Brief Nr. 2, vom 25. April 1661
Benedikt Bahnsen

Zusammenfassung


HAB, Bibliotheksarchiv, BA II, 1, Nr. 17/ Brief Nr. 2/

Das zweite erhaltene Schreiben ist über ein Jahr nach dem ersten Brief abgefasst, es datiert auf den 25. April 1661. Ein gewisser Jost Kempe, der als Bücherspediteur fungiert haben könnte, wird genannt. In einer Büchersendung, auf die Bahnsen Bezug nimmt, sei u.a. ein Titel des berühmten Millenaristen Petrus Serrarius enthalten. Des Weiteren wird das Werk „Castratura Thuani“ erwähnt, von dem Bahnsen anbietet, es kopieren zu lassen und dem Herzog zu übersenden. Erneut fällt der Verfassername Julius Sperber, von dem Bahnsen einen weiteren Traktat zum Druck befördere und ein Exemplar versenden werde, sobald es fertig sei. Neben weiteren Titeln, die zum Teil selten und teuer sind, kommt Bahnsen auch auf Schriften von Valentin Weigel zu sprechen, von denen allerdings viele noch nicht gedruckt vorliegen. Sodann nutzt Bahnsen die Gelegenheit, um auf einen gewissen Andreas Bösche zu verweisen: Sollte der Herzog Bedarf an einem Ingenieur und Landvermesser sowie „treffliche[n] Mechanicus“ haben und eine entsprechende Anstellung ermöglichen können, wäre Bösch wahrscheinlich nicht abgeneigt. Den Traktat „De tribus magnis impostoribus“ habe Bahnsen noch immer nicht bekommen, womöglich hatte Herzog August zwischenzeitlich nachgehakt, wie es um das Buch steht.

Brief: Bahnsen an Herzog August.


|| [1r]


Amsterdam 1661 April 25.

Durchleuchtiger vnd Hochgebohrner gnädigster Fürst und Herr p

Ew.(re) Fürstl(iche) Durchl(aucht) überschicke ich beÿ Herren Jost Kempe etliche
bucher laut inligend verzeichnus, darundter eine andtwort oder
wiederlegung auff das Socinianisch Buch, die Apostasie oder den
Abfall der Christen genandt.
Ich habe die Castratura Thuani
geschrieben, Zehen bogen groß, da Jhr Fürstl(iche) Gn(a)d(en) dieselbe
gnädigst begehren, will ich dieselbe gerne abcopijren laßen
vnd überschicken. Anitzo laße ich noch ein Tractat des Julij
Sperberi
drucken, so bald solches fertig will ich vnterthänigst
überschicken. Es sind fur Jahren etliche bucher hier in Niederlandt
gedrucket, vndter verdecktem Nahmen Hÿels, alß Achenschatz
Jtem die brieffen getheilet in 3 theil. Jtem das Grundtstuck.
Jtem Biblische Figuren mit einer geistlichen Erklärung gar
kurtz in 4to.
vnd in Folio. Diese seÿn alhier rare bucher vnd selten
zu bekommen dazu thewer. Jtem Reÿse eines Jungelinges vnd
der Reÿdantz
, diese beide letzten sind wol zu bekommen. Es sind
auch von des Weigelij Schrifften alhier verhanden welche noch nicht
gedrucket, Da Jhr Furstl(liche) Gn(a)d(en) etliche 2 begehrten 1 derselben
kondte man dieselbe kauffen wan sie nun vnd dan in Alten Buch laden
zu hauff kemen. E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) habe ich fur diesem vnterthänigst
wegen eines Mathematici vnd Ingenieurs avisiret daß einer furhanden
Nahmens Andreas Bösche welcher sich von einem deutschen Fürsten
für einen Ingenieuren vnd Landtmeßer sollte gebrauchen laßen
darzu ist er ein trefflicher Mechanicus, Er hat den großen Globum
beÿ Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(en) in Holstein verfertiget, Wan Jhr Furstl(iche) Gn(a)d(en)
Jhn begehrten bestallung zu geben, sollte er dieselbe wohl acceptiren.
Das Buch de Tribus magnis Impostoribus habe ich noch nicht bekommen,


hirmit E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) langwierige gesundtheÿt, friedliche Regie=
rung vnd alle gedeÿliche Wolfahrt wundsche, Nach welchen wunsch
vnd bitte zu Gott Jch den verbleibe
Gnädiger Fürst vnd Herr
E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht)
Vnterthänigster vnd
gehorsambster diener
Benedictus Bahnsen.
Amsterdam
den den 25 Aprilis.
A(nn)o p 1661.


|| [1v]
DEm durchleuchtigen Hochge=
bohrnen Fürsten vnd HErren
HErren AUGUSTO, Herzogen
zu Braunschweig vnd Lüne=
burg
, Meinem gnädigsten
Fursten vnd HErren p
Hiebeÿ ein Pack=
etleÿn mit
bucher.


Zu Wolfenbüttel.


Anmerkungen
Das Siegel von Benedict Bahnsen; roter Siegellack durchsetzt mit Rußpartikeln.
Es zeigt ein Monogramm. Die Versalien B und C zentrieren sich innerhalb eines doppelwandigen Oktagons.
Unterhalb des Lacks befindet sich das extrahierte Papier der gegenüberliegenden Seite,
sodass die Sollbruchstelle des Brieföffnens nachvollziehbar wird.

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