Brief Nr. 9, vom 26. Mai 1665
Benedikt Bahnsen

Zusammenfassung


HAB, Bibliotheksarchiv, BA II, 1, Nr. 24 /Brief Nr. 9/

Eineinhalb Jahre nach dem Brief vom Dezember 1663 setzt die Korrespondenz mit diesem Schreiben Bahnsens am 26. Mai 1665 wieder ein. Der Brief liegt als Fragment vor. Bahnsen berichtet, dass die niederländische Kriegsflotte mit 120 Schiffen bei günstiger Sternenkonstellation von Texel aus in See gestochen ist. Der Konvoi umfasse 100 Kriegsschiffe und Hilfsschiffe wie Brander, die mit brennbaren Materialien oder Explosivstoffen beladen auf feindliche Schiffe getrieben und angezündet werden, auch eine Fregatte sei dabei, die den Namen „Advijs Jagten“ trage. Im vergangenen Jahr habe Bahnsen auf Anordnung des Herzogs Bücher bei der „Scriverianischen Auction“ gekauft und übersandt. Dabei habe er zu viel Geld gefordert. Das zuviel empfangene Geld gebe er für Bücher aus, die er aus Hannover bekomme. Ferner werde er den Herzog zukünftig unterrichten, wenn es in Amsterdam Buchangebote gebe, die nicht über Buchhändler abgewickelt werden. Auch habe er jüngst einen schönen Traktat aus den Schriften Johann Arndts herausgezogen, in dem es um die Wiedergeburt geht. Er hoffe nun, dass er die Mittel zusammenbekomme, diesen Text recht bald drucken zu lassen. Der Brief enthält auch eine Beilage von anderer Hand, die anscheinend am 27. Mai 1665 verfasst wurde, und zwar von einer Person, die ebenfalls Dienstleistungen für Herzog August übernimmt. Diese Person habe dem Herzog am 18. Mai des Jahres etliche Bücher aus oder über Hannover und den dort ansässigen Ratsapotheker Jakob Meyer geschickt. Die Bücher seien in ein kleines Paket mit weißem Packpapier eingeschlagen. Der Name des Herzogs und die Adresse (der Hof in Wolfenbüttel) stünden auf dem Paket, es liege aber kein Brief bei. Den Brief habe er selbst, Benedictus Bahnsen, aus Amsterdam am 26. Mai geschrieben.

Brieffragment: Bahnsen an Herzog August.


|| [1r]


Amsterdam 1665 Mai 26.

[...]Vnsere Oorlogsflotte ist vergangen Sonnabent
Vnd Sontag 120 Siegel starck /: nachdem vorher die conjunction geschehen :/
auß Tessel in See gelauffen, daründter 100 vnd Etliche Oorlogsschiffe
die übrigen seÿn Advijs Jachten vnd Branders. Vergangen Jahr wie auf
Jhr Furstl(iche) Duchl(aucht) gnädigste Ordre ich etliche bucher in der Scriverianischen
Auction vnterthänigst gekaufft vnd überschicket Jst per abuijs geschehen
daß ich etliche wenige Gulden zu viel empfangen, weilen ich meine
Rechnung damals nicht beÿ mir. Fur solche gedachte Gulden überschicke
ich gedachte bucher welche zu Hannover abgegeben werden. Wan alhier
etwas heraus kombt, daß nicht an buchhändlern verkaufft wird, vnd ichs mir
erfahre, vnd Jhr Furstl(iche) Durchl(aucht) gnädigen gefallen in überschickung solcher
sachen haben mochten, will ichs ins kunfftig gerne vnterthänig überschicken.
Jnliegende sachen welche newlichst gedrücket, unterthänig zugleich überschickende.
Jch habe einen herrlichen Tractat auß Sel(igen) H(errn) Johan Arnds schrifften geextra=
hiret, überkommen, handelende von der Newen Wider geburth, verhoffe da ich
so viel vermügens kan beÿsammen bringen daßelbe zu laßen drücken vnd da es
Gott geliebet mit ehisten gelegenheit.

Hiemit E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) langwirige
Gesundtheit, friedliche Regierung vnd alle gedeÿliche wolfahrt wünsche,
Nach welcher Wünsch vnd Bitte zu Gott Jch dan verbleibe
Gnädigster Furst vnd
Her
E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht)
Unterthänigster vnd gehorsamster
Diener
Benedictus Bahnsen
woonende op de Prince Grafft
naest de Brouwerije vant
Roo Hart. Amsterdam
den 26 Maÿ. s.(tili)n.(ovi)
A(nn)o. 1665..

|| [1v]
Dem Durchleuchtigsten Hochgebohrenen Fürsten
und Herrn, Herrn AUGUSTUS Hertzogen
Braunschweig und Lüneburg
,
Meinem Gnädigsten Fürsten und Herren.
Zu Wulfenbuttel.

Franco
biß
Bremen



|| [2r]
b Durchleuchtiger. p. E.(ure) Furstl.(iche) Durchl.(aucht) habe ich den 18. Maÿ dieses Jahres
etliche bücher auff Hannover beÿm Raths Apotheker
H(errn) Jacobus Meÿern geschicket, ist in ein klein
Pacquetlein mit weißlichten Packpapier umb=
wickelt, mit Siegelgarn zusamen gebunden, und
etliche Mahl versiegelt, darauff stehet Jhr(e)
Fürstl.(iche) Durchl.(aucht) nahme und Titul
, es ist aber
beÿ[?] gedachtem Packetgen kein brief. B. Dieses hat
Benedictus
Bahnsen
aus
Amsterdam den
26. Maÿ st.(ili)n.(ovi) 1665.
geschrieben an S.(eine) Durchl.(aucht)
Herrn Hertzogen Augustum
zu Braunschweig und Lünaburg
, wölle demnach der Herr Apotheker
Zeigorn[?] Reuter
das bedeutete Packlein, sofern er daßelbe
führen kan, auffgeben, wo nicht, soll es[?] durch
andere gelegenheit [?] abgehohlt werden.
Wolfenbüttel, den 27. Maij.
A(nn)o. 1665.


Anmerkungen
Der rote Siegellack, welcher mit Rußpartikeln durchsetzt ist, zeigt den Abdruck eines Siegels. Innerhalb eines doppelwandigen Oktagons zentriert sich ein Wappenschild. Auf ihm zeigt sich ein Schrägbalken, der sich von
der oberen heraldisch rechten bis zur heraldisch linken unteren Flanke zieht. Auf dem oberen Schildrand ruht ein
Spangenhelm - das Visier dem Betrachter direkt zugewandt. Unterhalb des Lacks befindet sich das extrahierte Papier
der gegenüberliegenden Seite, sodass die Sollbruchstelle des Brieföffnens nachvollziehbar wird.
Beil.(agen) zu N(umme)R 24

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