Dienstag♂ den 1. ⁄ 11ten: Septembris:
Somnium: wie herr Achatius von Dona am Böhmer
waldt, wehre mitt zweyen kugeln, eine durch den halß,
die andere durch die brust, Todtgeschoßen worden, vndt ich
hette ihn sehr beklagt, nach dem mir es sein Sohn, ein
feiner Junger herr, (wie mich dauchte von 14 oder 15 Jahren)
in Schwartzem Sammet gekleidett,) reitende angezeigt,
vndt sehr querulirt, daß sein herrvatter doch so from gewesen,
vndt nie kein kindt beleidiget hette, wie er doch zu dem
großen vnglück kähme. Darüber wehre mir gar an-
dächtig <vndt betrüblich> eingefallen, wie Sie in der Meß singen: Memento
etiam Domine, famulorum, famularumque tuarum, quj dormiunt<quj nos prædecesserunt>
<cum signo fidej, et dormiunt> in somno pacis, vndt jch hette diese wortt, fleißig erwogen.
herr Löẅ, ist bey mir gewesen, macht mir gute sperantz,
wegen meiner expeditionen. Gott gebe es, baldt.
Veitt Berndt, jst auch bey mir gewesen, macht mir
hofnung in andern sachen. perge <ob pecuniam mutuam ad tempus.>
Zeitung das der König in Polen, nicht allein das heyrahtgut
|| [[Handschrift: 423r]]
Seiner zukünftigen Pfältzischen gemahlin, auß der
Pfaltz, vom Kayser begehre, sondern er wolle auch vor
die Churpfältzischen erben, des Fridericj die Chur
Pfaltz, wieder haben. <Mira metamorphosis!>
J'avois escrit a l'Archiduc Leopoldt Guillaume,
mais l'ay laissè encores en suspens, afin de n'offenser
l'Ambassadeur extraordinaire, d'Espagne, le Conte d'Onnate, a cau-
se de son efficacieuse intercession. Il n'y a nul date,
le pappier ne<'y> suffisant pas, & Ebersdorff n'estant qu'une
pourmenade, d'icy.
Börstel vndt Deẅerlin, seindt heütte Nachmittag fortt auf
Preßburgk, ihre rayse an die grentzfestungen fortzu-
setzen. Gott gebe ihnen glück, vndt bewahre Sie vor
vnglück, insonderheitt vor den streiffenden Türgken,
welche sich ihres schadens zu erholen, den sie durch den
neẅlichsten brandt zu Ofen erlitten, stärcker als zuvor,
in die Christenheitt, streiffen sollen.
An Madame geschrieben, auf heütte datirt.
Der Kayserliche Schein, vber die acceptation des Frie-
dens ist mir insinuirt worden, lauttet von wortt zu wor-
tten, also:
Der Römischen Kayserlichen auch zu hungarn vndt Böhaimb Königlichen Mayestät vn-
serm allergnedigstem herren, Jst in vndterthenigkeitt referirt,
vndt vorgebracht worden, welcher gestaltten herren Christians
zu Anhaltt, Fürstlichen Gnaden, vorhero mündt: vndt hernach Schrift-
lich sub dato Wien, den vierzehenden nechstverwichenen Monats,
|| [[Handschrift: 423v]]
Julij, den von allerhöchstgedacht Jhrer Kayserlichen Mayestät mitt des
herren Churfürsten zu Sachßen Churfürstlichen Durchlaucht durch Göttliche
verleyhung, getroffenen Friedenschluß, in omnibus punctis,
capitulis, et clausulis acceptirt, sich darzu bekennet,
vndt darneben gebehten haben.
Wie nun allerhöchstgedacht Jhrer Kayserlichen Majestät diese des herren
Christians zu Anhaltt Fürstlichen Gnaden gethane mündt: vndt
Schriftliche erklährung zu angenehmen gnedigstem gefallen
geraichen thut, vndt vorangezogenem Friedenschluß gemäß
ist, Also stellen dieselbe in keinen zweifel, es werden
vorbemelt Jhre Fürstliche Gnaden, dero erbiehten nach, sich ieder-
zeitt bezaigen, auch von höchstgedachtt Jhrer Kayserlichen Mayestät
hergegen alles Kayserlichen Schutzes, sich gewißlich zu getrösten
haben. So deroselben darauf zum beschaidt zu er-
theilen, Aller gnedigist anbefohlen worden, vndt verbleiben
mehrhöchstgemelt Jhre Kayserliche Majestät besagtes herren Christi-
ans zu Anhaltt, Fürstlichen Gnadennaden, mitt Kayserlichen gnaden,
vndt allem guten wolbeygethan. Signatum zu Ortt,
vndter Jhrer Kayserlichen Majestät aufgedrucktem Secret Jnnsiegel,
den Achtt vndt zwaintzigisten Augustj, Anno Sechtzehen-
hundertt, Fünff vndt dreißig.
Vidit
Peter heinrich von Stralendorff |
||
Manu [propria] |
Loco Sigilli
Cæsarei |
|
Johann Söldner Doctor manu propria |
Nota: V:t. heist so viel, als Vidit, der Reichsvi-
cecantzler vndt Reichshofrahtsvicepresident, auch
Jhrer Mayestät Cammerer, der herr von Strahlendorf, Freyherr
et cetera[.]
Nota: Wann einer persöhnlich gegenwertig, pfleget
nur das Kayßerliche Jnnsiegel, auf solche decreta ge-
drucktt zu werden, wann man aber abwesendt, pflegen
Jhre Mayestät die verschloßenen schreiben, selber zu be
vndterzeichnen, weil sie vber landt gehen. perge
Die vberschrift Meines offenen, auß dem Reichshof-
raht, von Jhrer Mayestät gegebenen decrets, war diese:
Von der Römischen Kayserlichen Majestät vnserß allergnedigisten
Herren wegen, Herren Christians zu Anhaltt,
Fürstlichen Gnaden anzuhändigen.
Nota: heütte Morgen ist Börsteln die Kayserliche
antwortt, auf Meiner herrnvettern, vndt Bruders
schreiben, verschloßes<n> auch insinuirt worden durch
Doctor Söldnern, vndt abschrift darbey. Er hat es
aber, mir noch nicht communicirt, forsan vergeßen.
Von hier nach Grätz, seindt 2<3>6 meilen, in 4 Tagen zu fahren,
die landtkutzscher begehren 40 ReichsthalerRthlr: vnß hin, vndt wieder
her zu führen, sagen, man komme auf Baden, vndt auf die Neẅ-
stadt zu, Man finde vndterwegens gute herbergen, aber es seye ein
sehr böser weg zu fahren, nur 14 Meilenm: guter weg, das vbrige einen
[b]erg auff, den andern ab, Sie wollen lieber, auff Prag zu fahren, als dahin.
Mittwoch☿ den 2. ⁄ 12. September
<400 ThalerThlr: Thomas Benckendorf zu berechnen.>
<Somnium, von etzlichen guten
stargken vbern zjmer sehr breitfeisten hirschen, welche durch viel holzwege in Ballenstedt k[ommen.]>
Graf von Schwartzenberg hat zu mir geschickt, begehret einer
stunde ernennung zur visite. Jch habe jhm, wegen heüttigen
posttages, 3 vhr, Nachmittags, gegeben. Es ist der Junge
Graf, des alten herrn Adams zu Berlin sein Sohn, welcher neẅ-
lich erst alhjer ankommen.
Oberster Keßler, hat mich ansprechen wollen, die-
weil ich aber gewust, daß es nur vmb geldt zu thun
wehre, habe ich mich sub q[...] mitt dem posttage (weil
ich auch viel zu schreiben,) endtschuldigen laßen.
herr Loẅ, ist bey mir gewesen abschiedt genommen.
Der Junge Graf von Schwartzemburgk, ist auch
vmb drey vhr, zu mir gekommen, <vnd mich visitirt.>
Zeitung daß die Schwedischen, die Stadt hall dem Churfürsten
vbergeben müßen.
Nachmittags noch ejnmal abschjedt, von der hertzoginn
von Saxen, in ihrem losament genommen, dabey
sich auch Mein kleiner vetter, Frantz Erdtmann, hertzogs
Julij henrichs, sejn Söhnlein, im 7benden iahr altt, befunden.
J'ay encores fait present; outre les, 50
de 50 autres DalersDal: a Iohann Löw pour ornement du grace-
denier.
[...]a
Meilenm. | ||
Von Wien nach Traßkirchen | 4 | von dannen Nachmittags gen |
Meilenm. | ||
Neẅstadt, auch | 4 | |
<Summa:> |
<8 Meilenm:> |
habe zur Neẅstadt das Schloß, |
innengehabt, wie auch hertzog Frantz Albrechts, neẅlich in-
nengehabte zimmer, auch seinen neẅerbaweten garten besehen,
Jtem: den altan, die Einsiedelerey, <darinnen Kayßer Maximilianj Stuel so er selber vom hirschgeweyhe eines danhirsches gemachtt.> den prospect aufn Thiergarten,
die kirche, &cetera[.]
Darnach ins zeüghauß alda vndter andern ein großes vngeheẅres
doch zierlich gegoßenes Stück gesehen, so Maximilianus I. anno 1507
gießen laßen. Jst eylf Schue lang, fast zween klafter (wann
man 6 schuch auf ieglich klafter den Schuech zu 12 zoll, rechnett)
vndt wieget 160 zentner, schießet, 260 pfundt eysen, theten
33<9>0 Pfund (libra)℔: bley, vndt muß 130 Pfund (libra)℔: pulver zur ladung haben. Es
hat auch eine Cammer darinnen, darauß man mitt Cartuschen
schießen kan. Es wirdt die Lawerpfeiffe genandt, vndt stehen
verß darauf, welche ihren grimm anzeigen, alß: ohngefehr also:
Jch pfeiffe vndt lawre, Alß wie der hagel vndt der Schawer,
darumb heiß ich die lawerpfeiffe, das ich zerdrümmer, was ich ergreiffe.
Es ist aber wegen seiner großen schwehre vbel fort zubringen, vndt
muß man es auf einer lade mitt 4 Rädern, oder auf einem
Schlitten, vndter 80 biß in 100 pferde nicht bespannet,
fortführen, wenn man es ie moviren will. höchstgedachter Kayser
Maximilian, hat es dieser Stücke 12 gießen laßen, Man hat
aber die andern wieder vmbgegoßen, vndt dieses allein zur ge-
dächtnüß behalten. Es stehen noch andere wenig Stück darinnen
|| [[Handschrift: 425v]]
die meisten aber auf dem wall vndt pasteyen, darundter
zwey schöne Nohtschlangen vom Erzherzog Maximiliano
nechstverstorben, welche gar zierlich gegoßen sejndt.
Jm zeüghauß, hat es auch altfränckische Rüstungen vndt
gewehr auf ein 1500 Mann zu armiren, wie der zeüg-
wärter mich berichtett. Es war auch bey den stücken,
<vndt Mörseln> ein zimlicher vorraht an kugeln vorhanden, wiewol an sich
selbst in diesem zeüghauß an itzo, nichts anders absonderlich
zu sehen. Jst fein gebawet, vom Kayser Ferdinando Io.[.]
Die Neẅstadt gehöret an itzo, Ertzhertzog Leopoldt
Wilhelmen eigenthümblich zu. Jst etwan halb so groß
als Wien, die Stadt vndt Thiergarten, seindt auch fast in ei-
ner größe, vndt kömbt das danwildt, biß an den Schloß-
graben hinan oftermals gegangen. Jst ein lustiger situs,
in einer schönen ebene, die wir heütte den ge<a>ntzen Tag gehabtt,
die berge nur von weittem, (etwas mitt Schnee bedecktt)
gesehen, gelegen. Nota: Jn der kirche, war auch eine statua
Königs Matthiæ auß Vngern, in einem vergüldeten küriß,
auf einem weißen pferde, zu sehen. Jm Schloß sahen wir
auch, dje Kayserlichen zjmmer, etzliche gemälde vndt Tapeze-
reyen. et cetera
Nota: Jn die Lawerpfeiffe hat der Kayser einmahl einen
kleinen kerll hinein schliefen laßen, derselbe, weil nur das
zündtloch zugedeckt worden ist von demselbigen Schall 4
wochen Taub geworden.
Meilenm. | |
Von der Neẅstadt, nach Schadtwien, zu Mittage
Bey dem flegken, ligt auf einem hohen felsichten berge, ein Schloß, so nicht allezeitt bewohnt wirdt. Es pflegen aber, ie bißweilen, gefangene hinauf ge- schicktt zu werden. Vor vndt hindter Schadtwien hat es wolverwahrte päße zwischen den felsen mitt Mawren vndt Schießlöchern, auch wachthaüsern, das einer nicht leichtlich, mitt gewaltt durch den flegken, kommen wirdt dörfen. Der Kayserliche pfleger, wohnet nicht ordinarie auf dem Schloß, (weil es sehr windig daroben sein soll) sondern in dem flegken, darinnen wir gefüttert. |
4 |
Meilem. | |
Von Schadwien, nach dem eßen, mitt vorspann Ochßen
(deren 10 vndt 2 pferde vor vnserm wagen giengen) auf den berg Semering von etzlichen Semling genandt haben gute 2 Stunden, in bösem Steinichten wege mitt vnsern vorspannThieren daran zu fahren gehabtt. Oben auff, stehet ein kreütz, daran scheidet sich die Oesterreichische gräntze, vndt gehet das landt zu Steyer, oder die Steyermarck an. Am Semling hat es Tannenholtz vndt wacholdern. Gibt aber keine solche præcipitia wie in Tirol vndt Grawpündten, auf den seitten, vndt es soll numehr kein solcher berg, biß nach Venedig mehr sein. Auf dem Semring, haben wir vnsere <miet>pferde wieder laßen auspannen, vndt seindt |
½ |
|| [[Handschrift: 426v]] | |
Meilenm: | |
fortt, in Gottes nahmen, auf Mertzuschlag
vom Semring, von Schadtwien aber zwo, in sehr bösem Steinichtem wege. |
1½ |
<Summa:> |
<6 Meilenm:> |
Von der Neẅstadt auf Schadtwien ists guter weg vndt
hüpsch eben landt, auf beyden seitten vndt vor sich, siehet
man gebirge liegen. hat auch hin vndt wieder gehöltze.
Nachmittags aber war der Semling wie vorgemeldet,
holtz vndt steine. Etwaß wejnwachs, haben wir
gleichwol auch, vor: vndt Nachmittags, gesehen.
Samstag♄ den 5. ⁄ 15. September
Meilenm. | |
Von Mertzuschlag nach<zu> dem Mittagseßen, gen Bruck an der Muhr
Kinberg, ein flegken <an einem waßer die Mierz gelegen.> in zimlichem bösen vndt steinichtem auch etwaß bergichtem wege. holtz vndt wiesenlandt. |
3
3 |
Meilem. | |
Nachmittags, gen Bruck an der Muhr, eine Stadt,
auch steinichter vnlustiger weg, auf landtkutzschen zu fahren, iedoch war es gestern noch schlimmer. |
3 |
haben heütte ezliche hohe berghaüser auf den
seitten liegen laßen, so Steyermärckischen herren zu-
ständig, das letzte hieß Kapfemberg einem herren von Stu-
benberg zuständjg. La rusticitè de nostre cocher & de
son valet, comme aussy des gens communes du pays, nous em-
pesche d'apprendre une exacte jnformation, comme il
faudroit, pour en faire une description naifue.
Sonntag☉ den 6. ⁄ 16. September
Meilenm. | |
Von Bruck, nach Frawenleitten zu Mittage | 3 |
Von dannen gegen abendt, auf Grätz
haben heütte abermals, einen langweiligen, bösen steinichten, vndt verdrießlichen <fahr>weg gehabtt, vndt viel difficulteten wegen des kutzschers, (so ein vnger ist) hartnäckigkeitt gefunden. |
3 |
<Summa> |
<6> |
Grätz ist des Kaysers, geburtsStadt, vndt
metropolis Stiriæ, die hauptstadt in der Steyer-
marck.
Wir seindt heütte meistentheilß, an der Muhr
her gefahren. Vndt diese vier Tageraysen seindt
mir, auf einer hart aufliegenden landtkutzschen,
sehr sawer worden.
Montag☽ den 7. ⁄ 17. September
herr Galler, des ViceStadthalters Sohn, hat mich im Nahmen
seines herrn vatters, vndt vettern <des Præsidenten> gebehten, zu einem oder zum andern
zu kommen, vndt nicht also in der vorstadt, zu verbleiben, auch
sich offerirt mitt mir herumb zu fahren. Erstlich hatte ich zum
Fürsten von Eggemberg geschicktt, der schliefe noch feste vndt
seine leütte hatten gesagt, Sie dörften ihn vor halbweg
zehne nicht aufwecken, diß aber hat sich hernacher vnver-
muhtendt, beßer geschjcktt. Bjn zum kriegspræsidenten
gefahren, habe bey ihm gegeßen. Er hat meinen herrnvatter Sehligen
wol gekennet, viel mitt mir conversirt, vndt mich wol
tractirt. Es war sein vetter, vndt ein Graf von Aursperg auch
|| [[Handschrift: 427v]]
mitt darbey. Il est fort libre en son parler le vieillard, <de
64 ans.>
Nachmittags besuchte mich der Fürst von Eggemberg, vndt der
Stadthalter[,] des præsidenten bruder, dieser letzte fuhr auch
mitt mir auf das Schloß, welches auf einem berge ligt,
vndt ein gut castell ist, aber nicht regular befestiget,
wie es die fortification, mitt sich bringt, hat aber
doch pasteyen, wiewol nicht vberall, sondern auch ezliche
pointes vndt tenaillen. Es war ein Oberster von
Zerotin (auß Mähren)[,] ein Oberster Wittemberg auß Finlandt,
vndt ein Pommerischer Obrist Wachtmeister <Sandthoven> daroben gefangen, sindt
der Nörlinger Schlacht her. Bahten vmb intercession.
Es ligt ein alter burggraf1 mitt etzlichen Soldaten daroben.
Jn djesem castell, (welches nirgends vberhöhet ist,
die Stadt aber commendirt, vndt einen lustigen prospect
aufs landt hinauß hatt) seindt 2 cisternen vndt ein
ziechbrunnen, welcher 80 klafter tief ist, vndt
ein Echo hatt[.]
Vmb die Stadt, welche etwan ein ⅓ thejl so
groß als Wien ist, auch heütte vormittags gefahren, hat
feine vorstädte, vndt innwendig schöne haüser <vndt>, <Pallatia.>
Es ist auch itzt ein Jahrmarck alhier.
Abends beym Fürsten von Eggemberg gegeßen, vndt eine
gute conversation gehabt, Es war sejne Fraw Schwester
mitt darbey wie auch eine von Stubenberg, eine von hermstajn,
eine von Trautmanßdorf, eine von Jochnerinn[,] <gar höfliche Dames.>, vndt zweene
herren von hermstein,
Dienstag♂ den 8. ⁄ 18. September
Nota: haben auch gestern im Schloß zu Grätz einen
gefangenen herrn von Seraw sizen sehen, welcher När-
risch ist, vndt seinen bruder (den landtshaüptmann
an itzo in Steyer) im bette erschießen wollen,
ihm auch schon einen gefährlichen Schuß gegeben.
hilger kahm diesen Morgen zu mir, lamentirt
daß man ihren wexel dem Veitt Berndt vberlaßen.
Mitt zweyen kriegsrähten, nach der Ertzhertzoglichen
burgk alhier zu Grätz zu, gangen, vndt die losamenter
darinnen, wie auch die Schatzkammer, vndt allerley sachen
darinn, von Türckischen sachen, auch Jndianischen, vndt
andern rariteten, antiquiteten der Müntze, <Muscheln> & talia besichtigett. <greiffenklahe, Elefantenbein, risengebein, etcetera edelgestein.>
Eine orgel<positiff>, so von sich selber schläget, hasengeweyhe, vndt ejn
zahn vom hasen, geschjrr von Rhinoceros, Müntze, bücher, &cetera[.]
Darnach in die kirche, da das k die Kayßerliche gruft zuge-
richtett wirdt, vndt ins Jesuiter collegium, welches gar
prächtig gebawet. Schöne bücher, vndt Meßgewandt etcetera[.]
Nota Bene Heremitorium jn der burgk, <Jtem: im garten schöne granaten.>
A disner les 2 kriegsrähte, &cetera vndt der Stadthalter
mittgegeßen.
Zeitung daß der Türgke den Persianer geschlagen, Babilon
wieder recuperirt, vndt es seyen destwegen ansehliche freẅ-
denschüß leyder! in der Türgkey geschehen.
Nachmittags hinauß nach Carlaw, ein Ertzhertzoglich lusthauß,
Jtem: nach dem schönen prächtigen, aber noch nicht außgebawetem
hause Eggemberg, gefahren, vndt daßelbe besehen, auch die gegendt
dort herümb et cetera[.] an db Der Stadthalter <herr> Gallert, wie auch die
kriegsrähte der herr von Falbenhaüpt, vndt <herr von> Glejßspach, so heütte
mitt vns gegeßen, haben mich auch hjnauß convoyirt.
Ein Graf von Wagensperg, vndt ein alter herr von Schaftemberg,
beyde Kayserliche geheime Rähte alhier, wie auch der heüttige Oberste
Falbenhaüpt, vndt Gleißpach, vndt des Grafen sein Sohn, seindt meine
gäste zu Mi abends gewesen, oder vielmehr des herren Gallerts kriegspræsidenten
vndt es hat allerley gute conversation gegeben.
Die granaten heist man alhier Margaranthen.
Zeitung daß Bernburg von den Schwedischen mitt gewaltt, hingegen
halle von den ChurSächsischen occupirt worden, das muß ich alhier
zu Grätz, auf dieser meiner peregrination, erfahren.
Gestern haben wir auch den höchsten berg in dieser gegendt,
den Scheckel, von weittem angesehen, Es soll gar sehr
alte, vndt gesunde leütte daroben haben. Es wä gibt eine spe-
luncam2 daroben, wann einer holtz hineyn wirft, so
fängt es an zu donnern vndt zu blitzen, wirft man
steine hinein, so hagelts. Dieser berg ist der Grätzer
ihr kalender, nach dem er hell oder trübe ist.
Die beyden gesterigen kriegsrähte, wie auch ein anderer
Gahler, haben sjch wieder, bey mir eingestellet. Bin in garten
spatzirt. Die herren von Grätz auß der Stadt, haben
|| [[Handschrift: 429r]]
mir zu meiner ankunft, durch zween auß ihrem
Mittel, gratuliren laßen.
Fürst von Eggenbergs Secretarius bey mir gewesen. &cetera
Visite & revisite, durch complimenten dahin ver-
glichen worden, daß ich in transitu, nach der Mahlzeitt
ihm vndt seiner Fraw Schwester, zusprechen,
vndt abschiedt nehmen möchte.
habe des guten alten herren Gallerß schöne bibliothe-
cam besehen, welche voller schöner authoren ist.
Er hat mir ein gut rohr, sampt aller zubehör verehrt,
<auch eine lateinische bibel von Amsterdam.>
Sodisfazzione del Principe d'Eggenberg di 1500 Ducatonj, insperatj.
Jddio me lj conservi, e salvj, e faccj ben godere, ed accrescere.
Vnsere gäste, zu Mittage, beym kriegspræsidenten seindt ge-
wesen: der graf von Awersperg, zween herren von
hermstein, ein Neẅer Galler, des præsidenten vetter,
Oberster Falbenhaüpt, vndt der von Gleißpach, kriegs-
rähte. Jch bin auch vormittags beym Præsidenten in seinem losament
gewesen, Nachmittags aber bey seiner Freẅlein Schwester, im
hause.
Abschiedt genommen, dopò pranso, von den höflichen Steyer-
märckern, insonderheitt vom Fürsten von Eggenberg,
vndt seiner Fraw Schwester, bin auch darnach von
denen so zu Mittage mitt mir gegeßen, eine gute ecke
hinauß accompagnirt worden <wie
auch
vom
Stadthalter>, auch von etzlichen grän-
tzern Tapfern officirern, welchen ich die handt geben,
vndt Sie mir die handt vndt den kopf auf meine
handt (welches wallachen waren) gebotten.
Meilenm. | |
Diesen abendt, noch vollends geritten
von Grätz nach Peckel einem dorf, denn es mitt dem eßen vndt abschiedt nehmen zu Grätz spähte worden. |
2 |
Confusion & desordre entre mes gentilshommes,
& le nouveau valet de chambre, Jtem: en l'hostel-
lerie, pour avoir perdu leurs manteaux, qu'ils
ont retrouvè. Nul contentement est accomply.
Donnerstag♃ den 10. ⁄ 20. September
Der Alte herr Gallert, hat vnß gestern, Schincken vndt
kälberbraten, wegen gesterigen quatembers, vndt heüttigen
vigiliæ, auch Morgenden vndt vbermorgenden fischtäge,
mittgegeben.
[Meilenm.] | |
Von Peckel geritten selb ander, (weil gestern
alsobaldt zwey pferde hinckendt worden, vndt heütte frühe als wir aufsitzen wollen, einer wieder vnser wißen vndt willen, eines darvon geritten) non sans grande[!] soupçon mienne[!] qu'on nous iouera quelque mauvais tour,) auf Fronleitten |
1 |
Von dannen auf Brugk an der Muhr
alda gefüttert, vndt lang vns aufgehalten, weil zwey räder an vnserm wagen gebrochen. |
2 |
Meilenm. | |
Von Brugk nach Kapfenberg
wiewol der landtkutzscher eine gantze ge- rechnett. Kapfenberg gehört dem herren von Stubenberg zu. La rupture des roues, m'a augmentè, & accreu le soupçon. |
½ |
Bey Kapfemberg, ligt ein Schloß, darauf
wohnet der herr von Stubembergk.
Freitag♀ den 11. ⁄ 21. September
Meilenm. | |
Von Kapfenberg nach Schadtwien
Nota: die Oesterreicher rechnen es auf acht meilen, die Steyermärcker auf Sieben. |
8 |
Vndterwegens, auf halbem wege zu Krügeln
gefüttert, vndt auf obbenandte örter im herwege
wie im hinwege, insonderheitt vber den berg
Semring (aber ohne ochßen, weil es heütte daher
nicht so iähe gewesen) zukommen.
Zu Schadtwien, die reitroße, wieder naher
Grätz, mitt Memorial an herrn Galler, abgefertiget.
Samstag♄ den 12. ⁄ 22. September
Meilenm. | |
Von Schadtwien, auf die Neẅstadt zu Mittage
alda dem alten Burggrafen zugesprochen, vndt ihn zur Mahlzeitt, bey mir gehabt, welcher mitt mir von alten geschichten, meines<r> custodia de anno 1621 vndt was Sich hernachmals, mitt andern zugetragen er discuriret, partim læta, partim infausta fuere. |
4 |
Nachmittags gen Traeßkirchen zu nachtlager | 4 |
Meilenm. | |
Von Traeßkirchen vollends nach Wien
alda keine schreiben von hause vor mir gefunden, aber genug böse zeitungen. |
4 |
<Monsieur> Börstel vndt Deẅerlin haben mir auch
referirt, wie wol ihre rayse in Vngern,
nicht ohne gefahr des Türgken, abgelauffen.
Veitt Berndt, ist mir vndterwegens
heütte begegnett, wiewol ich nohtwendig
alhier mitt ihm zu reden hette.
herr Loẅ, bey mjr gewesen. Mejne expedj-
tiones, protrahiren sjch.
Der Kayser ist in der Stunde wie ich
anhero, nach Wien gekommen, von Eberstorff.
herr Loẅ, jst zu Mittage, mein gast gewesen,
ultra ordinarios, & extraordinarios, alß Börstel,
hahn, Deẅerlin, vndt Röder.
Zur hertzoginn von Saxen geschicktt, vmb
pferde vndt wagen, benebenst einer visite,
mich zu bewerben, Jtem: zum Grafen von
hardeck, Jtem: zum Pfalzgrafen von Neẅburg[.] Tel refuse,
quj apres muse. Die ersten beyde seindt außen
geblieben, der dritte hat mir geholfen.
Nachmittags ist eine schöne Comœdie, der Kayserinn
geburtstag zu ehren, (welche gestern ihr 37.
iahr soll angetretten haben) im großen Saal,
in præsentz des Kaysers, der Kayserinn, Königinn[,]
zw Erzherzogs, Erzhertzoginn, zweyer Nuncij[,]
des extraordinarii Spannischen Ambassadors Conde d'Onnate, Pfalz
Neẅburg[,] der princeßin in 7benbürgen[,] herzoginn
von Saxen, vnd vieler andern cavaglierj, gehalten
worden, darnach ist der Kayser wieder
nach Eberstorf gefahren.
Nota: Pfalzgraf von Neẅburg hat zwar heütte
alterniren wollen, der Spannische Ambassador Conde d'Oñate
aber, hat ihm meistentheilß die oberstelle
fast allezeitt genommen, in præsentia omnium,
vndt wehre also beßer gewesen nie die compe-
tentz anzufangen.
Schreiben von Madame daß Jhre Liebden wegen großer
gefahr meiner lande (darinnen die ChurSächsischen ärger
noch als die Schwedischen hausen sollen) nach Lich-
temberg gezogen, alda Sie aber nicht lange ver-
bleiben werden dörffen. Der Churfürst hat das Schloß
zu Bernburg eingenommen, die Schwedischen die Stadt, welche
die brücke halb abgebrennet, ist ein elender be-
trübter zustandt, vor mich vndt die meinigen. Gott
helfe vberwinden.
Es ist Börsteln auch zugeschrieben, wie erbärmlich
die ChurSächsischen in Bernburg vndt im gantzen Fürstenthumb
hausen, haben die dächer vorm berge abgetragen,
hütten darauß zu machen, wollen das hauß
plündern, wenn der Churfürst hjnweg ist,
vndt sich also vndter dem Baudiß sehr vbel
erzeigen, Sollen das gantze landt sehr auß-
plündern, hingegen die Schwedischen es auf der
andern seitte, nicht viel beßer machen, die
wollen nicht weichen, vndt warten auf den
Preüßischen <vndt hessischen> secourß, Es soll noch nie kein solcher
elender, vndt betrübter zustandt, in vnserm
Fürstenthumb gewesen sein, alß dieses mahl,
Gott leßet mir, den brodtkorb abermals hoch
aufhängen, vndt den meinigen, ihre lebensmittel
fast gar abgehen. Pacientia!
Alß ich den herrn Apt von Lilienfeldt, hofkammer-
præsidenten heütte ansprach, wegen meiner sollicitatur,
so sagte er, er hette vermeint, ich wehre schon
gantz verrayset, vndt bedörfte es nichtt.
So hette ihm auch, Johann Löw nichts gesagt etcetera[.]
L'Empereur ne me fit pas, trop bonne mine,
aujourdhuy. Il me semble, que je demeure trop,
icy.
Montag☽ den 14. ⁄ 24. September
Jhre Mayestät sollen vor wenig tagen, einen hirsch
geschoßen haben, der hat gewogen 6 zentner, vndt
35 Pfund (libra)℔: ist nach Leiptziger gewicht, in die 7 CentnerC:
Jhre Mayestät sollen noch nie, so einen guten hirsch,
geschoßen haben, weil sie leben. Er hat aber
nur 14 enden gehabtt.
Graf Schligken, sein bester amanuensis, vndt
Kayserlicher kriegs Secretarius Pucher, ist wegen
leibesschwachheitt verhindert worden, meine sachen
zu treiben, wie er gern gewoltt, also daß alle mei-
ne expeditiones, auf schwachen füßen gehen.
Vndter andern schlechten zeitungen, so mir gestern
zugeschrieben worden ist diese, daß von den ChurSächsischen mein
bestes leibroß der Münsterberger mir wegpar-
tirt worden, daß man nicht erfahren, wo er hinkommen.
Zeitung das die festung Manhejm, auch von den Kayserlichen ein-
genommen seye.
Der dennemärkische gesandte, vndt herr Loẅ, sejndt meine
gäste zu Mittage gewesen, ultra extraordinarios,
& ordinarios.
Zeitung das Jan de Werth, von den Frantzosen geschlagen seye,
vndt etzlich volck verlohren habe.
Nota Bene den avis, daß man in vertrawen wißen wollen,
ob mir Pfaltz Neẅburg verwiesen, daß ich den frieden in omnibus
punctis, & clausulis, angenommen. guarda la gamba.
J'ay escrit a l'Ambassadeur d'Espagne en mes affaires & n'ay
receu, nulle responce, encores.
Zeitung das des Palfy Stallmeister, (welcher von Biberspurg
mitt vns gefahren) außgerißen, vndt zum Türgken
vbergefallen, weil er eines hußaren weib geschändet.
heütte erzehlte der dennemärkische abgeordnete, es hette
der König sein herr, in Norwegen zween stadtliche
bergwergke, das eine hette wol eher, vom hundert
75 Pfund (libra)℔: gegeben, aber ie zu weilen auch wol 25[,] 20[,]
10[,] 6[,] 5[,] ist aber doch viel, da es in andern bergwer-
cken nur wenig loht, vndt quintle pflegt zu geben.
Jst eine vnerhörte fortun vor den König in Dennemark[.]
Das ander mehr nach Norden gelegen, soll reicher
an kupfer sein. Jn dem ersten soll man ofte,
gantze Stücke von silber heraußbrechen, das
wenig handtstein daran zu sehen, zu 30 vndt
mehr pfunden. Klaget nur, vber den mangel
an leütter<n>, vndt bergverständigen, auch bergknappen
vndt kohlbrennern, vndt waß darzu gehöret. perge
Tre cose onerose et commode: la 1a. quando si è appresso
d'un gran fiume navigabile, ô il mare medesimo.
la 2da. quando si hà vicino un gran Signore per la gra-
zia ô disgrazia, sua. 3. Vna bella casa che stà appresso
d'una strada maestra, dove passano molte cose nuove e
commode al vivere humano, e delitiose, <mà ella è spesso
visitata.>
Dienstag♂ den 15. ⁄ 25. September
Zeitung das vnser Marggraf hanß Geörge, ein Regiment
vndter dem König angenommen.
On m'a averty; que l'Empereur a donnè a l'Evesque
de Vienne, les 100 mille Dalers, d'amende; des Ducs de Megk-
lenburgk, afin de faire tant mieux bastir sa mayson.
Zeitung das graf Maximilian von Trautmanßdorf,
auch das güldene vlüß bekommen.
Jtem: das der Puylaurens des Monsieurs gewesener
favorit in der gefängnüß zu Bois de Vincennes, gestorben,
nicht ohne verdacht, es habe ihm der Cardinal de Riche-
lieu, auß geheiß des Königes, vergeben laßen.
Der Oberste Keßler, vndt Bürgemeister[!] Alemann, seindt
zu Mittage, meine gäste gewesen.
Obrist Keßler, prætendirt 1000 Gulden (florenus)f: so ihm Mein bruder,
Fürst Ernst sehliger solle sein schuldig blieben, weil 2 sejner
Marcketenter seyen von des Principe di Bozzolo seinen
leütten geplündert worden, denen er das geldt
etwas einzukaüffen, mittgegeben, vndt weil sie von
den Jtaliänern geplündert auch der eine Todtgeschlagen
worden, hetten sie hernachmalß, vom Printzen de Bozzolo,
das geldt wieder erpreßt, (so er auß ihren confiscirten
gühtern wieder genommen) daßelbe geldt hette Mein
bruder in abwesen des Obrist leutnants behalten, 200 pistolen oder mille Gulden (florenus)f:
an gelde, vndt an 6 pferden 500 Gulden (florenus)f: vndt obe<ihm> auch darumb zu-
geschrieben aber die schreiben hette er verbrandt gefangener.
|| [[Handschrift: 433v]]
Damitt die Schwedischen, nicht zu viel Rantzion von ihm
begehren möchten. Fordert aber nur die mille Gulden (florenus)f. wieder.
Lamentj del medesimo, contra Giovan Berndt, per
conto dj casse tradite, e saccheggiate, <in Silesia.>
Jch habe ihm zur antwortt gegeben, es würde ejn
Schriftlicher beweiß, von nöhten sein, sonst würde
ich mich, mitt Meinem herrn bruder, auf solche vngewiße
prætensiones, schwehrlich resolvjren können. Cela luy
a despleu, croyant, qu'on ne se devroit pas desfier de luy,
mais il a estè pourtant fort moderè, & i'ay persistè
en mon opinion, avec plusieurs circonstances. Jl dit
aussy, que Schleinitz, en scauroit quelque chose.
Alemann sagt: Prjvilegium non utendo; amittitur,
vndt ChurBrandenburgs privilegium an der Elbe, mitt dem zoll, wehre
nur auf etzliche Jahr angesehen gewesen, hernachmals aber,
durch conniventz ferrner zugelaßen worden, wir
müsten wißen, wie wir hierundter stünden, wegen
des Magdeburgischen privilegij, die freye navigation betreffende.
Die hertzoginn von Saxen, Marchesin Gonzaga nachmittags besuchtt,
vndt abschiedt genommen. Sie hat mir, jhres herren, Don
Hannibal Gonzaga, Marchese dj Mantoua, bestallung
gewiesen, vom Kayser vndterschrieben, darinnen ihn Jhre
Mayestät vnsern oheimb vndt Fürsten, auch zweymal E<J>hre Liebden
auch Don nennen. Er ist general wachmeister zu roß vndt Fuß,
im Aprilj, dieses iahrs worden, mitt 800 Gulden (florenus)f: Monatlichem vndterhalt,
|| [[Handschrift: 434r]]
Er vndt seine brüder sollen von vorigen Kaysern, durch
ihres herrnvatters tapfere thaten, im Türckenkriege,
sein begnadiget worden, daß sie alle gleich, (vndt nicht
wie andere Ev Jtalienische Fürsten, nur der ältiste)
fürsten sein dörfen. Auf seinem Sigel stehet auch:
Sacri Romani Imperii Princeps[.] Ces choses sont remarquables, car
on m'a rapportè tout autrement a l'Antichambre.
Mittwoch☿ den 16. ⁄ 26. September
<122 <ThalerThlr:> 20 <Kreuzerkr:> an hundert SilberkronenSilber₶, oder Goldgulden (Goldflorin)☉f: vor die Neẅe lehenträgerey concession.>
J'ay permis, que le corbeau fust reprins en quelque fa-
çon a grace pour me servir de loing, en ce voyage,
apres l'avoir bien fait bastonner, par le cocq.
herr Löw bey mir gewesen. Lehnbrief vndt concession der
lehenträgerey, (davor ich semel pro semper muß
100 Goldgulden (Goldflorin)☉f: geben) wirdt heütte richtig. hofkammer
præsident ist außgerayset. Ascanische vndt Testaments-[,] auch
geldtsache, bleiben stegken. Graf Schlick will
gerne freündtlich einmal sein, leßt sagen: 1.
Cum Hans: seye es nichts, & il l'a proposè luy mesme.
2. Bey ChurSachsen wollte man mir gerne mitt intercession
favorisiren, wenn man nur wüste, was mir anständig,
comme si ie ne l'eusse assèz dit? il y a long temps,
& cependant l'on a donnè les offices. 3. Oder bey dem
König in Vngern gar gerne wenn man gleichsfalß wüste?
|| [[Handschrift: 434v]]
Den eydt, müsten alle Offizirer, keiner außgenommen,
schwehren, wo ferrn Jhre Kayserliche Mayestät mich deßen nicht
absonderlich erließen, weil ich so neẅlich geschworen.
J'ay envoyè, vers l'Ambassadeur d'Espagne mais il estoit
empeschè au conseil.
Nota Bene[:] Le Comte de Schligk, & plusieurs autres de qualitè,
se sont fort enquis de mon voyage, & soudain depart
vers Grätz, ne scachants ce que j'estois devenu,
plusieurs a la cour de l'Empereur en ont estè en peine.
Nota Bene Cela denote quelque mesfiance.
herr Löw hat einen großen Türkiß, vndt großen Safirring
vor den herrn Gallärt zu Grätz, meinen wird<t>t,
ihnen<m> vnd sejner freẅlein Schwester meinet wegen
zu verehren, bekommen.
heütte habe ich den Kayserlichen lehenbrief in optima
forma, & non vulgarj, benebens der lehenträgerey
concession (dem Elltisten in der familia allezeitt) volln-
zogen, vndt außgefertiget, bekommen. Gott gebe
vns glück vndt heyl darzu.
Memorial Johann Löw[:]
Gold☉Schlüßel3. Jntercession vor die gefangene zu Grätz Zerotin &cetera[.]
Ringe Gallert, & sororj. Fürst Augusts sachen auß Vngern. Magdeburgische4 Privilegia.
Testament sache. Barby Euer Liebden[.] Monetur, a Deo & Cæsare dignitas
& libertas. Graff von Altheim. Sebastian. Hostesse. Fils de Roggendorf[.]
|| [[Handschrift: 435r]]
Rittratto de l'Empereur[.] Sollicoffre. ChurSachsens commission in hollsteinischer sache.
Mandata avocatoria. hofkammersache par l'Ambassadeur d'Espagne[.]
Kriegsbestallung. Friedensschein. Ascania. Lehenbrief,
vndt appendix der concession. Engagerie du joyaulx.
Paßbrief per tornar a casa. hanß Reüße par Kysel.
Compererie Jmperatoris. Doctor Gebhardt. 9 Cammerfurir herz.
Jntercession an ChurSachsen maturiren, cum conditione de
ne faire serment. Geyers gevattergeschencke, <35 ThalerThlr:[.]>
<Veit Bernhardt[:]> Vngrischer wein. Dineros. Wechßelklage hülgers. Sein Veit Bernhardts,
schein zu restituiren. Avance pour monnoyer, iusqu'a 200.
Nota Bene[:] Decima Ecclesiæ Harzgerodensæ[.]
Jch habe heütte einen neẅen lackayen, von Amberg,
aufn versuch, angenommen. Gott bewahre vor vnglück.
Gegen abendt, wieder zum Spannischen Ambassador geschigkt, diewejl
er verrayset gewesen, ists wieder frustra abgegangen.
Veitt Berndt hat mich endtlich besuchtt, vndt mir
allerhandt gute vertröstungen gegeben. Dieu les rende
veritables; & efficacieuses.
Donnerstag♃ den 17. ⁄ 27. September
Vn jour suit l'autre; & nous ne faysons presque rien.
Zum herrn Loẅ von Roggendorf, herrn Lowen, vndt Veitt Bernhardt, geschigktt,
meine sachen zu treiben, wo müglich.
Jtem: Thomas Benckendorf zum Spannischen Ambassassador welcher kranck ist, vndt sein
Secretarius hat gesagt, es hette es sein herr, an fleißigem intercediren,
nicht ermangeln lassen, wüste aber nicht, was darauff erfolgen möchte.
herr von Roggendorf, (nach dem er in der stunde wie es eßens-
zeitt gewesen, seinen Sechsten Sohn, durch gesegnete Niederkunft
seiner gemahlin, bekommen) wie auch Johann Loẅ, seindt meine gäste zu
Mittage gewesen.
Le dit Baron, d'une des anciennes familles principalles
d'Austriche, m'a contè aussy, que la Princesse de Dietrich-
stain, soeur du Prince de Lichtenstein, me faysant ses recommen-
dations, me faysoit dire; que je ne devois pas porter la faveur
des constans5, a mon chappeau, ains au bras, car elle en estoit
desja informèe de nos deportemens a Grätz, & comme je m'estois
incontinent rangè a l'ordre de la constance, contre les
jnconstans6, Mais ie ne scaurois faire autrement, puis que
la Princesse d'Eggenberg, m'a attachè cest ordre elle mesme,
a mon chappeau, une bande violette, (couleur constante) la
ou les inconstans, (dont est une belle Dame de Stubenberg
patrone) portent une bande, de couleur incarnate, defen-
dants toutesfois, leur ordre avec de fort belles raysons,
quj monstrent la suffisance de leur bel esprit, aussy
bien que les constants le leur. J'ay failly, en ne visi-
tant pas, Madame de Dietrichstain. Ceste mesme Prin-
cesse a dit aussy, que l'Empereur auroit dit; que j'estois un
Prince, duquel la fidelitè & uniformitè, paroissoit, aux
faits, & aux parolles, <deßen> wortt, vndt wercke vbereinstimmen.
Mitt dem herrn von Roggendorf, zu der Fürstin von Dietrichstain ge-
fahren, vndt sie besuchtt. Des Grafen Magno gemahlin, que l'on
presuppose, estre la fille du Cardinal, de Dietrichstein war auch alda.
Pensant d'avoir mis bon ordre, a toutes choses, & de partir demainc,
voyla des accrochements, de Veit Bernhardt touchant le change.
Die Fürstin von Dietrichstain, trug auch den Orden der bestendigen7.
Vndt ich bin 10 ThalerThlr: den Armen Straff zu geben, schuldig, weil
man heütte das bandt nicht bey mir gesehen. Elle a desja
portè 17 enfants, ceste Princesse, & 8 en sont encores en vie, assavoir
cinq filles, & trois fils8, & cependant, elle paroist encores assèz
ieune, & en bon poinct.
Quo fata trahunt; retrahuntque, sequamur.9
Zeitung das der Pole dem Schwedischen volck, durch sein reich,
den paß vergönnet haben soll, voluntate Reipublicæ Poloniæ[.]
Freitag♀ den 18. ⁄ 28den: September
<An 100 SilberkronenSilber₶: Thomas Benckendorf zu berechnen. thun 122 ThalerThlr: 20 Kreuzerkr:>
Furbaria d'hierj, trovata, <non scoperta;> <mà sospettata.>
Wegen des wechsels, werde ich noch sehr inquietirt,
vndt weil ich die SilberkronenSilber₶: nicht gebrauchen kan, will
man auf ieglichen ReichsthalerRthlr:, ejnen guten Groschengg: gewjnst haben.
herr Löw ist bey mir gewesen, con lamentj, daß alles im
Reichshofraht also protrahirt wirdt.
Zeitung des Löbzelter: das daß Schwedische volck, alles dem
Könige in Frankreich vndtergeben seye, vndt daß der Pole, sich
auch, gar wiederwertig erzeige.
Solicoffre, hat mir ejnen, coram notario zu Orange, bestehtig-
ten zettel geschicktt, ob sollte Nostitz, die ihm vber-
machte hundert kronen entpfangen haben, weil er
aber selber nichts schreibet, achte ich solche, schedulam,
vor falsch, vndt vngültig, will sie auch nicht acceptiren.
Es hat herr von Roggendorf, vndt herr Loẅ mitt mir gegeßen.
Börstel vndt Deẅerlin, seindt nach genommenem abschiedt,
hinweg, jns vatterlandt zu verraysen.
Veit Bernhardt hat mitt mir accordirt, biß auf Weyhnachten
vmb 2388 ThalerThlr: 80 Kreuzerkr: so ich ihm aufzuheben gegeben,
dieselben soll er mir in Leiptzig wieder erlegen.
Dem herren von Roggendorff, habe ich Nachmittags,
vmb drey vhr, ein kindt auß der Taufe gehoben,
so auf Catohlisch getaufft, vndt Christianus ist ge-
nennet worden. Der pfaff hat es kurtz gemachtt,
allerley außgelaßen, vndt sich gar hüpsch nach vnserm
humor wjßen zu accommodiren. Meine neben
gevattern, waren: eine Fraw Breünerinn, des
geheimen Rahts, Grafen von Trautmanßdorf Schwester,
ein alter herr Geyer, vndt sejne Fraw, <Vndt> ein herr
Leiser. vndt seine Fraw Das jst das erste kindt,
welches ich bey einem Catolischen pfaffen, taufen sehen,
vndt selber gehalten, wenn ich nicht antworten wollte,
so antwortett sich der pfaff selber, auf seine fragen,
vndt gleichsam in meinem Nahmen, wie ich das kindt
zur Tauffe hielte. Wir behteten auch kniende, ein
vatter vnser. perge Darnach giengen wir, jn die wochen-
kammer der wöchnerinn zu gratuliren, vndt das
kindt zu besehen. Den<r> Amme, verehrte ich ejne Sjlberkrone,
der hebamme ingleichem auch so viel, dem kutzscher auch
so viel, dem pfaffen, zwey Silberkronen, vors kindt,
vndt Gevattergeschencke, 25 Silberkronen. Cela l'a
fort resjouy, le Baron. Sa femme descend de la Tres- || [[Handschrift: 437r]]
illustre famille des Podiebradt, de laquelle descendent
aussy les Ducs de Münsterberg, de la race Royalle
du Roy George de Boheme.
<Der> Veitt Bernhardt, hat ejnen schein, vndt quittung, so aber
ich außfertigen laßen, vndterschrieben, wegen obgedachter Summa,
vndt mir ihn vberlifert.
Johann Loẅ, ist bey mir gewesen, will zu den Kayserlichen
rähten verraysen, mejne sachen zu maturiren.
Zeitung daß in Jtalien ein bluhtiges treffen vorgegangen, darin-
nen, die hertzoge von Savoya vndt Parma sollen obgesieget
haben.
Jtem: daß herzog Berndt die Stollbergische vestung Königstein, per
stratagema erobertt, die Kayserlichen hingegen, Dillenberg,
Braunfelß, Greiffenstein, etcetera ohne die festung Manheimb,
wie nähermals gemeldett.
hertzog Wilhelm von Weymar, hat die vndterthanen
im Eißfeldt ihrer pflichtt erlaßen, vndt sich zum friede
bequehmet, die Schweden aber, haben es darauf occupirt.
Es gehen numehr offene thätlichkeitten, zwischen
Chur Saxen, vndt Schweden vor, weil sich die tractaten zerschlagen.
Jm Niederlande, wirdt von den Stadischen, die Schencken-
Schantze noch belägert, vndt thun die D<u>ynckercker
zur See, den holländern, großen schaden.
Jn Spannien ist eine gewaltige Schifarmada bestehende
auf[!] 72 Schiffen, außgerüstet worden, vndt numehr zum auf-
bruch fertig.
Zu Messina in Sicilien soll den 12. Augusti stylo novo ein star-
ckes erdbeben, viel haüser vmbgeworfen, vndt viel per-
sohnen erschlagen haben.
Eines Königs von Æthiopien Sohn, ist vnlängst zu
Rom ankommen, hat sich Tauffen laßen, vndt nur 6
aufwärter bey sich, auch 2 geistliche Franciscaner,
dann ihme 24 diener auf der langen rayse, gestor-
ben, will die länder, Franckreich, vndt Deützschlandt,
nach Jtalien, ferrner besichtigen.
J'ay un peu ruminè les contrarietèz de mon desseing:
1. En ce qu'il paroist, qu'icy on ne desire autres chefs
de guerre, que de ceux, que de la Religion Romajne.
2. La froideur de l'Electeur de Saxe; en mon endroict, & sa
mauvayse volontè, a m'occuper le chasteau de Bern-
burg, monstrent qu'il ne fait pas si grande estime de
ma personne, comme l'on a creu autresfois, voire il a
desja manquè a respondre a deux de mes lettres.
3. La froideur & mauvayse volontè du Conte de
Schlick, m'a estè trop ouvertement manifestèe,
en ceste matiere, & il est President du Conseil de guerre.
4. Faussetè de Löbzelter, en ces traittèz.
|| [[Handschrift: 438r]]
5. Estat de Madame enceincte! Nota Bene[:] Jnfluence <encores a moy incertaine,>
ceste apres disnèe, de l'explication de mon songe a
Lübeck, & delivrance des liens quj m'attachent, en 9bre. et cetera[.]
6. Force des Swedois, quj [se] multiplient, & se renfor-
cent de tous costèz, pour endommager l'Empire de plusieurs costèz.
7. Nulle esperance de gain, nj d'honneur, en ces
charges, ou il se faut laisser commander de moindres,
ou le pays est gastè, & ou il y a des competences, &
mauvais payement.
8. Baudiß & le Duc Frantz Albert, sont en discord en-
semble, & m'haissent tous deux, & j'ay estè plus-
tost Colonel qu'eux deux.
9. La peste, & haine de la religion, en l'armèè<e> du Roy,
& les festins, & boire en celle de l'Electeur me sont a contrecœur.
10. Comme aussy l'indignitè, de faire de nouveau,
un serment solennellement.
11. Jtem: Les desseings, qu'on a de conter par le menu,
avec les Colonels, s'ils ont trop receu de contribution,
afin qu'ils la rendent, <& ainsy l'on n'aura nul profit.>
12. Nota Bene[:] Le Conte Schlick disoit: Quj n'a rien a perdre,
comme une jeune Prince sans pays, de celuy la, on ne se
peut <pas> reprendre, en tout cas, comme l'on fera bien, de
ceux quj ont des terres en l'Empire. Wer nichts [zu]
verliehren, oder zuzusetzen hatt, an dem kan man sich nichts wieder erhol[en][.]
et cetera
Zeitung das die tractaten in der Schlesie mitt den Breßlawern
noch wehren, der hertzog von der Lignitz hat sich schon ac-
commodirt, der von Brig aber noch nicht.
Manheimb, hat sich den Kayßerlichen gewiß ergeben.
Der König in Pohlen will sein deützsches kriegsvolck
dem Kayser vberlaßen.
Der friede zwischen Polen vndt Schweden continujrt.
Chur Saxen stehet mitt den Schwedischen, wegen des ab-
zuges, noch in tractaten, bey dero befinden sich gesan-
dten auß dem NiederSäxischen Krayß, sollen den Schwedischen
in allem schon 12 Tonnen goldes angebotten haben,
welches der OchßenStern in Schweden zu berichten,
vndt innerhalb drey wochen, ejne Resolution zu ge-
ben, sich anerbotten hatt.
Die Duynkirchner sollen Schluyß eingenommen haben,
de quo valde dubito.
Der hertzog von Lottringen befindet sich wieder in
seinem lande, bey deme sich seine landtstände häuffig einstellen.
Jhre Kayßerliche Mayestät werden sich in kurtzem von Eberß-
dorff, nach der Neẅstadt, erheben.
Die Frantzösische armada, soll wieder vber den
Rhein paßiret sein, vndt viel von der Retroguardia,
im stich geblieben.
4 Schreiben, von Madame nichts alß Jammer, Noht, vndt elendt,
vndt wie es in vnserm lande, so erbärmlich zustehett. Gott
wolle sichs erbarmen, vndt vns auß nöhten helfen.
Apres avoir desja commencè a faire ma priere ce mattjn
je me rendormis entre 3 ou 4 heures environ, & eus un
songe, que j'eusse estè en nos contrèes (ne scay si a
Dresen[!] ou plus bas) avec feu mon Pere & Mere,
de bien heureuse memoire & treshonorable tousjours,
& moy estant revenu de Vienne & Prague leur
eusse contraint<raccontè> tout plein de choses. Monseigneur mon Pere
auroit escoutè au commencement mais fort peu parlè,
Mais feu Madame fust survenuë, & auroit estè plus
curieuse a m'ouir faire des contes, & a me demander,
puis mes soeurs Sybille, & Anne Sofie. Or discourant
comme cela, feu Madame ma Mere, d'une face allegre &
riante, saine & rouge de visage, habillèe comme de coustume,
m'auroit donnè un soudain bayser comme par surprinse,
Nota Bene si fort que cela m'eust fait mal a la joue. Puis
elle eust dit a ma soeur Anna Sophia allons coucher. Laßet vns
niederlegen. Cependant n'ayants autre logis, qu'une gran-
de chambre en ceste hostellerie estrangere, ie fusse allè
par respect convenable, vers la cheminèe m'eschauffer
aupres du feu, & entretenir Monseigneur quj n'en estoit gue-
res esloignè, mais il<e> ne m'en souvient[!] pas, s'il m'a
parlè de quelque chose, me semble plustost, qu'il estoit fort
|| [[Handschrift: 439v]]
triste. Or ie voulus sortir de la chambre mais Madame
& mes soeurs me rappellerent, disans que j'estois fils de
la mayson non un valet, & qu'en ceste froideur, je [me]
devois eschauffer auprès du feu, que je devois prendr[e]
garde qu'il y avoit une grande courtine verde
entre les rideaux du lict, & la cheminèe, laquelle
courtine (comme feu Madame & aussy ma femme s'en ser-
vent en leurs couches) faysoit la separation comme
d'une chambre a part ou feu Madame se retiroit pour s[e]
deshabiller & mettre en son lict. Monseigneur estoit
(me semble) assis en une chaire de paille, <non> gueres loing du
feu, & la pluspart paysible & fort pensif. Comme Madame
de bonne mémoire estoit couchèe, ma soeur Sybille me vinst appel-
ler, & dit, A ceste heure il est temps, venèz parler
derechef a Madame. Comme i'y allay, ie ne trouve
que ma soeur Anne Sofie, se met aussy au lict, qui
estoit fort grand, auprès de Madame. Je me retire
derechef, voicy que tout estant fait en un jnstant,
l'on me rappelle, & je recommence a faire mes discours
de la Cour Jmperiale, des nopces de Bavieres, Comedies,
tournois, ballets, & autres choses. Ma soeur Sybille dit[,]
mon frere vous demeurèz trop de bout, Madame & nous
autres prennons playsir a vous escouter & voir a[u]-
près de nous, assièz vous seulement sur le lict, il est gra[nd]
|| [[Handschrift: 440r]]
assèz, vous n'incommoderèz personne. Ie m'en deffendis
un peu, pour le respect de feu Madame ma Mere, mais en fin,
y estant plus sollicitè je m'assiois aux pieds de
Madame sur le lict sans l'incommoder, & continuay
un peu mes propos, La dessus nous vinsmes a parler
aussy de la guerre & de la paix faite, & entre au-
tres d'un Ambassadeur de l'Electeur de Brandenburg arrivè en ce lieu,
pour s'abboucher avec l'Electeur de Saxe, de la part de son maître
en affaires de tresgrande jmportance, mais il estoit
en tresmauvayse posture, & Madame ma Mere me
le raccontant, je dis le mot pour rire: Que quand on
n'a des faulcons, pour la volerie, il se faut servir
de chouettes, & que je voyois bien que quand on ne pou-
voit avoir de serviteurs de bonne mine, il se falloit pour-
voir des aveugles, louches, & boitteux, comme luy.
La dessus Madame, mes soeurs, & moy, nous nous pris-
mes tant a rire, que je m' ne sceus si tost me re-
prendre, & continuay tant que je m'en esveillay.
Mais auparavant<en cest instant> encores, me semble, que ma soeur
Anna Sophia vouloit entrer<en riant, entra> au sein de Madame, pour s'unir ou
Nota Bene transformer entierement en elle, dont i'eus un peu de
honte, & trouvay que j'estois sans pourpoinct ainsy
couchè sur le lict, par dessus la couverture des pieds
de Madame & de ma dite soeur Anna Sophia[.] Mais ma sœur
Sibille, estoit la pluspart de bout, devant le lict, s'assiant
|| [[Handschrift: 440v]]
rarement. Or il faut noter, que j'ay eu ce songe a ce
mattin, apres avoir estè hier au soir agitè des pen-
sèes, de ce que j'aurois a entreprendre, voyant que
ma femme me couppe toute esperance, de pouvoir vivre
au pays, a cause de l'entiere ruine & degast d'jceluy
& que je n'ay encores nul moyen de subsister ai[l]-
leurs, que si je vay a la guerre, les Swedois me pille-
ront & brusleront le peu de reste, avec d'autres a[f]-
fronts, que j'apprehends, cependant l'Empereur m'entre-
tient de quelque esperance, & j'ay 3 ou 4 desseings
en fantasie, destituè de moyens, pour les executer.
Tout cela m'a bien excercè les pensèes, & la
dessus i'eus ce songe, ne scachant s'il me denote bien ou ma[l.]
Jn der Königinn kloster, (also genandt, weil
es die Königinn Elisabetha vom hauß Oesterreich,
nach dem sie in ihrem wittwenstande, auß Franckreich
wieder kommen, vndt alda in der kirchen vndter
einem stein, vorm großen Altar begraben lieget,
gestiftett, anno 1593) habe ich <vormittags in dem Kayserlichen oratorio> den Ceremonien zuge-
sehen, vndt einen Franciscaner Münch, vom
Gichtbrüchtigen, eine gute predigt thun hören.
Vor vndt Nach der predigt, wurde meß gelesen.
Vndt im Chor, sungen die verborgene Nunnen, deren
in die 50 darinnen sejn sollen, des ordens Sanctae Claræ.
Jhre Kayßerliche Mayestät Mein Allergnädigister herr, haben
mir von Eberstorf auß, gar gnedigst geschrieben,
meine friedliebende jntentiones ihro gefallen laßen,
meinen eyfer <zu beruhigung des Reichs> gerühmet, vndt mir zu dem ende,
4 mandata avocatoria, wieder die Jehnigen, so
<Jhrer Mayestät vndt> des Reichs feinden dienen, mich derer habende zu ge-
brauchen <vnd zu meiner wissenschafft> zugeschicktt, ob schon Jhre Mayestät dem herrn<nicht>
zweifeln, der herr Churfürst zu Saxen, welchem solches
im Ober[-] vndt NiederSächsischen krayß, anbefohlen<anvertrawet>, werde Meiner
Regi hindterlaßenen Regierung auch dergleichen insinujren.
Nota: Jn der Königinn kloster kirche, gleich gegen dem orato-
rio vber, stehet die genealogia des Oesterreichischen Stamm-
bawmes, angemahlet, vndt vndter dem trunco familiæ,
die 12 Oesterreichischen Kayser, etwas größer abge-
mahlet, also daß Sie dieselbe Tafel nacheinander voll machen,
alß Rudolphus Ius.[,] Albertus Ius[,] Fridericus IIIus.[,] Albertus IIus.[,]
Fridericus IV.[,] Maximilianus I.[,] Carolus Vus.[,] Ferdinandus I.[,]
Maximilianus II.[,] Rudolphus II.[,] Matthias, Ferdinandus II.
herr von Roggendorf, herr Loẅ vndt der Doctor im hause,
seindt zu Mittage, meine gäste gewesen.
Der Priester, so das kindt getaufft, <ein Barnabit zu Sankt Michel> hat mich Nach-
mittags besuchtt, vndt mir sejne agenda gewiesen,
Pastorale ad usum Romanum accommodatum, in 4to.
zu München, anno 1608 gedrucktt. Der herr von Roggendorf,
heist Geörg Ehrenreich Freyherr von Roggendorff, auff Mollenburg.
Nachmittags hinauß alla Favorita gefahren, vndt die Fürstin von
Licht Dietrichstain, ist auch hinauß kommen, mitt der Fraw
<Märtin,> von Starhemberg. Zwey kleine Fürsten von Dietrichstein10,
vndt ein herr Weichhardt von Starhemberg, waren
auch mitt darbey, wie auch der herr von Roggendorf vndt
meine leütte, vndt wir giengen also, eine weile, jm
hauß vndt lustgarten alda spatziren.
herr Loẅ, jst bey mir gewesen, con buona speranza.
Zur Bethlem Gaborin geschicktt, mich abschiedt zu
nehmen, offeriren laßen, vndt ernennung einer
stunde gebehten, welches mir vmb 2 oder 3 gar corte-
sisch beschehen, vndt ich möchte vmb welche zeitt ich
wollte, nach ihrer kutzsche vndt pferden schigken.
Ernst Dietrich Röder, mein CammerJuncker, hat die
bohtschafft außgerichtett.
J'ay reprins le corbeau en grace, apres l'avoir bien
preschè, & espoustè, moy mesme, outre ce, que Monsieur Cocq
a fait n'a gueres, par mon commendement[.] Jl m'a demandè
pardon, & promis de ne le faire jamais plus.
Nachmittags die Fürstin von 7benbürgen in ihrem losament
besucht, abschiedt von deroselben zu nehmen, vndt seindt
darnach mitteinander, in Prater gefahren, wie auch
ein Freẅlein von Neẅhauß (belle fille), vndt ihr galan,
des Freẅleins, ein herr von Kuffstain. Avons conversè &
|| [[Handschrift: 442r]]
mangè du laict & des pesches, & veu force beaux
cerfs en chemin, <fort domestiques, & s'accostans au chemin.>
Elle m'a commandè de dire a Monsieur l'Electeur de Brandenburg son frere,
qu'elle ayant estè tousiours sa plus aymèe soeur, s'es-
tonnoit, qu'il se souvenoit si peu d'elle, ne luy
ayant escrit en 4e. ans, Si les autres soeurs
n'avoyent meilleure consolation de luy qu'elle,
elles en auroyent peu de consolation de luy. &cetera
desirant fort pourtant de s'entrevoir un jour,
& de venir ensemble.
En fin, au tard retour, du Prater, elle a fait al-
ler son carosse, devant mon logis, & m'a fait descendre,
encores que je voulusse l'accompagner me conviant
fort courtoysement; pour demaind, a disner.
Dienstag♂ den 22. September ⁄ 2. October böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Zeitung das der Printz Casimirus auß Polen, im Königlich <vngrischen>
quartier, im Oberlande, durch Feẅersbrunst, fast
alle sejne beste Fahrnüß verlohren, auch durch
pestilentz viel seiner leütte vmbkommen.
Der Obrist leutnant herr von Remßthaler, Königlich vngrischer
Obrist kammerherr, (welcher neẅlich sollte gestorben sein)
ist vns begegnet, heütte<gestern> vorm StadtThor.
Somnium, wie ich auß Polen auß dem schönen Schloß Crakaw,
|| [[Handschrift: 442v]]
in die Moßkaw gekommen, vndt alda eine schöne
Stadt gesehen, sehr groß, vndt mitt schönen
haüsern, wol erbawet, theilß bergichtt,
theils in einem schönen thal, darüber gewal-
tige Schwibbogen, vndt brügken gegangen, mitt
großer magnificentz erbawet, vndt hette
gar nicht Moßkowitrisch, sondern viel mehr
<auf> deützsch außgesehen, vndt man hette von
des Großfürsten herrligkeitt, machtt vndt
gewaltt, viel erzehlet, wie er aber auch sehr
Tirannisch wehre, vndt keiner nichts eigenes
behielte. Jch bin darüber, daß ich so weitt gerey-
set, gar froh worden, alß ich aber erwachett, dauchte
mich diese Stadt im Trawm Moßkaw, hette
der Stadt Saltzburg, gantz ähnlich gesehen.
Nota Bene Je ne scay, si ce songe me seduira, ou reduira.
Le temps nous rendra sages, Dieu aydant.
Zu Mittage, bey der Fürstin in 7benbürgen,
Mahlzeitt gehalten, darbey sich 2 Jesuiter,
nemlich Pater Weingärtner des Kaysers beicht-
vatter<hofprediger>, vndt Pater Ziegler des Churfürsten von Meintz beicht-
vatter, sich auch befunden, vndt allerley dißcurirt.
Darnach bin ich zu des hertzogs Julij heinrichs
|| [[Handschrift: 443r]]
von Saxen, gemahlin, eine Colobrattin gefahren,
vndt habe sie besuchtt.
Jl y avoit aussy a la table, mes deux gentils-
hommes, le vieil cocq, & la roue, & je fus bien
traittè, quant au manger et boire. perge
Schreiben, von Caspar Pfau vom 6. 7bris., wie es so gar
einen elenden erbärmlichen zustandt, jn vnserm
Fürstenthumb, wegen beydertheils armèen
habe, vndt das alle das vorige (welches doch
auch die armen lande, sehr hart betroffen)
gleichsam nur kinderspiel dargegen gewesen.
Wie es ad extrema komme, vndt vbel hergehen
dörfte, auch albereitt das landt meistentheilß
außgeplündert, vndt ruinirt seye. Wüntzschet
gar höchlich, meine præsentz, vndt gegenwartt,
dieweil es an interponenten ermangele, vndt
Fürst Augustus darzu alleine nicht bastant <zu sein> sich getrawe.
Sonderlich vermeinen sie, daß ich bey ChurSachsen viel
guts thun köndte. Mais ce n'est pas a moy, de
faire l'office d'entremetteur, estant desja par-
tial du costè de Sa Majestè Jmperiale, aussy il est
difficile de s'ingerer en tels traittèz, & mes pro-
pres parents ne font pas grande estime, de ma personne
|| [[Handschrift: 443v]]
etcetera[.] <Mes affaires icy, lanternent encores.>
Mittwoch☿ den 23. September ⁄ 3. October böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
hertzogk Julius henrich von Sachßen Lawenburg
ist bey mir, in meinem losament gewesen, hat
abschiedt von mir genommen, <vndt sich mir recommendirt.>
Er, wie auch gestern die Jesuiter, haben mich
versichertt, daß ein tag zu Costnitz, vor sich
gienge, an deme man durch interposition des
Pabsts, mitt Franckreich, friede tractiren würde.
Veitt Bernhardt ist zu mir kommen, con lamentj, daß
ihm Winckler, w zu Leiptzigk, will 200 ThalerThlr: inne
behalten, weil er mir den wechsel erlegt, da es
ihm nicht wehre befohlen gewesen, sondern hilger.
Jch nehme mich aber seiner an, weil hilger, vndt
seine factorn abwesendt gewesen, vndt ich Gott ge-
dancktt, daß noch iemandt den wexelbrief honoriren
wollen, das geldt ist auch nicht sein, sondern mein,
vndt nicht zu dem ende hingeschicktt gewesen, damitt
zu wuchern.
<Geörg> Fuser heist Vejtt Berndts factor zu Nürnberg,
vndt <Johann Jochem> Gehring <der>, zu Leiptzig, <Daniel> Ejsenmann zu Regenspurg.
herr von Roggendorf, hat mich besuchtt. Darnach Veitt
Bernhardt con efficacia.
Gar freundliche risposta vom Graf Schligken, an
Loẅen, meinet wegen, daß beßere vnd frischere
avisen albereitt wehren ankommen, daß er also
verhofte, Gott würde sejne gnade verleyhen,
damitt mein landt vndt leütte wieder in
ruhigen Standt können gesetzt, vndt von mir,
mitt contento regiret werden. Das begehrte
intercessionschreiben an ChurSachsen hette zwar nicht
können vom Kayser vndterschrieben werden, wegen
der Kayserinn vnpaßligkeitt. Wüntzschet
mir glück auf die rayse gar höflich. etcetera etcetera
Donnerstag♃ den 24. September ⁄ 4. October böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Ein alter Kayserlicher Reichsehrenholdt, oder heroldt,
hat sich bey mir eingestellet, vndt vmb meine genealo-
giam gebehten.
herr von Roggendorf, Veitt Bernhardt, vndt Nauwach,
seindte zu Mittage meine gäste gewesen, wie auch
der alte Orientalische Ehrenholdt.
Meilenm: | |
Von Wien auf einer landt kutzschen nacher dem Fürsten von
Lichtenstejn zu. Erstlich zukommen auf Wolckerstorf |
3 |
Gandersdorff alda gefüttert | 1 |
Meilenm. | |
Von Ganderstorf nach Wülferstorf
ist ein Schloß vndt Margk dem Fürst Gundagker von Lichtenstain zustendig. |
3 |
Felsperg Schloß vndt stadt
dem Fürsten vndt Regirer des hauses Lichtenstain Carolo Eusebio zugehörig, ein prächtiges wolerbawetes Schloß, alda mir große ehre von itztgedachtem Fürsten (welcher mich nicht lange im ab- gestandenen wirtzhause gelaßen) wieder- fahren. Er wirdt vor einen reichen Fürsten gehalten, hat stadtliche gühter vndt herr- schaften, in Böhmen, Mähren, Oesterreich vndt Schlesien, darinnen auch die<Seine> beyden hertzog- thümber Troppa vndt Jägerndorf (so zwar an itzo sehr verderbt) gelegen, vndt ist ein gebor- ner Reichs Fürst, von seinem herrnvatter Fürst Carll Sehliger (welchen ich auch noch gesehen vndt meines Sehligen herrnvatters großer freündt ehermals gewesen) her. Er hat feine qualiteten an sich, vndt ist ein wackerer wolgezogener Junger herr, ohngefehr von 22 iahren, altt. |
1 |
Sein alter hofmarschalck ein Frantzose Monsieur
|| [[Handschrift: 445r]]
de Gandhomme entpfieng mich, jm Nahmen seines
herren, mitt der kutzsche vorm wirtzhause, weil
es aber so nahe war, gieng ich zu fuße hinauff,
vndt der Fürst entpfieng mich im innern hof,
nach dem ich durch den vorhof hinein kommen.
Es hat in diesem pallast schöne zimmer, wol
meublirt, vndt die gallerien mitt gemälden,
die gemächer vndt kammern, mitt Tapezereyen,
vndt schönen betten, wol versehen, Jch war
sehr wol logiret, mitt zweyen anticameren
vor meiner Stube, vndt ejn par nebenkam-
mern, auch vor der eüßersten gallerie<anticamera> war ein
gang mitt schönen gemählden gezieret, vndt
darhinder ein schöner großer vndt hoher Saal
ohne Seülen, ein 40 schritt lang vndt 20 breitt,
die Treppen seindt auch gar gemächlich zu steigen,
vndt wohl gebawet in diesem hause.
Der Fürst hat mich nicht allein zum ersten
mahl, sondern auch zu eßenszeitten vor vndt
nach dem mahlzeitten, begleittet in mein losa-
ment, wie bey vns braüchlich. Er helt eine
compagnie bandelier Reütter von 50 pferden vndter einem
leüttenampt zu Seiner leibguardij auf seinen kosten,
hat viel leütte, darundter etzliche Frantzosen.
et cetera
An der Tafel saßen meine beyde edelleüte hahn
vndt Röder, nach vnß beyden Fürsten, vndt dann
ein herr Sedenitzky, ein herr von Wirmb, sein
hofmarschalck gandhomme, vndt sein Stallmeister
la Velle, des bereitters Maurice zu Paris,
sein bruder, (beyde des Giovanni Battista söhne).
Er ließ einen Mährischen vom adel vorn Tisch
stehen, vndt einen vor sich schencken.
Jl m'a fait tres doux accueil, & monstre,
qu'il entend fort bien, la courtoysie & civi-
litè, <avec les compliments.>
heütte habe ich diß schöne hauß noch beßer
als gestern abendt besehen, vndt allerley
schöne zimmer, gemählde, vndt anders in gesellschaft
des Fürsten, considerirt. Darnach in den
<Mar>Stall gegangen, darinnen ein 24 reittroß
gestanden, in den andern Ställen, soll er 7 züge
kutzschenpferde stehende haben. Er ließ mir
auf der bahne etzliche hüpsche pferde durch
seinen Stallmeister vorreitten et cetera[.] Soll sonsten
in die 70 Stuhten, auf seiner Stüterey haben.
|| [[Handschrift: 446r]]
Darnach besahe ich die keller vndterm hause,
welche wol zu sehen, Es wahren zweyerley vber-
einander, aber neben auß vndt auf den seitten
machten es zusammen in die 13 keller, vndt wahren
mitt wein wol versehen, wie der kellerschreiber
erzehlte, daß in die 8000 eymer im vorrath
darinnen lägen. Es wahren auch vndterschied-
liche große faß darinnen, welche zu 400
vndt mehr eymer hielten, mitt eysernen
reiffen wol beschlagen. Darnach hatte es
andere kleinere zu 10 in 15 eymer haltende.
Es gibt guten weinwachß hier herumb, wie
es dann vndter andern einen herrlichen Mußka-
teller <wachs den ich selber im keller vndt vber Tisch gekostett> gibe<t>t, so eine große raritet in deützschen
landen ist. Felspurg lieget noch in Oesterreich.
Nota Bene[:] Jn großen fäßern helt sich der wein viel beßer
als in kleinen, der Fürst leßet eins machen,
das soll 1300 eymer halten.
Ehe wir in keller giengen, paßirten wir
bey einem zimlich tieffen zugbrunnen im vorhofe
vorbey, der mitt einem rade gezogen wirdt.
Der Kayser vndt die Kayserinn sollen auch
sein in diesen kellern gewesen.
Darnach gieng ich in die Schatzkammer (wiewol Sie
der Fürst auß höfligkeitt nicht also nennen will)
da kahm der Fürst (weil er sich wegen be-
schwehrung des haüpts im keller nicht aufhalten
mag, vndt absentirt hatte, seinen Marschalck
aber mir aufwarten hieß) wieder zu mir, vndt
haben schöne sachen darinnen gesehen, welche
zum theil mitt etzlichem Silbergeschirr
noch in kasten, wegen damals androhender Schwe-
dischen gefahr, eingepackt noch waren. Aber
der Fürst ließ heraußer nehmen, den hertzogs-
huet, ist wie ein Churhut gemachtt, mitt vielen
demanten vndt rubinpallaschen eingesezt,
gar köstlich, soll auf 3 Tonnen goldes sein
von andern, weil es der fürst ex verecundia
honestatis nicht sagen wollte, geschätzt worden,
Sein herrvatter Sehliger hats machen laßen.
Darnach zeiget er mir ein güldenes schö-
nes gießbecken von gediegenem golde, vndt
am rande mitt Schmeltzwerck schön gearbei-
tett, daß handtfaß darzu war von einem schönen
Lapide lazurj in goldt eingefaßett. <Jtem: ein schönes wehrcreütz vndt orttbandt
von golde, mitt edelgesteinen versetztt.> Jtem:
|| [[Handschrift: 447r]]
schöne Schreibtische, schöne Cristalli<e>ne gefäße
vndt gläser, allerley gemählde, einen großen
Silbernen schwenckkeßel, eine große Silber-
ne wärmpfanne, ein ander groß Silbern gefäß,
wein aufzutragen, vndt andere köstliche ge-
schirr, auch schöne vorhänge[,] <baldachinj> vndt bettdecken,
wiewol wenig kasten außgepackt wurden.
perge
Meilenm. | |
Nachm diesem fuhren wir mitteinander nach
einem schönen lustgarten vndt hause, so er in Mähren hatt, Eißgrub genandt, ligt von Felsperg Wir haben alda am garten gegeßen, vndt ist ein schöner zierlicher garten all'Jtaliana wol compartirt, in 4 theil[!], ist mitt statuen, von weißem stein gezieret (welche zwar benebenst dem brunnen in der Mitte, noch nicht allerdings fertig seindt, aber fleißig dran gearbeittet wirdt)[.] So hat es auch feine grotten, vndt einen schönen Thiergarten daran, vndt ein rechter delicioser ortt, garten vndt hauß, nicht vbrig groß, aber gar ordentlich vndt schön angerichtett, Es kömbt auch ein pomerantzen hauß an den garten. |
1 |
Nach der mahlzeitt, die bildthawer arbeitt
besehen, vndt darnach mitteinander in den Thier-
garten geritten, darinnen eine Stern ist, von
puschwerck gar artig angerichtett, Wir
haben auch etzliche hjrsche, vndt wildpret gesehen.
Von dannen haben wir hinauß aufs iagen
gewoltt, aber daßelbige wieder eingestellet,
vndt Nicklaßburg (welches dem herrn Cardinal
von Dietrichstain z land zugehörig) besehen
wollen, weil es nur eine meile von hinnen ge-
legen, aber wegen treẅer einkommener war-
nung daß die pest alda heftig grassirte, daßelbe
auch wieder eingestellet, seindt aber gleichwol
dorthinwerts, nach einem brunnen zu, alda in
klarem waßer, etzliche Störlein, forellen, vndt
andere fische aufbehalten werden, gefahren, vndt Nickels-
burg von außen (iedoch von ferrne) gesehen, darnach
nach einem lusthause des herrn cardinals, in einer
Jnsel Klein Venedig genandt, gelegen, so gantz
mitt waßer vmbfloßen zu gefahren, Es ist
ein fein gärtlein vndt lusthaüßlein, darinnen
allerley gemählde vndt rariteten von kleinen
|| [[Handschrift: 448r]]
hüpschen sachen zu sehen, auch necromantische
bücher vndt cristallen, so von Kayser Rudolpho
sollen hehrkommen. Vndter andern seltzamkeitten
lag auch ejn basiliske in einem kästlein, vndt
es hieng oben auf in einer kammer, ein crocodill.
Vor dem garten ist der Thiergarten, da sich ez-
lich wild aufhelt, wirdt aber gar vbel gehalten.
Meilenm. | |
Von dannen wieder nach Felsperg
vndt haben alda wollen die Seidenwürm besehen, es ist aber zu spähte worden. |
1 |
Ce soir i'ay discourru toute sorte de
choses, & le Prince a aussy disputè de la Religion,
avec moy, mais fort discretement. Jl m'a
enfin avance11 mille Ducats, m'ayant
promis in principio 4 mille DalersDal: mais ses gens
luy ont esmeu des difficultèz a cause
du voyage d'Jtalie qu'il pretend faire,
& d'autres choses. perge <Prins congè ce soir.>
Gar frühe hinweg zu Ganderßheim[!] gefüttert,
vndt in gutem wege vnd schönem ebenem lande, wieder nach Wien.
|| [[Handschrift: 448v]]
8 Meilenm: von Felspurg.
Zu Wien einen hochzeitt brief vom grafen Ju-
lio zu Salm, des graf Schlickens Schwagern
welcher grafens Colaltj weilandt general leutnants Tochter
gegen den 28. October <zu> heyrathen willens ist, vndt
mich darzu invitiret, per legatum zu erscheinen
vndt ihm schriftliche antwortt wißen zu laßen,
vor mir gefunden, keine andere schreiben aber.
<J'avois ce mattin un beau songe & remarquable, comme feu Madame ma Mere se mit au devant d'un passage ou je voulois passer opiniastrement mais je l'ay oubliè.>
herr Loẅ ist bey mir gewesen, mitt bericht,
guter hofnung, in etzlichen sachen, aber wegen der
Testament sache, will man es Meinem bruder com-
municiren, seine gegenantwortt innerhalb 2
Monat darauf zu thun, oder ich köndte mich brü-
derlich mitt ihm vergleichen, denn es wehre ein vn-
dterscheidt zwischen landesfürstlicher hoheitt, vndt
einem Directorio, etcetera[.] Man köndte die sache
anderst nicht vor recht befinden. Es scheinet
die herren von der feder, wollen vns ineinander
hetzen, vndt geldt auß vns schneiden. Ergo: melius
est prævenire, quam prævenirj. Jl me semble
|| [[Handschrift: 449r]]
qu'il y a de eu de <la> secrette corruption, car je
scay, ce que Sa Majestè mesme m'a dit en cest
affaire, & le Vicechancellier Strahlendorff,
inclinants tous deux fort de mon costè.
Mais les autres Docteurs, & escrivains, ont
perverty la question et jnformation deuxièsme,
aussy bien que la 1ere. contre leur promesse.
Jch habe herrn Loẅen, vndt Thomaß Benckendorf
hinauß nach Eberstorf geschicktt, meine
sachen zu befördern. Gott gebe glücklichen progreß.
herr von Roggendorf, jst mein gast zu Mittage
gewesen.
Meine abgeschickte seindt von Eberstorff
wiederkommen, vndt haben ein ansehliches
handtschreiben, von Kayserlicher Mayestät an ChurSaxen,
vor mich interveniendo; mittgebrachtt.
Gott helfe, zu ferrnerem guten succeß, mitt gnaden.
Jhre Mayestät der Kayser, wie auch die
Kayserinn, sejndt gar vbel auf gewesen.
Es hat sich aber, Gott lob, mitt ihnen gebeßertt.
On avoit au commencement envie; de me donner
une lettre d'jntercession au Roy, mais cela
a estè changè, depuis, & m'est encores reservè tousjours[.]
Vom herrn von Roggendorf erfahren, daß der ertz-
rebell Rosinus anhero soll kommen sein, vndt will
perdon selber suchen, da er es doch erstlich durch
schreiben bey mir, beym Graf Schligken, beym
Patre Lemmermanno, vndt herrn von Roggendorf
gesuchtt, vndt sich also fantastischer weyse,
ohne Noht, in augenscheinliche gefahr stürtzett.
Allerley expedirt, con impacienza, vndt Veitt Bern-
hardts Factor, noch 2 mille ThalerThlr: zu verwahren gegeben, die
er mir vmb weyhenachten, binnen Leiptzig mitt
den andern vorigen, wiedergeben soll, ohne aufgeldt.
Löbzelter hat mir sagen laßen, er wüste nicht
gewiß, ob die general chargen, bey ChurSaxen, alle ver-
geben wehren, hielte aber darvor Ja. perge Ainsy
me voyla derechef flottant en incertitude!
Zeitung daß der Frantzosen arrieregarde an der Mo-
sel geschlagen seye, vndt viel volcks, bagage, vndt
Stücke, im Stich blieben.
J'ay acheptè deux pocals d'argent dorè, pour presenter
au conte de Salm, a ses nopces. Jl est beaufrere
du Conte de Schligk.
Der gute herr von Roggendorff, hat diesen
Nachmittag, bey mir seyende, seinen abschiedt
von mjr genommen; <& je luy ay fait encor'un present.>
Zum abzuge mich gerüstet, vndt von vndterschiedlichen,
itziger seltzamern argwöhnischen auch variirenden
zeitt, gemeßen gedancken, vndt consiliis in di-
versum agitirt worden, biß ich mich endtlich
eines gewißen endtschließen vndt resolviren müßen.
Abschiedt herrn Loẅen, so zu mir gekommen, gegeben,
auch dem Veitt Bernds factor, Jtem Sebastian
Wernardtsleüttner, welcher mir eine geraume
zeitt hero, gedienett, sindt meiner anwesenheitt
in Wien.
Encores ce mattin, i'ay estè fort agitè, ay
parlè moy mesme, au maître cocher, du bruit des
Polacques, quj passent par la Boheme, & suis party,
invita et reluctante Minerva12, (sed mea tan-
tum non reliquorum) n'ayant peu faire autrement
a cause de tant des circomstances vers Prague,
car j'eusse beaucoup mieux aymè de passer vers Ratisbonne,
Meilenm. | |
Doncques au nom de Dieu, de Vienne a Gravendorff
illeq disnè, & rencontrè le Baron de Schönkirchen. |
3 |
Schöngrabern nostre couchèe
est situè a demy lieuë de holebrunn, <au de là.> |
3½ |