Brief Nr. 20, vom 31. Juli 1666
Benedikt Bahnsen

Zusammenfassung


HAB, Bibliotheksarchiv, BA II, 1, Nr. 35/ Brief Nr. 20/

Noch sechs Wochen vor Herzog Augusts Tod Mitte September 1666 korrespondieren er und Bahnsen. Das vorliegende Schreiben von Bahnsen, das auf den 31. Juli 1666 datiert, ist der letzte Brief im engeren Sinn. Danach ist noch ein Brief überliefert, der einzig aus einer Bücherliste mit vorwiegend alchemischen Titeln besteht (Nr. 36). Bahnsen bestätigt hier den Erhalt des Briefes und Geldwechsels von Herzog August vom 12. Juli (Nr. 34). Er habe sich den Betrag von 65 Gulden auszahlen lassen und dafür eine Quittung ausgestellt, die er nach Wolfenbüttel senden werde. Sein Dank gebührt dem Herzog. Was die Angelegenheit um Athanasius Kircher anbetrifft, so habe Kircher den Schwiegersohn („Tochtermann“) des Druckers Janssenio kontaktiert: Er wolle den „Iter Hetruscum“ bei einer Person namens Waesberge drucken lassen. Das Manuskript Kirchers ist zum Zeitpunkt der Erkundigung Bahnsen jedenfalls noch nicht in Amsterdam eingetroffen. In der Offizin Waesberge werde aber Kirchers „China Jllustrata“ („China Monumentis“, 1667) gedruckt, die Herstellung wird jedoch zwei Monate in Anspruch nehmen. Bahnsen bietet an, Exemplare zu besorgen, wenn August Interesse bekunde. Ansonsten gebe es wenig andere Neuigkeiten. Die Bierpacht sei für 500000 Gulden vergeben worden, was wohl bedeutet, dass sich ein Pächter von der das Biermonopol besitzenden Stadt Amsterdam das Recht auf den Verkauf von Bier für die Dauer des Pachtvertrags gesichert hat. Zudem würde derzeit in den Provinzen – gemeint sind die Sieben Vereinigten Provinzen als konföderale Bündnisstruktur der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert – überall mobilgemacht, so sollen alle Kriegsschiffe ausgerüstet und die Mannschaftsstärken maximal erhöht werden. Die Aktivitäten stehen im Zusammenhang mit dem Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg (1663–1667), in deren Verlauf die Niederlande, von Frankreich unterstützt, im Konflikt mit den Engländern die Oberhand erlangten. Bahnsen verweist ferner darauf, dass die sogenannten „Englischen Briefe“ diese Woche ausgeblieben seien. Was genau das meint, wird nicht ausgeführt. Es kann sich um den in Friedenzeiten üblichen Austausch von Handelskorrespondenz handeln. Auch im vergangenen Jahr, als die Niederlande mit den Engländern ebenfalls Krieg führten, blieben diese „Brieffe“ aus, woraufhin die englische Kriegsflotte mit Ziel Niederlande in See stach. Zum Abschluss fügt Bahnsen an, dass der sogenannte jüdische König Shabtai Tsevi „zu Gallipoli in verwahrung seÿn vnd wol gehalten werden.“

Brief: Bahnsen an Herzog August.


|| [1r]


Amsterdam 31. Julij 1666

Durchleuchtiger Hochgebohrner Gnädiger Fürst und Herr p

E.(ure) Furstl(iche) Durchl(auchte) gnädiges Schreiben sub dato den 12 Julij habe ich vor=
gestern, nebenst eingeschloßenen Wechselbrieff vnterthänigst empfangen,
Habe darauff gestern alßbaldt fünff vnd sechtzig gulden Courrent
geldt von H(errn)Adrian von Alderwerldt für Rechnung H(errn)Hanß Beÿer
zu Braunschweig empfangen, auf den wechselbrieff die Quitung geschrie=
ben, überschicke über deme noch eine Quitung hierin, vnd bedanke
mich vnterthänig guter bezahlung. P. Athanasius Kircherus hat
des Sel:(igen)JansonijTochtermann geschrieben, daß Er das Buch Jter
Hetruscum
beÿ gedachten Waesberge will drücken laßen, das Ma=
nuscriptum aber ist noch allhier nicht angekommen, vnd wird solches
nicht ehe konnen gedrückt werden, ehe das Manuscriptum angekom=
men. Es wird aber anitzo beÿ Waesberge vnd seinem Schwager
China Jllustrata, latinè in folio mit text literen gedrückt, wird
aber noch wol Zween Monat anlauffen ehe es fertig, da Jhr(e) Furstl(iche)
Durchl(auchte)
ein oder mehr Exemplaren deßelben von P. Kirchero soll
haben, oder daß ich ein oder mehr Exemplaria kauffen soll vnd
uberschicken, gelieben Jhr(e) Furstl(iche) Durchl(auchte)notificiren zu laßen,
will solches dan alßbald vnterthänigst übersenden.
Newes ist allhier wenig: die Bierpacht ist gestern alhier fur
500000 gulden oder fünff Tonnen Goldes verpachtet.
Jn diesen provintien wird über die maßen starck geaequippiret,
Denn alle Krieges Schiffe sollen außgerüstet werden, vnd so viel Volck
angenommen alß man nur bekommen kann. Vergangen Sontag
sind 7 schiffe verdungen oder anbefestet daß dieselbe zu Brandt=
schiffen sollen außgerüstet werden, woran tag vnd Nacht ist gearbeitet
worden, sollen albereits meist fertig seÿn. Man sagt daß Duc deBeaufort soll angelanget seÿn, ob dem also wird die Zeit geben.
Ob Franckreich vns assistiren wird mit Schiffen, daran zweiffelen
viel. Die Englische briefe sind diese woche aus Engellandt nicht gekom=
men, vnd wird daraus vermuthet, daß die Englischen mit ihrer Oorlogs=
flotte werden außkommen, denn vergangen Jahr wie auch dieß Jahr
sind allezeit die Englische Brieffe in Engellandt aufgehalten ehe die Oorlogs
schiffe von dannen in See gelauffen, es kann auch seÿn, daß sonsten etwas
anders in Engellandtpassiret, daß man hier nicht wißen soll. Der
Judische König soll noch zu Gallipoli in verwahrung seÿn vnd wol gehalten
werden. Hiemit E.(ure) Furstl(iche) Durchl(auchte) Langwierige gesundtheÿt, friedliche Regie=
rung vnd alle gedeÿliche wolfahrt wündsche, Nach welchen wünsch vnd bitte
zu Gott Jch dan verbleibe

Gnädiger Furst
vnd Herr
E.(ure) Furstl(iche) Durchl(auchte)
Unterthänigster vnd gehorsamster Diener
Benedictus BahnsenAmsterdam

A(nno)d(omin)i 31 Julij s.(tili)n.(ovi)
A(nn)o. 1666.
praesent: 28. Julij 1666.

Dem durchleuchtigsten Hochge=
bohrnen fürsten und HErren
Herr Augustus Hertzogen Zu
Braunschweig und Lüneburg

Meinem gnädigen Fürsten
und Herren,
Zu
Wolfenbüttel

Franco
biß
Bremen.

N(umer)o: 3,


Anmerkungen
Das Siegel von Benedict Bahnsen; roter Siegellack durchsetzt mit Rußpartikeln. Es zeigt ein Monogramm. Diese zentrieren sich die Versalien B und C innerhalb eines doppelwandigen Oktagons. Unterhalb des Lacks befindet sich das extrahierte Papier der gegenüberliegenden Seite, sodass die Sollbruchstelle des Brieföffnens nachvollziehbar wird.

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