Diesen Morgen bin ich in Prater zu fuß spatziret.
Tobias Steffeck habe ich zum Graven von Trauttmanßdorf, mitt einem
schreiben geschicktt. Er hats gar wol aufgenommen, sich aber mitt dem
quartanfieber endtschuldiget, vndt daß ich in der vorstadt so weitt
lege, auch daß er nicht allezeitt zu Jhrer Kayserlichen Mayestät kommen
köndte. Ainsy ce commencement & l'abord d'hier, ou il nous
fallut long temps attendre sur le batteau, avant que pouvoir
trouver un logis, me fait presager, que je seray le bien venu
icy, mais que je trouveray de la longueur & ennuy en mes
expeditions, & n'effectueray pas grand chose. Dieu m'en garde.
Nachmittags bin ich auß der vorstadt, in die Stadt gezogen, vndt
zum güldenen Ochsen, eingekehrt. Je donne un florin pour moy, &
autant pour chacun de mes nobles, par repas, le vin contè dedans,
& pour un valet, 24 crücer, pour 4 chambres, & le bois <& chandelles> 6 florins (Gulden)f: la
semaine, Cela montera assèz haut.
Der Agent Loẅ, jst zu mir kommen, mir allerley zu referiren.
Jch habe den Allten Marggrafen, gewesenen Administratorem
zu Magdeburg besuchen laßen. Er ist gar schwach, von den schößen1,
so ihme die Schönkircher gegeben. Gott wolle ihn nicht verlaßen.
Er hatt mir seine pferde, nacher dem wirtzhause zu fahren,
geliehen. Jls estoyent tres-maigres.
Die zeittung continuirt, daß Pfaltzgraf Carll Tödtlich ver-
wundet, vndt Pfaltzgraff Ruprechtt gefangen seye.
<Graf von Trauttmanßdorf, hatt sich gegen abendt,
von wegen des quartanfiebers excusirt, <2:da: vice.>>
<Nota Bene[:] Jnquietude, vndt Sturmwindt, auch Terræ motus diese Nacht, so ich in meinem bett entpfunden.>
Nach dem der herr Graf Maximilian von Trauttmanßdorf, Kayserlicher
geheimer Raht, kammerer, vndt Oberster hofmeister, zu mir geschicktt,
vndt wir einander, wegen der visiten geehret, ist er mir doch,
vnangesehen seines fieberischen bösen tages, zuvor kommen, vndt
hatt mich in meinem losament besuchtt, vndt ob er wol sehr vnpaß,
mich dennoch patienter gehört, haJ<tt> sich zu allem guten erbotten, vndt
ist darnach gen hof gefahren. Er ist auch Director des geheimen
Rahts, wiewol der herr Bischof zu Wien, alß ein Fürst, die præce-
dentz oder erste session hatt. Der Kayser hatt ihn auch wollen
zum Fürsten machen. Er leßt sich aber an seinem Stande genügen.
Jch bjn noch vormittags, beym gewesenen Administratore zu
Magdeburgk, Marggraf Christian Wjlhelm gewesen, welcher mir
sein anliegen referiret, sejne entpfangene zweene Schöße2,
<von den beyden Schönkirchenern ganz Tückischer Mörderischer weise,>
vndt deren anlaß erzehlet vndt geklagett, vndt mir also
meine visjte gar sehr wol aufgenommen. Es scheinet, er seye
gar sehr Matt. Gott wolle ihn trösten, vndt aufrichten.
Je l'ay consolè u<e>n peu de mots, avec la grande grace, &
misericorde de Dieu, quj est une fontayne inespuisable.
Jl l'a reconnu fort bien, comme Dieu luy a fait voir merveilles.
Die Schönkircher sollen nicht im arrest, sondern alhier sein, vndt
vorgeben Sie hetten eine Nohtwehre thun müßen, darumb man
Sie dann hören, vndt hernacher nach befindung die sententz ergehen
laßen wirdt. Il semble, que l'Empereur & l'Archiduc favoirsent
le Marquis, mais les Barons sont fort favorisèz par les
Estats & leurs parents en ce pays. Cet acte est fort enorme,
|| [[Handschrift: 51r]]
et digne, d'estre chastiè, <ou bien Dieu le chastiera!>
Zur Marchesa Gonzaga Rindorfen geschicktt, sie zu visitiren.
Der Agent Loẅ hatt sich abermals bey mir præsentiret.
Jch habe zwar heütte dem herrn Graven von Trauttmanßdorf
etzliche memorialspuncten gesagt, vndt schriftlichen vbergeben,
dieweil er mir aber theilß wiederrahten, theilß auch zu endern
gut befunden, Alß habe ich sie contrahirt, vndt nur biß auf
drey zusammen gezogen, dem Kayser bey erster audientz
wilß Gott zu vbergeben, alß 1. Jn puncto der kriegspreßuren.
2. wegen der Grafschaft Ascanien. 3. wegen des privilegij,
der Freyen Navigation auf der Elbe. Gott wolle mir
glücklichen succeß verleyhen. Dieweil aber der Graf
mir gewaltig zur Reichslehenssache gerahten, vndt daß es hohe
zeitt wehre, es nicht länger, aufzuschieben, weil andere Chur[-] vndt
Fürsten, ihre lehen schon entpfangen hetten, (außer etzliche gar arme
Geistlichen, welche ihre lehensgebühr nicht abstatten köndten)
Alß weiß ich nicht, wie ichs wegen Meines bruders, werde
angreiffen, damitt es nicht das ansehen gewinne, alß wolle ich
ihn helfen selber depossediren. So wirdt es auch, ratione mediorum,
zu dem Sporteln, schwehr hergehen. Nota Bene[:] il semble; qu'on veut intro-
duire ceste coustume, que les Princes reçoyvent en personne
leur fief d'ores en avant. ChurSaxen hatt ejnen revers müßen
von sich geben, an itzo zu Prag, oder Leüttmaritz, das es sollte vnpræ-
judicirlich sein, vndt nicht in consequentz gezogen werden, das er
die Böhmischen lehen zu entpfangen, wie sichs gebührte, keinen Fürsten
geschicktt hette.
Samstag♄ den 3. ⁄ 13. November 1638.
Ricordj auß den gesterigen Gräflich Trauttmanßdorfischen discursen:
das hauß Lottringen, wehre souverain vndt eine Mater Imperato-
rum, würde keinem Fürsten in Deützschlandt weichen, der itztt
allhiesige, wehre nicht Conte de Vaudemont, sondern auch herzog
von Lottringen, dieweil er ejne hertzogjn von Lottringen geehlichet.
hetten Sie lehenstücke vom Reich, darumb Sie andern Fürsten
in der session nachgiengen, wehren daßelbige keine Fürsten-
thümber, sondern schlechte gühter. Wo aber der hertzog in der person
wehre, da hette er ejne Souveraine person gantz bey sich.
Er bähte mich treẅljch, ich möchte doch hierundter, nichts vnge-
reimbtes moviren, er wollte mirs selber sagen, wann
einiges præjuditz, so den Reichsfürsten nachtheilig, vorgehen
sollte, vndt wollte es seiner charge halben, selber nicht leyden.
Der Kayser wehre drey tage beym Churfürsten von Saxen
gewesen, hette aber keinen rechten rausch getruncken.
Sie wehren aber gar lustig, vndt vertraẅlich, mitteinander
gewesen, vndt mitt gutem contento voneinander geschieden.
Nota Bene[:] Mein bruder würde auß der lehen geschloßen werden,
wie herzog Bernhardt, neẅlich gleichsfalß wehre alß
fejndt, excludirt worden, da doch seine brüder, einen weg
als den andern, die lehen entpfangen. Würde er dann wieder
zu gnaden angenommen, so köndte er doch wol alßdann, ohne
præjuditz, wieder eingenommen werden. Aber vmb deßen
willen, sollte man es ia nicht länger auffschieben.
Il louoit fort Harzgeroda, non sans quelque arrierepen-
sèe a ce que je croyois appercevoir. De Gernrode il me
demanda aussy quj le tenoit.
heütte Morgen hatt mir der Graf von Trauttmans-
dorff meine beylagen wieder geschicktt, durch seinen
Secretarium, vndt begehrt ich möchte selber dest-
wegen, dem Kayser, memorialia vbergeben.
Ein Tractätlein heütte gekaufft, vndt darinnen gelesen,
von den Tugenden, Ferdinandj secundj, Römischen Kaysers,
darinnen viel schöne sachen endthalten.
Der Residirende Königlich dennemärkische vndt vnser
Raht vnd Agent, Johann Loẅ, jst vnser gast zu Mitta-
ge gewesen.
Vor diesem hatt man Jahr vndt Tag, neben 6 wochen
lang, können zeitt haben, die Reichslehen zu entpfahen,
an itzo aber, wollen die vberley wochen, nicht mehr
paßiret werden. Jl semble, que l'on soye scrupu-
leux, et plus exact qu'auparavant, en toutes
choses.
On dit; que l'on commence a se douter du Duc &
Electeur de Baviere, qu'il ne soit trop bon François,
& qu'il n'aye deffendu au Conte Götz, son General,
de faire guerre offensive. Ainsy il y a de la mes-
fiance mesme entre les beauxfreres.
Jch bin diesen Nachmittag zu der Marchesin Gonzaga,
geborne hertzogin zu Sachßen gefahren, nicht so sehr vmb
der visite willen (welcher sich vor gehabter Kayserlicher audi-
entz eigentlich nicht geziemet) alß zu erforschen,
welche Kayserjnn, man vor der andern ehren müste.
So ist mir gerahten worden, bey der Kayserjnn Maria
erstlich vmb audientz zu bitten, darnach bey der ver-
wittibten Kayserjnn Eleonora, wiewol Sie an einem
dritten ortt, selten zusammen kähmen, alß in ihren losa-
mentern.
Die Kayserlichen Tapezierer, haben mir, ein par losamenter,
auf mein begehren tapezirt. Jch darf ihnen nur ein Tranck-
geldt davor geben.
Sonntag☉ den 4. ⁄ 14den: November 1638.
Jch habe in meiner Tafelstube singen vndt auß
einer Evangelischen postill, in meinem beysein pre-
digt lesen laßen.
Schreiben von Meiner gemahlin vom 25. October[,] Jtem:
vom herzog Augusto von Braunschweig, daß ihm der page
der Teüfel, mitt einem schelm endtlauffen, bittet,
ich wollte ihn exemplarisch strafen. Er ist aber
schon durchgangen. Jtem: schreiben vom Marggraf
Friederich von Baden, notificirt mir den Tödt-
lichen hintritt seines herrn vatters Sehliger.
Jtem: schreiben vom Præsidenten, wegen deß vom Churfürsten
von Saxen angestellten krayßtages zu Leiptzigk
gegen den 1. ⁄ 11. November auf Kayserliches begehren, zu
deliberiren, wie der krieg mitt ordnung ferrner
zu führen, damitt die Stende bey dem Jhrigen
verbleiben mögen, wo ferrne die friedenstractaten
zu Cölln vndt Lübeck, sollten rückgängig
werden, weil man itzt zu keiner allgemeinen
Reichsversamlung gelangen kan, vndt also
Jhre Mayestät gut gefunden, in allen krayßen,
krayßtäge außzuschreiben. <Jhre Mayestät wollen commissarien dahin verordnen die proposition
zu thun.>
Jtem: ein schreiben von Meiner Fraw Schwester,
der hertzoginn zu Mecklenburgk, welche mitt der
sequestration ihres kindes, nicht will zu frieden
sein, sondern die education vor daß principalste
Stück der administration helt. Beklagt sich,
daß Sie destwegen seye vbereilt worden.
J'ay regardè mes contes, & trouve, que j'ay desja
despendu douze cents florins, en ce petit jntervalle
de temps, avec dix personnes; dont je m'en suis esbahy,
& ne trouve rien a redire aux contes, car je suis fidell-
ment servy en ma chambre, mais les voytures & sejours
coustent beaucoup. Jl y a 3½ semaines; que je suis party de Bernburg[.]
Meine Audientz protrahirt sich, von einer zeitt,
zur andern. Je ne scay, comment cela va?
Le Conte Philippe de Mansfeldt, a estè envoyè avant
hier; vers l'Electeur de Bavieres.
La Princesse de Dietrichstain, est morte l'annèe
passèe, ainsy ils me sont arrivè plusieurs changemens.
Jch habe meine Schreiben vor die lange weile verfertiget
an Meine feundliche herzlieb(st)e gemahlin, an Margrafen von Baden condo-
lendo, an den Presidenten, an Meine Fraw Schwester,
nach Güsterow. Es hatt heütte, diesen ganzen Nach-
mittag geregenet.
Nach dem ich oft zum Obristen kammerer, Graven von
Buchhain geschicktt, vndt mich vmb die audienz
beworben, hatt es doch noch nicht forttgewollt, weil
Jhre Mayestät Morgen hinauß wollen, vndt heütte
mitt der devotion zu thun gehabtt. Er der Graf
hatt sich aber zum höchsten endtschuldigen laßen, daß es
seine schuldt nicht wehre, daß ich also aufgehalten würde.
Si dice che l'Imperator sia stato avertito
di tre cose, un anno fà: 1. dj guardarsj di due
Jtalianj. 2. D'un Giesuita dj Spagna. 3. Del Duca
Bernhardo dj Weymar accioche non li levj, il
scettro; e la corona. Due cartusianj debbono
haver prognosticato questo un'anno o più incirca
|| [[Handschrift: 54r]]
a Sua Maestà Cesarea. La prima cosa è stato
scoperta l'anno passato in Bohemia, come Sua Ma-
està fece pigliar un'Italiano, dal forno a cjaßla,
che lo voleva ferire. La terza commincia a scoprirsj
pericolosamente, non tuttavia tanto jnnanzi.
Jl Principe Augusto mio zio, hà riferito questo al mio
Maestro dj casa, innanzj la nostra partenza.
Montag☽ den 5. ⁄ 15den: November 1638.
An Schwartzenberger geschrieben, <nach Bernburgk.>
Der Kayser ist hinauß nach Kloster Neẅburgk,
dieweil heütte Sankt Leopoldj fest, welches vom hauß Oester-
reich sehr venerirt wirdt.
Jch bin zum Graven von Trauttmanßdorf geritten,
(wiewol heütte sein böser tag ist) ihn zu besuchen, vndt
habe gute satisfaction von ihm erlanget. Gott
verleyhe die effecta.
herr Geörg Ehrenreich von Roggendorf, ist zu
Mittage, mein gast gewesen, alß mein allter
guter bekandter. Nach der mahlzeitt, bin ich
in Prater spatziren gefahren, vndt habe ihn mitt-
genommen; da er dann von sehr guten dißcurßen,
vndt gespräch gewesen. Il est de la Religion.
Dienstag♂ den 6. ⁄ 16den: November 1638.
Es hatt heütte abermals viel difficulteten gege-
ben, pferde vndt kutzschen zu erlangen. So ist der
Obrist kammerer nicht anwesendt, vndt die ketten
seindt an den gaßen vorgezogen, weil Jhre Kayserliche
Mayestät geheimen Raht halten. Also scheinet es
fast, alß seye mir, mein Fatum zu entgegen,
etwas gutes allhier außzurichten. Gott gebe,
daß mir meine hofnung, nicht jn brunnen falle.
Der Graf von Altheim, angesetzter Obrister kammerer,
in absentz des Grafen von Buchheims, hatt mir die
audientz Nachmittags vmb ¾ auf vier zu wege ge-
brachtt. Jch bin aber nach drey vhren erschienen.
Der G herr von Roggendorf, hat mich dahin be-
gleittet, wie auch herr Loẅ der Agent,
nebenst meinen leütten, nach dem mir Fürst Gun-
dacker von Lichtenstain, seine kutzschen vndt
pferde geliehen. Der Kayser, hatt mir gar
gnedigste audientz verstattet, sich wol gegen mir
erbotten, vndt zu decretiren, was recht vndt bil-
lich wehre, sich allergnädigst erkläret, auch meine Memo-
rialia gar wol aufgenommen, auch sonsten familiariter,
mitt mir von meiner rayse vndt sonsten gesprachett.
|| [[Handschrift: 55r]]
Jch blieb noch eine weile in der Anticamera vndt redete
mitt dem Obersten Leßle, mitt dem Grafen von Altheim, wie
auch ezlichen andern vngrischen vndt deützschen herren, alß
auch den Chur: Cöllnischen Abgesandten3.
Der herr von Roggendorf vndt der Resident Loẅ,
seindt zu abends meine gäste gewesen. Mais i'ay
seulement pour moy, fait collation. <A l'audience, l'Empereur
me commanda deux fois de
mettre mon chappeau, mais
je ne le fis pas & jl tira le sien.>
Mittwoch☿ den 7. ⁄ 17. November 1638.
heütte bin ich hinauff nach hoff, vndt habe in der
anticamera den jungen Marquèz de Castagneda,
den Graven von Losenstain, den Saint Hilaire, den von
Halwyl, den Graven von harrach, hernacher
Jhre Liebden den herrn bischof von Wien, den Grafen von Trautt-
manßdorf, den Fürst Gundacker von Lichtenstain,
den Grafen Montecuculj, den Grafen Keven-
hüller, herr Ernst Kollnitzsch Obrist zu Comorrhen,
herr Christof Teüfel, vndt andere vornehme
herren angesprochen, vndt also zwischen 10 vndt
12 vhr vormittags, in der anticamera aufgewartett.
Der Marquis Gonzaga war auch droben. Der
herr hofmarschalck, herr henrich Wilhelm von Starhemberg,
hatt mir auch zugesprochen.
Wien.
Jch habe mich bey dem Graf Kevenhüller selber
<in anticamera> angemeldet, vndt anmelden laßen, vmb die audi-
entz bey der Kayserinn. halbweg fünfe ist
mir ernennet worden.
Gestern hatt mir Fürst Gundagker, seine
pferde geliehen, mitt der kutzsche zur audientz.
Schreiben von Eisenach vndt notification deß
absterbens, des allten 73iährigen herzog hanß
Ernsts Sehligen von Saxen. Jtem: von schwester Anna Sophia[,]
Jtem: von Johan Löw perge <Jch habe sje alle beantwortett.>
Gegen abendt, vmb die ernandte stunde, habe ich bey
Jhrer Mayestät der Kayserinn, audientz gehabtt. Sie hatt
Spannisch geredet, Jch Jtaliänisch vndt es waren viel
Damen mitt darinnen. <einmahl hatt Sie mich aufsezen heißen.> Der herr von Roggendorf,
vndt Loẅ, gaben mir, nebst meinen leütten, auch daß ge-
leidte dahin. <Ie n'ay pas bien entendu, ce que me demandoit
l'Imperatrice.>
Donnerstag♃ den 8. ⁄ 18. November 1638.
Somnium: wie daß ich von Oldenburg schreiben bekommen,
daß Thomas Benckendorf einen schoß4 durchn leib nahe am herzen, vndt
einen durchn arm endtpfangen, läge Tödtlich darnieder.
Gott helfe daß es nicht wahr seye!
Der Allte Loẅ, ist bey mir gewesen.
Vmb 6 zu abends, hatt mir der Graf Gabrianj,
der Kayserinn Eleonora Obrist Hofmeister, die Stunde
ansagen laßen, diesen Morgen durch Loẅen, durch
den ich die audientz gesucht hatte. <Der Kayser ist
hinauß auf die Schweinhatz
mitt dem hertzog von Lottringen.>
Hà comminciato a far freddo hoggidj̀.
Die Audientz ist diesen abendt gar wol abgegangen,
bey der verwittibten Kayserinn, vndt Jhre Mayestät
haben sich sehr leydmühtig <erzeigt>, vndt dennoch hertzhaft
zu vberwinden wißen, auch sich sehr viel gutes,
gegen mich vndt die meynigen erbotten, mitt großer
Standhaft: vndt Treẅhertzigkeitt. Jch habe vngerne
den hertzensriß verneẅert, aber weil es die erste
audientz ist, so ich bey Jhrer Mayestät nach des verstorbenen
Kaysers Todt erhalten, habe ichs nur in etwaß gedencken
müßen, da dann Jhre Mayestät sehr geweinet, sich aber
dennoch, haben wieder zu faßen wißen, vndt
ihrer rede nicht vergeßen. Jst wol ejne heroische
Dame vndt hatt jhren herren von hertzen geliebett.
Der <graf> Gabrianj, jhr Oberster hofmeister, vndt der Graf
von Atemis, haben sich gar cortesjsch gegen mir erzeigt.
Jhre Mayestät haben mich auch zweymal aufsezen heißen,
Jch habe es aber nicht gethan.
Der wirtin ist ejn haußknecht endtlauffen. Nous
craignons le larcin.
<Insin quì sono sborsatj 300
Vngarj di Norimbergo.
al Tobias Steffeck[.]>
Gestern abendt, ist der herr von Roggendorf, (nach
dem er mich mitt dem Agenten Johann Loẅen
zur audienz begleittet gehabtt) vnser gast
gewesen, vndt zur mahlzeitt, post invitationem blieben.
Hò mandato Tobias Steffeck al Conte dj Trauttmansdorff per ottenere lj
decretj speratj. Eglj s'è molto ben dichiarato, rimet-
tendo una parte alla camera, l'altra al consilio
dj guerra, e parte a se stesso riservando, poj
che Sua Maestà Cesarea non vuol confusione
ne' consiglj, e vuol dipender da se stesso,
assolutamente.
Der Graf von Trauttmanßdorf, wie auch Graf
Max von Wallenstein, geben einem herren,
von Tschernhausen, seine gühter wieder, vndt
noch geldt herauß, nach dem Sie im Fridländischen
Tradiment eingezogen, er aber vnschuldig be-
funden worden.
Jch habe mich heütte, beym Ertzhertzog Leopoldt
Wilhelm, wegen einer visite anmelden laßen.
Sein Obrist kammerer, der von Halwyl hats auff
|| [[Handschrift: 57r]]
Morgen wilß Gott, daß man sich vmb eylf vhr
wieder anmelden, vndt die Stunde eigentlich
vernehmen sollte, remittirt, diewejl heütte
gar wichtige geschäfte eingefallen.
On dit, que le Conte Götz, se retire
avec son armèe de la Ligue, vers Jngolstadt.
Der Allte Johann Loẅ, ist mein gast,
zu Mittage, gewesen.
Ein silbernes glöcklein, habe ich vmb 6 du-
caten (weniger ½ Gulden (florenus)f:) von einem Juden erkauft,
daßelbe wiegt, ein Marck vndt 6 loht
wiener gewicht, da das Mark (Gewichtseinheit und Münze)M: vmb 4 loht
schwehrer sein soll, alß zu Leiptzigk.
Es war aber Augspurger proba.
Fürst Gundacker von Lichtenstain, hatt
mich diesen Nachmittag besuchtt, vndt allerley
mitt mir discurriret, in meinem losament.
Samstag♄ den 10. ⁄ 20. November 1638.
herr von Roggendorf war mein gast zu Mittage.
Bin mitt ihm außgefahren spatziren.
Vmb halbweg vjere bin ich bey dem Ertzher-
tzogk Leopoldo Wjlhelmo gewesen, vndt gar
höflich von Jhm entpfangen, vndt tractirt
worden. Er hat sich sehr wol gegen mir er-
botten. C'est un fort gentil Prince, & quj devient
de jour en jour, plus beau, plus grand, &
plus galant. Jl m'a fait parler tousjours
couvert comme de coustume, & m'a rencontrè
a la 3:me. chambre, m'accompagnant puis apres
jusques a la 4:me. & s'excusant de ne m'a-
voir rencontrè assèz avant. Ses gens
estoyent composèz en bon ordre, par tout.
Man sagt allhier, die gewaltige festung
Brisach seye eingenommen, vndt der Graf
Götz werde gefangen in Bayern geführet.
Jch kan es aber noch nicht glaüben.
Les mendianteries, apres que l'on a eu les
audiences, ne cessent point, des trabans; des por-
tiers, des lacquays, & autres valets. Cela couste pron.
Sonntag☉ den 11. ⁄ 21. November 1638.
heütte frühe hat Fürst Gundagker von Lichtenstain,
zu mjr geschicktt, vndt mich zu gast laden laßen.
Jch bin nach hoff gefahr<ritt>en, vndt habe alda den iungen
Pfaltzgraven von Neẅburgk angetroffen, wie
auch herren Erasmus von Starhemberg, Grafen Julius
von hardeck, vndt andere cavaglierj mehr.
Alß Jhre Kayserliche Mayestät auß der kirchen kommen,
vnß salutirt, vndt hernacher Tafel gehalten,
mitt der Kayserjnn, offentlich, hatt der Erzher-
tzog dem Kayser, der Fürst von Neẅburgk aber,
der Kayserinn das serviet geworfen. Der Erzher-
tzog hatt auch mitt dem Kayser Tafel gehalten.
Der Pfaltzgraf von Neẅburgk vndt ich, seindt neben
einander vor der Tafel gestanden, vndt der Kayser
hatt vnß beyde aufsezen laßen. Wie wir<Jhre Majestät> das
erste Mahl getruncken, vndt wir den hut ab-
gezogen, auch nacheinander die Kayserinn, vndt
der Ertzhertzog getruncken, seindt wir weg-
gangen, vndt der Kayser hat auch seinen huet
vor vnß abgezogen.
Darnach bin ich von hof hinweg, vndt zum Fürsten
von Lichtenstain, in sein hauß gefahren, mitt dem
Obrist hofmarschalck, herrn von Starhembergk,
allda wir mahlzeitt gehalten, mitt sejnen
Frawen, vndt freẅlein Töchtern, auch Schwieger
Sohn, Graf Fugkern.
Von dannen wieder nach hauß, allda mich der
Spannische Bohtschafter Marquéz de Castagne-
da, mitt ansehlichem stadtlichem comitat besuchtt,
vndt gar sehr höflich entretenirt, auch ge-
waltig wol offerirt. herr von Roggendorf
vndt Johann Loẅ, warteten auch mitt auff bey
mir, die haußehre zu erhalten.
Der Pfaltzgraf von Neẅburg, hatt einen
cavaglier zu mir geschicktt, vndt will mich
Morgen wilß Gott, besuchen, ne scay, a quelle
heure.
Zu hofe, bin ich auch heütte mitt dem vnga-
rischen Palatino Ester Hasy, vndt mitt dem
Erzbischof von Gran bekandt worden.
Schreiben von Madame[,] von noirmont, vndt von Deßa.
herr Lorentz von Hofkirchen, jst auch heütte Morgen zu hofe ge-
wesen, <vndt hatt mich allda angesprochen.>
Montag☽ den 12. ⁄ 22. November 1638.
Dieweil die ketten vormittags, an den gaßen, vmb des
Rahts willen, geschloßen, habe ich nicht können nach hofe
reitten.
J'ay attendu quasj tout le jour, en vain, apres
le Prince Palatin de Neẅburgk. Jl n'est pas com-
paru, <mais vers le soir je suis sorty, pour ne l'attendre trop.>
Dieweil Jhre Kayserliche Mayestät hinauß wollen Morgen
wilß Gott, auf die Jagtt, habe ich mich vmb pferde
mitt hinauß zu reitten, oder zu fahren, beworben. Es
ist aber nichts zu erlangen gewesen. Jedermann förchtett
sich seine pferde hjnzuleyhen, wejl der Kayser starck
reittet, vndt fährt. Theils haben keine pferde,
theilß viel krancke pferde, theilß kejn futter.
Gegen abendt bin ich doch nach hof geritten, in der
anticamera aufzuwartten. Es wirdt itzt gar
scharf gehalten, daß ihrer wenig dörfen hineingehen.
Es seindt auch itzt kaum: 10 oder 12 cammerherren,
da beym vorigen Kayser, wol 500 gewesen. Man
machtt auch itzt, kejne camerierj d'honor, mehr,
sondern nur, waß würckliche Cammerherren sejn,
die kriegen den schlüßel. Der Graf von Buchhaimb
Obrister kammerherr, hatt mitt mir conversiret.
Es ist heütte eine hochzeitt, des Grafen Kevenhüllers,
in der Kayserinn Leonora Pallast, gehalten worden,
mitt ihrer Freẅlein einer. Der Kayser ist darbey
gewesen. Jhre Mayestät seindt aber noch vor der Mahlzeitt
wieder in die Burgk kommen. Weil ich nicht hinge-
behten worden, bin ich nicht hjngegangen.
Sie dörfen auch nicht in der verwjttibten Kayserinn
pallast, (ob es schon der Kayserinn Freẅlein ist, so
außgestattet wirdt) tantzen, sondern müßen in
ein ander hauß, der Leitterhof genandt, ziehen,
daselbst die festivitet zu verrichten.
Hoggi alla corte facendo bujo, mj sopravenne
all'improviso, il Colonello Gall <Irlandese>, per salutarmj,
e mi fece riverenza, senza che jo me n'accor-
gessj, non lo conoscendo. Fù quello, co'lquale
m'azzuffaj a Ratisbonna, l'anno 1636 per conto
d'una parola, che doveva haver detto, alla presa
del mio castello dj Bernburgo, quell'istesso anno,
mà eglj lo negò costantemente, e m'offerì la
sua vita per pegno, in presenza del Signor Conte d'Or-
temburgo, nell'anticamera dj Cesare a Ratisbona
con grandissime proteste, e congiure, etcerera etcerera[.]
Dienstag♂ den 13. ⁄ 23. November 1638.
Jch habe Hans Georg zum Grafen von Trauttmansdorff wegen meiner expedition ge-
schickt. Er hat in einer expediton wol getröstet, die ander
aber zu sollicitiren gerahten.
Hans Georg ist auch zu der Grävin von Trauttsohn Obristen hofmeisterinn
der Kayserlichen Kayserlichen kinder von mir geschickt worden, mich zur visite
zu offeriren. Sie hatt mir den gantzen Tag frey gestellet,
vndt nicht gewoltt daß ich mich also schlechter dinge bemühen
sollte, wann ich nicht darneben eine Kayserliche audienz zu werben.
Wie aber meine leütte die gebühr höflich regerirt, ist endt-
lich die Stunde vmb 10<4> vhr, nachmittags, mir gegeben worden.
Zeitung daß der Götz zu Jngolstadt, in arrest genommen worden,
weil er den Lamboy nähermals vor Brisach nicht entsezt.
Der Agent Loẅ ist bey mir gewesen wegen meiner sachen.
Jl y a eu des mesentendus, mesme a cause des personnes
quj devoyent expedier mes affaires. Ainsy on court
a l'hazard de toutes parts en ceste vie humaine.
Nachmittags, ist einer von den Kayserlichen Printzen kommen,
vndt hatt sie mitt vnpaßlichkeitt endtschuldigett.
Man würde michs aber avisiren, wenn es beßer mitt
ihnen würde; weil solche klejne kinder, leichtlich, in
einer stunde, gesundt, vndt kranck, werden köndten.
Jch habe zum Spannischen Ambassador geschickt, vndt wollte
jhm gerne die visite wieder geben. Er hatt mir höflich lassen
|| [[Handschrift: 60v]]
sagen, Er bedanckte sich gehorsamlich vor die Ehre, so ich
ihm anthun wollte, vndt ließe mir die handt davor küßen,
wehre ihm aber von herzen leydt, daß er, meiner heütte nicht
wol erwarten köndte, denn es wehre allererst der vnga-
rische Palatinus mitt andern herren zu ihm kommen,
vndt würde sich itzt erst, (vmb zwey vhr) zu tische
setzen, dörfte sich wol verweylen, also daß es in die
sinckende Nachtt wehren möchte, vndt mir so
spähte vngelegen fallen. Wollte ich aber auf
einen andern Tag, ihm die ehre der visite geben,
so wollte er alßdann gar gerne, meiner erwarten
vndt mir seine dienste præsentiren. Endtschuldigte
sich aber, itzt aufs allerhöchste, zu meiner selbst
eigenen beßern bequehmlichkeitt, derer er iedoch,
alles anheim stellete, <vndt gar höflich, sich offeriren ließe.>
herr Geyer Kayßerlicher Cammerherr, so vorzeitten mein page
gewesen, hatt mich besuchtt.
herr Geörg Ehrenreich, Freyherr von Rogendorff, auff
Mollenburgk, hatt mich auch visitirt; <diesen Abendt.>
On croyt; que le Conte Piccolominj, aura la charge du
General Götz, & que l'Electeur de Bavieres, a fait
emprisonner le dit Götz, avant que le Conte Philippe
de Mansfeldt, est arrivè a la cour de München; afjn
de se descharger de tous soupçons.
Mittwoch☿ den 14. ⁄ 24. November 1638.
Somnium: wie daß ich zu Bernburg, vndt herrvetter Fürst Ludwig,
bey mir gewesen, da hetten wir an der Stadtmawer
(vmb welche dauchte mich, ein tiefer graben geführt
gewesen) von der kriegsvnruhe mitteinander gere-
det. Siehe da wehre ein Todtenkopf vber landt her,
vndter vns geflogen gekommen. herrvetter hette
gesagt, das ist mein bohte, vndt Zachariaß
Straube, hette es beiahet, vndt nichts geachtett.
Der Todtenkopf hette vnß allerley erzehlet, (welches
ich leyder! vergeßen) vndt ich vndt mein Tobias,
auch andere hetten vnß darüber endtsetzett.
Jn dem nun der Todte kopf, also herümber, in der
luft schwebett, vndt anfangs starck geflogen
kömptt, reißet er sich wieder einen Nagel
oder stock das eine gebein am <lincken> auge auf, klaget
auch es schmerze ihn gar sehr, vndt stellet sich
darauf nieder eine weile, mitt vermelden,
Nota Bene er werde keine bohtschaft mehr verrichten
können. Darauf hetten wir das Schloß zu Bern-
burgk besehen, so wehre so gar wenig mein
befehlich an einem Turn[!] zu bawen, in acht genommen
worden, welches mich sehr verdroßen, das es so schwehr,
Nota Bene so faul, so langsam hergangen. Darauf hette Fürst Ludwig
|| [[Handschrift: 61v]]
Nota Bene einen andern Turn[!] im tieffen graben an der Stadt
angeben, welcher gar baldt mitt großem fleiß
gar hoch aufgeführet worden, daß er den bergen
gleich worden, vndt feine zimmer bekommen,
auch sonsten wol verwahrt gewesen, so mich
nicht wenig erfreẅet gehabt. Je croy,
que cela me denote quelque mortalitè,
apres laquelle meilleure fortune, a ma
<p>p<o>steritè. Hier au soir mes gens devant
la porte chanterent une chanson de mort,
d'un instinct unanime, ce que je prens
pour un mauvais presage, avec quelques autres
circomstances. La volontè de Dieu soit faite
a sa gloire, a la conservation de son eglise & a
nostre salut, Amen.
Der Oberste Kollnitzsch hatt sich mir recommendirt.
vndt zu einer visite offeriret.
Vmb 3 vhr Nachmittags habe ich den Spannischen
Ambassador, Marquéz de Castagnéda besuchtt[.]
Er hat gar höflich, mich tractirt, mitt entgegen gehen,
vndt dergleichen, vndt wol 1½ Stunden gar amice,
mitt mir conversirt, auch von der Religion disputirt
|| [[Handschrift: 62r]]
mitt so schöner eyveriger, vndt doch freündtlicher,
anmuhtiger manier, alß mir noch einer alhier
an diesem hof vorkommen. Er ist ein gewaltiger,
vortrefflicher Politicus, vndt sanftmühtiger Rea-
ler Spannier, als mir noch in langer zeitt, einer
vorkommen. Mitt solchen wackeren leütten,
ists eine lust vmbzugehen. herr von Roggendorf,
vndt herr Geyer, haben mich dahin begleittet, vndt
sejndt hernacher wieder mitt mir zurücka gefah-
ren. Mes gens ordinaires, m'ont accompagnè a pièd.
Donnerstag♃ den 15. ⁄ 25den: November 1638.
Am heüttigen Sankt Catharinæ fest, vndt Jahrmarckt,
ist allhier viel wesens gewesen, Jch bin aber, vmb
eines catharrs, vndt anderer vrsachen willen, nicht
nach hofe gezogen. Es sejndt schöne sachen auf dem
Jahrmarck fail, vndt große freyheitt darbey.
Jch habe endtlich mitt mühe erhalten, daß die audi-
entz gegen 4 vhr, Nachmittags mir verstattet worden,
weil Jhre Mayestät mitt publicis sehr bemühet vndt
occupirt gewesen, wormitt sie sich auch selber gegen
mir allergnedigst endtschuldigett, vndt mich perquam
humanissime dimittirt. Cest Empereur est fort absolu, & Real.
Vor der audientz, kahm der venezianische bohtschafter,
Giovannj Grimanj herauß vom Kayser, vndt machte
mir allerley schöne complimenten, <gienge mir erst entgegen.>
Man sagt, der GroßTürcke, habe den venedischen
consul zu Alepo, schinden laßen, vndt præparire
sich mitt Machtt, wieder die venediger. Sie
haben sich also mitt dem Türcken verglichen, daß sie
die Seeraüber deß Golfo dj Venezia mögen in seinen
Meerhafen, Sie<er> aber hjnwjeder, in des der herrschaft
Meerporten sie darf angreiffen, vndt verfolgen.
Daß haben die venediger, zu Vallona gethan,
derohalben will er nun lose händel anfangen.
Er soll gewaltig sauffen, der Türckische Kayser,
auch Tirannisch, vndt venereisch sein. Den venedischen
Bailo, hatt er noch im arrest. <Nota Bene il terremoto in Calabria; che portende?>
Der Obrist kammerer, Graf von Buchheimb, welcher
vor diesem Ambassador zu Constantinopel gewesen,
erzehlete mir, vndter andern, er hette beydes den
Frantzösischen vndt Engelländischen Ambassador wollen köpfen
laßen, wann man sie nicht vertuscht hette. Es
wehre darnach vber die dollmetzscher außgangen,
die er offentlich hette hencken laßen.
Den abendt habe ich mejnen hofmeister, zu Pfaltz
Neẅburgk geschicktt, Jhre Liebden haben alle Mißver- || [[Handschrift: 63r]]
stände wieder gut gemachtt, vndt sich sehr höflich,
daß Sie mich nichtt visitirt, wißen zu endtschuldigen,
auch ferrner gewaltig offerirt.
Freitag♀ den 16. ⁄ 26sten: November 1638.
heütte vormittags, hatt mich der Spanni herzogk
von Neẅburgk besucht, vndt vber alle maßen
höflich, zu aller vertraẅligkeitt, sich offerirt.
Jch habe ihm die ehre gethan, die ihm in meinem
losament gebühret, mitt begleitten, vndt der-
gleichen, ob ers schon, wegen meines catharres,
vndt sonsten, durchauß nicht leyden wollen.
herr von Roggendorf ist auch bey mir gewesen, <zur
haußehre, vndt Mahlzeitt.>
J'ay tenu une [...] intelligence, avec l'Ambassadeur
d'Espagne en l'affaire dont est question, <mais mal reüssie.>
Es hat heütte allhier zu Wien, geschneyet, vndt ge-
regenet, vndt ist gar vnlustig wetter gewesen.
Mie spedizionj, sono molto lunghe, quì alla Corte,
e lj Segretarij domandano cose, da me, che sanno
meglio dj me, wer fragt, der gibt nicht gerne.
Avjs: daß vnsere<r> <geistlichen> briefe so nach Preßburg geschickt worden, dem
vornehmsten prædicanten daselbst; wegen der geistlichen collecten,
zwar allda acceptirt, weitter in 7benbürgen aber, (weil es den
Reformirten zu gute gemeint,) nicht fortgeschickt werden wollen.
Samstag♄ den 17: ⁄ 27den: November 1638.
<Guarda sempre il mese, di 9:bre. avertito assaj a tempo, 1632.>
Jch bin zum Graven von Trauttmansdorff
selber geritten, mejne sachen zu befördern. Er hatt sich,
daß mich Jhre Mayestät so baldt, ohne expedition bevrlau-
bett, darüber verwundert, vndt zu allem guten
erbotten, auch allerley arcana von wegen der
lehen, hinc inde, communicirt. Jl est content,
que le Baron de Roggendorf le reçoyve, parce qu'il
n'est point en service de Sa Majestè[.] Quant a
l'affaire de Meckelnburg il dit, que cela est, jm
Reichshofraht, & ne le touche pas, mais que
les Electeurs & tout le pays, sont de l'opinion,
que les plus proches successeurs, doyvent
aussy avoir l'administration. Toutes fois il
le remet a la justice & equitè de Sa Majestè[.]
Je l'ay surprins en son logis, il s'est fort
excusè, mais m'a accompagnè au partir, les
degrèz en bas, & ne s'est point voulu cou-
vrir en sa chambre, quoy que je l'en aye priè.
C'est un Seigneur fort modeste, discret, sincere
& cordial, & ie croy un de mes plus grands
amis en ceste cour.
Zum Graven Kevenhüller geschicktt, mich vmb eine
Audientz, bey der Kayserinn zu bewerben, vndt
daß ich auch die kleine Printzen, gerne sehen möchte.
Er hatt dilatorisch müßen antwortten, dieweil
er die Kayserjnn, noch nicht sprechen können.
Zum allten Loẅen geschicktt, welcher etzliche
Tage her kranck ist, also daß vnsere sachen, gar
langsam, vndt auf Steltzen gehen.
Graf Kevenhüller, hatt sich gegen mir ex-
cusirt, daß er heütte nicht hat können die au-
dientz procuriren, dieweil die Kayserinn
außfährt. Es soll mir aber, Morgen, wils Gott,
die Stunde zu wißen gethan werden.
Avis: daß Güsterow, vndt Schwerin, von den
Schwedischen eingenommen seye.
Jch bin Nachmittags auf des Spannischen bohtschafters, kuzschen,
mitt dem herren von Roggendorff, hinauß in Prater spaziren
gefahren, vndt hernacher zum allten Marggrafen, welcher
noch sehr schwach, vndt kranck jst, sich aber fein gedultig in
den willen Gottes ergibt, vndt deßen vnendtliche gnade,
vndt barmhertzigkeitt, hoch preisett.
Hans Georg zu dem Grafen von Trauttmansdorff geschicktt, derselbe will gern
thun, so viel an ihm ist, mais il le remet, aux autres conseils,
& l'Empereur ne veut dependre de personne.
Sonntag☉ den 18. ⁄ 28sten: November 1638.
Dieweil ich nach dem Giovanni Maria Bissiny in deß
venezianischen Ambassadors losament fragen laßen, ist hernacher
sein Secretarius, (so mich vor diesem vor 22 Jahren,
zu Amberg gesehen) nachmittags, selbst zu mir kommen,
vndt hatt mitt mir conversirt, auch sich, wegen
des gesandten höflich offerjrt.
herr von Roggendorf, ist zu Mittage, mein gast gewesen.
Schreiben von hause, (mais non de Madame) entpfangen.
Es jst mir heütte, von wegen der audientz der Kayse-
rjnn ichtwaß anzuzeigen, vergeßen worden. Jch habe mich
in meinem losament, endthallten, <re jnfecta.>
Hans Georg zum Grafen von Trauttmansdorff geschicktt, das hatt gar wol
getröstet, aber die Secretarien, wollen viel difficulte-
ten machen.
Diesen abendt zjmlich spähte, hatt der venezianische
bohtschafter, zu mir geschicktt, vndt mir sagen laßen,
er wollte Morgen gebe gott vmb 10 vhr vormittags kommen,
mich zu besuchen, wann ichs leyden möchte.
Montag☽ den 19. ⁄ 29. November
Meine sachen wollen nicht fortt, ob petulantiam der Secretarien.
herr von Roggendorf vndt Iohann Löw seindt bey mir gewesen zu Mittage, vndt
bey der audientz dann der venedische Ambassador Giovanni Grimanj,
hatt mich gar stadtlich besucht, vndt visitirt, vmb 10 vhr,
|| [[Handschrift: 65r]]
vndt allerley gute gespräche mitt mir gehabtt.
Zu Mittage, seindt der herr von Rogendorf, vndt Loẅ,
der Resident, meine gäst[e] gewesen.
Die Secretarien, so wol jm kriegsraht,
alß in der hofkammer, haben sich gar wiedrig
in meinen expeditionen erzeiget. Patientia!
Zum Pfaltzgraven von Neẅburg geschicktt,
vndt ihm die visite wieder geben wollen, so ist
er nicht jnnheimisch gewesen, <sondern hinhauß hetzen.>
Der venedische Orator erzehlte mir heütte, es wehren
16 galleren von Biserta gewesen Seeraüber, welche
nicht allein Muhtwilliger weise (wieder den stylum der
rechten Türgken, welche den Spannier, im lande nicht beley-
digen, ob sie schon keinen friede mitt ihm haben, die cor-
saren aber thun es wol) auß Calabria, viel Christen
Seelen endtführt, sondern auch in das Mare Hadriatj-
cum oder Golfo dj Venezia, vnnöhtiger weise gefallen,
vndt schaden gethan, da Sie dann billich von der ve-
nedischen armada welche den golfo bewahret, ver-
folget, vndt weil Sie sich in den Türckischen hafen
la Vallona retirirt, ihren capitulationen gemeß,
von dem venedischen Proveditor bestritten worden. Dann
Sie dörfen die Raüber in den Türckischen Meerhaven verfolgen,
gleich wie der GroßTürcke in ihren haven, vermöge ihrer verträge.
|| [[Handschrift: 65v]]
Nun hatt der venedische proveditor vber ihre armada briefe
aufgefangen, darinnen schreibet der Türkische commendant5
auf der Festung Vallona, an den Caymecam, (welcher
zu Constantinopel general leüttenampt der Stadthalter
deß Gran vezier ist) dann der Gran Vizier ist mitt
dem Türkischen Kayser wieder den Persjaner inß feldt
gezogen) er solle ihm 22 galleren zu hülfe schigken,
so könne er die Bisertinischen wol defendiren,
sonst in die länge nichtt. Darauf resolvirt er
sich, die Meerraüber anzugreiffen, welche ihre
16 galleren, in gute ordnung gestellet, mitt geschüz
wol versehen, auch mitt allerley Soldaten, vndt ge-
wehr, vndt eine iede gallere hatt ein schäntzlein
am vfer hinder sich gehabt, vndt also 16 schantzen,
(welche iede gallere, so wol mitt Stücken alß
Mußkeeten bestreichen können) vndt noch eine
haüptschantze vber die vorigen, die proras aber,
der galleren, hatten Sie gegen den fejndt gewendett.
Nun dachte der Proveditor Capello, es wehre
beßer, er wagte es, alß zu wartten, biß der
endtsatz hernach kähme, vndt er also hjnden, vndt
forne, zu fechten hette, vndt gleichsam vmbrjnget
würde, auch von der bergk Festung Vallona, selber
|| [[Handschrift: 66r]]
ferrnere noht litte. Greift Sie darauf im portt
Mannlich an, da sie sich dann Tapfer gewehret, vndt
im einfahren, auch oben von der festung, auf die Venediger
mitt stücken gespielet worden, also daß vber
250 Mann auf den venedischen galleren geblieben.
Endtlich aber seindt die Türgken vberweltiget, vndt
in die 1500 Mann niedergemacht worden. Die 16 galleren
aber, welche gar schön gebaẅet, vndt gar groß sollen,
auch wol versehen gewesen sejn, hatt die herrschafft
Venedig, (dieweil Sie vorhergesehen, daß sie der
Türck möchte wieder abfodern) in grundt ver-
sencken, vndt die gefangenen ChristenSehlen erle-
digen laßen. Deßen beschwehrt sich der Groß-
Türck, alß hette man die aufgerichtete capitu-
lationes violirt, seine jurisdiction infringirt,
seine Schifarmada vergeringert, (dieweil diese
16 galleren darzu stoßen sollen, der Türcken vor-
geben nach) vndt daß man auf sejne Festung Vallo-
na hette Feẅer gegeben. hatt darauf befohlen,
den Bailo zu Constantinopel zu köpfen, es ist aber
sein zorniges gemüht, durch seine rähte vndt Vi-
sirj, gemiltert worden, hatt ihn derowegen lassen
contra jus gentium, gefangen nehmen, biß auff
|| [[Handschrift: 66v]]
weitteren bescheidt, vndt er wirdt nicht in seinem
hause zu Galata, sondern anderstwo verwachett,
welches weder bey Solymannj noch Selimj secundj
zeitten, da die große waßerschlacht vor Lepanto
vorgieng, nicht geschehen. Dann er in selbigen
grimmigen kriegen, jst jhr Bailo, oder abgesandter,
allzeitt nur in seinem hause <ver>arrestjrt worden.
Er hatt auch itzundt alle commercia aufheben
laßen, alß die korn: vndt proviant fuhren auß
der Türckey, Jtem: die caravana so von Con-
stantinopel <zu lande> nach Spalatro zu gehen pfleget,
verbohten, vndt also auch viel neẅe galleren,
außzurüsten, vndt zu armiren befehl gegeben,
das es scheinet, er habe einen großen haß, wieder
die Venezianer gefaßett, vndt dörfte ein
guter krieg darauß endtstehen. Jedoch so
meinen ihrer viel, Sje werden sich, mitt
den Zecchinij, vndt Stechpfennigen loß kaüffen.
Sie endtschuldigen sich aber die herrschaft Venedig, daß
sie nicht des Türgken jurisdiction violirt
so wenig als die capitulation wie vorgemeldet,
dann Sie sagen, es hetten die auß der Festung Vallona
|| [[Handschrift: 67r]]
die Seeraüber nicht beschüzen, noch auf die Venediger
erst Feẅer geben sollen, dann daß lief wieder den frieden,
So wehren auch die Bisertiner, nicht rechte Türgken,
hetten wie vorgemeldet, in Calabria nicht streifen sollen,
hetten auch im Golfo nichts zu thun, vndt 200 meilen
vmbfahren dörfen, da sie doch in Marj Mediterranea
wol fortkommen können, wann sie zur Türckischen arma-
da hetten stoßen wollen, vndt ob sie schon durch
Sturmwindt vorgeben, daß sie dahin getrieben worden
wehren, so müste es ein selzamer windt sein,
daß sie also herümber leittet, Sie hetten auch wol
anderstwo, in Morea oder andern Griechischen porten,
im Marj Mediterraneo, vmbfahren können, vndt
dem vngewitter (wo ferrne eines gewesen)
endtgehen. Also kan der Allmächtige Gott,
baldt plötzliche enderungen zuschigken, da man
sichs am wenigsten versiehet, vndt kan die
welttweißheitt ofte zu nichte machen.
<Jl> Duca dj Candale è generale delle fanterie,
e delle milizie Oltramontane. Jl Duca dj
Modena, Don Luigj d'Este; è generale della
Cavalleria Veneziana.
Jch habe zum Grafen von Trauttmansdorff Hans Georg geschicktt. Er hatt
zwar wol getröstet, aber doch vermeinet, es giengen die
hofkammersachen, so geschwinde nichtt, vndt man müste
zeitt darzu haben, So müste ich auch, beym hofkammer-
præsidenten anhalten laßen, vndt denselben nicht præteriren,
der köndte die Secretarien, wol forttreiben.
Nun habe ich aber schon vom Kayser abscheidt genommen.
Ne scay, de quel bois, faire, flesche.
Dienstag♂ den: 20. ⁄ 30. November 1638.
Rindorfen habe ich heütte Morgen zum Graf Kevenhüller
geschickt, er möchte mich doch in Jhrer Mayestät der
Kayserinn gnade erhalten helfen, vndt weil ich
hörte, daß Jhre Mayestät etwaß vnpaß, ich auch am
husten vndt schnuppen vbel auf wehre (alß daß ich mich
schämete vor Jhrer Mayestät zu reden) so bähte ich ihn, weil
ich auch Morgen gebe gott gerne verraysen wollte, er möchte mich
wegen der audientz excusiren, vndt beygelegtes Memorial
(so ich selber wegen Meiner Schwester, der herzoginn von Mecklenburg vber-
geben wollen) vberraichen. Er hatt wieder complimenten
gemachtt, vndt daß ich sonst heütte hette sollen audientz
haben, wollte es gern verrichten, vndt hören, waß die
Kayserjnn darzu sagen würde.
Hans Georg ist wieder bey Graven von Trauttmanßdorff
gewesen. Er hatt lange warten müßen, biß<weil> ihn kein
diener anmelden wollen, biß ihn endtlich er sich selber
alß der Graf incidenter herauß gegangen, hervor
gedrungen, vndt ihn angeredett. Er hatt sich
zwar höflich erbotten, vndt mir freygestellet,
ob ich länger alhier liegen mitt vnkosten, oder aber
ejnen diener, (so sollicitirte) allhier laßen, vndt
forttraysen wollte. Tout m'est a contrecoeur.
Zum Graven Colobradt hofkammerpræsidenten habe
ich Hanß Geörgen geschicktt, vndt ihn von wegen meiner
prætensionen ansprechen laßen, Er hatt sich gar wol
erkläret, es zwar an Secretarium Wagener re-
mittirt, der ist auch vmb 10 ThalerThlr: heütte beßer,
quoy que j'en desespere du tout, de cest affaire.
Graf Kevenhüller, hatt mir sagen laßen, die Kayserjnn
wollte mir doch audientz geben vmb 4 vhr. Alßdann
habe jch mich eingestellet, vndt gar gendigste audientz,
insonderheitt aber, in der Mecklenburgischen sache gehabtt, auch
meinen abscheidt genommen. Jch habe die Kayserjnn dißma<h>l
gar wol verstanden. Elle me commanda unefois de couvrir.
Graf Kevenhüller, Obrister hofmeister, hatt sich sehr höflich
offerirt, auch sonsten, jn selbiger sache, vndt hatt mich darnach
|| [[Handschrift: 68v]]
zu den Kayserlichen Printzen begleittet. Der Alltiste heist:
Ferdinandt, ein liebes herrlein, von ohngefehr, 5 iahren,
das Freẅlejn heißt: Maria Anna, die stunden beysammen
vndt gaben mir die handt. Jhre Obrjste hofmeisterinnn
eine Grävin von Trauttsohn, war bey ihnen. Der
iüngste Printz Philippus; hatt eben geschlaffen.
Der Oberste von Gomorrhen, Graf Kollnitzsch, vndt
der herr von Roggendorf, gaben mir auch daß geleidte,
vndt ist diese stunde gar glücklich mir gewesen.
Von dannen, nach dem venezianischen Ambassador Giovan
Grimanj, der hatt mich sehr cortesjsch in sejnem hause
entpfangen, vndt entretenirt. Jo tengo sempre
vivo l'affetto, di star nella buona grazia, dj Vostra Eccellenza
sagte er zu letzte, <vndt recommendirte sich gewaltig.>
Zeitung von Constantinopel, daß der Türckische Kayser, Babylonia
belägert, vndt es in großer gefahr stehe.
Gestern bey der Kayserinn audienz, sagte Graf Kevenhüller
zuvor, in der anticamera er müste mir ein avertimento geben, ehe ich
hinein gienge, das wehre daß die Tapezereyen in der Kayserjnn zimmer
noch aus der Schlacht vor Pavia herkähmen, der König in Frankreich hette nur
noch 3 Stügke darvon, hette diese sehr gerne gehabtt, vndt viel
drumb geben wollen, aber nichts erhalten.
Ie me tins tousjours couvert, a l'Antichambre de l'Jmpe-
ratrice, mais personne autre n'osoit couvrir,
Observavj: daß Cæsar durch den Obristen Leßle mitt Melandern
tractiren leßett, den heßischen spezial accordt.
Jtem: daß der Kayser sich mitt Frankreich nicht vergleichen kan,
von wegen der außgesöhnten so wol, alß derer die nicht
außgesöhnet sein, dann beyde will Franckreich mitt
in accord haben, zu Cölln v oder Lübeck, hingegen sagt der
Kayser die vnaußgesöhnten köndten nicht tractiren, oder
einen salvum conductum darzu haben, die außgesöhn-
ten aber im Reich vndt vndter Jhrer Mayestät gebiehte, hetten
sich albereitt mitt derselbigen endtweder durch den Pragerischen
Friedensschluß oder durch particular accordt vertragen,
bedörften derowegen, keines andern vergleichs. Es ist
von wegen des Pabsts, ein Cardinal zu Cölln, den friedens-
tractaten beyzuwohnen. Es gehet aber langsam von statten.
Der allte herr von Schönkirchen (que l'on tient autrement
un peu, pour bouffon) ist noch allhier zu Wien, im arrest,
darf seinen degen nicht tragen, gehet aber in der Stadt,
jnß ballhauß vndt sonst vmbher, biß er sich wirdt ver-
antwortett haben. Er soll itzt gar Trawrig sein. Er
gibt vor, der allte Marggraf referire das factum
|| [[Handschrift: 69v]]
nicht rechtt vndt contradicire sich selber. Es stehet
auf Jhrer Kayserlichen Mayestät decision. So viel wirdt bekandt:
1. daß der Marggraf selb ander, ihme selb dritte begeg-
net, vndt da er den Marggraven von wegen seiner
gühter, weinlese, etcetera gühtlich angesprochen, hette der
2. Marggraf gesagt: Es wehre nicht wahr, daß es seine gühter
wehren, welches Schönkircher etwas hart beandtwortett,
3. darauf hette ihn herr Marggraf eine hundtsnase geheißen,
welches Schönkircher alsobaldt retorquirt. So hette der
4. Marggraf das pistol gezuckt, vndt geschoßen. Darauf
5. hette ihn Schönkircher wieder geschoßen, vndt der Sohn
auch, einer in den arm, der ander in den leib.
Der Marggraf aber sagt: der Sohn wehre sehr inso-
lent zuvorn in seinem des Marggrafen hause gewesen, hette
hawen, schießen, vndt stechen wollen, vbel geredett,
vndt ihn vndt seine beampten also angetastet, daß er
ihn hette müßen verarrestiren laßen, biß daß er
den rausch außgeschlafen. Daß hett sich der Sohn vor
einen Schimpf angezogen, insonderheitt weil ihn des
Marggrafen aufwärter, nach dem er ihn geschmähet, den
degen genommen, vndt darnach immer tumultuirt, vndt
ihme zu schaden gelegenheitt gesuchtt, der Sohn möchte wol
haben, stöße bekommen, alß er sich den degen, wie ein vn-
sinniger Mensch nicht wolle nehmen laßen. So gleich
|| [[Handschrift: 70r]]
köndte es nichtt zugehen. Er hette auch von sich gestoßen,
vndt des Marggrafen aufwärter erst vor einen hundsetcetera geschol-
ten. etcetera
Jnterim mag auf beyden seitten sein peccirt worden,
vndt hette gleichwol dem allten von Schönkirchen nicht ge-
bührt, die retorsion gegen einen Fürsten zu gebrauchen,
So hette auch der sohn, (welcher numehr außge-
rißen, vndt der Kayserlichen sentenz nicht erwarten
wollen) durchauß nicht schießen sollen. Daß ist
eine böse vnverantworttliche, den Fürsten præ-
judizirliche That gewesen, vndt strafwürdig.
Zum Graf Gabrianj, habe ich geschicktt,
daß er, alß der Kayserinn Eleonora Obrister hofmeister,
mjch wegen Jhrer Mayestät vnpaßlichkeitt, vndt
daß ich selber vnpaß wollte endtschuldigen, mich in
Jhre Mayestät gnade recommendiren, vndt in meinem
Nahmen abschiedt nehmen helfen. Es ist sehr
wol aufgenommen worden, vndt man hat mirs vor
eine discretion beygemeßen, daß ich Jhre Mayestät
mitt der audienz bey dero zugestoßenen leibes-
Schwachheitt verschonen wollen. Meinen hofmeister Knochen
hatte ich hingeschicktt.
Nota: le Roy de Pouloigne a dit icy, Qu'il n'y
avoit autre moyen; d'establir la paix en l'Empire,
sinon qu'on restituast le Palatjnat.
Le mesme Roy a eu beaucoup des Evangeliques
en sa suitte & a dit aux exilèz & autres icy,
qu'ils devoyent venir en son pays, & y habiter
seurement[,] la Reyne sa femme a dit le mesme,
peut estre par rayson d'estat pour gagner les
coeurs au recouvrement de la Swede.
Baudiß le général estoit en sa suitte & a parlè
fort haut, contre le Conte de Schwarzenberg
a l'Antichambre de l'Empereur.
Jch bin auf den Marckt spatzirt, dieweil
itzt Catharinæ Jahrmarcktt ist, vndt habe aller-
ley eingekauft. herr Erasmus von Starhembergk
hatt mich auch alda accompagnirt, vndt viel mitt
mir conversirt. herr von Zintzendorf, Graf Saint Julien
vndt andere cavaglierj, haben mich, aldar auch
salutirt, Graf Palfy, vndt etzliche Damen.
Schreiben von Præsidenten daß auf dem krayßtage
zu Leiptzigk dem Kayser 120 Monat, certis conditionibus
vom OberSächsischen Krayss bewilliget sein, vndt die querelen eingeschickt,
|| [[Handschrift: 71r]]
wegen der kriegsbedrengnüßen.
J'ay dit a Dieu, au Baron de Roggendorf
l'honorant de presents. Er hatt zu Mittage,
mitt mir gegeßen, wie auch Johann Loẅ, welchem
gleichsfalß, ich abschiedt gegeben.
Zum Pfalzgrafen von Neẅburg geschicktt,
welcher abermals, nicht einheimisch gewesen.
Giovan<n>j Grimanj heißett der venedische Orator
allhier, ein Rahtsherr zu Venedig.
Antonio Capello heißt der Proveditor, welcher
die Schiffarmanda in Vallona bestritten.
Taddeo de Vico heist der venedische Secretarius
allhier, welcher von der Republica abgeordnet jst.
Nachmittags hinauß auß der Stadt gezogen in die vorstadt
vor Wien, pour estre plus a la libre.
Den allten Marggraven durch Knochen besuchen laßen.
Er hatt gar einen treẅherzigen abschiedt von mir nehmen
lassen, sich wol offerirt, viel glück gewüntzschet,
vndt allen landsleütten, mitt sonderbahrer passion, vivant
ou mourrant, <daß er alles in Gottes willen stellett.>
Jch bin heütte, vmb Tausendt ducaten, vnversehens ge-
mahnet worden, a cause du Prince de Lichtenstein.
Cela m'a bien causè des quintes; en ceste sayson.
Bin heütte allhier in der vorstadt zu Wien, still gelegen.
J'ay communiquè a Monsieur le Conte de Trauttmansdorff ce quj m'est
venu de Lipsie. Jl l'a prjns, en tresbonne part,
& le veut descouvrir, a l'Empereur.
Der Kayser hatt Nachmittags dero hofkammer Secretarium
Wagner zu mir geschicktt, vndt mir sagen laßen,
Man wehre mir zwar, wegen meiner pension nichts
schuldig, alß biß auf des<Meines> herrnvatters Seligen Todt,
vndt biß ich zu meinem Fürstenthumb wehre
kommen, hette ich also viel zu viel bekommen,
dann ein halb iahr, nach verordneter pension
ist Mein herrvatter Seliger gestorben, vndt ich habe mein
Fürstenthumb bekommen. Jnterim wehren mir,
vber 4 mille vndt mehr außgezahlet worden. Jedoch
wollten es Jhre Mayestät dahin erleüttern, das
ich Sie mirs auf 4 Jahr paßiren laßen
wollten, Nun hette ich 4 mille ThalerThlr: weg, vndt
heütte sollte ich 1000 ThalerThlr: bekommen jm krie-
geszahlamptt, daß vbrige nemlich 7000 ThalerThlr:
sollte mir bey herrn Arnolden vom Böhmer ange-
wiesen werden. Jch muß es billich, vor eine
Kayserliche gnade, in itzigen meinen Nöhten, vndt drang-
Sahlen erkennen, vndt habe mich zu bedancken vrsach,
|| [[Handschrift: 72r]]
würde mir auch vbel anstehen, mitt dem Kayser
zu disputiren. Sonst ists nicht ohne, daß mir vmb
weyhenachten anno 1629 der verstorbene Kayser
Ferdinandus secundus glorwürdigster gedechtnüß,
nicht allein 3 mille ReichsthalerRthlr: iährlicher pension assignirt,
bjß ich zu bequehmeren Mitteln, gelangete, sondern
auch gewoltt, daß ich alßbaldt 12 mille ThalerThlr: anticipando
haben sollte, welches mir beym herzogk von Fridlandt
angewiesen, aber vmb seines wunderbahren
humors willen, nichtt erleget worden. Diese
12000 ThalerThlr: hatt der itzige Kayser nicht allein
zu Regenspurg approbirt, sondern auch mündtlich
durch dero Obristen hofmeister herrn Graven von Trauttmansdorff
vndt Graf Kurzen zusagen auch verschreiben,
vndt weil nur 2 mille damals mir erleget
worden, aufs neẅe den vberrest, diß Jahr,
anweisen laßen, beym kriegszahlmeister Peve-
rellj, vndt herrn Arnolden vom Böhmer. Gott gebe,
daß ich ferrner contentirt werden möge. Le
General Tilly; m'a aussy unefois desboursè
deux mille Talers de ceste somme, par Walmerode,
me semble. Et i'ay bien souffert cependant 100 fois plus.
|| [[Handschrift: 72v]]
Car nous liquidons quarante tonneaux d'or,
depuis 1625 en la Principautè despendus, par les
maulx de la guerre. Jtem: i'ay perdu pour
plus de 100 mille Dalers vaillant, au sac de ma
chasteau a Bernburgk, Jtem: Je ne coute
point plus de cinq tonnes d'or, perdus 1620
apres la malheurese guerre de Boheme,
& ce que j'ay perdu en pilleries, & ravages
& autres choses en la constant devotion de
l'Empereur[.] Mais il se faut contenter,
& n'aspirer trop avant, outre mesure. <Jhre Kayserliche Mayestät haben sich gleichwol auch gegen
mir endtschuldigen laßen, daß sie nicht ein mehreres
thun köndten, von wegen der<o> hofkammer vnvermöglichkeitt, vndt itzigen schwehren außgaben, welche
darzu bey itzigen schwierigen zeitten, deroselben
obljegen theten. Jch möchte also vor lieb nehmen.>
Quæstus Magnus: pietas, cum sufficientia.6
Der allte allte Johann Löw ist noch ediesen Nachmittag
wieder zu mir kommen, wegen der außzah-
lung, mitt mir zu reden, <& il y a nouvelles longueurs.>
Der herr Graf von Trauttmanßdorf, hatt diesen Morgen
seinen Secretarium Franciscum Faber, zu mir ge-
schicktt, mir das gesterige, (waß Wagener albereitt
mir referirt) referiren, sich auch sonsten gegen mir
im besten recommendiren, vndt endtschuldigen laßen,
daß er seiner schuldigkeitt nach, nicht zu mir
kähme, aufwartete, vndt abschied nehme. Wollte
es aber noch thun. Jch habe curialiter, geantwort-
tett, gedanckt, meine sachen recommendirt, vmb
ferrnere continuation der affection gebehten,
vndt habe ihn den Secretarium, vmb sejner
vielfältigen mühewaltung willen beschencktt.
Dergleichen ist auch Secretario Wagnern, vndt
dem kriegszahlmeister Kysel verordnet worden.
Auf dem Jahrmarckt alhier zu Wien, habe
ich vor meine kinder, allerley gentilezze
einkaüffen laßen. Gra
Zum allten Marggraven Rindorfen geschickt
ihn zu visitiren. Er leydet große schmertzen wegen der
Splitterknochen so herauß wollen.
Der allte Iohann Löw ist zu Mittage zu mir herauß
in die vorstadt kommen, auch zur Mahlzeitt geblieben.
Graf Kevenhüller, hatt die heüttige visjta, so
ich ihme thun laßen, auch gar wol aufgenommen,
vndt sich in der Meckelburgischen sache, wol erbotten.
Der König in Spannien hatt seine magnificentz
neẅlich sehen laßen, in dem er alle Spannische
Soldaten in Fontarabia zu Rittern seiner orden:
alß: Sant Jago: Alcantara vndt Calatrava,
gemacht, wegen ihrer erwiesenen sonderbahren
großen Treẅ, vndt extraordinariae Tapferkeitt,
hatt auch allen bürgern darinnen so lange
sie leben, ieden 4 Realen, ihren weibern
aber 2 Realen, vmb ebenmeßiger vrsachen,
vndt vbergewöhnlichen gethanen gewaltigen
gegenwehr willen, täglich zum gnadenlohn
zu empfahen verordnett, ohne waß den befeh-
lichshabern vor große belohnung, ehre,
vndt begnadigungen wiederfahren. So hatt
der König, auch vber dritte halb Tausendt
gefangene Frantzosen, ohne rantzion, loß ge-
laßen, vndt dem Neẅgebornen Delfin in Franck-
reich geschencktt, damitt auch der Feindt dieser
|| [[Handschrift: 74r]]
gnade vndt freẅde vber dem entsaz Fontarabia
alß vber der geburtt des Königlich Spannischen Schwester
Sohns, in Frankreich theilhaftig würde. Dergleichen libe-
ralitet ist in viel hundert iahren, nicht erhöret
worden. Jst auch der Spannischen Tapferkeitt,
vndt grandezza sonderlich gemeß, vndt in
erwegung de aller vmbstende vndt wichtig-
keitt der sachen, wol angewendet worden.
Doctor <Esaias> Sachß, des Kaysers leibmedicus, hatt
mich besuchtt, vndt mir pro purificatione San-
guinis, etwaß verordnett, wie auch contra
Catharrum. Jst gar ein guter Mann, ein Schlesier,
vndt deß <Doctor> hartingij<mannj> SchwiegerSohn, welchen ich
zu Desßaw, wol gekennet.
Jch bin abermalß, bey dem allten Marggrafen
Geörg Wilhelm von Brandenburgk7 gewesen, vndt
habe ihn verbinden sehen. Er ist gar gedultig,
vndt gutes gesprächs gewesen, hatt mir auch
mitt sehr Treẅherzigen wüntzschen valedicirt.
Gott erfülle dieselben, vndt gebe Jhrer Liebden hinwieder
alle prosperitet, gesundtheitt, wiederaufkunfft,
auch leibes, vndt Sehlen wolfahrt. Amen.
<Jusques icy depuis Nüremberg a Tobias Steffeck 5<6>00 Ducats Vngrois.>
J'ay acheptè un bassin & esguire d'argent
parsemè d'or, pesant 4 Mark (Gewichtseinheit und Münze)m: du poids d'icy, le
tout pour 24 Ducats, puis un cheval Hongrois gris,
pour 24 florins, <& encores un autre grison Hongrois pour 20 DalersDal:>
Jch habe heütte, mitt meinen præparatoriis
zum aufbruch, viel zu thun gehabtt, auch hin
vndt wieder Schmiralien zur beförderung
der sachen, außtheilen laßen. Gott helfe zum
besten. Tobias Steffeck & Hans Georg sont mes deputèz en
ces choses, & font jusques icy, bien leur devoir.
Der windt hatt diese Nachtt, treflichen schaden
gethan, vndter andern zu Nußdorf, zwey schiffe
mitt 40 personen, ertrencktt. Gott helfe, daß
bey vnß nicht, dergleichen windt, gewesen.
<Nota Bene Nota Bene[:]> Sua Maestà m'hà fatto dar belle speranze. Jddîo
voglia, che ne seguino glj bramatj effettj.
Mà lj Segretarij, fanno per volta, ciò, che
vogliono, ô che lor para commodo, <e torna conto.>
Vor 75 corallen (so gar schöne) habe ich 21 ducaten,
45 creützer gegeben. Sie wogen 17 loht, das lot: pro 2½ ReichsthalerRthlr:
|| [[Handschrift: 75r]]
Jch habe sie, deücht mich, mein lebetag, nicht schöner
gesehen.
Gegen abendt spähte, habe ich die Kayserliche anweisung,
an herrn Arnolden vom Böhmer, wegen mejnes außstandes,
der restirenden Kayserlichen pension, vom[!] vorigen<r> Kayserlicher Mayestät
herrührend, schriftlich entpfangen. Gott wolle mir
nur guten effect an dem ortt beschehren, vndt
mildiglich, genießen laßen.
Zeitung daß es mitt Brisach, jn allten Terminis, vndt
daß sie sich biß auf daß Neẅe Jahr, zu halten
getrawen, Sollten sie interim endtsetzt werden,
so wehre es gut, wo nicht, müsten sie sich ergeben.
Jtem: daß die Türcken, vom Persianer, vor Baby-
lon, aufs haüpt geschlagen worden.
Jtem: daß dje Staden, sich der vnkosten halber,
<(>so Sie diesen Sommer vergebens aufgewendett<)> zu
erholen, alle geistliche gühter, in Frießlandt
verkauffen.
Jtem: daß der Holländer ihre schiffe vor
Duynkirchen alle zerstreẅet, vndt veriaget sein.
Jtem: daß der hertzogk von Modena dem König in Span-
nien sein Freẅlein auß der Tauffe gehoben.
Alß die Königin in Spannien, (des Königs in Frankreich schwester)
von ihrem herren gehört, daß ihr bruder ihren
herren bekriegen würde, hatt sie gesagt,
Er der König in Spannien ihr herr, sollte nur
alle ihre kleinodien, Silbergeschirr, vndt waß
Sie sonst hette <nehmen> vndt krieg wieder ihren
herrn bruder, wann es ie nicht anderst sein köndte,
mitt Machtt fortsetzen, die Königjnn in Franck-
reich aber, des Königs in Spannien schwester, alß sie
eben dergleichen von ihrem herren vernommen,
hatt sie lächelnde gesagt: O Mein bruder
wirdt eüch gewachsen genug sein, ihr dörft
nicht sorgen, daß er eüch nit rechtschaffen kommen
werde, Möget eüch wol in acht nehmen, vndt
zur einem ernstlichen kriege, gefast machen.
Monsieur le Conte de Trauttmansdorf, Chevalier de la Toison
d'or, m'a contè luy mesme ce que dessus. C'est
mon grand amy, & mon plus cordial a ceste
cour, estant aussy, (comme on estime & void)
le plus grand favory de l'Empereur, a present.
Dieu me le conserve amy, longues annèes.
heütte seindt, noch kurz vor meinem vffbruch, schreiben
von Meiner gemahlin, vndt von Schwarzenberger ankommen, welche
mir gleichwol zu meiner Nachrichttung, gedienett.
Zeitung daß die holländer in Texel, durch Sturmwinde so großen
schaden erlitten, alß in 40 iahren, nicht geschehen.
Jtem: daß der König in Spannien Sie mitt großen außrüstun-
gen, vndt Schifarmaden, auß Brasilia vertreiben leßett.
<Jtem:> Daß der GroßTürck 50 mille Mann vor Babylon verlohren,
vndt gleichwol obstinat ist, die Christen zu persequiren.
Jtem: daß der Cardinal Jnfante alle gefangenen vor
Callo, will auf freyen fuß stellen, weil er der Rantzion
halben, sich nicht vergleichen kan mitt den deputirten.
Meilenm. | |
Nachmittags, bin ich von Wien aufgebrochen, im Nahmen
des herren, vndt gerayset biß nach Wolckerßdorf in kaltem windigen Sturmwetter. |
3 |
Auf den Donawbrücken ist vnß ein Königlich Pollnischer
abgesandter, Graf Dehnhof begegnet, mitt wagen vndt
pferden. Will zum Kayser.
Meilenm. | |
Von Wolckerßdorf, nach Wülferßdorff zu Mittage
gehöret Fürst Gundacker von Lichtenstein zu. |
3 |
Aufn abendt nach Felspergk
allda Fürst Carll Eusebius Regierender herr, des Fürstlichen hauses Lichtenstein, mich splendide entpfangen, gar herrlich vndt prächtig logirt, vndt tractirt. |
2 |
Fürst Carll hatt mir eine Neẅe glaßfensterkuzsche,
mitt Sechs grawen vngrischen pferden, vndt einem
schönen Reittroß ein Rappen, auß guter affection
verehret, welches ansehliche præsent mir an itzo
wol zu statten kömptt, vndt ich es nicht verhofft
hette. Jhre Liebden haben mir auch schöne sachen von ge-
mählden, schönen kästlein vndt Tischen, so sie mitt
auß Jtalien gebrachtt, sehen laßen, wie auch den
schönen Fürstenhut, vndt degen, mitt diamanten
vndt großen rubinpallaßenc versezet, so gar hoch æstimirt
vndt mir auch anno 1635 gezeiget worden. Darnach
dero pferde, vndt andere sachen.
Nach der Mahlzeitt, sejndt sie mitt mir biß nach
Eißgrub gefahren, vndt haben mir daselbst den prächtigen
wolerbawten garten, vndt statuas[,] auch brunnen
darinnen, (wie auch das <neẅangerichtete> Pomeranzen hauß gezeigett.
<wie auch das lusthauß, so ich anno [16]35 auch gesehen mitt dem garten,>
Darnach <das Pomeranzen hauß ist neẅlich darzu gekommen.>
Meilenm. | |
Darnach haben Jhre Liebden einen freundlichen abschiedt von mir genommen,
vndt wir seindt wieder von einander gezogen, Sie zu ihrem Schwager, nach Niclaßburgk dem Fürsten von Dietrichstain. Jch nacher Auspitz, ein Lichtensteinisches Städtlein in Mähren || [[Handschrift: 77r]] Eißgrub lieget auch schon in Mähren, Felsperg aber ligt noch in Oesterreich. Die meilen seindt groß. |
2 |
Jhre Liebden haben mir einen vom adel, Bergk genandt
zugeordnet, der mich beleytten, vndt bedienen helfen soll.
Monsieur de la Vele heißet Fürst Carls Stallmeister. Ie suis
en sa debte a cause du present. Cantelme heißt sein
allter hofmeister, so kranck. Es war auch ein Nea-
politanischer Cavaglier, Arcamone genandt, in sejnem
comitat, vndt sonsten, eine große menge volcks, jn
seiner suitte. C'est le plus opulent Prince; quj soit,
en ces regions; & fort gentil, & accomply.
Meilenm. | |
Von Auschpitz (alda mir auch der wein verehrt worden)
nach Austerlitz, ein Städtlein, dem herrn von Austerliz8 zugehörig, zu Mittage |
3 |
Abends nacher Wischa, gehört inß Stift Olmitz:
Von wegen, des glatteyses, vndt daß die pferde nicht haften können, hatt vnsere kutzsche große vngelegenheitt gehabtt, vndt hetten baldt ejnen berg hinundter, vbel fahren sollen. Es ist aber Gott lob, daß vorgewesene vnglück, abgewendet worden. |
2 |
Zu Wischa hatt man die Pferde schärfen vndt beschlagen, auch
die kutzsche mühsam repariren lassen.
Meilenm. | |
Von Wischa nachm frühestück, gen Proßnitz
eine feste Stadt, wiederumb dem Fürsten von Lichtenstein zustendig, alda mich Jhre Liebden wieder tractiren laßen, durch ihren haüptmann von Blumenaw, (in welches Ampt Proßniz gehörjg) wie auch durch vnsern zugeordneten Lichtensteinischen Commissarium den von Bergk. |
2 |
Diese zwey meilen sollen die größesten in gantz
Mähren sein, dann es vorzeitten 4 Meilenm. gewesen.
Vmb ezlicher frondienster willen aber, so von Wischa
dahin geleistett werden müßen, vndt mißver-
stände vmb der ferrne wille, den Nachtbarn,
zur præjudizirlichen consequenz, erreget, hatt man
vier<zwey> meilen auß vieren gemachtt, welches gar
gerne von den albernen pawren acceptirt worden.
Jch habe fünf in Sechste halb stunden an diesen
zween meilen, gefahren, vndt doch nicht gesaümett.
Der haüptmann heißt Vlachofsky, vndt ein ander vom
adel Lichnofsky, seindt heroben blieben. Der Fürstenrichter9
vndt der Raht, haben mir den wein verehrt.
heütte habe ich das Schloß Blumenaw zu roß visitirt.
|| [[Handschrift: 78r]]
Es lieget ejne Meile von Proschnitz. Jst fein gebawet.
hatt in die 45 zimmer, auch einen feine Rüstkammer,
vndt darneben lieget ein hüpscher Thiergarten.
Meilenm. | |
Nach dem ich wieder nach Proschnitz kommen, vndt alda
gefrühestückt, & raccoustrè les mesentendus & brouil- leries d'hier au soir, arrivez par deux yvrognes, bin ich bey dem hüpschen Neẅerbawten Schloß zu Proßnitz vorüber, vndt vollends nach Lytta gefahren, in schlackichtem bösem wetter, alda mich gleichsfalß, Fürst Carll von Lichtenstain tractiren laßen. Es hatt vndterschiedliche waßer so durch, vndt bey diesem Städtlein vorüber fließen. Wehre wol feste zu machen. |
3 |