Text

Christlich Bedenken auf das Interim (1548)
bearbeitet von Hans-Otto Schneider
[Inhaltsverzeichnis]

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|| [A 2r:] Gottes Gnad vnnd Fridt in Christo, Durchlauchtige Hochgeborne Frsten, Gnedige Herrn! Auff gnedigs begern Ewern Frstlichen Gnaden haben wir das INTERIM verlesen, einen Artickel nach dem andern, nach der gewissen Regel der warheit, nemlich der heiligen Schrifft vnnd Gttlichen worts, mit vleis erwogen, vnd was in jedem Artickel annemlich odder verwerfflich befunden, auffs krtzest vnterschiedlich vnd ordentlich verzeichnet, wie hernach folget:

I.

Von dem Menschen vor dem fahl.1

Diesen Artickel wissen wir an ihm selbst nicht zutadeln, darinnen recht geleret wirt, wie die Menschliche natur von Gott gantz Recht, rein vnd wol erschaffen vnnd Gott der snden, So in der natur ist, keine vrsach sey.

II.

Von dem Menschen nach dem fahl.2

Diesen Artickel tadeln wir auch nicht. Denn er lehret auch recht von der Erbsn- || [A 2v:] de, damit die gantze Menschliche natur verderbt vnnd vmb jhrentwillen in allerley leidt, jammer vnnd nodt, auch in die straffa des todts gefallen ist.

III.

Von der Erlsung dorch Christum.3

Dieser Artickel lehret auch recht, das wir durch den Sohn Gottes Jhesum Christum allein von den snden, Gottes zorn, ewigen todt vnd verdamnis erlset Vnnd mit Gott dem Vater versnet sein.

IIII.

Von der Rechtfertigung.4

Dieser Artickel ist vnrein Vnnd nimpt den schnen, herlichen trost, der inn den vorigen Artickeln geleret wird, aller ding hinwegk Damit, das er leret, man msse vor Gott gerecht, das ist: der snden loß, vnd zu gnaden angenomen werden, nicht allein durch den glauben an den Heilandt Jhesum

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Christum, sondern durch die eingegebene gerechtigkeit der Liebe, welche neben dem glauben gleich nttig vnd krefftigk geacht wirdt, den menschen zu rechtfertigen, das ist: bey Gott zu bringen vnd angenehm zumachen.

V.

Von den Frchten vnd dem nutz der Rechtfertigung.5

|| [A 3r:] Dauon wird auch vnrecht geleret. Denn das ein armer snder mit Gott versnet vnd in seinem hertzen zufrieden wirdt, die hoffnung empfehet, das er ein kindt Gottes vnnd erb des ewigen lebens sey, solchs muß durch den glauben allein gescheen, der do gleubt, das ihme solchs alles aus lautter gnaden vnnd Barmherzigkeit allein durch das verdienst Jhesu Christi erworben sey vnnd geschenckt werde. Es sagt das INTERIM aber in diesem Artickel, das vnsere gewissen mit Gott versnet vnnd zu frieden komen, die hoffnung des ewigen lebens erlangen Vnd wir zu Kinder Gottes werden mssen nicht durch den glauben allein, sondern auch durch die Liebe. Domit denn, dieweil dieselbe in vns nmmermehr vlligk sein kann, die gewissen zweiffelhafftigk gemacht werden Vnd zu rechtem fried mit Gott nmmermehr kommen mgen.

VI.

Von der Weise, dadurch der Mensch die Rechtfertigung bekmpt.6

Hieuon wird erstlich recht geleret, das man durch Buß vnnd Glauben darzu kommen muß, nemlich so wir an vnsern eigenen verdiensten vorzagen vnd vnser vertrauwen auff den mitler Jhesum Christum allein setzen. Es wird aber diese meinung baldt hernach gar vmbgekert vnd gefelscht, do gesagt wirdt: Wenn die Liebe vnnd eingegossene gerechtigkeit zum Glauben kommen, denn allererst werde die Rechtfer- || [A 3v:] tigung volkomen, vnd weitter: wo die Liebe den Glauben nicht volkommen mache, so sey es eine vorstmmelte gerechtigkeit,7 damit denn der Glaub an die verheissene gnad in Christo gantz vngewis vnd zweiffelhafftig gemacht wird.

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VII.

Von der Lieb vnd guten Wercken.8

Von der Liebe vnnd guten Wercken ist war und recht gesagt, das sie als frchte dem rechtschaffenen Glauben folgen sollen. Das aber im INTERIM frgegeben wird, die Liebe mache den Glauben, das er rechtschaffen werde, vnnd gebe ihme krafft, den menschen zu rechtfertigen vnnd das ewige leben zu erlangen, dieses ist vnrecht vnd ein lesterung des Herrn Christi. Die vngebotenen, selb erwelten werck, die sie Opera supererogationis pflegen zu nennen,9 wissen wir anders odder hcher nicht zu loben, denn sie vom Herrn Christo gelobt werden Matthei XV:10 „Sie dienen mir vorgeblich11 mit Menschenleren.“ Vnd weil die werck, so Gott geboten hat, vns nicht gerecht machen knnen, jst gewis, das es selb erwelte, vngebottene werck noch viel weniger thun knnen.

VIII.

Vom Vortrauwen der Vorgebung der Snden.12

Wer do gleubet, das er vorgebung der snde habe allein durch Christum, der mag || [A 4r:] in solchem glauben nimmermehr zuuiel fest vnd sicher werden.13 Denn auff die Gttliche verheissung kan niemand zuuiel vertrauwen, sintemal sie auffs aller gewissest ist. Darumb ists ein Gotslesterung, das man die Leute zweiffeln leret. Wer aber vergebung der snden nicht allein durch den Glauben an Christum, sondern durch verdienst vnnd wirdigkeit der Liebe beneben dem Glauben erlangen will, wie im INTERIM vnrecht geleret wirdt,14 derselbe kan freilich in seinem hertzen nimmermehr

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zufrieden vnnd sicher werden, sondern muß fr vnd fr im zweiffel stecken bleiben.

IX.a

Von der Kirchen15

Dauon wirt recht geleret, das sie sey die gemeinschafft vnnd samlung deren, so da gleuben dem Euangelio Jhesu Christi, welcher heubt Christus ist, von dem sie durch den Heiligen Geist geheiliget wirdt. Es wird auch recht gesagt, das ausser dieser gemein odder samlung niemandt seelig werde, er thue so viel guts er wolle. Jtem das in dieser gemeine oder samlung vermenget sein fromme und bse, solange sie Gottes wort nicht verleugnen noch verdammen, denn die solchs thun, sind keine glieder der Kirchen, sie fren tittel vnd schein wie sie wollen. Das ist aber vnrecht, das frgegeben wirt, die sichtbare Kirche sey an die succession der Bapistischenb || [A 4v:] Bischoffe gebunden vnnd msse von denselben regirt werden,16 so doch ffentlich am tage ist, das dieselben Bischoffe von wegen des, das sie das Heilige Euangelium Jhesu Christi lestern, verdammen vnd verfolgen, keine glieder der Kirchen, sondern vielmehr feinde vnnd zustrer derselben sind. Auch ist das vnrecht, das gesagt wirdt, die Kirch habe macht vnd gewalt, Canones zu machen,17 damit sie one zweiffel des Babsts Jus Canonicum, Decreta vnnd Decretales18 bestetigen wollen, zu uerletzung vnd grosser vnleidlichen beschwerung der gleubigen gewissen, denn es stehet geschrieben: „Empti estis pretio magno, nolite fieri serui hominum.“19 Was aber one verletzung des glaubens vnnd beschwerung der gewissen die Kirche eusserlich ordenung bedrfftig, solche hat sie wol zu machen.

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X.

Von den Zeichen und gemercken der wahren Kirchen.20

Hieuon wird recht gesagt, das man die Kirche erkennen sol bey der reinen, heilsamen lehre vnd dem rechten gebrauch der heiligen Sacrament, wie dieselben von Gott dem Herrn eingesetzt vnd gegeben Vnd zu allen zeiten inn aller welt eintrechtigk gehalten worden seind. Das aber ist vnrecht vnd Tyranney, das vorgegeben wird, die Kirche stehe auff der Succession der Bisschoffe,21 welche doch ffentlich be- || [B 1r:] weisen, das sie keine glieder der rechten, warhafftigen Kirchen Jhesu Christi sein, damit das sie die Lehr, in der heiligen Propheten vnd Aposteln Schrifften gegrndet vnd in der Kirchen ye vnd allewegen von allen Christen eintrechtig gehalten, gegleubt vnd bekannt, verdammen vnnd verfolgen den rechten gebrauch der Heiligen Sacrament wider des Herrn Christi einsetzen vnd ordnung vnd sich also von dem Herrn Christo, welcher das heupt der Kirchen ist, jtem von den lieben Propheten vnnd Aposteln, welche die frnemsten glieder sind, mit der that selbs absondern, derwegen mit ihnen als abtrnnigen vnnd rechten Schismaticis kein rechter, warhafftiger Christ in einigkeit des glaubens stehen kan. Quae enim conuentio, Christi & Belial.22

XI.

Von dem Gewalt und Autorithet der Kirchen.23

Die Kirche hat keinen gewalt vber die Heilige Schrifft, sondern sie ist der Heiligen Schrifft vnterworffen, vnnd ist ihr die Heilige Schrifft darzu gegeben, das sie Gottes willen daraus erkennen Vnd nach dem selben alles richten vnnd vrteilen sol. Was nun der Heiligen Schrifft gemeß ist, solchs wird von der Kirchen als rechtschaffen approbiret, angenohmen vnd gehalten. Was aber der Heiligen Schrifft vngemeß vnd zuwieder ist, solchs wird von der Kirchen auch verworffen vnnd verdammet. Das aber Babst vnd Bischoffe sich solchs gewalts an- || [B 2v:] massen, das sie die heilige schrifft als ketzerey verdammen vnd verfolgen Vnd dagegen ffentliche Jrthumb Abgtterey vnnd Mißbreuche wider die schrifft mit gewalt in der Kirchen

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auffrichten, gebieten vnnd verteidingen, geschicht aus Teuffelischer hoffart des Antichrists.24 Auslegung der schrifft, wo dieselbige von dingen [redet], so menschlichem vorstande zu hoch sint, ist nicht ein ampt odder macht gewiesser Personen als der Babst vnnd Bischoffen, das dieselben der schrifft einen vorstand odder auslegung zu dichten haben nach ihrem wolgefallen odder gutdncken, sondern solchs ist eine sonderliche gabe des heiligen Geists, welche gabe die Bischoffe nicht einer auff den anderen erben, sondern von Gott dem heiligen Geist sonderlichen leutten, wenn vnnd welchen er will, seins gefallens gegeben wird, welcher auslegung nicht von wegen der Person des auslegers, sondern nur von des wegen, das solche auslegung der heiligen schrifft gemeß ist, angenohmen vnd gegleubt wird.25 Wie mit der Excommunication zu handeln vnd zu gebaren sey, lehret der Herr Christus Matthe. xviij.,26 darnach sich die Kirche zu halten hat.27 Determinationes jrriger vnd streittiger sachen in Concilijs sollen nicht nach dem gutdncken, willen vnd wolgefallen der Personen, sie heissen Babst, Bischoff odder wie sie wollen, on vnnd wider die heilige Schrifft vnd Gottes wort, sondern allein nach ynhalt vnnd ausweisung der schrifft gestellet werden.28 || [B 2r:] Es hat auch die Kirche vor sich selbs kein Gesetz zu machen, die gewissen daran zu uerbinden, gleichwie sie auch kein Gttlich gesetz aus ihrer macht auffzulsen vnd zu endern hat.29

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Derwegen [ist] dieser Artickel, inndem30 er des Babsts vnd der Bischoffe gewalt vber Gott, sein heiliges wort vnd der gleubigen gewissen erheben vnd bestetigen will, gar mitnichten zu gedulden noch anzunehmen.

XII.

Von den dienern der Kirchen.31

Das die Kirche diener habe, das Euangelion zu predigen vnnd die heiligen Sacramenta nach des Herrn Christi einsetzung vnnd beuehl zu administrirn, ist jn allewege vonnten, welche sollen mit aufflegung der hende nach verordenung der heiligen Aposteln32 abgesondert vnd ordinirt werden. Die Bebstische weihe der fladenbischoffen33 vnd Mespfaffen34 mit schmiren35 vnd blattenscheren36 sampt anderm narrenwerck halten wir fr des Antichrists vnd Teuffels fastnachtspiel.37

XIII.

Vom Obersten Bischoff und andern Bischoffen.38

Dieser Artickel bestetigt nur des Babsts zu Rom Tyranney, welche in der Kirchen gar nicht zu gedulden ist, nachdem Christus sagt: „Die welthern herschen, ihr aber nicht also.“39 || [B 2v:] Alle Aposteln haben von dem Herrn Christo einerley beuehl, das Heilige Euangelion zu predigen, zu Teuffen etc. entpfangen.40 Do sich die Bischoff desselbigen, wie sie schuldigk sind, hielten, durfft man sich keiner secten vnnd spaltung besorgen.41

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Vnd solchen Bischoffen, die sich angezeigts beuels vnsers Herrn Christi halten, denen ist man auch gehorsam schuldigk, wie Christus sagt: „Wer euch hret, der hret mich.“42

XIIII.

Vom Sacrament in Gemein.43

Jn diesem Artickel wird der allerheilsamste vnd frnemste nutz der warhafftigen Sacramenten vorschwiegen, welcher ist, das sie den glauben an die Gtliche verheissungen erwecken vnd stercken sollen. Das aber im INTERIM gesagt wird, die Sacramenta sein krefftigt,44 wo solchs nach der Mnchen45 Lehr gemeint, das die Sacrament Ex opere operato46 gnadt geben sollen, ist vnrecht,47 denn sie ane glauben nichts ntzen, wie geschrieben stehet: „Wer nicht gleubt, der wird verdampt werden.“48 Das das INTERIM auch sieben Sacramenta zelet,49 geschicht ane schrifft. Denn im Newen Testamenta sind dieses allein Sacramenta, dabey Gott vergebung der snden verheischt50 durch Christum, als da sind: Die Tauffe, des Herrn Abentmal. Wo nun solche verheis- || [B 3r:] sungb nicht ist, do kan auch kein Sacrament sein.

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XV.

Von der Tauffe.51

Die Tauff ist krefftigk, darinnen der Heilig Geist durch das wordt der verheissung in den gleubigen wircket. Was aber die Mnche vund Sophisten52 von der wirckung Ex opere operato frgegeben, darnach dieser Artickel auch fast53 schmeckt, das ist vnrecht, wie obgemelt. So ist dieses auch vnrecht, das im INTERIM vorgegeben wird, die Jungen kindtlein haben keinen eigenen glauben, derwegen sie im glauben ihrer Baten vund der Kirchen getaufft mssen werden.54 Was weitter gesagt wird von der Intention des Teuffers55 , ist nicht allein ein vnntig, sondern auch ein geferlich dingk, dadurch vrsach gegeben wirdt zu zweiffeln, ab einer recht odder vnrecht getaufft ist. Denn wer kan den Teufflingk gewiß machen, was Intention sein Teuffer, indem er in getaufft, gehabt habe?

XVI.

Von der Firmung.56

Dieser artickel ist one allen grund der schrifft gesagt, one was mit den haren felschlich darauff gezogen wirdt.57 Denn es ist widder beuehl noch verheissung in der schrifft || [B 4v:] von diesem Sacrament. So hat die Kirche vor sich selbs die macht nicht, das sie Sacrament einsetzen vnnd ordenen58 mcht, dagegen ihr solchs hie auch vnbillich auffgelegt wird.

XVII.

Vom Sacrament der Bus.59

Was in diesem Artickel von erzelung der snden inn der Beicht, desgleichen von der krafft der wilkrlich angenohmen oder vom Beichtuater aufferlegten

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genugthuen gesagt wird, solchs ist alles on vnnd widder die schrifft, sintemal der Herr Christus der keins gethan noch zu thun beuohlen. Dienet aber beide, Beicht vnd Absolution, allein darzu, das des Babsts Tyranney in der Kirchen damit bestetiget Vnd sein Ablaßkram60 vnd jarmarck61 erhalten werde.

XVIII.

Vom Sacrament des Altars.62

Jn diesem Artickel wird die transsubstantiatio geleret, das ist, wie das wesen Brots vnd Weins auffhren vnd allein die ledige gestalt dableiben solle, darunter des Herrn Christi Leib und Blut gegeben werde. Vnd wird daraus ein artickel des glaubens gemacht, welchs doch klerlich wider die schrifft ist, welche sagt j.Cori.x.: „Das Brot“ (nicht die gestalt des Brots), „das wir brechen, ist das nicht die gemeinschafft des Leibes Christi?“63 || [B 4r:] Zum andern wird auch vorgegeben, wer das Sacrament wirdig empfahen wolle, der solle vnnd muß zuuor von snden gereiniget sein durch die Buß; vnnd wer nicht also von snden gereiniget sey, der empfahe dieses Sacrament vnwirdig vnd zum gericht etc. Darinnen ist zweierley mangel. Denn erstlich wird nicht nach der schrifft, sondern widder die schrifft gesagt, das wir durch Buß von snden gereiniget werden, sondern durch den glauben werden wir gereiniget. Actor. xv.64 Zum andern: Weil im Sacrament vorgebung der snden durch das wort der verheissung vns angeboten vnnd versprochen wird, die aber, so von snden zuuor gereiniget sind, solcher vergebung nicht bedrffen, jst klar, das dieses Sacrament nicht solche geste,65 so bereitan rein vnnd sath sein, sondern die gern rein vnd gesettiget werden wolten, fordert, vnd stehet die wirdige empfahung nicht in deme, das du zuuor rein seiest, sondern begerest vnd gleubest, gereiniget zu werden.

XIX.

Von der heiligen Oelung.66

Dieser Artickel ist allerdinge, wie der xvj. von der Firmung, one alle schrifft, hat wider beuehl noch verheissung vom Herrn Christo, jst auch mit dem Oelen der Apostel gar ein ander ding gewesen denn mit diesem, dauon hie gered wird.

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|| [B 4v:] XX.

Vom Sacrament der Priesterweyhe.67 Die68 diener der Kirchen zum Predichampt des heiligen Euangelij vnnd zur Administration der Sacramenten mit aufflegung der hende abgesondert vnd ordinirt werden sollen, solchs ist aus der Apostel schrifften kundlich.69 Was aber vom andern Ordinibus, der Exaministen, Lectorum, Ostiariorum etc., jtem von dem ampt des Mesopffers, auch von der weise der Ordination odder Weihe zu solchen emptern mit schmiren,70 blatten scheren,71 Alben,72 Kaseln,73 Stolen,74 mannipeln75 etc. vnd was sonst zu der Babistischen Pfafferey mehr gehrt, ist alles one schrifft, ja widder die schrifft. Denn Christus zu seinen Aposteln nirgend gesagt hat: „Gehet hin, haltet winckelmeß vnd opffert etc.“, sondern so hat er gesagt: „Gehet hin, predigt das Euangelium vnd Teuffet etc.“76

XXI.

Vom Sacrament der Ehe.77

Der Ehestand ist nicht vom Herrn Christo im Newen Testament, sondern anfengklich im Paradis von Gott gestifftet. Derhalben er auch vor kein Sacrament des Newen Testaments zu halten ist. Vnd das gesagt ist, wenn vmb Ehebruchs || [C 1r:] willen Eheleut gescheiden werden, das gleichwol die vnschldige person sich nicht widerumb vorehelichen sol,78 solchs ist vnrecht, denn Christus jo nicht von tisch- vnnd

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bethscheidung, sonder von Ehescheidung klerlich redet.79 So nu die Ehe gescheiden wirdt, muß ja durch solche Scheidung die vnschldige person von voriger verbuntnus frey vnd loß sein vnnd demnacha sich als ein frey ledige person anderweith zu uerehelichen macht vnnd recht haben.b Gleichs falhs ist dieses auch vnrecht, das gesagt wirdt, die eltern haben nicht macht, aus einerlichen80 vrsachen die heimlichen verlubdnus ihrer kinder zu uerhindern.81 Denn so die eltern ihres gewalts gegen den kindern sonst nicht mißbrauchen, sind jo die kinder ihnen zu gehorsamen schuldig, lauts des vierden gebots.82

XXII.

Vom opffer der Meß.83

Dieser Artickel ist gar grewlich, verkeret den rechten gebrauch des Heiligen Abendmals des Herrn Christi vnnd leret eytel Abgtterey. Denn vnser Herr Christusa sein Heiligs Testament darzu nicht eingesetzt, das wir es auffopffern vnd ihm geben sollen, sondern das wir dadurch von ihm entpfahen vnnd annehmen sollen die vergebung der Snden, durch sein Blut vnd Todt am Kreutz erworben. || [C 1v:] Es wirdt auch der spruch des Propheten Malachie vom versneopffer84 vbel auff das Meßopfer gedeutet, sintemals er nuhr von der predige des Heiligen Euangelii redet gleich wie auch etliche sprch der alten lehrer auch vbel hieher getzogen werden denn die selben der gestalt vnnd meinung vom opffer gar nicht geredet haben wie das INTERIM thut. Vnnd ob gleich von ihr etlichen so geredt worden weil aber solchs dem beuelh einsatzung vnnd ordenung Christi gestracks entkegen muß man die lehrer fahren lassen vnnd dem Herrn Christo allein volgen.

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XXIII.

Vom Gedechtnus Vorbith vnd Anruffung der Heyligen.85

Dieser Artickel leret offentlich Abgtterey, dadurch dem Sohn Gottes, Jhesu Christo, sein ehr geraubet vnnd dem todten menschen zugeeignet wirdt, nemlich das ihre vorbith vnd verdienst vns helffen sollen, schutz vnnd gnad zu erlangen. Weiter wirdt auch vnrecht gesagt, das die Heiligen durch jhre verdienst sein seelig worden, vnnd wird der Heyligen verdienst mit dem verdienst des Mitlers Jhesu Christi bslich vermenget.

|| [C 2r:] XXIIII.

Vom gedechtnus der verstorbenen inn Christo.86

Dieser Artickel ist allein darumb gesetzt, das er das Fegfewr bestettigen, dauon doch aus der heiligen Schrifft vnd Gottes Wort nichts mag beweiset werden, ist aber darumb allein erdichtet, das es den Meßpfaffen vnd Mnchen inn die kchen dienet.87

XXV.

Von der Communion wie die bey dem opffer der Meß sol gehalten werden.88

Wie man des Sacraments nach der einsetzung vnd beuelh des Herrn Christi geniessen vnnd gebrauchen sol, solchs findet man bey den Euangelisten gewiß vnnd klerlich beschrieben.89 Was aber alhie von dieser Communion, die da sol ein zeugnis des erdichten opffers sein, gesagt wirdt, jst nur ein spectakel, von menschen erdichtet, one Gottes beuelh vnnd ordenung.

XXVI.

Von den Cermonien vnd gebrauch der Sacrament.90

|| [C 2v:] Dieser Artickel Restituirt vnnd Confirmirt das gantze Babstumb, vnnd obgleich in vorigen Artickeln etwas leidlichs gesagt worde, so wirdt doch solchs durch diesen Artickel alles vmbgestossen, das wer dieses INTERIM annehmen wolte, derselbige gleich so leicht das gantze Babstumb annehmen mochte.

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Dieses, Gnedige Frsten vnnd Herren, haben wir auff E. F .G. gnediges begeren inn vnterthenigkeit auffs kurtzts vnnd so gut, als es inn eyl hat geschehen mgen, auff das zugestalte INTERIM berichten sollen. Der Almechtige, Barmhertzige, gtige Vater vnsers lieben Herrn vnnd Heylands Jhesu Christi, der wolle vmb desselbigen, seins Eingebornen Ewigen Sohns wilen durch seinen Heiligen Geist E.F.G., unser vnnd aller rechtglaubigen hertzen gnediglich behten vnnd bewaren Das wir weder inn dises INTERIM, noch inn keinerley andere Teuffelische Jrthumb vnd Abgtterey nimmermehr verfurt, sondern inn reinem vnnd festem Glauben vnnd Bekentnus seins heiligen Euangelij bis auf frlichen tag seiner herlichen erscheinung vnnd vnserer ewigen erlsung bestendig erhalten werden, nach dem exempel vnd vorbild E. F. G. lieben Herrn Vaters, vnsers Gnedigsten lieben Herrn vnd getrewen Landtsvaters, welchs nicht allein bey allen Christen, solang die inn diesem elenden leben auff erden sein werden, sondern on allen zweiffel im Reich der ewigen Herrligkeit nimmermehr vergessen wer- || [C 3r:] a den wirdt zu der Gottlichen Maiestat ewigen Lob vnnd Herrligkeit. Amen.
Datum Weymar Sonnabents nach Jacobi.91 Anno Domini 1548
Nicolaus uon Amsdorff92 Manu propria subscripsit. Iustus Menius93 Gothanae et Isnacensis Ecclesiarum superattendens subscripsit. Caspar Glatius D.94 et Ecclesiae Orlamundensis Parochus subscripsit. Iohannes VVeber95 Neapolitanae Ecclesia superattendens, subscripsit.

|| [201]
Caspar Aquila96 Pastor et Superattendens Salfeldiae, subscripsit. Martinus Geralitius97 Ecclesiae Ienensis Pastor et Superattendens, propria Manu subscripsit. Hoffprediger Christophorus Hoffman98 subscripsit. VVolffgangus Mostelius99 Superattendens der Kirchen zu VVeida. Manu propria subscripsit. VVolffgangus Stein,100 propria Manu subscripsit. Iohannes Stoltz101 Hoffprediger Manu propria subscripsit. Laurentius Schrotter,102 propria Manu subscripsit

|| [202]
|| [C 3v:] Iohannes Aurifaber103 Vinariensis, Manu propria subscripsit. Ioannes Molitor104 Bornensis, Manu propria subscripsit. Iohannes Grau,105 Ecclesiae Vinariensis Superintendens Manu propria subscripsit. Nicolaus Staffelstein, Ecclesie Vinariensis Diaconus, Manu propria subscripsit.

Textapparat
a  straffe: C.
a  B, C: XI.
b  A, B: Letzte Zeile A 4r endet mit: „Bapisti-“, Kustode: „schen Bischoffe“, A 4v beginnt: „Bischoffe“.
a  Testamen: A.
b  A, B: B 2v schließt mit „verheis-“ und Kustode „sung ni-“; B 3r beginnt in A mit „ung nicht“, in B mit „sung nicht“.
a  dennach: C.
b  habe: A.
a  Ergänze: hat.
a  Falsche Zählung in A: „C v“

Kommentar
1  Fall. Vgl. Augsburger Interim I (Von dem mentschen vor dem fall), 36f.
2  Vgl. Augsburger Interim II (Von dem mentschen nach dem fall), 38–41.
3  Vgl. Augsburger Interim III (Von der erlösung durch Christum unsern herrn), 40–43.
4  Vgl. Augsburger Interim IV (Von der rechtfertigung), 42–47.
5  Vgl. Augsburger Interim, V (Von den früchten und dem nutz der rechtfertigung), 48f.
6  Vgl. Augsburger Interim, VI (Von der weise durch welche der mentsch die rechtfertigung bekombt), 48–51.
7  Vgl. Augsburger Interim, VI, 50: „... dieser glaub erlangt die gabe des heyligen geists, durch welche die liebe Gottes außgegossen wirdt in unsere hertzen; welche, so sie zum glauben und der hoffnung kombt, werden wir alsdann durch die eingegebne gerechtigkait, die im mentschen ist, warhafftiglich gerechtfertigt. Dann diese gerechtigkait besteet durch den glauben, die hoffnung und die liebe; also wo man dieser gerechtigkait der stück eins wolte entziehen, so würde sie gestumelt und mangelhafft sein.“
8  Vgl. Augsburger Interim VII (Von der liebe und gueten wercken), 52–57.
9  Vgl. Augsburger Interim VII, 56: „Kurtzlich muessen die ungebotnen freywilligen werck [im lat. Text: opera supererogationis], so, wie Crisostomus spricht, uber das gesatz gescheen, von denen, die darwider gescheen, unterschiden werden, dann diese verdambt Christus selbst als den saurtaig der Phariseer [Lk 11,37–12,1; Mt 16,6; Mk 8,15], aber jhene lobet der haylig geist in der schriefft, wann er sagt: ‚Laß dir gefallen, Herr, das willig opffer meines mundts [Ps 119,108]‘.“
10Mt 15,9.
11  vergeblich.
12  Vgl. Augsburger Interim VIII (Vom vertrawen der vergebung der sünden), 56–59.
13  Vgl. Augsburger Interim VIII, 56: „Allhie muß man sich wol fürsehen, das man die mentschen nit allzu sicher mach, und das sie inen selbst nit allzu vill vertrawen [...].“
14  Vgl. Augsburger Interim VII (Von der liebe und gueten wercken), 52.54: „... der glaub, der durch die lieb nit würcket, der wirdet nit für lebendig angesehen, sonder vilmehr unfruchtbär und todt, wie auch S. Jacob sagt. Ja vil mehr: der mentsch habe sovil glaubens als er wolle, ist die lieb nit da, so bleibt er im todt, wie es Johannes clar zeuget ... Auß disem grossen gottesgeschenck ... fliessen wie aus einem prunnen alle gute wergck, welche so notig sein ainem jeden gerechtfertigten zur seligkeit, das, wo er sie nit thuet, da er soll, so verleurt er die gnad Gottes und wirdet als ein unnutzer reben ausgeschnitten von Christo und ins feur geworffen, wie Christus selbst in seinem evangelio lernet ... diweil solch werck auß der liebe herfliessen und frucht der gnaden Gottes sein, und Gott nach seinem wolgefallen den würckenden belonung allermiltest zusagt, so begnadet er sie mit vergeltung zeitlicher gueter und des ewigen lebens ...“
15  Vgl. Augsburger Interim IX (Von der kirchenn), 58–65.
16  Vgl. Augsburger Interim, IX, 60: „... Und wiewol die kirchen, soverr sie in solchen glidern steet, die nach der liebe leben, allain der heylligen ist und deßhalben unsichtbar, so ist sie doch auch sichtbar in dem, das sie Christus zaiget, da er spricht: ‚Sage es der kirchen‘ [Mt 18,17]. Zu dieser gehoren die bischoff, die das volck regiren, welches Christus mit seinem pluet erkaufft hat; dartzu gehoren auch die anderen diener.“
17  Vgl. Augsburger Interim, IX, 60.62: „... Zu dieser kirchen gehört das wort Gottes, das durch die oren ins hertz felt. Hieher gehören die sacrament, hieheer gehören die schlüssel zu binden und aufftzulösen und der gwalt zu zwingen durch den bann; hieheer gehört auch der gwalt, die diener der kirchen zu ordiniren; hieheer gehört die beruffung zum kirchendienst und zuletzst die macht canones zu setzen.“
18  Vgl. Georg May, Art. Kirchenrechtsquellen I. Katholische, in: TRE 19 (1990), 1–44.
20  Vgl. Augsburger Interim X (Von den zaichen und gemercken der waren kirchen), 64–67.
21  Vgl. Augsburger Interim, X, 66: „Das viert zaichen der waren kirchen ist, das sie sei die allgemein, das ist: durch alle ortt und zeit außgegossen und durch die aposteln und ire nachkomen biß auff uns in stäter succession außgebraittet biß ans ende der welt ...“
22  Vgl. II Kor 6,15.
23  Vgl. Augsburger Interim (Von dem gwalt und auctoritet der kirchen), 66–69.
24  Vgl. Augsburger Interim, XI, 66.68: „Wiewol die schriefft, wie Christus sagt, nit aufgelöst werden khan, und also deßhalben unbeweglich und grosser denn aller menschen gwalt, so ist doch bei der kirchen alweg die macht gewesen, die waren schriefften, welche under dem namen der aposteln des herren und irer jünger eingefuert, underschaiden worden sein. Und eben wie die kirchen dieser dinng halben gwalt und macht alwegen gehabt, also hat sie auch gwalt, die schriefft außtzulegen und sonderlich auß inen die leeren zu nemen und zu ercleren; seitemal der heyllig geist bey ir ist und leittet sie in aller wharheit ...“.
25  Vgl. Augsburger Interim, XI, 68: „... Und diese macht, die schriefft außtzulegen, ist sonderlich noth in den stücken, die schweer sein zu versteen, wie es dann die that an ir selbst weiset.“
26  Vgl. Mt 18,15–18.
27  Vgl. Augsburger Interim, XI, 68: „... So ist das auch gewiß, daß die kirch macht habe zu straffen und zu excommuniciren, und das auß Christi bevelch vom gwalt zu binden [Mt 16,18f]. Damit dann stimmet, das der Apostel sagt: ‚Thuet das böse von euch‘ [I Kor 5,13, Vg: malum]. So hat sie auch gwalt zum gerichtszwang. Dann wem da gebürt die macht zu straffen, dem mueß auch die macht des gerichtszwangs zugestellet werden.“
28  Vgl. Augsburger Interim, XI, 68: „... Und wann zweiffelhafftig fragen fürfallen in der kirchen, so hat sie macht, von denen zu urtheilen und zu schliessen. Und das durch einen synodum oder versamblung. Und was sie dann im heilligen geist rechtmessig versamblet beschleust, das ist zu achten, als hette es der heillig geist selbst geschlossen. Wie dann geschrieben steet im concilio zu Hierusalem: ‚Es gefelt dem heylligen geist und uns’ [Act 15,28].“
29  Vgl. Augsburger Interim, XI, 68: „... Es erweiset sich auch aus dem concilio zu Hierusalem, das die kirchen macht habe, gesetz zu machen zum nutz der kirchen, deren gwalt allein dahin gericht sein solle zu erbawung und nit zum verderben oder zerstörung [vgl. II Kor 10,8; 13,10].“
30  weil. Vgl. Art. indem 4), in: DWb 10, 2108f.
31  Vgl. Augsburger Interim XII (Von den dienern der kirchen), 70–71.
33  Weihbischöfe, vgl. Art. Fladenbischof und Art. Fladenweiher, in: DWb 3, 1708.
34  Priester, deren Aufgabe im Lesen von (bezahlten) Messen bestand, vgl. Art. Meszpfaffe, in: DWb 12, 2139.
35  Despektierlich für: Salben mit geweihtem Chrisam. Vgl. Ludger Körntgen, Art. Salbung IV. Kirchengeschichtlich, in: RGG4 7 (2004), 794f; Karl Ernst Schrod, Art. Oele, heilige, in: WWKL2 9 (1895), 712–715.
36  Glatzenschneiden, despektierlich für: Tonsurieren, vgl. Wilhelm Rees, Art. Tonsur/Tonsura (Corona) clericalis, in: RGG4 8 (2005), 474f; Johannes Baptist Sägmüller, Art. Tonsur, in: WWKL2 11 (1899), 1876–1883.
37  Gaukelei. Zur Gattung des Fastnachtspiels vgl. Werner M. Bauer, Art. Spiele, Mittelalterliche weltliche (Fastnachtspiel), in: RDL2 4 (1984), 100–105.
38  Vgl. Augsburger Interim XIII (Vom obersten bischoff und andern bischoven), 70–73.
39  Vgl. Lk 22,25f.
40  Vgl. Mt 28,19f.
41  Wenn die Bischöfe, wie es ihre Pflicht ist, diesem Auftrag nachkämen, müsste man keine Spaltungen befürchten. – Vgl. Augsburger Interim, XIII, 70.72: „... Und auff das die kirch, die eines haupts, das ist des herren Christi einiger leib ist, desst leichter in ainigkait erhalten würde, wiewol sie vil bischove hat, welche das volck, so Christus durch sein teures pluet erworben hat, regiren, und das auß gottlichen rechtenn, so hat man doch einen obersten bischove, der den andern allen mit vollem gwalt fürgesetzt ist, scismata und trennung zu verhueten, und das nach

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der prerogativ und fürtzug, der Petro verlihen ist. Und wie nutz solches seie, die trennungen in der kirchen zu verhueten, beweiset sich auß dem, das auß verachtung dieses hohen priesters offtmals trennung und spaltung entstanden seindt, wie es auch Ciprianus schreibt und das werck selbst zeuget ...“
43  Vgl. Augsburger Interim XIV (Von sacramenten in gemain), 72–75.
44  Vgl. Augsburger Interim, XIV, 72: „… Derhalben hat unser herr Christus Jhesus die gemeinschafft des newen volcks durch die sacrament, der an der zal gantz wenig, auch zu halten gantz leicht und in der bedeuttung gantz krefftig seindt, zusammengeknüpfft.“
45  Mönche.
46  Kraft des bloßen Vollzuges, unabhängig vom Glauben der Empfangenden. Vgl. Notger Slenczka, Art. Ex opere operato, in: RGG4 2 (1999), 1827f.
47  Im Augsburger Interim, XIV, 74, heißt es allerdings dazu: „… Die ander ursach [sc. für die Einsetzung der Sakramente] ist, das sie [sc. die Sakramente] nit allain solches bedeuten, sonder heylligen auch und geben die unsichtbar gnad Gottes nit auß eigner, der eusserlichen ding crafft oder auß verdienst des dieners, sonder auß crafft des herren Christi, der sie eingesetzt hat und darinn verborglich würcket.“
49  Vgl. Augsburger Interim, XIV, 72: „… Nemlich durch die tauff, firmung, sacrament des altars, bueße, die letzte ölung, priesterambt und ehestandt.“ Zur Herausbildung der Siebenzahl der Sakramente im römisch-katholischen Verständnis vgl. Ulrich Köpf, Art. Sakramente I. Kirchengeschichtlich, in: RGG4 7 (2004), 752–755.
50  verheißt. Vgl. Art. verheiszen 4), in: DWb 25, 557f.
51  Vgl. Augsburger Interim XV (Von der tauff), 74–79.
52  Allgemein abwertend für scholastische Theologen.
53  sehr. Vgl. Art, fast A.1), in: DWb 3, 1348.
54  Vgl. Augsburger Interim, XV, 76: „... Auff diesen bevelch des herrn [Mt 28,19f] steurt und verlässt sich, so offt die tauff außgethailet wirdet, der glaube des, der die tauff empfahet, wenn er allt ist. Für die khinder aber der glaub deren, so sie auß der tauff heben und für sie bekennen, jha auch der gantzen kirchen glaub, und das wort des dieners, der sich diß bevelchs gebraucht ...“
55  Vgl. Augsburger Interim, XV, 76: „... Was aber das ampt der tauff belangt, wiewol es den priestern fürnemlich zusteet, so kann doch ein lay im fall der noth rechtschaffen und nutzlich tauffen; und ob auch schon ein ketzer tauffet, wann er die materi, formb und die meinung [lat. Text: intentione] recht brauchet, so soll man das sacrament nit vernewen, seitemal es nit besteet in der wirdigkeit des dieners, sonder in der warheit des worts Gottes und in crafft des heylligen geists.“
56  Vgl. Augsburger Interim XVI (Von der firmung), 78–81.
57  abgesehen von weit hergeholten Scheinbegründungen, vgl. Art. Haar III.8), in: DWb 10, 16.
58  anordnen, verordnen. Vgl. Art. ordnen 3), in: DWb 13, 1329.
59  Vgl. Augsburger Interim XVII (Vom sacrament der buesse), 82–85.
60  Ablass(klein)handel (despektierlich). Vgl. Art. Kram II.2), in: DWb 11, 1988.
61  Jahrmarkt, Spektakel, (unlauterer) Handel. Vgl. Art. Jahrmarkt 4), in: DWb 10, 2246.
62  Vgl. Augsburger Interim XVIII (Vom sacrament des altars), 86–89.
64  Vgl. Act 15,9.
65  Gäste.
66  Vgl. Augsburger Interim XIX (Von der heilligen ölung), 88–93.
67  Vgl. Augsburger Interim XX (Vom sacrament der priesterweihe), 92–95.
68  Evtl. wäre zur Vervollständigung des Satzes am Anfang „Dass“ zu ergänzen.
70  salben mit Chrisam, geweihtem Öl.
71  tonsurieren.
72  Als Albe bezeichnet man eine knöchellange weiße Ärmeltunika aus Leinenstoff. Vgl. Franz Xaver Wildt, Art. Albe (1.), in: WWKL² 1 (1882), 404f.
73  Kasel wird ein in der Regel reich verzierter ärmelloser Mantel genannt, das eigentliche Messgewand. Vgl. Nicolaus Gihr, Art. Casula, in: WWKL² 2 (1883), 2044-2046.
74  Die Stola ist ein zur Gewandung der Diakone, Priester und Bischöfe gehörender schmaler Stoffstreifen. Vgl. Karl Ernst Schrod, Art. Stola, in: WWKL² 11 (1899), 837f; [Michael] Permaneder, Art. Stolgebühren, in: WWKL² 11 (1899), 841-846.
75  Stoffstreifen, der während des Messvollzuges über dem linken Unterarm getragen wird. Vgl. Franz Xaver Schmid, Art. Manipel, in: WWKL² 8 (1893), 614f.
76  Vgl Mt 28,19f.
77  Vgl. Augsburger Interim XXI (Vom sacrament der ehe), 94–103.
78  Vgl. Augsburger Interim, XXI, 96.98: „... Die ander eigenschaffft ist, das das bandt der ehe, einmal zwischen zwaien zusamen verbunden, durch keine ferrer scheidung, sonder durch des einen theils absterben allein soll und muge aufgelöst werden [Röm 7,2f]. Dann da Christus meldet, das man ein weib umb der hurrerey willen lassen muge [Mt 19,9], wirdet durch dieselbige schaidung allain die beiwonung zu beth und disch auffgehaben, aber nit das bandt der ehe erlediget. Das also ein yeder, der sich zu einer solchen gelassnen verheirat, als mit eines andern eheweib den ehebruch begeet.“
79  Vgl. Mt 5,32; 19,9.
80  irgendwelchen, gleichgültigen.
81  Vgl. Augsburger Interim, XXI, 100: „ ... Darumb, diweil der vätterlich gwalt dieser vereinigung des ehestands von rechtswegen weichen mueß, soll man die nit hören, die zu unsern zeitten wollen, das die ehe oder versprochne heirat wiederumb zertrennt werden und nit gelten sollen, wo der eltern bewilligung nit darbei gewest ist. Hiemit wollen wir aber dem gehorsam nichts abtziehen, den die khinnder iren eltern schuldig sein, sondern wollen nit, das die eltern in verhinderung oder trennung der ehe iren gwalt mißbrauchen sollen. Weil wir aber doch der erbarkheit gemeß achten, das die khinder sich nit verheiraten sollen one rath und bewilligung irer elltern, sollen sie was inen diß fals zu thuen gebüren wolle, durch die prediger vleissig vermanet werden.“ Vgl. unsere Ausgabe Nr. 11, S. 680, Anm. 932.
82  Vgl. Ex 20,12; Dtn 5,16.
83  Vgl. Augsburger Interim XXII (Vom opffer der meß), 102–123.
84Mal 1,10f; vgl. Augsburger Interim, XXII, 114.
85  Vgl. Augsburger Interim XXIII (Von der gedechtnus der haylligen im opffer der meß und von irer fürbitt, so darin begert wirdet. Auch kürtzlich: Von anruffen der heylligen), 122–129.
86  Vgl. Augsburger Interim XXIV (Von der gedechtnus der verstorbnen in Christo), 128–135.
87  weil es ein einträgliches Geschäft begründet, das die Küchen der beteiligten Kleriker füllt.
88  Vgl. Augsburger Interim XXV (Von der communion, wie sie beim opffer der meß gehalten werden soll), 134f.
90  Vgl. Augsburger Interim XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der sacramenten), 134–145.
91  28. Juli 1548.
92 Vgl. unsere Ausgabe Nr. 7: Antwort, Glaub und Bekenntnis auf das Interim (1548), Einleitung, 207f.
93Justus (Jost, Jodocus) Menius (Menig, Moenius), * Fulda 13.12.1499, Klosterschule Fulda, Franziskaner Erfurt, Uni Erfurt 1514, Bacc. 1515, Mag. 1516, Uni Wittenberg 1519, 1523–1525 Diak. Mühlberg bei Gotha, 1525–1528 Pfr. Erfurt (St. Thomas), 28.03.1529–1556 Sup. Eisenach u. (1546) Gotha, 1557–1558 Pfr. Leipzig (St. Thomas). Bedeutender Reformator Thüringens und Freund Luthers. 1528/29 Visitator im ernestinischen, seit 1539 auch im albertinischen Thüringen [PKS VI, 54]; vgl. Michael Beyer, Art. Menius, in: RGG4 5 (2002), 1037f; Irmgard Wilhelm-Schaffer, Art. Menius, in: BBKL 5 (1993), 1263–1266; Martin Hein, Art. Menius, in: TRE 22 (1992), 439–442; Schmidt, Menius.
94Kaspar Glatz, 1524 zum D. theol. promoviert, wurde nach Andreas Bodensteins Abgang Verweser des Archidiakonats an der Stiftskirche zu Orlamünde und des damit verbundenen Pfarramts, † 1551. Luther hatte ihn als Ehemann für die aus dem Kloster Nimbschen entflohene Nonne Katharina v. Bora vorgesehen (nachdem die beabsichtigte Verbindung mit Hieronymus Baumgartner am Wiederstand von dessen Familie gescheitert war), doch lehnte diese eine Ehe mit Glatz vehement ab, so dass Luther sie schließlich selbst heiratete. [ADB IX,220].
95 Johannes Weber, 1528–1555 (†) Pfr. Neustadt a. d. Orla, Sup. Vgl. Volz, Urkunden, 89, Anm. 16.
96Caspar Aquila, * 07.08.1488 Augsburg, Schulbesuch in Ulm, Uni Bern, 1510 Leipzig, 1513 Wittenberg, Bacc. ebd. 03.02.1513, 1514 Priester u. Pred. in Bern, 1515 Feldprediger bei Franz v. Sickingen, 1516 Pfr. von Jengen (bei Buchloe/Ostallgäu), 1520 Haft u. Amtsenthebung, 1521 Mag. Wittenberg, 1521–1523 in Sickingens Diensten, danach in Wittenberg, 1527 Prediger in Saalfeld, 1528–1548 Pfr. (u. Sup.) Saalfeld, flieht als Interimskritiker nach Rudolstadt, wird Pfr. in Untermaßfeld (bei Meiningen), 1550 Pfr. in Schmalkalden, ab 1552 wieder in Saalfeld, † 12.11.1560 ebd. Vgl. PKS 1, 133f; Heinz Scheible, Art. Aquila (Adler), in: RGG4 1 (1998), 666; Endermann, Aquila.
97Martin Görlitz, zunächst Prediger in Torgau, 1528–1543 Sup. Braunschweig, 1543 Pred. u. theolog. Lektor Braunschweig, 1545–1549 Sup. u. Prof. Jena, † 07. März 1549 ebd. Vgl. Jürgen Diestelmann, Art. Görlitz, Martin, in: BBKL (nur Internetversion), http://www.bbkl.de/g/ goerlitz_m.shtml, zuletzt besucht 02.06.2008.
98Christoph Hof(f)mann, * Ansbach, Uni. Freiburg/Br. 07.11.1513, Wittenberg 07.08.1520, Bacc. biblicus 19.07.1521, Mag.; 10.08.1522–1526 Pred. Kitzingen, musste nach Landtagsabschied 1526 fliehen; 1527–1536 Adiak. Herzberg, 23.04.1536–1544 Pfr. u. Sup. Jena, 25.06.1544–1548 Hofpred. Weimar, begleitete Johann Friedrich den Großmütigen nach der Schlacht bei Mühlberg in die Gefangenschaft nach Augsburg, musste im Juli 1548 fliehen, weil er den Fürsten in der Ablehnung des Interims bestärkt hatte; 28.07.1548 in Weimar Mitunterzeichner der Erklärung gegen das Interim; danach zunächst ohne Amt in Jena, 1550 Prof. theol. Jena, † ebd. um 1553 [PKS 4, 251f].
99Wolfgang Möstel, * Plauen 1497, zunächst Diakon in Teschen (Böhmen), 1529 Pfr. Bockwa (bei Zwickau), 1533 Uni Wittenberg, 1539 Sup. Weida (Thüringen), † 1575 [SPB II, 610].
100Wolfgang Stein, * Zwickau, Lateinschule ebd., 1504 Uni Erfurt, 1506/07 bacc. artium, 1508 Propst der Zisterzienserinnen in Eisenberg, Okt. 1517 Prediger Zwickau (St. Katharina), ab 1519/22 Hofprediger in Weimar, als solcher führt er am 17. August 1525 durch eine Predigt auf dem Schloss offiziell die Reformation in Weimar ein, gemeinsam mit Pfr. Johann Grau, der gleichzeitig in der Stadtkirche reformatorisch predigt; seit 1529 wird Stein auch als Superattendent bezeichnet; 1539 wechselt er in den Dienst Herzog Heinrichs und wird Superintendent in Weißenfels, am 03. Oktober 1545 enthebt ihn Herzog Moritz seines Amtes (im Zusammenhang mit Querelen um das Kollaturrecht der Pfarrei Lissen bei Osterfeld), Stein verbringt seinen Lebensabend in Weimar, wo er vor 1553 stirbt. Vgl. Clemen, Wolfgang Stein.
101 Mag. Johann Stoltz aus Wittenberg (etwa 1514–1556), war seit 1547 Hofprediger in Weimar. Vgl. Volz, Urkunden, 197f, Anm. 1.
102Lorenz Schrö(d)ter, * [1491] Gotha, Uni. Leipzig (1511), Mag., zunächst Pfr. in Schildau (bei Torgau), 1539 Sup. Annaberg, 1543 Meißen, 1547 Amtsniederlegung [SPB II, 837].
103Johannes Aurifaber (Goldschmied), * Weimar 1519, Uni Wittenberg 1537–1541/45, Mag., 1540–1543 Hauslehrer bei Graf Albrecht v. Mansfeld, 1544/45 Feldprediger Vollrads v. Mansfeld in Frankreich, 1545/46 letzter Famulus Luthers, Zeuge bei dessen Tod in Eisleben, 1546–1547 Feldprediger des Kurfürsten Johann Friedrich v. Sachsen, 1547 dem Weimarer Hofprediger Stoltz beigegeben, 1550 2., 1556 einziger Hofprediger Weimar, am 22.10.1561 als Gnesiolutheraner amtsenthoben, Aufenthalt in Eisleben, 1566 Pfr. Predigerkirche Erfurt, 1572 Senior, † 18.11.1575. Vgl. PKS I, 158f; Helmar Junghans, Art. Aurifaber, in: TRE 4 (1979), 752–755.
104Johannes Molitor, zunächst Pfr. in Mühlberg/Elbe, 1547 Helfer des Hofpredigers Stoltz, 1549 Pfr. in Creuzburg, wo er im selben Jahr noch starb. [Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Stefan Michel, Jena].
105Johannes Grau (Graw, Groë, Caesius), *1483 Kronach (Oberfranken),1525–1559 (†)Weimar (WA.B 2, 602, Anm. 9; 3, 267, Anm. 2
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