Brief Nr. 10, vom 22. August 1665
Benedikt Bahnsen

Zusammenfassung


HAB, Bibliotheksarchiv, BA II, 1, Nr. 25 /Brief Nr. 10 und Beilage: vermutliche Notiz v. Hg. August/

Drei Monate nach dem Schreiben vom Mai 1665 verfasst Bahnsen am 22. August einen weiteren Brief. Ihm liegt der Entwurf eines Antwortschreibens von Herzog August bei, das jener nur zwei Tage später verfasst zu haben scheint, denn es ist auf den 24. August datiert. Bahnsen teilt mit, dass er einen „Catalogum Librorum“ an Herzog August geschickt habe, in dem zahlreiche Bücher gelistet sind, die im September in Amsterdam verauktioniert werden. Bahnsen erwarte vom Herzog dessen Bestellwünsche. Des Weiteren berichtet er von seinem tags zuvor erfolgten Gang zur Niederlassung der Ostindien-Kompanie; über sein Anliegen erfahren wir nichts. Ein Buchhalter der Kompanie habe ihm mitgeteilt, dass 15 englische Kriegsschiffe einen Angriff auf heimkehrende Schiffe der Ostindischen Handelskompanie unternommen hätten. Wo genau sich der Angriff ereignet hat, bleibt unklar. Jedenfalls hätten die Engländer versucht, mit drei Schiffen in einen Hafen zu gelangen, in dem auch die holländischen Schiffe lagen, um Proviant aufzunehmen und wo sich die Seeleute ausruhen sollten. Während die Mannschaften der holländischen Schiffe größtenteils von Bord an Land waren, starteten die Engländer den Angriff. Zum Glück konnten die Holländer genug Gegenwehr mobilisieren, so dass es nicht zum großen Kampf kam, allerdings seien ein oder zwei Schiffe der Engländer versenkt worden. Bahnsen beschließt den Bericht mit einem Dank an Gott, der Hoffnung, die Nachricht über das Scharmützel möge wahr sein und der Bitte, der holländische Staat möge erhalten bleiben. In seinem Antwortschreiben bestätigt Herzog August den Erhalt des Katalogs. Er sende ihn umgehend zurück, damit Bahnsen die angekreuzten Bücher zum bestmöglichen Preis erwerben könne. Bahnsen solle sie anschließend „beÿ erster guten gelegenheit nebst der Rechnung“ über Hamburg und einen dort ansässigen Herrn (Name durch Papierverlust unleserlich) nach Wolfenbüttel senden. Von den erwähnten orientalischen Büchern begehre er keines. Er versichert, dass die Bezahlung gesichert sei. Am Rand des Blattes notiert August die Befürchtung, er wolle nicht hoffen, dass die Bücher mit Krankheitserregern belegt sind und man sich womöglich durch sie ansteckt.

Brief: Bahnsen an Herzog August.


|| [1r]


Amsterdam1665 August 22.

Durchleuchtiger Hochgebohrener Gnediger Furst vnd Herr p

Also ich gestern einen Catalogum Librorum, darundter viele rare
orientalische Bücher
, welche Kumpftig Monat den 7 Septembris
alhier in Amsterdam in einer Auction sollen verkauffet werden,
so habe ich nicht vndterlaßen können noch sollen, E.(ure) Furstl(iche) Durchl:(aucht)
solchen zu überschicken, damit wenn etliche darundter die annehmlich,
ordre dieselbe alhier zu kauffen mochte gestellet werden. Gestern Mittag vmb 11 ¼ Uhr Mittags, wie ich eben auffm Ostin=
dischen Hause beÿ den Herren bewindthebberen ware, kombt einer
zu ihnen gegangen, und versuchten daß die Herren geliebten hin=
undter zu kommen, wie sie ein kleine weile hinundtr gewesen, kombt ein
buchhalter mit bescheidt, daß ich heute wider kommen, vnd berichtet
daneben daß 15 Englische Oorlogschiffe eine Attacque auff die Oost=
Indische retourschiffe in den Hafen alda ligende gethan hetten, die
Englischen hetten an den H(erren) Gouverneur versucht mit 3 Schiffen in den
Hafen zu kommen sich zu verfrischen, da dan von dem Gouverneur den Engli=
schen war belaßt in den Hafen nichtes gegen den Holländern zu tentiren
Es waren die Holländische Bootsleüthe meist alle von ihren Schiffen zu
drincken vnd sich zu recreiren, worauff alßbald Ordre ertheilet sich zu
Schiffe zu begeben, vnd alles zur gegenwehr klahr zu machen: hetten
die Englischen des Abends alßbaldt die OostJndische Schiffe angegrif=
fen, were vielleicht an den holländischen Schiffen ein vnsäglicher schade ge=
schehen, aber wie die Englischen biß Morgen gewachtet, sind vnsere leuthe in
postür gewesen vnd sich mannlich defendiret also daß ein oder 2 Schiffen
von den Englischen in grundt geschoßen, die Meisten holländischen boots
leute von den Coopvaerdy schiffen sind den oostJndischen zu Hülffe gekom=
men. Es sollen auch 200 Hollandische Matrosen, die mit stucken
wol wißen vmbzugehen auff die Casteelen gewesen seÿn, daß also die
Englischen die Niderlage bekommen vnd reteriren müßen. Gott


|| [1v]
Gebe, daß diese Zeitung wahr seÿ, vnd erhalte diesen Staat gnediglich,
vmb Jesu Christi willen.
Mit unser Oorlogsflotte ist ein OostJndische Schiff, der Tiger genandt
mit außgelauffen, vnd sind noch Zween Oostindische Schiffe ligen
geblieben.

Hiemit E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht) langwirige gesundtheit
friedliche Regierung vnd alle gedeÿliche wolfahrt wünsche, Nach
welcher wündsch vnd bitte zu Gott, Jch dan verbleibe Gnediger Furst vnd
Herr
E.(ure) Furstl(iche) Durchl(aucht)Amsterdam.
A(nno)d(omin)i 22 Augusti
A(nn)o p 1665. Unterthänigster vnd ge=
horsambster DienerBenedictus Bahnsen
woonende op de Prince Grafft
naecht de Brouwerije van ‚t rode
Hart

|| [2r]
a Augustus.
Wir haben euer schreiben vom 22. dieses nebst den
Catalogo woll erhalten, thun denselben hiemit
wieder zuruckversenden, und werdet ihr aus
der beÿgefügten verzeichniß ersehen, was [?]
vor bucher wir daraus begehren, wollet uns
den gefallen erweisen, und sothane bucher zu
unserm besten erhandeln, in einem kasten wolt…
vohrlich einmachen, und beÿ erster guten gelegenheit
nebst der Rechnung auff Hamburg an Matthias Weber ubersenden an richtiger Bezahlung demselben soll es nicht ermanglen. Von den Orientalischen
buchern
begehren wir keines. Verbleiben euch
mit gnaden. Wolfenbüttel, den 24. Aug.(ust) 1665.
An Benedictus Bahnsen in Amster=
dam.


b wollen nicht hoffen, daß die bücher amgefehrlichen
Pestilentzischen ohrt gestanden, und man sich einiger gefahr deswegen zu besorgen.


Anmerkungen
Beil.(agen) zu N(ummer)R 25
Am linken Rand des Schriftstücks notiert.

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000233/briefe/0010.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000233/tei-transcript.xsl