Ein Somnium gehabt, wie ich zu Heidelbergk
gewesen, vom iungen Churfürsten vndt den Seinigen, geehret
worden, auch ein buch vndter der bangk hervorgezogen, vndt
große arcana, in causa Palatina, Mir confidenter gezeiget worden.
|| [[Handschrift: 8v]]
Jch hette mich darüber, verwundert, vndt
[e]rfreẅet. Waß es aber eigentlich gewesen,
[wär]e mir wieder endtfallen.
L'è pur una cosa (a me) insolita; et stupen-
[d]a, che sospirando ancora in vano, la Morte
di quel prudentissimo e innocentissimo animale,
(ch'io fecj ammazzare, l'inverno passato,
senza vera colpa,) malgrado di me, io non
possa[!] sbrigrarmj da questo affanno, e quel ch'è
anche più strano, ch'io senta qualchevolta,
la mattina, destandomj, un muggito intrinseco
realmente, e non immaginativo, come se glj
pensierj miej, si fossero trasformatj, in
realitàde, e come s'io non dovessj haver
riposo, da questa pena e cordoglio, se io non
vedessj refuscitare quell'animale, il che
sarà difficile, e forse soffrirò questa persecu-
zione, insin'alla morte. Iddîo mi liberj, da
tal tormento! afflizzione, e tentazione!
Der iunge Jonius, ist <(>Gott lob) vnversehrt
auß Preüßen, wieder alhier angelanget.
|| [[Handschrift: 9r]]
Er hat groß glügk gehabt, das er [von Stettin]
nacher Dantzigk, in Fünf Tagen, schiffen kön[nen hat,]
gleichwol nicht ohne gefahr, weil er 4 [stürme]
außgestanden, vndt einmal in der Nacht, e[in]
ander schiff auf das Seinige, in vollem Segel, [durch]
verwahrlosung der Steẅermänner, angesto[ßen]
mit hazard ihres lebens, Gott aber seye
dangk, der sie alle gnediglich beschirmet hat!
Der helfe vnß ferner mit gnaden. Von Dantzigk
ist er wieder zurügka, auf Stettin, Berlin,
vndt Zerbst, zu lande, anhero kommen.
La satisfaction, est mediocre pour les collectes,
pour nos Ministres, Dieumercy! Mais Cöhten
s'est tout de mesme pourveü, avec moins de fraix!
Er bestehtiget, den Pollnischen Frieden, mit
den Coßagken, vndt Tartarn, wie auch die
wahl zum Könige, des Printzen Casimirj.
Gott gebe! daß er löblich regiere! vndt die
Rechtglaübigen, vndter ihm floriren mögen!
Geörge Schütze (meines herrnvatters Sehligen vndt
mein allter diehner,) ist von Zerbst, herüber kommen,
Mir vor seine liberation, zu dangken, vndt ferner
seine Noht zu klagen, vndt zuflucht zu suchen. Gott helfe ihm!
[Avi]s: daß hanß Horenburgk, noch gestern,
[mit] etzlichen, an sich gehengten, bösen Buben,
[in] Lattorff, Zucha, vndt Gerbitz, gesehen
[w]orden. Sie sollen keüle, vndt Böhmische ohr-
[lö]ffel haben, vndt auf den Straßen lawren.
Gott dempfe doch diese verwegene v̈bel-
thäter, vndt Tilge ihre boßheit! bewahre
auch vor ihrem Mörderischen anschlägen, <die frommen,
vndt vnschuldigen wanderß leütte!>
Discorsj, mit Ern Hesio, nachmittags. perge
sonderlich, wegen der collecten sachen. perge
Wolfgang Sutorius, ist von Ballenstedt wiederkommen,
mit allerley bericht, vndter andern, wie
2 compagnien am Montag☽tage, Riedern geschätzt, vndt
Ballenstedt anfallen wollen, auch albereit zum
Theil, auf der mawer gewesen, aber endt-
lich abweichen müßen. perge
Den CammerRaht, Doctor Mechovium, in vielen
dingen, consuliret. Gott stärgke! vndt
erhalte Mir, solche aufrichtige redliche leütte!
Avis, vom Amtmann Martino Schmidt, mit
dergleichen notification, wie Wolf gethan, vndt das
dem dorff Riedern allein, in die 100 ThalerThlr: schaden
geschehen.
Samstag♄ den 2. December 1648.
Es wurde auch gestern avisiret, daß vom [Obersten]
Borgstorf, von halberstadt, nacher Ballenste[dt]
alle marschen zugewiesen würden. Jst [den]
vntreẅen nachtbarn gespielet. M[an]
besorget noch 5 Compagnien von der Weser hehr.
Seindt schlechte früchte des Friedens. perge
Daß die pest zu Prage sehr grassiret, vndt viel Solda-
ten, vndt Jnnwohner hinweg reißet. Gott steẅre der plage!
Sie accordiren noch, die Schwedischen mit den Kayserlichen vmb die quartier.
Zu Münster vndt Osnabrück seindt die Friedenßgesandten, noch sehr geschäftig,
Chur Pfaltz aber, wil nicht consentiren darein.
König in Engellandt wirdt vom Parlament, sehr ge-
preßet, vndt besorget sich seines lebens, inmaßen
ihm seiner GroßfrawMutter exempel sol sein
vom Parlament, vorgestellet worden. Muß alle
conditiones, so man ihme vorschreibt, einwilligen.
Printz Casimir, ist König in Polen, Sein herr bruder,
ist gewichen, die Coßagken, seindt gestillet.
Hollandt verbindet sich, mit Spannien, in den
commercien, vndt sonsten, wieder Portugall etcetera etcetera[.]
Schweden hat die alliance mit Frangkreich auf 12 iahr
verlängert. Des Königs in Dennemark Sohn, ist gestorben,
Christianus VItus. genandt. <Christianj IV. leichmeß ist angesetzt. et cetera>
[Sonntag☉ d]en 3. December 1648.
[A]vis: daß der Graf Vlrich von OstFrießlandt, ge-
[st]orben seye. Pleüst a Dieu, que sa Vie, & sa mort
[e]üst estè Chrestienne! habe also abermalß,
[ein]en guten freündt vndt gevatter, so wol an
[i]hme, alß an graf Johann Albrecht von Solms,
der Princeßin von Vranien, bruder, in Neẅligkeit,
verlohren. Gott genade denen, so er abfordert,
vndt vnß, biß wir auch sterben müßen! Damit wir
in seinen wegen, willig vndt bereit wandeln, auch
gerne, wann er vnß ruffet, vor ihme, in wahrem
glauben, Christlich erscheinen mögen! Faxit Deus!
Graf Christian Friederich von Manßfeldt, ist zu Hartzgeroda
gewesen, wolte gerne, eine Fromme, kluge, Schöne, verge-
nügliche, vndt Reiche Fraw haben, so wehre er resolvirt
solche Dame zu heyrathen, wo? vndt wenn sie nur wollte?
schreibt mir mein bruder. Wer weiß aber, ob sich eine
solche Gemahlin, also stragkß eigentlich finden?
vndt accommodiren dörfte?
Avis von Doctor heher, daß es mit dem Frieden zu Münster vndt Osnabrück
gewaltig hingkt, Chur Pfaltz, nicht subscribiren
wolle, Chur Cölln, auch disgustiret seye!
Risposta von Hartzgeroda, durch Jochem Einspänniger so mir,
meinen klepper, vndt briefe von meinem bruder, auch ver-
tröstung, den Neẅen Præceptorem1, biß auff weyhnachten
zu behalten, wiederbracht, hingegen bösen trost, Von ankunfft der armèen.
Sonntag☉ den 3ten: December 1648.
<5 Räphüne[r ...] gestern, mitt Kin[spergk][.]>
Ein Somnium gehabt, von der allten Königinn [von]
Dennemargk (geborner hertzogin von Meckelnburg) [des]
itzigen Königs GroßfrawMutter, Meiner dam[alß]
hochgeehrten Gevatterinn, zu Meiner ersten [Tochter]
Sehliger, quod ob verecundiam erga defunctos
reticetur. Jch habe aber doch darauß so viel
iudicirt, (im fall ich diesem Somnio, glauben zu-
stellen muß,)b oder darff!) daß die linea dieses
Nota Bene
Nota Bene
Nota Bene Königes Fridericj tertij, baldt abgehen, vndt
außsterben dörfte. Jedoch stehet alleß
in Gottes gerichten, der erhalte seine
gesalbten. Jnterim sehen wir Menschen, alß
in einem Tunckelen licht, offtermalß verbor-
gene dinge, so vnsern natürlichen sensibus,
occulta et vere abstrusa sein. perge Gott gebe! daß
alles zur erbawung, vndt beßerung, diehne!
Zuvor Traẅmete Mir, wie ich beym itzigen
Kayser, Ferdinando Tertio, gewesen wehre. Jhre
Mayestät hetten mich trefflich caressiret, auch
wieder dero gewohnheitt, mit vielen hutabziehen,
reverentzen, vndt sonsten, mehr compliment alß ge-
wöhnlich, gemacht, vndt mich an sich zu ziehen, gedacht,
Nota Bene iedoch hetten Sie, gantz blaß, vndt Todtenfarblicht außgesehen.
[Der] hofprediger, Er Theopoldus, hat heütte, am
[ers]ten Advent, hieroben aufm Sahl, geprediget.
Extra: zu Mittage, meine Rähte, Doctor Mechovius,
Melchior Loyß, wie auch gedachter hofprediger. perge
[m]it denen ich allen successive conversiret.
Nachmittags, in die kirche, cum filiis
gefahren, da Jonius geprediget.
Geörge Reichardt, vndt Philip Güder, seindt
mit dem Marggravio, von Hegklingen, wiederkommen,
alda dieser predigen müßen, weil die predigten
daselbst, in etzlichen iahren, (vmb der krieges-
gefahr, vndt verwüstung willen der kirchen)
eingestellet worden, vndt sie die Trohten,
einen lutheraner haben wollen. Sie haben
aber, das ius præsentandj, Vocandj, & confirman-
dj, durch ihre vnnöhtige proceße, (welche Sie
vor iahren mit Meinem herrnvater Sehliger
vnnöhtiger weise, zu Speyer, angefangen, vndt
condemniret worden) verlohren, vndt seindt
billich, vnsere, durch conniventz, negligirte
iura, zu renoviren. Er Margravius, hat nicht
allein heütte geprediget, sondern auch getaüft,
vndt also zweyerley actus exerciret. Es
|| [[Handschrift: 12r]]
haben sich v̈ber die hundert zuhöret<r>, ([nachdem]
zweymal geleüttet worden) eingestellet, a[uch]
Wolf Thylo von Trota selber, wiewol heimli[ch]
in der Sacristey (dahin er, durch einen gang, [vom]
hause, gehen kan) darbey gewesen. Gott w[olle]
ferne seine warheit erhalten, vndt außbreitte[n.]
Diese meine itzigen Commissarien, haben sich wol
gehalten, vndt daß ihrige gethan. perge <Gott segene Sie!>
Montag☽ den 4ten: December 1648.
Die exequirer seindt nun in den 5ten: Tag alhier,
auf deß OberEinnehmers Bergen antrieb,
(welcher numehr zu Plötzkaw, vndt nicht
alhier mehr wohnet Nota Bene) nun fordert die
Schwedische cassa 148 ThalerThlr: von diesem orth
vndter dem schein, der Bernburgische Antheil wehre
es schuldig, da doch diese Stadt nur 44
ThalerThlr: (Georg Reichardts bericht nach) schuldig ist,
vndt alles schon vor 4 Tagen, nacher
Leiptzigk geschigkt hat, aber vmb hartz-
geroda, Plötzkaw, vndt Gernroda willen,
so Sie in den Bernburgischen Antheil rechnen, wie
auch vmb Milagij, vndt anderer nebensolvendorum
willen, muß diese arme Stadt, solche insolentzen leiden!
[Als] gestern abendt Georg Reichardt zu fuße voran ge-
[gang]en, vndt von hegklingen wiederkommen, seindt
[ih]m erstlich zweene Reütter, begegnet, vor de-
[ne]n er sich in der demmerung verborgen, auf die
[er]de geleget, vndt sie also vorbey reitten,
laßen. Darnach hat er bey dem Kayserlichen
Gallaaßischen läger, viel lichtmännlein
gesehen, welchen, wann er zur rechten
außweichen wollen, seindt Sie ihme, zur lin-
gken erschienen, & viceversa, darüber er
sich etwaß endtsetzt, vndt Gott, gedangkt
daß er Waldaw, ohne schaden, erreichen
können. Sonst pflegen die lichtmännerlein
oder Jrrwisch, nicht leichtlich, bey itzigem
frost, sondern vielmehr im Sommer, auß
Morastigen Sümpfigen orthen, aufzusteigen,
vndt sich sehen zu laßen, darbey doch auch
Sathan sein Spiel haben will, die leütte
zu verirren, vndt in waßersgefahr,
Moraß oder sonsten, (nach Gottes verheng-
nüß vmb Sünde, vndt Mißethaten willen)
zu stürtzen, vndt præcipitiren. Er wolle aber, allezeit
|| [[Handschrift: 13r]]
mit dem Schutz, seiner heiligen lieben Engel [vmb]
vnß sein, vndt vnß niemalß verlaßen, [vmb]
Christj willen, in kraft Seines heiligen Geistes, A[men.]
Dann waß seindt doch, wir arme elende Men[schen]
vor gebrechliche creaturen, wann Gott im ger[ing]-
sten, seine gnadenhandt, von vnß abzeücht.
Schwächer dann glaß, nichtiger als ein
dampf, ein rauch so baldt verschwindet,
Nichtig, flüchtig, vndt vergänglich, ist all
vnser Natürliches thun, vndt wesen! herr
lehre vnß bedengken, daß wir sterben, vndt davon
müßen, auf daß wir klug werden!
Secretarius Paulus Ludwig, hat sich bey Mir, præsentirt,
vndt viel expedienda vorgetragen, deren
auch ich, die meisten resolviret.
Die executores von Leiptzigk, seindt
heütte abgefordert worden. Man hat ihnen,
daß tumultuiren vndt schießen bey Tage,
vndt bey Nacht, scharf verwiesen, wie auch
die vnzeittig erforderte allzuviele exe-
cutionsgebühr. Das Ambt ist nur 23 vndt
die Stadt 44 ThalerThlr: schuldig gewesen, an Stadt
geforderter 148 ThalerThlr: so andere restiren. etcetera
[Ein] böses, ehrenrühriges pacqueet bekommen, von
[w]egen der Testamentarien, so mir die herrnvet-
[t]ern, Fürst August[,] Fürst Friedrich vndt Fürst Iohann Casimir addreßiret. perge Gott
dempfe alle lügener, vndt Calumnianten!
Ein höflich condolentzschreiben, von der Hertzogin
von Cuhrlandt, bekommen, wegen Schwester Sibylla Elisabeth fürstin zu Anhalt Sehliger[.]
Die avisen geben:
Daß die gegeneinander liegende völgker, in Böhmen,
einander, noch nicht recht Trawen, gleichwol die
generales, jmmerforth miteinander tractiren.
Die Königlich Spannische hochzeit zu Wien, ist
mit gewöhnlichen großen solenniteten celebriret
worden, vndt die rayse nach Meylandt, vndt
Spannien, forthgesetzet.
Beyde grandes, Don Philippo de Sylva2 Sohn,
vndt Don Carlo de Padilla, sollen in heiß öhle,
sein gesotten worden, wegen der conspiration wieder
den König in hispanien, zu Madrill, auch pasquille
an den 4 egken, des Königlichen Pallatij angeschlagen
sein, wann der König ruhig leben, vndt regieren wollte,
solte er noch etzlichen großen herren, die mit Nah-
men genennet, die köpfe abhawen laßen. Den-
noch begehren die Stände, die heyrath, der Königlichen
einigen Tochter, mit dem Jnfante, von Portugall.
Jn Frangkreich suchet der Duc d'Or[leans] [biß]
zu des Königs Mündigkeit, absolute zu regie[ren.]
Das Parlament zu Paris aber, opponirt sich, die[sem]
conatuj.
Jn Engellandt, stehets zwar, auf friedenßtra[cta]-
ten, iedoch dissentiret noch der König, vom Parlamen[t],
in etzlichen puncten, sonderlich, wegen der bischoffe.
Etzliche Königliche Schiffe, seindt zum Parlament v̈ber-
gefallen. Man trawet den armèen, nicht allerdingß.
Ragozzi, Fürsten in Sibenbürgen, Todt, wirdt con-
firmiret, vndt das Caschaw, mit Obervngern, wieder
an Kayser, gekommen, Jhre Mayestät auch, einen Neẅen
Palatinum, zu Preßburgk; aufm landTage, creiren
vndt die iunge Kayserinn, kröhnen laßen würden.
Printz Casimirj wahl, in Polen, wirdt confirmiret.
Jn Dennemargk, werden nach des alten Königes
leichbegengnüß, vndt des itzigen Cröhnung,
große enderungen besorget.
Jn Schweden, triumphiret man v̈ber dem frieden.
Zu Münster vndt Osnabrück seindt noch Legatj, iedoch, will
Chur Pfaltz, den Frieden nicht annehmen.
Jn hollandt, hat man ein absehen auf Spannien,
vndt beklaget, viel im Sturm verlohrne Schiffe.
Jn Candia machen sich die Türgken sehr Stargk,
wie auch in Dalmatia, vndt continuiren den krieg. perge
[Vo]m Berlin schreiben sie, daß der iunge Landgraf
Wilhelm seine brautt vnversehens besucht,
vnbekandt hinkommen, aber baldt bekandt, vndt
[m]it großen Freẅden entpfangen worden.
Gott gebe zu fernerem glügk! vndt Segen!
Vorgestern, ist die allte Börstelische witti-
be geborne von Bilaw, alhier gestorben. Jst
eine feine verständige Matron gewesen.
Dienstag♂ den 5. December 1648.
Meine Söhne, haben den Keßelpusch, außgeiagt,
vndt 6 hasen, gefangen. Ein fuchß, vndt 2 hasen,
seindt v̈bergesprungen. Ein ander fuchß ist darinnen
geblieben, nach welchem Man etzliche mahl fehl
geschoßen.
J'ay beaucoup èscrit. Dieu me donne bonheür.
Großer Kersten, hat kein Tuch, aber Wolfßlunge
wiederbracht, darvon sol Mein Sohn Erdmann Gideon
auf Fürst Iohann Casimirs erinnern, alle Morgen vndt alle abendt
2 MeßerSpitzen voll in violen Saft, vor
den bösen husten, einnehmen, vndt damit
¼ iahr lang, continujren. Gott gebe darzu, seinen Segen!
Diesen abendt, hat er darzu den anfang gemacht.
Mittwoch☿ den 6. December 1648.
<Große kälte, [die Sahle] freẅert zu. Das gru[ndeiß auf] der Elbe, ist schon gega[ngen.]>
Jn die kirche, vndt
wochenpredigt, cum filiis primogenitis.
Nachmittags, ist ein abgeordneter, von Fürst Augusto [zu]
mir kommen, mit einem creditif, nemlich Berndt herr[e]
der landtrentmeister, vndt hat mich nöhtigen wollen,
Meinen Bürgemeistern[!]3, Raht, vndt vndterthanen alhier,
(wieder ihr gewißen, vndt pflicht) zu befehlen, den
præjudicirlichen receß, auf dem landtrechnungs-
tage, zu Cöhten, zu vndterschreiben. Jch habe es negirt,
meine iura superioritatis, vndt ius quæsitum
angezogen, vndt wie v̈bel, daß man, (in itzigem
meinem bekandten, ruinirtem zustande) auf
mich zu stürmete, mich beklaget, auch habe ich, die
iniurien vndt calumnien, so mir begegnet, etwaß
stargk geeiffert, vndt retorquiret, auf die vervhrsacher. perge
Jch habe ihm, kein recreditif, wieder gegeben perge vndt
mündtlich, meine inhibition, behauptet perge auch
mich referiret, auf mein Votum, so ich in dieser Sache, den
iüngern herren abgegeben. <Vada il resto!>
Er ist auch zu Zerbst, in dergleichen anliegen, gewesen,
hat aber daselbst, keine Audientz erlanget, sondern
bey den Rähten, welche ihm seinen bescheidt gegeben.
Jnterim hat ihm Fürst Augustus inhibiret, in posterum, keine versur
mehr vorgehen zu lassen, auß andern, inß Bernburgischen Antheil, vndt
|| [[Handschrift: 15v]]
[die ab]rechnung mit den Einnehmern, forthzusetzen.
Diesen Nachmittag, hat Meine herzlieb(st)e gemahlin, gebeichtet,
[a]uch vnsere elltiste beyde Töchter, Eleonora Hedwig, vndt
[E]rnesta Augusta, auch (vnwißendt meiner) auchc
beichten laßen. Alß Sie aber gemergkt, das ichß er-
fahren, hat sie mirs gesagt, daß <præjudicirliche> exempel zu Plötzka
angezogen, vndt daß ich Sie vmb die Söhne auch nicht
gefraget hette gemeldet, item: ich würde sie in ih-
rem gewißen nicht irr machen, Sie köndten auch
eher zu guten heyrathen, gelangen, wann Sie
lutterisch würden. Jch regerirte waß ich wollte
die Eheberedung, meines hauseß observantz,
vndt das ein anderß stipuliret wehre, sie sich
auch vor diesem anders vernehmen laßen, gegen
mich, gegen Meinen herrnvatter Sehligen[,] gegen Meine
Rähte, es half alles nichts. Muß ich also schimpf
vndt hertzeleidt sehen, an denen die von Meinem
leibe kommen. Patientia! Gott wolle sie dermal-
eines, erleüchten! Sie sagte auch, es wehre
numehr zu Münster vndt Osnabrück verglichen, das es mit den
religionen alles eins sein sollte, quod non est!
Jch habe sehr viel depeschen expediret.
Gott gebe, zu glücklichem succeß! Amen!
Donnerstag♃ den 7. December 1648.
<Kälte[,] Fro[st.]>
Anmahnung von Fürst Augusto welcher mir, mit Militaris[cher]
execution, auf den halß zu weisen (vmb der Nebens[ol]
vendorum willen) stargk droẅet, vndter dem Sche[in]
die beschimpfung vnserß hauseß, abzuwenden! perge
Avis: daß alß der iunge Grave von Naßaw,
die zeitung des Friedens, nacher Wien gebracht, ein
Marienbildt (wie vor diesem, zu Prage geschehen) zu
reden angefangen, vndt dem Kayser, die ratification
verbotten, darauf ein Officirer heimlich hingangen,
vndt einen heimlichen gang zum bilde, vndt daß
es hohl gewesen, auch fußstapfen der Jesuiter gefunden,
(wie Daniel bey dem Bel zu Babel) darauf sich
der Kayser, sehr erzürnet, vndt wieder die Jesuiter
alteriret, Gott gebe! zum gäntzlichen beyfall,
der warheit, vndt abschaffung aller Jrrthumb!
Zweene depeschen seindt forth, in harzgerode vndt nach Cöthend[.]
Gott gebe segen, glügk, vndt succeß!
Jch habe meine Töchter vermahnet (weil ich übereilet), Gott die ehre zu
geben, nicht menschen zu gefallen, mitt zu gehen, viel mehr
der warheit, so Sie in predigten gehöret beyzufallen,
Sich wol zu bedengken, vndt Gott den heiligen Geist, zu erleüchten
zu laßen, in ihres vaters hause seine wahre religion an-
zunehmen. Jch wolte Sie wol mainteniren, vndt endtschuldigen.
Sie haben sich aber, auf ihr gewißen, Vndt ihre FrawMutter, be-
ruffen, sich gegen mir excusiret, vndt wollen mit hingehen. Pacience!
|| [[Handschrift: 16v]]
[So] muß ich diß hertzeleidt leiden. Gott beßere! vndt
[e]rleüchte Sie! durch seinen heiligen Geist, daß Sie die war-
heit nicht verwerffen, noch die gnade Gottes
Muhtwillig von sich stoßen mögen! Ah des leidens!!!
Noch eine Depesche, diesen abendt, abgefertiget. perge
<Gott gebe zu glügk!>
Freitag♀ den 8ten: December 1648.
heütte habe ich wieder 2 depeschen expediret, nacher
Erfurt und Hallee[.] Gott gebe zu glügk! vndt Segen!
Abermahlige relationes von Münster vndt Osnabrück[:] die Stände,
oder dero gevollmächtigten haben (etwaß imperiose) an Chur
Pfaltz geschrieben, den frieden zu acceptiren, oder eines
wiedrigen, gewärtig zu sein.
Chur Saxen alß krayßoberster schigkt vnß die
Kayserlichen friedens edicta vndt publicationes zu.
Es finden sich immer minæ darbey wegen der execution. perge
Die tractaten zu Prag laßen sich schwehr an,
schreibet der Obrist leütnant Knoche.
Frangken landt ist capot gemacht.
OberSaxen, hat sich zu beförchten.
Die contributiones, magazinspostulata & similia,
cessiren noch nicht.
Zu Stogkholm triumphirt man v̈ber dem frieden. Ein
confident schreibt aber darbey, man seye schon
auf neẅe kriege, wieder bedacht. Jn Frangkreich
ist auch der deützsche Friede, ratificiret.
Jn Westphalen sollen Monatlich 50000 ThalerThlr: [...]
vor die soldatesca aufgehen. Sie klagen deroweg[en]
die satisfactiongelder schwehrlich aufzubringen.
Jch förchte, sie Schwedischen armèen, kommen vnß, übern[acht.]
Gott bewahre unß! vndt vnßere arme lande, vndt leü[te!]
Die avisen von Erfurdt, bringen:
Das sich die Kayserlichen vndt die Schwedische zu Prag, vmb die
Quartier, verglichen, die Schwedischen auß Böhmen zögern,
vndt sich, in die winterquartier, vertheilten,
z im lande zu Frangken, vndt in Thüringen.
Man hette hofnung ChurPfaltz, würde auch den
Frieden ratificiren, vndt annehmen, wiewol
etzliche anderer meinung wehren.
Der gute fromme herr, hertzogk Friderich, zu Zelle,
wehre in sejnem hohen allter, Todeß verblichen.
Gott genade ihm! habe also wieder, einen freündt, verlohren.
Jn Engellandt, gjengen die Tractaten, wol forth.
Jn Pariß, wehre ein großer Schnee, gefallen. Die
Seine, hette sich ergoßen, vndt großen schaden gethan.
Düc d'Orleans, mit anhang derer von Lottringen,
vndt Guise, continuirte daß Steẅerruder, wieder
den Prince de Condè, vndt den Cardinal Mazzarinj,
an sich zu ziehen, im Königlichen Regiment, ob schon das
Parlament zu Paris, auch wieder den Düc d'Orléans wehre.
[Jm] Königreich Neapolj hette es noch motus, ein
[G]raf hette Brindisj eingenommen. Zu Napolj aber
wehre ein haüpt des volcks, (so ein knopfmacher)
exequiret worden. Einem andern, getreẅen Printzen4,
wehre zur recompenß, ein Fürstenthum, verehrt worden.
Die Stadt Candia stünde in höchster gefahr,
wo Sie nicht schon vom Türgken erobert wehre.
13000 Stradiottj, sollen sich revoltiret haben,
vndt zum Türgken übergefallen sein, an den
grentzen in Dalmatia, derhalben groß
schregken, in venedig selbst wehre! Gil de
haaß, (so sich in Candia Tapfer gehalten)
solle Tödtlich verwundet sein. Jst wol schade,
vmb verlust, solcher leütte, vndt lande!
Printz Casimirj, wahl, zum Könige in Polen,
wirdt abermal confirmiret, vndt daß die
Cosagken selber, zu acquiesciren, begehrt, wann
er erwehlet würde! Sein bruder Printz Carll
wehre gutwillig gewichen, vndt hetten gar amice
et fraterne miteinander, conversiret.
Des Fürsten Ragozzj, Todt, wirdt confirmiret.
Es will noch nicht forth, mit dem vergleich, zwischen
Spannien, vndt Frangkreich.
<Zu Prag sol die Pest, grassiren.>
Zu Coppenhagen, sol das leichbegengnüß Köni[gs]
Christianj IVtj. stadtlich sein gehalten worden.
Der König in Spannien, vndt seine Tochter, sol[l]
haben, die pogken gehabt, aber wieder genesen.
Die venezianer, hetten die fruchtbahre Insel
Lembro, (ich halte es sol Lemno heißen) in dem
Arcipelago, erobert. Sie sol 28 deützscher
Meilen groß, vndt voller abundantz sein.
Fürst Johann zu Anhalt, mein vetter, solte ein
Freẅlein von Gottorff, im Majo, heyrathen. perge
stehet auch in avisen von Erfurdt. perge
Jch habe ein schreiben, von Schwedischer Seiner Majestät entpfangen
wegen Schwester Sibylla Elisabeth sehliger hinderlaßenen Schulden. perge
Samstag♄ den 9ten: December 1648.
<Grimmige kälte. Die Sahle ist zugefrohren. perge>
Avis: daß der alte Zacharias Straube, Secretarius
zu Cöhten, bey nahe ein 80iähriger Mann, vndt
allter diehner vnserß hauses, trungkener weise,
einen bösen fall gethan, vom schlage getroffen
worden, vndt also plötzlich gestorben, vor dreyen Tagen.
Gott seye ihme, vndt vnß allen gnedig! Er
ist sonst ein Frommer Mann, vndt williger Fleißi-
ger diehner Seines herren gewesen. Man etwan in
Seinem hohen alter, ein trüngklein, guter meinung, gethan,
|| [[Handschrift: 18v]]
[vn]dt ihme baldt in kopf gestiegen sein. Jedoch, ist es
[z]war nicht zu endtschuldigen, das er daß laster
[d]er Trungkenheit, begangen. Dennoch solte man auch,
[a]uß christlicher liebe das beste hoffen, von dem
verstorbenen, vndt nicht daß ärgste (wie etzliche
thun wollen) darvon vrtheilen. Dann der gerechte
wirdt oft plötzlich hinweggeraft vor dem Unglügk
vndt kömpt zu ruhe!
Vnser caplan vorm berge, Er Bartholomeus
Jonius ist heütte auch plötzlich krangk worden,
Gott wolle ihn Trösten, vndt es baldt mit ihme,
zur beßerung, schigken! vndt ihme vndt vnß
allen geben, vndt beschehren, waß unß Sehlig-
lich, Nützlich, vndt guht ist! an leib, vndt
an Sehle, durch Christum Jesum, in kraft
deß heiligen Geistes, Amen! Amen! Amen!
Sonntag☉ den 10ten: December 1648. Der ander Advent.
J'ay songè, d'üne familliere[,] cordiale & fort
prüdente conversation, de feü Son Altesse monseigneur mon
Pere, avec moy & mes <deux> fils aisnèz, lesquels
l'auroyent èscoutè fort attentivement!
Ün de mes filles aisnèes doit avoir songè, selon le
rapport (que ie croy neantmoins mensonger, & con- || [[Handschrift: 19r]]
trouvè á desseing!) la nuict devant sa comm[union]
nouvelle, a la mode des Lütheriens, que la forc[e]
de Dieu, c'est a dire l'apoplexie m'auroit touchèe
(ia<!> a Dieu, ne playse!) & estant mort ains[y]
trois jours dürant, ie füsse resüscitè au 3me[.]
& leur eüsse dit, a haute Voix: Mes filles,
i'ay malfait, d'avoir estè Calviniste,
& de vous avoir voulü retenir de vostre
conversion, Devenèz seulement toutes Lüthe-
riennes, devenièz le d'oresenavant, je vous
y exhorte paternellement avec tous Vos gens. etcetera
Diese Nacht, wie auch die vorige, sieder
dem Freitag♀tag her, hat aufm Sahl vor meinem
Gemach, da die Edele knaben schlafen,
der eine, nemlich der freyherr von Roggendorff,
(in die 22 iahr altt, Gottsförchtig, fromb,
still, vndt reingläubig) erstlich einen schein,
darnach zwey, darnach alle drey, im
Sahl aufsteigen sehen, wie die Sternlein
oder die lichtmännlein im felde pflegen zu
erscheinen. Es hat eine große halbe Stunde gewähret
darnach seindt Sie wieder alle verschwunden. Er hat nie
|| [[Handschrift: 19v]]
dergleichen, vndt hat es dem andern
Cammerpage, Ernst Gottlieb, von Börstel, auch
gezeiget. Gott gebe, daß es nichts böses,
vndt keine Mortaliteten, Sondern viel
gutes, ominiren möge!
Extra zu Mittage, Doctor Mechovium,
vndt Ern Platonem Superintendenten,
(welcher die predigt aufm Sahl ver-
richtet) gehabt, vndt mit ihnen con-
versiret successive, alß guten redlichen
Biedermännern, de importantissimis!
Gott stehe vnß bey! in vnsern consiliis!
Diesen abendt, seindt feẅerwergk nur
auf dem Sahl vom Tobias Steffeck von Kolodey Carolo Ursino, zu
gefallen, gemacht worden, ohne üppigkeit!
Montag☽ den 11ten: December 1648. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Schreiben von Ballenstedt, con poca sodisfazzione.
Jn Oeconomicis, gewöhnliche aufsicht gehabtt.
Mit Jakob Ludwig Schwartzenberger erst, postea mit Georg Reichardt von redreßi-
rung meiner haußhaltung, vndt anbaw geredet,
post sacra peracta.
Nachmittags als mein Sohn Victor, auff den holländischen
Schrittschuen, auf der Sahle gelauffen, bin ich mit
|| [[Handschrift: 20r]]
ein par Tage<pagen,> vndt einem lackayen, auf [die] [krähen]-
hütte, gegangen, vndt habe einen großen Stoß[vogel]
geschoßen. perge Keine krähe hat sich sehen laßen.
Zweene bohten, seindt von der Elbe wiederko[mmen]
so nacher Zerbst gesollt, aber wegen deß grundt-
eises, welches etzliche Tage, gegangen, nicht
forthgekondt. Numehr aber, wirdt das Eiß daselbst
wol stehen, weil es auch alhier, schon vor zweene
Tagen, gestanden. perge
Dienstag♂ den 12ten: December 1648.
Abermalß, eine depesche expedirt, mit dem großen
Kersten, nach Stuttgart vndt Berlinf die Gott gesegenen wolle!
Avis: daß der Obrist leutnant Knoche, wieder zurügkeg
kömbt. Wir sollen, 10 Schwedische Regimenter
zu fuß, 2 zu roß, vndt die artillerie, im
OberSächsischen Krayß, haben. Generalitet
hat daß haüptquartier zu Schweinfurth.
Die Kayßerlichen zu Budeweiß, vndt die
Schwedische armèe muß auß Böhmen herauß
marchiren. General Piccolominj, Duca d'A-
malfi hat sich sehr beschwehret, wegen der
Schwedischen einlosirung, in Böhmen, wegen aufhaltung der
Gefangenen, wegen eines Marienbildes, vndt Sancti Noribertj; etcetera[.]
|| [[Handschrift: 20v]]
[D]ie Schweden geben vor, daß Sie gerne, mit gutem
[w]illen, auß Deützschlandt abscheiden wollen, vndt
[e]nde guht, alleß guht machen. Sie wollen auch,
die 3 millionen, des ersten ziels, nur der deützschen
soldatesca assigniren, vmb ihre affection
zu erhalten, die Schweden, wollen sie hernacher
von den letzten ziehlen, vndt sonst beneficiren. <Chur Saxen, wolte sich gerne, pro labore,
des Crayßobersten Amptß, gantz eximiren,
von den satisfactionsgeldern. perge Die Generalitet aber, wil nicht darein willigen. perge>
heütte, ist ein leütenampt, wieder anhero
kommen, hat paß vom Obersten Nehren. Neẅlich
sein 5 Reütter auch alhier gelegen, mit vorgeben,
es würde ein leütenampt, baldt nachkommen,
vielleicht ist es wol dieser. Jehne aber
vor 3 Tagen, sollen 3 handwergkspürschlein
bey Palbergk, angetroffen, vndt zweene
darvon beschädiget haben. Wehren reiff ge-
wesen! <Wir haben darumb, diesem leütnant kein quartier gegeben.>
Trotha ist hehrkommen, wegen des handelß, mit seinen
vndterthanen.
Secretarius Paul Ludwig ist bey Mir gewesen, vndt haben viel expediret.
Dieweil vnser Ordinarij bohte von Leiptzig[k] [auß]
lange außen bleibet, vndt viel geldt, Vndt zeüg, [bey]
sich hat, besorgen wir ein vnglügk. Gott verhüte [es] [gnä]-
diglich! vndt bewahre doch auch, Meine andere diehne[r]
vndt abgeschigkte lackayen, bohten, vndt vnderthanen!
Mein Sohn Erdtmann, hat diesen Nachmittag, einen
Andtvogel geschoßen, an der Sahle.
Der leütnant welcher alhier gewesen, hat sich gar
unlustig angestellet, v̈ber seiner Reütter (so
noch gestern alhier gewesen, darnach aber des
weges, gen Leiptzigk; geritten sein sollen, viel-
leicht<!> zu vnsers armen avisenbohten vndtergang,
undt vnserm verderben! <vndt zu vnserm Schaden> Gott wende es aber beßer!)
insolentz, vndt wil Sie anklagen zu Leiptzigk. Er
gibt auch vor, Sie wehren von der compagnie
hinweggeritten, vndt zu schelmen worden. perge
Jnterim: wer leidet; der leidet!
Jch habe auch, in itziger großer kälte dennoch
meine gebeẅde, oder recht zu sagen! deren be-
schwehrliches Fligkenwergk visitiret, vndt waß
müglich, befördern zu laßen, angeregt, und angetrieben.
Es gibt viel Mängel, vndt remoras, hin: vndt wider!
Der avisenbohte, ist gegen abendt spähte,
noch ankommen, vnversehrt, mit anbefohlenen Sachen.
Gott lob! vndt dangk! der ihn geleittet hat. Die
Reütterparthien, so andere geplündert, seindt
zwar an ihn gekommen, haben auch die pawren
spoliirt, ihm aber, (Gott lob) nichts gethan. perge
Die avisen geben:
Den vertrag, zwischen dem Kayser, vndt Schweden,
wegen der quartier. Die hofnung der exulanten,
doch noch etwas, zu erlangen. Jtem: daß der grave,
von Trauttmanßdorf, wehre zu einem Fürsten,
vom Kayser, gemacht worden. Jtem: daß der
Kayser, Caschaw, vndt Obervngern einnehme,
nach dem Tode des alten Ragozzj.
Der Casimirus, wehre König, in Pohlen. Die
macht, der Coßagken, vndt Tartarn, hette
auch darzu geholfen, vndt daß ihm sein iüngerer
bruder gewichen, vndt deßen anhang, zugefallen.
Der König, in Engellandt, wehre verglichen,
mit seinem Parlament, doch also, daß er jhrer
disposition, die militiam, vndt alle hohe Empter,
auff 10 iahr lang, vndtergeben, vndt 6 oder 7 vornehme
|| [[Handschrift: 22r]]
personen, auß der Amnistia, außschließen, [vndt]
excludiren müßen.
Die Staden, reformiren ihre Militia[m]
gewaltig, wollen einem Obersten iährlich nur 500
vndt einem Capitain, nur 300 ThalerThlr: geben.
Jn Candia gehets v̈bel zu, die Türgken
prævaliren.
Zu Napolj gibts neẅe motus vndt conspirationes.
Zu Paris sol Düc d'Orleans, mit dem
Cardinal Mazzarinj verglichen, vndt
viel exulirende Fürsten revociret sein.
Zu Stogkholm, triummphirt man v̈ber dem
Nota Bene deützschen Frieden. Zum Berlin, wirdt
daran etwas gezweifelt, weil die Schweden
in Pommern zu weitt, greiffen.
Zu Coppenhagen ist zwar, das begräbnüß,
wol abgegangen. Die Cröhnung aber hæsitirt,
weil die Stände erledigung ihrer grava-
minum zuvor haben wollen.
Zu Leiptzig hat graf Magnus gemahlin, eine iunge
Tochter, zu Caßel ihre Schwester Landtgraf Fritz gemah-
lin, hat auch Taüffen laßen. perge
[De]r Ertzhertzogk zu Brüßel, reformirt auch seine
[mil]itiam, auf der Staden manier.
Mittwoch☿ den 13den: December 1648.
Jn die wochenpredigt, cum filiis.
Tobias Steffeck von Kolodey hat Madame nacher Ballenstedt vndt
Halberstadt geschigkt. Dieu le vueille conduire!
& reconduire heüreusement par sa Sainte grace!
Anstalt in privatis, mit Jakob Ludwig Schwartzenberger vndt Wolfgang Sutorio.
Jn gesterigen publicis, wahr auch dieseß zu notiren,
daß die Crohnen Frangkreich, undt Schweden,
den Kayser gezwungen, in den Jnstrumentis
pacis, so Jhre Mayestät ihnen gegeben, den
Tittul: Jnvictissimum, wie auch Landgravium
Alsatiæ, et Dominum Ferretis, fallen zu
laßen, deme wir Fürsten, auch nachfolgen,
vndt gleicher gestaltt; vnsere friedenßac-
ceptation anders vmbschreiben, vndt mit
solchem defect, (in 4 exemplarien, so beyder
crohnen gevollmächtigte bekommen sollen,)
gestern vollnziehen müßen. Omnium rerum Vicissitudo!
Meine kleinesten Töchter, wie auch Carl seindt sehr
|| [[Handschrift: 23r]]
vnpaß, vndt mit flüßen, geplaget, auch m[it]
andern incommoditeten. Gott wolle es mit ihn[en]
zur beßerung schigken, vndt alles unheyl gnediglic[h]
vndt väterlich, durch seine Mildreiche gnaden-
handt abwenden, vmb Christj willen. Mein
Elltister Sohn Erdtmann, ist auch mit hußten,
vndt<wie der kleine mit> zahnwehe, sehr geplaget. Gott lindere
allen schmertzen, vndt behüte vnß, vor nieder-
liegenden Schwachheitten, eines, vndt deß andern!
Donnerstag♃ den 14den: December 1648.
<1 Hasen. 1 Fux.>
Georg Reichardt ist bey mir gewesen, sodisfacendomj.
Die satisfaction gelder sei beysammen. Die
bürger werden bewehrt gemacht.
Wolfgang Sutorius, ist forth, nacher Ballenstedt mit
den bawfuhren, vor die Mühle. Gott geleitte Sie!
Schreiben von Hartzgeroda, von Fürst Friedrich wie auch von Schwester Sophia Margaretha[.]
Risposta von Erffurt daß Oberlender wol ankommen. Jtem:
avis: daß der Kayser, dem Grafen Hanß Ludwig, von
Naßaw, zur recompenß seiner Ambassade, vndt
Friedenßprocuration, so gut, als 15000 ReichsthalerRthlr: iährlicher
intraden, verehret. et cetera Die Schweden theilen sich in die winterquartierh perge
Der Pfaltzgrave sol logiren zu Erfurdt, mit dem
haüptquartier. Der General Wrangel zu Schwein-
furth, Königßmargk zu halberstadt, vndt in den
Stiftern, Brehmen, vndt Verden. Wittembergk
in der Schlesie. Dörfte also der parthien halber,
unsicher werden. perge Gott bewahre einem ieglichen,
das Seinige! Die Kayserlichen bleiben über der Elbe.
Jn Engellandt, wil die armèe den Meister
spielen, theilß Parlamentsglieder cassiren,
auch v̈ber den König, recht sprechen, vndt ihn, vor
gericht, citiren, wie auch seine entwichene
kinder, oder sie gar vor verrähter, vndt rebellen,
declariren, welches eine allzugroße jnsolentz wehre!
Die pest sol in Böhmen, vndt vndter den Neẅen
angekommenen Schweden, gewaltig grassiren.
General Türenne hat auch ordre, nach einge-
kommenen ratificationen, das landt zu Wirtemberg,
zu quittiren. Die Schweden wollen, zu Münster vndt Osnabrück
die 15 in der cassa, verhandenen Tonnen goldes,
auf abschlag, annehmen, vndt proportionabiliter,
ihre armèe darvon ab<zu>dangken, anfangen.
Printz von Vranien, hat den Tittul, Erbburggraff
zu Andtorf, vom Könige in Spannien, vndt Ertzhertzog
wieder erlanget, welches seine vorfahren, durch krieg verlohren.
Zu Stogkholm ist die Friedenßratification in [...]
güldene kästlein, mit güldenen capseln, geleget wo[rden.]
Der Kayserliche Fiscal, sol vom Raht zu hamburgk
schwehre, vndt wichtige Sachen, begehren.
J'ay derechef fait üne depesche importante
vers Vienne[.] Dieu la Vueille benir! & bienheürer!
Freitag♀ den 15den: December 1648.
An Caspar Pfau wieder geschrieben, in importantissimis.
Mon fils, Erdmann Gideon aprés le jeusne d'hier, s'est fait
revoir. Dieu le benie! conserve! & garantisse!
Avis: daß Fürst Augustj Söhne, vnbefugter weise,
in Meinem Territorio, im Zingkenpusch geiagt,
vndterm vorwandt, es stünde Voytten zu,
welcher doch mit den iagten nicht beliehen,
vndt Krosigk von Bösem, hat noch weniger
darinnen, zu prætendiren. perge Jch werde contra-
diciren, vndt meine befugnüß reserviren,
vndt manuteniren! auch selbst, wie vor
diesem, darinnen, iagen laßen, andern aber inhibiren. perge
Dann, waß olim iure familiaritatis, Fürst Augusto
in absentia Illustrissimj Parentis mej, vergönnet worden,
kan vor kejn recht, angezogen werden.
Jakob Ludwig Schwartzenberger vndt Philipp Güder seindt successive bey Mir,
gewesen, in Oeconomicis, anstaltt zu begehren. perge
Wolfgang Sutorius, ist von Ballenstedt, wiederkommen,
hat 16 baẅme, nur mitgebracht, auf 13 bürger-
wagen, iedoch schöne bawstügken, so albereit
beschlagen gewesen. Wer 2 pferde hat gehabt,
(wie die meisten anspänner gewesen) der hat
nur einen bawm, aufladen können. Wer
aber 3 pferde gehabt, (deren die wenigsten) der
hat 2 baẅme geladen. 14 wagen seindt be-
stellet gewesen, durch Reichardt. Einer ist muht-
willig zurügkei geblieben, den hat Reichardt,
vmb seines ungehorsams willen, (nam omne
Promissum, cadit in debitum!) beystegken
laßen, ein ander wagen, hat vndterwegens,
eine Axt zerbrochen, vndt also hat er ledig,
darvon fahren müßen. Dergestaltt ist man
nur von 12 wägen, bediehnet gewesen. Gestern
hat auch ein wagenknecht, ein vnglügk gehabt,
in dem er auf einen wagen vnvorsichtig springen
wollen, bey Warmßdorf, vndt vndter ein radt
gefallen, welches ihm den arm zerbrochen. Gott helfe ihm!
Relation vom Weymarischen legato, Doctor hehe[r]
Von Münster, daß Wrangel mit 55 Regimentern
im Frangkenlandt, quartier gemacht, vndt
dadurch die Schwedische satisfactiongelder selbst
verhindert, zumahl da die Frantzösischen vndt Bayrischen
völgker auch noch drinnen logiren. Die Ge-
sandtschaften haben destwegen scharf an itztgedachten
General, wie auch an den Pfaltzgraven Generalissimum
geschrieben, vndt vmb abstellung gebehten,
weil sich, die Fränckischen Fürsten, vndt Stände,
sehr beklaget. Man hat auch von Münster an Kayser
geschrieben, vmb edict einer prioritet, derer, so
geldt vorstregken würden, zur Schwedischen satis-
faction, vndt daß Sie vnperturbirt in ihren
gühtern vndt hypoteken zu laßen, gebehten.
Jtem: das Spannien möchte den frieden rati-
ficiren, vndt die cession, wegen Elsaß ein-
schigken, der Kayser leßet den Tittel Land-
gravium Alsatiæ vndt Comitem Ferretj,
gäntzlich, Jnvictissimum aber, nur gegen
die krohnen, fallen. Es wirdt auch auf den
Spannischen Frieden, mit Frangkreich gedrungen,
vmb alle Mißverstände, desto baß, aufzuheben.
perge
Samstag♄ den 16den: December 1648.
<2 hasen, vndt 1 wilde katze.>
Jl mio cordoglio, dura pur sempre, per la morte data
all'innocentissimo animale, come s'io havessj
ucciso qualche cosa dj più, e sarebbe assaj il mîo tor-
mento, s'io havessj ammazzato un'anima Christiana
e humana? Jddîo mi liberì benignamente, da questo
affanno, pena, e tentazione! Me lo prefiguro pur
sempre dì, e notte, e non posso sbrigarmene!
Jch habe heütte greẅliche dinge erfahren,
vom Philip Güder, deme ichs nimmermehr zuge-
trawet hette, wie er nemlich, vor 5 iahren,
(da ich ihn nach Magdeburgk, wegen meiner Fehre
wieder zu haben, geschigkt) daselbsten vor der
Stadt, pferde außgespannet, vndt verpartiret,
neben einem bürger, Brandt genandt,
welches numehr, durch eine Trungkenheit, vndt
böse schlägerey mit hanß Küstern, in des großen
Apotekers hauß, wunderlich an Tag kommen.
J'ay songè, que mon fils Erdmann Gideon seroit devenü fort petit
comme ün enfant, se seroit assis avec moy a table
& auroit eü la visage d'ün mort, & encores ün tres-
petit enfant, comme üne pouppèe dans ses bras. Ma femme
|| [[Handschrift: 26r]]
l'eust fort tancè, de ce, qu'il s'abbaissoit tant, & [faisait]
gris mine, mais ie l'eusse excüsè de sa maigre, & m[au]-
vayse mine, & aurois eü grande compassion, avec luy.
Dieu vueille, que ce songe, ne denote rien de sinistre!
J'ay aussy songè, d'avoir conversè long temps, avec
ün grand homme mort, comme le Düc Philippe, ou le Düc
Joachim Ernst, de Hollstein, mais ie ne m'en souviens plüs.
A spasso inß feldt, vndt vor meine Scheünen.
Oberlender ist Gott lob, vnversehrt wiederkommen, mit
Neuiahres briefen, von Krannichfeldt, vndt Weymar, wie
auch er von Erffurdt, ist wiederkommen, dahin ich ihn principaliter
geschigkt gehabt. Gott lob, der vndt dangk, der mir
auch diesen Treẅen diehner, beschützet, vndt beschirmet hat!
Märtin Berger, holtzfürster[!] zu Pfuhl, hat mir erzehlet,
wie er vor 13 iahren, angenommen, die verwirrete gräntze
in holtzflegken, vndt wiesen, (darein die wenigsten sich
zu finden wißen) aldar gegen Krosigken zu Bösem, von
einem alten Mann zu gelernet, vndt seinem Sohn gewiesen.
Andreß Münch der hofmeister, wüßte es nicht recht.
Krosigk vorgedacht auch selber nicht. An solchen
Sachen ist viel gelegen! Der alte Paul Lorentz
zu Peißen, weiß es noch. Jl demande huict DalersDal:
pour reparer sa fores mayson de forestier, afin de
n'estre assüjetty a Krosigk & a sa rage, a Cüstrene,
en cas de dissension. Son frere est Capitaine d'ün esquadron de Dragons,
|| [[Handschrift: 26v]]
[so]us le Général Königsmargk, & a le fils de cestuicy, sous
sa conduicte, ayant aydè a occüper n'a gueres Prague.
[J]e m'estonne, qu'il ne luy envoye point, de l'argent,
ains l'abbandonnant, le laisse estre pauvre & miserable.
Ô vicissitüde; des personnes! & choses süblünaires!
heütte ist der alte hofmeister Einsidel, von
Wörptzig, (da er bey Krahen, zu gevattern, ge-
standen, wiedergekommen. perge <Jl y a eu bonne Compagnie.>
Mein Sohn Victor Amadiß, ist hinauß hetzen ge-
ritten, mit Rindtorf, vndt andern, weil mein
Sohn, Erdtmann Gideon, sich abermahl heütte,
innegehalten, undt etwas vnpaß gewesen, am
Schnuppen, undt husten, Gott gebe beßerung!
Avis von Cöhten, daß der Obrist leütnant Knoche aldar
gestern wiederkommen von Prag. Die tractaten haben
sich schwehr angelaßen. Endlich kömbt es doch
besorglich darauf auß, daß Anhaltt, 1 compagnie zu
Roß, 3 compagnien zu Fuß, wirdt einnehmen, vndt ver-
pflegen müßen, vndt Monatlich noch 400 ReichsthalerRthlr:
contribuiren. Jst nach proportion der Reichßmatri-
cul angesetzt, wie darvor gehalten wirdt.
Wir müßen schon aufn dinstag, frühe, vnsere
Abgeordnete in Leiptzigk, haben, vndt itzt vorm
|| [[Handschrift: 27r]]
abendteßen bringt mirs, mit vielen großen [pac]-
queeten, ein kleiner halb erfrohrner iunge von
Lei Plötzkaw, daß man es kaum zeit zu lesen hat,
gleichwol wollen die herrenvettern, man solle
Morgen (gebe gott) zu einer zusammenkunft, parat erschei-
nen. Gott gebe! gute! vndt heilsahme consilia!
J'apprehends quelque desastre et inconveni-
ent, pour la personne de Tobias Steffeck von Kolodey qui ne revient
point, de Halberstadt. Dieu le vueille benignement
garantir! & preserver! de tout malheur! Amen!
Sonntag☉ den 17den: December 1648. böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ
Jch habe die große depesche, wieder expediret, vndt
die person deß Obrist leütnants Knochens, nacher Leiptzigk,
in vnser aller Nahmen, abzuordnen, vorgeschlagen. perge
Gott gebe zu glügk! Segen! vndt gedeyen!
Vormittags hat Magister Enderling, aufm Sahl geprediget.
Pose ist von hall kommen, mit creditifuen von Meinem bruder.
hat mir gratulirt zum Neuen iahr. Wil dem gerichts-
Tage, nomine fratris beywohnen, vndt hat 3erley
anbringen. 1. wegen der Steẅerabrechnung von Ballenstedt
vndt verpflichtung selbiges Ambtmanns. 2. wegen
Schwester Sibylla Elisabeth fürstin zu Anhalt Sehliger erbschaft. 3. wegen der iüngsten
Schwestern accommodirung.
Extra: Pose, Doctor Mechovius, Doctor Brandt, Magister Enderling zu Mittage.
[N]achmittags cum filiis in die kirche, da Er Marggravius
geprediget. perge
Jn Ecclesiasticis, conjunctim, nacher Zerbst geschrjeben.
Tobias Steffeck von Kolodey ist (re infecta) von Halberstadt, wiederkommen.
Mein Sohn Erdtmann, hat gestern, vndt heütte sehr
gehustet, Gott wolle es mit ihme zur beßerung gne-
diglich schigken, vndt mir so viel haußcreütz
v̈bereinander nicht zuschigken!
Montag☽ den 18den: December 1648.
<Thauwetter.>
<1 Rehe.>
Doctor Mechovius, vndt, haben Jakob Ludwig Schwartzenberger
zu mir geschigkt, vndt etwaß mutinirt, wegen ein-
nehmung Doctor Brandts in ihr collegium, der cantzeley.
Dergleichen auch Geörge Reichardt gethan, welcher
sich nicht wil von ihme, als einem Medico instruiren
oder commandiren laßen, in jure. Jch habe regeriret,
seine gute naturalia, eloquentz, scientz, auch in Jure,
vndt daß er mir wol affectioniret, vndt lange, mein
Raht gewesen, es hat aber alles, nichts helfen wollen,
auch daß exempel vom Salvio nicht, welcher numehr in
Schweden, Reichßraht worden, vndt doch ein Medicus gewesen,
Sie haben es, vor einen Schimpf, angezogen, alß alte Juristen
vndt Practicj in Fürstlichen Cantzeleyen, einen Medicum neben sich sitzen
zu haben, seine passiones vndt animositeten darneben angezogen,
|| [[Handschrift: 28r]]
vndt daß es Pohsen, alß einen <Fürstlichen Gesandten vndt> alten Juristen, sehr [offendi]-
ren würde wann Doctor Brandt, solte v̈ber ihn, gesetzt we[rden]
vndt ein despect sein, wann Doctor Brandt, neben Doctori Mechovio
directorium in der Cantzeley führen sollte. Wollen lieber
darvon sein, etcetera <vndt ihren abschiedt nehmen. perge>
Jch habe endlich ihrem beneplacito müßen secundiren,
die furores mitigirt, interim, den ehrlichen Doctor Brandt, (sub
prætextu curationis meiner kinder,) abgefordert, gnädig,
mit ihme geredet, zum abtritt der ordinarij sessiones,
in der Cantzeley, (darzu er noch nie zwar gekommen)
ihn adhortirt, vndt gleichwol die Rahtsstelle, jhm con-
firmiret, auch zu commissionen, vndt extraordinarij
sessionen, ihn zu admittiren, mir keines weges, die
hände binden laßen.
Fas est interdum; in turbido hoc rerum Pelago, obliquare sinus,
Et si recta portum tenere nequeas; id ipsum, mutata veli-
ficatione; assequj!
Doctor Brandt ist zu Mittage, extra bey unß, geblieben,
scoprendomj cose di momento!
Ein Rehe ist mir von Ballenstedt, mit gersten,
vndt Rogken, geschigkt worden.
J'ay fait examiner, et confronter Philip Güder.
Jl cherche des sübterfüges, & a diminüer son fait, quoy
qu'il se rend coulpable.
Mein Sohn Erdtmann Gideon hustet sehr v̈bel, vndt es
wirdt immer ärger mit ihm. Gott erbarme Sich seiner!
Dienstag♂ den 19den: December 1648.
<3 hasen, Meine Söhne gehetzt. 2 Räphüner Oberlender gefangen.>
J'apprehends fort, la mort de mon fils aisnè. Le bon
Dieu, le vueille benignement preserver! & amender
son mal, en ostant sa toulx avec toute mauvayse
disposition, par sa Sainte grace, & paternel amour! Amen!
Ô nostre doux Saulveur! exauce nous, en vertü de
ton Saint esprit, & conserver nous, en florissant & pacifique
estat, par ta Paternelle benediction. Ainsi soit il!
heütte vor der Mittagsmahlzeitt, ist Meines Bruders,
Fürst Friedrich Abgeordneter Pohse, wieder forth auf Halle zu,
vndt vnser angestelleter GerichtsTag, (in deme
die meisten partheyen abgeschrieben) wirdt mehren-
theilß, sich geendiget haben. Pose hat auch meinem
Raht, Doctor Mechovio, (so in meinem Nahmen daß Direc-
torium numehr in der Cantzeley alhier zu Bernburg
führet), seine vollmacht, wo dißmahl weitter
etwas zu expediren, aufgetragen. perge Gott helfe
doch das diese vngereümbte verwirrete
communio, möge gebeßert! vndt geendert werden!
Jch habe auch wiederumb, an meinen Bruder geschrieben,
vndt durch ein recreditif, ihme regratuliret zum
Neẅen iahre, in den haüptpuncten aber, noch nicht
mich eingelaßen, weil sein deputirter, sehr geeilet. perge
Schreiben, von Adolf Börstel daß alles in Frangkreich sa[ns]
dessüs dessous gehet, keiner des Seinigen, mächtig se[in]
Noch werden kan, vndt Monsieur Düc d'Orleans, dem he[r]-
tzogk von Lottringen, beystehet.
Die avisen geben:
Daß in Engellandt, friede wirdt, iedoch seye die
Militia dißgustirt.
Jtem: daß in Frankreich die Mißverstände größer werden.
Lüttich sucht Frankreichs hülfe, wirdt attacquirt von F
den lottringern vndt Spannischen.
Mit dem Frieden, zwischen Spanien vndt Frankreich wil es nicht forth.
Zu Prag, wollen die Schwedischen geldt haben, eher nicht
auß der kleinen seitte dèslogiren.
Der Türgkische Kayser, wil auf daß voriahr,
mit 300000 Mann, die venezianer angreiffen.
Jn Candia stehets nicht beym besten.
Die kröhnungen, Königs Fridericj III. zu Cop-
penhagen in Dennemargk, vndt Casimirj in Pohlen
gehen prächtig von statten, wie auch ihrer
königlichen antecessoren begräbnüße angestellet
sein sollen. König in Dänemark sol 32 cavaglierj zu Rittern, ge-
schlagen haben. Die Coßagken seindt, auf König Casimirj
seitten. perge
Nachmittags seindt meine Söhne hinauß hetzen geritten, in
schönem wetter, undt Sonnenschein. Gegen abendt aber,
ists Nebelicht worden. Sie haben 3 hasen, eingebracht.
Jch bin, (post expedita negocia) auf die krähen-
hütte, gegangen, habe einen NeünTödter, einen Spär-
ber, vndt eine krahe geschoßen.
Madame Elizabeth, schreibet mir auch, von Berlin,
daß Sie, (Gott lob) neben ihrer Fraẅlein Schwester,
Madame Henriette, an den kindesblattern, wol genesen,
vndt sonderlich vhrsach hette, Gott zu dangken, daß Sie
nicht, mit denen zu Berlin an itzo regierenden zufällen,
blindt, lahm, oder krüppel, an pogken zu werden, <(>davor
Sie lieber den Todt wehlen wollten) befallen wehren.
Mit dem friedensschluß, wehre ihr Churhauß Pfaltz,
v̈bel bedacht. Jhr herr Bruder, der Churfürst, würde
ihn schwehrlich acceptiren. Die Abgötterey, würde
dadurch bestehtiget, an ende vndt orthen, da sie vorhin,
nicht gewesen, vndt die Pfaltz, sehr beschnitten.
Gott der Allmächtige, möchte es baldt beßern!
Avis von Halgken, daß der Landgrave Wilhelm,
wieder vom Berlin, hinweg, vndt Trawrig, von Seiner
brautt gezogen, vndt abgeschieden. perge
Jm hereinreitten, mit Meinen Söhnen, allen dreyen, ist
mein armer Tobias Steffegk von Kolodey, in großer gefahr,
|| [[Handschrift: 30r]]
zwischen beyden Thoren, gewesen, Sintemahl, mein gro[ßer]
Fuchß, (welchen er geritten) vor etzlichen flatternden gän-
ßen vor den Scheünen scheẅ worden, zurügkj gegangen,
undt also jm Nebel, mit den hinderfüßen schon auf dem vn-
aufgeführten Maẅerlein, am graben, gestanden, auch ge-
wiß hinundter gestürtzet wehre, vndt vielleicht halß
vndt bein zerbrochen, wann ihn nicht Gott der herr, sonderlich
behütet, beschützet, undt beschirmet hette, vndt der
vnbendige, verwilderte Gaul, endtlich vor sich, gegangen
wehre, von sich selbsten. So nahe kan die vnvermuhtende
Todeßgefahr, an vnß kommen, vndt vnß stündtlich v̈berfal-
len, oder doch androẅen! wol dem, der stehtigs darzu
wol bereittet ist, vndt das böse Stündlein, mit vner-
schrogkenem Gewißen, getrost, erwartten kan!
Munitus, et clausus, contra externa, intra me maneo,
(saget Langius, beym Lipsio, de Constantia) a curis omnibus se-
curus, præter unam, ut fractum subactumque hunc
animum, Rectæ Rationj, ac Deo, subijciam;
animoque coeteras res humanas! Ut quandocumque
fatalis ille, & meus Dies venerit, fronte compo-
sita, nec mæstus eum excipiam, abeamque ex
hac vita non ut ejectus, sed ut emissus!6
Ergo: heißt es Täglich: Memento morj; <oder: Vive memor Lethj.7>
Mittwoch☿ den 20ten: December 1648.
<geschwinder großer Frost.>
Eine wochenpredigt, in der kirche, gehöret,
mit meinem Sohn, Victor Amadis. Vndt es hat
der hofprediger Theopoldus, eine Adventpredigt gethan.
Risposta von Caßel, durch Crabahten hanß.
Gott seye lob! daß er wol wiederkommen. <Mà ribuffo!>
Risposta von Schöningen, vndt gratulation zum Neuen iahr.
et cetera
Extra Doctor Mechovium, bey mir, gehabt, welcher
mir referiret, waß auf diesem GerichtsTage
in der Cantzeley vorgegangen. perge
Geörge Reichardt, ist bey mir gewesen. Il est
fort expeditif. Dieu conserve; ceste bonne jnclination!
Die Gratulationes seindt gut gewesen, von der
landgrävinn, wie auch von Landgraf Hermann, vndt
Seiner Liebden gemahlin, mà del resto; Nadak. perge
La ragione di stato, non concede; sano consiglio!
Donnerstag♃ den 21ten: December 1648.
<4 Räphüner Kinsperg vndt Oberlender.>
Georg Reichardt habe ich nacher Magdeburg geschigkt, wegen der Fehre,
zu inquiriren, auf Philipp Güdern. Der Geist der warheitt,
stehe vns in gnaden bey, damit die falschheit, getilget werde!
Gott wolle alle Treẅe diehner, vndt Frommen bewahren!
Præceptor hangkwitz, ist von Zer Deßaw
in der Nacht wiederkommen, mit schreiben. hat sich
heütte frühe angemeldet.
Servestam scripsj, an Meinen Consulenten,
den von Jehna, wie auch an den guten frommen Wendelinum.
perge
Avis: daß in die 1800 wispel korn, vndterhalb
Hamburgk, in der Elbe, verdorben, vndt durch
vngewitter versungken. Dörfte also wol, wieder
Theẅer werden. perge
heütte, hat Simon Frangke, den erschreck-
lichen, gebraüchlichen Juden Eidt, abgeleget, vndt auf
drey Jahr lang schutz erhalten. Gott gebe<!> daß
er diesen schwehren eyd, halte, vndt niemands
ärgerlich seye! vndt endlich, die erkendtnüß
Christj erlange! vndt im wahren glauben, sich zu
der Heiligen hochgelobten dreyfaltigkeitt beh be-
kehren, vndt Sehlig werden möge! wie auch
dem andern Juden, Abraham Benedix zu gönnen,
welcher schon vor dreyen iahren geschwohren, vndt
wol geschützet ist worden, mit den Seinigen. perge
heütte rayset hertzogk Christian zur Lig-
nitz Brigk von Deßaw ab, mit Seiner gemahlin, vndt
angehörigen. Gott gebe ihnen, eine gebenedeyete rayse!
Zweene ralationes von Münster vndt Osnabrück seindt abermahl
einkommen. Es gibt neẅe intrighi. Frangkreich
hemmet die ratification. Mit Spannien, wil durchauß
kein friede werden, vndt Spanien selber hat auch keine be-
liebung itzt darzu, weil der große Geldmangel
in Franckreich bekandt. Der Kayser fordert den vndter-
halt, auf 20000 Mann, von den Ständen, wieder die Tür-
gken, vndt wieder die Coßagken, deren einbruch
besorget. Dieses schregket die Stände, neben der
stargken einquartirung, im Frängkischen vndt OberSächsischen
Krayß, daß mancher mit deren satisfactiongeldern
vor die soldatesca, zurügkel helt, vndt
inß gemein gerne der ander termin der 12 Tonnen
bahrschaft, vor die 18 Tonnen des ersten termins
wil verwexelt werden. Solcher tergiversation
gebraucht sich ebenmäßig, Frangkreich, vndt
Schweden, vndt hemmen so viel sie können, die rati-
ficationes, colludiren auch heimlich mit der
soldatesca damit die execution des friedens
aufgehalten werde. Der Päbstliche Nuncius,
protestirt, vndt fulminirt gewaltig, wieder die
Catolischen Stände, bevorab wieder Frangkreich, welche
in detrimentum Sedis Apostolicæ, einigen Frieden eingehen würden.
Freitag♀ den 22ten: December 1648.
Secretarius Paulus Ludwig, ist bey mir gewesen. Wir
haben viel importantissima expedirt. Gott
wolle mir diesen Treẅen diehner, noch lange
erhalten! vndt zu seiner arbeitt, vndt embsigem
Treẅen Nachdengken, <vndt vorsorge, glück[,]> segen, vndt gnade verleyhen,
Gott zu ehren, vndt vnß interessenten zu Nutzen!
Treẅ, ist wildpreth, Gute leütte, seindt, sehr Seltzam!
Ein höflisch schreiben von Chur Saxen, de dato Lichtenbergk
an vnß inß gesampt, ist einkommen. Der Churfürst
endtschuldiget sich, daß er nicht, in so großer eile
einen krayßtag außschreiben können, suchets in
schriften, vnser einrahten, ob wir vnß mit den Schwe-
dischen verglichen, oder die satisfationsgelder beysammen hetten,
vndt nicht darvor hielten, das die Regimenter
abzudangken, welche dem OberSäxischen Krayß pro quo-
ta zukähmen, vndt den Pfaltzgraven, alß Schwedischen
Generalissimum, deßen zu erinnern, vndt den
vorwurf zu vermeyden, alß ob wir, dem
Frängkischen, vndt andern kraysen, vndt Mittstenden,
(darundter viel Freünde, vndt anverwandten)
ein mehreres, als ihnen erträglich, aufbürden wollten.
Sie wehren ohne das, mit Frantzösischen vndt Schwedischen
|| [[Handschrift: 32v]]
völckern, allzusehr beleget, vndt es giengen viel
Sachen vor, welche dem friedensschluß außdrügklich
zu wieder lieffen. Das die Catolischen zu Augs-
purg, Frangkenthal, Hammerstain, etcetera mit der
außreümung, auch sich nicht v̈bereilen, noch
trawen wollten, kähme daher, weil sie
besorgten, die Schweden möchten sich solcher plätze
alsobaldt bemächtigen, dieselbigen besetzen,
vndt den Friedensschluß hindern. Ersuchte vns
diesem nach, mit vnsern OberSächsischen Krayßes
mittstenden sonderlich mit Saxen Altenburgk
vndt Weymar, einen gesampten heylsahmen
Schluß zu faßen, vndt neben dem Churfürsten
zu des Reichs Notturft, vnd besten, vmbzu-
tretten, vndt einzurahten, wie dem vnheyl
vndt andern inconvenientzien vorzubawen?
Nachmittags bin ich spatziren gegangen, zu meinen
haußhaltungssachen, zu sehen, vndt deme, so
zu remediiren stünde, pro posse abzuhelffen. perge
Gott gebe gnade, zur erleichterung!
Gestern ist vnser gärtner, Caspar, als er eine Saw
außn garten iagen wollen, in den Tieffen graben, hinundter
gefallen, doch (Gott lob) ohne schaden!
Samstag♄ den 23ten: December 1648.
Conferenze mit Doctor Mechovio, in etzlichen angelegenheitten.
hernacher, hat sich, Geörge Reichardt, præsentiret,
welcher von Magdeburg wiederkommen, den Raht aldar
zu sinceriren, daß ich nichts von Philip Güders, losen
händeln, (so vor 5 iahren vorgegangen) alß nur
itzunder gewußt, auch fernere sufficiente informati-
on einzuziehen, wie auch geschehen, darüber ich
mich sehr verwundern, vndt die Gerechtigkeit
Gottes, wie wunderbahr ein ding, (es seye
v̈ber kurtz, oder v̈ber lang,) noch an daß
Tagelicht kommen kan? admiriren, vndt preisen
müßen. perge Gott der herr, wolle einen ieglichen,
reẅ, vndt leidt, Tragenden Christen, vor bösen ge-
dangken, lüsten, vndt begierden, gnediglich be-
wahren, vndt sonderlich, vor den lastern, der
Trungkenheitt, vndt des bösen Geitzes, alß
wurtzel alles v̈bels, vndt der Sünde vollbringung!
Die Vindiciæ, des Cantzlers Milagij in causa
Ascaniensj, seindt gedrugkt ankommen. Gott
gebe! das Sie großen Nutzen, vnß bringen mögen!
Avis; daß Philjp Güder, auß der verstrigkung, außge-
rißen, vndt vor Reichardts, grimm, oder vielmehr, vor seinem
bösen eigenen gewißen, sich geförchtet. Jch laße ihn, verfolgen.
Jnngleichem, kömbt avis ein, daß Bürgermeister Schmidt,
neben andern bürgern, nach Wulfen gefahren,
vndt im holtze, mit wagen, vndt pferden, sjch
verlohren habe! Theilß vermeynen, hanß
Horenburgk, habe ihn endtführet, oder ermordet.
perge
Gott laße vnß doch, daß Fest, mit ruhe,
begehen! vndt gebe vnß, gesegnete ferien!
Gemeiniglich, wann die Andacht, am größesten
sein soll, will der Sathan, sein Spiel darbey
haben, vndt tobet, am allermeisten. Man muß
ihm aber, wiederstehen, vndt wiederstreben, im glauben!
perge
A spasso Nachmittags, (post lectiones, & ne-
gocia peracta,) in die krähenhütte, vndt
zweene geschoßen.
Risposte vom Wendelino, vndt Jehna, von Zerbst[.]
Abermahlige Commissiones, Reichardten gegeben.
Sonntag☉ den 24ten: December 1648. <4ten: Advent.>
An ChurSachsen risposta vollnzogen, so wol wegen der satisfactiongelder
vndt abdangkung der völgker, alß wegen des Cammergerichts
de bon ancre.
Avis von Ballenstedt das alles daselbst herumb, in
alarm, wegen besorgender einquartirung vnd anzug der völgker.
Regratulation von Fürst Augusto, zum Neuen iahr. Gott adimplires!
|| [[Handschrift: 34r]]
mit Mildreichen gnaden! <vndt daß ein ieder seinem Nechsten, g[utes]
gön[net!]>
Diesen Morgen, hat der pfarrer von Palbergk; Er
Bartolomeus Fridericj, aufm Sahl geprediget.
Extra: ist derselbe, neben Doctor Mechovio, zu Mittage,
zur malzeitt, verblieben, vndt haben bey Mjr,
successive audientz gehabt. perge
Risposta von Deßaw, vndt Wörlitz, wegen Schweine
vndt Victualien, so zur küche, anzuschaffen, in
nichtswerdigen Terminis. perge
Nachmittags bin ich mit meinen <beyden elltern> Söhnen, in die kirche
gezogen, zur ordinarij nachmittags: vndt auch
præparationpredigt zum heiligen abendtmahl, welche
Er Jonius, gehalten, von der Buße, weil
das himmelreich nahe herbey kommen, vndt daß
ende der weltt sich nahen Thäte. Gott
laße vnß nicht allein hörer, sondern auch
Andächtige Thäter, des heiligen wortts, auch
würdige Tischgenoßen, seines Sohns, Jesu Christj sein!
in einigkeitt des geistes, Amen! Amen! Amen!
Gestern ist Philip Güders, sein Mittelstes söhnlein,
(als es hieroben aufm Schloß gewesen, vndt sehr geweinet
vmb seines vatters vnglügk) im hinüber gehen nach der
Stadt, ins wasser biß an den hals gefallen, vndt kaum gerettet worden
|| [[Handschrift: 34v]]
weil daß eiß gebrochen. Nulla Calamitas sola!8
Bürgermeister Schmidt, hat sich wieder gefunden, Er hat
sich zwar vorgestern, mit wagen, undt pferden,
im holtze bey Dieptzigk verirret, vndt solcher
gestaltt, eine zeitlang, verlohren gehabt, weil
er auf dem wege nach Agken, gekommen, an stadt
hiehehr, nach Bernburgk zu gehen. hat sich
also (Gott lob!) vnversehrt wiedergefunden,
vndt vergebenen alarm verahnlaßet. perge
Diesen abendt, hat Meine freundliche herzlieb(st)e Gemahlin,
die kleinen kinder, sehr erfreẅet, (nach deme
Sie fleißig gesungen, vndt gebehtet) mit dem
beschehren des herrn Christes. Nun sehe ich vor meine
person zwar ungerne, einige Abgötterey, vndt
Aberglauben, pflege auch eigentlich darvor zu
warnen, daß man sich also den herrn Christ nicht
einbilden solle, wie er bißweilen bundt
verkleidet wirdt, vndt mit schellen, etcetera alles
zur vngebühr, vndt zur verkleinerung Seiner
Mayestät, der in seiner glory jm himmel sitzet,
vndt v̈ber alles, im himmel, vndt auf erden, herrschet,
damit vnsere Andacht, nicht in superstition
|| [[Handschrift: 35r]]
vndt böse ein: vndt abbildungen, verwandelt,
vndt also die kinder, zur Sünde verleittet werden
Alleine weil es ein error inveteratus, so auch ex
Gynecæo, nicht wol zu bringen, noch außzureütten,
laße ichs zwar endlich so weitt geschehen, (damit
die kinder zum Singen, vndt behten, angefrischet
werden mögen, in itziger weyhenachtzeit,) das
man sage, es seye zwar der herr Christ, der
vnß diese, vndt alle andere gute gaben,
von oben herab, bringe, vndt beschehre, allein
die iehnigen, so da klopfen, leütten, sich ver-
kleiden, vndt (wieder meinen willen) andere
poßen, vndt gauckeley treiben, oder mit schellen,
bundten kleidern, vndt seltzamen comœdianten
wesen, sich hören laßen, trappeln, vndt dergleichen,
(den armen kindern, dadurch, eine vnzeittige
Furchtt, vndt Veneration einzuiagen)
muß, vndt sol ihnen imprimiret werden, das es
nicht der herr Christ, selber thue, noch also reitte,
oder gehe, sondern es seyen seine diehner, vndt
dienerinnen, inmaßen wir alle knechte, vndt
Mägde, des herren Christj, sein solten! Also möchte
in etwaß, diese Freẅde, endtschuldiget werden. perge
Die avisen von Leiptzigk bringen:
Die ratification des Friedens, von allen orthen,
in Deützschlandt, vndt daß die execution deßel-
bigen, in Böhmen, zu Augspurgk, vndt anderstwo,
forthgesetzet werde, auch nehme der Kayser,
zu Wien Evangelische rähte an. Der Churfürst
Pfaltzgrave hette von Londen auß, auch
seine ratification eingeschicket. Die Türgken
förchteten sich, das die Christen, mit einmühti-
ger zusammensetzung, auf Sie loß gehen
dörften, hielten sich still in Vngern, hetten
alle streiffereyen eingestellet, befestigten
aber offen, vndt andere gräntzplätze.
Die Spahy vndt Janitzschahren, wehren noch
vndtereinander vneins, wegen ihres entleib-
ten, vndt dann, des neẅen Suldans. Vor
Candia solten Sie auch abgezogen, vndt selbiger
Stadt, numehr iährige belägerung (nach ver-
lust, 38 Stürme, vndt 25000 Mann, darüber
aber die Christen auch, in die 4000 Mann eingebüßet)
verlaßen, vndt quittiret haben.
Der König in Spannien, soll Todtkrangk sein.
Der König in Engellandt, vndt sein Parlament
werden sehr in den tractaten turbiret, durch die sol-
datesca, welche dem vndterhause, alle gewaltt,
einreümen wollen, vndt mögen die sachen schlecht stehen.
Cardinal Mazzarinj, ist zum nobile Veneziano
gemacht worden, davor hat er der Republicque
50000 Doublonen, zur fortsetzung des krieges,
wieder den Türgken, verehret.
Zu Napolj, gibts noch conspirationes, vndt
rumores, darüber etzlichen, die köpfe, kürtzer werden.
Der Pabst ist krangk, am Podagra.
Lüttich ist in armis contra Lottringen. Frangk-
reich, wil sich iehnes, Spannien dieseß, annehmen.
Mein hanß Ludwig Erlach, gewesener page
meines Sehligen herrnvatters, postea mein Cammer-
Jungker, endtlich, mein Capitain vndt hofmeister,
hernachmalß durch allerley chargen biß zum
Generalat, an itzo, gestiegen, sol Mareschal
de France, worden sein. Jst mir keine
schlechte Ehre, ihn in diensten, gehabt zu haben.
Jn Brasilien, wollen die Staden, wieder Por-
tugall, den krieg, mit Macht, forthsetzen.
Montag☽ den 25ten: December 1648. ChristTag.
<Thauwetter.>
Am heüttigen Fest, mit beyden meinen Elltisten
Söhnen, zur predigt, vndt communion, Gott lob!
Der helfe vnß ferner mit gnaden, zu zeitlicher
vndt ewiger wohlfahrt!
Extra: zu Mittage, war Christian
Heinrich, von Börstel, bey vnß!
Nachmittags coniunctim mit Madame mit
3 meinen Söhnen, vndt 4 Töchter.
Beyde mahl hat Er Theopoldus hofprediger
geprediget, vormittags, den gewöhnlichen
Text, nachmittags von Jacobs Trawm zu Bethel,
wie er nur einen Stab, undt Flaschen, bey
sich gehabt, auf einem Stein, geruhet, vndt von
der leitter, getraẅmet, an deme die
Engel auf: vndt abstiegen9, vndt diesen Text
hat er auf gegenwärtiges weyhenacht-
Fest, wol appliciret. perge
böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ Dienstag♂ den 26ten: December 1648. <Ander ChristTag.>
<Windig.>
Ein Somnium gehabt: wie ich eine große
Stadt im grunde ligen laßen, vndt auf
einer bedegkten Mietkutzsche mit 4 pferden
(wie Sie in Jtalien haben) mit Meiner gemahl[,]
kindern vndt comitat, darvon geflohen,
nach dem gebirge zu, so schnell wie gekondt.
Das gebirge wehre sehr gähe gewesen,
der kutzscher aber, hette vermeint, gar
leichte hinan zu fahren. Also hetten
wirs, wiewol vngerne gewaget,
weil wir forth gemußt. Da hette der
kutzscher, so aufm kästlein geseßen,
die pferde angetrieben, vndt alß
wir sehr hoch hinan kommen, (das einen
grawselte hinundter zu sehen,) wehre
der berg, gegen vnß stähler10 worden, alß
er zuvor außgesehen, wie eine Mawer,
oder wand hinan, die pferde wehren stehen
blieben, der kutzscher hette verzagt, vndt wie
es an deme, daß der wagen, mit vnser aller gefahr,
zurügkem lauffen sollen, wehre ohngefehr
|| [[Handschrift: 37v]]
ein armer Eselßtreiber, von der seitte am berge
darzu gekommen, der hette die pferde an-
getrieben, vndt vollends hinan auf die höhe
<wieder vermuhten> gebracht, vndt vnß auß der angst geholfen,
vnangesehen der stählen11 höhe, davor wir
Gott gepreiset, vndt gedangkt, vndt
vnß in ein hüttlein, oben aufm felde
zu wohnen begeben, darinnen hetten wir
vnß wol befunden, vndt drey kämmerlein
nebeneinander darinnen gehabt. Meine gemahlin,
hette ein Söhnlein bekommen, das wehre sonst
fein geschaffen gewesen, Alß man es aber,
zu mir, inß bette legen wollen, hette es
immerforth an einander <(>salvo honore,<)> excre-
menta <in magna copia> von sich gelaßen, darüber sich
die weiber alle, sonderlich Blandina,
(Nota Bene[:] welche zwar verstorben, aber meines
Sohns Erdtmanns wärterinn gewesen)
sehr verwundert, vndt eines bösen außgangs,
sich besorget! Jch wehre darüber aufgestanden,
hette die drey zellen, oder kämmerlein eigentlich
besehen, vndt befunden, daß die meisten Fenster außge-
schlagen, vndt gefährlich über nacht, in selbiger cam- || [[Handschrift: 38r]]
pagne, also schlecht verwahret zu bleiben, hetten
vnß auch eines anfalß der soldaten, oder der
Straßenraüber besorget. Jch erwache also darü-
ber in dem ich mit einem Sorglosen Maior, vndt
Capitain, so bey vnß wahren, vndt nichts achte-
ten, auch keinen außgang noch retraitte sahe,
stargk darvon, vndt wegen ihrer vnvorsich-
tigen weyse, disputirte, vndt Sie hatten ihre
weiber vndt kinder, so wol alß wir, bey sich, in
vnsern baraken, wahren sonst gute, fromme leütte. perge
Vormittags, hat Er Jonius, vnß, aufm Sahl
geprediget.
Extra: wahr, Jonius, zur Mittagßmahlzeit.
perge
Nachmittags, conjunctim, in die kirche, da Er
Marggravius geprediget.
Avis von Schwester Dorothea Bathilde daß sie, in das Stift
nach Herwaerden, gerne wehre, weil
selbige Aeptißinn heyrathen soll. Sie be-
gehret vorschrift von Mir, an Chur Brandenburg Liebden[.]
Jch habe gemergkt, daß man meinen Nahmen
excludiret, in causa Ascaniensj, an die Chur:
vndt Fürstlichen gesandten zu Münster vndt Osnabrück cum ignominia perge
|| [[Handschrift: 38v]]
quadam. Jch habe es aber, hart geandet!
Abermahlß seindt relationes von Münster vndt Osnabrück ein-
gelanget. Man dringet, auf die satisfactiongelder.
perge
Trost von Plötzkaw, wir sollen die satisfac-
tiongelder einbringen, vndt dennoch alhier, vndt
am hartz Donnerstag♃ vndt Freitag♀ einquartirung gewärtig
sein. Diß ist Obrist leutnants Knochens, (gesampten Rahts)
expedition zu Leiptzigk. Er vermeinet
auch daselbst, vndt beym General Königsmarck
gar viel erhalten zu haben.
Mittwoch☿ den 27ten: December 1648.
<2 hasen Oberlender geschoßen. 2 hasen Meine Söhne gehetzt[.]>
Je suis en inquietüde, & anxietè, a cause,
d'üne circomcision, que pretendent icy, les
Juifs, que me dissuadent tous mes Ministres,
que le Privilege donnè, ne monstre pas expressement,
voire deffend les Synagogues, & qui est en scandale,
aux Chrestiens, mais <combat a l'encontre> la coustüme ailleurs, la
crainte d'üne Circomcision neantmoins, clandestine,
ou bien, qu'ils tuëront l'enfant, disans desia,
qu'il seroit, comme ün reietton damné, & point estimè d'eux,
comme fils de Juif, item: l'esperance, qu'on doibt a-
voir de leur Conversion, tout cela, avec la permission
au dit Privilege ottroyè, en silence & sans faire dü bruit,
|| [[Handschrift: 39r]]
de leur cülte Divin (ihres Gottesdiensts) düquel
ils estiment estre la principalle partie, la Circomcision.
En fin, voulant qu'ils partissent, & allassent ail-
leürs, ils ont dit, qu'il falloit que la Mere toute
malade partist en ce grand froid, & se tüast.
Ma femme a aussy intercedè pour eulx. Ainsy ie
l'ay en fin concedè, pour ceste fois, seulement (puis
que la Circomcision n'est point exprimèe au
Privilege ottroyè) Madame a creü, qu'il se falloit
reigler, a l'exemple de Cöhten, & de Zerbst, & s'il seroit
permis illecq, qu'aussy on le pourroit leur conceder,
& promettre icy. Mais i'ay improuvè, ceste condition.
Le Pere de l'enfant Abraham Benedix, est absent.
Cela m'èsmeüt aussy à compassion, avec la Mere,
laquelle aulcüns croyent, estre encline au
Christianisme. Dieu le vueille! <& luy en face la grace
& a tous!>
Je leur ay donc permis, (contre mon grè presque,
& avec griefue conscience) cest acte present, avec
ces conditions, qu'en façon quelconque, ils ne
disent, ni facent rien d'iniürieux, contre Nostre
Seigneur Jesüs Christ, ni commettent Blasphemes, &
qu'ils me monstrent en langue Allemande tout ce,
qu'ils diront aux circomstances de toute l'action,
en Hebrieux, qu'ils ne tirent point cest Acte en consequence,
& payent tribüt, pour tous les Juifs estrangers, quj assisteront.
Jls l'ont donc celebrè, en paysible maniere, en
leur mayson, & l'enfant a estè appellè Nathan.
Die satisfactiongelder von Hartzgeroda vndt
Ballenstedt seindt <(>Gott lob) in salvo, mit 8 con-
voyern, biß hieher ankommen. Sollen nacher Cöhten,
auf dißmahl, (iedoch ohne einführung, eintziger
consequentz) gebracht, vndt niedergeleget
werden. Gott gebe ferner glügk! vndt succeß!
Ballenstedt hat allein, bey 1000 ThalerThlr: darzu
contribuiret, (ohne die Ordinarij contribution
nach Leiptzigk) Gott gebe! daß durch solche
endliche beschwehrung, der Friedens: verlangte
zwegk, zu aller jnteressenten vergenügung,
möge erhalten werden!
Meine Söhne, haben zweene hasen von der hatz ein-
bracht, 2 andere, wie auch 2 stargke wölffe,
vndt Füchße, haben die winde lauffen laßen.
Der Sathan ist noch ledig, vndt es kommen
sachen an Tag, von einem iungen: 16iährigen knaben,
so bey Doctor Mechovio ist, vndt mit einer heßlichen allten,
40iährigen fettel, die nur ein auge hat,
concumbiret, a beyderseitß trungkener weise, also:
das das weibesStügk Schwanger worden. Jch habe
Sie beyde, zu incarceriren befohlen. Gott gebe ruhe!
Von Leiptzigk schreibt vnß auch, Obrist leutnant Knoche, schlechten
Trost zu, wegen Einquartirung, undt durchzüge.
Es scheinet, die Potentiores, im OberSächsischen crayße, wollen
die infirmiores, durch vngleichheit, opprimiren.
Gott stehe vnß bey! vndt helfe vnß, v̈berwinden!
So viel alß mir die vielen negocia zulaßen
wollen, habe ich mir der weile genommen, in zimlichem
wetter, außzugehen, vndt luft zu schöpfen, mittlerweile
meine söhne, hinauß spatziren geritten.
Donnerstag♃ den 28ten: December 1648. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Man hat diese Nacht getraẅmet, Meine gemahlin,
hette mich gefraget, vndt gebehten, ich solte es ihr
doch sagen, vndt nicht verhehlen, ob nicht, zu dem
Nota Bene
Nota Bene
Nota Bene drey: vndt viertzigstehalben außschlag, im karten-
spiel, noch ein doppelt Tauß, zuzuschlagen,
vndt zu spiehlen wehre? Jch hette mich
endtschuldiget, (alß ein Todtfeindt, der karten:
vndt würfelspiele, von iugendt auff!) Sie
hette es aber kurtzümb wißen wollen, undt
bey andern erkundigen müßen. Jnterim
wehre ich nach Bracciano kommen, aldar mir
zwar, mit Meinen Söhnen große ehre wiederfahren,
Nota Bene viel schöne sachen, Pallatia, kirchen, vndt
Nota Bene kunstkammern, mir gezeiget, aber der principal wehre
Nota Bene iämmerlich verwundet, zerhawen, vndt von der Schlacht vor Prage,
her, elendiglich gelähmet, zernichtet, vndt verderbet worden.
Das kindt Asmus, des CammerRahts Doctor Mechovij
iunge, vndt SchwesterSohn, ist heütte noch einmahl
vorgenommen worden. hat bekandt, daß er aller-
erst, nur, jm 15. iahr wehre. Er wehre vor
einem halben iahre zu dem vnglügk kommen,
alß er 14 iahr nur altt gewesen, vndt
nicht gewußt, wie ihme geschehen? Denn alß
er voll gewesen, vndt in einer kammer,
mit der alten bregkinn geschlafen, also:
daß ihre Bette mit den füßen, aneinander
gestoßen, hette sich die bestia, so auch voll
gewesen, zu ihm inß bette geleget, vndt
zur vnzucht ihn gereitzet, also: daß er einmal
mit ihr, zu schaffen gehabt, mehr nicht.
Darnach hette sie gesagt, eine zeitlang
nach der That, wenn Sie ihre Monatszeitt,
nicht bekähme wolte sie sehen, ob sie Schwan-
ger von ihm wehre? Er der iunge, hette diese
rede nicht verstanden, waß es bedeüttete?
Endlich, wie ihr der leib digk worden, hetten sich ihre
Freünde, vndt Nachtbarn, mitgetragen, also das es
außkommen. Jch habe den iungen, auß den Feßeln, vndt
eisernen banden, (darinnen er angeschloßen gewesen)
|| [[Handschrift: 41r]]
diesen abendt lösen laßen, weil der CammerRaht, Doctor
Mechovius, vor ihn gebehten, undt caution geleistet.
Wil ihn auch bey sich behalten, vndt verwahren,
biß zu außtrag der sachen. Er der Doctor Mechovius
ist sehr betrübt, vndt schwehrmühtig, thut
kläglich, hat auch den iungen (vnangesehen
er sein vetter ist) gestriges Tages, in colera
& iusto dolore, erschregklich ding, zerschlagen,
vndt selbst an händen vndt Füßen, anzuschließen,
gebehten. Sonst ist es ein feiner frommer
stiller iunge gewesen, der ihme Doctor Mechovius fleißig
an die handt gegangen, vndt aufgewartett,
vndt fast vnschuldiger weise, auß Trungken-
heit, vndt Unverstandt, zu diesem handel gekommen,
wiewol er sich beßer vorsehen, vndt auch seine
vorsteher, ihme nicht so viel hetten Trawen,
nach seiner iugendt, in einer kammer, mit weibern,
zu schlafen, nachgeben sollen. Das weibesstügk
habe ich auch, (auf caution zweyer bürgen,)
auß dem gefängnüß, in ein hauß, anlegen
laßen, weil Sie Schwanger, vndt die Fruchtt
bey ihr sich stargk reget, auch die kälte nicht
außzudawren. Gott gebe! das alle irrenden, sich
bekehren! vndt alle laster, getilget werden mögen!
|| [[Handschrift: 41v]]
Es wil aber gleichwol, gewiß verlautten, daß
Asmus, vor 3 iahren schon, alß er zum CammerRaht
kommen, wehre in das 14de. iahr gegangen,
vndt numehr in das 17de. Die Malitia lernet sich baldt!
Der CammerRhat grähmet sich sehr, das Sein
Brodt, also geschändet worden.
Freitag♀ den 29ten: December 1648. <böser/gefährlicher/schädlicher/unglücklicher/unglückseliger Tag (tatsächlich oder befürchtet)ꘉ>
<Windig wetter. Regen, gegen abendt[.]>
Man hat mit den satisfactiongeldern, viel zu
Thun gehabt, vndt sonderlich, bey der hofpursche, mit
der Freywilligen beysteẅer. perge
Die post nacher Leiptzigk, abgefertiget.
Abraham Benedix ist wiederkommen, ex tractu Brunswicensis[.]
Il m'a contè des calomnies diffamatoires,
d'ün Colonel h. de nülle valeür.
Die Braunschweigischen Gesandten12, so vor 8 wochen hierdurch,
paßiret, undt bey dem Pfaltzgraven, gewesen,
zu Prage, seindt diesen abendt, wieder alhier an-
kommen, vndt haben 24 pferde zur convoy bey sich,
gehabt, auch vor ihr geldt, gezehret. perge
Avis, von Ballenstedt daß schon die parthien, anfangen
zu reitten, vndt ein Königsmarckischer Rittmeister, mit
13 pferden, die leütte plagket. Gott verhüte meh-
reres unheyl! vndt landeßverderben!
Avis: daß Morgen, Gebe Gott ein Königßmarckisch Regiment
alhier, durchpaßiren solle! vndt auf Staßfurth gehen. Patientia!
Daß der Cosagken General Chmielinsky, sich v̈ber Königs
Casimirj wahl, erfreẅet, die hostiliteten eingestellet,
die Tartarn abgeschafft, vndt friede tractiret,
durch also: daß er ihre Griechische kirchen recuperirt,
die Privilegia restituirt, in gleichem grad mit den
Pollnischen inquilinis tractiret, vndt der vndterscheidt
zwischen ihnen vndt den Catolischen (welches ich aber
nicht auf die religion, sondern auf die conferirung
der Ehrenämpter, verstehe) aufgehaben13 haben will.
Also hoffet man auch daselbst, erwüntzschte beruhigung.
Sonst sollen diese Cosagken, v̈ber die 15000 Pollnische
Schklaven, so Sie gefangen, <(>vnchristlicher weise<)>, nach
Constantinopel, geschigkt, vndt den Türgken, verkauft haben! perge
Deploranda sunt mala! quæ insunt bello, quamvis justo!
Zu Ofen, Gran, Stulweißenburgk vndt sonst, auf andern
vngrischen Gräntzheüsern, förchten sich die Türgken,
vor vnserm frieden, besorgen eine coniunction wieder Sie,
vndt fortificiren sich, geben auch vnserm Kayser gute wortt.
Jn Candia sollen sie auch numehr schwächer werden, durch
den großen schaden, vndt resistentz die Sie vor der Stadt Candia
erfahren, vndt Sich davor, retiriren müßen. Die Tapfere gegen-
wehre des Generals Gil de Haaß, sol viel darbey, gethan haben.
Jn Engellandt, opponirt sich, der General Fairfax, mit
seiner armèe, dem Könige, vndt dem Parlament. Jaget
der Stadt Londen, große forcht, vndt schregken ein.
Jch halte es aber, vor ein Spiegelfechten, vndt vor eine
Collusion mit dem Könige, vmb etzliche opponenten im
Parlament zu bestrafen, vndt des Königes authoritet
zu restabiliren, weil das Parlament, bevorab daß
vndterhauß, mit erhebung einer Repüblique, (wie
in hollandt) vndt verwerffung des Königes, vmbgehen mag.
Gott gebe doch auch daselbst friede, den Rechtglaübigen!
Jn Schottlandt, endtstehen auch, neẅe motus!
Jnngleichen, sollen die Jrrländer, sich wieder stärgken.
Der Pabst opponiret sich, vndt improbiret heftig,
den deützschen Frieden, alß der Römischen kirchen, schäd-
lich, vndt hochpræjudicirlich!
Zu Napolj, machen die scharfen executiones, im
Casteel, neben andern Mißverständen, das volgk
abermalß schwürig. Sie armiren wiederumb,
machen factiones, vndt können, so wenig, alß irritirte
biehnen, oder hornißen, so baldt wieder gestillet
werden, noch zu rechte kommen.
Die vnruhe, so der Lottringer wieder Lüttich vorhat,
continuiret, vndt daß Sich Spannien, vndt Frangkreich, darein
mengen dörfften.
Jn Frangkreich, wirdt der geldtmangel vndt dürftigkeitt
immer größer, also; daß auch des Königes bediente kaum können
gespeiset werden. Man wirdt aber auf Mittel bedacht sein,
die partisans an den Finantzen, zu gewinnen, vndt zu restitujren.
Zu Bordeaux sol sich auch der Pöbel wieder ihren Gouverneur
den Düc d'Espernon, empöhret haben, wegen der vielen vngleichen
imposten, vndt Contributionen. <Tout bransle; en ce Monde!>
Der König, hat etzliche, zu Dücs & Pairs, andere, zu Mareschaulx
de France, gemacht, darundter auch Mein hanß Ludwig von
Erlach, confirmiret worden.
Samstag♄ den 30ten: December 1648.
<4 hasen, haben meine Söhne gehetzt. 1 hasen, hat Hans Georg geschoßen.>
<Nix ante meridiem pluvia, a meridie[.]>
Jmportantissima von Cöhten, vndt Plötzkaw, eilig ankommen,
wegen anmarchirung der Schwedischen Regimenter, der
assignation, des Generals, Graven Magnj de la Garde,
welcher auf 5 Regimenter zu roß, 4 Regimenter zu Fuß,
den halben GeneralStab, vndt die halbe artillerie
im OberSäxischen Krayß, zu verpflegen, vom Generalissimo
Pfaltzgraven, ordre hat, darumb der Churfürst von Saxen,
an vnß freundlich schreibet, <vns invitiret vndt> einen krayßTag zu<nach> Leiptzig <eilig> intimi-
ret. Cantzler Milagius, vndt Obrist leutnant Knoche, seindt schon dahin,
einen richtigen schluß der proportionirten eintheilung machen zu helfen.
Creditif, vndt vollmacht, werden ihnen nachgeschigkt.
|| [[Handschrift: 43v]]
Jch habe es auch, im Nahmen, Meines bruders, subscribiret,
weil die zeitt zu kurtz, gefallen, nacher hartzgeroda, es
zu communiciren, vndt nach Zerbst, kan man auch nicht, v̈ber
daß eiß, an itzo kommen. Es helt nicht, vndt bricht nicht
recht, wegen vermengter Tage des Frosts, vndt
Thauwetters. Die Schweden, wollen auß den kraysen,
nicht weichen, biß Sie völlig, wegen der satisfaction
gelder, vndt terminen, contentiret sein, vndt von allen
orthen, derentwegen, gewißheit haben. Jnterim
aber, sol man ihnen, ihre verpflegung, vnfehlbarlich, reichen. perge
Paul Ludwig bey mir gehabt, allerley expedienda zu expediren,
in publicis, vndt Regierungßsachen.
Postea: in Oeconomicis, travagliiret.
Neu iahres gratulation von Fürst Johannsen, von Zerbst bekommen.
Die Braunschweigischen gesandten14, seindt heütte frühe, von
hinnen, aufgebrochen, mit 55 pferden, pompose, vndt
v̈ber die Sahle, paßiret, nach ihren herren zu. Es
sollen 2 gesandten, gewesen sein. hertzog Augusti seiner
aber, hat mir nur gestern, seinen paß, eingeschigkt.
Meine Söhne haben gehetzt, vndt 4 hasen einbracht.
V̈ber diß, hat hanß Geörge, noch 1 hasen geschoßen.
Subita, & repentina seindt von Cöhten, ankommen,
wegen der instruction, so dem Cantzler, Milagio; vndt Obrist leutnant Knoche,
mitzugeben, item: wegen des postulatj, der wagen, vndt
reittpferde so Graven Magno, zu verpflegen, (weil
|| [[Handschrift: 44r]]
er sich, mit dem Churfürsten von Saxen, nicht verwirren will,)
item: wegen: 100 ThalerThlr: welche Brügnern, zu verehren, item:
wegen subscription, an stadt meines Bruders, Fürst Friedrich
vndt anderer sachen mehr. perge Man hat sie kawm zeit
zu lesen, vndt man wil sie alsobaldt wiederhaben,
vollnzogen, vndt ohne contradiction.
Præcipitantia est comes Poenitentiæ.
Philip Güder, (welchen man, vor Todt, geachtet,) vndt daß er
sich selber, getödtet auß desperation solte haben) hat
an mich geschrieben, gar kläglich. Endtschuldiget
sein factum, etzlicher maßen, bittet vmb gnade, klaget,
das er ex iusto metu, & terrore, das weitte gesucht,
begehret communication der acten, nicht; daß er sich
mit mir, in proceß einzulaßen gedengken, Sondern,
zu seiner Nachricht, beschwehret sich, v̈ber die
Scharfe bedroẅungen, des Reichardts, zeücht
seine langwierige dienste an, wüntzschet
vndter meinem Schutz, zu bleiben, vndt bittet
Gott, mein hertz, zu erweichen. perge
Ein cornet ist baldt nach der mittagsmahlzeit an-
kommen, mit bericht, ein <Königsmarckisch> Regiment zu pferde, <General Maior Müllers,> solte
baldt nachkommen, vndt alhier übergehen, bittet vmb
beförderung, mit der Fehre, vndt kahnen. perge
Die Wesembegkinn kömbt auch wieder, hat sich in den waßer-
graben zu Cöhten, in die Sahle alhier, vndt zum Fenster hinauß, præci- || [[Handschrift: 44v]]
pitiren wollen, man hat sie endlich salviret, vndt ihr
alhier wiederumb wartung, vndt assistentz bestel-
let, biß es Gott beßert.
Avis von Ballenstedt, daß gestern, aldorth,
ein solcher regen, vndt grawsahmer Sturmwindt
gewesen, als der Ambtmann Schmidt, (seinem
bericht nach<!>) daselbst gedengket. Jm v̈brigen,
gehet zu Ballenstedt, alles schläferig, vndt
langsam zu, in Oeconomicis, weil der Ampt-
mann vndt kornschreiber, alle beyde, nicht
viel taügen, in ihres herren Nutzen.
Die Obersten, Kinßky, Diedemann, vndt
Risengrün, seindt zu Gaterßleben, wieder
zurügkn von Leiptzigk kommende, durchpaßiret,
haben viel von dem Friede, vndt erleichterung
der lande, referiret. Gott gebe den effect!
Sonntag☉ den 31ten: December 1648.
<Großer windt, vndt hagelwetter.>
Das Regiment Reütter, hat sich diesen Morgen zeitlich
angemeldet. Der Fehrmann aber, kan Sie, wegen des
stargken windes, nicht v̈berführen. Jst auch ein unglügk!
Jch habe ihnen, Tobias Steffeck von Kolodey entgegen geschigkt, die
einquartirung abzuwenden, oder zu moderiren. perge Gott
gebe gnade! zu glügklichem succeß!
Er Marggravius (so mit großer gefahr, im kleinen fehr-
kahn, herüber kommen) hat geprediget den Text: vom alten
Simeone gar wol außgeleget, Lucæ 215.
Georg Reichardt hat viel zu schaffen gehabt, mit den völgkern.
Es seindt v̈ber die 100 Mann, mehrentheilß bagage,
vndt Stügkgesindlein, mit 50 pferden, anhero vor
den berg kommen, vndt einlosiret worden. Tobias Steffeck von Kolodey
hat den Obrist leutnant abgewendet, aber diese Stügkcapitains,
leütenampts, vndt andere gesellschaft, hören vndter
einem Maior, vndter den Generallen Wittembergk
vndt Königßmargk. Woll Die Stügke stehen
zwar zu Erfurdt. Diß ist nur die ammunition[,]
affü<s>ten vndt andere zubehör. Wollen in hollstein
mitteinander gehen vndt einquartiren. Königsmarck
ist oberhalb halle mit 14 Regiment, übergangen.
Regratulationes zum Neẅen Jahr, von Cöhten, vndt harburgk.
Extra: wahr zu Mittage, bey vnß, der CammerRath,
Doctor Mechovius, der prediger; Er Marggravius, vndt wer sonst
etwa aufzuwartten?
An dächern, vndt fenstern, auch anderem inngebeẅde
(so der windt faßen können) ist heütte zimlicher
schade geschehen, vndt der grawsahme Sturm, hat
fast, den gantzen Tag, continuiret. perge
Meiner freundlichen herzlieb(st)en Gemahlin bohte, ist von Cleve, wiederkommen
mit recht nachdengklichen Schreiben, vom Churfürsten, vndt
vom Borgsdorff, in der Ascanischen sache. Gott wolle uns, manuteniren!