Brief Nr. 3, vom 3. März 1662
Benedikt Bahnsen

Zusammenfassung


HAB, Bibliotheksarchiv, BA II, 1, Nr. 18 /Brief Nr. 3/

Der dritte Brief datiert auf den 3. März 1662, sein zeitlicher Abstand zum vorhergehenden Brief beträgt ebenfalls knapp ein Jahr. Der Inhalt lässt sich nicht genau erschließen, doch erwähnt Bahnsen die Manuskriptsammlung einer kaiserlichen Bibliothek (ca. 600 Stücke), die eine Person aus England besitzen soll, die kürzlich in einer „Namhafften Stadt in den Sieben Provintzien“ [?] angekommen ist. Bahnsen sei zu dieser Person gereist und habe wegen des Verkaufs verhandelt, er nennt die Preisvorstellung des potentiellen Verkäufers und ist zuversichtlich, dass er die Sammlung für weniger als die genannte Summe erwerben könne. Allerdings sei die Sammlung auch der schwedischen Königin angeboten worden, die die Übersendung des entsprechenden Katalogs gefordert habe. Bahnsen bietet an, sich für den Erwerb der Sammlung einzusetzen, wenn der Herzog interessiert sei. Zu diesem Zweck habe er dem Herzog den Katalog geschickt. U.a. finde sich darin eine Handschrift, für die Kaiser Rudolph viele [unklar, da Papierverlust] Reichstaler bezahlt habe. Bei dem Exemplar handelt es sich ggf. um die „Offenbahrung Gottlicher Maÿestätt“ von Aegidius Gutmann. Bahnsen bietet im Anschluss an die Erwähnung weiterer theologischer Werke aus der Sammlung an, dem Herzog über einen Herrn namens N. Kempe zwei Bücher zu senden: eins von Julius Sperber, das er diesen Winter habe drucken lassen, und eins aus der Feder Hermann Junges. Letzterer sei lutherischer Prediger zu Monnickendam (in nordöstlicher Nachbarschaft von Amsterdam) und ein „wahrer Nachfolger Jesus Christi, ein Mann der von Hertzen Niedrig vnd demütig ist“. Es folgen weitere Informationen, wahrscheinlich H. Junge betreffend. Schließlich berichtet Bahnsen von einer Bauerntochter in Holland, „welche wunderliche dinge Prophezeÿet, also daß innerhalb anderthalb Jahren ein schreckliche Hungersnoth fürhanden […]“ und anderes mehr. Die Ursache für diese Unbilden seien die übergroßen Sünden der Menschen.

Brief: Bahnsen an Herzog August.


|| [1r]


Amsterdam 1663 März 3.

Durchleuchtiger Hochgebohrner Gnädiger Fürst und Herr.

E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) kann ich in vnderthänigkeit nicht bergen, was maßen die
Manuscripta eines Keÿserl(iche)Bibliotheecks, derer in die 600 sollen seÿn
(ob aber ein jedes allein gebunden oder viel beÿ einander, ist mir ohnbewust)
beÿ einer Persohn verhanden, welcher für ohngefehr dreÿ wochen in einer
Namhafften Stadt in den Sieben Provintzien auß Engellandt angelanget,
wie ich solches vernommen, wegen Jhr Furstl(iche) Durchl(aucht) dannach zu gereÿset
vnd mit derselben wegen gedachte Bibliotheeck geredet, helt die=
selbe auff Sechstausent Gulden Holländisch, 2 ½ gulden holländisch pro
Reichsthaler, doch vertrawe dieselbe vmb 5000 Gulden zu bekommen,
dafur dieselb nicht in auffschlag gerathen: dann allhier einer der dieselbe
ander Königinnen Hoff in Schweden recommandiret, worauff andtwordt
wider heraus gekommen, daß der Catalogus mochte überschicket werden,
Er getrawete die Künigin würde Zweÿ Tausent Reichsthaler daran spediren,
Wan ich nun gerne wünschen mochte daß Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(e)n, da dieselbe be=
lieben dazu hette, dieselbe in seiner überaus herrlichen Bibliotheeck
mochte bekommen, Alß habe E.(ure) Furstl(iche) Gn(a)d(e)n den Catalogum, was es für
Bücher seÿn vnderthanig uberschicket, Vnd dienete alsoforth andtwordt zu
rücke geschicket werden an H(errn) N.(ikolaus) Kempe, oder da er von Hauß, an
einen einen anderen Kauffman ordre geschicket dieselbe zu ersehen, aßbaldt
gekauffet vnd auff 14 tage (biß Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(e)n avisiret wie die bucher
gebunden vnd wie viel Bände, auch wie dieselbe geconditioniret) daß der
Kauff ab oder an sollte seÿn, damit nicht ein ander damit durch gehet: Es ist
ein Manuscriptum darundter wofür Keÿser Rudolphus hochlöblichstes
Gedächtnus Zehen [Papierverlust] Reichsthaler gegeben, wie ich solches offt hören sagen,
hernach ists druck [Papierverlust] genandt Offenbahrung Gottlicher Maÿestätt.
Jch will aber vnd [Papierverlust] ersuchet haben, da Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(e)n die Biblio=
theeck sollte kaufen [Papierverlust] die Gnade Zu erzeigen vnd widerfahren zu laßen,
daß ich etliche oder [Papierverlust] Theologische Bücher davon mochte abcopiren,
da mir dergleichen [Papierverlust] ten fürkommen, will E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) solches
notificiren. Jch we[Papierverlust] H.(errn) Kempen E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) Zweÿ Bucher
schicken Eines des Julij Sp(erbe)ri welches ich diesen windter habe drucken laßen



|| [1v]
Das ander hat H.(errn) Hermannus Junge Lutherischer Prediger zu Monnikendam
wider die Quakers außgehen laßen, die Quakers haben Jhm nicht geandt=
wordtet, da sie doch anderen alsobaldt stoltz vnd frech respondiren. Dieser
Prediger ist ein wahrer Nachfolger Jesu Christi, ein Mann der von Hertzen
Niedrig vnd demütig ist, der mir freÿmütig gegen seine Zühörer mag sagen mit dem Apostel mag sagen
Seÿt meine Nachfolger wie ich Jesu Christi. Newes [?]ichtes, ohne daß fürm
Jahr schreiben auß Teutschlandt gekommen vnd außgesprenget, ob sollte der
treffliche Mann der He.(rr)[Papierverlust] Helmont sich hier Zu Amsterdam bescheiden
laßen, welches Zweiffels ohne von den Jesuiten ausgesprenget, damit sie
dermal eins Ursach an Jhn haben möchten, weilen er beÿnahe von der Catholischen
Religion abgetreten, vndter solchen schein hat Jhn, wie er vergangen Jahr mit
Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(e)n von Sultzbach hier gewesen, Jn der hienauffreÿse der Churfurst
von Meintz
fangen nehmen laßen, vnd dem Hertzogen von Neuburg Zugeschicket,
vnd wie die sage gehet, soll er nach Rohm der Jnquisition zugeschicket
worden seÿn, Es hat niemandt wie er gefangen geseßen Zu ihm kommen
können, Man meinet aber daß man Jhn propter Scientiam Lapidis
Philosophici habe eingezogen. Hier in Hollandt ist ein Bawren Tochter
welche wunderliche dinge Prophezeÿet, also daß innerhalb anderthalb
Jahren ein schreckliche Hungersnoth fürhanden, vnd das Babel Zu grunde
gehen wirdt, in Kurtzen vnd weinigen Jahren, wie mir berichtet sollen wunder=
liche Sachen darin stehen, wie schrecklich es in Europa in Kurtzer Zeit es werde
hergehen vnd das alles wegen vnse übermachte große Sünde, denn ob wohl
Gott eine Straffe in 40 Jahren uber die ander geschicket, beßert sich doch fast
niemandt. Wan es gedrücket wird man davon Judiciren können. Das ist
gewiß, daß die Zeiten Noæ furhanden, ia schon er lebet, da alle Gottlosen
vnd Maulchristen werden vntergehen, die wahre widergebohrne die tägliche
ihre Sünde berewen vnd beweinen vnd die vmb die Jtzige große boßheit eifern
werden erhalten werden. H[Papierverlust]furstl(iche) Durchl(aucht) langewierige gesundtheit
friedliche Regierung vnd all[Papierverlust] wolfahrt wünsche.

Nach welcher
wünsche vnd bitt Zu Gott [Papierverlust] bleibe Gnädigster Furst vnd Herr
[Papierverlust](für)stl(iche) Durchl(aucht)
Vnderthanigster vnd Gehorsamster Diener
Benedictus Bahnsen

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