Samstag♄ den 13den: May, 1637.
Nach dem ich zu Wien, den 22. Aprill stilo veteri aufge-
wesen, vndt die gute resolution auf durch Polen zu
raysen, vmb gewißer bedencken willen, geendert,
Alß habe ich mich, invita & reluctante Minerva1
in die gefahr des Böhmischen vndt Meißner landes
gestürtzett. Bin zwar, auf der post,
geritten, vndt gefahren, von Wien auß biß
nach Prag, aber den andern tag alsobaldt eine
post von Tabor, einen gefährlichen fall, mitt ei-
nem Rohtschimmel (so sich mitt mir vberschlagen,
vndt mich auch noch an lincken schenckel getroffen)
im aufsitzen gethan, daß ich mitt dem gehen, vndt
reitten, etzliche tage, nicht fortkommen können,
bin aber doch mitt den postcaleschen fortgefahren,
zu Prag etwas stillgelegen, den gewesenen Frid-
ländischen Balbirer, Meister Peter gebrauchtt,
vndt von dem herrn Obersten Burggraven, Graf A-
dam von Wallstein, (welcher mich erst in meinem
losament besuchtt, hernacher in seinen gartten zu
gaste geladen) nacher Labaschitz, mitt senft vndt
pferden fortgeholffen, vndt tractirt worden.
|| [[Handschrift: 420v]]
Zu Labaschitz satzte ich mich auf die Elbe, vndt fuhr
nach Dresen[!], allda ich wegen meines schenckels,
vndt hinckens, gegen dem Churfürsten mich endtschuldigen
ließ, ihm den Kayserlichen paß zuschicktte, vndt er der
Churfürst schickte Reckrodt wieder zu mir, vndt ließ
mich gar höfljch invitiren, aufs schloß, acceptir-
te aber meine excuses gar wol. hat mir
hernachmals auch, einen paß in 3a. persona
geschicktt, vndt die ordre darinnen mitt inse-
rirt, daß man mir sollte mitt convoyen forthelfen,
auch auf 10 oder 12 pferde von der leibcompagnie vertröstung
geben laßen, Es ist aber diese convoy außen
blieben, vndt jch bin in großer vnsicherheitt,
(iedoch in Göttlichem geleytte vndt schutz der heiligen engell)
also selb vierdte nur, wie ich von Wien, auf der
post außgezogen, nebenst 3 elenden Mußketirern
so ich vom haüptmann Walwitz mitt noht erhalten,
also nach Freybergk auf des Rahts wagen,
weil sonst keine pferde in Dresen[!], auch auß
des Churfürsten Stall zu bekommen gewesen, vndt al-
les zur artillerie <mitt gewaltt> genommen worden nacher Meißen,
ins läger fortgefahren – – – – – – 4 [Meilen]
|| [[Handschrift: 421r]]
Von Freyberg hat mich der Oberste Vngar, gar
höflich führen vndt convoyiren laßen biß nacher
Kemnitz, von dannen ich naher Altemburg<Rochlitz> gezogen,
vndt von den Taubischen, convoyirt worden, zu Rochlitz,
lagen Kayserliche vnter haüptmann Zoch, da kondte ich weder
convoy noch fuhre bekommen, vndt es war wenig zum
besten vorhanden, kriegte endtlich, convoy vndt pferde
vom Obristen Rochaw, (welcher 1½ meilen darvon
lag) gar höfljch, biß auf Altemburg, dahjn jch
die nacht vber ritte, vndt willkommen war,
bey beyden hertzogen. Von Alltemburg wollte
mir kein mensch nach Leiptzig rahten, kondte auch
weder convoy noch pferde dahin bekommen, gienge
derowegen, mitt convoy vndt wagen, auf Jehna,
durch Eisemberg zu, vndt ob schon vier starcke par-
tien denselben tag, an vnß kahmen, vndt auf vnß
anhieben, so ließen Sie sich doch noch abweysen.
Von Jehna auß ließ mich herzog Wilhelm führen
vndt convoyiren biß nach Weymar, allda
ich auch etwas still gelegen, hernacher zwischen
Weymar vndt heldrungen, von einer starcken
resolvirten partie von 40<60> pferden ohngefehr, attacquirt,
|| [[Handschrift: 421v]]
vndt geplündert worden. Vnsere convoy, hielt sich
schlecht, war auch starck vbermannet, also daß es
schiene daß die raüber wol vier mahl fast
stärcker wehren alß wir. Der ChurSächsische obrist leutnant
Gaul sprach ihnen zu, sich zu bedencken, vndt
sagte ihnen wer ich wehre, auch daß ich einen
Kayserlichen paß bey mir hette, kähme auch vom Kayserlichen
hoffe, es half aber alles nichts. Darüber
wardt ich, vndt mein CammerJuncker Nostitz,
wie auch mein page Sanderßleben, vndt der
kammerdiener Tobiaß Steffeck inn: vndt vor
der kutzsche vberfallen vndt desvalisirt, da ich
dann ein 1000 ThalerThlr: werth, an geldt vndt
geldes werth, also verlohren, wiewol man etz-
liche ducaten, gnadendenarios[,] ringe, briefe, bücher,
hette beßer verstecken können, da man sich dieses
Streichs befahret hette, Mir vor meine person,
wardt weder mitt wortten, noch mitt wercken,
anderst zugesetztt, alß daß Sie gleichwol sich nicht
abweisen laßen wollten, geldt begehrten, vndt
mir anfiengen die ringe von fingern abzuziehen,
die pistolen mitt auffgestrichenen hanen, vndt bloße
|| [[Handschrift: 422r]]
degen an die kutzsche zu halten mitt vngestümm.
An meinen seitten im schlage stießen sie meine
leütte, zogen ihnen die koller auß, vndt mach<besuchten>
sie, hetten sie auch bey nahe ermordet, <insonderheitt
Nostiz,> wann
ich nicht abgewehret hette, dann meine leütte
sich sehr resolut erzeigeten, vndt so voller coura-
ge, vndt fidelitet, daß ich es nicht genugsam
rühmen kan, ia auch mich darüber verwundert
habe. Gott stärcke Sie in solchem gutem vorsatz.
Die Felleisen giengen mitt allem heyl hinweg,
vndt thut mir solcher vngewöhnlicher, vnerhörter
Schimpf vndt schaden, sehr wehe. Gott wolle
ihn resarciren anderwerts. Meine leütte,
insonderheitt Nostitz, hat auch zimlich viel verlohren.
Vndt ist mir solcher poße noch nie wiederfahren.
Die pferde wurden außgespannet, vndt die
Reütter abgesetztt. Ein scribent von hertzogk
Wilhelm, wardt durch einen Schenckel geschoßen.
Der Obrist leutnant Gaul verlohr nichts als ein handtroß,
vndt es wurden etzliche Reütter abgesetztt, etz-
liche rißen auß. Der anschlag, war eigentlich,
auf mich vndt die meynigen angesehen. Eine partie
von heldrungen auß, hette vns endtsetzen können
|| [[Handschrift: 422v]]
wenn Sie es eigentlich gewust hetten.
Zu heldrungen blieb ich vber Nachtt, vndt wurde alda
von einem Kayserlichen commendanten auß Schottlandt, wol
gehalten. Folgenden tages, wol convoyiret
biß nacher Sangerhausen, alda vom raht, höflich
außquittiret, vndt von den ChurSächsischen offizirern
wol bedienet, vndt accompagniret nachfolgenden
tages, biß nach Eißleben, alda vom capitain,
vndt raht wieder desfrayiret, vndt in guter
convoy, biß nach Bernburgk begleittet.
habe also Gott zu dancken, daß ich noch mitt gan-
tzer hautt, vndter solchen vnordnungen, darvon
kommen bin, quj scait combien de temps je de-
meureray seur en ma mayson?
Bin also gestern hieher, nach Bernburgk; vnbeschä-
diget angelangett, wiewol die gefahr vndt vn-
sicherheitt zwischen hier, vndt Dresen[!], gar sehr
groß gewesen.
heütte vormittags, mitt dem hofraht viel
conversiret, nachmittags mitt dem Presidenten.
Jl n'y a point d'ayde, nj de remede.
Nacher Weymar geschrieben, <vndt nach Krannichfeld vnd Nürnberg[.]>
Jn die kirche predigt zu hören, <zweymal.>
Zu Mittage ist mein gast gewesen, der Marschall vndt Winsius,
<hofmeister> Einsiedel, Rjndorf vndt Nostitz, seindt meine ordinarij.
Nachmittags mitt dem hofraht Schwartzenberger vndt darnach
dem Secretario Paulo Ludwigen, conversirt, alß auch
mitt Bürgemeister[!] Weylandt.
Vmb 4 vhr Nachmittags hat sich ein großes vnglück zuge-
tragen, in dem mein Cammerpage, Julius Adrian
von Sanderßleben, in der Sahle gebadet, vndt
leyder darinnen ertruncken. Jch beklage ihn,
vmb so viel desto mehr, dieweil er mir numehr
ein Jahr hero sehr wol aufgewartett, hurtig,
treẅ, vndt fleißig gewesen, vndt vber alle
maßen behertztt, vndt Tapfer, auch sonsten fromb,
vndt gehorsam. Gott wolle mir diesen riß wieder
ersetzen, vndt mir andere gute diener vor vnglück,
vätterlich bewahren. Er war ohngefehr, ejn 17 jn 18
Jahr alltt, zimlich erwachßen, vndt geneigt zu aller
Tugendt, vndt Ehr, so viel ich vermercken können. et cetera
Solche citationes kommen mir sehr verdächtig vor, Gott
wolle doch einmahl seine zornsruhte inß Feẅer werffen.
|| [[Handschrift: 423v]]
Amen.
Baldt hernach, ist ejn schöner lachs, von 18 pfunden, in
der Sahle gefangen worden, welches lange nicht geschehen
sein soll, wiewol bey Menschen gedencken nicht so
viel lächße alhier zu Bernburgk in der Sahle, (als
wie an itzo<dieses Jahr> geschehen) gefangen sollen worden sein.
Man sagt, ein gespenst der Nickardt genandt,
soll den Schanderßleben hinein in den grundt deß
waßers gezogen haben, Er hat sonst schwimmen können,
jst auch gewarnet worden, sich wol vorzusehen, hatt
aber zu seinem vnglück zu, geeilett, vndt mag
villeicht auch sonsten in den wirbel also kommen sein.
Die bürger sagen auch, es habe sich derselbige
Nickardt, wie ein Mann, gestern auf der
Sahle sehen laßen, <vndt es pfleget alle iahr alda iemandt zu ertrincken.> Er der page ist zwar
heütte, vndt diese tage vber, allezeitt gar lustig
gewesen, aber ich habe doch gestern vndt heütte die
farbe in seinem angesichtt, sehr verendert gesehen,
vndt diese Nachtt hat er auch, (wie mich der
kammerdiener berichtett) in lautter vnruhe zu-
gebrachtt, ist ofte[!] aufgestanden, in meine kammer ge-
gangen, vndt hatt immer vber hitze geklagt, auch sich
gestern vndt heütte, immer nach dem kalten bade gesehnett.
Zeitung daß der kleine vetter von Meckelnburgk Todt-
kranck seye. Je crains, que le Duc Adolfe, ce
Barbare tyran, l'aura fait empoisonner.
Montag☽ den 15den: May:
Risposta von Cöhten, von Schwester Anne Sofie.
Es hatt mich der Superintendens, der allte 70iährige
Magister Conradus Reinhardus allhier besuchtt, vndt mir zugesprochen,
ist auch hieroben, zur mittagsmahlzeitt, geblieben.
Conversatio mitt Schwartzenberger, vndt Paul Ludwig[.]
heütte Nachmittags habe ich Schanderßleben aufm kirchhof be-
graben laßen. Die hofdiener, Adel vndt vnadel seindt
mitt gegangen, <auch der Marschalck, vndt hofraht,> <vber hundert
personen.>
Nota Bene[:] Es sejndt doch die meisten der meynung, alß habe
ihn das gespenst, der Nickerdt vndter das waßer
gezogen. Er ist sehr braun vndt blaw, vndter dem
gesichtt, am halse vndt an der brust gewesen,
soll auch an den schenckeln blawe griff gehabtt
haben, alß hette ihn etwas hinundter gezogen,
inmaßen er sich dann sehr im waßer gewehret,
geruffen, vndt in die höhe gestoßen soll haben,
aber man hat ihn so baldt nicht können zu hülfe kommen.
Gott helfe wolle doch, daß er sehlig gestorben seye.
Es wehre bey nahe, noch einer, neben ihm ertruncken,
da man ihm nicht zu hülfe gekommen wehre.
Es seindt heütte die alhier gelegenen 6 salvaguar-
dien Crabahten weggenommen, vndt 15 knechte mitt
einem leüttenampt hergeschicktt worden, Gott
wolle vnß vor ferrnerem vnglück, gnediglich be-
schützen vndt bewahren, vndt nicht also ferrner
das garauß (wie angefangen) mitt mir spiehlen.
Dienstag♂ den 16den: May:
Nach Plötzkaw geritten, alda der herrvetter Fürst Augustus
sampt Seiner gemahlin vndt kindern mich gerne aufgenommen, wol
tractirt, vndt große condolentz mitt meinem zustandt gehabtt.
Es hatt gar gute conversationes gegeben.
Mittwoch☿ den 17den: May:
Wiewol mich der herrvetter zu blejben gebehten, so bin
ich doch Nachmittags vmb etzlicher bedencken willen, wieder nach
Bernburgk geritten. Die Jungen vettern, haben mir biß
an die Zernitzer Mühle, das geleidte gegeben.
Zu Bernburg habe ich ein schreiben, von Schwester Anne
Sofie, sampt weißem vberschicktem zeüge, von Cöhten,
vor mir gefunden. <Risposta dahin, vndt schreiben an Fürst Ludwigen.>
heütte Morgen, an den Obrist Wachmeister Joachim Keppe,
nach halle geschrieben ratione ablatorum meorum, ob Sie
außzukundtschafften sein möchten?
Zeitung daß gegen der Tartarey zu, zwischen den Tartarn
des großen Chams[!]2, nebenst den Saporofsker Cosacken,
wieder etzliche Rebellische Tartarn, vndt Türcken,
ein haupttreffen vorgegangen, darinnen auf der
Türgken seitte in die 150 mille Mann sollen geblieben vndt er-
truncken sejn, dergleichen nie wehre erhört, noch in
historien, von einer Feldtschlacht, gelesen worden.
Es ist eine sehr große hitze vndt dürre zeitt <lange>
nach einander gewesen. Man besorget sich destwegen,
eines abermahligen Mißwachßes, vndt sehnet
sich der ackermann nach einem gnedigen regen.
<Donnerstag♃ 18. May:>
Diesen Morgen, vmb drey vhr, haben wir einen
lermen gehabtt, in dem eine zimliche partie Reütter,
den bergk angefallen, vndt zu plündern angefangen,
inmaßen auch der Caplan geplündert worden, Sie
seindt aber von meinen leütten, vndt vndterthanen,
abgetrieben, vndt abgeschlagen worden, vndt haben
ihrer drey, vbel von den vnserigen zerschlagen,
vndt beschädigett, im stiche laßen müßen.
Gott wolle vnß ferrner, vndter sejne gnaden-
flügel nehmen, vndt vätterlich beschützen, vndt
beschirmen. Die gefahr will also ie länger, ie
grösser werden. Gott bewahre vnß, vor weitterem vnglück.
|| [[Handschrift: 425v]]
Amen. Das schafviehe, (so sie vnß albereitt genommen)
ist gerettet, vndt jhnen wiederumb abgeiagt worden.
Baldt hernacher haben Sie zum Richter3 geschicktt,
vndt ihm sagen laßen, man sollte ihnen die gefan-
genen wieder abfolgen laßen, oder Sie wollten so
starck wiederkommen, daß gantz Bernburgk sollte
vmbgekehrt, werden.<vndt in> die asche gelegt werden.
Ob ihnen zwar das Schafvieh abgeiagt worden, so
haben Sie doch, in solcher furia, vorm berge, in die 26
pferde, darvon gebrachtt. Nulla calamitas sola.4
Es ist gar eine große oscitantia vndt torpor bey Mei-
nen bürgern be vorm berge gewesen. Man hette sonsten,
(da die wachtt wehre fleißiger gehalten worden) können
mehr außrichten, vndt ihnen alle jhre pferde, so sie an ei-
nen Schlagbawm angebunden, können abnehmen. Sje
haben etzliche bürger vbel tractirt, außgeplündert,
vndt geschlagen, jnsonderheitt auch den Capellan.
Gestern seindt zehen pferde, vor der stadt Cöhten außgespannet
worden, am Teiche.
Alß wir baldt vermeinet alhier zu Bernburgk in die
kirche zu gehen, am heüttigen Fest der himmelfahrt Christj,
seindt zwey starcke partien Reütter, eine von Zeptzigk
her, die andere von Roschwitz ankommen, vndt haben abermals
starcken alarm zur gegenwehr vervrsachtt, vnsere leütte,
|| [[Handschrift: 426r]]
vor rebellen gescholten, nachm Sahlpaß gefragt,
sich auf einen hatzfeldischen paß, (so Sie aber nicht
vorzuzeigen gewust) beworfen, einen Trunck
von der Bürgerschaft begehrt, vndt keinen ge-
wißen bescheidt von sich geben können. Sie haben
sich auch gestellet, alß gehörten sie nicht zusammen,
vndt wehren die Sahle zu recognosciren außgeschicktt.
Alß sie aber vnsere leütte zur gegenwehre
gerüstet, vermerckett, seindt Sie wieder abgezogen,
so lange alß es wehren wirdt, vndt müßen also,
stehtigem vnfriede, vndt alarm vndterworfen sein.
Mais le pis est; que nos gens sont assèz mal armèz,
en assèz petit nombre, & la place est fort ample &
spacieuse, pour estre deffenduë.
Der President vndt Marschalck, seindt zu Mit-
tage meine gäste gewesen, vndt haben helfen
mitt einrahten, wiewol guter raht theẅer ist.
Es sollen sich die abgezogenen Reütter aller-
handt dreẅwortt haben vernehmen laßen,
wie Sie wollten starck wiederkommen, wegen
der gefangenen vndt sonsten. Dieu garde de malheur.
Gegen abendt, hatt man von vielen partien ver-
nommen, so in den nechstgelegenen dörfern logiren.
Risposta von Caspar Pfau vndt in der nachtt, vom herrn vetter Fürst Ludwig[.]
Freitag♀ den 19den: May:
Avis: daß in die 2 mille pferde, vber die Milde gegangen,
zu plündern vndt zu spoliiren. Es sollen auch gestern
in den Cöhtnischen dörfern Mußcketirer mitt darbey
gewesen sein. Bernburgk vndt Plötzkaw wirdt
sehr gedroẅett. Man muß sich aber von droẅwortten
nicht schrecken laßen, Gott vertrawen, vndt sich
so viel alß müglich, in acht nehmen.
Gestern seindt auch 100 pferde vor die stadt
kommen, haben einen trunck begehrt, vndt die große
noht im läger, angezogen.
heütte Morgen, haben wir wieder vorm
Schlagbawm, ein 22 pferde gehabtt, Sie haben
zwar, dem ansehen nach, recognoscirt, aber
wegen wolbestellter wachtt, nichts tentiren dörfen.
Es scheinett, wo vnß Gottes handt nicht beschützett,
wir werden, wegen mangels an mannschaft, vndt
munition, große gefahr außzustehen haben.
Jch bin vormittags vmb das Schloß herumb gegangen, zu besehen,
wie es etwan würde können befestiget werden, gegen
dergleichen anlaüffe.
Schreiben von Magdeburg da der Oberste Zehme, mitt der
execution droẅet, wo ferrne man ihm nicht würde
|| [[Handschrift: 427r]]
innehalten, die gesampte herrschafft mitt der contribu-
tion, zum vndterhalt der Magdeburgischen garnison, sonst
Nota Bene würde man<er> müßen die execution ergehen laßen,
auf die nechst angeseßenen Städte vndt örter, etcetera
Nota Bene wie ihm sein General Feldtwachmeister Dam
Vitzthumb anbefohlen. Dieses anmuhten, an die ge-
sampte herrschaft, ist zimlich starck, vndt er fordert
darzu noch viel mehr, als versprochen.
Jtzt schreibet Graf Götz an mich, schicktt
mir eine compagnie Tragoner zu, weil er sehe, daß
die streiffenden partien, die habenden salvaguardien
doch nicht respectiren würden, ich köndte sie zu
defendirung meiner Residentz, stadt vndt lande
gebrauchen, hanß Sigmundt Zochen heist der dragoner
haüptmann, <vndt hatt 60 Tragoner bey sich.>
Bürgemeister[!]5 vndt Raht vorm berge, sejndt bey
mir gewesen, vndt haben trefflich lamentirt, vber
ihre miseriam, vndt armuht. Es will sich vbel
zusammen reymen, defensio suj, & privatio mediorum.
Der Feldtmarschall Graf Götz, hatt auch anderweitt gar
höflich an mich geschrieben, wegen angestallter inquisition
auf meine ablata.
Avis von Deßa, daß dieses Fürstenthumb in höchster
gefahr stehe, vndt die partien, zu 1000 starck
außreitten thun.
Jch habe von den Kayßerlichen dragonern, 40 in die
Stadt, vndt 20 vorm berge logiren, vndt theilß
wachten besetzen laßen.
Abends hatt der Capitain Zoch, seinen wachmejster
herauf geschicktt, vndt mich bitten laßen, auß ehr-
erbiehtung, das wortt zu geben. Jch habe zu solchem
ende, alhier <zum ersten mahl> auf meinem hause, (Gott gebe fælicj-
bus auspiciis) zur losung, Ferdjnandt, gegeben.
Es ist heütte, auch eine partie von 40 pferden,
vor der Stadt, vber der Sahle gewesen.
Samstag♄ den 20. May:
heütte Morgen, hatt man abermals lerm gehabtt,
vndt Landgraf Johann, ist <mitt 300 pferden> ankommen. Jch bin
aber nacher Plötzkaw, endtwichen, <alda ich willkomb gewesen.>
Conversationes mitt dem herrn vetter Fürst Augusto vndt Seiner ge-
mahlin, wie auch den iungen vettern, Börsteln vndt andern.
Jn die kirche zur predigt, mitt dem herrnvetter, vndt dero
Fürstlichem Frawenzimmer, zu Plötzka.
Avis von Bernburg wie daß großer wiederwillen,
zwischen dem Capitain Zoch, vndt dem Presjdenten endtstanden,
wegen allerhandt exorbitanter prætensionen des capitäns
vndt seines Feldtmarschalcks itziger info
|| [[Handschrift: 428r]]
Vndt insolentzien der dragoner, auch die bürgerschaft
sich sehr beklagen thut der großen preßuren. Die
dragoner, begehren wejn, hart futter, enderung
der quartier, vndt solche sachen.
Bin derowegen Nachmittags auf dem waßer, der Sahle
herab, von Bernburgk<Plötzka> nach Pl Bernburgk gefahren.
Nouvelles d'un cartel envoyè au President[.]
Gegen abendt, habe ich noch zum capitän Zoch geschicktt, vndt
mitt ihm tractiren laßen, <durch hofmeister Ejnsiedel vndt den Amptmann.>
Alß man die wache aufgeführt, hatt er seinen wachmeister
zu mir geschicktt, vndt daß wortt von mir begehren laßen.
Jch habe ihm dißmal: Anhaltt gegeben.
Montag☽ den 22. May:
Nacher Leiptzigk, eine depesche abgefertiget, wegen
Thomas Benckendorf & meorum ablatorum.
Mitt dem Presidenten vndt Schwartzenberger raht gehalten.
Zeitung daß die Kayserlichen vndt ChurSächsischen die Schantze vor Wittemberg
erobert.
Jtem: daß die Schwedischen nebenst Landtgraf Wilhelm, mir
vndt l allen den iehnigen, so den Pragischen friedens-
schluß acceptirt aufs heftigste droẅen.
Jtem: daß der Kayser an die generaln ein scharfes
schreiben abgehen laßen, beßere ordre zu halten, den
jnsolentzien zu steẅren, oder man werde sichs an ihnen
den generaln erholen.
Der capitän Zoch ist zu mir kommen, mitt mir Mahl-
zeitt zu halten. Jch habe mitt ihm tractiren laßen,
1. wegen bindung an die ordonantzen seines volcks.
2. wegen der victualien, des Feldtmarschall Götzens,
daß es eine jmpossibilitet zu geben, wollte es sonst gerne
thun, dann die vndterthanen so gar depauperirt vndt ruinirt.
Fürst Augustus hat mir zween wispel weitzen,
vndt ein Faß <Zerbster> bier verehrt. Dieu le luy rende.
Jch habe auch an Feldtmarschalck, Graf Götzen, an
Dam Vitzthumb Feldtwachmejster, an die herrnvettern,
vndt sonsten dieser einquartirung halben geschrieben.
Nachmittags bin ich in garten spatziren gegangen.
Gegen abendt, haben wir Alarm gehabtt, vorm berge, von ei-
ner partie, von 40 pferden, welche an den Schlagbawm ge-
kommen, vndt vndterm prætext einen trunck zu begehren,
ohne zweifel hatt recognosciret, wie die wachtten bestellet sein.
Es werden große insolentzien alhier von den dragonern verv̈bett,
Sie wollen nicht allein wein, vndt hart Futter haben, sondern
schlagen auch, ihre wirtte, mitt bloßen degen, zu den haüsern
hinauß, & mesmes les femmes & filles s'en sont plaints. Jch
laß es dem haüptmann Zoch klagen, wirdt ers remediiren,
wol guht, wo nicht, so werde ich es an den Feldtmarschalck
Götz (an welchen ich ohne daß in genere geschrieben) gelangen
laßen, wie auch an den general Feldtwachmeister, Dam Vitzthumb.
Dem wachmeister habe ich auf den abendt, das wortt:
hauß Bernburgk, selber gegeben, Sonst habe ichs ihm
die vorigen zwey mahl geben laßen, non sans plainte du Capitajne,
|| [[Handschrift: 429r]]
bizarre.
Avis: daß die streiffenden parteyen heütte das Städtlein
Könneren geplündert, leütte niedergehawen, Nasen vndt
ohren abgeschnitten, kleine Mägdlein zu 9 in 10 iahren
geschändet, vndt es sehr vbel gemachtt. Gott wolle
sich des <armen> landes erbarmen, vndt die strafen lindern.
Dienstag♂ den 23. May:
Diese Nachtt, ist ejne convoy, mitt victualien, an den
general Feldtmarschalck Götz, von hinnen abgegangen, nebst
meinen schreiben.
heütte Morgen, ist abermals alarm alhier zu Bernburgk
gewesen, von wegen einer starcken partie, von 250 pferden,
welche vorüber paßirt, vndt ejnen bohten begehrt.
Vnser capitain oder haüptmann Zoch, (dann sie geben vor, die
Schwedischen hießen ihre haüptleütte capitains, die Kayserlichen die
wollen nicht also heißen) hat nicht allein die insolentzien
der dragoner, mitt wein, oder hartem futter abfodern[!],
vndt ihre wirtte mitt bloßem degen, hinauß zu iagen,
nicht abgestellett, sondern noch darzu 12 Mußketirer
herein kommen laßen, zu waß ende, ist noch nicht klar.
Darüber werden die vndterthanen zu grunde ruinirt.
Jch habe es ihm verweysen laßen. Er hat gleichwol vmbschlagen
vndt außruffen laßen, daß so alle insolentzjen möchten abge-
stellet werden, vndt die dragoner sich sollten, mitt deme,
waß die ordre mitt sich brächte, genügen laßen.
Conversatio mitt dem hofraht, vndt Amptmann.
Jch habe gar eine höfliche antwortt vom Grafen von
hatzfeldt Kayserlichem Feldtmarschalck empfangen.
Von Bernburg nach Cöhten gefahren, mitt 9 Trago-
nern <convoy>, vndt weil etzliche Köhtnische Mehlwagen auch da-
hin gefahren mitt 8 Mußcketirern vndt 2 Crabahten,
oder Wallachen, habe ich gedacht desto sicherer fortzukommen.
Sie waren schon fortt auf Wedegast zu, als ich auf
Kricheln fuhre, da schickten sie eilends einen zu roß
zu mir, vndt ließen mich, vor Reüttern warnen,
so auf vnß paßen sollten, wollten auch daß man möchte
im felde die wagen zusammenrücken vndt stärckere
convoy auß Cöhten erwartten. Jch ließ fortfahren,
vndt da wir inß dorff Trinumb kahmen, lagen
allezeitt ein hundert Reütter darinnen, hatten
gute lust anzubeißen, gaben verdrießliche wortt
von sich, verlaügneten ihre Offizirer. Als sie
aber meine gegenresolution vermercktten, musten
sje mich respectiren.
Zu Cöhten, bin ich bey dem herrenvetter Fürst
Ludwig, vndt seiner gemahlin, wie auch Schwester
Annen Sophien gar willkomb gewesen.
Mittwoch☿ den 24. May:
Antwortt von Leiptzig wegen bestellung meiner brieffe.
Zeitung daß der Türckische Kayser, Sultan Murath gestorben.
Discours, Pourmenades in die schönen gärten mitt
dem herrenvetter, vndt den Damen6.
Avis von Bernburg vndt schreiben vom Feldtmarschall Götze,
wegen abführung der compagnie dragoner, so zu meinem
besten angesehen gewesen.
Bin mitt dem Obersten Öpp bekandt worden.
hartwich Werder hatt sich auch bey mir præsentirt.
Es seindt gar viel partien zu roß vndt zu fuß
heütte gegangen, alhier herumb, vndt bey Bernburg,
Es hatt mir auch eine partie Mußketiere meine schafe
genommen, Sie seindt ihnen aber wieder abgeiagt worden.
Donnerstag♃ den 25. May:
Jn die kirche alhier zu Cöhten mitt den Fürstlichen personen
gefahren. Die Adelichen haben aufgewartett, vndt
haben den Superintendenten Magister Saxen predigen hören.
Caspar Ernst Knoche, Werder, Schlegel, Freybergk,
holtzhausen, haben sich auch præsentirt.
Die partien haben sich im felde gewaltig getummeltt.
Schrejben von Weymar, von herzog Wilhelm vndt
Seiner gemahlin, wie auch, von der Fraw Muhme von
Schwartzburgk bekommen, durch meinen bohten.
Nach Leiptzigk geschrieben vndt schreiben laßen,
an Thilman Barwasser[,] Jtem: nacher Weymar, vndt Krannichfeldt.
Pourmenades vndt discours wie gestern, in die
schönen gärtten, auch im hause.
Mein Raht vndt hofmeister Geüder, ist in die
fruchtbringende Gesellschaft, (zwar absens)
mitt eingenommen worden. Sein Nahme: ist: der
ergäntzende, sein krautt: Sanickell, sein
wortt: waß verwundett.
Depesche wieder nach Bernburgk.
heütte Morgen, ist des Zochen compagnie dragoner
wieder von Bernburg aufgebrochen.
Freitag♀ den 26. May:
Schreiben von Plötzkaw.
Zween puncta mitt Fürst Ludwig confidenter tractirt, 1. wegen
des Presidenten deputat. 2. wegen Grafen von Ortemburg[.]
Discorsj. Pourmenades. Schreiben nach Leiptzigk
abermals. Visite fräulein Anna Sophias vndt <des krancken> hofmeister Schilljngs.
Escrit a Monsieur Geüder, <vers Nürembergk.>
Traittè avec Straube. Parlè a Christof Mahler.
Die streiffenden partien, haben viel geraubtes
|| [[Handschrift: 431r]]
vieh, anhero nach Cöhten gebrachtt, auch keßel
vndt andere sachen.
Samstag♄ den 27. May:
Diese Nachtt ist <herr> Milagius vnser abgesandter
auß Meckelnburgk, glücklich wiederkommen,
hatt mir allerley guten bericht gethan, alhier
noch zu Cöhten, diesen Morgen. <Der Obrist leutnant Meyer, ist auch
mittkommen nach bernburg.>
Der herrvetter Fürst Ludwig, hatt mit die ehre
gethan, vndt hatt mich biß nach Wedegast,
zu pferde, nebenst ezlicher Ritterschaft auß
Cöhten convoyirt, von dannen auß, bin
ich vollends herein gefahren, nach Bernburgk,
noch vormittags. Es waren wiederumb Cöhtnische
wagen darbey, vndt in die 30 Mußcketirer.
Alhier zu Bernburg hatt man auch gestern, wegen
der partien, vndt schlechter besatzung, alarm
gehabtt.
Dem herrvetter Fürst Augusto sejndt gestern 2 mille Schafe
vndt alle seine Schweine von partien wegge-
trieben, aber von den Tragonern in Eißleben ihnen
wieder abgeiagt worden, <mitt grossem glück.>
Gestern, vndt heütte, gehet die Kayserliche
armèe vber die Elbe.
Nachmittags bin ich die Sahle hinauf nach Plötzkaw ge-
fahren, die pfingstfeyertage alda zu begehen.
Sonntag☉ den 28. May: Pfingst Sontag.
Die heüttigen Pfingsten habe ich alhjer zu Plötzkaw,
mitt dem herrenvetter Fürst Augusto vndt seiner familie
helfen feyren, mitt zweene predigten, so gar gut
gewesen.
Man hat zwar alarm, von partien gehabtt, so
vnß aber Gott lob, an vnserm Gottesdienst,
nicht hindern können.
Noch diesen tag, zwar nur mitt ejner vormit-
tagspredigt celebrirt.
Schreiben von Lejptzjgk, vom Thoma Benckendorf
wie er Gott lob, von Wien per Prag auf Dresen[!]
glücklich angelangett, empfangen, beynebens
abschrift der erlangten Kayserlichen salvaguardien,
vndt manutenenzschreiben an ChurSaxen, vndt
general Feldtmarschalck hatzfeldt. Jch besorge
nur er werde zwischen Dresen[!] vndt alhier ei-
nen anstoß vndt vnglück leyden, car je ne
me fie pas, de tout le monde, vndt seine briefe
seindt altt.
Von dem Allten Johann Löw auch ein schreiben von Wien.
Schöne dißcurß, diese tage mitt herrnvettern
gehabtt, wie auch pourmenades, <vndt der FrawMuhme.>
Dienstag♂ den 30. May:
Schreiben von Ballenstedt wie es alda so schlecht
hehrgehet, in der haußhaltung.
Melchior Loyß hat mir auch geschrieben, vndt helt
vmb sejnen ehrlichen abschiedt an.
Discours, pourmenades. <Escrit a bernburgk,
& en ay eu responce.>
Vormittags in die predigtt.
Mittwoch☿ den 31. May:
Bin heütte noch auf deß herrnvettern begehren,
zu Plötzka stille gelegen, vndt haben vnß mitt
dißcurßen, spatziergehen, vndt kegelschieben,
erlustirett. <J'ay receu Fürst August pour Pere.>
Nach dem ich allerseits, gar ein angenehmer
gast alhier zu Plötzkau gewesen, habe ich diesen
abendt, meinen abschiedt genommen.