, so ein feiner
ansehlicher schwartzer starcker herr, von 25 Jahren
altt ist. Seine gemahlin, heißet Margaritha des Groß-
hertzogs von Florentz Schwester. haben einen Sohn Rai-
nucio genandt an<nur> 2 iahr altt, vndt eine Tochter, so ein
iahr altt. Der hertzog hat noch einen bruder von 13 in
14 iahren altt, Francesco Maria genandt, vndt 2
Schwestern, deren eine der hertzog von Modena genommen.
Die hertzoginn von Parma ist itzt wieder Schwanger.
Des hertzogs FrawMutter Margaritha gleichsfalß
genandt, ist aber vom hause Adlobrandin lebet auch
noch vndt helt sich alhier auff. Es seindt auch
noch anderer herren vndt cardinäle conterfecteg alhier
in diesem schönen wolerbawetem lusthause, da<vor>-
handen. Diß lusthauß hat eine schöne facciata
|| [[Handschrift: 89r]]
mitt einer cuppola vndt capelle in der Mitten, vndt
an beyden seitten dieser facciata flanquiren auch
zwey schöne gebeẅde, diese 3 seitten oder Theil
mitteinander haben zwey wanderungen, schöne Säle, zusam-
men correspondirende Thüren, fenster &cetera vndt im ein-
gang schöne Treppen, auch <dar>undter hüpsche grotten vndt
waßerwergke, <welches waßerwerck auf deützsche
artt durch röhren biß in die öbersten
gemächer getrieben wirdt.> also das in diesem prächtigen lust-
hause an magnificentz vndt recreation noch an schönem
prospect weder jnnerlich, an schönen gemälden vndt perspec-
tiven, noch eüßerlich, an dem außehen dißeits auf die
Stadt vndt ienseits aufs landt, nichts zu desideriren,
wiewol es innwendig noch nicht gantz verfertiget,
mit den figuren von gipswerck, vndt vbergülden.
Von hinnen<Vor dem hause oder> pallast, stehen in Töpfen pomerantzen[-]
vndt zitronen baẅme.
Von hinnen zu einem andern blumen garten, (wiewol
itziger zeitt die blumen vergangen,) darundter wir
vnter andern auch ein pomerantzenbaum klein von China
observirt, vndt vnter denen im vorgedachten pomerantzen
garten, einen der süße zitronen träget.
hierneben ist ein lustiger pusch von hohen Rustern vndt
andern baẅmen auch hüpsche allèes, vndt hats auch hierneben an
obsbaẅmen[!], keinen mangel, daß wir also diesen Morgen gute lust gehabtt,
|| [[Handschrift: 89v]]
wiewol ich alle diese sachen vor 21 iahren, (wiewol<obschon> nicht
so vollkömblich außgebawet) gesehen.
Sonsten d haben wir heütte observirt, daß der hertzogk
vier Pallatia aneinander hatt, das erste da Alexandrj
<Farnesij> Thaten dran abgemahlet stehen, vndt noch 2 neẅe Palla-
tia vndt das vierdte, ist der Stall. Auß seinen wohnhaüsern,
oder pallatijs, kan er gar baldt vber die<eine> brücke kommen,
in vorgenandtes herrliche lusthauß vndt lustgarten,
dann der garten, vndt lusthauß, wohnen liegen vber dem waßer-
fluß die Parma genandt.
Wir haben auch heütte im lusthause des gartens, observirt,
daß an den pavimentj, vndt sonsten, an den caminen zu weilen, aber
nicht vberall, viel gemachter Marmel gewesen, welcher dem
rechten Marmel nicht vnehnlich gesehen, es hats vns aber, des
hertzogs sein künstler, alles treẅlich angezeiget, vndt daß er solchen
Marmel, von allerhandt farben machen köndte, gesagt, wiewol
ich gleichwol auch, den vndterscheidt, wol mercken können.
1 pistol gilt alhier zu Parma 31½ lire, weil die Müntze
geringer ist, alß zu Piacenza, vndt der Ducaton nach demselben
proportionabiliter, nemlich alhier 11 lire, zu Placentz9, 9 lire.
Mitt den Tartuffj vndt obstfrüchten auch herrlichen weinen vndt guten käse
auch andern sachen, werden wir alhier in Parma, gar wol tractirt.
Zeitung daß der König in Vngern habe müßen vor Regenspurg
abziehen, auß hungersnoht gedrungen, weil allein in die 8 mille vn-
garn darvor meistentheils gestorben, vndt Gallaaß wehre
mitt der Kayserlichen armèe, nach dem Churfürstentum Saxen zu, gegangen,
|| [[Handschrift: 90r]]
diese zeitung, will gar anders lautten, als die zu Turin,
vndt kömbt von einem Parmesanischen Offizirer her, welcher
erst vor acht Tagen, auß Deützschlandt weggezogen
Nachmittags in die Comœdie gegangen, alda man vor
iegliche person 20 soldj, (welche einen Paulo machen)
einzulaßen geben müßen.
Darnach die hertzoginn auf dem Marckt außfahren
sehen, vndt den hertzogk aber in seinen pallast hinein
fahren, vndt darnach auf der Stiege, in sejn losament
gehen, da er vnß dann, in transitu, auf der Stiege
gegrüßet, deßgleichen die hertzoginn in transitu
aufm Marckt gethan.
Weil man viel difficulteten machet, vns den
grand salon oder großen Saal zu weysen, vndt
es heütte wieder vnsern willen verblieben, haben
wir schriftliche ordnung vom hertzog erlanget,
auf einen deützschen herren vndt auf 4 oder 5 der seinigen,
daß wir ihn Morgen früh mitt des hertzogs lackeyen
einem sehen köndten. Jch habe eine zeitlang dest-
wegen, in des hertzogs anticamera mich aufgehalten,
v nach dem ich den hertzog gesehen, vndt habe dem alten
Conte Fabio hofmeister noch einsten zugesprochen, <aber gantz incognito.>
Der hertzogk helt 38 deützsche Trabanten, vndt
ihre offizirer darzu, gestalt vns dann, der leüte-
nampt angesprochen. Sonsten helt dieser hertzogk
viel leütte, vndt einen ansehlichen stadtlichen hoff.
Nach erlangter schriftlicher ordre des hertzogs zu Parma
haben wir heütte früh den berühmbten großen Sahl, il
gran Salon genandt, nicht ferrne von des hertzogs hause,
besehen. Er ist so hoch das man des Ballons darinnen schlagen
köndte, 48 meiner schritt breitt, vndt 90 lang, wie
ich beydes selber gemeßen, meiner ordinarij schritt, Er von
der Scenæ anfang <oben> an, biß zur Thür hinauß. Er ist gar
schön zugerichtet zun comœdien, vndt <Fuß>Thurnieren, deren auf-
züge wie Sie der hertzog auf seiner hochzeitt gebrauchtt,
in einem nebengemach noch zu sehen, vndt hüpsche kostbahre
machinæ seindt. Man hat dazumahl das waßer hinauf
geleittet vndt springen laßen. Es stehen vor der Scena
an den seitten zweyer hertzogen von Parma statuæ
zu pferde von weißem gipswerck gemachett, vndt
ist dieser Saal wie ein Theatrum mitt bäncken
vberein ander zugerichtett, daß viel volck (vnbehindert des
Turnirs, viel weniger der comœdien) darinnen sitzen vndt
|| [[Handschrift: 91r]]
zusehen kan. Dieses Neẅe pallatium hat der vorige hertzogk
Rainucius gebawet, aber nicht absolviret, wehre sonsten schön
worden, aber der Salon ist außgebawet. Es soll des herzogs
Schatz hierneben liegen, darumb es auch so viel difficulteten
gibt diesen Sahl zu sehen.
welsche Meilenm. | |
Von Parma nach Reggio
feste Stadt dem hertzogk von Modena zuständig, alda gefüttert vndt die schöne kirche della Madonna besichtigett. |
15 |
Wegen der büchßen, vndt des Dazio[,] auch der
verbottenen bücher angesprochen worden, <iedoch paßirt.> |
|
Von Reggio nach Rubiera Modenesische festung | 8 |
Modena die Residentzstadt | 7 |
<Summa> |
<30 welsche Meilenm:> |
Der hertzogk ist nicht alhier, <itzundt.>
Jch bin anno 1613 auch alhier gewesen. habe aber heütte
das altfränckische Schloß von außen besehen. Der gartenh
ist groß aber noch nicht außgebawet noch recht ange-
richtett. Des itzigen hertzogs herrvatter Don Alfon-
so, (den ich vor 21 iahren zu Padua gesehen) ist nach Seiner
gemahlin absterben ein Capuziner Münch worden, lieset
Meße, vndt sein Sohn Francesco von 20 Jahren
altt, ist landesfürst, hat eine Schwester des herzogs von Parma
|| [[Handschrift: 91v]]
zur ehe.
An dem garten haben wir eine hüpsche lange pes-
chiera gesehen, mitt mancherley fischen besetzt.
Nota: Erfahren daß in Parma 3 compagnien Soldaten
liegen. Modena ist schlecht besetzt, außer was
des hertzogs leibguardij verwachet, deren doch d ezliche
bey seiner Person sein.
Ferrner zu Parma erfahren daß ohngefehr vor ein
10 Tagen, ein bruder des Morenkönigs Priester Johans
alda gewesen, vndt vom hertzogk ansehlich seye tractirt
worden, Er soll ein <Catolischer> Christ worden sein, dem Pabst
obedientz geleistet, vndt 4 Catolische pfaffen, bey sjch ge-
habt haben. Er wehre (wie Sie berichten) auß Abyssi-
norum Regione, mitt 24 cameelen, welche mitt großen
schätzen, von goldt, Silber, vndt edelgesteinen beladen,
erstlich außgezogen, es wehren ihm aber 12 von des
Türcken streiffenden rotten aufgefangen vndt abge-
nommen worden, 6 wehren gestorben, darvon mehren-
theilß die last verzehret vndt verschenckt worden,
6 hette er noch bey sich. Er soll gut Jtaliänisch ge-
redet haben, vndt ein rechter Mor gewesen sejn.
welsche Meilenm | |
Von Modena nach Cento zu Mittage
welches ein städtlein dem Pabst gehörig. |
18 |
Von dannen nach Ferrara | 18 |
Summa |
36 welsche Meilenm: |
haben rechnen wollen. Jn dieser numehr
Päbstle<i>chen Stadt vndt grentzfestung am Pò gelegen, bin
ich vor diesem etzlich mahl gewesen.
Man hat die büchsen, wie zu Turin, Casal,
Piacenza, Parma, Modena, Reggio, &cetera am Thor
laßen müßen, Sie werden aber ans ander Thor da wir
hinauß ziehen, oder wenn sie gar höflich sein wollen,
welches selten geschehen, ins wirtzhauß wieder gelifert
wegen des Dazij, hat man auch zimlich auf die eröf-
nung der hardes gedrungen. Jch habe es aber endtlich erhal-
ten daß es verblieben, vermöge eines Tranckgeldes wie
an andern orten auch geschehen, doch hat man alhier zu Ferra-
ra es in die Dogana lifern müßen, vndt wieder herauß ge-
tragen, Man hat gar scharf zu Ferrara jnquirirt,
vndt bolletins zum logiren gegeben, darinnen gestanden,
wer seinen Nahmen oder zunahmen vnrecht anzeiget,
der sollte 50 kronen strafe vndt 3 trattj dj corda haben,
Es ist aber (meines erachtens) auf die ausslauffenden Soldaten,
|| [[Handschrift: 92v]]
zu verstehen, weil itzt alles in sospetto ist, vndt
das kriegsfeẅer in Jtalia auch angehen dörfte.
Der Vicelegat zu Ferrara heißt, der Cardinal
Durazzo. <Vn Ducaton vaut a Ferrara 10½ Paulus, & une
Paolo vaut Pistole 30 Paulus, 4½ grossets font un Paolo[.]>
Zu Ferrara haben wir numehr zum andern mal in diesem
Jahr zeittige frische weintrauben gehabt, <in> dies<vndt>i ander obst, an
birn[,] pflaumen[,] haselnüßen, aber schlechten wein.
Zu Cento hatten wir vndter andern z früchten, zum ersten
mahl, frische melonen, in diesem Jahr.
Es hat vmb Ferrara herümb schöne große felder[,]
wiesen vndt weydetrifften, sonst im lande wein[,] korn
vndt obsbaẅme[!], wie im<n> <der> gantzen Lombardy meistlich.
Was sonsten zu Ferrara zu besehen, habe ich vorzeitten,
aufgeschrieben. <8 Ducaton vor die landtkutzsche von Modena
biß nach Ferrara gegeben.>
welsche Meilenm. | |
Nach dem gestrigen abendtregen vndt donnerwetter,
(welches auch vns zum besten, die zeitt abgekühlet, vndt haben von Turin auß, biß hieher, oft küle regen, vndt doch gut wetter vndt weg, ohne rechte hitze gehabt, also daß es in Franckreich, sonderlich in Provence vns viel wär- mer gewesen) seindt wir heütte zu lande gefahren, von Ferrara, auf Padua vmb 9 Ducaton, darinnen die 3 vberfahrten || [[Handschrift: 93r]] mitt eingefloßen vbers waßer, sonst hetten wir nur 8 Ducaton gegeben, heütte kommen, erstlich auf Fran- colin, alda vbern Pò in einer fehre |
5 |
Darnach an die gräntze da sich des Pabsts landt
von der Venezianer lande der kleinen Provintz Polesene dj Rovigo scheidet, <qui sont 18 soldj Venezianj ou 9 gazettes.> |
1½ |
Darnach auf Argua ein flecken, nach dem
wir zum andern mal, vber einen arm von der Etzsch vbergefahren. Endtlich vormittags, auf <die Stadt> Rovigo alda ein venedischer Podestà ist. Jtzt liegen 2 compagnien capellettj daselbst. Wir aßen in der vorstadt zu Mittage, vndt hatten auch zeittige weintrauben neben andern obst aber schlechten wein. |
13½ |
Summa |
20 welsche Meilenm |
<Nota Bene[:] Nous commençons a perdre <de> nos hardes, depuis Paris,<France> <allant a
Fleury furent
perdus 2 manteaux
mais retrouvè un
jour apres, a Marseille fut
perdu un manteau[,]
a Modena ou cento
un Parasol[,]> <aujourd'huy
un
flascon.
Ce sont a
moy, de
mauvais
prodiges.> ce quj ne m'estoit jamais
arrivè auparavant.>
welsche Meilenm. | |
Nachmittags, gen Conselve ein flecken
vnser Nachtlager, nach dem wir vndterwegens auf halbem wege vns vber die Etzsch (so von Verona herfleüßt nach dem Meer zu) in einer fehre, wie die vorigen beyden mahl vns vbersetzen laßen. |
15 |
<Summa> |
<35 welsche Meilenm:> |
Zu Conselve zum andern mal, zeittige melonen gehabt.
1 Pistole gilt zu Venedig: 26 in 27 lire, zu Padua aber nur
26½[.] Ein Ducaton gilt 9<½> lire, wiewol man viel verwirrung
mitt der Müntze, in so vieler herren, landt, ia auch in eines herren
landt, viel vndterschiedliche müntze gehabt, <vndt noch hatt.>
Donnerstag♃ 17. ⁄ 27. Julij.
Wir haben gestern auch viel Türckisch korn gesehen,
davon man brodt bäcket, ein körnlein gibt wol 200
wieder, vndt das Meel darvon ist gelblicht wie erbsen-
mehl. Man heißts frumenton in diesen gegenden, auch fru-
menton di Turchia, aber improprie, denn es ex India
Occidentalj herkömpt vndt Maiz10 <daselbst> genennet wirdt.
Es hat auch <an> vndterschjedlichen orten, sorgo stehend,
welches eine artt von hirße ist, vndt in gantz Lom-
bardia vom sorgo vndt frumenton viel gesehen wirdt,
aber wenig gersten, vndt fast kein haber noch rogken nur
weitzen[,] wein vndt obsbaẅme[!], wie auch an etzlichen
orten der reiß. &cetera
welsche Meilenm: | |
Von Conselve nach Padua
alda gar zeitlich ankommen. Jch bin so viel- fältig da gewesen, daß es ein vnnöhtiger vberfluß wehre, daßelbige was alda zu sehen, zu be- schreiben. Jtzt leyder ist nicht viel alda zu sehen, weil vor 4 iahren, durch die pest, viel volck vmbkommen, vndt dadurch die Academia abgenommen, die Stadt von Jnnwohnern entblößet, vndt an itzo, mehr einer wüsteney, als einer Stadt ähnlich siehet. |
10 |
Jch habe den langen saal nel Palazzo alhier meßen
laßen, durch Schumann, Er ist 120 Schritt lang, seiner
gemeinen Schritt, vndt 43 breitt, vndt also viel länger
als der Saal zu Parma. <Es hat 22 nationes in der Academia zu Padua.>
Der itzige Pedell der deützschen nation alhier heißt:
Giovannj Cleinen, auß Westfalen, saget es habe
ein 28 oder 30 deützsche vom adel an itzo in der Ju-
risten facultet alhier, mehr nicht, wehren meisten-
theils dennemärcker, Schweden, Steyermärcker vndt
Oesterreicher, keine Saxen, oder Meißner darundter.
Den 1. Augusti stylo novo verändern Sie ihren consulier. Eine
matricula kostett 4 lire, Es hat 4 nationes
vndter vnserer nation begriffen, deützsche, vngern,
Böhmen, vndt Spannier, haben aber ihren absonderlichen
consulier, eine iegliche, vndter vnserm consulier.
<Nota Bene[:]
Relation
des Pedellen, weil
mich in voriger
müntzberichten die wirtte
vberfortheilen wollen.>
Eine Pistole gilt in der venediger gebieth | 27 lire, |
Ein Ducaton darinnen <gilt auch wol 9 Lirel. 12 soldj.> | 9½ lire, |
Ein Ferdinand: oder Leopoldischer ReichsthalerRthlr: | 7½ lire, |
Ein Real von achten <andere wollen Sie nit kennen.> | 8 |
Ein Ducato Veneziano: ist | 6 lire 4 sol- dj. |
Nota Bene Die Spannischen, venezianischen, vndt Genueser pistolen,
gelten 27 lire, die Savoyer, Florentiner, Päbstliche
&cetera gelten eine lire weniger. || [[Handschrift: 94v]]
Ein Zecchin gilt alhier | 15½ lire. |
Ein Vngaro aber nur | 14<5>½ lire. |
Jch befinde alhier zu Padua, daß fast alle meine bekandten
vndt gute freündte vom höchsten biß zum niedrigsten,
die ich alhier gekandt, theilß an der pest, theils
sonst gestorben. Daß heist Memento morj.
Der itzige consigliero oder consulier der deützschen
nation zu Padua heißt Otto Kragh erbsaße in Trutzholmb,
ein dennemärcker, Nota Bene wirdt aber auf den 1. Augustj stylo novo
verändert werden. Nota Bene[:] vndter vnserer nation seindt
zwar die 4 nationes (wie oben gedacht) begriffen, es
gehören aber vndter die deützschen alles waß deützsch
redet, als Schweitzer, Grawpündten, lifländer, Churlän-
der, Preüßen, wie auch Schweden vndt<Niderländer,> dennemärcker
vndt Siebenbürger, welche alhier vor keine absonderliche
nationes gehalten, sondern vndter die deützschen mittgerechnet
werden, wiewol die 7benbürger zu den vngern gehören.
Jch habe Rödern<Ernst> Dieterich Röder, vndt Sigismundt Conradt
Deẅerlin von Falckengrundt sich in die matriculam
einschreiben laßen, weil ich schon vorzeitten darinnen
gestanden, habe aber doch drey matrickeln mir geben laßen,
eine vor mich, e zweene vor Sie, vndt habe vor Sie vndt
vor mich eine Spannische Pistole zu 27 lire in die na-
tion verehret, da es nur hetten 8 lire vor die beyden eingeschrie-
benen sein dörfen. Das geben aber nur die ärmsten. Jch habe
|| [[Handschrift: 95r]]
auch dem Pedell, Cleinen, eine Florentinische goldtkrone
verehrt.
welsche Meilenm: | |
Nachmittags von Padua zu kutzschen <vmb 22 lire Veneziane> nach Lezzafusina,
seindt 4 deützsche meilen, oder welchen weg ich oft gefahren, vndt der lustigste schöneste rayseweg ist, so meines erachtens in Europa zu finden, wegen vielheitt der schönen lusthaüser vndt köstlichen Pallatien, so vndter- wegens, benebenst schönen lustgärten, von den Venedischen gentilhuominj erbawet vndt angerichtett, anzutreffen. |
20 |
Von Lezzafusina oder Luzifusin nach Venedig
eine deützsche meile zu waßer auf der laguna des golfj dj Venezia, oder Maris Hadriaticj, darinnen die weittberühmbte, alte vndt schöne wunderstadt Venedig, vber 12 secula her, vnangetastet, als eine Jungfraw vndter allen Städten Europæ, mitt großem Reichthumb, gewaltt, vndt herrligkeitt gez vor andern gezieret, gele- gen, vndt in aller weltt, wolbekandt, berühmbt, vndt vielfältig beschrieben ist. Jch bin zwar etzlich mahl daselbst gewesen, aber habe doch an itzo, durch das vbergewöhnliche landtsterben, so vor 4 iahren die Stadt Venedig auch sehr hartt, mitt betroffen, grosse veränderung || [[Handschrift: 95v]] darinnen gefunden, also daß Gott erweysen will, daß er allein Großmächtigst, vndt die hohen auch demühtigen kan. |
5 |
<Summa> |
<25 welsche Meilenm.> <wiewol etzliche es nur auf 23 welsche Meilenm: rechnen wollen.> |
Der alte Christoff <Gaff> wirtt zum Schwartzen adler lebet
noch, vndt ist gleichsam wie eine reliquie von den andern
deützschen so alhier gestorben, vbrjg geblieben, hat sich aber
sehr verändert, so wol im alter vndt grahm, als in der
tractation de seiner gäste, weil ihm durch den deützschen
krieg viel gäste abgehen, vndt außenbleiben, also daß er noth-
wendig verarmen muß. Vndt ich sehe wol, daß der deützsche
krieg, dieser Stadt Venedig, in ihren commerciis großen schaden
bringet, auch gantz Jtalien ia gantz Europa Deützsch-
landes mitt genießen, oder deßen schaden mitt ent-
pfinden muß. Ergo: Suchet friede vndt iaget ihm nach.11 et cetera
Die peotta von Lizzafusina biß nach Venezia kostett
vns 8 lire, es ist aber vmb die helfte fast zu viel gewesen.
Man hat die nahmen von sich geben, vndt aufzeichnen laßen
müßen. Jch habe aber den herren von Dona12, nur mich nennen
laßen.
güldene <vnd Silberne> spitzen von Pierre gekauft, haben gewogen 137¾ aulnes
de Venise (l'aulne de deux doigts de largeur plus longue que
mon bras) pesent 15¾ onces poids de Venise, une piece pese<tient>
43¼ aulnes, l'autre 41[,] la 3me. 53½ l'once, un Ducaton
|| [[Handschrift: 96r]]
l'once, & 24 douzaines de bouttons d'or & d'argent, a
6 soulds de France la douzaine.
Jch habe das Turinische kleinodt, von Meister Ambrosio
Schneider, einem Niederländischen goldtschmidt, alhier zu Venedig
schätzen laßen, Es seindt, seiner rechnung nach, 157 demant
die schätzet er auf | 979 | Ducatj Venezianj zu 6 lire 4 soldj |
das goldt daran | 150 | Ducatj Veneziani[,] das macherlohn aber |
weil es sehr künstlich | 200 | Ducati Veneziani |
Summa |
1329 |
Ducatj Venezianj. Vndt er |
Zeitung das Regenspurg noch nicht vber.
daß der Türck in Vngern vndt Polen eingefallen.
Ein par ketten, ein blawes vndt ein schwartzes, vmb
eine pistole mitteinander gekauft. Jedes kettlein hat
10 reyen, iede reye 620 ringlein, gar subtil gemachtt.
Nachmittags zum Padre Fulgentio, vndt nach Sankt Giovanni Paolo,
darvor die schöne statua, des Bartolomæo Coglione,
vndt darinnen, die beyden statuen, (alle drey zu roß
vndt vbergüldet) des Pompeo Giustinianj, vndt Horatij
Baglione, wie auch des Marc Antonij Bragadins monumen-
tum, vndt Vrna darinnen seine geschundene hautt vndt
viscera sein sollen, wie auch etzliche hüpsche altar bese[hen.]
Der Aloyse Zecchini kaufmann von der Religion vndt der Medicus
Asseliniau gleichsfalß der Religion, leben nicht mehr, sondern seindt gestorben.
Pater Fulgentius, ist numehr 64 iahr altt, Reipublicæ Venetæ bestallter
Jurisconsultus, noch Gott lob, fein geruhig anzusehen, hat keinen ge-
sellen mehr, im kloster a'Servj, wie vormalß, das negocium Religio-
nis zu befördern, das predigen ist ihm verbotten, die Meße helt
er nicht, ist noch eiferig vndt bestendig in der wahren Religion,
vndt hilft Treẅlich nach seinem vermögen, in dem weinberge
Gottes arbeitten. hat sich sehr, vber meiner ankunfft er-
freẅet, Gott gedanckt, vndt mir viel guts gewüntzschet,
auch fleißig nach meinem alten Achate Herr Christoph Burggraf Vnd Herr Zu Dohna gefraget.
helt pro re difficillima, an itzo frieden zu stiften, una impresa
difficillissima & intricatissima[.] Kayser wehre ein sehr frommer
herr, von höchstlöblichsten Tugenden vndt qualiteten, ob er
schon den Jesuitern sehr ergeben wehre, vndt köndte viel
præstiren, wenn er gute jnformationes bekähme. Man
wollte sagen, als tractirten die Spannier, daß der Kayser dem König
in Vngern sollte das Reich vbergeben. Cardinal de Richelieu, wehre ein
gran cervello, vndt wie König in Franckreich. Man sagte Fürst
von Eggenberg wehre beym Kayser in vngnaden, wegen des herzogs
[von] Fridlandt. Mitt dem Türcken wehre es nicht zu glaüben, er
[wehre zwar]ar ein wanckelmühtiger, Tirannischer herr, vndt ließe
[völlig vnschu]ldige leütte zur lust auf den gaßen hinrichten, aber
|| [[Handschrift: 97r]]
er bliebe nicht lange bey einer resolution beständig, möchte
wol ein geschwindes movimento gemacht, baldt aber wieder nachge-
laßen haben. Es wehre zweifelhaftig, ob der Cardinal Jnfante
nach Flandern, oder Regenspurg zugehen, oder noch in Jtalien verbleiben,
oder Lottringen entsetzen würde. Die leütte alhier zu Venedig,
fielen zwar, zum theil, der Religion bey, viel aber, vndt die
meisten giengen wieder hinder sich, vndt würden darnach
solche leütte, daß sie weder von einer, noch der andern religion,
nichts hielten, vndt ruchloser vndt ärger würden als athej.
Jch thete gar rühmlich, löblich, vndt wol daran, daß ich meine
parola hielte, vndt meine gegebene zusage nicht breche. Fürsten-
wortt, wehren billich hoch zu achten, &cetera[.] Regenspurg wehre noch
nicht vber, würde wol defendirt, doch hörte man noch nichts
gewißes, von dem entsatz. König in Engellandt, insonderheitt seine
ministrj, würden vor gut Spannisch gehalten. Zu Grätz sollte
es gewaltig an der pest sterben, vndt destwegen, in der
Steyermarck, sehr vnsicher sejn. Wieder die vanitet des
hertzogs von Savoya in annehmung des Titulj regij di Cipro,
(so ein Jesuit gemacht) wehre man alhier schon im werck ein
buch zu schreiben. Die Respublica Veneta hielte sich gantz neutral.
Die Spannischen hoffeten auf des Pabsts Todt, weil sie starcke
factiones vndter den cardinälen hetten, vndt ihnen der Pabst
nicht Spannisch genug wehre, ob er schon neẅlich dem Kayser,
|| [[Handschrift: 97v]]
100 mille kronen auf einmal contribuirt, vndt aufs neẅe Monatlich,
20 mille Kronen₶: zum deützschen kriege zu geben, verwilliget, an stadt
der 12 mille Kronen₶: so er vor diesem Monatlich gegeben. Sonsten wehre
der pabst ein guter Mann, weder Frantzösisch noch Span-
nisch, viel mehr gut Jtaliänisch, vndt mehr ein Poet,
als etwas anders. Es wehre ein wunder Gottes, daß <da> der
König in Schweden, ein so gewaltiger heldt, haüpt vndt
kriegesfürst geblieben, dennoch die sache nicht wehre verlohren,
sondern wieder alle maximas, ia da dergleichen, in keiner history
zu lesen, der sieg auf der Evangelischen seitte, nicht allein erhal-
ten, sondern auch die Vnion der zusammen rottirten Fürsten,
wehre desto fester dadurch, gemacht worden. Alfonso Antoninj,
ein Friaulischer edelmann, lebet noch, helt sich an itzo aldar
in seinem vatterlande auf, soll aber kranck sein. Er jst auch
der reformirten religion zugethan, vndt vom Böhmischen kriege
her, mir gar wol bekandt. Dieser Pater Fulgentius, wirdt
auch Padre Maestro genandt, wie der Alte Padre Paolo Sehljger,
vndt ist (meines erachtens) an itzo der vornehmste im kloster a'Servj.
Er gab mir das geleidte biß gantz die Stiegen hinab, an das Thor des
ersten creützganges, vndt ließ mir die rechte handt, wiewol ich
vor den leütten, mich nur vor einen Baron dj Dona13, außgab, er es
auch selber gerne sahe, damitt man keine vnverschuldete suspiciones
|| [[Handschrift: 98r]]
oder arge gedancken, (weil es auch zu niemandes præjuditz
angesehen) auf vnß werfen sollte. Wir spracheten auch von
den herrlichen qualiteten der Kayserlichen Mayestät[,] von dero Gottes-
furcht, frömmigkeitt, hohem verstande, fleiß, arbeittsam-
keitt, herrlichen iudicio, guter mem[or]ia, leühtsehligkeitt,
vndt andern stadtlichen Tugenden, vndt haß der laster. et cetera
Damitt Sie Gott der herr, vor andern Potentaten reich-
lich begabet vndt gezieret. et cetera Endtlich wurde gar ein Treẅ-
hertziger abschiedt daroben jm gemach, vndten aber, mitt gar we-
nig worten, vmb der aufsehenden willen, genommen.
Es ist heütte zu Venedig gar fein kühl wetter gewesen,
darüber ich mich sehr verwundere, daß ich biß anhero in Jtalien
noch keine rechte hitze gefühlet.
Quando si fà <a Roma> uno, Cardinale, se ne fanno cento di speranza.
Pater Fulgenzio lobete auch hertzog Bernhardten von Weymar gewaltig,
wegen seiner Tapferkeitt, im kriege, vndt verstandt im commandiren.
Es wurde auch Meines herrenvatters Seligem höchstrühmlich von ihm er-
wehnet, vndt wie endtlich das vnglück dadurch man einen
heldenmuth erst recht bewehren köndte, wieder Jhrer Gnaden Sehliger Tugenden
vndt vortrefliche qualiteten gestritten. Es wurde auch des Schreck-
lichen falß des Wallsteiners erwehnet, darinnen ihm der modus
procedendj nicht gefiel. <Jch endtschuldigte aber> Samstag♄ den 19. ⁄ 29. Julij.<den Kayser, als ohne
dessen vorwissen solches geschehen. et cetera>
Gestern abendt, an Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin, per Leiptzig vndt an
herren von Dona, per Lion geschrieben.
Nachmittags hinauß gen Muran gefahren (alda ich öfter
gewesen) die gläser wie Sie sie machen, zu besehen, vndt
etzliche gärten, vndt Pallatia, als des Cardinals Cornaro,
des Soranzo, vndt Diedo. Wie wir in des Vendramins
seinen garten vndt pallast auch wollten, ist ein vngewitter
endtstanden, also daß wir kaum demselben, mitt vnserer
gondel entfahren, vndt wieder nach Venedig kommen können.
Jch habe sonsten, diese pallatia vndt lustgärten, vor
diesem alle gesehen. An itzo zwar, hat man des Cardinals
Cornaro Pallast, nicht vollkömblich beschawen können,
weil die schlüßel nicht vorhanden gewesen, doch haben
wir den hüpschen wolbestellten garten, in großem regenwetter
besehen, vndt etwas vndten vom hause, vndter andern die wolgemahl-
ten brustbilder des Torquato Tasso, des Dante Aldigierj,
des Petrarca, vndt seiner Madonna Laura, welche vber
alle maßen schön gebildet, observiret. Jn des Soranzo seinem
pallatio stehen viel conterfect[!] vornehmer helden, vndt in dem
Sahl zween <große> phanal[!] oder <haüpt>galleren lucernen, die der alte Soranzo, so
zweymal general zur See wieder den Türcken gewesen, geführet.
|| [[Handschrift: 99r]]
Der Diedo soll der letzte seines Stammes, vndt nahmens sein,
vndt will sich nicht verheyrathen.
Diesen Morgen habe ich eine beschneidung in der Judenstadt
a Canareggio, alhier zu Venedig besehen. Sie sungen viel darbey,
behielten aber jmmer die hüte auf, machten keine ceremonien,
anderst, vndt rieffen Gott an, jm nahmen, des Ertzvatters Abra-
ham, das<vor des> knäbleins wolfahrt, vndt schnitte ein alter Mann
mitt einem weißen Tuch vmbfangen, das præpucium dem
knäblein abe[!], vndt streiffte es ihm zurückej, (welches zu
rück streiffen die Türcken nicht thun) er hielte es erst mitt
einer Silbernen <klejnen> zange, vndt schnitte es darnach mitt einem
scharfen Stählinen meßer hinweg, vndt zohe das præputium mitt ge-
walt zurückek ad distinctionem Iure vndt blärte was darzu,
wie auch die andern Juden, <zuvor vndt hernach> darnach nam ers ins Maul vndt
saugte das blut etwas auß, sprützte es in <roten> wein vndt
schwenckte damitt das maul auß. Das kjndt bluhtete,
vndt schrie gar sehr, vndt wurde von einem andern Juden,
auch mitt einem weißen lacken vmbfangen, g (welcher in ei-
nem seßel saß) gehalten. Es wurde durch einen Jüdischen
Medicum, welcher darbey stunde (vndt einen schwartzen
hut tragen dorfte, sonst tragen die Juden alhier rohte hüte)
alzeitt mitt zugesehen, vndt etwas öel, vndt blutstillung, dem
knäblein auf die wunde gethan, Soll morgen heil sein, wie sie
|| [[Handschrift: 99v]]
sagten. Der beschneider war kein Rabbj nicht, sondern ein gemei-
ner Jude auß hollandt. Wenn er aber vnrecht geschnitten, vndt
ein stück vom membro oder häupt deßelbigen <mitt> abgenommen hette,
(wie leichtlich geschehen köndte) hette das kindt sterben müßen.
Die kjndtbetterin, ist gar stadtlich angethan gewesen, wie
auch das kindt. Die Juden alhier halten sich gar s prächtig,
vndt sauber mitt Tapezereyen in ihren wohnungen, vndt <es> sejndt
viel vertriebene Portugesen vndter ihnen, welche heimlich auß-
gerißen, vndterm vorwandt, als wehren Sie Christen, denn Sie
sonsten in Spannien verbrennet werden, wie neẅlich
noch etzlichen geschehen sein soll. Es gibt auch Türckische Juden
alhier, welche mitt gelben Turbandt, sonsten auf Türckisch ge-
kleidet gehen. Er <Die weibspersonen, haben geweinet, als das kindt
Abraham genandt sollte beschnitten werden.>
Jch habe vom Giuseppe Morisco, gar einem erbaren Juden,
7 reyen perlen, so 3241 an der zahl machen, iede zu 10 soldj,
dj Venezia, vor 108 vngarj gekauft, Jtem: von andern, zwey
vorhänge vndt 2 kräntze herumb roht vndt gelb, Jtem: ein
blaw vndt gelber Teppich oder bettdecke, vndt ein Türckischer
Teppich, zusammen vmb 30 vngarj oder vngrische ducaten.
Nach dem wir mitt einem bohten <Vlrich genandt> biß nach Jnspruck, vmb 13
Vngarj Mann vndt pferdt zehrfrey zu halten schon accordirt,
ist vns erst diesen abendt, von Padua zugeschrieben worden, daß
wir vmb 18 SilberkronenSilber₶: von dort auß, <biss gen Jnspruck> zehrfrey köndten fortkommen,
vndt köndte noch wol etwas abgedungen werden, 12 Kronen₶:
fordert er, ohne dje zehrung, vor die person, hettens also besser
|| [[Handschrift: 100r]]
gehabtt.
Jch bin gegen abendt, hinauß<außgegangen> nach la Piazza di Sant Marco,
vndt dem Pallazzo del Doge e della Signoria mich der alten
besichtigungen <in etwas> zu erinnern, wiewol innwendig alles ver-
schloßen gewesen. Jn transitu auß einer Apoteke vor
vnserm hause, <zu den
2 Morenköpfen,> im rückwege vom herrlichen weittberühmbten
Venedischen theriack ein 6 vntzen des ältisten (welcher
der beste vndt stärckste ist) die vntze<oder ein halbes> Apotecker pfundt,
welches eben eins ist, vmb 9 lire einkauffen laßen, der
frische Theriack aber kostet weniger, nemlich das Pfund (libra)℔: 12 lire,
auch wol 10. Es wirdt auch in dieser Apoteke, herrlicher
Alkermeß gemacht, die vnze vmb 10 lire, vndt soll beßer
diese confection an itzo sein, alß die zu Montpellier, weil
aldort durch die vielfältigen krieges bedrängnüße, die commercia
verdorben, vndt auch alhier zu Venedig der<je> ambra, vndt andere
ingredientzen, so darzu kommen, zu selbiger præparation alhier
zu Venedig beßer als in einigem ortt, zu bekommen. Jch habe
auch einen guten Julep in dieser Apotecke getruncken.
Nota: heütte hat mich ein hebreer vberreden wollen, es käh-
men keine perlen mehr weder au<von> Ormus noch auß den
WestJndien, Gott hette solch geschenck von den Spanniern,
durch erdbebem[!], inundationes, vndt vmbkehrung des Meers,
<schon vor etzlichen iahren> genommen, vndt kähmen numehr, die meisten perlen auß der
Türckey hieher, würden auch von hinnen <gar> in Spannien geschicktt.
Von den hebräern einen gantz Neẅen Schwartz Sammeten Mantel,
<inn[-] vndt
außwendig> vmb 31 vngrische ducaten erkauft.
Von einem alten einaügichten Frantzösischem goldtschmitt,
(so ein klein Männlein ist) ejnen demanttafel ring, vmb
7 pistolen erkaufft, mag wol viel mehr werth sein.
Den Pierre Chaumas abgefertiget mitt 2 zecchinj, weil
er in meinen diensten, von Casal auß, bemühet gewesen.
Er ist ein kaufmann von Tarascon auß Provence, hat vns
aufrichtig vndt Treẅlich gedienet, vndt ist sehr expeditif
gewesen. Jch habe ihm schreiben an herren von Dona mittgegeben.
welsche Meilenm | |
Nachmittags von Venedig in einer piotta nach Mestre
bey Mariera vorüber. Von dannen zu kutzschen, |
7 |
nach Treviso, welche mir am Savoyischen kleinodt schaden gethan
ohne was ich noch njcht weiß, a mon grand desplaysir, & desdaing, outre la fascherie, receuë du messager. Dieu me pardonne mes pechèz, par Jesus Christ, Amen. |
10 |
Bon presage que sur la Lagune le vent me fut fort favo-
rable, faysans voile & voguans ensemble fort vistement.
Mauvais presage, a mon retour, vers Allemagne sur terre que tout
m'alla a l'encontre & que j'eus mesmes de la perte & du dommage
le beau premier jour. Cela m'a bien causè de la melancholie.
Nota Bene[:] trois gouttes du sang & non plus quj me sortirent a
ce soir du nèz du costè droict.
<Nota Bene[:] 12 kreützer soll eine lira Veneziana machen, oder gelten, nach deützscher müntze.>
welsche Meilenm. | |
Von Treviso mitt dem bohten Vlrich, auf guten pferden
wolberitten, zu Mittage nach Castelfranco ein lustiges städtlein, noch in der Marca Trevi- giana gelegen, alda es einen potestà14 hatt. |
15 |
Es Nachmittags geritten biß nach Solagna
ein dorf an der Brenta gelegen. |
13 |
<Summa> |
<28 welsche Meilenm.> |
Vndterwegens von Mestre auß, biß hieher
hin vndt wieder eintzele lustgärten, vndt
bißweilen schöne lusthaüser gesehen, <mitt Cypreßen baẅmen.>
Fruchtbar landt, an korn, wein, Türkischem korn,
vndt sorgo, auch nach Solagna warts mitt öelbaẅmen.
Vndterwegens, diesen Nachmittag, ejnmal das
städtlein Asola, (alda es auch einen Podestà15 hatt) zur rechten,
an einem berge, vndt Bassan mitt der landtstraße zur lincken,
liegen laßen. Zu Bassan hats auch einen Podestà16, oder gewalthaber.
Dem bohten Vlrich, gibt man biß nach Jnspruck, vor iedes
pferdt 13 vngarj, auch vor das bagagepferdt, seindt also 6 roß[!],
darinnen futter vndt mahl, mitt eingeschloßen. Wir
haben die piotta von Venedig biß nach Mestrè, vndt von dannen
die kutzsche biß nach Treviso selber müßen zahlen. &cetera
welsche Meilenm. | |
Von Solagna nach Grigno zu Mittage
Jst Kayserisch. |
20 |
Vndterwegens seindt wir auf Carpanè, darnach
aufs Cobolo zukommen, welches ich öfter beschrieben,
weil ich etzlich mahl diesen weg hin vndt wieder
gerayset. Es lieget zur rechten vnsers weges in einem
berge hinein gebawet, nach dem es von der Natur also
eine höle ist, etzliche 40 klafter hoch von der straße,
welche kaum so breitt ist, daß ein wagen durchgehen kan,
vndt hat zur lincken die Brenta starck fließendt
zimlich hoch hinundter. Es ligt ein zollhauß am wege,
dadurch man reitten muß, vndt der bohte verzollt die pferde.
Diß cobolo soll ordinarie mitt 24 Soldaten besetzt sein
wir erfuhren aber daß ihrer kaum 12 drauf lägen, die
vbrigen thete sich der Capitain selber gut. Der itzige
haüptmann Morenberg genandt, soll ein vornehmer
Tirolischer vom adel vndt wackerer Mann sein.
Jn dieser wunderbahren bergfestung, kan man fast vnüber-
windtlich sitzen, denn es niemandt auf keinerley weyse
attacquiren kan, hingegen die daroben auf 2 welsche
meilen den weg nach Carpanè zu sehen, vndt mitt stücken
|| [[Handschrift: 102r]]
auch mitt Mußkeeten, so weitt müglich, dahin <be>schießen
könn können. Den paß aber bedörfen Sie nur mitt
steinen zu verwahren, dann niemands wieder ihren willen
durchkommen darf. Man muß sich an ein querholtz
anbinden vndt hinauf ziehen laßen oder herundter,
wann man herab oder hinauf will. Es soll 1
feldtstücklein vndt ein<zwey> Falckenet an itzo nur
droben haben, weil es friede ist, soll aber mitt
proviandt vndt munition gar wol versehen sein.
Lieget auf der herrschaft Venedig, grundt vndt bodem[!].
Carpanè ligt fünf welscher meilen oder eine deützsche,
von Solagna, vndt das Cobolo von Solagna vierzehen welscher
meilen, <von Carpa> vom Cobolo eine welsche Meilem: fürwarts ligt
Primolan, alda man pfleget in sterbens zeitten
contumacia zu machen, Jst venezianisch, von Primolan
nach Grigno so Kayserisch, fünf welsche meilen.
welsche Meilenm: | |
Nachmittags von Grigno nach Borgo, <an der Brenta gelegen.>
Jst ein hüpscher wolerbawter flegken, so des ertzhertzogs Leopoldj Seligen wittwen zugehörig. |
10 |
Nota Bene Gewißer aviso daß Regenspurg mitt stürmender handt einge-
Nota Benenommen, der Altringer von einem Spannier vmbgebracht worden, vndt
Nota Bene der Schwedische FeldtMarschalck Horn, auch viel volcks geblieben.
welsche Meilenm. | |
Von Borgo nach Levego
so dem C Bischof von Trent gehörig. |
10 |
Barsine oder Persine
alhie gehet das lustige Thal, Val Sugana genandt, an, welches biß nacher Primolan gehet. |
4 |
Trento, zu deützsch Trient oder Trent
eine alte Stadt, wegen des concilij berühmbt, in einem schönen fruchtbarem lande gelegen. |
6 |
Alhie haben wir Mittagsmahlzeitt gehalten.
Vndterwegens korn, wein, Türkisch korn, castanien, wacholdern, haselstauden, vndt fruchtbaẅ<re> baẅme. |
|
<Nachmittags> Von Trent auß nachm Nevis
alda ich vor Jahren 7 tage contumacia gemacht, anno 1613. |
5 |
Von Nevis oder Lavis auß, so baldt man
vber die brücke kompt ist man in Tirol. |
|
Salurn Stadt, vndt Schloß, welches hoch liegt
vndt von Teüfelsgespenstern bewohnet wirdt. |
10 |
Neẅmarck
Nachtlager, große Tagerayse. |
5 |
welsche Meilenm. | |
Nach Bolsano oder Botzen <zu Mittage,>
so in einem schönen fruchtbahrem lande, in- sonderheitt an weingärten, granatenbaẅmen, feigen, mandeln, Nüßen vndt welschen früchten, gelegen, vndt größer als Trent, auch wegen 4 vornehmer Jahrmärckte, sehr berühmbt ist. Das waßer Eisack vndt noch eines laüft hiedurch. Von Trent biß nach Botzen seindt wir an der Etsch hergezogen, welche vnß zur lincken gewesen, <im berühmbten Etzschthal.> habe auch Cypreßenbaẅme zu Botzen gesehen. Gestern vndt heütte, wie auch vorgestern zimlich steinichten weg gehabt, auch viel Berbisbeeren am wege stehen sehen. |
10 |
welsche Meilenm. | |
Von Botzen auß, das Etzschthal verlaßen, vndt
auf den kalten Keller zu Atzwangen, alda den herrlichen kühlen Etzschwein, in großer hitze versuchtt, vndt gut gefunden. |
10 |
Volman eine deützsche Meilem: oder | 5 |
<Die> Clausen Stadt vndt paß | 5 |
Einer von Corrodt ist von Botzen auss mittgereyset.
Ezliche Spannier so endtlauffen von der armèe, vns begegnet.
welsche Meilenm. | |
Von der Clausen nach Brixen, Stadt vndt Schloß
Jst auch eine Bischofliche residentz alhier, welcher ein Fürst des Reichs ist. Als ich vor zeitten alhier durchzog, war Ertzhertzog Carll Bischoff alhier, an itzo aber ists ein herr von Welßperg. |
10 |
Von dannen nach einen<m> Mittagsabstandt da
entzelene haüser stehen, beym <An>bejßer <in der Awe> genandt, alda wir gegeßen, vndt gute tractation am heüttigen fischtage gehabt, nichts minder als an den andern orten in Tirol bißhero, wie wir dann vber gute tractation, an guten weinen, herrlichem weißen wolgeschmacktem brodt, guten fischen, vndt allerley fleisch (an den fleischtägen) von Venedig biß<an>hero, Jnsonderheitt auch in der Grafschaft Tirol an guter lägerstedte, nicht zu klagen. |
5 |
Vom Ambeißer nach Stertzingen
vnser Nachtläger, ein städtlein reinlich gebawet. Der Eisack hat vns heütte noch nicht verlaßen. |
15 |
Es seindt vnß wieder etzliche Spannier begegnet,
vndter andern der Marquj<e>s de Terrazona gewesener
|| [[Handschrift: 104r]]
General vber die Spannische Reütterey. Jst numehr ab-
gedanckt oder reformirt, vndt soll an seine Stadt, des
Marchese Spinola Sohn, commandiren.
Jch habe heütte so viel vndterschiedliche zeitungen
gehöret, von Spanniern[,] deützschen vndt Jtaliänern,
von des Feldtmarschalls Horns vndt hertzog Berndts von
Weymar einfall in Bayern, vndt wie sie sich der päße
am Jnn bemächtiget, auch Regenspurg noch nicht vber
wehre, der Cardinal Jnfante läge auch noch stille, vndt
andere sagten von Jhrer Königlichen Durchlauchtt vndt auch von Re-
genspurg eroberung das contrarium, etzliche variirten, also daß ich
mein lebetag, auf einen Tag, so viel wiedereinanderlaufende
zeitungen, nicht gehöret. Man muß aber nicht alles glauben,
vndt dörfte mir an meinem fortzuge hinderlich sein.
Sigmund Deuerlin a fait derechef une dangereuse cheute avec son
cheval, se faysant mal a un bras & une jambe, & son
cheval blessa Johann Schumann[.] Ce sont des avantures qui peuvent
arriver aux voyages, mais quj incommodent grandement!
Man hette mich baldt irre gemachtt, vndt so wol wegen
der Schwedischen, alß der Spannischen vbelen verhaltenß,
von Brixen auß, einen andern weg, vndt weitten vmb-
schweiff nach Wien, lernen wollen. Jch bleibe aber bey meiner
Resolution auf Jnspruck zu, alda kan man bessere information
|| [[Handschrift: 104v]]
haben.
<welsche> Meilenm. | |
Von Sterzingen nach Mattre zu Mittage <oder 4 deützsche.>
Vndterwegens vber den berg den Brenner genandt kommen, numehr zum fünften mahl. Er ist gar leicht zu vbersteigen, vndt ob es schon ein 1½ Stunden wehret, so entpfindet mans doch kaum daß es ein berg ist, vndt ist auf beyden seitten von andern bergen vberhöhet. Da man anfähet hinundter zu reitten ist ein See auf dem Brenner. |
4<20> |
Ohngefehr 2 Stunden von Mattre ein kupfernes
monumentum wieder besehen mitt lateinischer vndter- schrifft, wie anno 1530 Carolus V. vndt Ferdinandus I. einer mitt dem kayserthumb, der vndt ezlichen königreichen der ander, mitt den Königreichen Vngern vndt Böhmen ver- mehret, einander alda begegnet, nach dem Sie einander in acht iahren gesehen, die beyden herren Brüder. |
|
Von Mattre nach Jnspruck <oder 3 deützsche.>
Vndterwegens, wol ein hundert wagen, vor: vndt Nachmittags, begegnet, ieder mitt 4 pferden bespannet, die dem Spannischen volck fourage zugeführet. |
3<15> |
Zu Jnspruck haben wir bericht bekommen, daß Regen-
spurg gewiß ejngenommen, vndt die päße am Jnn noch
frey sein, daß man kan nach Wien kommen, obs schon in die
20 personen vns vndterwegens anders berichtett.
Zum hofcantzler geschickt, vmb, ein Schif,
mitt einem freyfändlein angehalten, es ist aber
noch keine cathegorische resolution, sonderlich wegen
der incognitezza erfolgt, weil es der Cantzler
nicht auf sich nehmen wollen.
Die Ertzhertzogliche wittibe alhjer zu Jnspruck <Claudia>, geborne
Princeßin von Toscana, alß von der Römischen Kayserlichen Mayestät
gevollmächtigte Gewaltttragerinn, vndt Mittvormunde-
rinn, hat mir einen paß gegeben, vndt ist addresse nach
hall, wegen der<s> Schiffe<s>, vndt freyfähnleins. Jst
Jhrer Liebden leydt gewesen, daß ich Sie (weil ich vnbe-
kandt sein wollen,) nicht sehen sollen. Sie hat
den paß nicht vnterschrieben, sondern ein schönes
großes Jnnsiegel darundter drücken, vndt von dem
Secretario Grebmer ihn vnterschreiben laßen.
Man sagt heütte wieder, es hetten sich die Schwedischen
etzlicher päße am Jnn bemächtigett.
deutsche Meilem. | |
Nachmittags von Jnspruck zu pferde, nach halle
im Jnthal, eine deützsche meile. Diese Stadt ist größer als Jnspruck, wiewol Jnspruck herr- licher gebawet, vndt schönere haüser hatt. Zu halle im Jnthal bin ich etzlich mahl gewesen, vndt habe den<je> Saltzhandel<pfannen>, vndt müntze alda be- sichtiget, insonderheitt habe ich admirirt die große Stärcke eines kohtknechts welcher einen großen sack voll Saltzes ein 4 zentner schweer getragen, vndt noch einen starcken kerll darauf, zimlich weitt. |
1 |
Vor iedes pferdt ½ ReichsthalerRthlr: gegeben <biss nach
halle>, vndt ein Schiff
mitt einem freyfähnlein vmb 30 ReichsthalerRthlr: durch bewilligung
des Saltzmeisters <auf
befehl
der Ertzhertzoginn> biß nach Wien bedungen, aufm Jn biß
nach Paßaw, vndt von dannen auf der Donaw nach
Wien, zu fahren.
Es liegen an itzo etzliche<zwey> compagnien Reütter, alhier
zu halle.
Nota Bene Nota Bene[:] die feẅersgefahr so wir gestern abendt
zu Jnspruck außgestanden, in deme durch vnachtsam-
kejtt eines iungen kerls, so nicht weitt neben vnserm
losament gelegen, vndt das licht vnvorsichtig, stehen laßen, ein
feẅer angegangen, also daß die eine banck schon lichter lohe
|| [[Handschrift: 106r]]
gebrandt. Es ist aber durch vnsern currier von Venedig
Vlrichen (welcher zu allem glück auch in selbiger cammer ge-
legen vndt drüber aufgewacht) salvo honore, cum urina
gelöscht worden, hette sonsten die kleider, vndt hölzer-
ne inngebeẅde, bette vndt dergleichen, vndt erfolglich
das gantze hauß dörfen anzünden, wo Gott nicht
sonderlich bewahret hette, also daß wir numehr aller
vier elementen gefahr, auf dieser rayse zimlich
versucht haben. Gott helfe ferrner, durch seine gnaden-
reiche beschirmung, vndt schicke alles zum besten.
A Halle faysant a ce soir, moy mesme la priere,
un Lieutenant furieux poursuivant son valet avec
l'espèe nuë, voulut entrer par force dans mon poile,
& on eust de la peine a l'en retenir, disant qu'il y
vouloit entrer, quand mesme y seroit un conte. S'il
y fut ainsy entrè de furie, j'aurois creu avec mes
gens, qu'il me vouloit tuer, & nous nous aurions mis
en defence, irritant sa fougue davantage pour faire un
mauvais jeu, ne scachants pas la poursuitte de son valet.
Der Altringer ist vor Landshutt, vorm feindt geblieben,
wie er es etwas zu spähte entsetzen wollen.
Meilenm. | |
Von halle zu waßer auf dem Jnn, im nahmen Gottes, zu
Schif gegangen, mitt einem freyfähnlein, auf Schwatz zu alda gegeßen, vndt wieder vndter einer brücke hindurch, gleich wie vor halle, also daß wir numehr die ander höltzerne brücke zu halle<Schwatz> gehabtt, die erste zu hall. |
2 |
Von Schwatz auß, dabey das silberberrgwerck
in Tirol ist, nach dem eßen fortt auf Landspergk ligt zur lincken handt des Jnns, Jst ein Schloß den Fugkern zuständig, Soll so viel fenster, als Tage im Jahr haben. |
1½ |
Von dannen auf Rohtholtz ein Schloß zur rechten
handt, in Tirol gehörig, hat alda eine höltzerne brücke. Jst die dritte, so wir paßirt. |
|
Rotenberg Stadt vndt Schloß zur Rechten
alda der Spannische Königliche Cardinal Jnfante an itzo mitt volck lieget, vndt noch mehr erwartett. |
1½ |
Nota: Bey Rotholtz ligt auch ein hüpscher Thiergarten,
diß hat vor diesem, dem Margrafen von Burgo zugehört.
Noch zwischen Landsperg vndt Rotenberg ligt zur rechten,
Crosperg ein Saltzburgisches Schloß, vndt ein hüpsch Thal
darbey. Es sollen auch bergwerge nicht weitt darvon
|| [[Handschrift: 107r]]
liegen.
Förters ligt Lichtenweert zur rechten, ein schloß.
Es ligt viel Spannisch volck vndterwegens, sollen
vbel hausen.
Auf der Matzen schloß zur Rechten, <des Jnns.>
Prischleck zur rechten, ein dorf da das schmeltzwergk
des Silbers vndt kupfers ist. Die 4te. brücke
aldar paßirt.
Nun kömbt Rotemberg, wie vorgedacht, vndt die
5te: brücke aldar vnangemeldet paßirt.
Meilenm. | |
Von dannen auf Zanget, ein dorf zur linken
Wir haben diesen Nachmittag starcken contra- ry windt gehabtt. |
2 |
Kufstein, von etzlichen Kopstein genandt <zur rechten>
Stadt vndt brücke, die 6te. hat ein schloß aufm berge zimlich feste, alda haben wir anfahren, vndt der Ertzhertzoginn patent aufweisen müßen. Die Schiltwache hat die lunten aufgepaßet, vndt von der brücke auf vns feẅer geben wollen, weil wir in dem winde nicht baldt genug ange- lendet. |
2 |
Vndterwegens haben auch einmal vom vfer, die
Spannier mitt steinen nach vnsern Schiff, geworfen.
Von Kufstein nicht ferrne, lagen zwey schantzen da der
Jnn etwas schmahl ist, vndt gehet alsobaldt vor
der einen zur lincken handt die Bayerische
gräntze an, zur rechten aber, erst zwey meilen
von Kufstein. Dieser ortt hat vor alten Jahren,
in Beyern gehört, ist aber in kriegen dem hauß
Oesterreich anheimb gefallen.
Noch fürwarts vnderhalb diesen Schantzen, ligt
noch eine schantze vndt blockhauß zur rechten,
so itzt alles mitt volck besetzt.
Meilenm. | |
Von dannen nach Audorf Schloß aufm berge, vndt
ein dorf darundter zur lincken handt des Jnn, Jst Bayerisch ligt von Kufstain |
1 |
Windshausen zur rechten
alhier ist auf dieser seitten die gräntze. Nota Bene Oberhalb ist auf einem berg ein Steinerner Tisch, daran können drey Fürsten beyeinander sitzen, Bayern, Saltzburgk, vndt Tirol. |
1 |
Falckenstein zur linken ein Schlößlein in Bayern,
einem von adel dem hundt zugehörig.
Meilenm. | |
Bayern ein Marckfleck zur Rechten | 1 |
Meilenm. | |
Rosenheim, ein hüpscher flecken
in Bayern, vnser Nachtlager zur linken des Jnns. alda die 7te. brügke. |
1 |
J'ay eu grandissime soupçon de 2 Espagnols ou
Jtaliens que je tenois pour espions, qu'ils ne
nous viennent attacquer demainl par eau, <pour nous desrobber,
& piller ou tuer.>
Dieu garde mes gens de stupiditè & nonchalence.
Man hette wol können heütte weitter
kommen, wenn man wehre früher aufgewesen,
vndt hette sich nicht zu Schwatz geseümet.
Meilenm. | |
Von Rosenheim, auf dem Jnn nach Roht
ein kloster zur lincken handt gelegen. Jst Bayerisch ligt von Kufstain |
2 |
hohenaw ein Nonnenkloster zur Rechten, vndt
baldt drauf Adel ein Münchskloster zur lincken. brücke. Jst die dritte, so wir paßirt. |
|
Waßerburg zur lincken, Stadt vndt Blochhauß
in Bayern gehörig, alda man anlenden vndt die patent aufweysen müßen dem Bayerischen commendanten. |
2 |
Waßerburg ist etwas fortifizirt, hat auch eine
brücke alda vber den Jnn, welches die 8te. ist von Jnspruck herundter. |
|
|| [[Handschrift: 108v]] | |
hochaburgk schloß aufm berge, zur lincken. | 1½ |
Aw, zur lincken, ein Münchskloster aufm berge.
Jetenbach zur rechten ein Schlößle. |
1½ |
Craburgk zur Rechten
alda ob periculum Svecj, eine brücke abgehawen worden, die 9te. in der ordnung. |
1 |
Mühldorf zur linken ein Saltzburgisch Stedtle
Jst auch eine brücke alda abgeworfen, wehre sonst die 10te. in der ordnung. |
1 |
Es lag etzlich fußvolck im felde bey dieser Stadt.
Meilem. | |
Neẅen Oetingen in Bayern zur Rechten
alda wir anfahren müßen, wie zu waßerburg seindt aber nirgends lange aufgehalten worden. |
1 |
Alhier ist die 11te: brücke angeworfen.
Beßer im lande ligt nicht weitt hiervon Alten
Oettingen wo die beruffene walfahrt ist.
Meilenm. | |
Marcktle ein flegken in Bayern zur linken | 1½ |
Darnach da das waßer die Saltza von Saltzburg
herab fließende in den Jnn kompt |
½ |
Brawna Stadt vndt festung zur Rechten
|| [[Handschrift: 109r]]
alda an itzo der Churfürst von Bayern, mitt dem hertzog von Lottringen sich befindet. Jch habe es gewaget, vndt ist mir gelungen, daß ich vnange- meldet (ob es schon sein sollen) durchgefahren. |
1 |
Alhier ist die 12te brücke vberm Jnn. | |
hogenaw ein schlößlein, vndt dörflein daran
ligt zur rechten, des Jnns, etwas im lande, dahin wir in ein ander waßer aber nicht weitt einfahren müßen, ligt von Braunaw |
½ |
Diß gehört einem vom adel Christoff Wolf
Thamer genandt, zu. haben schlecht quartier
gehabt, weil man itzt alles zur hofhaltung,
nach Brauna schicken muß.
meilen. | |
heütte seindt wir gefahren
weil die meilen etwas groß gewesen, vndt die Schifleütte müde geworden. |
12½ |
Donnerstag♃ den 31. Julij. ⁄ 10. Augustj.
Nota Bene Somnium Sigmund Deuerlins alß wenn ihm die 4 fördersten oberzähne
außgefallen, vndt alß er Sie in der handt gezehlet, wehren es
28 gewesen. Vor 2 tagen hat ihm auch getraẅmet wie er
ein bundtes kleidt angezogen, vndt alß er Sich wol besehen, wehr
es ein Trawerkleidt gantz schwartz gewesen, da hette ihm einer
|| [[Handschrift: 109v]]
gesagt (alß er sich darüber verwundert, vndt daß ihm
die schwartzen hosen so gar lang biß auf die schu<h>e
gefangen,) weistu nicht daß dein vatter gestorben
ist. Johann Schumann hat heütte auch getraẅ-
met, daß ihm ein starcker backenzahn außgefallen.
Zeitung daß der Churfürst von Saxen aufm weißenberge
vor Prag aufs haüpt geschlagen seye, gallaaß
gehe in Meißen, vndt der König von Vngern, gegen her-
tzog Berndt vndt Feldtmarschall horn, welche zwischen Augspurg
vndt München, liegen sollen.
[Meilen] | |
Von hogenaw auf Frawenstain zur Rechten
Jst ein edelmannshauß, wie ein Schlößlein gebawet. |
1½ |
Obernberg ein Marckfleck zu Rechten
alda ein brandt entstanden in neẅligkeitt, vndt hetten nirgends logiren können, wenn wir gestern (wie wir gewoltt) wehren hergezogen. |
2 |
Kloster Reichersperg zur rechten handt. | |
Suben ein kloster zur rechten | ½ |
Schärdingen ein Bayerische Stadt zur Rechten
alda wir anfahren vndt die Patenten aufweysen müßen, || [[Handschrift: 110r]] Es ist alda wie am gantzen Jnn eine höltzerne brücke mitt eylf Steinernen Jochen, die hüpscheste so ich am Jnn gesehen, Jst die 13de: in der ordnung. |
1½ |
Meilem. | |
Neẅburg zur lincken ein Schloß dem Grafen
von Salm gehörig |
1 |
Paßaw, Stadt vndt Stift, an den dreyen
waßern dem Jnn, der Donaw, vndt Jlß gelegen, alda ich öfter gewesen alhier ist die 14. brücke vbern Jnn, <(>ehe er sich noch mitt den andern beyden flüßen vereiniget.) an Jnstadt. |
1 |
Die Königin von Vngarn, ist vnß eben vor
Paßaw, in der Donaw mitt vielen schiffen von
Wien herauf kommende, begegnet, vndt hat
man sich bey ihrer leütte einem, anmelden müßen,
zu erfahren, was man guts neẅes von ihrem herrn
dem König, oder von ihrem herrn Bruder dem Cardinal
hette, weil Sie <anfangs> nicht eigentlich gewust, ob wir
von Jnspruck oder von Regenspurg herab kähmen.
Das Schloß zu Paßaw ligt aufm berge zur linken der Donaw.
Es stirbt itzt an der pest zu Passaw. Der Junge
Erzherzog Leopoldt Wilhelm, Kayserlicher Mayestät herr Sohn ist Bischoff alda.
Meilenm. | |
Von Paßaw auß fortt in Gottes nahmen, auf
dem schönen weittberühmbten Donaw Stroom, welcher noch schneller vndt stärcker gehet als der Jnn, auf Hafnerszell ein Märcktle im Stift Paßaw, zur linken handt der Donaw |
2 |
Engerzell zur Rechten | 1 |
Donariedel zur linckem dem herrn von Zeltingen17 | ½ |
Maspach zur linken ein Schlößle einem Doctor18 von
Paßa zuständig, diese halbe meile ist mir sehr klein vorkommen. haben vndter diesem Schlößle viel hütten armer vertriebener vndt durch den krieg verderbter leütte, auß Schwaben vndt Bayern gesehen. Jst ein Jammer solch elendt anzuschawen. |
½ |
Zu dem ortt da die Donaw durch eine ketten
geschloßen worden im nähern pawrenkrieg der landt- ob der Enser |
3 |
Neẅhauß ein wenig fürwarts zur linken
schloß aufm berge, darundter vor diesem, die Thonaw durch eine ketten geschloßen worden. |
|
Ascha ein Marckt zur rechten | 1 |
Adelsheim zur lincken
ein Schloss, darundter vndt gegen vber Marckfleck vndt haüser. |
3 |
Meilem. | |
Lintz
die haüptstadt in OberOesterreich, das Landt ob der Enß genandt, eine lustige Stadt vndt Schloß, in schönem situ, alda ich öfter gewesen. |
1 |
Es ist alda eine brücke vber die Donaw.
Die rechte Stadt aber ligt zur rechten, wie
auch das Schloß etwas erhöcht. Gegen vber
ligt Scharlintz19, alda wie auch zu Ascha vndt
Adelßheim viel krancke vndt vor Regenspurg be-
schädigte Soldaten liegen. Man gestehet daß
von 9 in 12 mille Mann vor Regenspurg in itziger <neẅlichster>
belägerung vmbkommen seyen.
Meilenm: | |
heütte its in allem vnser weg | 18½ |