Dienstag♂ den 1. November 1642.
heütte früh, habe ich den Obersten Werder, vndt
Caspar Pfawen zum General Major Königsmarck ge-
schickt nacher Wettin, den vnerträglichen preßuren
zu remediiren. Gott gebe glücklichen succeß. perge
Baldt darnach, ist post ejnkommen, er hette
nicht allein, einen Rittmeister, mitt 20 pferden,
auf Ascherßleben zu, commandiret, sondern auch
an einen alhiesigen Rittmeister geschrieben, er wollte
gewiß heütte alhier sein. Dörften also
heütte vnsere leütte, endtweder seiner verfehlen,
oder mit ihme zugleich anhero kommen.
Gott wolle die schwehren preßuren, vnß
erleichtern, vndt v̈bertragen helfen.
Nota Bene[:] Jl me souvient d'ün songe, il y a dix ans,
que j'eus, avec üne admonition aspre, en
ces mots: Gardèz vous des mois quj ont
ün R etcetera & prennèz bien garde au mois
de Novembre. etcetera Dieu vueille divertir
tous malheurs, de moy, & des miens, & de
tous bons Chrestiens. perge par sa grace, & Tou-
tePuissance, en nostre sauveur, Amen.
Der General Major, Königsmarck, ist vor-
mittags, anhero kommen, vndt hat mit mjr gegeßen,
auch Officirer, bey mir<sich> gehabtt, vndt zu allem guten,
sich erbotten. Jch habe durch den Obersten
Werder, vndt Caspar Pfawen, mitt ihm tractiren laßen[.]
Sonst werden mir inndeßen viel jnsolentzie[n]
geklaget, wie die Soldaten ihre wirtte plagk[en]
vndt ein Rittmeister selber sollte geschrien haben
auf offener gaße: Sie sollten sich nur alle Neẅ
kleiden laßen.
Gott hat mich diesen abendt, in etwaß ge-
tröstet, durch glückliche wiederkunft, des Tobias
Steffeck, vndt des Oberlenders, so auß ferrnen
landen wiederkommen, avec ambigüe expedition[.]
Mittwoch☿ den 2. November 1642.
Avis: daß gestern abend 8 compagnien zu fuß vnver-
sehens in Ascherßleben einkommen.
Vnsere Schweden, seindt heütte plötzlich
fortt, theilß auf Ascherßleben, theilß auf
Deßaw. Man kan sich hierein nicht richten.
Il semble, qu'il y aura ün grand remüe-mesnage.
Schreiben von Fürst hanßen, daß er kommen, will.
heütte hats händel gegeben, zwischen dem
Major halcken, vndt dem Rittmeister Leönhardt,
vom Schönherrischen Regiment, darüber der Rittmeister
zu mir kommen, vndt satisfaction begehrt.
Rindorf hat 6 hasen, von der hatz, ejnbrachtt.
Diesen abendt, als die General Majorinn
von Meiner gemahlin, nebenst vnsern Jungfern,
durch Meine kutzschpferde, wieder hinundter
geführet worden, ist ihnen im rückwege der
obgenandte Rittmeister begegnet, den pferden in die
zaüme gefallen, mit vielen vnnützen wortten,
nach dem Major gefraget, auf ihn geschmähet,
vnd sich gar vngeberdig angestellet,
welches mir selber ein despect, daß er
vnsere Jungfern vnd meine pferde also aufgehalten,
auf freyer straße etcetera[.] Er hat auch sonst
verdrießliche reden geführet, auf alle, so mitt halcken
eßen würden, wann er sich nicht mitt ihm schlüge
oder abfünde. etcetera
Donnerstag♃ den 3ten: November 1642.
Jch habe wegen des gesterigen Rittmeisters
händel, viel zu thun gehabtt. etcetera Dieu <en> donne bonne fin.
Man hat vor Ascherßleben, stargk schießen hören.
Der Major halcke, hat heütte frühe,
(ehe er noch von mir die inhibition bekommen)
den Rittmeister außfordern laßen, welcher
auch vorm Schloß zu pferde erschienen, da
doch der Major zu fuß hat fechten wollen.
Jch habe Rindorffen, (nebenst Erlachen, vndt
Sehsen, durch welche halcke ihn fordern
laßen) hinauß geschicktt, mit dem Rittmeister
zu reden, wegen der gesterigen verdrießlichen
wortt, vndt attentaten. etcetera
Er hat endlich alles suspendirt, biß zu deß
Generals Major wißenschaft, etcetera
Mein vetter, Fürst Johans vndt Seine FrawMutter,
seindt in die 60 pferde stargk anhero kommen,
vndt beyde Mahlzeitten, alhier geblieben,
da es dann gute conversation gegeben.
Avis: daß Königsmarck Ascherßleben
eingenommen, welches sich auf gnade, vndt vn-
gnade (weil nur 30 Mann darinnen gelegen)
ergeben müßen.
Freitag♀ den 4ten: November 1642.
heütte Morgen, jst der vetter, Fürst Johannes,
mit Seiner lieden FrawMutter, fortgezogen, auf Köhten.
Nach dem ich gestern mit seinem zugeordneten
Raht Doctor Pichteln einem Oberpfältzer conversirt,
habe ich heütte Morgen Obrist leutnant Knochen, bey mir gehabt. et cetera
Sein Juncker heißt: Böselager.
Gestern berichtett mir Oberste Werder: Es hette
hanß von Bergen, der Contribution:Einnehmer, mit den
geldern von Deßaw, auf Cöhten, gewoltt, vndt erfahren,
das seine eigene Königsmarckische convoy, einen an-
schlag auf ihn gemacht, ihn niederzumachen, vndt das geldt
abzunehmen. So hette er heimlich, von Douglas Reüttern,
andere convoy bestellet, welche alß Sie mitgeritten,
solches von den Königsmargkischen, v̈bel empfunden worden.
Sie haben es aber mit verwehren können, vndt also
ist Gott lob, Bergen in salvo, mit dem gelde v̈berkommen.
Jta lupum auribus tenemus!1 Patientia!
Rittmeister Praßel, so in der Schlacht vor Leiptzigk
gefangen worden, ein Jrrländer, hat mich durch Tobias
Steffeck, vmb einen peltz ansprechen laßen. Ie luy
en ay fait donner, üng[!].
Bin hinauß geritten, hinder Zeptzigk, spatziren.
Caspar Pfaw, kömbt wjeder, berichtet: Königsmarck wolle
endtweder haben: 7000 ThalerThlr: bahr, vndt alles volck
abführen, oder 6000 ThalerThlr: vndt 1 compagnie im lande laßen
Monatlich. Darauf ist der Oberste Werder,
nacher Plötzkaw geritten, sich bescheids zu erholen,
er aber ist an die Arbeitt gegangen, eine rich-
tige eintheilung zu machen. Jch habe mejne Mei-
nung, so viel sichs in der eyl thun laßen wollen,
darzu gesaget. Gott gebe heylsahme consilia.
Der Oberste ist in der Nacht wieder zu mir
kommen, vndt hat das seinige gethan, aber von Plötzkau
auß, hat es confusa consilia vndt irresolutio-
nes mir zu helfen gegeben. Muß ich also verzappeln.
Samstag♄ den 5ten: November 1642. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Es ist ein solch lamentiren vndt weheklagen
alhier, alß noch iemals bey eintziger einquartirung
gewesen, vndt weil diese Nacht, die general
Majorin auch aufbrechen müßen, Alß wirdt
der in der Stadt logirende Rittmeister desto
insolenter vnerträgliche postulata zu erpreßen,
da er billich andern sollte gut exempel geben.
heütte fordert er neẅ quartier, auf 50 pferde
|| [[Handschrift: 357r]]
da sie doch nicht vorhanden, v̈ber die Jehnigen,
so vorhin alhier logiren. Sonst werden theilß bürger,
vmb nichtswerdiger liederlicher vrsachen willen, vorn
halß gehawen, theilß geprügelt, schwangere
weiber geschrecktt, theilß <weiber> genohtzüchtiget,
oder dergleichen angemuhtet, vndt ist niemandts
rechtschaffenes da, (weil die Officirer hinweg
seyn) welcher commando helt.
Zudem, so will das OberDirectorium nicht recht
fortt, gleichheitt zu hallten, oder rechte eintheilung
zu machen, sondern Sie laßen, vnß weydlich zappeln,
weil Sie frey sein, vndt nichts contribuiren,
auch andere leütte, nicht offendiren dörffen.
Ludwig Boße Rittmeister, jst diesen abendt
schriftlich bey mir einkommen, Bittet, ich wolle
mir die jnsolentzen seiner v̈bel disciplinirten
Soldaten (so er aber bestrafen laßen wollte)
nicht so sehr zu gemühte ziehen, vndt es ihm
verzeyhen. Jst also höflicher, alß wir es ge-
meinet hetten. Die Jehnigen, welche
heütte ihn so sehr verklagt, haben auch diesen
abendt anders geredet.
Sonntag☉ den 6ten: November 1642.
<Textus von dem knechte der 10000 Pfund (libra)℔ schuldig wahr.2>
Georg Petz, so von Aschersleben wiederkommen, bringt gute
vertröstung, einiger beßerung oder linderung mit
vom general Major Königsmarck iedoch dilatorisch.
Der Oberste Werder ist wieder fortt, nacher
Köhten, vndt beyde Krosigk von Erxleben,
seindt extra, nebst Magister Saxen dem hofprediger,
welcher aufm Sahl geprediget, (a cause d'üne
douleur des yeux, que je n'avois jamais eüe au-
paravant) zur Mittags-mahlzeitt geblieben.
Montag☽ den 7ten: November
Ein Somnium gehabt, wie ich in einer herberge
in einem schlechten bette, an Fenster gelegen,
vndt ein geraßel am fenster gehöret, darüber
ich es ein wenig aufgemacht, daß ich die handt
durchstegken können, vndt vermeinet ein
hun zu fangen, So wehre es ein großer Raub-
vogel alß ein Falcke, oder SteinAdler gewesen,
den hette ich noch leise vndt behende bey der
eüßersten klahe erwischt, vndt niederge-
druckt, daß ich ihn kaum darbey erhalten können,
vndt die klawe wehre entzwey gegangen,
|| [[Handschrift: 358r]]
doch nicht gantz voneinander, sondern nur durch
das feste hallten geborsten, also daß dennoch der
vogel mir nicht endtfliehen mögen.
habe ihn endlich, (alß das fenster gantz
eröfnet worden,) mit der andern hand auch
beym leibe gekriegt, vndt also ins gemach
gebracht. Er hette sich nichts sonderlichs geweh-
ret, noch mich gebißen. Jm gemach wehre er
gar kirr worden, vndt <ich> hette ihm zu freßen
gegeben, hette sich auch gar gern von mir,
an der brust, vndt auf dem kopf streicheln
laßen, vndt wehre meiner gar gewohnt worden.
Endlich weiß ich nicht, wer ins losament zu
mir getretten kommen, gegen den ich mich vndter
andern auch meines schönen vogels berühmet,
nach welchem aber, alß wir vns im gemach
vmbgesehen, wehre ein wolf darauß
worden, der sich mit dem fuß <hinder dem Ohr> wie ein
hundt gekratzet, darüber ich mich ver-
wundert, dem Thier nicht recht getrawet,
vndt baldt erwacht. Die bedeüttung, (da anders
eine darauf erfolgen soll) wirdt die zeitt vns lehren. et cetera
J'ay eu la püce a l'oreille, de nouvelles
plaintes controuvèes de l'Achitophel3 de ce Pays[.]
Dieu vueille confondre son impietè & Atheisme.
Der Rittmeister Pose, ist heütte wegen
angedroheter erweitterung der quartier
gar vnnütz gewesen.
Daß Ober:Directorium leßet vnß weydlich
zappeln. Wißen also nicht, woran wir sejn.
Dann es ist zwar ein vergleich mit dem Königsmarck
getroffen, wirdt aber von vnsern eigenen leütten
selber nicht observirt, sonderlich zu Plötzkaw
vndt Köhten, Sintemahl an itzo der Obrist leutnant
Barß ankömbt, will auf 50 dienstpferde
vndt 30 bagagepferde, quartier haben,
da doch verglichen dem general Major Königsmarck
innerhalb Monatsfrist 6000 ThalerThlr: zu lifern,
welche er auß den Antheilen, mit militarischer
execution, zu erheben, vndt darneben eine
compagnie zu vnderhalten, welche aber gleichmeßig
in die 3 Antheile, einzutheilen, also: das der
Obrist leutnant Barß in Cöhten, vndt 1 corporal neben dem
⅓ theil Reütter zu vertheilen, der leütenambt
|| [[Handschrift: 359r]]
oder Cornet aber, [...] Reütter,
vnd einem Corpo[ral ... De]ßaw.
Der Cornet oder l[eutnant ...], sampt 1
Corporal vnd ⅓ t[heil Re]ütter ins Bernburgische.
Die v̈brige vorhan[d]ene vndterofficirer
des ersten blats, sollen auch dergestaltt
in die drey Antheile vertheilt werden.
Nun liegt gleichwol des Rittmeisters
Bose compagnie, dem accord schnurstracks
zu wieder, noch alhier, vndt der Rittmeister leßet
sich nicht finden, mit vorwandt, er
wolle sich ordre bey seinem General
erholen. Jnterim wirdt alles preiß, vndt
meine vngerechte Nachtbarn, lachen es inß
Faüstlein hineyn. Gott bezahle ihnen,
was Sie vorsetzlich vndt beharrlich verdienen.
Jch habe Reichhardten nacher Cöhten geschickt,
vorzubawen, wo müglich.
Jtzt zu abends kömbt der Stadtvogt herauf ge-
loffen, mitt bericht, es wehren 35 Soldaten
vor seiner Thür, (darundter auch Officirer)
vndt wollten sein hauß stürmen, Jch habe
hinundter geschickt, ihn zu schützen.
Die jnso[lenzen nehmen ...] v̈berhandt:
Sie haben [...]n, etzlichen weibern
Nohtzüchtig[ungen] [zugem]uhtet, man will
auch sagen thei[ls ...]t.
Ern Cautij des Pfa[rrers] Seligen wittwe haben
sie mit leüchtern geschlagen, auch ihr die
augbrawen abgebrandt, vndt sie v̈bel
tractirt, wegen etzlicher wechßelwortt.
hanß Bansens schwanger weib, haben
Sie von einem Söller herundter geworfen,
daß man meinet Sie vndt die frucht werde
vmbkommen.
hanß Gnöpels meines hofböttchers weib
haben sie mit schlägen v̈bel tractirt.
Einen schuster vorn halß gehawen, weiln
er einen falschen bleyernen Thaler, nicht
verwechßeln wollen. Vndt sonsten vnzehlich
mehr bubenstück verübet, weil Niemandt
commando hallten will. Gott erbarm es.
Jch habe etzliche Meiner leütte hinundter
geschickt, vndt etwaß remediiret.
Dienstag♂ den 8ten: November 1642.
heütte ist das böse vnbendige Königsmarckische
volck, von hinnen auß Bernburg aufgebrochen,
nach dem der accord geschloßen. Gott gebe, daß
wir nicht mehr also bevnruhiget werden mögen[.]
Es seindt in die 86 pferde alhjer, dem acco[rd]
zu wieder, von den Köhtnischen. Die andere comp[agnie]
ist nur aufgebrochen. Diese 86 pferde seindt sehr
insolent. Fürst Ludwig bemühet sich, den Obrist leutnant Barsch
so 60 pferde hatt, hieher zu schantzen, der Nacht-
barschaft, vnd dem accord zu wieder. Also wirdt
die liebe deß Nähesten gehallten. Der Regiments-
Secretarius war bey mir, wegen deß Obrist leutnant Barß
vndt machte auch difficulteten.
Cöhtnische avisen geben, außm Niderlandt:
Daß die evacuation der heßen, vndt Schweden
auß den landen, auf dem Rhein, Maase vndt Mosel
gelegen, gesucht wirdt, durch Chur Cölln bey den
herren Staden.
Ein Frantzösischer bischof4, ist jm haag ankommen, die
Königin in Engellandt, nacher Franckreich abzuführen.
Der Venedische resident im haag, hat communicirt,
|| [[Handschrift: 360v]]
daß die Serenissima Republica[,] der Großhertzog von Florentz
vndt der hertzog von Modena eine alliantz
miteinander aufgerichtett, zum besten des gantzen
landeß Jtalien, vndt ihrer eigenen sicherheitt,
die Conditiones wehren: daß man eine anseh-
liche armada zusammenbringen, vndt entreteniren
[so]lle, worzu Venedig 6000 zu fuß, vndt 900 pferde[,]
der Großhertzog, 4000 zu fuß, vndt 600 pferde[,]
Modena aber - 2000 zu Fuß, vndt 300 pferde
werben, vndt vnderhalten solle, auch daß dieses
heer, nach gelegenheit der sachen, vndt erheisch[ung]
der Noht, vermehret, oder geringert werden sollte,
vndt wer weitter von Jtalienischen Fürsten in diese
bündnüß sich zu begeben, gewillet, derselbe soll
auf billichmeßige conditiones mitt ein: vndt
aufgenommen werden.
Jn Engellandt gehet der krieg stargk fortt.
Pfaltzgraf Ruprecht, tummelt sich, auf Kö-
niglicher seytte, hingegen das Parlament prosperire[,]
wollen die Bischoffe abgeschaft, vnd eine durchge-
hende gleichheitt in kirchenceremonien, in allen
dreyen Königreichen haben. Die Schotten haben ihren
General Leßle, auß Jrrlandt zurücka endtbotten.
Seher hat 1 Andtvogel geschoßen.
Der Obrist leutnant Barsch ist diesen Mittag, anhero
kommen, hat zwar bey mir einsprechen wollen,
sich aber anderst bedacht, weil eben etzliche
trouppen auf iehner seytte, ex errore, a[uf]
die Stadt zu, marchiret. Darnach ist er [... zu]
rück nach Cöhten gezogen, allda Reichhardt
der AmbtsVerweser, seine sachen wol außgerich-
tett, frementibus & indignantibus vicinis. et cetera
quj fere amiserunt charitatem Proximj.
Avis von Ballenstedt daß albereitt zwey hieher
geschickte botten intercipirt worden, vndt daß
Er Peter Goht, Pfarrer zu Ballenstedt Todt-
kranck seye. Gott wolle ihn bewahren.
Der Obrist leutnant hat den cornet in die eisen
schlagen laßen, weil er gestern alhier so
v̈bel gehauset, vndt nicht alsobaldt
aufgebrochen, da er doch deßen ordre gehabtt.
Der Rittmeister Leonhardt hat von Kalbe
an mich geschrieben, bittet ich wollte halcken
zugeben sich mit ihm zu schmeißen, oder
wegen des pferdes satisfaction zu thun.
Mittwoch☿ den 9ten: November 1642.
Am heüttigen Behttage zur kirche, da dann
Magister Sax der hofprediger vndter andern die heütti-
gen Christen so wegen des erstickten vnd[t]
[b]luteßens5 Judentzen wollen, vndt vnnöhtig[er]
weyse scrupuliren, stadtlich refutiret.
Königsmarcks compagnie ist durch die Stadt marchi[ret.]
Jtzt fordert Ditmar Ehinger des general Majors hofmeister im
Nahmen seines principaln von den Krosigken zu Erxleben[,]
welchen er befielt, angesichts deßen, zu vnder-
haltung seiner hofstadt zu lifern, wochentlich:
2 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: haber, ½ Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: rogken, 2 faß Bier,
1 Feißt Rindt, 6 Schöpße, 1 Fett Schwein,
10 gänse, 15 hüner, 3 schock Eyer, ½ Centner
Butter, 3 schock Schafkäse.
Solche anforderungen lauffen dem accord
schnurstracks zu wieder.
Böse zeittung, daß die Maüse meine winterSaht
sehr außfreßen, vndt verderben. Temo incantesmj[.]
Jtzt kömbt avis von Plötzka, daß der Schwedische
Feldtmarschall <vor> seine küche Deßaw, Königsmarck
aber, das Ambt Warmbstorf vor die seinige, dem
|| [[Handschrift: 362r]]
accord schnurstracks zu wieder, außziehen wolle.
Sonderlich hat Deßaw, (nescio cur?) auß
sonderbahren vhrsachen, eine stadtliche Salva Guardia
vom Leonhardt TorstenSohn, erhallten.
hingegen begehret Königsmarcks hofmeister vor
Seines herren hofstadt, befehlende bey
Strafe der execution <vndt vngnade Seines herren> wochentlich; <von
Warmstorff:>
drey wispel hafer,
½ Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: rogken: Zwey gute Rinder,
zwey faß bier. Zehen Schöpße,
Ein Fett Schwein, zehen gänse,
Fünftzehen hüner, drey schock Eyer,
½ zentner butter, 4 schock Schafkese[.]
Eine seitte speck.
Je croy, qu'a Dessaw, l'on s'est exemptè,
par l'intercession de la Landgrävinne d'Hesse.
Es scheinet, Sie wollen mich sonderlich vor andern,
auf einmahl fertig machen.
Wir trachten Deßaw wieder in die gesamptung
zu bringen, damitt vnß nicht zu kurtz geschehe.
Der Obrist leutnant Barß hat sich gegen Krosigk wol erbotten,
aber doch gezweifelt, ob es General Major Königsmargk möchte befohlen haben.
Depesche, nacher Köhten, Reinßdorf, Ballenstedt, etcetera
Sonst habe ich viel verwirrungen gehabtt, mitt vn-
gleichheitten, so da vorgehen. Wollte gern gleich
vndt recht iedermann mittheilen. Gott gesegene
meine conatus.
Jtzt erfahre ichs, das gestern etzliche Reütter
vorm berge meine grawe wilden, vorm wagen
beym zügel erwischt, vndt außzuspannen
sich vnderstehen wollen, da ihnen nicht meine
Mußcketirer zu hülfe vndt vorkommen wehren[.]
Die insolentzen seindt vnerträglich.
Gestern abendt, ist Erlachs Junge Fraw,
zum erstenmal eines Sohns genesen. Gott
wolle Mutter vndt kindt stärcken, vndt
ferrner gesegenen.
A spasso dopò desinare a piedj, co'l halcke &cetera[.]
Avis von halle, daß numehr 3 batterien vor Leiptzig
fertig, auf der einen 14 Stück, auf der andern
5 Stügk, vndt der dritten, auch 5 Stück gepflan-
tzet, von welchen Batterien vorgestern ein sehr
großes schießen, gewesen, heütte oder gestern,
sollte ein general Sturm geschehen sejn[,]
|| [[Handschrift: 363r]]
dabey sich auch die Cavallerie, vndt general Major
Königsmarck befinden sollte. Sie beklagen sich in der
Stadt halle, daß Sie v̈ber 1000 krancke vndt verwunde-
te zu verpflegen hetten, vndt daß kein haber mehr
zu verkauffen, weil alleß aufgefüttert seye.
Jtzt schicktt mir Fürst Augustus (despectirlicher weyse)
meinen brief wieder, den er mir<ich ihm> gestern geschrie-
ben, vndt meine Noht geklaget, auch das ich albe-
reitt den Proviandt abgegeben, vndt derowegen
nicht zweymal geben köndte. Also heißts nur:
Sic volo, sic jubeo!6 vndt wirdt auß dem Directorio
ein rechter Despotischer Dominat.
Schreiben von Fürst Friedrich derselbe beschwehrt sich auch, daß
man mitt Königsmarck ohne sein zuthun geschloßen.
Avis von Ballenstedt daß eben wie nach Warmßdorf
ein befehl vom Königsmarckischen hofmeister kommen, daß
general Major an ihn befehlen ließe zu vnderhaltung seiner
hofstadt angesichts zu lifern: 2 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: haber, ½ Wispel (Raum- und Getreidemaß)w:
rogken, 2 faß breyhan, 1 gut Rindt, 10 Schöpße,
1 Fett Schwein, 6 gänse, 15 hüner, 2 Schockßo: eyer,
½ CentnerC: butter. Sonst würde es Königsmarck in großen
vngnaden aufnehmen, vnd mit execution solches
suchen, ob er gleich weiß, das dieser orth,
albereitt verassignirt ist.
An Meinen Bruder, Fürst Friedrich wieder geschrieben, de bon
anchre, Jtem: an Ambtmann zu Ballenstedt daß dieser
temporisire, vndt nichts willige, biß Königsmarck
von Leiptzig wiederkömbt. Dieu vueille depri-
mer tous mes ennemis secrets, & ouverts.
Freitag♀ den 11ten: November 1642. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ Martinj
Risposta vom Obristen Werder en termes mediocres, &
courtois. Jl s'en va ceste nuict, a sa Commission
donnèe de tous les Princes.
Des hanß Werners admonitiones, vndt böse
Prophezeyungen, die er etzlichen potentaten
thut, gelesen. Gott kehre alleß vnglück
gnediglich abe[!], vndt fördere daß gute.
Avis: daß Königsmarcks hofmeister, Dittmar
Ehinger, gar ein liederlicher geselle seye,
vndt wenig auf seine wort zu paßen.
Wirdt also auch sein commando in vnsere
Empter, nichtig sein.
Diesen abendt, kommen schreiben von Fürst Augusto[,]
vom Præsjdenten[,] vom Secretario SonnenSchmidt, vndt
wirdt alles aufs höchste endtschuldiget, mitt
|| [[Handschrift: 364r]]
dem Mißverstandt der wiedergeschickten schreiben,
das sie der bohte zum Præsidenten vmb gutachten, vndt
nicht hieher tragen sollen. hat also der Satan
gestern sein Spiel haben wollen.
<Oberlender hat eine Otter geschoßen.>
Samstag♄ den 12ten: November 1642.
<Linde wetter.>
Augustus Ernst von Erlach, hat mich zu seinem
neẅgebornen Söhnlein, zum gevatter zu erbitten,
vmb raht gefraget, vndt wie ers mit dem kind-
täuffen sonst anzustellen?
A spasso avantj desinare et cetera[.]
Nachm eßen, bin ich hinauß nacher Gräna hetzen
geritten, vndt haben 6 hasen gefangen.
Obrist leutnant Fritz von Barß, begehret, von dieser
Stadt auß cortesie: Ein faß breyhahn, ein
Sack schön weitzenmehl, 1 Sack RogkenMehl,
Etwas von guten Fischen vndt lächßen, 16 hüner,
4 gänse, ein küchenSchwein, etwas von Eyern,
etwaß von Butter, die Schmide etzlich eysen,
vndt Nägel. Vnangesehen <so> vieler pressuren, Muß
<geben, vnd> der Bernburgische Antheil gibt heütte:
<Einfach:> | <Achtfach:> | ||
80 | Bernburg. | 640 Thaler. | |
35
25 40 |
Ambt, Bernburg.
Amt Ballenstedt. Amt Hatzgeroda[!]. |
280 ThalerThlr
200 ThalerThlr 320 ThalerThlr |
1440 |
Avis: daß der Deßawische Antheil, sich numehr
von der gesamptung gantz eximiret, vndt dem Leon-
hardt DorstenSohn, in seine küche etwas an wild-
pret vndt fischen, so Sie leichtlich bekommen
können, contribuiret: also daß es numehr
Königsmarck selbst erkennet, da ihm
doch zuvor, das gantze Fürstenthumb
assignirt gewesen. Wer zu solcher separa-
tion vndt trennung vrsach gibt, wirdt
es schwehr zu verantwortten haben.
Patientia! Waß andere thun, ist recht,
vndt wol gethan, waß ich aber thue muß
allezeit vnrecht sein.
Der Manßfeldische Commendant droẅet auch
bey Strafe der execution, die allten resta
zu exigiren. Gehet alles v̈ber mich, auß.
Gott wolle alles beßeren.
Fürst hanß, hat von Zerbst, an mich gar höflich
geschrieben, vndt seine glückliche ankunft
dahin, notificiret, auch sonsten viel guts gewüntzscht,
vndt gute offerten gethan. Jch habe ihm bester
maßen, wieder geantwortett.
Sonntag☉ den 13den: November 1642.
Somnia insomnia, Sonderlich von des Superintendenten Sutorij
reviviscentz, gar seltzam. et cetera
Jn die kirche vormittags Textus: Date Cæsarj, &cetera[.]7
Avis: daß sich bey den Kayserlichen Cantzeleyen, (welche die Schwedischen
nach der Schlacht bekommen) etzliche schreiben gefunden
haben sollen, welche der Schwedischen generalitet
gar wiedrig angeschienen, vndt derowegen
ein hartes v̈ber Mich, beschloßen seye. Gott
wolle meine feinde vndt wiederwertigen
bekehren, oder dempfen, vndt mich auß
ihren klawen, (sonderlich der Jnnländischen)
reißen, vndt erretten. Amen: durch Jesum
Christum, Amen, in Virtute Spiritus Sanctj Amen. perge
Deßaw eximirt sich gantz, weil es durch
Landgraf Fritzen, vndt den Obersten Douglaß
befreyet worden, sub praetextu dem FeldtMar-
schalck an Victualien vor seine küche,
(hoc est etwas weniges an wildpret vnd fischen,
läxen, vndt anderm so leicht alda zu bekommen)
zu lifern. Sollen also, von aller einquartirung
befreyet sein, Jch aber, vndt Cöhten, die last der
compagny tragen. das heißt, des vngetreẅen
Nachtbarn gespielt. Andere wollen sich auch eximiren.
|| [[Handschrift: 365v]]
Fürst Ludwig hat 18 ThalerThlr: von dem Cöthnischen simplo,
Fürst Iohann Casimir 5 ThalerThlr: herundter gezogen, also daß
das simplum der gantzen contribution nur 1028 ist[,]
da es 1051 sein sollte. Solches achtfach mul-
tipliciret träget viel auß. Jnterim müßen
andere zu sehr gravirt werden. Zerbst sucht
auch seine exemption. Bernburg alleine
liegt vndter der preße. Gott helfe,
Gott remediire, Gott strafe die tückischen
boßhaftigen Nachtbaren, so ihren Nechsten
nur zu v̈berfortheilen, gedencken.
Montag☽ den 14den: November 1642.
J'ay escrit a Schöningen. Dieu vueille donner
bon süccéz, düquel j'ay fort petite esperance.
Der Rittmeister Leonhardt, hat abermalß
mitt halcken, wegen der pferde handeln laßen.
Jch habe mich interponirt, nach müglichkeitt.
Rindorf, hatt 2 hasen, von der hatz, ejnbrachtt,
Oberlender 1 Endte geschoßen.
Avis: daß Mein bruder Fürst Friedrich heütte abends zu
Plötzkaw, wolle anlangen, weil er alda zuverrichten.
Jtem: daß Morgen ein Königsmarkischer Rittmeister hieher
nach Bernburg wolle kommen, nicht allein
|| [[Handschrift: 366r]]
die Bernburger contribution, sondern auch die hatzgerödische[!]
vndt Ballenstedtische von dieser Stadt zu begehren, welches
vnchristlich, Barbarisch, vndt vnbillich.
Zu Zerbst, seyen 1500 Mann, vndter ihren
fähnlein, ihrem Neẅen Printzen, (den Gott
bewahren wolle) entgegen gezogen. Jst eine an-
zeigung, daß Sie nicht gelitten, was die Bernburger
gelitten haben, deren kaum 300 Mann diß: vndt
ienseytt der Sahle, zusammen zu bringen,
da doch Bernburg, aufs wenigste, halb so groß,
alß Zerbst ist! Ainsy ie voy, & prevoy nostre
rüine, quand les autres triomphent de nos
dèspouilles. <Le party Luthérien a Zerbst a fait ün beau present
en argent a leur Prince, ce qu'ont imitè les Reformèz
illecq.>
Dienstag♂ den 15. November 1642.
J'ay donnè a Erlach ün cheval gris, a cause
de ses pertes, par püre cordialitè.
Gestern haben Bertrams Reütter Meinen Scha-
ferknechten, zweene hammel genommen, peut
estre, pour vanger l'amende imposèe dernierement[.]
Les Tobiaß Steffeck, jst heütte nach Ascherß-
leben, vndt Ballenstedt geschickt worden, Gott gebe
zu glück, vndt gedeyen.
<Zerbster bier von Barby, in salvo ankommen.>
Jl y a aujourd'huy üne conference a Plötzka
entre le Prince Augüste, & mon frere Fürst Friedrich[.]
Jtem: leurs Conseillers sont auprès assavoir
le President Börstel, le chancellier Milagius,
& Hanß Ernst Börstel, sans doute pour faire
des factions, & üne cabale, contre moy
innocent. Dieu vueille confondre tous
conseils, & factions visants a ma rüjne.
Die kupferstücke so Tobiaß auß
hollandt mitbracht, denotiren:
<1.> Ludovicum XIII. König in Franckreich, perge
nebst Anna Austriaca der Königin Seiner gemahlin.
<2.> Jtem: Carolum König in Groß Brittannien,
nebst der Königin Seiner gemahlin, auß Franckreich.
<3.> Carolum, Printzen von Galles, oder Wallis,
im 12ten: Jahr seines allters, anno: 1642.
<4.> henrich Friderich Printz von Vranien,
seines allters im 57. Jahr, anno 1641 vndt
Amelia die Prinzeßin, Seine gemahlin, vom hause Solms.
<5.> Maria, Junge Prinzeßin von Vranien, Tochter
des Königes Carolj in Groß Britannien, 10 Jahr altt
<anno 1641 1641>
|| [[Handschrift: 367r]]
<6.> vndt, der Junge Printz von Vranien, Wilhelmus,
14 iahr altt, anno: 1640.
<7.> Loyßa die Elltiste Tochter von Vranien,
ihres allters 13 Jahr, anno 1640.
<8.> Enno Ludwig, Graf zu OostFrießlandt,
10 Jahr altt, anno: 1642.
<9.> Henriette Catharine, Princeßjn von
Vranien, die iüngste Tochter, ihres allters,
6 Jahr, anno: 1642.
heütte ist der Rittmeister Leonhardt
wieder anhero in die Stadt kommen, mit halcken
zu tractiren, oder zu crackeeliren, wegen
des pferdes. et cetera Jch habe mich darzwischen geleget,
vndt so weitt es gebrachtt, daß halcke vom
Rittmeister ein gut pferdt, nebenst 30 ThalernThlrn: genommen,
vor sein pferdt, vndt alles wol verglichen
worden. Gott gebe, daß es nur bestandt habe.
Jtzt gegen abendt, kömbt der Regiments Secretarius
vndt begehrt, die gantze quotam deß Bernburgischen Antheils
von diesem orth, da doch, hatzgeroda[!], Ballenstedt,
Gernroda in mora seyendt. Caspar Pfaw vndt
der Obereinnehmer, seindt darvon gezogen. Georg Reichardt
aber, hats componirt.
Avis: daß die Frantzösische armèe wieder zu-
rügkb v̈ber die Weser gegangen. hat also
dieser schregken numehr auch ein ende. Gott lob.
Mittwoch☿ den 16den: November 1642. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Jn die kirche vndt wochenpredigt.
heütte ist der Neẅe Raht, vorm berge in-
troducirt worden, nach dem vnlengst auch in
der Stadt, die abwechßlung, deß Rahts vorge-
gangen, vndt von mir confirmirt worden.
Avis: daß die Schweden, im Raht beschloßen, den
Bernburgischen Antheil, zu grunde zu richten, weil Sie
etzliche vertraẅliche schreiben, nach der Schlacht,
gefunden haben wollen. Aber gute leütte, son-
derlich zu Plötzkaw, (wie sie sich berühmen) wollen
es abgewendet haben. Dem Cöthnischen Antheil,
sollen sie auch deßwegen zusetzen, weil Fürst Ludwig
vertraẅliche schreiben mit dem Ertzhertzogk
vndt Piccolominj gewechßelt hab vndt
diesen, in die fruchtbringende Gesellschaft,
gar eingenommen haben soll, welche ehre
auch vor diesem, dem Banner wiederfahren.
|| [[Handschrift: 368r]]
Mais ceste rayson est ridicüle & trop püerile,
et le Prince Louys, trop bien veu des Swedois,
ses anciens Maistres, pour estre tenü leur ennemy.
Jl semble plüstost, qu'a Plötzka, l'on nous en
veut, icy & a Cöhten, & par telles craintes,
on s'imagine peut estre, de nous mettre sous le joug,
Mais c'est aux enfans, de trembler de peur püerile.
Der Præsident Heinrich Börstel hat mir heütte das Erb-
verträgebuch, abgefordert, nescio quo fine,
vndt negiren die abschriften, so ich ihnen nacher
Plötzkaw, gegeben. Il semble, que les plüs aa-
gèz, cerchent[!] des prerogatives jnsüpportables!
touchant le hommage, & autres choses jnouyes.
Donnerstag♃ den 17den: November 1642. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Der Cantzler von Zerbst, Milagius, (weil er in transi-
tu allhier ist) hat mir zugesprochen, vndt alß
ein gesandter von Meinem bruder, nach ein-
geschicktem creditif, sich præsentirt, aller-
ley commissiones, bey mir abzulegen.
1. Ratione Religionis vnd Erbhuldigung, Fürst Iohannis, wegen Fürst Augustj[.]
2. ratione Fürst Friedrich 1. den consenß subscribiren. 2. Modus consultandj.
3. Steẅern 5 mille et cetera[.] 4. Regierung wieder zu bestellen.
|| [[Handschrift: 368v]]
Je l'ay expediè comme il falloit.
Nachmittags kömbt post von dem Obersten Werder, daß der
FeldMarschall Lennart Dorstensson erstlich gar nicht dran gewoltt,
endlich aber sich resolvirt, 2 mille ThalerThlr: nach vielem
gezänck Monatlich zu begehren, vndt wie er
die besten complimenten gemacht, hetten die Leip-
tziger einen Außfall gethan, vndt alle Malzeitt
vndt geberden, biß auf die Nacht verstöhret.
Nota Bene[:] Es stünde drauf, daß der Chur: Printz
die neütralitet erhandeln würde.
Krosigk, Erlach, Trota8, seindt auch alhier,
extra. Der Königsmärckische hofmeister hat an Krosigk
geschrieben, daß er kein partitenmacher wehre[,]
Sondern auß Königsmarcks befehl eine courtoysie
zu deßen hofhaltung begehret hette. Achtete
nicht hoch, daß ich ihn verklagt. etcetera Solche
bernheütter, wollen noch recht darzu haben.
Nachmittags, wieder voneinander.
Avis daß der [...] mitt Lennart Dorstensson biß [...]<Vetter Fürst Johann Casjmir stellet sich nun>,
Monatlich [...]<alß wolle er wieder>c in die gesamptung
tretten, nach dem er gleichwol, v̈ber eine
|| [[Handschrift: 369r]]
ansehliche Summam quittirt worden, gleich alß hette er
sie dem Königsmarck abgegeben. Ce sont des feintes!
Je luy ay escript, & a Melchior Loyß pour d'autres choses.
Tobiaß Steffeck, ist vnversehrt Gott lob, wiewol
mitt gefahr, von Ballenstedt wieder anhero in
salvo kommen.
Der Tolle Wrangel, schreibt an Mich, beschwehret
sich denegatæ Iustitiæ, wieder etzliche creditores, <so nicht in Meinem
Territorio gesessen, vnd droẅet mit
der execution.>
Freitag♀ den 18den: November 1642.
Auf deß Obersten Wrangels, iniqua postulata
habe ich gantz nichts antwortten mögen.
Zu Ballenstedt soll die haüptkranckheitt
regieren. Wehre kein wunder, daß iedermann
sein haüpt, bey itzigen wiedrigen zeitten, verrückt
würde. Gott tröste alle trawrigen, vndt helfe
den betrangten, auß allem elende. Amen.
Es ist heütte sehr nebelicht gewesen, des Mor-
gens, nach dem es die Nacht geregenet. Darnach
aber, hat sichs ejn wenig vfgeklähret, das ich auß-
spatziren können. <Nachmittage, hats wieder geregnet.>
Die avisen von Quedlinburgk geben, daß
die Spannische armèe, in Catalogna, wie auch
die Bayerische armèe in Deützschlandt, von den
Frantzösischen armèen geschlagen seye.
Zweene hasen hat der Schütze gelifert.
3 lächße hat man heütte auch gefangen.
Avis vom Obersten Werder, daß er allerley
discurß von mir hören müßen, bey den Schwedischen
hohen Officirern, welche nicht beym besten
gewesen, hat sie aber, so gut, alß er gekondt,
abgeleinet. Es heißt doch: Recte faciendo,
neminem timeas.
Die Leiptziger sollen einen accord zwar
tractiren. Es wirdt aber inndeßen doch
immerfortt, stargk Feẅer auf einander gegeben.
Daß vieh fängt alhier zu Bernburgk an zu
sterben, Jst abermal eine landplage. Gott
leßet eine auf die andere folgen. Er wolle
die hand des verderbers gnediglich von vnß ab-
ziehen, vndt vnß wiederumb mildiglich segenen.
Einsidel der hofmeister, ist von Köhten
wiederkommen.
Extra war zu abends Schlegel.
Avis: daß Morgen gebe gott mein bruder, Fürst Friedrich soll
anhero kommen nebenst Seiner lieben gemahlin.
Samstag♄ den 19den: November 1642.
Es hat heütte viel consultationes vndt deli-
beranda gegeben ratione successionis, etcetera patruorum
& defunctj fratris filiorum.
Risposta dj Svedesi con Rebuffo cortese. <Jnsicurtà
grande.>
Jnß bad diesen Nachmittag gegangen.
Die Parthien reitten gewaltig.
Sonntag☉ den 20sten: November 1642.
Jn die kirche vormittags.
Extra: Erlach zu Mittage. <Je luy ay donnè un beau
manteau.>
Avis von Ballenstedt: daß die parthien
starck gehen. Eine von 60 pferden hat mit ge-
waltt allda quartier nehmen wollen,
Jst aber abgetrieben worden, eine andere
von 25 pferden dergleichen. Der Neẅe Manßfelder Commandant
fordert allerley Postulata, dahin nach
Manßfeldt, vor Leonhardt DorstenSohn,
fuhren, Victualien, vndt dergleichen.
Mag wol ein Schinder seyn, vndt der FeldMarschall Lennart Dorstensson
|| [[Handschrift: 370v]]
nichts davon wißen.
Avis: daß die Schwedischen so hierherumb ein-
quartirt, eilende ordre bekommen, aufzu-
brechen, weil sich die Kayserlichen mit machtt
auf Leiptzig zu gehen, conjungiren theten.
Es siehet alleß einer verenderung ähnlich.
J'ay eu force griefs, pour la contribütion. etcetera
en ceste ville de Bernbourg.
Montag☽ den 21. November 1642.
Die Tagefarth zu Köhten, wirdt abgeschrieben,
weil die Schwedischen vmb Cöhten, rendevous hal-
ten, v̈ber welchem abschreiben, ich mich hertzlich
erfreẅet, vmb allerley befahrenden præjuditz
willen, vndt daß man schriftliche communication,
mit beßerem bedacht pflegen kan.
Fürst Augustus hat mirs abgeschrieben, vndt sich er-
botten, des herrnvetters Fürst Ludwig Liebden es auch abzu-
schreiben.
A spasso dopò desinare avantj la cena.
Der Obrist Wrangel hat einen leutnant anhero geschickt[,]
Meiner gemahlin Schuldt per forza abzufordern, oder
auf Zeptzig, mitt volck zu exequiren, gestaltt
|| [[Handschrift: 371r]]
er dann auch, die vom Adel im Cöthnischen,
alß Wutena vndt Freybergk, vmb schulden
willen, heftig heimbsuchett.
Schreiben von Meinem Bruder Fürst Friedrich das er
Morgen, gebe gott alhier sich einstellen wolle; mitt
Seiner gemahlin Liebden vndt vnsern Freẅlein Schwestern.
Die parthien seindt heütte stargk gegangen.
Avis von Plötzkaw, daß man von Manßfeld
neẅe Postulata begehrt, Sonderlich aber eine
große menge brodts alhier zu mahlen, vndt
auch die fuhren, auß den hartzAemptern, zu
schaffen, mich vollends fertig vndt capot zu machen.
Was hilft denn der accord deß Obersten Werders?
Dienstag♂ den 22. November 1642.
Jch habe halcken Meinem bruder entgegen geschicktt.
Der Schütze hat gestern einen hasen geschoßen.
Gestern haben die Parthien wiederumb pferde bey
vnß außgespannet, vmb Zeptzigk herumb.
Hò donato un'altro cavallo al August von Erlach
con a oltre l'ultimo e <il> bel ferrariuolo.
Vormittags ist Mein Bruder Fürst Friedrich nebenst dero
Gemahlin, vndt Meinen Schwestern anhero kommen,
von Plötzkaw.
Diesen Tag, sejndt wir frölich vndt gutes
muhts, mitteinander gewesen, vndt mitt der
Neẅen Frau Schwester Liebden bekandt worden.
Vndter allerley vnderschiedlichen discurßen,
haben wir vnß verwundert v̈ber dem Elendt
so der Allten Roine Mere des Königs in Franckreich
FrawMutter, begegnet, in deme Sie neẅ-
licher zeitt, in höchstem Armuth zu Cölln ver-
schieden, also daß ihre eigene leütte Sie
wenig geachtett, schlechtlich gepfleget,
vndt man nur 4 Thaler bey ihr gefunden,
da Sie doch eine lange zeitt, eine hochge-
preisete Dame, vndt Regentin des König-
reichs Franckreich gewesen. Sic transit
gloria mundana. Es hat aber (Menschlicher
vernunft nach,) daß ansehen, wann Sie sich
beßer hette guberniren können, vndt
nicht so viel practiquen machen wollen,
auch sich mitt ihrer gehabten großen herr-
ligkeitt, genügen laßen, So hette Sie wol in
solchem Stande ihr leben endigen können.
|| [[Handschrift: 372r]]
Gott erniedriget, vndt erhöhet, der herr
machet arm, vndt machet Reich. Er erhöhet
oft den armen vndt elenden auß dem Staube,
& viceversa: Ergo:
Discite justitiam monitj, et non temnere Divos!9
Wir haben seria & jocosa, mitteinander
tractirt.
Mittwoch☿ den 23. November 1642.
Mein bruder, ist wieder hinweg, nacher Köhten, sampt
Seiner gemahlin Liebden vndt Schwester Bathilden.
Der gute fromme hanß Geörge Spallter,
mein Cantzelist alhier, ist diesen Morgen,
sehliglich verschieden, in seinen besten blü-
henden Jahren, ein Gottsförchtiger, aufrichti-
ger, frommer, vndt diensthaftiger Treẅer
Mensch. habe also wiederumb, einen sehr
guten diener, an ihm verlohren. Gott wolle
mir die v̈brigen erhallten, vndt seiner Seelen
(daran ich nicht zweifle) gnedig sein.
Jn die wochenpredigt gezogen. perge
Nachmittags, vmb 1 vhr, bin ich mitt Meiner
freundlichen herzlieb(st)en Gemahlin, vndt Schwester Sofie Margrithe,
hinundter in des præsidenten hauß gefahren, allda
dem kindttäuffen, (so Erlach helt) alß ein Ge-
vatter beyzuwohnen, Er Plato hat daß
kindt getaüft, so Christian Lebrecht genandt
worden, nach gehaltenem Sermon. Meine Ne-
bengevattern wahren, Meine gemahlin, vetter
Lebrecht, Schwester Sofie Margrithe, der
Præsident Börstel (welcher heütte zum 3ten:
mahl Großvatter worden) die Stammerinn,
<vnd> Curt von Börstel. Nach der Tauffe, giengen
wir in die Sechswochenstube, sprachen die
Sechswöchnerind an, vndt ließen Sie beschencken.
Darnach, wurde eine herrliche collation
gehallten, mit stadtlichem confect, obst, vndt
guten warmen köstlichen speisen dar-
zwischen, vndt scheideten frölich voneinander.
Des Præsidenten Sohn Fritz, thate die danck-
sagung, en üne petite harangue nerveuse, noch
vor der collation in der Sechswochenstubee.
Avis: daß der Obrist Werder die handlung, biß
auf 1000 ThalerThlr: Monatlich gebracht, iedoch Pro-
viandt darbey.
Donnerstag♃ den 24sten: November 1642. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
On tient qu'il y a eu de la malignitè, en la mort
dü bon Hans Georg Spallter, & que c'est üne espece de fievre
pestilentiale. Dieu nous en vueille preserver par sa Sainte grace.
Avis: daß der gute Oberste Mortaigne, ein Schott-
länder10, bey der Schwedischen armèe general Major, vor
Leiptzigk geblieben. Jst fast der eintzige gewesen,
welcher dieses Fürstenthumbs, bestes, bey ihnen
geredet, vndt war ein frommer, Gottsförchtiger
aufrichtiger Soldat.
Avis von Ballenstedt, daß daselbst zwey
Regimenter abermalß gelegen zu Rieder, vndt Gernroda,
vndt dahin gewiesen worden, haben alles verderbet.
Die armen leütte bitten vmb Schutz vndt Salva Guardia[.]
Nachmittags wieder hinauß spatzirt, in warmen wetter.
1 hasen haben Meine leütte von der hatz eingebracht.
Schreiben von Deßaw, Scharfe mahner. et cetera
Jtzt vmb halb<weg> Siebene zu abends, kömbt advertentz,
daß mir in die 1000 Schafe, (so ich gehabt) genommen worden,
bey Grähna, schon vor zweyen Stunden! Patientia!
|| [[Handschrift: 373v]]
Jch habe ihnen nachgeschickt, zweifle aber sehr
daran, ob sie zu ereilen, weil sie schon vor 2 Stunden
hinweg sein sollen.
Freitag♀ den 25. November 1642.
Avis von Cöhten, daß des Königs in Spannien, beste
armèe, totaliter ruiniret seye, es wehren bey
solchem treffen gewesen, in die 400 große herren,
Printzen, Graven vndt Baronen, deren die
meisten sollten vmbkommen sein, vndt wehre der
König in Spannien, selber darbey gewesen, vndt
mit nawer noht darvon kommen, die Frantzosen
sollten groß fest, von dieser victoria machen.
Diese zeittung ist außm Niederlande, nacher
Cöhten kommen, vndt df
J'ay rescrit a Madame de Dessaw, sür
sa lettre, & semonce d'hier.
Meine leütte, (nach dem Sie den gesterigen
Straßenraübern, die g Nacht gefolget, zu roß,
vndt Fuß, vndt auch zu wagen,) seindt vor-
mittags wiederkommen, vndt haben nichts wieder-
gekriegt, weil auch zu Meinem vnglück nach
Mitternacht, es gefroren, das man auf keine
|| [[Handschrift: 374r]]
Spuhr, mehr kommen können. Vielleicht werden
mir die pferde, so Sie abgeritten, numehr auch
zu nichte. habe also vnglücks die fülle.
Jch kan meinen schaden, (sonderlich weil es fast alle
tragende Schafe gewesen) wol auf 2000
ThalerThlr: schätzen, wo nicht höher.
Nachmittags, habe ich Caspar Pfawen, bey mir gehabtt,
vndt mancherley, gute discurß, vom itzigen
statu gepflogen.
Allerley inquisitiones angestellet, auf vor-
hergehende sperantzen, etzlicher meiner bedienten,
ob es müglich die verlornen pecora wieder zu
erlangen, wiewol ich gäntzlich daran zweifle.
In publicis, vndt wegen der Erbhuldigung zu
Zerbst, von Cöhten, addreßen bekommen. Mais tout
cela marche encores, en termes ambigües.
heütte hats den ersten Schnee geleget.
general Commißarius heüßner begehret an Fürst Augustum wir
sollen wochentlich 4 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: rocken, 6 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: haber, 10
fuder heẅ, 6 Rinder vndt dergleichen nacher Magdeburg
ablifern, andere excursiones zu verhüten.
Fürst Augustus vermeinet zwar, es lauffe dem
ReichsTagesschluß zu wider, daß man freünden,
so wol als feinden, zugleich contribuiren solle,
vndt könne, iedoch müße man, vmb der
abwechßlung des krieges willen, etwaß
thun, vndt etwa auf 400 ThalerThlr: Monatliche
contribution, sich erbiehten, d zu welchen
Tractaten dann der Oberste leutnant Knoche zu gebrauchen.
Jtzt kömbt aviß: daß Meine Schafe beym
Rauchhaüpt11, zum hohen Thurm angehallten,
vndt mitt den Reüttern, auf 150 ThalerThlr: accor-
dirt worden, ohne die Gerichtskosten, mitt nawer
Noht, dann sie eben forttreiben wollen,
nach dem läger zu. haben auch der pawren
von Peißen, ihre Schafe, in die 200 de facto,
mitt hinweg genommen. Der knechte vieh,
bleibt zum vndterpfande allda, biß daß
geldt erleget wirdt. Wer weiß, wann Sie
das geldt hinweg haben, ob sie nicht im rückwege
wieder einen anschlag, auf meine leütte vndt
pferde machen. Es seindt ie schwehre zeitten!
Nun kommen avis von Ballenstedt nacheinander,
wie die armen leütte, nicht allein mit einquartirten
Regimentern, sondern auch mitt frondiensten geplagt werden
auch auß Königsmarcks geheiß, so Sie nacher Manßfeldt
abzulifern, Jtem: sein deß Königsmarcks hofmeister
plackt auch das Amt Ballenstedt wegen abliferung
Victualien, mitt executionen.
Nichts destoweniger werden die armen Ballenstedter
auch geplaget, vom præsidenten wegen schleüniger
einbringung, seiner assignirten schulden,
vndt Steẅerresta, ohne barmhertzigkeitt. Die
Charitas Christiana ist sehr erloschen.
heütte Nachmittage, jst der gute fromme hanß
Geörge Spallter Sehliger, mein gewesener Cantze-
list, alhier zur erde bestattet worden.
Jch habe wol einen aufrichtigen, getreẅen
vndt fleißigen diener an ihm verlohren. Er
war auch sonsten so stjll vndt so fromb, in seinem
thun, vndt wandel, das er nicht leichtlich
ein kindt erzürnet, noch beleydiget hette.
Es ist ein böß zeichen, wann solche Gottsfürchtige
leütte, in ihren blühenden Jahren sonderlich, vorm
(bevorstehenden) vnglück hinweggerafft werden!
Diesen Abendt habe ich etzliche Meiner leütte
instruirt, vndt abgefertiget, ob etwa Meine
Schafe wieder zu erlangen sein möchten. Gott
wolle vnß glück darzu geben.
On me veut precipiter au hommage
du Prince Jean, afin d'induire le pactum
familiæ & üne süccession jmaginaire fort pre-
jüdiciable a nous autres, cousins germains.
Sonntag☉ den 27sten: November 1642.
<Nix.>
Am heüttigen ersten Sontage des Advents,
haben wir vnser neẅes kirchenJahr,
mit der predigt Göttliches worts, ange-
fangen, in der kirche vormittages, auch Gott
gedanckt vor die erträglichkeitt dieses
mühesehligen Jahres. Gott wolle vnß ferrner
v̈berwinden helfen.
Avis: daß Leiptzigk mitt accord v̈bergangen,
wirdt mutationes vervhrsachen.
Nachmittags als ich mit Schwester Sofie Margrethe
biß vor die kirche gefahren, haben wir wegen er-
manglung eines Pfarrers, wieder zurückg gemußt.
Avis von Ballenstedt daß großer schrecken aldar seye,
wegen besorgender Weymarischen völcker.
Jtem: daß der Amptmann zu Ballenstedt habe vor General Major
Königsmarcks küche, müßen hergeben:
1 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: 7 Schefel (Scheffel)schfl: haber, 1 hammel, 3 kalecutische
hüner, 1 gans, vndt 12 hüner, Sonst hat sein
des Königsmarck hofmeister schon eine ½ compagnie comman-
dirt gehabt zu exequiren. Ôh ladronj!
Von Krosigk von Erxleben, hat dieser hofmeister
Ditmar Ehinger, (welcher ein Freyherr sejn will)
auch geldt, vndt victualien erpreßet.
Montag☽ den 28. November 1642.
Drey hasen vorige woche der Schütze geschoßen.
Daß viehsterben continuirt noch in der Stadt, vndt
zu Zeptzigk. Gott wende diese, vndt ferrnere
landstrafen gnediglich von vnß abe[!]. Amen. perge
Je suis en peine, pour mes gens, quj sont en-
voyèz, querre mes brebis.
Dienstag♂ den 29. November 1642.
heütte seindt 4 Reütter vorm Schlage am gerichte
lange gehallten, ohne zweifel, auf einen anschlag.
Baldt hernach ist eine Partie von 20 pferden
durchpaßiret, v̈ber die Fehre.
heütte seind meine vasallen anhero beschrieben
worden, wegen zuschuß der contribution.
Jn pfaffenpusch spatzirt, vndt im rückwege
vernommen, wie ein starcker lerm zu Palberg
wehre, wegen anfallender Reütter, auf vnsere
pferde, da eben vnsere leütte mit den verlor-
nen Schafen wiederkommen, vndt vnsere Zeptziger
endtsetzt, auch die Reütter abgetrieben, vndt
Feẅer aufeinander gegeben. Jch habe ihnen
zwar endtsatz zugeschickt, mit halcken dem
Major, ist aber vnnöhtig gewesen. <Gott lob, daß ich
mein Schafvieh wiederbekommen.>
J'ay escrit a Schöningen, a Madame la Düchesse.
Ein Gesandter13 vom hertzogk Augusto von Braunschweig ist
hiedurch, derselbe hat Caspar Pfawen zugesprochen, vndt
berichtet, es hette der Schwedische Feldtmarschalck
den paß wegen des Wulfenbüttelerh <Leipziger> außzugs, gewilli-
get. Gestern wehre die Schwedische besatzung, schon
im Schloß gelegen, vndt der accord, gantz richtig,
die Stadt würde nicht beleget, aber die corps de
garde auf dem Marckt gehalten, vndt davon die
Thore besetzet werden. Die vorstädte würden gantz
abgebrochen, vndt das Schloß fortificiret werden.
|| [[Handschrift: 377r]]
Zwey Obersten würden daselbst commandiren. Sonst
würde general Schleinitz, vndter den krancken,
mitt außziehen. Die Stadt müßte die jnfanterie
kleiden, vndt 6 Tonnen goldes der Generalitet
geben. Etzliche wollten darneben, von einem Monat
Soldt sagen. Acht tage würde sich der general
aufbruch noch verweylen, weil die Soldatesca
inzwischen gekleidet würde. Wirdt große
alterationes, in diesen landen, vervhrsachen.
Avis: daß Mein bruder Fürst Friedrich Morgen wilß
Gott, anhero zu kommen, gedencket, vormittags,
begehret auch einen wagen, alsobaldt zu seiner
ankunft, von Barby Victualien abholen
zu laßen.
Jtzt schickt der Königsmarck, (wieder die
Ordre seines Feldtmarschalcks, vndt wieder
deßelben promiß, vndt zusage) ordre hieher,
durch seinen Obrist leutnant Barß, das seine Reütter
sollen wieder in die Allten quartier ziehen.
Kommen also dem accord zu wieder, eine cor-
poralschaft mitt officiren, v̈ber die 30 pfer-
de starck, hieher vndt logiren sich sein, vnan-
gesehen der Schwehren contribution. Die hartzembter werden
|| [[Handschrift: 377v]]
verschonet, dieselben wirdt er zu seiner küche
vielleicht, reserviren wollen. Solcher gestaltt,
will man vnß außaugen, vndt außmergeln.
Zu halle vndt in der Nachtbarschaft, stirbt
daß vieh mitt hauffen hinweg, vndt es mag
wol eine infection in der luft seyn.
Alhier zu Bernburg stirbt es auch, doch hat
mir Gott mein vieh, noch biß dato bewahret,
wiewol zu Zeptzigk es sehr kroncket.
Krosigk zu Erxleben, sejndt 30 stück Rindvieh
gestorben.
Die pogken, vndt kindesblattern, fangen
auch alhier an, zu regieren. Vndt haben die
landplagen, solcher gestaltt, kein aufhören. Gott
wolle alles beßern, endern vndt wenden.
Krosigk, Trota, Werder, seindt alle drey in der
person, von Erxleben, Hecklingen, vndt Gröptzigk
alhier erschienen, auf außgelaßene citation,
Erlach hat sich mitt einem fall endtschuldigett,
der Oberste Werder, hat seinen Schößer gevoll-
mächtiget, vndt mit vielfältiger scrupulosischer
jnstruction versehen, so er auch produciren müßen.
|| [[Handschrift: 378r]]
Die Proposition wahr: 1. Daß die contribution
in diesem Ampt, möchte gleichmeßig eingetheilet
werden, damit es dem berge, vndt meinen
vnderthanen, nicht zu schwehr würde.
2. Ein beytrag, wegen vorgegangener ein-
quartirung. 3. Ein beytrag mir, in Oecono-
micis, wegen des Mißwachßes, vndt mangels
am haber. Jm ersten punct, haben sie, nach
vielen gemachten difficulteten, vndt scrupuliren,
endlich bewilliget mehr zu geben, alß nemlich
die Werder, 9 ThalerThlr:[,] die Krosigk 3 ThalerThlr:[,] Trota
1 ThalerThlr: in simplo, welches alles zu multipliciren,
Erlachen hat man auch 12 gute Groschengg: angesetzt,
vndt dem hofmeister Einsidel, (welcher ohne das zur
stelle gewesen,) 6 gute Groschengg: in simplo. Daß also
der berg numehr nur gibet 15 ThalerThlr: da er
zuvorn, 18 ThalerThlr: gegeben, welches gleichwol eine
gute hülfe ist, in den multiplicationen, wie
an itzo Achtfach geschicht. Der andern beyden
puncten halber, wollen Sie sich Schriftlich erklähren.
Meine beyde<drey> commissarien wahren: Doctor Mechovius,
vndt die beyden Beampten: Thomas Benckendorf vnd Reichardt.
Mittwoch☿ den 30. November 1642.
Jn die wochenpredigt, vom Gideon. et cetera14
Mein Bruder Fürst Friedrich vndt Seine gemahlin, ist von Köhten,
vndt Dessaw wiederkommen, haben auch Schwester
Bathilden wieder, mittgebrachtt.
Der Königsmärckische naseweyse hofmeister Dittmar
Ehjnger, hat an Pfawen geschrieben, weil General Major
Königsmarck befohlen, von den benachtbartten ortten
etzliche Victualien anzuschaffen, Alß begehrte
er von hinnen, etzliche seitten Speck, Gense,
welsche vndt andere hüner, Eyer vndt etwas
wildprät, alßbaldt zusammen zu bringen, vndt
Morgen nacher Ascherßleben zu schaffen, müßte
schleünig durch eigenen bohten andtwortt haben,
was von hier zu gewartten. So würde auch
die Fraw general Majorin alhier anlangen, vndt
pernoctiren.
Baldt aber hernacher ist die General Majo-
rin durchgefahren, vndt nacher Wettin gezogen,
hat also in diesem fall der hofmeister, nach
seinem willen, berichtett.
Avis von Caspar Pfawen daß meine befehlich wegen der wachten,
so gantz außer augen, gesetzet würden, vndt dörfte
darüber, ein groß vnheil endtstehen. Bittet, wie
auch andere thun, man wolle Mußcketirer annehmen,
vndt alle Einwohner vndt Schutzverwandten, zu solchem
vndterhalt anhalten. Bergen kömbt von Ballenstedt
berichtett, das daselbst alles in confusion vndt
consternation, wegen besorgender einquartirung, Rieder,
vndt Gernrode wehren gantz verlaßen.
Der hofmeister zu Ascherßleben, hat sich auf
hatzgeroda[!] vndt Warmßdorf v̈berauß be-
schwehrt gemacht, daß Sie dem general Major nichts
wollten zur küche lifern. Etzliche Regimenter
gehen vor halberstadt.
Landgraf Fritz, vndt der Oberste Douglaß,
seindt zu Deßaw gewesen, avec tres bon accueil.
Schreiben von Zerbst confidenter empfangen.
Schlegeln, wieder dimittirt, so mit Meinem
bruder, Fürst Friedrich anhero kommen in schuldtsachen.
Allerley mit Meinem Bruder conversirt,
in bellicis, vndt anderen guten sachen.